MacKay/Foreman – Black Cat 1

Auf Raubzug

Story: Jed MacKay
Zeichnungen: 
Travel Foreman, Michael Dowling

Originaltitel: US-Black Cat (2019), 1 – 5

Panini Comics

Broschur | 124 Seiten | Farbe | 14,99 €
ISBN: 
978-3-7416-1607-5

Jedes vernünftige Comic-Universum benötigt eine Heldin, die den Grenzbereich des Legalen und des Illegalen abdeckt, zwar mit den anderen Held*innen gegen das absolut Böse kämpft, andererseits aber auch für ihren eigenen Luxus Eigentumsrechte missachtet. Bei Marvel ist das Black Cat, die vor Jahren fast Spidey geheiratet hätte und nun wieder ihre eigene Serie füllen darf!

Die Serie

Felicia Hardy ist ein Poster Girl mit schlohweißen Haaren und einer Maskierung, die auch nur im Comic als solche durchgehen kann. Sie hat sich in der jüngeren Vergangenheit hauptsächlich in den Veröffentlichungen des Wandkrabblers betätigt und sich im Zuge der Auseinandersetzungen mit der Diebesgilde auf die Seite der „Guten“ gestellt. Infolgedessen liegt sie mit der von Odessa Drake geführten Organisation im Clinch!

Die Katze kann aber auch ansonsten das Mausen nicht sein lassen und bricht daher in das Anwesen von Dr. Strange ein. Natürlich verläuft dieser Raubzug nicht wie geplant und Freund*innen magischer Einschübe kommen voll auf ihre Kosten. Ähnlich turbulent aber auf ganz andere Weise verläuft auch der zweite größere Diebeszug: Das Objekt der Begierde befindet sich im Hauptquartier der Fantastischen Vier und Johnny Storm erlebt ein Rendezvous der unerwarteten Art.

Zusätzlich gibt es noch ein wenig Rahmenhandlung um auch für die weiteren Abenteuer den Grund zu legen. Sehr positiv dabei ist der Bezug auf die schon lange Geschichte der maskierten Diebin: alte Gefährten kehren zurück und die Fähigkeit, ihren Gegner*innen Pech zu bringen ist immer für einen Lacher gut!

Die Umsetzung

Jed MacKay hat das Storytelling übernommen und trifft den ironischen, leicht amüsierten Grundton der Serie sehr gut. Black Cat ist kein weiblicher Deadpool, die ihre Gegner totquatscht, aber auch kein bierernster Charakter. Spaß und ein gewisse Hedonismus sind gepaart mit Abenteuerlust und Adrenalinsucht; eine gute Ausgangsposition für witzige Dialoge und irrsinnige Twists.

Travel Foreman und Michael Dowling setzen das ganz gefällig in Bilder um. Der Seitenaufbau ist klassisch genug um nicht mit Image verwechselt zu werden, aber abwechslungsreich genug. Die Gesichter gerade der Nebenfiguren könnten manchmal etwas ausdrucksstärker sein und die körperbegrenzenden Linien etwas feiner, aber grundsätzlich ist das eine völlig zufriedenstellende Arbeit der Beiden!

Wie immer gibt es einige Cover (und den Rest in einen separaten Miniheft!)  und ein paar weiterführende Informationen in einem angemessenen Paperback! Gerade in Zeiten des auf die eigenen vier Wände begrenzten Lebens ein netter Sonnenstrahl oder etwas weniger poetisch: Gute Unterhaltung aus dem Haus der Ideen! Natürlich sind auch wieder Variantausgaben am Start!

Das Extra-Heft!

Dazu passen die fröhlichen The Busters und ein Nojito!

© der Abbildungen 2020 Marvel Characters B.V. c/o Panini Comics, Stuttgart

Andolfo – Mercy 1

Die Dame, die Kälte und der Teufel

Story: Mirka Andolfo
Zeichnungen: 
Mirka Andolfo

Originaltitel: Mercy – Prima Volume

Panini Comics

Hardcover | 68 Seiten | Farbe | 20,00 €
ISBN: 
978-3-7416-1756-0

Mercy ist eine neue Serie der Italienerin Mirka Andolfo die gleichzeitig in vier Ländern, Italien, Frankreich, USA und Deutschland, erscheint. Andolfo ist fast schon ein Star der Szene: Einerseits hat sie für die großen Verlage in den USA (Marvel, DC und Image) gearbeitet, andererseits ist ihr „Tier-Comic“ Contronatura – Tierisch menschlich auch hierzulande ganz erfolgreich. Ihre neue Serie hat weder etwas mit Superheld*innen noch mit Tieren zu tun, sondern ist eine Mischung aus Mystery und Horror! Und wie fast immer in diesem Genre hat der Horror auch eine sexuelle Komponente.

Das Setting

Der Schauplatz der Geschichte sind die USA zu einer Zeit da die Entfernungen noch in Pferdekutschen überbrückt wurden und Nachrichten sich nicht in Sekundenschnelle um die halbe Welt verbreitet haben. Lady Nolwenn Hellaine und ihr Begleiter, der sich als Butler ausgibt, kommen mitten in der Nacht während der Ausgangssperre in ein kleines Fleckchen namens Woodsburgh um das Herrenhaus wieder in Beschlag zu nehmen. Wir als Leser*innen wissen, dass die Lady nicht sehr menschlich ist: Weder nimmt sie normale Nahrung zu sich noch braucht sie Schlaf. Viel deutlicher ist allerdings, dass sie sich von Menschen ernährt!

Ebenfalls in diesem Städtchen lebt ein garstiger alter Mann der Waisen zu sich nimmt um sie für sich arbeiten zu lassen. Dazu gehört auch die kleine „Rothaut“, die übersinnliche Fähigkeiten zu haben scheint. Mindestens hat sie Visionen und erkennt auch die Lady in einer davon. Auf der ersten Gesellschaft der neuen adligen Bewohner kommt es zum Eklat…

Die Zeichnungen

Panini Deutschland bringt die Geschichte im Albenformat auf glänzendem Papier was den Zeichnungen mit ihren kräftigen Farben gut zu Gesicht steht. Im kleineren Heftformat würden einige der Details übersehen werden. Gerade die ganzseitigen Illustrationen mit eingestreuten kleineren Panels passen gut zu der Horror-Atmosphäre. Insgesamt wirkt die Kolorierung am Computer manchmal etwas flächiger als die per Hand, aber das ist nun mal ein Zeichen der Zeit.

Die Entwicklung der Figuren über verschiedene Stadien hinweg wird im Anhang netterweise vorbildlich aufgezeichnet; mehrere Entwürfe und Studien sowie die Entwicklung einer Seite vom ersten Entwurf bis zur Druckdatei finden sich als Extra in diesem schönen Hardcover.

Spannender Serienstart der Lust auf mehr macht! Hoffen wir, dass sich die Gute nicht zu viel Zeit mit dem nächsten Band lässt!

Dazu passen Kate Bush und italienischer Rotwein!

© der Abbildungen 2020 Mirka Andolfo / Panini Verlag

StripGlossy 16 – März 2020

Stripglossy 16 – Songfestival

Herausgeber: Mirjam van der Kaaden & Seb van der Kaaden

Verlag StripGlossy Personalia vof
Heft Din A 4 | 132 Seiten | Farbe | 8,95 €
ISBN: 978-9-49284-070-7

European Song Contest – eine Tradition in vielen europäischen Ländern, die für Party, ausgelassene Stimmung, mehr oder weniger gute Musik und das Warten auf 12 Punkte steht. Deutschland hatte in den letzten Jahren durchwachsenen Erfolg, darf als eines von vier (Zahl-)Ländern aber immerhin jedes Mal in der Hauptrund mitmachen. Die Niederlande haben es da schwerer und müssen sich jeweils qualifizieren. Umso größer war die Freude über den Gewinn im letzten Jahr nach 44 Jahren des Wartens.

Margreet de Heer

Jede Ausgabe des StripGlossy wird von einem/einer Künstler*in betreut und hat daher einen besonderen und persönlichen Schwerpunkt. Margreet de Heer hat für „ihre“ Ausgabe den ESC – bzw. auf Niederländisch das „Songfestival“  – gewählt, das im Mai in Rotterdam hätte stattfinden sollen. Wegen Corona musste es allerdings leider abgesagt werden und so bleibt für dieses Jahr nur die Konserve übrig. Das ist besonders Schade, denn man sieht dieser Ausgabe an, mit wie viel Liebe und Sorgfalt sie gestaltet worden ist.

Das Titelbild ist ein Klappcover, das den Sänger des niederländischen Beitrags Jeangu Macrooy und seine Fans zeigt. Er hat auch noch weitere Auftritte im Heft; der schönste ist ein gemeinsamer mit Lucky Luke in einer Art Rätselcomic! Margreet de Heer hat daneben aber auch noch weitere ESC-Iconen verewigt, etwa Lenny Kuhr, die Gewinnerin von 1969 oder Getty Kaspers, die 1975 mit Teach In gewonnen hatte. Neben weiteren kleinen Strips zu diesem Thema gibt es dann noch eine bildgewaltige Umsetzung des letztjährigen Gewinnersongs „Arcade“ von Duncan Laurence und Floor de Goede.

Margreet de Heer ist aber nicht nur ein Songfestival-Fan, sie ist auch die erste „Stripmaker des Vaderlands“ und somit offizielle niederländische Botschafterin für Comics. Als solche bildet sie wie andere Literat*innen oder bildende Künstler*innen bedeutende Ereignisse der Niederlande ab, nur eben in ihrem Medium. Für Deutschland wäre das wohl noch undenkbar! Das lange und ausführliche Interview mit ihr gibt auch darin weitere Einblicke.

Comics

StripGlossy ist aber auch ein Magazin für Comics: Die hier vorpublizierten Meimoorden erscheinen gerade im ZACK in deutscher Übersetzung und auch Spaghetti hatte hier sein Comeback. Aktuell laufen der lesenswerte Historiencomic über die Kreuzzüge Jelmer mit seinem zweiten Teil, der auf Deutsch bereits bei Splitter erschienene Endzeitthriller von Peter Nuyten Metro 2033, der Krimi Scarlet Edge von Anco Dijkman, die neuen Abenteuer von Tom Poes und Co, die in ein Computerspiel versetzt worden sind sowie eine weiter Geschichte des Klassiker De Generaal von Peter de Smet.

StripGlossy hat viel Text und erfordert daher schon ein wenig Kenntnisse der Sprache um es komplett zu genießen. Dadurch, dass Serien aber teilweise bereits auf Deutsch vorliegen oder aber nachträglich in Übersetzung erscheinen, eignet es sich auch als „Lernhilfe“ der besonderen Art.  Für alle in Deutschland, die ein wenig Niederländisch können, der Toptipp! Für die Niederlande und Flandern inzwischen unverzichtbar und gut etabliert! Und diese Ausgabe ist natürlich ein Muss für alle Songfestival/ESC-Fans in jedem Land!

Dazu passen ein Duvel Tripel Hop und natürlich Jeangu Macrooy mit „Grow“, dem diesjährigen Song der Niederlande.

Abbildungen © 2020 StripGlossy / Personalia vof

Worley/Waller – Omaha 1

Omaha the Cat Dancer – Band 1

Story: Reed Waller, Kate Worley
Zeichnungen: 
Reed Waller

Originaltitel: The Omaha The Cat Dancer Series 1

Schreiber und Leser

Klappenbroschur | 256 Seiten | S/W | 29, 80 € |

ISBN:  978-3-96582-023 – 4

nur für Erwachsene

Die Serie

Omaha ist ein Klassiker der Underground-Comics und wird oft als weibliche Antwort auf Fritz the Cat bezeichnet. Das ist vielleicht ein wenig zu kurz gegriffen. An Robert Crumb wird zunehmend lauter Kritik geäußert da er in seinen Comics gewaltverherrlichende und rassistische Storyelemente verwendet hat. Einerseits wird das als schonungslose Offenlegung des eigenen Hintergrundes und der eigenen Psychosen gesehen, andererseits aber eben auch als typische Inhalte eines weißen (mittlerweile auch alten) Mannes gesehen. Zu dieser Kontroverse gibt es im aktuellen Comic!-Jahrbuch des ICOM ausführlichere Positionsbeschreibungen als auch ein Interview mit Robert Crumb.

Omaha ist nicht einfach nur die Antwort, denn die Geschichten erzählen nicht von Gewalt und haben auch nicht die sexuellen Handlungen als Selbstzweck im Fokus. Zudem ist Fritz einfach nur ein Egoist, faul und alles andere negierend. Die Held*innen hier haben ihre Bedürfnisse, arrangieren sich aber mit anderen und kümmern sich um sie. Ich würde es daher eher als menschliche Antwort bezeichnen.

Alle handelnden Personen sind Tierfiguren und passen zu dem damaligen Trend der Furry Adventures. Vieles war mit dieser leichten Abstraktion einfacher, die Sittenwächter ließen sich dadurch allerdings nicht täuschen. Omaha ist eine junge Frau, eine Katze, die ihr Geld mit Bewegungstanz verdient und als solche zu einem Star in der Strip-Szene aufgestiegen ist. Persönlich hat sie wenig Probleme damit, ihren Körper zu zeigen, sie befürchtet allerdings, dass sie von Männern nicht mehr unbeeinflusst angesehen wird, da alle in ihr den Star sehen könnten. Zudem ist ihr schon klar, dass ihr Beruf keine zukunftssichere Entscheidung ist, aber sie könne ja nichts anderes. Auch ihr Verdienst scheint ihr nicht angemessen. Das Thema der Ausbeutung ist also durchaus präsent.

Die Story

Anfangs sind es einzelne Versatzstücke, kurze Geschichten aus dem Alltag einer Schönheitstänzerin, die überlegt, wie sie sich nennen soll, Privates und Berufliches miteinander verbinden will und schließlich ihren Kater findet.

Im Laufe der Zeit kommen tiefergehende Überlegungen hinzu: Wie findet mein Freund meinen Job, kommt er damit zurecht? Nicht vergessen werden darf dabei, dass die Texte aus den 70-er Jahren stammen und immer noch von der sexuellen Revolte geprägt sind. Langsam beginnt nun auch eine kriminelle Handlungsebene Einzug zu halten. Es geht um Erpressung von Würdenträgern und Entscheidern, schließlich sogar um einen Mordversuch an der Heldin.

Im zweiten Teil müssen Omaha und Chuck, ihr Freund, zunächst einmal flüchten. Es gibt verschiedene Player in diesem Stück deren Bedeutung und Ansinnen den beiden Katzenwesen nicht klar ist und so fühlen sie sich als Spielball der Gewalten. Die Handlung entwickelt sich immer mehr zu einer Darstellung der (menschlichen) Sorgen, innerhalb von Beziehungen und innerhalb der Familie. Vertrauen und „Liebe“ sind dabei die Stichworte, die das reine Ausleben sexueller Wünsche immer mehr ablösen.

Die Ausgabe

Es ist deutlich zu merken, dass im zweiten Teil Kate Worley, die damalige Lebensgefährtin des Zeichners und anfänglichen Autors Reed Waller, das Szenario übernommen hat. Was anfangs noch zusammenhanglos dahinplätscherte um dann in einer spannenden Story zu kulminieren, hatte keine Strategie für eine langfristige Struktur. Die Nebenpersonen hatten zu wenig Hintergrund und die Story war nicht vom Ende her gedacht.

Gerade wegen der Steigerungen ab der Mitte des ersten Bandes eine auch sehr gut lesbare Geschichte! Natürlich stehen sexuelle Szenen die ganze Zeit nicht gerade im versteckten Hintergrund. Es geht aber nicht um billigen Voyeurismus oder um Gewalt, sondern um gleichberechtigten Sex, der nur ein wenig freizügiger ist als heutzutage jede moderne TV-Serie. Und: heute selbstverständlich, damals neu: es gibt nicht nur Heteros…

Leider ist Kate Worley 2004 im Alter von nur 46 Jahren an den Folgen eines Krebserkrankung verstorben. Sie konnte daher den langfristigen Ruhm ihrer Serie nicht mehr erleben. Die jetzt begonnene Gesamtausgabe wird vier Teile umfassen und die Serie erstmals komplett auf Deutsch veröffentlichen.

Die Ausgabe von Schreiber & Leser mit der Klappenbroschur, dem wertigen Cover und dem verwendeten dickeren Papier ist schön! Es wird aufgrund der Dicke schwierig sein, den Band zu lesen ohne sichtbare Spuren auf dem Einbandrücken zu hinterlassen, da der Bundsteg eher klein ist aber es ist ja auch nicht als Ausstellungsstück gedacht! Für Freunde der Anfänge der Graphic Novel!

Dazu passen Suzi Quatro (erste LP mit Can the Can) und ein Lager.

© der Abbildungen 1978 – 2020 Reed Waller / Verlag Schreiber und Leser

Fix & Foxi – Die Entdeckung von Spirou, Lucky Luke und den Schlümpfen

Katalog zur Ausstellung im Karikaturmuseum Krems, Krems an der Donau

Text: Martin Budde, Volker Hamann, Roland Mietz

Verlag Volker Hamann Edition Alfons

Klappenbroschur Überformat | 140 Seiten | tw. Farbe | 29,00 €

ISBN: 978-3-946266-18-1

© aller Abbildungen 2020 Dr. Stefan Piëch; © Fix, Foxi, Lupo und andere Kauka-Figuren: 2020 YFE – Your Familie Entertainment

Es ist schon ein wenig schräg in Zeiten wie diesen einen Ausstellungskatalog zu besprechen. Weltweit sind wir aufgefordert, zuhause zu bleiben und soziale Distanz zu wahren und gleichzeitig haben sich überall Kunstschaffende bemüht, kulturelle Werke zu proben oder vorzubereiten. Trotzdem: Theatervorstellungen und Konzerte fallen aus, neue Filme werden verschoben und Ausstellungen hängen zwar an den Wänden, können aber nicht gezeigt werden. Gut, dass es für letztere oft wenigstens Kataloge gibt!

Die Ausstellung

Ausstellungen mit Originalen der Fix & Foxi-Produktion, ihren Ablegern und ihrem aktuellen Wirken als TV-Helden in ihrem eigenen weltweiten Kanal hat es in den letzten Jahren schon ein paar gegeben, unter anderem in Oberhausen. Zu danken ist dabei unter anderem Dr. Stefan Piëch, der das umfassende Archiv Rolf Kauka’s nicht nur für sich erworben hat, sondern es auch der Öffentlichkeit zeigen möchte. Die aktuelle Ausstellung „Fix & Foxi XXL – Die Entdeckung der Schlümpfe, Spirou und Lucky Luke“ vom 15. März bis 26. Oktober 2020 im Karikaturmuseum Krems ist momentan natürlich nicht zu besichtigen, bildet aber als neuen Schwerpunkt die Rezeption frankobelgischen Materials ab. Kaukas Produktionen boten erstmalig umfangreiche Klassiker aus den französischen und belgischen Magazinen und bereiteten somit den Boden für den späteren Erfolg des Koralle-ZACK.

© aller Abbildungen 2020 Dr. Stefan Piëch; © Fix, Foxi, Lupo und andere Kauka-Figuren: 2020 YFE – Your Familie Entertainment

Das spiegelt sich natürlich auch in dem vorliegenden Katalog wieder. Die ursprüngliche Grundlage bildeten Texte von Roland Mietz für das Lexikon der Comics, die dann zu einem Themenschwerpunkt in der Reddition ausgeweitet worden waren. Daraus entstand dann zunächst der mittlerweile vergriffene erweiterte Katalog für die Ausstellung im Wilhelm-Busch Museum in Hannover 2016 und jetzt die erneut wesentlich erweiterte Ausgabe für Krems. Diese Ausgabe kommt nicht nur in einem wesentlich größeren Format daher (Coffee-Table) und bietet daher noch mehr Raum für die abgebildeten Zeichnungen, Drucke und Fotos, sondern enthält auch intensiv aufbereitete Informationen zu den lizensierten Stoffen.

Lucky Luke & Co.

Gerade diese Periode wird oft auf die unsägliche „Eindeutschung“ von Asterix verkürzt. Vergessen wird dabei gerne, dass unzählige Klassiker wie Schnief und Schnuff, Pit und Pikkolo, Jojo, Prinz Edelhardt und Kukuruz, Gin und Fizz aber auch Bobo und Old Nick neben Lucky Luke und den Schlümpfen hier ihre ersten großen Auftritte hatten und dadurch auch für den großen kommerziellen Erfolg von Fix & Foxi und Lupo (modern) gesorgt haben. Wer darüber mehr erfahren möchte, sollte bei diesem Katalog unbedingt zuschlagen! Darüber hinaus bietet das Werk viele Illustrationen von Kauka-Zeichnern, die ihre eigenen Figuren in Interaktion mit den lizensierten Helden zeigen.

© aller Abbildungen 2020 Dr. Stefan Piëch; © Fix, Foxi, Lupo und andere Kauka-Figuren: 2020 YFE – Your Familie Entertainment

In weiteren Kapiteln werden die Anfangsjahre dargestellt, die von Tierfabeln und Eulenspiegeleien ausgehend die Entwicklung hin zu modernen, schließlich sogar einheitlich aussehenden anthropomorphen Figuren reicht. Die Idee von Rolf Kauka war es nie, ein Magazin zu verlegen, seine eigentliche Leidenschaft war der Trickfilm. Trotzdem hat er ein Imperium mit mehreren Titeln und unzähligen Neben- und Merchandiseprodukten geschaffen. Die Zeichner – soweit bekannt – die die Werke schufen, aber auch die Konflikte um Urheberrechte und Bezahlung sowie natürlich auch der unlängst verstorbene Peter Wiechmann werden ebenfalls vorgestellt.

Die Empfehlung

Wie bei der Edition Alfons Tradition fehlt auch hier ein Werkverzeichnis nicht! Ein Muss für jeden Fix & Foxi-Fan ist dieser Katalog definitiv schon wegen der Abbildungen. Meines Erachtens aber auch für alle, die sich für die frankobelgischen Klassiker interessieren! Viel wichtiger als Horrido oder der Heitere Fridolin waren Lupo und die diversen anderen Kauka-Produktionen die das Material in Heften aber auch in Alben oder Taschenbüchern unter das Volk brachten.

© aller Abbildungen 2020 Dr. Stefan Piëch; © Fix, Foxi, Lupo und andere Kauka-Figuren: 2020 YFE – Your Familie Entertainment

© aller Abbildungen 2020 Dr. Stefan Piëch

© Fix, Foxi, Lupo und andere Kauka-Figuren: 2020 YFE – Your Familie Entertainment

© der Texte: 2020 Edition Alfons

Savage Sword of Conan 2

Conan der Spieler

Story: Meredith Finch (6), Jim Zub (7-9), Roy Thomas (10-11), Frank Tieri (12)
Zeichnungen: 
Luke Ross (6), Patch Zircher (7-9), Alan Davis (10-11), Andrea De Vito (12)

Originaltitel: US-Savage Sword of Conan 6 – 12 (2019)

Panini Comics

Broschur | 164 Seiten | Farbe | 17,99 €
ISBN: 
978-3-7416-1641-9

Der Inhalt

Der erste Sammelband der neuen kämpferischen Abenteuer des Barbaren aus Cimmerien erzählte eine einzige, längere Geschichte. Die zweite Folge bringt gleich vier neue Stories von unterschiedlichen Teams und in unterschiedlichem Look.

Zunächst erzählt Meredith Finch eine klassische Turniergeschichte. Mehrere Favoriten bekommen in einem Arena-Kampf ein wenig Kanonenfutter zugeteilt bevor sie dann untereinander auf Leben und Tod um die Hand einer Schönheit antreten sollen. Leider hat niemand damit gerechnet, dass ausgerechnet Conan unter den „Aufwärmopfern“ sein würde. Netter Plott mit schönem Twist und passenden Bildern von Luke Ross!

Die titelgebende Geschichte zeigt unseren Schwertkämpfer als Unterstützung für einen Spieler. Als dieser verstirbt muss Conan seinen Platz einnehmen und schon beginnt das Kartenspiel eine unnatürliche Ebene zu bekommen. Tatsächlich steckt eine Göttin dahinter und Conan muss sich gegen Ungeheuer und Magie beweisen. Klassischer Storyaufbau von Jim Zub mit zwei funktionierenden Cliffhangern und passenden Zeichnungen von Patch Zircher, der vielleicht ein wenig zu viel Grün für das Magische verwendet. Sein Stil ist aber an die erfolgreiche Version der 70-er Jahre angelehnt und das deutet schon eine gewisse Sensation an:

Niemand geringeres als der große Roy Thomas liefert den Plot für den folgenden Zweiteiler, der den Cimmerier zusammen mit einer schönen Frau, einem Kämpfer und ein paar Begleitern auf die Suche nach einem Schatz schickt. Intrigen, ein Hinterhalt durch Wegelagerer und schließlich erneut eine magische Komponente sind genau die Bestandteile, die Leser*innen von dem Barbaren erwarten! Alan Davis gelingt es dabei ausgesprochen gut, die Erwartungen bildlich umzusetzen!

Den Abschluss bildet die graphisch wohl innovativste Umsetzung von Andrea De Vito, der mit dem Layout spielt, verschiedene Geschwindigkeiten der Erzählung in Formen und Farben gießt und damit zeigt, was heute so geht. Die Geschichte von Frank Tieri ist dabei eine gute Vorgabe, denn sie erzählt von etwas, das nicht ist was es schient zu sein…

Die Kritik

Conan ist eines der Überbleibsel aus der alten PULP-Ära: kurze Geschichten, die eine Flucht aus dem Alltag ermöglichen, bekannte Rollenmuster aufbrechen und gleichzeitig spannend sind. Sozusagen das Netflix von vor 100 Jahren. Im Comic funktioniert das auch heute noch und die Verbindung aus Kampf und Magie, die es auch „schwächeren“ Personen erlaubt, Macht zu haben, egalisiert das Recht des Stärkeren beträchtlich.

Gerade für die heutige Zeit, in der Jobs nicht mehr so sicher sind wie noch vor ein paar Wochen, in der die Freizeitvergnügen plötzlich alleine oder in der Familie stattfinden müssen und in der das Stresslevel durch erzwungene Inaktivität steigt, vielleicht genau das richtige Rezept! Nur das mit dem Nachmachen, das ist bestimmt auch in der eigenen Wohnung nicht das Gewollte!

Dazu passen Nirvana und ein Frühlings- oder Maibock.

© der Abbildungen 2019, 2020 Conan Properties international LLC c/o Panini Verlag GmbH

mosaik 532 – April 2020

mosaik – mit den Abrafaxen durch die Zeit 532

Spuk unter Palmen

Story: Jens U. Schubert
Zeichnungen: 
Kollektiv

MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag


Kleinformat | 48 Seiten | Farbe | (einmalig) 3,80 € 
ISSN: 
0323-8857

Das mosaik ist eines der wenigen Printmagazine im (auch) Jugendbereich, das seine Auflagenhöhe über die Jahre hinweg nicht nur halten, sondern sogar ein wenig ausbauen konnte. In der relevanten Verkaufsstatistik liegt es damit mittlerweile hinter dem Lustigen Taschenbuch auf dem zweiten Platz. Das Konzept ist seit Jahren gleich: die drei Abrafaxe Abrax, Brabax und Califax werden per Zeitsprung in eine bestimmte Region zu einer bestimmten Zeit transportiert und erleben dort ihre Abenteuer. Begleitet werden die Comics dabei von Wissensschnipseln, Versuchen, Museumshinweisen etc. um den Leser*innen nicht nur historische Hintergründe zu erklären, sondern auch zu spielend erlerntem neuen Wissen zu verhelfen.

In diesem Monat startet die 20. Zeitreise, die die jungen Helden in die Südsee gegen Ende des 19. Jahrhunderts verschlägt. Ein Paradies mögen jetzt viele denken und für die atemberaubende Natur stimmt das sicherlich auch. Die Veränderungen durch die Zunahme des weltweiten Handels und der Kolonialisierung unter anderem durch das Deutsche Kaiserreich waren aber nicht immer einfach.

Das erste Heft

Die drei Kobolde fallen der Besatzung der „Heiderose“ buchstäblich vor den Bug und dürfen das Schiff entern. Die Besatzung ist in Aufregung, denn ein Geist scheint sich auf dem Handelsschiff eingenistet zu haben, und es gelingt den dreien, einen Deal auszuhandeln: Bringen Sie die verschwundene Mütze des Kapitäns zurück, werden sie nicht an Land gesetzt…

Mit dieser stimmungsvollen Einführung der Gegend und der Grundlagen des Kopra-Handels werden die Leser*innen auf die kommenden Geschichten eingestimmt: es gibt eine große Konkurrenz unter den Schifffahrtsnationen um Kopra, das getrocknete Fruchtfleisch von Kokosnüssen. Wie immer steht zu befürchten, dass es bei diesem Wettbewerb nicht immer fair zugeht und dass sowohl Einheimische als auch Handeltreibende darunter zu leiden haben werden.

Daneben gibt es aber natürlich auch die spaßige Seite: Der Ursprung der mysteriösen Vorgänge – so viel sei verraten – ist natürlich keinesfalls übernatürlich und wird noch für viele beinahe Nervenzusammenbrüche sorgen.

Die Beilage

Mittlerweile fast schon traditionell wird der Start in eine neue Welt von einer Beilage begleitet: Die Karte zeigt die Inselwelten der Südsee und führt in Tierwelt aber auch in geografische Besonderheiten ein. Und: Wer von euch könnte aus dem Stehgreif den Unterschied zwischen Melanesien, Polynesien und Mikronesien erklären und dann auch noch Neuseeland richtig verorten?

Die Möglichkeit für einen Neueinstieg! Tipp: Im Heft sind Hinweise für magische Momente versteckt! Mit Hilfe einer App können so weiterführenden Infos und Beiträge abgerufen werden.

Dazu passen „What a wonderful world“ von Israel Kamakawiwoʻole und ein Maracuja-Kokosnuss-Shake!

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

Johns/Frank – Doomsday Clock 4 von 4

Doomsday Clock 4 – Das Ende von Allem?

Story: Geoff Johns
Zeichnungen: Gary Frank

Originaltitel: US-Doomsday Clock 10 – 12

Panini Comics

Broschur | 124 Seiten | Farbe | 14,99 € |

ISBN: 978-3-7416-1778-2

Dr. Manhattan gegen Superman lautet die Paarung und es ist unklar, ob einer der beiden gewinnen, alles vernichtet oder etwas Neues daraus entstehen wird. Die zwölfteilige Miniserie brauchte mehr als zwei Jahre um einerseits das DC-Helden Universum als auch das der Watchmen-Figuren miteinander agieren zu lassen.

Das Finale

Die Supermen-Theorie kann mittlerweile als bestätigt gelten: Die einzelnen Staaten haben bewusst Held*innen gezüchtet um sie für nationale Zwecke einsetzen zu können. Die dabei entstandenen nationalen Konflikte wurden in Kauf genommen und so sind ab jetzt politische Motivationen für Superheld*innen nicht mehr nur Ausnahme, sondern gewollt (wobei das für „amerikanische“ Superwesen wie Captain America natürlich schon immer galt und auch das KGBeast hieß natürlich nicht umsonst genau so).

Was in diesem Schlussviertel dazukommt ist, dass Eingriffe in historische Abläufe neue Universen schaffen und nicht einfach nur die Geschichte umschreiben. Diese Multiversen stehen dabei in einer Beziehung.

Und es kommt natürlich auch zu dem erwarteten Showdown zwischen den wohl mächtigsten nicht göttlichen Superhelden im DC-Universum! – spannend, mehrschichtig und episch…

Die Zeichnungen

Gary Frank weiß, was er kann und er ist geübt darin, das auch zu zeigen. Die Zeichnungen sind auf hohem Niveau, allerdings nicht innovativ, von der Mitte des zwölften Bandes mal ausgenommen. Dadurch enttäuschen sie aber auch niemanden, die Serie ist nicht von einem Independent Label, sondern soll die Konsument*innen des Mainstreams erreichen! Aufgabe erfüllt würde ich sagen!

Die Auswirkungen

Die Geschichte von Superman wird (mal wieder) umgeschrieben, allerdings nicht so radikal wie viele befürchtet hatten. Der Stählerne bleibt uns erhalten.

Im Bereich der weiteren Superheld*innen sieht es schon etwas anders aus, denn hier ergeben sich tatsächlich relevante Änderungen und so wird in Kürze eine erste neue Serie starten. Was sich allerdings alles noch daraus ergeben wird, ist noch gar nicht so deutlich und muss sich erst in der Zukunft und im Zusammenhang der anderen Mega-Events zeigen.

Auch für den jetzt wieder getrennten Watchmen-Kosmos haben sich neue Perspektiven ergeben, die sicherlich auch zu neuen Geschichten führen werden. Die Welt ist gerettet und ein kleiner Clark betritt die Spielfläche…

Auf jeden Fall eine mir persönlich deutlich sympathischere Art der Umdefinition der bisherigen Geschichte als die über eine Unzahl von Serien laufenden Mega-Events, die Leser*innen zwingen, Serien zu kaufen, die sie eigentlich nicht haben wollen und immer nur kleine Puzzlesteinchen verraten. Hier ist es konzentriert und fokussiert!

Natürlich gibt es den Band auch wieder als limitiertes Hardcover (555 Exemplare) und als limitiertes Softcover (999 Stück).

Cover der limitierten Hardcoverausgabe

Dazu passen aus gegebenem Anlass Bob & Marcia und eine „Grüne Wiese“ – Stay home and healthy!

© der Abbildungen 2019/2020 DC Comics c/o Panini Comics, Stuttgart

Robber/Blutch – Wo ist Kiki?

Ein Abenteuer von Harry und Platte

Text: Robber

Zeichnungen: Blutch

Originaltitel: Tif et Tondu de Blutch et Robber – Mais où est Kiki?

Salleck Publications

Hardcover | 78 Seiten | Farbe | 19,00 € |

ISBN: 978-3-89908-721-5

Harry und Platte waren schon etwas in die Jahre gekommen. Ihren ersten Auftritt hatten sie 1938 und sie waren eine von vielen Comics, die vom Slapstick lebten und bei denen der Humor deutlich über einem stringenten Storyaufbau stand. Mitte der 50-er Jahre erlebte die Serie allerdings einen rasanten Wechsel: Mit den Szenarios von Rosy für die Zeichnungen von Will, der Figur des Schock und spannenden Episoden erreichte die Serie ihren Höhepunkt. Auch unter Tillieux und Desberg zeichnete Will fleißig weiter und erst mit seinem Rückzug begann der Niedergang.

Mit der ebenfalls bei Salleck erschienenen dreibändigen Origin-Story des behelmten Verbrechers Schock Die Geister von Knightgrave wurde der erste Versuch eines Relaunchs gestartet. Er war anscheinend erfolgreich genug um jetzt mit dem aktuellen Album von Blutch und Robber einen weiteren Mosaikstein hinzuzufügen!

Die Story

Es beginnt mit einem Einbruch; die beiden Täter können entkommen und die herbeigerufene Polizei findet den gefesselten Besitzer der Villa sowie einen Raum mit einer Vielzahl von gestohlenen Bildern und Kunstgegenständen vor. Die Leser*innen können unschwer entdecken, dass Harry und Platte hinter diesem Coup stecken.

Bei einer Lesung ihres neuen Buches über eben diesen Kunsthehler (das es auf französisch wirklich gibt!) erhält Harry ein Buch mit der Frage, wo Kiki sei, und versucht noch den Überbringer zu stellen. Tatsächlich stellt sich heraus, dass die Comtesse, häufige Begleiterin der beiden Helden, verschwunden ist, und viele Anzeichen deuten auf eine Entführung. Dazu kommt, dass sich die Tochter des Einbruchsopfers nicht damit abfinden will, dass ihr Vater im Knast sitzt. Sie versucht mit allen Mitteln, ihn zu befreien und schnell wird deutlich, dass es eine Verbindung geben könnte.

Robber gelingt es, eine sehr ausbalancierte Geschichte zwischen Situationskomik und sogar Klamauk auf der einen und einer raffinierten Kriminalgeschichte auf der anderen Seite abzuliefern, die dazu noch ein phantastisches Element enthält. Sie passt sich daher sehr gut an die Essenz der Originalserie an, modernisiert aber trotzdem.

Die Zeichnungen

Blutch ist ein hochdekorierter Künstler und einer der aktuellen Stars der französischen Szene. Seine bisherigen Arbeiten waren allerdings alles andere als leichter Mainstream und auch mit dieser Adaption bewegt er sich nicht in seichtem Fahrwasser. Seine Figuren sind auf den ersten Blick nicht gemäß der klaren Linie oder der Marcinelle-Schule, zu überzeichnet und zu „dunkel“ kommen sie daher. Während Harry seinem Vorgänger äußerlich noch sehr ähnlich sieht, ist Platte ohne ihn kaum einzuordnen. Dabei sind alle markanten Merkmale vorhanden und nur leicht verschoben. Das allein ist schon Grund genug für Fans, diesen Band zu kaufen und für alle, die dem momentanen Trend der “Hommage-Bände“ frönen, sowieso!

Für die betulichen 60-er Jahre wären die Zeichnungen zu krass, in den später aufkommenden Zeitschriften mit Comics für Erwachsene aber sicherlich hochwillkommen gewesen. Heute sind sie nicht mehr schockierend, die Bildsprache hat sich gewandelt und für die nachgewachsenen Leser*innen, die die Originale nicht aus ihrer Jugend kennen, ist der Stil sicherlich viel akzeptabler als das Original und so verwundert es auch nicht, dass das Album im französischen Spirou vorabgedruckt worden war.

Die Wertung

Für mich eine sehr gelungene Modernisierung einer schon früher sehr guten Serie. Die alten Hasen werden viele kleine Hinweise und Zitate auf das Original finden, den Neueinsteiger*innen wird eine schnelle, leicht überdrehte Krimigeschichte mit Mystery-Elemente geboten!

Das übergroße Format im Hardcover, das feste, die Farben sehr gut zur Geltung bringende Papier und der dafür sehr angemessene Preis verhindern definitiv einen Fehlkauf und wer will, kann sogar zu einer limitierten Vorzugsausgabe greifen, die zusätzlich ein signiertes ExLibris und Zeichnungen enthält.

Cover der limitierten Vorzugsausgabe

Wer jetzt noch weiterlesen möchte: Nicht nur die oben bereits erwähnte Serie um den Hintergrund des Schock erscheint bei Salleck Publications, auch die Originalserie erscheint hier in chronologischer Abfolge als Gesamtausgabe!

Dazu passen die grandiosen Berurier Noir aus Frankreich und ein Triple Secret des Moines.

© der Abbildungen DUPUIS 2020 by Robber, Blutch / Eckart Schott Verlag

ZACK 250

ZACK 250 (April 2020)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Ich möchte mit einem Gratulationstusch starten: mittlerweile hat das „neue“ ZACK 250 Ausgaben geschafft und das Startpublikum der Koralle-ZACK-Aficionados deutlich erweitert! Viele neue Serien haben Eingang gefunden und aktuell scheint sich eine – aus meiner Sicht sehr erfreuliche – Kooperation mit dem niederländischen StripGlossy anzudeuten, werden die Morde im Mai doch mindestens von Spaghetti, vielleicht auch von den Macaronis begleitet.

Gefeiert wird das Jubiläum übrigens mit einem Variantcover für Abonnenten mit einer erotischen Szene aus Empire USA.

Der Neustart

Keine Landschaft auf einem fernen Planeten sondern in Mexiko!

Sauvage hat gerade den dritten Platz in der Wahl des ZACK-Helden 2019 belegt und die neue Episode Esmeralda wurde von vielen erwartet. Der Text von Yann ist dabei sicherlich spannend, verknüpft er doch die Ereignisse Mitte der 60-er Jahre des 19. Jahrhunderts in Mexiko mit den persönlichen Schicksalen der handelnden Personen und spielt dabei sehr geschickt mit persönlichen „Skills“ wie Naivität oder Skrupellosigkeit. Gleichzeitig wird die Kritik an der politischen Führung, etwa wegen des Befehls, keine Gefangenen mehr zu machen, sondern die Gegner noch auf dem Schlachtfeld zu erschießen, deutlich! Die Zeichnungen von Meynet sind aber zumindest in dieser von ihm selbst erledigten Kolorierung einfach nicht mein Favorit.

Die Fortsetzungen

Bisher fehlte die Leiche in dem aktuellen Abenteuer von Rick Master, nun ist sie da und auch bereits identifiziert. Das Motiv bleibt aber noch rätselhaft. Gleichzeitig wird in Für Frankreich gefallen aber auch deutlich, dass Rick beim Militär wenig Freunde hat und so hat Simon Van Liemt die ungewohnte Verpflichtung, den Helden seitenlang mit einem Veilchen darzustellen. Zidrou hat aus dem etwas altbackenen Liebling aller Schwiegermütter und noch mehr aus seiner Geliebten Nadine moderne Held*innen gemacht, denen man die kriminalistische Ader abnimmt.

Die History-Serie Rani von Van Hamme & Alcante nimmt Fahrt auf. Ging es bisher eher darum, dass die Heldin zeitbegingt ihrem ekligen Halbbruder hoffnungslos ausgeliefert ist, kommen nun politische Bezüge hinzu. Wie so oft gilt, dass der Böse nicht nur seine Familienangehörigen verrät, sondern auch kein ungetrübtes Verhältnis zu seinem Land hat. Francis Vallès darf dabei zeigen, wie gut er neben Kompositionen auch Landschaften und Gebäude zeichnen kann. Wie gut, dass es von dieser Serie bereits mehrere Folgen gibt.

Henk Maalbeck muss den ersten der Morde im Mai, nämlich den an seinem Vater, mitansehen. Trotzdem ist noch nicht wirklich klar, wie groß die Sache eigentlich ist. Auf jeden Fall ist schon mal deutlich, dass Deutsche die Verteidigung Rotterdams ausspioniert haben und wichtige Dokumente den Besitzer hätten wechseln sollen. Eric Heuvel hat den Roman von Jaques Post sehr stimmig in Bilder übertragen und so ist dieser Comic nicht umsonst bei unseren westlichen Nachbarn sehr erfolgreich gewesen.

Dazu kommen die witzigen Parker & Badger und Tizombi sowie neben dem Schlussstrip auch eine ganzseitige Episode des Vaters der Sterne. Zumindest für letzteren täte Abwechslung gut. Die Artikel featuren eine neue Netflix-Serie von DreamWorks und bringen ein interview mit Phillipe Aymond zu den neuen Abenteuern von Bruno Brazil – lesenswerte Abwechslung!

Der Abschied

In Empire USA wird der Teil 2.2 beendet und Jared ist mit seinen Untersuchungen zum Tod seines Freundes noch nicht wesentlich weiter. Immerhin ist deutlich geworden, dass die russischen Oligarchen keine einheitliche Gruppe darstellen, sondern sich verschiedenen Nachfolgegruppen der alten Nomenklatura angeschlossen haben. Spannender Thriller von Stephen Desberg mit realistischen Zeichnungen von Alain Queireix in anspruchsvollem Layout.

Variantcover mit Szene aus Empire USA

Sollte das ZACK dieses hohe Niveau halten können, dürfte der nächste Meilenstein (Ausgabe 293 und damit mehr Ausgaben als das „alte“ ZACK) leicht zu schaffen sein!

Dazu passen natürlich zum Anstoßen ein Glas Champagner und die alten No Doubt!

Abbildungen © 2020 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

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