Schultz/Yeates – Prinz Eisenherz II Band 26

Jahrgang 2021/2022

Autor: Mark Schultz

Zeichnungen: Thomas Yeates

Originaltitel: Hal Foster’s Prince Valiant 4378 – 4481

Bocola Verlag

Hardcover Überformat | 112 Seiten | 24,90 €
ISBN: 978-3-946842-56-9

Cover Prinz Eisenherz II 26

Freudestrahlend hatte ich die Vorzugsausgabe vor rund einem Jahr als Gewinner eines Preisausschreibens in Empfang nehmen können, doch dann gelangte der Band aus unerfindlichen Gründen an das hintere Ende meines Lesestapels. Nun habe ich es endlich geschafft, mich ihm zu widmen. Und er war es wert! Die 1937 erstmalig erschienene Serie hat mittlerweile ihren vierten Zeichner, vermag aber immer noch zu begeistern.

Ritter, Ränke und fantastische Abenteuer

Vielleicht eine kleine Einordnung vorweg: Der Held, Prinz Eisenherz, ist ein Ritter von König Arturs Tafelrunde und als solcher Kamerad von Gawain, Galahad und anderen bekannten Recken. Gleichzeitig ist er aber auch ein Prinz der Wikinger aus Thule. Mit seinem „singenden Schwert“ hat er unzählige Kämpfe siegreich bestanden und vieles von der Welt gesehen. Er ist verheiratet mit Aleta, der ehemaligen Herrscherin der Nebelinseln. Ihr gemeinsamer Sohn Arn ist mittlerweile der Regent des Königreiches. Bei Bocola erscheinen Sammelbände, die jeweils zwei komplette Jahrgänge umfassen.

Generell ist zu bemerken, dass die Serie schon von Beginn an sehr frei mit der tatsächlichen Geschichte umgegangen ist. Wenn dramaturgisch notwendig, wurden schon einmal Jahrhunderte übersprungen und kombiniert. Und so beginnt der Band auch mit einem gewagten Experiment. Ein kleines Fürstentum macht seine Erfahrungen mit „Demokratia“, einer Volksherrschaft. Da es die Leibeigenen angrenzender Fürstentümer anzieht, kommt es zum Konflikt und zu einem Kampf auf Leben und Tod.

Auf der sich anschließenden Heimreise des Helden, der Jugenderinnerungen zelebriert, kommt es zu einem eher fantastischen Intermezzo. Bedingt durch Zauberei und die Einnahme eines magischen Trankes wird Eisenherz in ein Horror-artiges Traumreich gezogen. Kann die von ihm im Traum zu Hilfe gerufene Aleta ihn vor der Attacke durch Morgan Le Fay retten?

Prinz Eisenherz II 26 page 15

Detailliertes Artwork, spannendes Layout

Seit dem 13.2.1937 erscheint jede Woche eine farbige Sonntagsseite, zunächst von Hal Foster (Prinz Eisenherz I). Danach übernahm John Cullen Murphy den Zeichenstift, gefolgt zunächst von Gary Gianni, bevor Thomas Yeates ab April 2012 fortführte. Schon immer war ein Markenzeichen der Serie die Detailtiefe der Zeichnungen. Die Seite muss zwar regelmäßig und pünktlich geliefert werden, erlaubt aber trotzdem mehr darauf verwendete Arbeitszeit als für andere Serien zur Verfügung stünde. Die Zeichnungen sind daher typischerweise extrem ausgearbeitet und auch die Seitenkompositionen sind alles andere als standardisiert!

Auch Yeates verwendet viel Zeit auf die Komposition und zeigt zudem deutliche Unterschiede zwischen den „realen“ und den „magischen“ Sequenzen. Seine Figuren haben trotz der Kolorierung noch viele Schraffuren und sind dadurch dem Medium des Zeitungsstrips weiterhin deutlich zugehörig. Das Überformat der Ausgabe bringt das perfekt zur Geltung.

Cover Prinz Eisenherz II 26 VZA

Eine wunderschöne Ausgabe

Die Älteren unter den Leser*innen werden sich noch an die Carlsen-Ausgabe erinnern. Obwohl diese natürlich nicht schlecht war, gefällt mir die wohlfeile Bocola-Hardcover-Reihe doch deutlich besser. Die fundierte Einführung erläutert Hintergründe und ermöglicht es auch Neulingen, sofort einzusteigen! Die auf 150 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe hat nicht nur ein Variantcover, sondern enthält zudem auch noch einen signierten Druck von Thomas Yeates. Für diesen Jahrgang ist sie aber mittlerweile verlagsvergriffen.

Nicht nur als Erinnerung an Jugendtage ist diese Reihe einen Blick wert! Nostalgie mischt sich hier mit innovativen Zeichnungen und für ein Abenteuer ist die Einbettung als Ritter, Western oder Science-Fiction nur ein wichtiges Stilmittel. So war es ganz folgerichtig, dass der Recke in den 70-ern auch auf den Seiten des ZACK sein Schwert geschwungen hat. Notwendig ist aber immer die Fähigkeit, die Geschichte handwerklich ansprechend zu gestalten. Und das ist hier zweifellos gelungen.

Dazu passen die Grail Knights mit ihrer Mischung aus Metal und Showtime und ein Zwarte Magie Black IPA.

© der Abbildungen 2023 King Features Syndicate, Inc ./Distr. Bulls/2023 Bocola Verlag

Pevel/Willem – Die Flintenweiber

Gesamtausgabe

Autor: Pierre Pevel

Zeichnungen: Étienne Willem

Originaltitel: Les Artilleuses

Blattgold Verlag

Hardcover | 156 Seiten | 39,00 €
ISBN: 978-3-949987-07-6

Cover Die Flintenweiber Gesamtausgabe

Manchmal enthalten Gesamtausgaben begleitende Texte, die nicht direkt mit dem Comic zu tun haben. Georg F. W. Tempel beendet diese Ausgabe sehr persönlich mit einem emotionalen Statement über den freiwilligen Tod des Zeichners Étienne Willem. Auch dafür muss in der heutigen, oberflächlichen Zeit Platz sein!

Ein Raub und eine Staatsaffäre

Das dreiteilige Abenteuer über eine Gruppe von drei jungen Frauen, die Flintenweiber, und den von ihnen durchgeführten Raub eines ganz besonderen Siegelrings spielt im Jahr 1911 im Paris der Wunder. Dieses von Pierre Pevel geschaffene Universum entstand durch die Öffnung einer Verbindung zwischen der uns bekannten Umgebung und der Anderswelt. Und so werden nun beide Welten sowohl von Menschen als auch von magischen Wesen bewohnt. Dies ermöglicht eine humorvolle, trotzdem aber spannende Verbindung zwischen Action-Szenen und niedlichen Drachen.

Lady Remington, Miss Winchester und Mamsell Gatling waren mit dem Diebstahl beauftragt worden, die geplante Übergabe wird jedoch massiv gestört und ihr Auftraggeber, ein krimineller Faun, getötet. Es entwickeln sich im Verlauf mehrere Schlachten zwischen Polizei, verschiedenen Geheimdiensten und den drei Damen. Dabei wird deutlich, woher die Drei ihre Kampfnamen haben, denn neben magischen Waffen kommen ganze Waffenarsenale zum Einsatz. Die Deutschen kommen dabei übrigens nicht besonders gut weg.

Cover ZACK 280

Immer wieder gelingt es Pevel, die Möglichkeiten der Anderswelt in die Story zu integrieren. Dabei geht es nicht nur um Situationskomik (der polternde Troll), auch die „bösen“ Wesen machen viel Spaß. Und so entwickelt sich eine rasante Story, voll mit Verfolgungsjagden, internen Reibereien, Konflikten zwischen konkurrierenden Dienststellen und Mächten, aber eben auch politischen Strategien. Während der Veröffentlichung über 3 Jahrgänge des ZACK fand ich die Cliffhanger toll, nun aber, in einem Rutsch gelesen, hat die Dramatik noch mal einen ganz neuen Charakter!

Humor und Action

Die Zeichnungen von Étienne Willem vereinbaren die beiden inhaltlichen Komponenten kongenial. In fast jedem Panel ist irgendeine lustige Szene versteckt. Trotzdem werden rasante Actionszenen präsentiert, ja, selbst Folter und Hinrichtungen gehören zum Inhalt. Die ganze Niedlichkeit darf also nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier Leben in Gefahr sind. Diese Gewissheit ist bei den Heldinnen zwar zu spüren, sie drücken aber eine gewisse Überheblichkeit aus, wenn sie ihr eigenes Glück voraussetzen.

Die Hintergründe sind extrem detailliert und auch die Nebenfiguren sind exakt ausgeführt. Es tauchen im Verlauf der Geschichte eine ganze Menge technischer Gadgets auf, die von Kampfdrohnen bis hin zu mechanischen Wesen reichen. Auch diese sind eine Mischung aus Realität und Art-Deco-inspirierten Manierismen. Kurzum: Das Betrachten der Zeichnungen wird auch nach wiederholtem Ansehen nicht langweilig!

Cover ZACK 296

Extrem gute Unterhaltung

Eine Gesamtausgabe ist in gewisser Weise die gedruckte Möglichkeit des bingens. Man ist nicht gezwungen, nach wenigen Seiten (im Magazin) oder einem Band zu warten, sondern kann ganz in die Materie eintauchen und genießen. Das trifft natürlich insbesondere bei einbändigen Ausgaben zu. Die Flintenweiber ist eine Quelle für vorzügliche Unterhaltung mit Suspense, Magie, Gewalt, Verfolgungen, magischen Momenten, Glück und Verlust. Mehr Drama geht nicht!

Wer jetzt Lust bekommt, der sei auf das Universum des Paris der Wunder hingewiesen. Die Länder Frankreich und Ambremer bieten Stoff für viele weitere Abenteuer, die zum Teil bereits erschienen sind, zum Teil aber auch nur angekündigt sind. Stay tuned! Natürlich gibt es auch wieder eine limitierte Vorzugsausgabe mit entsprechendem Druck.

Dazu passen Bite me Bambi mit „Girls of Summer“, und ein sommerlicher Gin Tonic mit Limone.

© der Abbildung 2023 Drakoo par Pierre Pevel & Étienne Willem / 2024 Blattgold Verlag, Bad Dürkheim

Pevel/Willem – Das Paris der Wunder 2

Die Verzauberungen von Ambremer 2

Autor: Pierre Pevel

Zeichnungen: Étienne Willem

Originaltitel: Les Paris des Merveilles – Les Enchantements d’Ambremer 2/2

Blattgold Verlag

Hardcover | 56 Seiten | 18,00 €
ISBN: 978-3-949987-06-9

Cover Paris der Wunder 2

Diese Besprechung muss leider mit einem Nachruf beginnen: Der noch junge Künstler Étienne Willem hat seinem Leben ein Ende gesetzt und weilt nicht mehr unter uns. Insofern ist meine Aussage, dass man den Zeichnungen den Spaß des Zeichners angesehen habe, möglicherweise falsch gewesen. Auf jeden Fall eine Tragödie! Sollte sich jemand von Euch mit diesen Gedanken auseinandersetzen, hier findet ihr ein Gesprächsangebot.

Glücksspiel, Betrug, Staatsaffäre, Spionage

Es gibt gleich eine ganze Reihe an Inhalten, die in diese Geschichte Eingang gefunden haben. Sie spielt in der wunderbaren Parallelwelt in der sich zwischen unserer und einer magischen Welt voller Gnome, Feen und Drachen Verbindungen geöffnet haben, die es ermöglichen, zwischen den Welten hin- und herzuwandern. Natürlich passiert das auch und eröffnet somit sehr spannende Geschichten über Konflikte.

Der Held dieses Zweiteilers ist ein Magier und Gentleman, der eigentlich nur herausfinden soll, wer (und wie) ein Pariser Glücksspielclub ausgeraubt werden konnte. Er gerät jedoch schnell in eine Affäre mit viel größeren möglichen Auswirkungen. Pevel, der die Romane verfasst hat auf denen sowohl das Paris der Wunder als auch die Flintenweiber basieren, geht tief in die Geschichte der Anderswelt hinein und beschreibt eine Legende.

Die Personage umfasst neben menschlichen Wesen hauptsächlich ziemlich biestige Gargoyles, eine geflügelte Katze (die noch selbstverliebter ist als die bei uns heimischen Katzen und sich zudem mitteilen kann) und Einhörner. Zusammengehalten durch einen immer vorhandenen Humor entwickelt sich eine Spannung mit Einschüben von Suspense, die an klassische Poe-, Hitchcock– oder Doyle-Stories erinnert. Ich habe es genossen!

ExLibris Paris der Wunder 2 VZA

Jugendstil, Schauerromantik und Märchen

Die Bilder von Étienne Willem sind Kompositionen, die verschiedene Versatzstücke enthalten. Die menschlichen Personen, insbesondere ihre Kleidung erinnern an „die gute alte Zeit“ vor rund 130 Jahren. Auch die Umgebung passt eher in die Zeit eines Jules Verne, ist aber irgendwie standesgemäßer. Wieder andere Szenen strahlen Gefahr und Schauer aus, die den Leser*innen den Rücken hinunterrollen, dort aber eher ein wohliges Gruseln auslösen. Die Fabelwesen sind dagegen komplett phantastisch.

Das Layout ist grundsätzlich streifig, wird aber immer wieder aufgebrochen und unterstützt dann die Dynamik der Handlung. Langeweile kommt hier nicht auf. Der immer wieder kehrende Humor findet sich auch in den Zeichnungen wieder. Viele kleine Details laden zum Schmunzeln ein, viele Gesichtsausdrücke sind leicht überzeichnet und die eine oder andere Physiognomie ist auch übertrieben. Dabei macht sich Willem aber nie über seine Figuren lustig!

Fluchtlektüre der besten Art!

Die heutigen Zeiten sind nicht gerade dazu angetan, viel Freude und Optimismus zu verbreiten. Überall tauchen Probleme auf die jahrelang ignoriert wurden. Kriege in Europa und Nahost bestimmen die Handlungen, viele Menschen riskieren auf der Flucht und der Suche nach einem besseren Leben den Tod. Umso wichtiger ist es, auch mal in eine Welt abtauchen zu können, in der zwar auch nicht Friede, Freude, Eierkuchen vorherrschen, in der die Probleme aber doch lösbar sind.

Wer Fantasy-Geschichten jenseits von Sword & Sorcery mag die nicht nur von muskelbepackten Menschen handeln ist hier richtig. Die Welt ist abgedreht und entwickelt in jedem neuen Teil unerwartete Ergänzungen. Sie ist aber in sich absolut logisch und erlaubt vielen unterschiedlichen Personen eigenständige Abenteuer. Es wäre daher zu hoffen, dass sie weiter gehen.

Cover Paris der Wunder 2 VZA

Natürlich gibt es auch wieder eine limitierte Vorzugsausgabe mit entsprechendem Druck. Der Verlag weist darauf hin, dass die angekündigte Signatur nicht mehr stattfinden konnte.

Dazu passen Roxy Music mit „Love is the Drug“, und ein Ricard auf Eis.

© der Abbildung 2023 Drakoo par Pierre Pevel & Étienne Willem / 2024 Blattgold Verlag, Bad Dürkheim

ZACK 299 (Mai 2024)

ZACK 299

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 299

Vor dem Jubiläumsheft im Juni gibt es noch einmal eine geballte Ladung Fortsetzungsstories, bevor es dann mit der deutschen Ausgabe der speziellen Nummer zur Feier des Tintin-Magazins weitergeht. Viele der klassischen ZACK-Held*innen werden dann neue Auftritte haben. Mit der Nummer 300, die den 25. Geburtstag des „neuen“ ZACK einläutet, werden sich dann auch Umfang (100 Seiten) und Preis (9,70 €) ändern. Damit wird nachgezogen was andernorts schon üblich ist.

Die Fortsetzungen

Titelbild und den ersten Platz im Inhaltsverzeichnis darf Mata Hari besetzen. Das Bio-Pic über die berühmt berüchtigte Margaretha Zelle geht bereits in die zweite Runde. Der jungen Frau bleibt keine andere Wahl als ihren Mann zu verlassen und sich auf eigene Faust durchzuschlagen. Esther Gil beschreibt sehr eindringlich die emotionalen Herausforderungen und Demütigungen, aber auch den unbeugsamen Willen, sich durchzusetzen. Laurant Paturaud setzt das in sehr schöne, realistische Bilder um. Diese Geschichte hätte sicherlich auch sofort als Album funktioniert und ich sage eine hohe Platzierung bei der Jahreswahl mal voraus.

ZACK 299 page 5

Émile Bravo ist einer der Stars der x-ten Welle der Ligne Claire und durfte als solcher sogar einige – bemerkenswert gute – Spirou-Abenteuer entwerfen. Auch für Aleksis Strogonov sind seine Zeichnungen wieder sehenswert. Kino schwankt jedoch zwischen Parodie, Humor und Kritik am aufkommenden Faschismus, zeigt Schwächen der „normalen Menschen“ auf, und will vielleicht einfach zu viel. Vielleicht kann ich den Gedanken von Jean Regnaud auch einfach nicht folgen.

ZACK 299 page 23

Ebenfalls im letzten Heft gestartet ist Die unsichtbare Grenze, die die beiden französischen Kampfpiloten Tanguy & Laverdure in den europäischen Osten führt. Politische Spannungen zwischen West und Ost sind mittlerweile zu kriegerischen Konflikten geworden und sorgen für höchste Umsätze bei Waffenlieferanten. Noch mehr als in Friedenszeiten kommt es daher darauf an, niemanden einen Vorteil zu gewähren. Patrice Buendia & Frédéric Zumbiehl verknüpfen aktuelle Ereignisse mit Krimimotiven und zeigen eine Geschichte, die möglich sein könnte. Sébastien Philippe darf sich beim Luftkampf austoben, hat aber auch genügend Gelegenheiten, stationäre Szenen zu zeichnen. In der ZACK-Edition werden übrigens die Albeneditionen der Geschichten folgen!

ZACK 299 page 37

Mit Harmony läuft eine der besten aktuellen Mystery-Serien im ZACK. In mehreren, aufeinander aufbauenden Handlungsbögen vermischen sich ökonomische Interessen, die ethische Gesichtspunkte vollkommen ausblenden, mit skrupellosen Handlungen von Menschen, die ihre Machtstellung ausnutzen wollen. Dazu kommen übersinnliche Fähigkeiten und der Wunsch, eine göttliche Schreckensherrschaft wieder einzuführen. In Metamorphosis zeigt Mathieu Reynès die sich weiterentwickelnden Fähigkeiten der Mutant*innen in ihrem Kampf für Freiheit.

ZACK 299 page 52

Der Abschied

Das Geheimnis der Elfe ist der Titel des Comics, der die Geschichte über einen gestohlenen Siegelring und seine politischen Verwicklungen zu einem Ende bringt. Die Flintenweiber ist ein Spin-off der Geschichten über das Paris der Wunder und vereint ein wenig Romantik und Nostalgie bezüglich der nicht so Technik-getriebenen Zeiten mit einem Fantasy-Plot. Dazu kommen Krimi- und Action-Elemente. Die Dimensionsschranken haben sich aufgelöst und Oger, Drachen und Elfen bevölkern nun „unsere“ Welt während Menschen „ihre“ mit ihrer Anwesenheit beehren. Ein herrliches Lese- und Sehvergnügen von Pierre Pevel mit Zeichnungen von Étienne Willem!

ZACK 299 page 67

Und sonst?

Michael Klein berichtet über das ZACK vor 50 Jahren, Georg F. W. Tempel stellt die Strandräuber vor, die gerade in der ZACK-Edition erschienen sind, und Frank Neubauer interviewt Stephan Hagenow. Dazu kommen die üblichen One-Pager mit Parker & Badger, Grott & Bott und Starfixion und eine längere Episode von Tizombi, die wie üblich die Zombie-Welle auf den Arm nimmt.

Wer hätte damals gedacht, dass der Mosaik-Neustart 25 Jahre überdauern würde? Die Reihe der Hefte nimmt zwar inzwischen einen großen Platz im Regal ein, ist aber immer noch der beste Überblick über den aktuellen europäischen Comic-Markt. Das wieder auferstandene Alben-Programm mit Gesamtausgaben, Klassikern und aktuellen Bänden ergänzt das breit aufgestellte Konzept.

Dazu passen Bob Dylan („Forever Young“) und ein Brewdog Ferien Lager.

© der Abbildungen 2024 bei den jeweiligen Autoren und Verlagen c/o Blattgold GmbH

ZACK 298 (April 2024)

ZACK 298

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 298

Was gibt es Schöneres als im Warmen zu sein, zu lesen und zu sehen, dass sich außerhalb der eigenen Wände Regen, Hagel und Sonnenschein abwechseln. Vielleicht noch ein wenig Musik, ein nettes Getränk und schon kann die Reise durch die frankobelgischen Comic-Welten wieder starten!

Die Neustarts

Wie schon im letzten Heft gibt es gleich zwei Neustarts: Den Anfang machen unsere französischen Kampfpiloten Tanguy & Laverdure! Die beiden erleben in Die unsichtbare Grenze bereits ihr 12. „neues“ Abenteuer und man munkelt, dass bald auch wieder neue Alben auf Deutsch erscheinen sollen. Das Covermotiv der April-Ausgabe deutet bereits an, dass in dieser Geschichte wieder kriegerische Momente im Vordergrund stehen werden. Es geht um ein Land des ehemaligen Ostblocks, die Kuranie, die von Moskau bedroht wird. Die beiden Franzosen sind Teil einer NATO-Luftüberwachungstruppe, geraten aber zunächst einmal abends in einen Konflikt mit lokalen rechten Schlägern. Viel Action dürfte uns auf den von Sébastien Philippe gezeichneten Seiten begegnen, die Story stammt wieder von Patrice Buendia & Fréderic Zumbiehl.

ZACK 298 page 5

Ganz neu ist ein Bio-Pic, äh, Comic, über eine der schillerndsten Spioninnen der Geschichte: Mata Hari. Die Geschichte von Esther Gil mit Bildern von Laurent Paturaud beginnt mit ihrer Hinrichtung am 15. Oktober 1917. Margaretha Geertruida Zelle war überführt worden, dem Deutschen Reich geheime Informationen übermittelt zu haben. Der Weg von einer braven Ehefrau zu einer erotisch romantisierten Doppelagentin beginnt mit einer Reise der jungen Frau, die mit ihrem Sohn ihrem Mann in die Kolonien folgt. Auf Java muss sie feststellen, dass ihr Mann sich verändert, hart, ungerecht und misshandelnd wird. Und doch scheint sich dort auch eine ganz neue Welt aufzutun.

ZACK 298 page 41

Die Fortsetzungen

Harmony: Metamorphosis beschreibt die Protagonist*innen und ihre Probleme. Während zwei der Kinder festgehalten werden und versuchen müssen, Kontakt aufzunehmen, versucht Harmonys Gruppe verzweifelt, nicht entdeckt zu werden. Wie auch in der vorherigen Teilen schafft es Mathieu Reynès, eine psychologische Spannung aufzubauen. Wir als Leser*innen wissen bereits, dass der Knall nicht mehr weit entfernt ist, wir können ihn aber noch nicht ausmachen!

ZACK 298 page 23

Aleksis Strogonov ist mit seinem Kumpel in Berlin gestrandet. Dort finden sie Unterschlupf bei einem Mitglied der Pflaumenhemden. Diese sind eine lächerliche Verballhornung der Braunhemden und bestehen im Wesentlichen aus Bier trinkenden und hohle Sprüche klopfenden Verlierern. Kino ist eine große Satire auf die Geschehnisse Anfang des letzten Jahrhunderts von Jean Regnaud, umgesetzt von Émile Bravo. Für Leser*innen, die diese Art von Humor mögen, sicherlich schön, aber für mich eine der (wenigen) schwächeren Serien.

Detail ZACK 298 page 61

Schließlich geht es auch mit den Flintenweibern weiter. Die Damen versuchen herauszufinden, warum ihnen ein falscher Siegelring untergeschoben worden ist. So langsam fangen sie an zu verstehen, welche Fraktionen beteiligt sind, und erfahren von alten aber noch schwelenden Konflikten. Das Geheimnis der Elfe ist eine wundervolle Mischung aus einem Krimi mit toughen Heldinnen, einem Fantasyepos mit Trollen, Kobolden und Elfen und bringt dann auch noch ein wenig Steampunkflair mit. Ich liebe die Drohnen, die eigentlich ein fliegendes Maschinengewehr sind. Ein großer Spaß von Pierre Pevel mit Zeichnungen von Étienne Willem. Wahrscheinlich wird es in der ZACK-Edition eine Gesamtausgabe dieser Geschichte geben, die dann das Paris der Wunder ergänzt.

Detail ZACK 298 page 75

Und sonst?

Große Schatten wirft bereits die Jubiläumsnummer 300, die nur noch zwei Monate entfernt ist. In diesem Heft werden die regulären Serien pausieren um 14 Geschichten von alten ZACK-Helden aus der Hommage für das Tintin-Magazin Platz zu machen!

Natürlich dürfen die Gags nicht fehlen: Tizombi, Parker & Badger, Grott & Bott und Starfixion sorgen für die Erholungspausen. Neben News und Rezis gibt es die Seite über das ZACK vor 50 Jahren, einen weiteren Teil der Serie über auf frankobelgischen Comics beruhenden Kinofilme und eine Vorstellung des heiß diskutierten Comics Second Coming über die Rückkehr von Jesus. Viel mehr Abwechslung geht nicht.

Dazu passen The Courettes und ein Hertog Jan Karakter.

© der Abbildungen 2024 bei den jeweiligen Autoren und Verlagen c/o Blattgold GmbH

Vernes/Attanasio – Bob Morane Classic 2

Das Geheimnis der Antarktis

Story: Henri Vernes
Zeichnungen: 
Dino Attanasio
Originaltitel: 
Le secret de L´antarctique

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 20,00 €

ISBN: 978-3-949987-28-1

Cover Bob Morane Classic 2

Seit Anfang der 50-er Jahre erlebt der ehemalige Offizier Bob Morane seine Abenteuer in Buchform, seit 1959 auch als Comic. Mehr als 200 Werke sind mittlerweile erschienen, der erste Roman, der auf Deutsch verlegt worden war, ist jetzt wieder erhältlich. Die Comics haben es in Deutschland auf die Seiten des Koralle-ZACK geschafft und die jüngeren Werke sind seitdem immer wieder mal veröffentlicht worden. Die Anfänge allerdings waren bisher sträflich vernachlässigt worden. Aktuell erscheinen die Bände von William Vance im All Verlag, die späteren Sonderbände sowie die regulären Ausgaben von Dino Attanasio und Gerald Forton in der ZACK-Edition. Die Anfänge allerdings waren bisher sträflich vernachlässigt worden.

Dinosaurier und moderne Zivilisationen

Bob Morane und sein Freund und Begleiter Bill Ballantime begleiten einen befreundeten Professor in die Antarktis. Er hat sich in den Kopf gesetzt, das Geheimnis der Antarktis zu lösen. Er vermutet, dass es dort eine Stadt im Eis geben müsse, die von Überlebenden der sagenhaften und untergegangenen Kultur Mu erbaut worden ist. Zwar gelangen die drei mit einem kleinen Flugzeug fast bis an ihr Ziel, sie müssen nach einem Beschuss von feindlichen Fliegern allerdings notlanden.

Tatsächlich entdecken die Abenteurer Reste einer alten Zivilisation unter dem Eis, werden aber von einem Erdbeben überrascht und können nicht mehr zurückkehren. Auf ihrem weiteren Weg müssen sie viele Gefahren überstehen bevor sie schließlich in einer von hohem Eis umschlossenen Landschaft herauskommen die an Caprona, das vergessene Land erinnert. Wie schaffen es drei Menschen der Jetztzeit, den urzeitlichen Fleischfressern zu entkommen?

Neben den urzeitlichen Wesen beherbergt das Tal aber noch mehr Menschen. Sie haben sich hierhin zurückgezogen und eine eigentlich friedliche, technologiebasierte Gemeinschaft gegründet, die dem Rest der Welt weit überlegen ist. Natürlich müssen Bob und Bill wieder die Kartoffeln aus dem Feuer holen, machen das aber auch auf eine spannende und halbwegs logische Art und Weise. Mit den Urzeitviechern darf man stringente Logik allerdings nicht erwarten.

Ein frankobelgischer Klassiker

Henri Vernes hat immer wieder Ausflüge in die Science-Fiction oder die Fantasy unternommen, lässt seinen Helden aber grundsätzlich ähnlich wie James Bond operieren. Er ist allerdings deutlich jugendfreier und enthält kaum sexuelle Anspielungen. Dementsprechend brav ist auch die Umsetzung in einer der größten französischsprachigen Frauenzeitschriften der damaligen Zeit. Dino Attanasio präsentiert Bob (und auch den Sidekick Bill) als gut gebaute, trainierte aber anständige Herren.

Bob Morane Druck
Von Dino Attanasio signierter Druck

Die urzeitliche Flora und Fauna gelingen gut, sogar in Kombination mit den aus damaliger Sicht sehr fortschrittlichen Maschinen. Was in einem Film wie dem angesprochenen Caprona heutzutage eher etwas bemüht wirkt, hat im Comic zwar etwas Patina angesetzt, sorgt aber nicht für Lachanfälle. Im Gegensatz, das Werk ist immer noch gut zu lesen und dürfte jeden Fan des klassischen frankobelgischen Abenteurercomics erfreuen!

Liebevolle Gesamtausgabe des Bob Morane-Frühwerkes

Obwohl die klassischen Stories spannend geschrieben und grafisch hochklassig umgesetzt sind, fehlte doch bisher eine adäquate deutsche Veröffentlichung. Georg F. W. Tempel setzt das in der ZACK-Edition super um, verzichtet auf Gelegenheitskäufer und kann daher auch eine kleine Auflage kostendeckend herstellen. Dazu kommen Gimmicks wie limitierte Drucke, die für Subskriptionen vorgesehen sind.

Jeder Band enthält einen kleinen redaktionellen Beitrag mit Abbildungen der Originalcover, Anzeigen und natürlich bibliografischen Angaben. Und natürlich beweist Attanasio wie auch bei Spaghetti oder den Macaronis, dass er einer der Großen war.

Dazu passen T. Rex („Ride A White Swan“) und ein transportfähiges, kälteresistentes Faxe Dosenbier.

© der Abbildungen Vernes – Bob Morane Inc / Attanasio – Ed. Hibou | 2023 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

ZACK 297 (März 2024)

ZACK 297

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 297

Die Osterglocken sprießen schon, die Bäume fangen an zu blühen und Allergiker*innen bekommen die Pollen zu spüren. Alles das passiert deutlich früher als noch vor ein paar Jahren. Vielleicht hat ja doch jemand etwas geweckt, was wir jetzt nicht mehr los werden? Wahrscheinlicher aber ist alles hausgemacht.
Außerdem sind jetzt die Ergebnisse der ZACK-Serien-Umfrage da: Tadahhh: Erneut macht Rick Master das Rennen, Rani und Tangui & Laverdure folgen.

Die Neustarts

Das Heft startet mit Band 6 der Reihe Harmony: Metamorphosis. Azhael, der lange in Schach gehaltene dunkle Dämon, scheint befreit, hat allerdings noch nicht zu alter Macht zurückgefunden. Während zwei der Kinder, Eden und Payne, gefangen gehalten werden, versuchen Karl und Harmony sich vor ihren Häschern zu verstecken. Spannende Mystery-Serie von Mathieu Reynès in modernem Stil, die auch das Cover des Heftes ziert.

ZACK 297 page 5

Ebenfalls zurück auf diesen Seiten ist Aleksis Strogonov. Der junge Mann hatte vor den Bolschewiken fliehen können und ist nun in einem Güterzug mit anderen Flüchtlingen auf dem Weg nach Deutschland. Er schafft es, nicht zurückgeschickt zu werden, ja, er wird sogar in einer Wohnung von einem Deutschen in Berlin untergebracht. Leider muss er feststellen, dass sein Kumpel alle um ihn herum gnadenlos belügt. Kino ist die zweite Folge der Serie nach einem Szenario von Jean Regnaud und mit Zeichnungen von Émile Bravo. Es ist klar, dass die Lügen böse Folgen haben werden.

ZACK 297 page 80

Die Fortsetzung

Die Flintenweiber werden wegen eines Diebstahls eines mächtigen Ringes einer Elfenherrscherin von mehreren Organisationen verfolgt. Diesen Ring hatten sie in der ersten Folge von Band 3, Das Geheimnis der Elfe, an Inspektor Truchard übergeben. Leider scheint es eine Fälschung gewesen zu sein und schon wieder sind die Heldinnen der Gefahr der Festnahme und Schlimmeren ausgesetzt. Rasante Jagd in einer bunten Welt nach einem Text von Pierre Pevel mit Zeichnungen von Étienne Willem. Mehr aus dieser Welt auch im Paris der Wunder. Die Serie hat es meiner Meinung nach zurecht in die Top 10 geschafft!

Detail ZACK 297 page 49

Die Abschiede

Gleich drei Serien beenden ihren Auftritt: Den Anfang macht Michel Vaillant, der mit Platz 4 das Treppchen wieder knapp verfehlt hat. Seine Geschichte in Amerika, die mit Pikes Peak begonnen hatte und nun in Cannonball fortgesetzt wurde, endet mit einem dramatischen Cliffhanger der quasi aus dem Nichts kommend eine neue Partei in das Spiel bringt. Spannend, modern und mit Zeichnungen von Marc Bourgne & Olivier Marin, die jede*n Technikbegeisterte*n erfreuen dürften! Denis Lapière hat seine Neuinterpretation des klassischen Helden als ansprechende Mischung aus Rennsport, Krimi und Soap angelegt, die ein sehr filmisches Konzept verfolgt! Zudem ist die Verbindung der einzelnen Bände, die quasi wie Kapitel einer längeren Storyline funktionieren und doch eigenständig verständlich sind, auf der Höhe der Zeit des sequentiellen Erzählens.

ZACK 297 page 21

Weniger traurig dürften viele Leser*innen darüber sein, dass MADI von Alex de Campi & Duncan Jones zunächst wieder aus dem Heft verschwindet. Das Projekt ist einerseits inhaltlich sehr komplex und liegt andererseits auch stilistisch nicht unbedingt im „Zielkorridor“ der Fans, ist es doch very british. Trotz allem wird die Serie fortgesetzt werden und verdient einen zweiten Blick!

ZACK 297 page 33

Ihr endgültiges (vorläufiges?) Ende hat dagegen Sauvage erreicht. Die Geschichte über die in Mexiko stationierten und kämpfenden französischen Truppen findet ihr logisches Ende mit dem Abmarsch der Truppen. Der Held, Felix Sauvage, entschließt sich allerdings, die Armee zu verlassen und in Nordamerika zu bleiben. Dort trifft er erneut auf Black Calavera, eine Tänzerin von etwas zweifelhaftem Verhalten. Felix Meynet zeichnet auf jeden Fall unverwechselbar, das Szenario von Yann braucht sich nicht hinter anderen Westernserien zu verstecken!

ZACK 297 page 65

Und sonst?

Natürlich gibt es wieder Gag-Seiten von Grott & Bott sowie von Parker & Badger. Letztere haben es sogar in die Top Ten der Serien geschafft. Dazu kommen ein Interview mit Jamiri, ein Beitrag über eine kurze Zeitspanne im Leben von Jonathan Lassiter vom Verfasser dieser Zeilen und natürlich der Rückblick auf das ZACK vor 50 Jahren.

Dazu passen Cock Sparrer mit ihrer neuen Single „With my Hand on my Heart“ und ein erstes Frühlingsbockbier.

© der Abbildungen 2024 bei den jeweiligen Autoren und Verlagen c/o Blattgold GmbH

ZACK 296 (Februar 2024)

ZACK 296

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 296

2024 scheint das Jahr werden zu wollen, das „die Straße“ in das Bewusstsein zurückholt. Die Bahn war das erste Opfer der zu erwartenden Streiks, die Bauern blockierten alles Mögliche mit ihren Treckern und schließlich ging eine täglich größer werdende Anzahl von Menschen mal nicht für Individualinteressen auf die Straße, sondern zur Verteidigung der Demokratie! Welch ein Lichtblick!

Der Neustart

Die Flintenweiber zieren nicht nur das Cover dieser Ausgabe, auch Band 3 der Serie, Das Geheimnis der Elfe, nimmt seinen Anfang. Pierre Pevel beginnt die neue Geschichte mit einem ruhigen Rückblick. 1911 löst die Anwesenheit von Bewohner*innen der Anderswelt kein Erstaunen mehr aus. Der Raub des Siegelringes ist allerdings immer noch ungeklärt, die verschiedenen Mächte sind weiter auf der Suche nach ihm und die Rachegelüste gegenüber den Diebinnen sind noch ungestillt. Étienne Willem darf daher gleich wieder zur Action übergehen und die Vorbereitung einer Hinrichtung zeichnen. Liebevolle Zeichnungen mit viel Spaß im und am Detail in einer spannenden Story!

ZACK 296 page 5

Die Fortsetzungen

Das Science-Fiction-Projekt MADI von Alex de Campi & Duncan Jones geht bereits in die sechste Runde. Die Flüchtenden müssen dringend zu Geld kommen und es besteht die Hoffnung, dass Dean seine besonderen Kräfte einsetzen könnte. Allerdings erlaubt das den Verfolgern auch, die Spur wiederaufzunehmen … Es war einmal in der Zukunft wird dieses Mal gezeichnet von James Stokoe, der eine extrem detailreiche Bebilderung in Bonbon-Farben anbietet. Spielhölle mal anders!

ZACK 296 page 28

Eigentlich wollte Michel Vaillant nur ein nicht wirklich legales Rennen quer durch die USA gegen einen Blogger fahren. Cannonball, so der Name, entwickelt sich jedoch ganz anders als klar wird, dass Terroristen das Auto gehackt haben und das Unterschreiten einer bestimmten Geschwindigkeit eine Bombenexplosion auslösen wird. Ein Patch kann jedoch nicht online eingespielt werden. Wird es Steve Warson gelingen, mit einem USB-Stick in den dahinrasenden Wagen einzusteigen? Packende Action von Dennis Lapière mit sehr untypischen Rennszenen von Marc Bourgne & Olivier Marin.

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Felix Sauvage konnte entkommen und darf somit hoffen, die Informationen über einen bevorstehenden Angriff noch rechtzeitig übermitteln zu können. Bevor es so weit ist treffen wir aber an einem Lagerfeuer Frauen wieder, die den meisten Leser*innen klassischer frankobelgischer Western sehr bekannt vorkommen dürften. Félix Meynet gelingt damit in Black Calavera eine sehr nettes Pastiche. Die weiteren Bilder sind dann eher Schachtengetümmel und Explosionen.

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Der Abschied

Der erste Band von Libertalia, Triumph oder Tod, geht in diesem Heft zu Ende. Die Überlebenden landen an einem Strand des Indischen Ozeans, um dort ihre Kolonie zu gründen, müssen allerdings noch eine letzte tödliche Prüfung überstehen. Fabienne Pigière & Rudi Miel haben eine modernes Piratenabenteuer geschrieben, das etwas andere Akzente setzt, gleichfalls aber die Erwartungen an dieses Genre erfüllt. Die detailreichen Zeichnungen von Paolo Grella passen dazu, sogar besser als zu Bob Morane. Man darf auf den nächsten Band gespannt sein.

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Und sonst?

Die Gag-Seiten von Grott & Bott, Parker & Badger und Tizombi beschäftigen sich wie immer mit Alltagsproblemen und ihren ungewohnten Auswirkungen. Erstaunlicherweise beschweren sich viele Leser*innen, wenn die Serien aus irgendwelchen Gründen fehlen, vergeben aber eher abwertende Noten. Nun ja, für mich gehören sie als Pausenprogramm dazu, haben aber auch ihren eigenen Reiz!

Den Reigen beschließen ein Interview zum Mord im Orient-Express und eines mit Dino Attanasio zu seinem Schaffen, ein Bericht über das Gold der Belgier in der ZACK-Edition sowie der Rückblick auf das ZACK vor 50 Jahren. Weiter so!

Dazu passen Duffy mit ihrer Version von „Tainted Love“ und ein Oberdorfer Helles.

© der Abbildungen 2024 bei den jeweiligen Autoren und Verlagen c/o Blattgold GmbH

Tynion IV/Dialynas – Wynd 1

Seltsames Blut

Story: James Tynion IV

Zeichnungen: Michael Dialynas

Originaltitel: Wynd

Carlsen Comics
Broschur | 128 Seiten | Farbe | 16,00 €
ISBN: 
978-3-551-01595-2

Cover Tynio IV/Dialynas Wynd 1

Fantasy ist oft verbunden mit dem Genre der Jugendliteratur: Der kleine Hobbit, Harry Potter, Quendel und viele andere Werke haben den Weg in die allgemeine Wahrnahme aus dieser Nische heraus gestartet. Mittlerweile sind die meisten Titel aus diesem Segment young-adult-Geschichten, in der ein großer Anteil an „Romance“ enthalten ist. Wynd beginnt dagegen eher klassisch. Aber die Serie würde nicht bei BOOM! erscheinen, wenn es keine Besonderheiten gäbe.

Fantasy meets Coming of Age

Die Geschichte, von der bereits 3 Bände angekündigt sind, beginnt in Pipetown. Die Stadt wird regiert von einem König und hat alles, was man von einer Stadt, die in einem früh-industriellen Setting existiert, erwartet. Allerdings hat sie sich gegenüber der Außenwelt abgeschottet und alles Magische verboten. Ein Verstoß gegen die strengen Regeln kennt nur eine Strafe: den Tod!

Wynd ist ein Junge, der gerne mal Regeln missachtet, neugierig ist und oft einen neuen Spaß ausbaldowert. Er muss allerdings sehr gut aufpassen, denn er hat spitze Ohren und damit magisches, also seltsames Blut. Normalerweise kann er damit gut umgehen und seine Ohren unter den wilden Haaren verstecken, doch es geht das Gerücht, dass der bandagierte Mann auf dem Weg in die Stadt ist.

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Dieser ist ein Jäger allen Magischen und er muss sich nicht nur auf seine Augen verlassen, er kann angeblich Magie riechen. Wynd bleibt daher nichts anderes übrig, er muss fliehen. Zusammen mit seiner Schwester Oakley schmiedet er einen Plan. Und dann ist da auch noch die Liebe, denn Wynd schwärmt für den Sohn des Gärtners, Thorn, an dem aber auch jemand anders Gefallen gefunden hat.

Dynamische Zeichnungen

Michael Dialynas lebt in Griechenland, arbeitet aber trotzdem hauptsächlich für amerikanische Verlage und hat etwa Teenage Mutant Ninja Turtles gezeichnet, aber auch die DC Gotham Academy. Wynd ist seine zweite Serie zusammen mit James Tynion IV. Seine Panel sehen ein wenig so aus, als ob sie Standbilder einer animierten TV-Show währen, haben aber viel mehr Details als diese. Trotzdem wirken die Figuren manchmal wie auf einer Ebene vor dem Hintergrund und nicht wirklich integriert.

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Abgesehen davon sind die Zeichnungen aber sehr dynamisch und treiben die Geschichte voran. Schnelle Schnitte, die zudem unterschiedliche Perspektiven enthalten, verleiten dazu, der Story mit hohem Tempo zu folgen. Manchmal kann es daher hilfreich sein, innezuhalten und ein wenig zurückzugehen, um die Details ebenfalls aufzunehmen.

Gute Alternative!

Die Geschichte gefällt mir gut. Es geht weniger um den Reiz des „Bad Boy/Girl“-Ansatzes. Ein Junge, der anders ist, da er seltsames Blut in sich hat, muss mit seiner feindlichen Umwelt klarkommen, ja sich sogar vor ihr verstecken. Dieses klassische Thema wird hier sehr modern angegangen und mit viel alltäglichem Humor präsentiert. Gerade diese Kleinigkeiten halten die Leser*innen bei der Stange und machen den Unterschied zu vielen anderen Reihen.

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Das Thema Liebe/Romance wird sicherlich in den späteren Bänden noch eine größere Rolle einnehmen. Bisher ist es dankenswerter Weise eher Schwärmerei und macht die Figuren glaubwürdig, dominiert aber nicht. Da eher Jungen die Zielgruppe sind, wäre zu viel davon auch eher abschreckend. Wer diese zum Lesen anhalten möchte, könnte zu Nikolaus oder Weihnachten durchaus einen Versuch mit diesem Serieneinstieg wagen.

Dazu passen The Fortunes mit “ You’ve Got Your Troubles, I’ve Got Mine“ und ein KiBa.

© der Abbildungen Boom! Studios, a division of Boom Entertainment, Inc, 6920 Melrose Ave, Los Angeles, CA 90038 | 2023 James Tynion IV & Michael Dialynas | 2023 Carlsen Verlag GmbH, Hamburg

Zauberstern – Van Helsing 2

Van Helsing gegen Dracula Teil 1 – 4

Story: Pat Shand
Zeichnungen: 
Michele Bandini

Originaltitel: Van Helsing vs. Dracula 1 – 4 2015/16, USA

Zauberstern Comics

Heft |100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISBN: 978-3-98953-204-5

Cover Van Helsing 2

Das Portfolio der Zauberstern Comics hat sich kräftig in verschiedene Richtungen ausgedehnt. Was mit der Rückkehr des Phantom begonnen hatte, wurde fortgeführt mit verschiedenen Spielarten der Science Fiction (Mikros, Flash Gordon, Savage Dragon) und Vampir/Horror-Stories. Liesel Van Helsing jagt Vampire und andere Untote und folgt dabei ihrem Vater. Dieser war jahrelang von Dracula gefangen gehalten worden (siehe Nummer 1). Unterstützt wird sie von Jonathan Harker, einem Buchhändler, und Hades, Gott der Unterwelt.

Das erste Essen bei potenziellen Schwiegereltern …

… ist immer eine schwierige Angelegenheit. Eltern wollen nicht immer das gleiche „Beste“ wie ihre Kinder. Besonders übel wird es allerdings dann, wenn die erstmalig eingeladene mögliche Schwiegertochter die Mutter ihres Liebsten anfällt und in den Hals beißt! Es ist nur verständlich, dass der arme Jonathan, überrascht vom Verhalten seiner Mina, Liesel zur Hilfe ruft.

Liesel ist gerade mal wieder mit Hades zusammen und dank seiner göttlichen Kräfte sind sie sofort zur Stelle. Nach einer kurzen Analyse scheint schnell klar zu sein, dass eine große Sache begonnen hat. Wie der Titel bereits nahelegt, muss sich Liesel Van Helsing gegen Dracula bewähren. Bis es zu einer direkten Begegnung kommt, sind aber noch ein paar Hürden zu überwinden.

Pat Shand entwickelt eine spannende Story zwischen der emotionalen Vampirjägerin, die nicht nur das Böse bekämpfen, sondern auch ihren Vater rächen will, und dem Obersten aller Vampire, der nicht sterben kann. Neben den Actionszenen gibt es immer wieder humorige Stellen und genügend Drama zwischen Liesel und ihrem Lover.

Foto Van Helsing 2 Innenteil

Kostümierte Heldinnen

Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, in was für Kostüme Zeichner(*innen) insbesondere ihre Heldinnen stecken. Meistens sind diese weder für den Kampf geeignet noch entsprechen sie dem modischen Stil, der in dem Rest der jeweiligen Welt getragen wird. Und besonderer Tragekomfort scheint auch keine Voraussetzung zu sein. Es bleibt daher nur die Vermutung, dass die Klamotten allein dem Marketingeffekt des Covers geschuldet sind.

Davon abgesehen sind die vier Stories gehobener Durchschnitt des amerikanischen Comicstils. Action, schnelle Schnitte, variables Layout und viel Computereinsatz. Gerade bei den Splashpanels und den Covermotiven lohnt sich das größere Format. Dazu gibt es naturgemäß viele sehenswerte Monster.

Vampire in Serie

Über eine sehr lange Zeit waren Comics mit Vampiren an den Kiosken und Zeitschriftenauslagen präsent. Dann begann es duster zu werden … Es wurde Zeit, dass diese Lücke nun wieder gefüllt ist, denn Van Helsing erscheint alle zwei Monate! Mit jeweils vier Heften bieten die Ausgaben genügend Lesestoff, um im Thema zu bleiben und auch längere Handlungsbögen zu erlauben.

Der Abdruck der Covermotive (ohne störende Aufdrucke) sowie die Poster zum Herausnehmen sind gerade für jüngere Kunden sicherlich ein weiterer Kaufanreiz. Aber auch Fans von Buffy oder Ywes Swolfs sollten einen Blick riskieren.

Dazu passen Patti Smith („Because the Night“) und ein dunkelroter Bordeaux.

© der Abbildungen 2015/2016, 2023 Zenescope Entertainment, Inc. / 2023 Zauberstern Comics

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