Conan der Cimmerier 1

Band 1: Die Königin der schwarzen Küste

Story: Robert E. Howard, Jean-David Morvan
Zeichnungen: Pierre Alary

Originaltitel: Conan le cimmérien – La reine de la côte noire

Splitter Verlag

Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 15,80 € |

ISBN: 978-3-96219-202-0

Cover Conan der Cimmerier 1

Conan der Barbar ist eine der klassischen Abenteuerserien aus den Pulpmagazinen der 30-er Jahre, in diesem Fall aus den Weird Tales. Kreiert ursprünglich von Robert E. Howard und dann fortgeführt von vielen verschiedenen Autoren, insbesondere Lyon Sprague de Camp, beschreibt sie den geschichtslosen Kämpfer aus einer fiktiven Welt, der alles gewesen ist: Söldner, Pirat, Dieb und sogar König. Denjenigen, die sich heute in ihrem besten Alter befinden, ist wahrscheinlich vor allem die Verfilmung mit Arnold Schwarzenegger im Gedächtnis, die den ursprünglichen Typus aber eher nicht getroffen hat. Howard hat insgesamt 21 Abenteuer, fast alle davon als Kurzgeschichte, geschrieben.

Editions Glenat hat nun eine Reihe gestartet, die es unterschiedlichen Teams gestattet, jeweils eine Geschichte als Comic umzusetzen und Splitter bringt das Ganze auf Deutsch heraus. Die zunächst geplanten 12 Bände sind ohne bestimmte Reihenfolge zu lesen, da Conan bereits im Original keine Entwicklung durchlebt: Am Ende geht alles auf Null. Zum Reihenstart sind gleich zwei Bände erschienen. Wer sich für die Originalgeschichten interessiert, kann auf die dreibändige Taschenbuch-Ausgabe bei Heyne zurückgreifen, die nur noch für teilweise erstaunliche Summen antiquarisch zubekommen ist, oder auf die noch lieferbare sechsbändige Ausgabe bei Festa.

Bei Panini bzw. Generation Comics sind vor einigen Jahren ein paar Bände mit Marvel-Conan Comics erschienen, die durchaus lesenswert sind!

Conan der commerier 1 page 23

Glenat nutzt die Situation, dass in Europa Werke 70 Jahre nach dem Tod ihres Schöpfers gemeinfrei werden. Da in den USA andere Fristen gelten werden die „neuen“ Abenteuer dort vermutlich auch nicht erscheinen. Die Trademark für Conan bzw. Conan den Barbaren ist allerdings auch weiterhin geschützt und so hofft man in Frankreich, dass Conan der Cimmerier anders genug ist. Immerhin kommen wir so in den Genuss, eine weitere amerikanische Ikone in der Interpretation europäischer Künstler*innen sehen zu können.

Der erste Splitterband „Die Königin der schwarzen Küste“ von Jean-David Morvan und Pierre Alary hat die Liebesgeschichte von Conan und der weißen Anführerin einer schwarzen Piratentruppe namens Belit zum Thema. Conan wird auf den Anfangsseiten recht treffend einführend beschrieben, als er eine Gerichtsverhandlung endgültig beendet und auf ein gerade auslaufendes Handelsschiff flieht. Auch der Übergang von eben diesem Schiff auf das jenes enternde Piratenschiff offenbart die Treulosigkeit aber auch Berechenbarkeit des Kämpfers. Emotionale Bindungen sind ihm fremd. Im weiteren Verlauf treten alle typischen Bestandteile der Conangeschichten zu Tage:  Gewalt und Kämpfe, Horrorelemente, Mystik, untergegangene Zivilisationen und die Hoffnungslosigkeit des menschlichen Lebens im Generellen in Kombination mit der Aufopferung im Speziellen. Kein Wunder, dass die Stories auch nach 80 Jahren noch ihre Leser*innen finden. Belit stellt dabei allerdings eine andere Kategorie als die typischen Gefährtinnen dar, ist sie doch selber eine starke, selbstbewusste und autonom handelnde Persönlichkeit.

Im Endeffekt bleibt Conan als einziger der Besatzung des Piratenschiffes übrig; Weder der Verlust der Beute noch der der Kameraden oder der Geliebten bedeuten dem einsamen Kämpfer aber etwas. Auch metaphysischer Trost in Gottheiten steht im nicht zur Verfügung „Ich lebe, ich brenne in der Hitze des Lebens, ich liebe, ich töte, und das ist genug für mich.“

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Die Zeichnungen von Pierre Alary sind sehr dynamisch und variieren die Seitenaufteilung sehr geschickt. Während teilweise die klassische Anordnung eine eher ruhige Geschwindigkeit andeutet, werden Action oder aber auch bedrohliche Stimmungen durch Überlappungen oder Ausfransungen unterstützt. Auch die Farbwahl gefällt mir gut.

Wer allerdings den klassischen Conan von Buscema im Hinterkopf hat wird sich auf die figürliche Gestaltung Alarys erst einlassen müssen. Conan ist zwar muskelbepackt, sieht mit seinen reduzierten Details und dem Drei-Tage-Bart aber sehr ungewohnt aus. Auch die anderen Gesichter wirken etwas karikaturesk, allerdings stört es dort weniger. Sobald man sich nach ein paar Seiten an dieses Aussehen gewöhnt hat, irritiert es aber nicht mehr so stark da es in die Umgebung eingepasst ist.

Splitter ergänzt die Ausgaben mit Bonusmaterial. In diesem Band erfolgt eine Einordnung Conans und seines Autoren in die (SF/Fantasy-)Literaturgeschichte, begleitet von einigen Skizzen und Entwürfen.

Eine Besprechung des grafisch ganz anders umgesetzten zweiten Bandes folgt in Kürze auf comix-online.

detail aus conan der Cimmerier 1

Zu diesem Conan passt auf den ersten Blick musikalisch entweder Metal oder HardCore. Da Conan allerdings so gar keine emanzipativen Ansätze zeigt, HardCore typischerweise aber schon, bleibt tatsächlich nur die erste Kategorie übrig. Die Bildsprache dieser Umsetzung lässt Death oder Doom und vergleichbare Spielarten eher nicht zu, also Guns ´n´ Roses und dazu etwas wie Milch, die müde Männer munter macht.

© der Abbildungen 2018 Splitter Verlag

mosaik 516 – Dezember 2018

mosaik – mit den Abrafaxen durch die Zeit 516 (Dezember 2018)

Ein weiser Rat
Story: 
Jens U. Schubert
Zeichnungen: 
Kollektiv

MOSAIK
Steinchen für Steinchen Verlag


Kleinformat | 48 Seiten | Farbe | 2,95 € 
ISSN: 
0323-8857

Mosaik 516 Cover

Die Abrafaxe befinden sich mitten in ihrem Hanse-Abenteuer: Simon und Abrax sind in London und versuchen dort, Tuche mit Gewinn zu verkaufen um den in Brüssel aufgenommenen Kredit zurückzahlen zu können. Brabax und Califax sind derweil mit zwei etwas zwielichtigen Mönchen in Nowgorod um die letzten Bestandteile der Beschreibung zu finden, die es ihnen ermöglichen würde, den Piratenschatz zu finden.

Beide Reisegruppen stoßen auf Schwierigkeiten, finden aber auch mit Hilfe ihrer Freunde Auswege.

Das Mosaik ist mittlerweile eines der auflagenstärksten Comicmagazine Ganz(!)Deutschlands und kombiniert grafisch hochwertige Zeichenkunst mit lehrreichen Informationen über vergangene Zeiten und spannenden Abenteuern.

 

Mosaik 516 page 3

Die Geschichten folgen jeweils einer Story-arc, die über ca ein Jahr geht und haben dadurch genügend Zeit, Details zu vertiefen oder Hintergründe einfließen zu lassen. Jede*r Geschichtslehrer*in würde sich wahrscheinlich freuen, wenn die Kids im Unterricht durchschnittlich auch nur die Hälfte von dem über die Hanse wüssten, was hier vermittelt wird. Das Team hinter dem mosaik nutzt dabei ganz bewusst Kooperationen mit Museen und bietet daher auch die Gewissheit, dass das vermittelte Wissen auf dem neuesten Stand ist. Dabei werden die Informationen aber spaßig und kindgerecht im Mittelteil zusammengefasst:

Detail aus Mosaik 516 pg 24

Auch wenn das mosaik immer noch mit der ehemaligen DDR in Verbindung gebracht wird, hat es sich tatsächlich doch schon seit langem davon unabhängig entwickelt und bietet kein bisschen „Ostalgie“. Wer es noch nicht kennt aber Jungen im Alter zwischen 8 und 14 hat, sollte definitiv ein Blick darauf werfen.

Dazu passen Tee und Folk aus Russland.

Abbildungen © 2018 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag 

Yakari – Klassiker des Monats November 2018

Yakari und … (39 Bände)

Text: Job

Zeichnungen: Derib

Salleck Publications

Hardcover | 48 Seiten | Farbe | 12,00 € |

Cover Yakari 1
Das erste Abenteuer von Yakari

Der November wird eindeutig durch das Thema „Western“ geprägt: Der neue Lucky Luke-Band ist erschienen, ein Interview mit Achdé und Jul ist online gegangen und die Coverserie des aktuellen ZACK gehört ebenfalls zu diesem Genre. Was liegt da näher als auch im Klassiker des Monats darauf zurückzukommen zumal Yakari auch im Gewinnspiel letzten Monat als Lieblingscomic genannt worden war!

Yakari ist nicht nur eine Comicreihe sondern bereits seit vielen Jahren auch ein multimediales Universum, das aus mehreren Fernsehserien, Musicals und Puppenspielen, Merchandise-Figuren, Spielen und monatlichen Zeitschriften besteht. Hier soll der Fokus auf den Comics liegen.

Das erste Abenteuer „Yakari und großer Adler“ über das Leben des jungen Sioux Yakari von Job (das ist André Jobin) und Derib (Claude de Ribaupierre) erschien bereits 1979. Yakari ist ein kleiner Junge, der die Fähigkeit besitzt, mit Tieren zu sprechen. Seine Freunde sind dementsprechend nicht nur menschlicher Natur und die Namen der einzelnen Geschichten „Yakari und …“  beschreiben oft ein jeweiliges Tier als Hauptakteur. Bester Freund des Kleinen ist sein Pony Kleiner Donner, das ähnlich wie Jolly Jumper eine eigene Persönlichkeit besitzt und oft genug als Co-Akteur auftritt. Auch der Totem Yakaris, Großer Adler, handelt eigenständig und beschützt oder leitet Yakari in vielen Abenteuern. Derib und Job schaffen es durch die Verwendung des weisen Vogels, Moral und Direktive kindgerecht ohne Zeigefinger in die Geschichten zu integrieren.

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Neben Yakari und den Tieren gibt es aber auch menschliche Mitstreiter, vor allem die kleine Regenbogen und der junge Kleiner Dachs sind als Gleichaltrige wichtige Handlungstreiber.

Derib hat im Laufe seiner Karriere mehrere Western kreiert: Von Go West (ebenfalls bei Salleck Publications) über Buddy Longway (Egmont Ehapa) und Red Road standen immer wieder Verständnis und Liebe zu der Natur und allen Geschöpfen sowie der Wunsch der Verständigung im Vordergrund. Je nach Zielgruppe wird dieser Wunsch mehr oder weniger erfüllt oder mit Pessimismus beantwortet.

Bei Yakari stehen ganz klar kleine Kinder im Fokus. Zwar sind die Geschichten auch für Erwachsene lesbar und enthalten teilweise eine zweite Schicht an Anspielungen, generell sind die Konflikte am Ende des jeweiligen Bandes aber gelöst und alle Beteiligten haben an Erfahrung gewonnen. Teilweise ergeben sich sogar Freundschaften für die Zukunft.

Auch hier ist das Gender-Rollenbild nicht frei von Klischees: Natürlich ist Kleiner Dachs der Prototyp eines kleinen Jungen: von nichts eine Ahnung aber voll mit ersten Eindrücken. Regenbogen ist als Mädchen viel klüger, überlegter und einfallsreicher und entspricht ein wenig einer Mischung aus Vorstellungen über den guten Indianer und Astrid Lindgrens starken Mädchen. Yakari dagegen ist cool, ein echtes Vorbild mit Schwächen, die ihn sympathisch machen, durch seinen Totem aber auch wieder ausgeglichen werden.

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Die anderen Indianer*innen, Erwachsene und Kinder, übernehmen die jeweils benötigten Rollen (Krieger, Medizinmann, Häuptling, Kräuterfrau, …) und bilden somit den Rahmen der gewohnten und liebevollen Umgebung in der die Kinder sorgenlos Abenteuer erleben können.

Die jeweiligen Bände fokussieren auf nur ein Tier, das Probleme macht oder welche hat oder aber auf Naturereignisse wie Stürme oder Feuer und bieten dadurch die Möglichkeit, das Thema in Ruhe und mit Tiefe anzugehen. Die Zeichnungen im Semifunny-Stil von Derib sind liebevoll, groß genug für kleinere Leser*innen aber detailreich genug, um auch ältere anzusprechen. Die Seitenaufteilung bleibt dabei klassisch. Job unterstützt diesen Stil vollkommen und lässt der Handlung genügend Zeit um Natur und handelnde Tiere zu voller Geltung kommen zu lassen.

Alle 39 bisher erschienenen Bände sind bei Salleck Publications als Hardcover für jeweils 12 € erhältlich. Einige davon waren früher bereits bei Carlsen Comics als Softcover erschienen und sollten bei einschlägigen Gelegenheiten noch preiswert erhältlich sein. Dazu gibt es ein Magazin am Kiosk mit dem üblichen Plastik als Dreingabe sowie zwei                        Fernsehserien. Die erste von 1983 umfasst 52 5-minütige Episoden, die zweite (2005 – 2013) 130 13-minütige Folgen. Zumindest die letzteren sind regelmäßig auf KiKa zu sehen.

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Das bisher neueste Yakari-Album

Dazu passt Musik entweder aus den Trickfilmen oder dem Yakari-Musical und eine Fruchtschorle.

© der Abbildungen 2018 Salleck Publications

India Dreams Gesamtausgabe

Band 1: Erster Zyklus

Story: Maryse Charles
Zeichnungen: 
Jean Francois Charles

Originaltitel: India Dreams: L´Intégrale 1

Splitter Verlag

Hardcover Überformat | 208 Seiten | Farbe | 39,80 € |

ISBN: 978-3-96219-234-1

(Hinweis: Gleichzeitig ist auch der zweite Band der Gesamtausgabe erschienen!)

cover india Dreams Gesamtausgabe 1

Indien – Traumland für Aussteiger, Land der ungelösten Probleme der kolonialen Vergangenheit, Fest für alle Sinne – das Land ist seit jeher eine Leinwand für Projektionen aller Spielarten und ein Lieblingsfluchtort vieler Europäer*innen.

Indien – Land der Gegensätze zwischen reich und arm, des Kastensystems und der verschiedenen Religionen und ihrer Spannungen.

Indien – Kultur der „Familie“ als höchstem Gut.

England – mittlerweile abgedankte Kolonialmacht, steife Regeln, große Klassengegensätze.

Aus dem Spannungsfeld all dieser Schubladen speist sich das Epos India Dreams des belgischen Ehepaares Maryse und Jean Francois Charles über Frauen dreier Generationen auf dem indischen Subkontinent und in England selbst.

Mit dieser Ausgabe ermöglicht der Splitter-Verlag seinen Leser*innen erstmals, India Dreams auf Deutsch komplett zu lesen; bisher war nur 2009 der erste Band der Gesamtausgabe  im Splitter books-Format erschienen. Für die Einzelbände musste bisher auf das französische Original oder die niederländische Ausgabe zurückgegriffen werden.

Der erste Band bietet dabei den aus vier Bänden bestehendenersten Zyklus, der zweite Zyklus ist zeitgleich als weiterer Band erschienen.

India Dreams Gesamtausgabe page 9

Die Geschichte beginnt zunächst eher comic-untypisch als Erzählung mit begleitenden Zeichnungen. Bereits hier wird die Fähigkeit der Zeichnerin deutlich, die Stimmungen erfassen und wiedergeben zu können.

Auch im weiteren Verlauf werden immer wieder ganzseitige Abbildungen von Jean Francois Charles die Geschichte unterstützen, gleichzeitig aber zum Verweilen einladen.

Die Reihe beschreibt die Schicksale der Familie Harryson, genauer gesagt liegt der Fokus auf den weiblichen Mitgliedern.

Die Geschichte beginnt (in zeitlicher Abfolge; Im Comic vermischen sich die Zeitebenen und schaffen somit Abwechslung nicht nur der Orte, sondern auch der Zeiten und den damit verbundenen Dekors) in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Amelia folgt ihrem Mann Thomas nach Indien und verliebt sich in einen Maharadscha. Im Laufe der Geschichte erfährt der Lesende mehr über diese Zeit und den Tod von Thomas.

Die Tochter Emy, noch in England geboren, verbringt in Indien ihre ersten Jahre, wird aber später in England aufwachsen. Sie wird von ihr zunächst ungewollt wieder in ihre Vergangenheit hineingezogen als der Spielkamerad der Kindheitstage wiederauftaucht.

Ihre Tochter Kamala darf dann in den 60-er Jahren versuchen, die Familiengeschichte zu entschlüsseln und hetzt von einem Ort zum anderen.

India Dreams Gesamtausgabe page 118

Ein wenig scheint es so, dass es sich dabei tatsächlich „nur“ um eine Rahmenhandlung dreht, die den einzigen Zweck hat, verschiedene Landschaften Indiens grafisch umsetzen zu können. Da eine Familiengeschichte alleine nicht genügend Material bietet, wird zusätzlich noch Politik aus dem großen Füllhorn ausgeschüttet: Kommunistische Bestrebungen, Macht zu übernehmen; Konflikte innerhalb der englischen Kolonialverwaltung aber auch der Inder mit der richtigen Strategie der Befreiung; Kastenwesen und Rassenunwesen sowie ein wenig Popkultur in Form einer Hippie-Reisetruppe. Alles in allem wirken auch diese Momente teilweise nur als Staffage für die grandiose graphische Umsetzung in der Jean Francois Charles mit Farben und Stilen spielt.

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Ein Comic in und über Indien bedarf aber noch einer weiteren Zutat um die eingangs angesprochenen Fluchtbedürfnisse zu erfüllen, nämlich Spiritualität und damit verknüpfte Erotik. Alle drei Frauen haben Sex mit ihren jeweiligen Partnern, der allerdings nicht einfach plakativ in Szene gesetzt wird sondern sich langsam über viele Seiten andeutet und dann meistens auch noch in malerischer Umgebung stattfindet.

Splitter veröffentlicht Comics für Erwachsene und daher ist das jetzt auch nicht unerwartet zumal die Szenen weit davon entfernt sind, einer Altersbeschränkung zu unterfallen.

Detail aus India Dreams Gesamtausgabe 1 page 75

Ist der Band oder besser gesagt sind die beiden Bände zu empfehlen? Aus grafischer Sicht uneingeschränkt ja! Die Zeichnungen und Aquarelle sind allemal ihr Geld wert und verleiten aufgrund ihres hohen Detailreichtums und der zu den jeweiligen Storyelementen passenden Farben zu längerem Verweilen und auch zum mehrmaligen Betrachten.

Die Story von Maryse Charles ist dagegen eher etwas herausfordernd: Durch die vielen Rückblicke, die häufig eingestreuten Finten und die Verquickung mit den politischen Ereignissen, die einiges an Hintergrundwissen erfordert, ist die Lektüre nicht einfach. Zudem erwartet der Massengeschmack heute eher mehr Action als langsame Aufklärung über hunderte von Seiten hinweg. Wer sich darauf einlässt wird aber nicht enttäuscht!

Was passt zu einem Werk dieser Länge? Bollywood-Musik ist nicht so nach meinem Geschmack und wird daher auch nicht empfohlen. Trotzdem können indische Einflüsse in der Musik beim Lesen nicht schaden, also die Beatles in ihrer entsprechenden Phase?Indischer Alternative von Agnee? John Coltrane? Irgendwie alles und auch wieder nicht. Auf jeden Fall sollten indischer Chai, ein Kingfisher und ein Curry dazu nicht fehlen.

Update: in einer früheren Version hatte der Fehlerteufel zugeschlagen und Texterin und Zeichner durcheinandergewürfelt. Zudem ist natürlich nur der hier besprochene Teil der Gesamtausgabe bereits als splitter-book erschienen. Vielen Dank an Bernd für die Hinweise!

Detail aus India Dreams Gesamtausgabe 1 page 171

© der Abbildungen 2018 Splitter Verlag

ICOM Comic!-Jahrbuch 2019

Hrsg: Burkhard Ihme

Interessenverband Comic e. V. ICOM

Din A4 | 256Seiten | Farbe | 15,25 €

ISBN: 978-3-88834-949-2

cover ComicJahrbuch 2019

Schon zum 19-ten Mal bringt der ICOM sein Jahrbuch heraus und es ist wieder vollgepackt mit Artikeln über die deutsche Independent-Szene!

Der Interessenverband Comic, Cartoon, Illustration und Trickfilm e.V. ICOM existiert bereits seit 1981 und bemüht sich darum, Zeichner*innen und Autor*innen ein Forum für Meinungs- und Informationsaustausch zu bieten um dadurch ihre berufliche Situation zu verbessern. Der ICOM ist anerkannter Berufsfachverband und bietet für seine Mitglieder nicht nur Infos sondern auch konkrete Beratung und Hilfestellung. Ein Baustein dabei ist das Jahrbuch, das gleichzeitig auch als Werbung nach Außen dient und die sonst eher nicht im Rampenlicht stehende Independent-Szene präsentiert.

Das diesjährige Jahrbuch hat einen ungeplanten Schwerpunkt da es insbesondere in Erlangen auf dem Salon eine Kontroverse um die Besetzungder Jury für den 25. ICOM Independent Comic-Preis gab. Ein Jurymitglied bemängelte die Zusammensetzung als nicht divers genug und bezog sich explizit auf das Verhältnis von Männern und Frauen. In der Auseinandersetzung mit demVorwurf beschäftigen sich einige Artikel mit diesem Vorwurf aus persönlicher aber auch allgemeiner Sichtweise: Beschränkt sich der Vorwurf auf das Verhältnis Mann/Frau oder greift das zu kurz da auch sexuelle Orientierung, Hautfarbe, Alter, Religion und weitere Kriterien zu berücksichtigen sein. Zudem scheint auch die Möglichkeit genügend Zeit investieren zu können ein nicht zuunterschätzender Faktor zu sein. Möge sich jede*r selbst eine Meinung dazubilden. Meiner Meinung nach ist diese Diskussion wichtig, sollte aber sachlich geführt werden…

Comic-Jahrbuch 2019 page 173

Einen weiteren Schwerpunkt bieten die diesjährigen Preisträger*innen, dient diese Publikation doch auch dazu, die Gewinner*innen der Öffentlichkeit vorzustellen und ihre Fähigkeiten herauszustellen. Natürlich gibt es eine Übersicht der Nominierten und die jeweiligen Gewinner*innen der Sparten „Bester Independent-Comic“, „Bester Kurzcomic“, „Herausragendes Szenario“, „Herausragendes Artwork“, 2 Sonderpreise und beste*r Newcomer*in.  Es werden aber auch Interviews mit den Preisträger*innen unterstützt durch eine Vielzahl von Beispielen der jeweiligen Arbeiten und Aus- und Einblicke in die jeweiligen Portfolios gegeben. Alle Beiträge stehen unter der Leitlinie, dass es hier nicht um Stars geht sondern um Aktive, die keinesfalls im Scheinwerferlicht der Medien oder des Feuilletons stehen. Nebenbei kommt aber auch immer wieder ein wenig Stolz zum Vorschein wenn es darum geht, dass der eine oder die andere in einer Independent-Veröffentlichung ihre ersten Schritte gemacht haben und sich dann zum erfolgreichen Mainstream „hoch-“ oder besser weiterentwickelt haben. In allen Beiträgen geht es aber auch darum, ob und wie sich die jeweiligen zu dem Konflikt verhalten haben und warum.

Auch der Artikel über die holländische Szene hat ein politisches Thema als Ausgangspunkt: Ist der Umgang mit de zwarte Piet, dem Sidekick für den holländischen Santa, noch zeitgemäß oder rassistisch konnotiert?

Dieser Teil ist sicherlich in der aktuellen Sekundärliteratur in Deutschland einzigartig. Nirgendwo sonst wird das Thema„Comic“ mit dieser politischen Herangehensweise gesehen. Immer wieder spielen Rassismus (beim Thema Flüchtlinge/Migration oder auch Sklaverei), Sexismus (ja,auch ohne #metoo ein Thema!) oder Kapitalismus eine Rolle, nirgendwo aber miteiner solchen Schärfe und Diskussionstiefe, die an die 80er Jahre erinnert.

ComicJahrbuch 2019 page 28

Daneben (und eigentlich wohl im Vordergrund geplant) gibt es eine Reihe von Artikeln über die aktuelle Independent-Szene aus verschiedenen Blickwinkeln: Welche Arbeitsmittel werden benutzt?, Wo kommen die Ideen her?, Sind Web-Comic-Erfolge auf Print-Ausgaben übertragbar?, Wieviel Arbeitszeit mit anderen Dingen brauche ich, um mir Arbeitszeit mit Comics leisten zu können? Nicht nur für Szenebeteiligte aufschlussreich und unbedingt lesenswert! Oft erwähnt und mittlerweile für alle bekannt ist, dass man in Deutschland nur sehr schwer vom Comic-Zeichnen leben kann. Was das aber konkret bedeutet lässt sich hier wieder einmal anschaulich in konkreten Beispielen erfahren.

Spannend finde ich das Interview mit Eckart Sackmann über Die Deutsche Comicforschung daseinerseits die Verdienste der letzten Jahre würdigt, andererseits  aber auch die Probleme (der heutigen Zeit?)mit tiefgründiger Recherche und Analyse beschreibt. Wie viele Autor*innenwollen noch so tief einsteigen und sich wissenschaftlich mit einem Themabeschäftigen wenn es doch auch mit wenigen Zeichen möglich ist? Nebenbei äußerter sich auch über die Zukunft seines Verlages der im Auslaufen begriffen ist.Weitere Artikel des Bereiches „Verlage und Literatur“ beschäftigen sich mit demThema der Definition „Comic“, italienischer Comic-Kunst oder dem Jubiläum des Zwerchfell-Verlages.

Hilfreich ist sicherlich die Ankündigung der Neuauflage des ICOM-Ratgebers „Honorare, Verträge, Urheberrecht“ von Christof Ruoss, Frank Pfeiffer und RA Martin Boden, die schon in ihrer Kurzform nützliche Informationen liefert. Gerade für„nebenbei“ Tätige oder Neulinge ist das einer der Fallstricke, der sehr teuer werden kann. Dazu gibt es Einblicke in verschiedene Geschäftsmodelle, Versicherungen und Berufsverbände! (ISBN 978-3-88834-924-9; 208 Seiten; 20,-€)

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Mit diesen Preis überhaupt keine Frage: Auch wenn Teile des Inhalts sicherlich nicht für jede*n von Interesse sind, bietet das Jahrbuch für alle, die mehr wollen als bunte Bilder zu konsumieren, genügend Lesestoff, Einblicke mit vielfältigen schwarzweißen oder farbigen Illustrationen in die aktuelle Szene und Hilfestellungen und sollte daher in keinem Bücherschrank fehlen.

Dazu passt No Respect – Excuse my smile am besten! Unterstützung bietet ein Rotwein (und wem hierzu ein alter Spontispruch einfällt sei gegrüßt!), gerne auch vegan. Für die Infoteile und die Interviews wäre auch ein starker fairgehandelter Kaffee nicht zu verachten.

© 2018 Interessenverband Comic e. V. ICOM 2018

© der Abbildungen bei den Verlagen, Zeichnern, Autoren und Fotographen

I’m a poor lonesome Cowboy – Interview mit Achdé und Jul

Aus Anlass des neuen Lucky Luke Abenteurers „Ein Cowboy in Paris“ stellten sich der Zeichner Achdé und der Texter Jul am 7.11.2018 den Fragen der Presse. Auch comix-online hat die Gelegenheit genutzt! Die Besprechung dieses Bandes findet ihr hier.

Vorweg aber noch ein paar Details zu den Künstlern:

Achdé (Hervé Darmenton) wurde 1961 in Lyon geboren und zeichnet Comics seit rund dreißig Jahren. Er übernahm Lucky Luke mit der Geschichte Der französische Koch, auf Deutsch als kleinformatiges Hardcover erstmals 2003 veröffentlicht. Seit 2011 arbeitet Achdé auch an Onepagern über Lucky Kid.

Jul ist der Künstlername des 1974 geborenen Julien Lucien Berjeaut. Das aktuelle Album ist seine zweite Zusammenarbeit mit Achdé nach „Ein gelobtes Land“. Auf Deutsch liegt von seinen weiteren Arbeiten bisher kaum etwas vor.

Achdé, Sie haben für Lucky Luke schon mit einigen Szenaristen zusammengearbeitet. Wie ist es zu der Zusammenarbeit mit Jul gekommen und aus welchen Gründen haben Sie sich entschieden, wieder mit ihm zusammenzuarbeiten?

Achdé: Zuerst gab es diese gute Idee, die Jul vorgeschlagen hat, und die fand ich so gut, dass ich mir gleich eine Dokumentarsendung über die Freiheitstatue angeschaut habe. Dann habe ich diese an Jul weitergereicht und ihn gebeten, sich das mal anzuschauen. Die Idee fand er so super, dass wir mit dem Verleger gesprochen, der die Idee auch fantastisch fand. Und außerdem hat die Zusammenarbeit beim ersten Band „Das gelobte Land“ so gut geklappt, dass es dumm gewesen wäre, die Teamkonstellation zu wechseln.

Könnten Sie für die Leser von comix-online beschreiben, wie die Zusammenarbeit mit Achde aussieht? Treffen Sie sich oder ist die Zusammenarbeit ausschließlich remote? Ist das Szenario mit seinen Vorgaben durch sie bereits komplett fertig oder akzeptieren Sie Ideen von Achde und integrieren diese?

Jul: Ich mache ein vollständiges Szenario und das gebe ich dann an Achdé weiter. Er macht sich dann daran, dieses Szenario zu zeichnen und die Seiteneinteilung vorzunehmen. Dabei stößt er dann womöglich hier und da darauf, dass es zeichnerisch nicht flüssig genug umzusetzen ist ganz, dass es verschiedene Probleme bei den Zeichnungen gibt, die man dann eben wieder anpassen muss und darüber diskutieren Achdé und ich dann.

Achdé: Ich mache auch gern Vorschläge zu den historischen Ereignissen. Die Leser wissen meine historischen Kenntnisse zu schätzen.

Jul: In diesem Album zum Beispiel gibt es die Szene, in der Lucky Luke Paris besichtigt, und jedes Panel ist wie eine Postkarte aufgebaut, eben mit den typischen Dingen, die man mit Paris verbindet, Notre Dame, den Boulevards, den Cafés. Ich wollte das eigentlich schnell abhandeln, denn ich dachte, es sei besser, die Geschichte an sich weiter zu behandeln, aber Achdé meinte, das muss alles vorkommen, und ich habe mich überzeugen lassen und ich bin auch sehr froh darüber.

Der neue Band von Lucky Luke enthält wesentlich mehr Anspielungen auf die aktuelle politische Situation als frühere Werke. Warum haben Sie sich entschieden, zeitbezogener zu werden und welche Absichten verfolgen Sie dabei?

Jul: Eigentlich ein Zufall. Das Thema der Freiheitsstatue ist an sich schon ein gutes Thema für eine Geschichte. Dass dann auch der aktuelle Bezug herrscht, ist ein reiner Zufall. Alles, was erzählt wird, hat eigentlich einen historischen Hintergrund, zum Beispiel die Olympischen Spiele, die erwähnt werden. Demnächst werden in Paris auch wieder Olympischen Spiele stattfinden und damals wurden dort auch Olympischen Spiele vorbereitet. Oder die Streiks, die wir heute haben, Streiks gab es auch damals um 1880. Oder Attentate, da gab es die ebenso welche zu dieser damaligen Zeit. Oder dass es Politiker gegeben hat, die gegen Immigration sind, die versuchen, Leute auszugrenzen oder auszusperren – das sind alles Vorkommnisse, die es damals gegeben hat und bei denen es uns aber so vorkommt, als seien das alles Anspielungen auf die heutige Zeit. Uns kommen die Dinge oft so vor, als würden sie uns das erst Mal passieren, als seien sie ganz neue Phänomene. Vielleicht trägt der neue Lucky Luke-Band nun dazu bei, dass wir verstehen, dass es solche Geschehnisse und Erscheinungen auch damals schon gegeben hat.

Comix-online ist ein Magazin für Deutsche und niederländische Leser. Sehen sie irgendwelche Unterschiede in der nationalen Rezeption von Lucky Luke in den beiden Märkten? Ein Unterschied ist auf jeden Fall die Vorveröffentlichung der neuen Geschichte in dem niederländischen Magazin EPPO.

Achdé: Natürlich hängt auch alles von einer guten Übersetzung ab. Der Übersetzer ist nicht nur dazu da, alles Wort für Wort zu übersetzen, sondern die ganze Geschichte anzupassen, zu adaptieren, damit auch der Leser dann die ganzen Anspielungen versteht, auch in der Fremdsprache, und das muss in jeder Sprache eben auch individuell angepasst werden. Es gibt in Lucky Luke auf jeden Fall verschiedenen Verständnisebenen, und das betrifft nicht nur den Band hinsichtlich seiner Übertragung in verschiedene Sprachen. Selbst im Französischen zum Beispiel zwischen Jung und Alt: Meine eigenen Kinder haben die Szene mit Madame Bovary erst gar nicht verstanden. Junge Leute lesen über so etwas hinweg, weil so etwas auch im Schulplan heutzutage, scheint mir, überhaupt nicht mehr enthalten ist, eben wie Madame Bovary im Literaturunterricht, während die Szene, die in Paris, also in der Großstadt, spielt, wo es viele Geschäfte gibt, diese Szene hat meine Kinder sofort angesprochen – dass man in einer Großstadt shoppen geht, das versteht jedes Kind sofort.

Arbeiten Sie lieber an den langen Lucky Luke Geschichten oder an den Onepagern mit dem Kid und warum?

Achdé: Wenn ich mit Jul zusammenarbeite, also als Team, dann ist das natürlich eine ganz andere Vorgehensweise – das gefällt mir auch. Aber wie gesagt, das kann man eigentlich gar nicht vergleichen. Wenn ich eine Geschichte, also eine Onepager für Lucky Kid mache, dann ist das natürlich ein ganz anderer Ansatz: Ich mache das Szenario selber, den Text selber, natürlich die Zeichnungen. Das ist dann eine Geschichte, die eben lustig sein soll, sonst nichts. Das mag ich auch, aber wie gesagt, das ist etwas ganz anderes als die klassischen Lucky Luke-Alben.

Würden sie den Lesern von comix-online noch gerne etwas sagen?

Jul: Der Wille, den traditionellen Lucky Luke fortzuführen, so wie er immer existiert hat, ist gepaart mit dem Wunsch, immer zu überraschen und etwas Neues zu bringen. Und so, wie uns das Vergnügen bereitet, hoffen wir, dass es so bleibt, dass auch die Leser weiterhin an Lucky Luke Vergnügen haben, ihn lesen und ihm treu bleiben.

Vielen Dank Achdé und Jul sowie Anja Adam und Maria Schreier von Egmont Publishing für die Vermittlung und Übersetzung!

© der Abbildungen Egmont Publishing

The Beatles – Yellow Submarine

The Beatles – Yellow Submarine – Die Graphic Novel

Story-Adaption des Films: Bill Morrison

Zeichnungen: Bill Morrison nach Heinz Edelmann

Panini Comics
Hardcover | 116 Seiten | Farbe | 25 €
ISBN: 978-03-7416-0989-3

cover The Beatles Yellow Submarine

Die Sechziger sind zurück! Zum 50. Jubiläum des psychedelische Pop-Art Films hat Bill Morrison eine Comic-Adaption geschrieben und gezeichnet.

1968 war die Hochzeit der Beatles, der Hippie/FlowerPower-Bewegung und der Drogenexperimente. Der Spießigkeit der Altvorderen wurde ein Modell entgegengesetzt, das auf Liebe, Musik und Selbstverwirklichung basierte und die Gesellschaft dauerhaft verändern sollte. Gleichzeitig veränderte sich das kulturelle Bewusstsein: Farben und Formen verloren ihre Zweckgebundenheit, „Kultur“ wurde vergesellschaftet und erstmals Spaß in den Vordergrund gerückt. Aus dieser Gemengelage entstand der Film Yellow Submarine – auch im Gegensatz zu den „niedlichen“ Disney Animationsfilmen – mit den Beatles und ihren Songs, aber ohne Beteiligung der Fab Four selbst.

The Baetles Yellow Submarine page

Die Rahmenhandlung ist leicht erzählt: Pepperland wird von den Blaumiesen angegriffen. Diese schalten zunächst die Musikgruppe Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band aus und bekämpfen dann alle Freude und Kreativität in Pepperland. Dargestellt wird das durch die zunehmende Farblosigkeit, die die Tristesse brillant kennzeichnet. Fred wird vom Bürgermeister in einem gelben U-Boot auf Rettungstour geschickt und bringt die Beatles nach Pepperland und damit die Musik und Lebensfreude zurück. Viel wichtiger als diese Geschichte sind aber die abstrusen Abenteuer in bester englischer Comedy-Manier: anarchistisch, abgedreht und subversiv!

Der Comic (oder neudeutsch die Graphic Novel) schafft es, den Stil des Films zu transportieren und durch die Wahl des Seitenlayouts, die collagenhafte Übernahme von Soundwords und Fotos und die Farbwahl den überbordenen Klamauk auf die Seiten zu bringen. Dabei schadet es sicher nicht, dass Bill Morrison auch schon bei den Simpsons, Roswell und Futurama gerne mit Farben und Formen gespielt hat. Und auch für den Antitypus Disney hat Morrison im Übrigen lange Jahre gearbeitet. Als Herausgeber des amerikanischen MAD beweist er ebenfalls sein Faible für subversiven Humor. Es ließe sich also kaum ein geeigneterer Künstler für dieses Projekt finden. Die einzelnen Sequenzen, beispielsweise die Szene mit den Löchern, bekommen genügend Raum um zu wirken, sind aber nicht in die Länge gezogen. Die Figuren agieren dabei nicht nur in, sondern auch mit dem Comic!

The Beatles Yellow Submarine page

Wie im englischen Original von TITAN Comics bringt auch Panini das Ganze als Hardcover im englischen/amerikanischen Prestige-Format zu einem nachvollziehbaren Preis heraus und rundet das Ganze mit ein paar Konzeptskizzen und Alternativentwürfen ab.

Der Inhalt mit dem Gegensatz von Uniformierung und Spontanität hat sicherlich in den letzten fünfzig Jahren an Aktualität nichts verloren und passt in die heutige Zeit der Glorifizierung der guten, einfachen alten Zeiten. Ob der Stil die heutige Jugend noch erreicht sei allerdings in Frage gestellt. Immerhin passt er aber in die Zeiten der endlosen letzten Tourneen und Reunions von Musikikonen. Wer sich also grämt, dass er die Beatles nicht mehr live sehen kann, hat in diesem Band eine Ersatzmöglichkeit gefunden!

Detail aus Anhang The Beatles Yellow Submarine

Dazu passt natürlich nichts anderes als die Filmmusik mit Stücken der Beatles und instrumentalen Orchesterversionen und ein möglichst buntes Getränk auf Tri Top-Basis. Wer es ganz schummerig haben möchte kann dazu noch seine alte Lavalampe vom Dachboden holen.

© der Abbildungen 2018 Subafilms Ltd, A Yellow SubmarineTM Product

© 1968, Authorized BEATLESTM Merchandise

© 2018 Panini Verlag

ZACK 233 – November 2018

ZACK 233

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
Verlag MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Cover Zack 233

Die November-Ausgabe titelt bereits mit einem neuen Western: Der Weg des Untergangs von Francois Corteggiani, gezeichnet von Sergio Tisselli. Leider ein Einzelband über die Geschichte der sogenannten Métis im kanadischen Teil der Great Plains. Mit dieser Bezeichnung wurden die Nachkommen von europäischen Männern und indianischen Frauen verächtlich bezeichnet. Die Ethnie kämpfte in mehreren Aufständen für ihre Anerkennung und gegen die Unterdrückung. Die Story beginnt 1885 nach der Niederlage der Métis unter ihrem wohl bekanntesten Anführer Louis Riel gegen die kanadische Zentralregierung. Mit dieser Serie beweisen das ZACK und Georg F.W. Tempel mal wieder ihr Gespür für in Deutschland noch unbekannte Kreative und tolle Serien die trotz des Überangebots von Alben, die Monat für Monat auf den Markt kommen, auf ihre Entdeckung gewartet haben.

Corteggiani hat dabei bereits das eine oder andere auch in ZACK veröffentlichte Szenario verfasst und ist dem Western über die Jugend von Blueberry verbunden. Die von ihm getextete Serie Bastos und Zakusky wird im kommenden Jahr definitiv Teil der Reihe Klassiker des Monats werden.

Tisselli ist dagegen in Deutschland noch sehr unbekannt obwohl seine meisterhafte Beherrschung der direkten Kolorierung hoffen macht, dass noch mehr seiner Arbeiten für italienische Verlage den Weg über die Alpen findet.

Zack 233 page 9

Auch Dantès und Mic Mac Adam finden ihre Fortsetzung. Während erster solide Kost bietet, stellt letzterer eine meine Lieblingsserien dar.

Das letzte Abenteuer von Solo aus der Feder von Oscar Martin findet mit seinem neunten Teil seinen Abschluss. Es war vor Jahren schon einmal limitiert in schwarz-weiß erschienen und wurde nun koloriert und in größerem Format neu veröffentlicht. Die Endzeit-Story ist nichts für schwache Nerven, besticht aber durch ihr tiefes Plädoyer für Frieden, Harmonie und Verständigung!

Während Tizombi, Parker & Badger und der Vater der Sterne wieder ihre teils abstruse Komik abliefern dürfen und die Primo Premium Edition sowie die Hannibal-Retrospektive von Flash Gordon in längeren Artikeln vorgestellt werden, entdeckt Harmony immer mehr ihre Kräfte und ist bereit, sich auf eine gefährliche Reise zu sich selbst einzulassen! Mathieu Reynès gelingt es, der Masse an Vampir-TV-Serien für Mädchen etwas Eigenes entgegenzustellen und auf die allgegenwärtigen Requisiten zu verzichten. Harmony ist durch ihre Psy-Kräfte ebenfalls mystisch; es gibt unheimliche Wesen und eine nicht zu identifizierende Macht. Eine bisher noch unbekannte Bedrohung ist spürbar, die Entwicklung ist aber noch offen…

ZACK 233 page 44

Dazu passen dem Wetter angemessen heiße Getränke auf Gewürzbasis, wahlweise als Chai oder Glühwein, und klassischer Northern Soul!

Abbildungen © 2018 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

Lucky Luke – Ein Cowboy in Paris

Werbegrafik Lucky Luke 97

Lucky Luke 97 – Ein Cowboy in Paris
Story: 
Jul nach Morris
Zeichnungen: 
Achdé
Originaltitel: 
Un cowboy à Paris

Egmont EHAPA Media
A4 | 48 Seiten | Farbe | Softcover 6,90 €  | Hardcover 12,00 €
ISBN: 
N/A | 978-3-7704-4040-5

//Ab dem 8. November im Handel erhältlich!//

Cover Lucky Luke 97

Die zweite Zusammenarbeit zwischen Achdé und Jul bringt den
Cowboy, der schneller schießt als sein Schatten, erstmalig nach Europa.

Zugleich ist der Band gespickt mit Anspielungen auf die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation und steht unter dem Motto „Ein Plädoyer für die Freiheit“. Nein, Lucky Luke steht nicht plötzlich in der ersten Reihe der Revolution, keine Bange! Er nimmt aber die Art der Anspielungen aus der Tradition des Uderzo/Goscinny-Asterix auf und bietet daher auch erwachsenen Lesern nicht nur viele Momente des Schmunzelns sondern teilweise auch der Verzweiflung weil vieles, was vor Kurzem noch undenkbar gewesen wäre heute schon  beinah als harmlos aufgefasst wird. Der mittlerweile siebte Band von Achdé mit Geschichten um den erwachsenen Westernhelden zeigt einerseits die ganze Routine in den Zeichnungen des Morris-Nachfolgers, beweist aber andererseits den Spaß an Details und witzigen Szenen wenn Jolly Jumper beispielsweise während des Captain’s Dinners Heu (fr)isst. Zudem macht es dem gebürtigen Franzosen augenscheinliches Vergnügen mit der Brille des Amerikaners auf seine Hauptstadt zu schauen.

Detail Lucky Luke 97 page 28

Worum geht es: Das Abenteuer beginnt ganz klassisch da Lucky Luke die Daltons zurück in ein Gefängnis transportiert. Dabei begegnen sie Auguste Bartholdi der mit dem Arm der zukünftigen Freiheitsstatue auf Promo-Tour durch die Vereinigten Staaten ist. Er muss Geld sammeln um die Statue durch Gustave Eiffel in Paris fertigstellen und nach Amerika verschiffen zu lassen. Unser Held ist nicht nur der Beschützer hilfsbedürftiger Ladys und so begleitet und verteidigt er auch Bartholdi auf seiner Tour. Sein Gegenspieler ist ein Gefängnisdirektor der auf eben jener Insel, auf der die Freiheitsstatue aufgestellt werden soll, ein ausbruchssicheres Gefängnis errichten möchte. Er ist dabei unschwer als Prototyp des polternden Populisten zu erkennen der heutzutage so oft von sich reden macht.

Detail Lucky Luke 97 page 24

Aufgrund der bereits verübten Anschläge wird Luke von höchster präsidialer Stelle gebeten, auch den Transport der Statue von Paris
nach New York zu begleiten und sicherzustellen. Während bisherige Schifffahrten den Cowboy kalt ließen wird sein Verdauungstrakt nun auf das Äußerste beansprucht.

In Paris lernt Lucky alle wichtigen Sehenswürdigkeiten kennen und nimmt am gesellschaftlichen Leben teil. Zu einem Running Gag wird dabei seine Schwarz/Gelb/Rote Kleidung!

Der „Cowboy in Paris“ ist sein Geld wert! Spannende Story, gute  Zeichnungen, grafische und textliche Details, die zum mehrmaligen Lesen
auffordern – was will man mehr!

Dazu passen ein petit café und französischer Country, etwa von Raphaelle Dess.

Werbebild Lucky Luke 97

In Kürze hier auf comix-online ein Interview mit Achdé und Jul!

© der Abbildungen 2018 Lucky Comics und Egmont EHAPA Medien GmbH

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