ZACK Comic Box 9 – Klassiker des Monats Januar 2019

ZACK Comic Box 9 (Superband)

Story: Albert Weinberg, Greg

Zeichnungen: Albert Weinberg, Hermann, Eddy Paape

KORALLE Verlag GmbH (1974)

Album | 148 Seiten | Farbe | 5,80 DM

ISBN: n/a

Cover Zack Comic Box 9

Der Koralle-Verlag verlegte nicht nur das „alte“ ZACK sondern auch einige Sonderreihen wie die Zack (Comic) Box, die in Albenform Abenteuer der Zack-Helden präsentierte oder die Zack Parade, die im Taschenbuchformat entsprechendes Material enthielt. Insgesamt erschienen zwischen 1972 und 1981 43 Ausgaben. Anfang dieses Jahrtausends wurde der Brand kurzfristig für zwei Ausgaben (Dan Cooper und Luc Orient) von Salleck Publications fortgeführt.

Als Beispiel für diese Reihe soll hier der 1974 erschienene Band 9 näher vorgestellt werden, enthält er doch gleich drei Geschichten von klassischen Helden.

Dan Cooper von Albert Weinberg deckt dabei die Techniksparte ab, die in anderen Bänden von Mick Tangy (sic!) oder Michel Vaillant vertreten wird. Für die Zielgruppe der Jungen, technikbegeistert und motorenlärmaffin, wurde im Zack einiges geboten: Neben den Comics gab es Berichte über neue Motoren, Flugzeuge oder Rennberichte und Dan Cooper war als Testpilot, der auch Science-Fiction oder Krimi Elemente in seinen Geschichten zu durchleben hatte, einer der beliebtesten Charaktere dieser Ära. Mittlerweile gibt es im Splitter-Verlag eine 15-bändige Gesamtausgabe aller Dan Cooper Stories.

Die hier abgedruckte Geschichte „Die Männer mit den goldenen Flügeln“ ist der 16. Band der Originalreihe. Dan Cooper ist einer Kunstflugstaffel zugeteilt und so werden atemberaubende Kunststücke eingeübt und vorgeführt und nebenbei noch in einem Artikel erläutert. Natürlich ist Mut dafür von Nöten der allerdings nicht in Leichtsinn ausarten darf. Insgesamt sicher spannend, im Vergleich zu anderen Geschichten um Cooper allerdings eher Durchschnitt.

Zack Comic Box 9 - page 24

„Die Wölfe von Wyoming“, der dritte Band der Westernreihe „Comanche“ von Hermann (Huppen) und Greg (Michel Regnier) steht für das Thema Western, das im realistischen Bereich vor allem von Leutnant Blueberry und eben Comanche, aber auch durch Caine abdeckt worden ist. Im Funny-Bereich kamen mit Lucky Luke von Morris und Umpah-Pah von Goscinny und Uderzo aber auch Häuptling Feuerauge von Gordon Bess weitere Schwergewichte hinzu. Auch Comanche liegt mittlerweile in einer mustergültigen Fassung im Splitter-Verlag vor.

Die Serie Comanche spiegelt nicht den typischen sauberen Westernhelden; Red Dust ist ein ehemaliger Revolverheld der auf einer kleinen Ranch, die von einer Frau geleitet wird, angeheuert hat. Im Umfeld der Konflikte mit Indianern, großen Ranchern und Verbrechern müssen sich die Protagonisten, zu denen auch noch ein weißes Greenhorn, ein junger Farbiger und ein alter Mann gehören, immer wieder neu zusammenraufen und beweisen. Hier geht es um eine mörderische Bande und das alte Thema der Gerechtigkeit, das Hermann allerdings etwas brachialer angeht als andere. Das Artwork ist dabei allerdings grandios!

Detail Zack Comic Box 9 page 71

Vervollständigt wird die Zack Comic Box 9 mit dem „Krater des Verderbens“ von Luc Orient, getextet ebenfalls von Greg und gezeichnet von Eddy Paape. Neben den Fernsehadaptionen von Enterprise und Mondbasis Alpha 1 sowie den im Zack publizierten Geschichten um Valerian und Veronique wird damit der Bereich der Science-Fiction abgedeckt. Auch dieses Thema passte perfekt für die jugendlichen, männlichen Leser des Zack und war durch eine Vielzahl von Romanen etwa bei Heyne, Goldmann und Pabel/Moewig ein Topseller der damaligen Zeit. Luc Orient erschien vor einigen Jahren als fünfbändige Gesamtausgabe bei Egmont EHAPA und in neuen Hardcover Einzelbänden ab Februar dieses Jahres beim All-Verlag.

In diesem, im Original siebten Band geht es um seltsame Vorkommnisse in der Nähe eines durch einen Meteoriteneinschlag verursachten Kraters. Das Team von Eurocristal wird in die Untersuchungen eingeschaltet und muss nebenbei noch einen Mord aufklären. Dieses Abenteuer gehört nicht in die Reihe der Geschichten auf Terango, die im Magazin veröffentlicht wurden. Spannende Kost, die verschiedene Genres gut verknüpft und zeichnerisch ansprechend darbietet.

Zack Comic Box 9 page 128

Die Comic Boxen boten den damaligen Leser*innen zu einem erschwinglichen Preis lange Geschichten ihrer Lieblingshelden und dienten teilweise auch dem Test neuer Inhalte. Nicht immer handelte es sich um Erstveröffentlichungen und teilweise wurde der gleiche Inhalt mehrfach verwertet. Trotzdem ist der Versuch, Comics aus dem frankobelgischen oder amerikanischen Raum auch in Deutschland einem breiten Publikum zugänglich zu machen und aus der Schmuddelecke zu befreien, im Nachhinein nicht hoch genug zu würdigen. Viele der damaligen Jugendlichen hatten so einen – im Gegensatz zu den teilweise kruden Übersetzungen durch Kauka – unverfälschten Zugang zu den Highlights der aktuellen Comics und wurden dadurch so stark geprägt, dass die Serien sich heute noch gut verkaufen und die „Generation Lehning“ durch die „Generation Zack“ abgelöst worden ist. Das Maschinen-Lettering, die Papierqualität und der Druck sind allerdings nicht mehr zeitgemäß und wurden mittlerweile optimiert und auch die Übersetzungen sind angepasst worden.

Der Zack Comic Box Superband 9 sollte auf einschlägigen Plattformen oder im Comichandel noch gut erhältlich sein. In Super-Sammler-Qualität werden dafür in etwa 18 € fällig, „lesefähige“ Ausgaben sollten für unter 5 € gefunden werden können.

Dazu passt Nostalgisches:  KiBa und Glam-Rock, etwa von den Anfängen von The Slade oder The Sweet.

© der Abbildungen 1974 KORALLE Verlag GmbH und bei den jeweiligen Autoren

Aus dem EC-Archiv: Wally Wood

Alle Science Fiction und Fantasy Stories Band 1

Story: Bill Gaines & Al Feldstein, Harry Harrison, Wallace Wood
Zeichnungen: Harry Harrison & Wallace Wood, Wallace Wood

Originaltitel: EC Archive 1

All Verlag

Hardcover | 160 Seiten | Farbe | 29,80 € |

ISBN: 978-3-946522-36-2

Wally Wood EC-Archive 1 cover

EC-Comics war der Verlag in dem zwei der bekanntesten klassischen Science-Fiction Comicreihen erschienen sind: Weird Science und Weird Fantasy und Wallace Wood ist derjenige, der am häufigsten als bester Zeichner dieser Reihen genannt wird. Lange Zeit war es sehr schwierig, überhaupt an Geschichten von Wally Wood auf Deutsch zu kommen, nun bringt der All-Verlag eine dreibändige Gesamtausgabe aller Wood-Geschichten aus diesen beiden Comics in chronologischer Reihenfolge heraus.

Neben dem regulären Band ist auch eine auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit nummeriertem Ex-Libris und Variantcover zum Preis von 49,80 € erschienen.

Die erste Geschichte wurde im Mai 1950 veröffentlicht und von den damaligen Studiokollegen Wood und Harry Harrison gezeichnet. Beide hatten bereits andere Arbeiten vornehmlich im Romance- und Western-Bereich veröffentlicht, sahen aber ihre Zukunft im Bereich Science Fiction. Glücklicherweise konnten sie den EC-Herausgeber Bill Gaines von dieser Idee überzeugen und durften loslegen. Harrison sollte allerdings nur noch für vier Geschichten zur Verfügung stehen und sich dann komplett auf SF-Stories verlegen. Er wurde später zu einem Hauptvertreter der „neuen“ SF, vor allem mit seinen Romanen über die „stainless steel rat“. Wood dagegen konnte sein Talent in der graphischen Umsetzung der „klassischen“ SF perfekt umsetzen.

Detail wally Wood EC-Archive 1 page 75

Die 50-er Jahre waren einerseits noch geprägt von den Schrecken des Zweiten Weltkrieges und den weiter andauernden kriegerischen Verstrickungen der US-Streitkräfte und damit sehr empfänglich für Geschichten über böse Invasoren und „fremde“ Fieslinge. Andererseits war der Glaube in die Technologie noch ungebrochen; die Folgen der atomaren Strahlung und der chemischen Verseuchung waren unbekannt und jeder ging davon aus, dass überall, also auch in Raumschiffen, selbstverständlich geraucht werden würde. An den Kiosken gab es eine unzählbare Anzahl von Comic-Magazinen und die Selbstzensur durch den Comics Code war noch nicht abzusehen. In den Pulp-Magazinen waren SF, Fantasy und Mistery/Horror weit verbreitet und Frauen waren zwar nicht mehr nur schmückendes Beiwerk sondern hatten während der Kriegsjahre beweisen können, dass auch sie fähig und kompetent waren, hatten aber immer noch dem Schönheitsideal zu entsprechen.

Dieser erste Band bringt 19 Geschichten aus den Jahren 1950 und 51; sie thematisieren Tierversuche, Angst vor dem Fremden, Kolonialisierung des Weltraums und Zeitreisen. Die Stärken von Wally Wood liegen in den Dekors der Raumschiffe und den Landschaften, seien es natürliche oder kosmische. Seine Frauen sind groß, langbeinig und vollbusig, dabei aber handelnde Personen und kein Beiwerk. Seine Außerirdischen sind Monster, oft zu schrecklich anzusehen um einen gesunden Verstand behalten zu können und deshalb in der Wiedergabe entschärft. Trotzdem ist der größte Horror teilweise der einheimische Umgang mit dem Fremden. Wood ist kein Optimist und so holt er aus den Stories von Gaines und Feldstein alles heraus, was positiv und zukunftsgewandt beginnt und im Schrecken endet.

Wally Wood EC-Archive 1 page 72

Das Monster muss dabei nicht einmal außerirdisch sein, denn durch den außerirdischen Einfluss von Schimmel oder Sporen mögen sich auch Menschen in fremd aussehende aber ungefährliche bzw. in bekannt aussehende aber gefährliche Wesen verwandeln.

Die Story „Gerettet“ aus Weird Fantasy 6/51 ist auf den Seiten des All-Verlages als Leseprobe zugänglich. Mein absoluter Favorit aber ist die Geschichte „die Ausserirdischen“ aus Weird Science 7/51 da Wood hier meisterhaft mit Ängsten spielt und Taktik über Herz entscheiden lässt.

Der All-Verlag hat sich dankenswerterweise der Aufgabe verschrieben, das EC-Archiv mit den Werken von Wallace Wood in drei Bänden wieder zugänglich zu machen. Zu jeder Geschichte gibt es neben den editorischen Notizen den Abdruck des entsprechenden Covers der Ausgabe, meistens von Feldstein gezeichnet, und oft ein paar Bemerkungen von Jörg Winner der auch den Artikel über die ersten Jahre von Wood mit ergänzendem Bildmaterial sowie die Comic-Zeit von Harrison geschrieben hat.

Wally Wood EC-Archive 1 page 68

Das Papier ist den Comics angemessen: Das Hardcover umschließt dickeres, etwas mattes Papier, das den Eindruck der Pulps unterstützt, trotzdem aber ein sehr gutes Druckergebnis ermöglicht.

Der erste Band der SF- und Fantasy-Geschichten von Wood ist gleichzeitig auch der Klassiker des Monats Dezember. Mehr Klassik als diese Gesamtausgabe geht nicht!

Dazu passen Tom Collins oder Pink Squirrel als typische Cocktails dieser Zeit und Elvis Presley!

© der Abbildungen 2018 All-Verlag, Wipperfürth

© 2018 William M. Gaines, Agent, Inc

Yakari – Klassiker des Monats November 2018

Yakari und … (39 Bände)

Text: Job

Zeichnungen: Derib

Salleck Publications

Hardcover | 48 Seiten | Farbe | 12,00 € |

Cover Yakari 1
Das erste Abenteuer von Yakari

Der November wird eindeutig durch das Thema „Western“ geprägt: Der neue Lucky Luke-Band ist erschienen, ein Interview mit Achdé und Jul ist online gegangen und die Coverserie des aktuellen ZACK gehört ebenfalls zu diesem Genre. Was liegt da näher als auch im Klassiker des Monats darauf zurückzukommen zumal Yakari auch im Gewinnspiel letzten Monat als Lieblingscomic genannt worden war!

Yakari ist nicht nur eine Comicreihe sondern bereits seit vielen Jahren auch ein multimediales Universum, das aus mehreren Fernsehserien, Musicals und Puppenspielen, Merchandise-Figuren, Spielen und monatlichen Zeitschriften besteht. Hier soll der Fokus auf den Comics liegen.

Das erste Abenteuer „Yakari und großer Adler“ über das Leben des jungen Sioux Yakari von Job (das ist André Jobin) und Derib (Claude de Ribaupierre) erschien bereits 1979. Yakari ist ein kleiner Junge, der die Fähigkeit besitzt, mit Tieren zu sprechen. Seine Freunde sind dementsprechend nicht nur menschlicher Natur und die Namen der einzelnen Geschichten „Yakari und …“  beschreiben oft ein jeweiliges Tier als Hauptakteur. Bester Freund des Kleinen ist sein Pony Kleiner Donner, das ähnlich wie Jolly Jumper eine eigene Persönlichkeit besitzt und oft genug als Co-Akteur auftritt. Auch der Totem Yakaris, Großer Adler, handelt eigenständig und beschützt oder leitet Yakari in vielen Abenteuern. Derib und Job schaffen es durch die Verwendung des weisen Vogels, Moral und Direktive kindgerecht ohne Zeigefinger in die Geschichten zu integrieren.

cover Yakari 10

Neben Yakari und den Tieren gibt es aber auch menschliche Mitstreiter, vor allem die kleine Regenbogen und der junge Kleiner Dachs sind als Gleichaltrige wichtige Handlungstreiber.

Derib hat im Laufe seiner Karriere mehrere Western kreiert: Von Go West (ebenfalls bei Salleck Publications) über Buddy Longway (Egmont Ehapa) und Red Road standen immer wieder Verständnis und Liebe zu der Natur und allen Geschöpfen sowie der Wunsch der Verständigung im Vordergrund. Je nach Zielgruppe wird dieser Wunsch mehr oder weniger erfüllt oder mit Pessimismus beantwortet.

Bei Yakari stehen ganz klar kleine Kinder im Fokus. Zwar sind die Geschichten auch für Erwachsene lesbar und enthalten teilweise eine zweite Schicht an Anspielungen, generell sind die Konflikte am Ende des jeweiligen Bandes aber gelöst und alle Beteiligten haben an Erfahrung gewonnen. Teilweise ergeben sich sogar Freundschaften für die Zukunft.

Auch hier ist das Gender-Rollenbild nicht frei von Klischees: Natürlich ist Kleiner Dachs der Prototyp eines kleinen Jungen: von nichts eine Ahnung aber voll mit ersten Eindrücken. Regenbogen ist als Mädchen viel klüger, überlegter und einfallsreicher und entspricht ein wenig einer Mischung aus Vorstellungen über den guten Indianer und Astrid Lindgrens starken Mädchen. Yakari dagegen ist cool, ein echtes Vorbild mit Schwächen, die ihn sympathisch machen, durch seinen Totem aber auch wieder ausgeglichen werden.

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Die anderen Indianer*innen, Erwachsene und Kinder, übernehmen die jeweils benötigten Rollen (Krieger, Medizinmann, Häuptling, Kräuterfrau, …) und bilden somit den Rahmen der gewohnten und liebevollen Umgebung in der die Kinder sorgenlos Abenteuer erleben können.

Die jeweiligen Bände fokussieren auf nur ein Tier, das Probleme macht oder welche hat oder aber auf Naturereignisse wie Stürme oder Feuer und bieten dadurch die Möglichkeit, das Thema in Ruhe und mit Tiefe anzugehen. Die Zeichnungen im Semifunny-Stil von Derib sind liebevoll, groß genug für kleinere Leser*innen aber detailreich genug, um auch ältere anzusprechen. Die Seitenaufteilung bleibt dabei klassisch. Job unterstützt diesen Stil vollkommen und lässt der Handlung genügend Zeit um Natur und handelnde Tiere zu voller Geltung kommen zu lassen.

Alle 39 bisher erschienenen Bände sind bei Salleck Publications als Hardcover für jeweils 12 € erhältlich. Einige davon waren früher bereits bei Carlsen Comics als Softcover erschienen und sollten bei einschlägigen Gelegenheiten noch preiswert erhältlich sein. Dazu gibt es ein Magazin am Kiosk mit dem üblichen Plastik als Dreingabe sowie zwei                        Fernsehserien. Die erste von 1983 umfasst 52 5-minütige Episoden, die zweite (2005 – 2013) 130 13-minütige Folgen. Zumindest die letzteren sind regelmäßig auf KiKa zu sehen.

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Das bisher neueste Yakari-Album

Dazu passt Musik entweder aus den Trickfilmen oder dem Yakari-Musical und eine Fruchtschorle.

© der Abbildungen 2018 Salleck Publications

Asterix der Gallier – Klassiker des Monats Oktober 2018

Asterix der Gallier – Jubiläumsausgabe 2018
Story: 
René Goscinny
Zeichnungen: 
Albert Uderzo
Originaltitel: 
Astérix le Gaulois

Egmont EHAPA Media
A4 | 56 Seiten | Farbe | Softcover 7,50 €  | Hardcover 15,00 €
ISBN: 
N/A | 978-3-7704-4043-6

Cover Jubilaeumsausgabe Asterix der Gallier
(c) ASTERIX®- OBELIX®- IDEFIX® / © 2018 LES EDITIONS ALBERT RENE / GOSCINNY – UDERZO

Was ist eigentlich ein Klassiker? Definitiv wohl ein Titel, der seit 50 Jahren auf dem deutschen Markt erhältlich ist und dessen immer noch erscheinende neue Folgen mit einer Millionenauflage über den Ladentisch gehen!

Asterix der Gallier ist das erste Abenteuer von 1959, ursprünglich in Pilote erschienen und von René Goscinny und Albert Uderzo in Eigenregie entwickelt um den immer wieder verlangten Klonen von erfolgreichen amerikanischen oder europäischen Serien etwas Eigenes entgegenzusetzen. Die beiden Franzosen haben sich dabei ein Setting ausgesucht, dass allen potentiellen Leser*innen in Frankreich aus der Schule bekannt, im Comic bisher aber noch nicht breitgetreten worden war: Die Geschichte der Gallier.

Asterix als Serie war nie als Comic für Kinder konzipiert, sondern bot und bietet mit all seinen Anspielungen auf die aktuelle politische Entwicklung Spaß auch für Erwachsene. Zudem liehen im Laufe der Zeit immer wieder bekannte Personen aus Politik, Film und Showbusiness Nebenfiguren ihr Gesicht. Der Name des Helden ist dabei das Ergebnis der Zusammenfassung von zwei Kriterien: er sollte mit A beginnen (jede*r Bibliothekar*in wird wissen, warum) und an den gallischen Helden Vercingetorix erinnern. Ein Asterikus ist die Bezeichnung für ein kleines Sternchen und da der Held nicht dem Model der Superhelden entsprechen sollte, sondern klein zu sein hatte, war der Name gefunden. Besonderen Spaß hatten die Beiden im Folgenden daran, alle Namen der Gallier auf –ix enden zu lassen. In späteren Abenteuern wurde dieses Spielchen auch auf andere Völker angewendet.

Die vorliegende Jubiläumsausgabe enthält den klassischen ersten Band in neuen Farben und mit dem noch von Uderzo 2006 gezeichneten neuen Titelbild sowie 8 zusätzliche Seiten mit Bildmaterial und einem Text von Volker Hamann zur Entstehungsgeschichte.

Cover Asterix 1 1971
Cover der Ausgabe von 1971 © ASTERIX®- OBELIX®- IDEFIX® / © 2018 LES EDITIONS ALBERT RENE / GOSCINNY – UDERZO

Obwohl schon viele zum Stammpersonal der Gallier gehörende Aktive vertreten sind, sehen sie teilweise noch etwas anders aus. Erst im Laufe der Zeit haben sie sich zu den ikonographischen Figuren entwickelt die heute nahezu jeder Westeuropäer kennt. Insbesondere Idefix fehlt hier aber noch, da er erst im 5.Asterix-Band Tour de France seinen ersten Auftritt hatte.

1966 wurde diese erste Asterix-Geschichte erstmals auf Deutsch in Kaukas LUPO modern veröffentlicht, allerdings in einer sehr eigenwilligen Übersetzung und unter dem Titel Siggi der Unverwüstliche. Rolf Kauka wurden die Lizenzen nach der Veröffentlichung von insgesamt 4 Titeln entzogen und Adolf Kabatek konnte den Stuttgarter EHAPA-Verlag überzeugen, nicht nur die freigewordene Lizenz für das Magazin MV-Comics zu übernehmen, sondern auch dem Beispiel der Tim-Bücher des Carlsen-Verlages zu folgen und ein Asterix-Buch herauszugeben. Das war der Beginn einer Erfolgsgeschichte ohne gleichen. 1968 erschienen die ersten beiden Bände sowohl in einer Softcover-Kiosk-Ausgabe als auch als gebundenes Hardcover für den Buchhandelsvertrieb und daran hat sich bis heute nichts geändert. Natürlich gibt und gab es zusätzliche Veröffentlichungen in Sammelbänden, Mundartausgaben, Wimmelbücher und und und.

Zur Story: Asterix, Obelix und die anderen Gallier wohnen zu Zeiten von Julius Cäsar in einem kleinen Dorf, das als einziges in Gallien nicht von den Römern besetzt worden ist. Es ist zwar von vier römischen Lagern umzingelt, die dort stationierten Legionäre haben allerdings kein leichtes Leben denn Miraculix, der Druide des Dorfes, besitzt das Rezept für einen unbesiegbar machenden Zaubertrank den die Dorfbewohner regelmäßig zu sich nehmen. Begegnungen zwischen Galliern und Römern nehmen daher immer einen sehr einseitigen und für die Römer äußerst schmerzhaften Verlauf. Um hinter das Geheimnis der übermenschlichen Kräfte der Gallier zu kommen wird ein Legionär als Gallier verkleidet und auf Spionagemission geschickt. Ihm gelingt es, den Trank zu probieren und beweist seine Stärke im Kampf gegen seine Legionärskollegen eindrücklich.

Detail Asterix 1 Jubilaeumsausgabe page 49
© ASTERIX®- OBELIX®- IDEFIX® / © 2018 LES EDITIONS ALBERT RENE / GOSCINNY – UDERZO

Da der Trank seine Wirkung allerdings nur zeitlich begrenzt entfaltet und der Spion das Rezept nicht mitgebracht hat, lässt Gaius Bonus den Druiden entführen um mithilfe des Trankes Cäsar werden zu können. Miraculix und der ihm zu Hilfe kommende Asterix machen sich als Gefangene über die Römer lustig und beweisen ein immer wiederkehrendes Grundmuster der Serie: Übermacht alleine genügt nicht, wenn Witz, Zusammenhalt, Schläue und ein wenig Zaubertrank auf Seiten der Gallier stehen…

Lohnt sich der Kauf dieser Sonderausgabe? Wer den Band schon sein Eigen nennt wird alleine wegen des neuen Covers möglicherweise nicht bereit sein, Geld auszugeben. Wer allerdings auch nur ein wenig Interesse an den Hintergründen zur Entstehungsgeschichte hat und gerne auch begleitendes Bildmaterial anschaut, wird an den acht zusätzlichen Seiten seine Freude haben! Wer Asterix der Gallier dagegen noch nicht gelesen haben sollte, kann jetzt unbedenklich zuschlagen!

Im Übrigen verlost COMIX-online fünf Exemplare der Softcover-Ausgabe! Wer teilnehmen möchte, erfährt im facebook-Auftritt von COMIX-online alles Notwendige. Vielen Dank an EGMONT EHAPA Media für die Bereitstellung der Gewinne!

Dazu passt natürlich lauwarme Cervesia und Musik aus vergangenen Zeiten. Die Aufzeichnungen von Troubadix sind im Laufe der Zeiten leider/glücklicherweise verloren gegangen aber Saltatio Mortis tut es auch.

Detail Asterix 1 Jubilaeumsausgabe page 48
© ASTERIX®- OBELIX®- IDEFIX® / © 2018 LES EDITIONS ALBERT RENE / GOSCINNY – UDERZO

© der Abbildungen ASTERIX®- OBELIX®- IDEFIX® / © 2018 LES EDITIONS ALBERT RENE / GOSCINNY – UDERZO

Van Hamme / Vallès: Hopfen und Malz – Klassiker des Monats September 2018

Cover Gesamtausgabe Hopfen und Malz 1

Hopfen und Malz – Gesamtausgabe in drei Bänden

Originaltitel: Les Maitres de L‘Orge
Story: Jean van Hamme
Zeichnungen: Francis Vallès

Comicplus + Verlag Sackmann und Hörndl
Hardcover | 127 – 167 Seiten | Farbe | 34 € (1-2) bzw. 39 € (3)
ISBN: 978-3894742904 – 978-3894742911 – 978-3894742959

Bier ist seit einigen Jahren wieder in aller Munde, insbesondere, wenn es sich um neue Geschmäcker oder alte Sorten handelt. Um Bier, seinen Brauprozess im Wandel der Zeiten und natürlich auch um die persönlichen Schicksale der handelnden Personen geht es in dem 8-bändigen Zyklus „Hopfen und Malz“, der ursprünglich zwischen 1992 und 1999 bei Glenat erschienen ist.

Der Autor Jean van Hamme aus Brüssel ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten europäischen Comic-Szenaristen und dem deutschen Publikum eher von XIII oder Thorgal bekannt obwohl fast alle Serien von ihm in deutscher Übersetzung vorliegen bzw. veröffentlicht werden. Ältere Einzelwerke wie Epoxy oder Western sind nur noch antiquarisch zu bekommen.

Von dem Zeichner Francis Vallès, der in den letzten Jahren hauptsächlich mit Stephan Desberg und eben van Hamme zusammengearbeitet hat, liegt nur wenig vor.

Cover Gesamtausgabe Hopfen und Malz 2

Hopfen und Malz ist eine Serie über die Brauerfamilie Steenfort; den prägenden Personen einer Epoche ist jeweils eines von insgesamt sieben Album gewidmet – von Charles, 1854 bis zu Frank, 1997. Comicplus + hat in seiner limitierten Gesamtausgabe von 2016/2017 den abschließenden achten Band mit Kurzgeschichten in den zeitlichen Ablauf integriert, so dass sich eine sehr lesbare Handlung über eineinhalb Jahrhunderte ergibt. Es sei dazu gesagt, dass die gesamte Story zwar auf historischen Fakten beruht, sich aber als reine Fiktion hinsichtlich der Personen und Unternehmen präsentiert.

Die Story beginnt 1854 in dem belgischen Dorp und dem Bierbrauer Alfred de Ruiter. Da er seine Angestellten allerdings nicht gerade vernünftig behandelt und er Moderne auch nicht so aufgeschlossen ist, schafft es einer seiner ehemaligen Arbeiter – Charles Steenfort – dem Alteingesessenen mit eigenem Bier Konkurrenz zu machen. Schon hier wird deutlich, dass es um Macht gehen wird, um Ränkespiele und um psychologische Profile der Akteure. Anders als sonst bei van Hamme üblich gibt es aber keine wiederkehrenden positiven Charaktere mit Identifikationspotential. Wen das an aktuelle TV-Serien erinnert liegt im Übrigen nicht falsch, denn das Skript war ursprünglich als Drehbuch geplant und wurde erst 10 Jahre später als Comic realisiert. Die Fernsehadaption erfolgte dann aber doch noch.

Der Comic führt beispielhaft durch die Geschichte des Brauens und die notwendigen Anpassungen der jahrhundertealten Tradition an moderne Errungenschaften.

Hopfen und Mals Gesamtausgabe 1 page 102

Das Thema der Marktkonzentration, das Ende des letzten Jahrtausends bereits sehr deutlich zu spüren war, wird ebenfalls nicht ausgespart. Alleine der Hype des keinen Craft-Brauereien wurde nicht vorhergesehen.

Daneben gibt es aber auch deutliche zeitgeschichtliche und politische Themen von Feindschaft, Kollaboration oder „Sünde“ die reflektiert werden. Hier zeigt sich die Limitierung des Ansatzes: Aufgrund der Beschränkung auf 48 Seiten pro Epoche und der Notwendigkeit, auch noch die Story und die Bier-bezogenen Aspekte voranzubringen, sind die Positionen viel zu oberflächlich und schwarz-weiß dargestellt um wirklich zu überzeugen. Immerhin beweist das aber, dass Fragestellungen dieser Art auch in nicht-graphic-novel-Formaten auftauchen können.

Auch wenn die Deutschen in dem 1917 spielenden dritten Band fast nur karikaturenhaft beschrieben werden, die Auseinandersetzung mit dem Faschismus in den eigenen (belgischen) Reihen ist in Band 4 schon wesentlich ehrlicher und verzichtet auf moralisch eindeutige Schuldzuweisungen.

Detail Hopfen und Malz Gesamtausgabe Tome 2 page 118

Die Darstellung des jeweiligen Ambientes und der Kleidung stehen der inhaltlichen Genauigkeit der Story in nichts nach. Vallès schafft es mit seinem realistischen Stil fast in jedem Bild, einen visuell stimmigen Eindruck zu hinterlassen und seine Gesichter (für mich immer ein erstes Kriterium der Qualität) sind nicht nur detailreich, sondern transportieren auch zum Text und der Geschichte passende Emotionen.

Das Layout der Geschichten ist dagegen eher klassisch: nur selten wird von der drei- oder vierreihigen Aufteilung abgewichen. Wenn, dann ist es meistens um einen schnellen Kameraschnitt zu simulieren und Emotion oder Geschwindigkeit zu transportieren.

Comicplus + integriert in die Gesamtausgabe nicht nur die Cover der einzelnen Ausgaben sondern ergänzt das Ganze mit viel Hintergrundmaterial über die TV-Serie, einzelnen Zeichnungen und Abbildungen von (imaginären) Werbematerialien für Steenfort-Biere.

Hopfen und Malz Gesamtausgabe Tome 2 page 127

Die im Original „Meister der Gerste“ genannte Serie ist nicht nur allen Freund*innen der Braukunst an Herz zu legen, sondern stellt auch einen spannenden und lesenswerten Versuch dar, einen so langen Zeitraum exemplarisch darzustellen. Niemand erwarte allerdings, dass hier objektive Fakten im Sinne eines aufgeklärten Schulunterrichts präsentiert würden denn dafür stehen viel zu viele Klischees im Vordergrund.

Der erste und zweite Band enthalten jeweils 2 Alben und die dazugehörigen, ergänzenden Überleitungen, der dritte versammelt die letzten drei Abenteuer. Alle Bände sind als Hardcover mit Glanzapplikationen auf dem Titelbild erschienen, auf jeweils 1000 Exemplare limitiert und noch lieferbar.

Die Serie bietet solides Handwerk mit einem nicht alltäglichen Setting. Van Hamme beweist einmal mehr seine Fähigkeit, lange Handlungsbögen zu spinnen, darf sich hier aber sogar Generationenübergreifend betätigen. Vallès ist in Deutschland eher unterschätzt. Neben dieser Serie liegt nur noch die Gesamtausgabe von Tosca vor. Die Serie selbst ist nicht nur ein tolles Geschenk für Bierliebhaber mit Comicleidenschaft oder Comicliebhaber, die gerne Bier trinken sondern auch für sich selbst eine nette Abwechslung zu der 25-sten Geschichte im gleichen Ambiente!

cover Hopfen und Malz gesamtausgabe 3

Dazu passt natürlich nichts Anderes als belgisches Bier! Wer mag, kann ein klassisches Lambiek probieren und mit einem Abtei-Bier weitermachen. Für alle anderen tut es aber auch ein Belgian Blonde! Im Hintergrund darf die Musik in diesem Falle nicht ablenken – Wie wäre es mit den australischen The Triffids?

Ein paar abschließende Worte zu dieser Rubrik: Neue Comics erscheinen mit einer hohen Frequenz Monat für Monat. Auch wenn sich der klassische Buchhandel vieler Orten mit einer Comic-Ecke schmückt, zeigt sich, dass der knappe Platz oft für Dauerseller und Neuerscheinungen gebraucht wird. Es gibt aber viele Veröffentlichungen der letzten Jahre die es nicht verdient haben, unterzugehen und dem Vergessen anheimzufallen.

Wenn jemand von euch einen bestimmten Titel hier gerne sehen würde oder gar selbst ein paar Worte darüber verlieren möchte: Dafür ist die Kommentarspalte dar 🙂

© der Abbildungen 2016/2017 Verlag Sackmann und Hörndl

Klassiker des Monats August 2018 – Gaston – Galerie der Katastrophen & Guust – 60 Jaar

Cover Gaston - Galerie der Katstrophen

Gaston – Galerie der Katastrophen

Originaltitel: Gaston – La Galerie des Gaffes

Carlsen Verlag

Hardcover | 68 Seiten | Farbe | 14,99 €

ISBN:978-3-551-72970-5

Cover Guust 60 jaar

Guust – 60 Jaar

Herausgeber: Alexis Dragonetti

Dupuis
Hardcover | 56 Seiten | Farbe | 15,00 €
ISBN: 978-90-314-3585-2

In der Rubrik „Klassiker des Monats“ sollen Comics vorgestellt werden, die nicht mehr taufrisch sind. Sie können schon Jahrzehnte auf dem Buckel haben oder wie in diesem Fall erst ein Jahr. Ihnen allen ist aber gemein, dass Sie es nicht verdient haben unter der Flut der Neuerscheinungen begraben und vergessen zu werden!

Wenn man fragen würde, ob das Marsupilami oder Gaston die wichtigere Erfindung des Altmeisters André Franquin wären, würden die Antworten wohl in etwa gleichverteilt ausfallen. Der sympathische und chaotische Redaktionsbote war Franquins Möglichkeit, den Serienzwängen von Spirou zu entgehen und – auf seine Art und Weise – Kritik am Arbeitsablauf und den Verhältnissen bei Dupuis und in der Spirou-Redaktion zu äußern, und gehört zu den absoluten Klassikern der neunten Kunst.

Kalender Spirou 2014

Während in Frankreich schon 2014 die Rückkehr des Chaoten auf die Seiten des Spirou-Magazins mit einem Kalender gefeiert wurde und immer neue Texter*innen und Zeichner*innen um ihre Interpretation geboten wurden, mussten deutsche Leser*innen dagegen auf den „neuen“ Gaston warten.  Der deutsche Hausverlag Carlsen konzentrierte sich zunächst auf die vorbildliche Edition des „ganzen Gaston“ in einem fünf Hardcover vereinenden Schuber. Nicht enthalten sind darin allerdings verständlicherweise die Neukreationen mit dem vertrottelten Jo-Jo zu Kauka-Zeiten. Von 1968 bis 1978 veröffentlichte Kauka mit allen bekannten „Anpassungen“ die Abenteuer des Redaktionsboten Gaston Lagaffe erstmals in deutscher Sprache und bereitete damit die Basis für alles Weitere.

Die Tatsache, dass es überhaupt wieder neue Comics mit Gaston gibt, ist durchaus zu hinterfragen, hatte Franquin doch verfügt, dass die Figur von keinem anderen gezeichnet werden dürfe. Die Bewertung möge allerdings jede*r selbst vornehmen.

Im Februar 1957 hatte eine noch namenlose Figur ihren ersten Auftritt; anfangs stand sie einfach nur im Weg doch schon nach kurzer Zeit wurde Gaston der Star einer zunächst halb- und später ganzseitigen Geschichte. Während Gaston durchaus mit anderen Figuren aus dem Spirou-Universum interagierte entwickelte sich eine ganze Gemeinschaft aus speziell für diesen Strip kreierter Personen und Tiere mit zum Teil ikonographischen Auftritten.

2017 konnte nun also das 60-jährige Jubiläum gefeiert werden. Schon zu früheren Zeiten war es bei Spirou üblich, Jubiläen mit Hommagen anderer Künstler*innen zu feiern und so geschah es auch jetzt.

Gaston - Galerie Seite 34

Im Carlsen Verlag ist die deutsche Übersetzung des französischen Originals erschienen die XXX Beiträge ganz unterschiedlicher Stilrichtungen präsentiert. Von der Form her handelt es sich dabei um einzelne, ganzseitige Illustrationen, One-Pager aber auch mehrere Seiten umfassende Werke. Sie sind teilweise an den Stil der jeweiligen Hauptserie angelehnt, teilweise wird versucht, den Stil Franquins zu treffen oder zu karikieren und entwickeln die beliebten Hauptmotive der Originalserie weiter. Der/die Leser*in darf sich also nicht nur über neue technische Meistererfindungen oder Auftritte des Gastophons freuen, auch die unendliche Geschichte der gescheiterten Vertragsunterzeichnung wird fortgeführt.

Der Band ist vorbildlich als Hardcover ausgeführt. Leider vermisse ich eine Überblicksseite mit der Auflistung aller Beiträge, gemeinhin als Inhaltsverzeichnis tituliert. Das Auffinden eines speziellen Beitrages würde dadurch sicherlich erleichtert… Schön ist dagegen das einheitliche Layout das sowohl Akteure und Titel benennt, andererseits teilweise das von Franquin zur Meisterschaft veredelte Spiel mit der Signatur aufnimmt.

Gaston - Galerie Seite 46

Bereits im letzten Jahr ist in den Niederlanden ein Band erschienen, der 47 Beiträge von niederländisch-sprachigen Künstlern aus Holland und Belgien vereint. Die zwei erhältlichen Ausgaben unterscheiden sich neben dem Preis in der Bindung (Hard- bzw. Softcover) und im Motiv des Umschlags.

In zwei Vorworten des Herausgebers und von Marc Legendre werden noch einmal sehr persönlich die Bedeutung von Franquin und vor allem Gaston für den europäischen Comic und sein Einfluss auf viele der heute aktiven Künstler herausgestellt. Die Kombination aus menschlichem Slapstick, Alltag und tierischen Akteuren waren damals einzigartig.

Die beteiligten Künstler*innen versuchen jeweils mit ihrem Stil das Wesen von Gaston oder Guust, wie er bei unseren Nachbarn heißt, zu erfassen. Die Resultate bewegen sich daher zwischen einer seitenfüllenden Zeichnung und 24 Panelen auf einer Seite. Die Figurendarstellung ist von Franquin-ähnlich über karikierend bis zu grahic-novel-artig ebenfalls sehr unterschiedlich. Allen Beiträgen ist aber anzumerken, dass sie sich liebevoll und achtungsvoll dem Thema nähern.

Thematisch haben einige versucht, Gaston in eine andere Lebenszeit (sei es Jugend oder Rente) zu versetzen, um nicht zu nah am Original zu sein. Andere spielen dagegen mit den bekannten Szenarios der verhinderten Vertragsunterschrift, der Liebesbeziehung mit Fräulein Trudel oder der sagenhaften Faulheit.

Einige der beteiligten Künstler wie Marc Legendre, Daan Jippes, Eric Heuvel, Griffo oder Romano Molenaar sind auch teilweise auf Deutsch erhältlich, die meisten sind aber eine Neuentdeckung wert!

Eindeutig eine ideale Ergänzung zu der deutschen Ausgabe, zumal es keine Überschneidungen gibt.

Guust - 60 jaar - Seite 43

Gerade in ihrer Kombination beweisen die beiden Bände mit über 100 Beiträgen die Wichtigkeit von Gaston für den aktuellen europäischen Comic. Beide sind auf den üblichen Bezugswegen noch erhältlich.

Dazu passt nichts Anderes als Jazz und Cocktails! Wer es noch authentischer mag möge doch bitte das Geschrei einer Lachmöwe im Hintergrund laufen lassen.

PS: Sollte jemand von euch Leser*innen einen Wunsch für folgende Beiträge dieser Reihe haben oder gar selbst einen Klassiker vorstellen wollen: Es gibt eine Kommentarfunktion unter dem Beitrag!

Gaston - Galerie - Tanz

Abbildungen © 2014 Dupuis (Kalender); © 2017 Dupuis (Guust), © 2018 Carlsen Verlag GmbH (Gaston)

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