Lee, Thomas/Heck – Avengers. Vol. 2. 1965–1967

Marvel Comics Library. Avengers. Vol. 2

Story: Stan Lee, Roy Thomas
Zeichnungen: Don Heck

Herausgeber: Christopher Priest
Originalausgabe

Taschen Verlag

Hardcover XXL | 666 Seiten | Farbe | 150,00 €

ISBN: 978-3-8365-9159-1

Cover Lee Thomas/Heck Avengers 2

Es ist nicht immer einfach, einen langen Atem zu haben. Viele Projekte sind schon (zu) schnell wieder gescheitert. Die XXL Marvel Comics Library jedoch ist jetzt schon in ihrem dritten Jahr! Die Library wurde gleich mit dem ersten Band mit einem Eisner-Award ausgezeichnet und hat es sich zum Ziel gesetzt, die herausragenden Anfänge der Marvel-Comics zu präsentieren. Das gewählte Format entspricht den Originalzeichnungen, bietet also eher den Blick der Künstler als den der damaligen Leser*innen. Alle Originale wurden sorgfältig digital reproduziert und auf einem Papier gedruckt, dass die Haptik des damaligen Papiers mit heutiger Qualität widerspiegelt.

Ein Team steht füreinander ein?

The Avengers war ursprünglich so etwas wie ein Schnellschuss. Einerseits sollte die Popularität der Hauptfiguren ausgenutzt werden, andererseits waren Autor und Zeichner mit den Figuren bereits vertraut. Christopher Priest weist in seinem einführenden Essay allerdings klar auf ein Problem hin. Zwar waren die Avengers-Stories fortlaufend, was zur damaligen Zeit alles andere als üblich war, die eigenen Reihen der Held*innen aber eben auch. Daher hatten sich viele damalige Fans in Briefen an Marvel gewandt, um nachzufragen, wie sie gleichzeitig in so unterschiedlichen Konflikten involviert sein könnten.

Detail Cover Marvel Comics Library Avengers 2 Intro

Bis auf Cap wurde das Team daraufhin neu besetzt und Hawkeye, Scarlet Witch und Quicksilver durften sich bewähren. Während in den meisten anderen Serien die Held*innen aber immer gut waren, war bei den Avengers der Wurm drin. Die Führungsrolle war streitig, persönliche Konflikte kamen hinzu und so hatte die Enchantress ein leichtes Spiel, die Avengers öffentlich fertig zu machen. Nicht nur waren sie nicht mehr ein Team, sie wurden sogar gesucht! Obwohl diese Herausforderung schlussendlich gemeinsam gelöst wurde, war das doch der Anfang vom Ende für dieses Team.

Im weiteren Verlauf kehrten The Wasp und Giant-Man zurück und versprühten noch einmal der Geist der Anfangsjahre! Die Stories werden wieder lustiger und sind erneut darauf ausgerichtet, ein Wir-für-die-Welt-und-gegen-den-Rest-Gefühl zu vermitteln. Dazu kommen Black Widow und Hercules, die das Team verstärken. Die Bedrohungen bleiben dabei im üblichen Rahmen: außerirdische Gegner haben außergewöhnliche Kräfte, lokale Gegner eher ein zu großes Selbstvertrauen.

Während die Verdienste von Stan Lee schon damals unbestritten waren, ist der Schritt zu Roy Thomas doch beachtlich. Zwar war er schon eine Zeitlang involviert, die The Avengers Ausgabe 35 (Cover date Dezember, Sales-date Oktober 1966) nennt den jungen Künstler allerdings erstmals als Script-Verantwortlichen. Eine lange Karriere sollte folgen!

Detail Cover Marvel Comics Library Avengers 2 Comic

Monat für Monat eine Überraschung!

Leser*innen von comix-online sind eher mit Comics aus dem frankobelgischen Raum sozialisiert worden. Zwar wurden und werden Geschichten oftmals in Magazinen vorangedruckt, die Frequenz ist aber relativ eindeutig: ein Album pro Jahr. Es gibt zwar Ausnahmen, etwa Sammy oder Amoras, grundsätzlich haben die Leser*innen aber Zeit, die Geschichten zu verdauen. Im amerikanischen Comic-Business ist das komplett anders! Im Normalfall erscheinen die Hefte monatlich, teilweise mit mehren parallelen Serien und zusätzlichen Kombinationen/Team-Ups.

Um die meist männlichen jugendlichen Leser zu fesseln ist daher etwas mehr nötig: Das Layout war bereits in den 60-er Jahren deutlich offener und flexibler, die Splash-page ein notwendiges Gestaltungselement. Und auch Elemente des Pulp flossen immer wieder ein, denn die Spandex-Anzüge der Heldinnen waren nicht unbedingt dazu geeignet, ihre Körper nicht herauszustellen. Und so finden wir auch bei Don Heck immer wieder Posen, die nur diesem Zweck dienen, in der Realität aber unerreichbar wären.

Detail Cover Marvel Comics Library Avengers 2 Illu

Grundsätzlich ist Heck aber ein Meister seines Faches: viel Action, die teilweise sehr vollen Textblasen sind gut eingearbeitet und die Perspektiven wechseln ständig, so dass beim Lesen kaum eine Atempause forciert wird. Für Hintergründe ist nicht wirklich viel Platz. Wenn sie aber doch vorhanden sind, bieten sie ein gutes Setting sowohl in der Großstadt, im Labor oder im Weltall.

Und auch für Fans des unvergleichlichen Wallace Wood lohnt sich im Übrigen ein Blick in diese Gesamtausgabe, zeichnet er doch für die Inks der ersten Ausgaben verantwortlich!

Eine voluminöse und wertige Sammlung

Warum kaufen wir uns heute noch/wieder Comics, die wir in unserer Jugend gelesen haben? Natürlich ist einer der Faktoren die Qualität der damaligen Sachen. Während vieles zu Recht vergessen wurde, hat einiges eben doch überdauert und bewiesen, dass es nicht nur auf seine Zeit bezogen war. Es gehört aber auch ein wenig Nostalgie dazu, die schönen Erinnerungen an die Fluchten der Kindheit und Jugend wiederholen zu wollen. Wenn man sich das heute leisten kann (und die meisten von uns können das), dann möchte man das auch in einer angemessenen Form präsentiert bekommen!

Die Taschen Marvel Comics Library macht genau das: die besten Marvel-Geschichten, die die Grundlage für die heutigen Blockbuster gelegt haben, in einer ultimativen Präsentation! Mit einem Seitenpreis von etwas über 22 Cent ist das Kompendium im Übrigen deutlich unter aktuellen Albenpreisen und der extra angefertigte Karton ist noch ein schöner Bonus!

Cover Lee Thomas/Heck Avengers 2 VZA

Wer es ganz besonders mag, kann eine limitierte Luxusausgabe in einem sehr speziellen Schuber für 500 € erwerben. Natürlich macht sich der zweite Band im Regal besonders gut, wenn Band 1 daneben steht. Es sind aber auch bereits Ausgaben von Spider-Man, Silver Surfer oder Fantastic Four erschienen.

Dazu passen Musik von Donovan (Sunshine Superman) und ein Rusty Nail bzw. ein Pink Squirrel.

© der Abbildungen 2024 Marvel / 2024 Taschen Verlag

Diverse/Mitton – Das Phantom 2

1991 – 1993

Story: Scott Goodall, Norman Worker, Donne Avenell, Lennart Moberg
Zeichnungen: 
Jean-Yves Mitton
Originaltitel:
Fantomen

Kult Comics

Softcover | 148 Seiten | s/w | 25,00 € | 
ISBN: 978-3-96430-369-1

Cover Mitton - Phantom 2

Nicht allzu oft kommt es zu der Kombination, dass ein durchaus bekannter Zeichner frankobelgischer Serien eine sehr bekannte amerikanische Superheldenfigur zeichnen kann. Dabei ist die Erklärung relativ simpel: Mitton war bei einem französischen Verlag hauptsächlich mit Superheldenabenteuern wie etwa Mikros betraut als der Verlag an ein schwedisches Unternehmen (Semic) verkauft wurde. Dieses wiederum gab in Skandinavien die sehr erfolgreichen Ableger der Phantom-Geschichten heraus und erkannte das Talent des Franzosen. Für Mitton war das der erste Entwicklungsschritt hin zu Serien wie Alwilda oder Vae Victis! Bei Kult erscheinen die insgesamt 8 Geschichten in zwei Bänden.

Historische Abenteuer des wandelnden Geistes

Ein Markenzeichen der Phantom-Plots ist, dass der wandelnde Geist quasi unsterblich ist. Das Kostüm und die Aufgabe werden von Generation zu Generation jeweils in der Familie weitergegeben. Das ermöglicht den Kreativen, über die komplette Chronik der jeweiligen Inhaber als Aufhänger auch historische Abenteuer zu schreiben und sie sogar mit aktuellen Ereignissen zu verknüpfen. Natürlich erweitert sich dadurch das Spektrum möglicher Hintergründe gewaltig.

Mitton - Phantom 2 page 11

Das Geheimnis der Kathedrale führt zurück zu den Zeiten des 12. Phantoms. Bei Bauarbeiten an der Pariser Kathedrale kommt es zu einem Streit, bei dem ein Arbeiter stirbt. Auslöser war scheinbar ein Fund aus der Vergangenheit. Die Geschichte verwebt geschickt Gegenwart und Vergangenheit. Auch Tod in Brügge spielt in Westeuropas Vergangenheit. Ein Brief von Präsident Luanda veranlasst das aktuelle Phantom in die Chroniken einzusteigen. Das fünfte Phantom hatte 1656 dem damals noch unbekannten Rembrandt geholfen und war von ihm porträtiert worden. Nun taucht das Bild wieder auf.

Eine klassische Revenge-Story wird in Hoogans Rache erzählt. Ein Sträfling kommt nach Jahren der Haft frei und folgt einem lang ersonnenen Plan um alle, die ihm damals geschadet haben, zu bestrafen. Mit auf dieser Liste stehen der Präsident und das Phantom. Eine sehr spannende Geschichte mit guten Einfällen! Schließlich folgt noch das Geheimnis der Statue. Erneut spielt die Vergangenheit eine Rolle, dieses Mal allerdings eher alte Verpflichtungen! Gut konstruiert, geschickt die Ebenen wechselnd und den Dschungel als Lebensraum einbeziehend.

Mitton - Phantom 2 page 12

Für schwarz-weiß Fans!

Jean-Yves Mitton ist heutzutage für seine historischen Alben und seine oftmals leicht bekleideten Frauen bekannt. Seine Werke gehen dabei durchaus auch in das pornographische. Hier allerdings zeigt er zwar sein Verständnis für Körperbau und Bewegungen, hat aber fast nur männliche Protagonisten. Seine Zeichnungen sind sowohl in den Actionszenen als auch in eher statischen Gegebenheiten vorzüglich. Wegen des Fehlens der Farbe ist Mitton gezwungen (oder ermächtigt?), mit Licht und Schatten zu spielen und Tiefe durch Schwarzflächen zu erzeugen.

S/W-Ausgaben von kolorierten Werken werden durchaus teilweise als Vorzugsausgaben veröffentlicht und erlauben einen besseren Einblick in die Fähigkeiten des Zeichners. Hier allerdings war geplant, die Zeichnungen in dieser Weise auch zu veröffentlichen. Die Details sind daher gewolltermaßen mehr ausgearbeitet und das Schwarz muss für sich alleine stehen. Auch die Szenen im Dschungel haben sowohl Tiefe als auch Detail.

Detail Mitton - Phantom 2 page 21

Nicht nur für Phans

Nach einer (zu) langen Durststrecke dürfen sich Phans gerade über mehrere parallele Publikationen freuen und haben sogar ein Kompendium für die bisherigen deutschen Ausgaben an der Hand. Die beiden Mitton-Ausgaben von Kult sollten hier als absolutes Must-Have durchgehen. Die Zeichnungen sind so gut, dass sie für alle Liebhaber*innen von schwarz-weißen Geschichten in Frage kommen. Wer also die Jerry-Spring-Ausgabe, Modesty Blaise oder Terry and the Pirates mag, sollte hier unbedingt einen Blick riskieren!

Der Band kommt als gut gebundenes Softcover daher und enthält einen einführenden Teil sowohl zu Mitton als auch zu den Autoren, die in Deutschland eher unbekannt sind. Von ihnen hatte bei uns nur Donne Avenell mit Axa einen gewissen Erfolg und war auch im Kobra vertreten. Die Druckqualität ist dabei meilenweit über den alten Bastei-Klassikern anzusiedeln. Der Band ist auch als limitierte Vorzugsausgabe mit Variantcover und gleich zwei Drucken erhältlich!

Cover Mitton - Phantom 2 VZA

Dazu passen Jungle mit ihrem modernen Soul, und ein Whisky (!) Sour.

© der Abbildungen 2024 King Features Syndicate, Inc/Distr. Bulls / Egmont Publishing AB / 2024 Comic Combo, Leipzig

Zauberstern – Van Helsing 4

Van Helsing gegen Frankenstein 4-5, … gegen die Mumie von Amun-Ra 1-2

Story: Pat Shand, Joe Brusha & Ralph Tedesco
Zeichnungen: 
Marc Rosete

Originaltitel: Van Helsing vs. Frankenstein 4 – 5; … vs the mumie of Amun-Ra 1 – 2; 2016/17, USA

Zauberstern Comics

Heft |100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISBN: 978-3-98953-206-9

Cover Zauberstern Van Helsing 4

Die Vampir-Action geht (natürlich ebenfalls) weiter. Spätestens seit den Zeiten von Buffy ist klar, dass der Begriff weit ausgelegt werden muss: alle Sorten von Untoten, Dämon*innen, Geistern und sogar Gött*innen sind im Scope. Dabei dürfen sich die Autoren großzügig bei allen möglichen Vorbildern bedienen …

Schauerromantik? Nein, Action!

Leser*innen könnten auf die Idee kommen, den Titel Van Helsing gegen Frankenstein als Reminiszenz auf die ambivalenten Gefühle des geschaffenen Wesens und seine Rachegelüste zu verstehen. Zwar geht es auch hier um ein künstliches Wesen, immerhin soll der verstorbene Franklin wieder belebt werden, hier haben aber auch andere Mächte ihre Finger im Spiel.  Trotz der Konzentration auf die Action findet aber doch die Gedankenwelt des misshandelten Franklin ihren Platz in der Erzählung. Interessant ist die Nebenhandlung mit den Mottenwesen!

Etwas weniger deftig geht es in Van Helsing gegen die Mumie von Amun-Ra zu. Eine Söldnertruppe versucht zwei bestimmte Menschen während eines großen Events zu kidnappen. Obwohl Liesel explizit aufgefordert wird, sich rauszuhalten, mischt sie die Gangstertruppe auf. Diese Story wird in zwei Zeitebenen erzählt. Wir als Leser*innen erfahren dadurch immer nur gerade etwas mehr als zum Verständnis unbedingt erforderlich! Sehr spannend gelöst.

Unterschiedliche Aspekte

Da es sich im Original um mehr oder weniger unabhängige Miniserien handelt, die von unterschiedlichen Teams verantwortet werden können, verwundert es nicht, dass die einzelnen Teile sehr unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Die ersten beiden Serien waren sehr humorlastig, die dritte setzte dagegen fast nur auf Action. Die gerade angelaufene vierte Episode bringt nicht nur neue Gegner*innen aus der ägyptischen Mythologie, sie setzt auch wieder mehr auf den erzählenden Faktor.

Logo Zauberstern Van Helsing

Die erste Heft-Hälfte ist daher eher für Leute, die Zähne, Geifer und Tentakel mögen, die zweite zeigt auch Krimiszenen, die ohne Übernatürliches auskommen. Natürlich gibt es dazu Mumien mit wallenden Bändern und alt-ägyptische Gewänder. Und was wäre eine entsprechende Geschichte ohne die Verliese in einer Pyramide?

Kämpferinnen in Action

Es gab viel zu wenige Serien die toughe Frauen präsentieren. Zwar hat sich das mittlerweile etwas geändert, die meisten Heldinnen müssen aber immer noch überkompensieren und haben höchst unpraktische Kleidung zu tragen. Wenn man davon mal absieht, steht Van Helsing ihre Frau und besiegt die Gegner*innen wie sie kommen. Natürlich wird sie das auch in diesem Fall tun, schließlich ist das das Prinzip der Serie. Die ersten und die vierte Miniserie erzählen das in einer spannenden Weise. Dem Teil mit dem künstlichen Wesen hätte ein wenig mehr Inhalt und weniger Action gutgetan.

Glücklicherweise sind die Geschmäcker aber verschieden und jede*r bekommt seinen Anteil. In diesem Sinne: Es bleibt hoffentlich ein erfolgreiches Wagnis, den Schritt an die Kioske zu gehen und amerikanische Comics abseits von DC und Marvel bei uns zu vertreiben! Für Fans beinhaltet die Nummer wieder ein Poster und ein paar Covermotive!

Dazu passen New Model Army („Unbroken“) und ein Einbecker Maibock.

© der Abbildungen 2016/2017, 2024 Zenescope Entertainment, Inc. / 2024 Zauberstern Comics

Zauberstern – Savage Dragon 2 + 3

Fintastische Action

Story: Erik Larsen
Zeichnungen: 
Erik Larsen

Originaltitel: The Savage Dragon 1 – 4, 5 – 8, 1993/94 USA

Zauberstern Comics

Heft | 124 + 100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISBN: 978-3-98953-232-8, 978-3-98953-233-5

Cover Savage Dragon 2

Es ist schon eine Weile her, dass deutsche Kioske und selbst Supermärkte eine ganze Reihe an Comicheften in den Auslagen hatten. Neben den üblichen DC- und Marvel-Titeln kamen dabei erstmals in größerer Anzahl Image-Serien in deutscher Übersetzung auf den Markt. Davon ist mit wenigen Ausnahmen nicht viel übriggeblieben, sieht man mal vom Dauerbrenner Spawn ab.

Ein Cop mit Finne

Erik Larsen ist neben Todd MacFarlane einer der Gründer von Image Comics, einem Zusammenschluss von Künstler(*innen) mit dem Ziel, die Rechte an den Charakteren nicht den Verlagen zu überlassen. Seine Schöpfung ist ein Mutant, eben jener Savage Dragon, der ohne Erinnerung inmitten eines Feuers gefunden wird. Seine Originstory durften wir in Heft 1 mitverfolgen.

Die reguläre Heftserie setzt zeitlich danach an: Der grüne Held mit Finne ist Polizist und bekommt Unterstützung von immer mehr anderen Mutant*innen. Während die meisten sich nicht auf der Seite des Gesetzes sehen, gibt es doch immerhin ein paar „vernünftige“. Leider sind jedoch dadurch weder Vorurteile noch sinnlose Regularien beseitigt (Welcher Superheld möchte schon in Polizeiuniform kämpfen?).

Also muss der Held wieder zum Einzelkämpfer werden. Trotzdem wird er in unzählige Kämpfe verwickelt. Gleichzeitig versucht er aus dem veränderten Verhalten seines Freundes und Förderers schlau zu werden. Es sieht so aus, als ob dieser das Vertrauen verloren hätte und den Supercop bewusst dorthin schickt, wo keine Action zu erwarten ist.

Cover Savage Dragon 3

Geballte Action!

Natürlich steht bei dieser Art von Comic die Action im Vordergrund! Während andere Serien dieses Verlages durchaus leicht bekleidete Kämpferinnen präsentierten, ist Erik Larsen da deutlich zurückhaltender! Seine Splashpages eignen sich daher nicht als Pin-Up für pubertierende Jugendliche, sind aber actiongeladen und sehenswert.

Als Gaststars treten die Teenage Mutant Ninja Turtles auf, die bei Splitter übrigens ebenfalls gerade ihr Comeback feiern. Larsen liebt die ganzseitige Illustration und diese wiederum lieben das große Magazin-Format bei Zauberstern!

Geballte Superpower

Image-Comics waren nicht nur Creator-owned, ihre Held*innen räumten auch mit den etwas verschnarchten und formelhaft erstarrten traditionellen Superheld*innencomics auf. Die Action wurde realistischer, Kämpfe führten zu Blessuren und die heile Welt wurde wieder zur Illusion.

Wer das mag, wird Savage Dragon lieben, vor allem da diese Serie den Weg über den Teich bisher nicht gefunden hatte. Und immerhin wird ja nicht nur geprügelt, es geht auch um das Seelenleben der Protagonisten und ihre Sorgen.

Im Hintergrund läuft die neue Platte von Cock Sparrer („With My Hand On My Heart“).

© der Abbildungen 1992 – 2024 Erik Larsen, Image Comics, Inc. / Zauberstern Comics 2024

Zauberstern – Van Helsing 3

… gegen Dracula Teil 5, …gegen Frankenstein Teile 1 – 3

Story: Pat Shand, Joe Brusha & Ralph Tedesco
Zeichnungen: 
Michele Bandini, Leonardo Colapietro

Originaltitel: Van Helsing vs. Dracula 5 2016, Van Helsing vs. Frankenstein 1 – 3 2016, USA

Zauberstern Comics

Heft |100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISBN: 978-3-98953-205-2

Cover Zauberstern Van Helsing 3

Liesel Van Helsing ist eine Verwandte des berühmten Vampirjägers. In der Zenescope-Welt ist sie nicht die Einzige, die Vampire, Monster und Ähnliches jagt. Ihr zur Seite stehen ihr Geliebter, der Gott Hades, und weitere Mitstreiterinnen wie Robyn Hood, die teilweise eigene Serien haben, sich in Crossovern aber immer wieder begegnen. Der Plan von Zauberstern ist, zumindest die VH-Miniserien chronologisch und komplett zu veröffentlichen.

Vampire und Monster

Zunächst wird die Serie (siehe VH2) um den allermächtigsten aller Vampire, Dracula, abgeschlossen. Dieser hatte Liesels Vater in einen Blutsauger verwandelt und sich an den daraus erwachsenen psychologischen Qualen erfreut, muss nun aber im Kampf gegen Van Helsing und Hades bestehen.

Danach folgen die ersten drei von fünf Teilen der Miniserie, die … gegen Frankenstein betitelt ist. Wer nun aber tatsächlich den Wissenschaftler erwartet, oder aber wenigstens seine Kreatur, wird enttäuscht sein. Es geht allerdings darum, dass eine befreundete Kämpferin und Wissenschaftlerin ihren Mann, der im Kampf gegen den Mottenmann schwer verletzt wurde, retten möchte und etwas nicht wirklich Beherrschbares erschafft.

Die erste Serie diente der Einführung der Figuren, die zweite hatte eine ganz angenehme Mischung aus Humor und Action. Der Kampf gegen die Monster hat zwar ein paar Horrorelemente und stellt die Frage nach den Grenzen des Erlaubten, setzt aber meiner Meinung nach zu sehr auf spitze Zähne und Geifer. Da es sich um wechselnde Teams handelt, ist allerdings glücklicherweise davon auszugehen, dass das in Zukunft wieder anders werden wird.

Zähnchen

Bei Serien mit weiblichen kämpfenden Protagonistinnen ist es immer wieder erstaunlich, welche Vorstellungen Zeichner von praktischen, funktionalen Kampfoutfits haben. Wie gut, dass sie nicht selbst darin antreten müssen. Davon abgesehen, mag Leonardo Colapietro augenscheinlich spitze Zähne, triefenden Geifer und Momentaufnahmen ultraschneller Kampf-Bewegungen. Wer auf dergleichen steht, wird hier reichlich Freude finden.

Logo Zauberstern Van Helsing

Action

Das Zenescope-Universum verwebt zahlreiche Serien um monsterjagende Held*innen in einer Welt, die einerseits sehr modern und urban ist, andererseits aber auch mittelalterlich anmutende Vampirhöhlen und Monster in Zirkuskarussells erlaubt. Sie reiht sich daher mühelos in ähnliche Welten bei image oder etwa Buffy ein. Für mich macht das großen Spaß, wenn und solange ein wenig Soap-Opera damit verknüpft ist und nicht nur immer größere Monster hervorgezaubert werden.

Das war hier bisher der Fall und somit steht einer Empfehlung eigentlich nichts im Wege 😊 Dazu gibt es wieder ein Poster sowie zwei ganzseitige Abbildungen.

Dazu passen Madness („Round We Go“) und ein Primitivo aus Madurien.

© der Abbildungen 2016, 2023 Zenescope Entertainment, Inc. / 2023 Zauberstern Comics

Zauberstern – Phantom 10

Der Wandelnde Geist

Story: Peter David

Zeichnungen: Joe Orlando

Originaltitel: The Phantom Mini Series 1 – 4, DC Comics, 1988, USA

Zauberstern Comics

Heft |100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISBN: 978-3-98953-059-1

Cover 'Phantom 10

Der Wandelnde Geist kann nicht nur nicht getötet werden, da jeweils ein Sohn das Geschäft seines Vaters übernimmt und den Mythos erhält, er hat auch eine bewegte Reise durch die unterschiedlichen Comic-Verlage hinter sich. 1988 hatte er bei DC Halt gemacht. Heft 10 enthält die komplette Mini-Serie als Deutsche Erstveröffentlichung!

Geschichte wiederholt sich (nicht)

Von Zeit zu Zeit kommt es vor, dass nicht nur die „Guten“ eine Traditionslinie begründen, sondern auch ihre Gegner. Bei normalen Lebewesen spricht man dann von Erzfeind*innen, die immer wieder kehren, oder aber von Organisationen. Diese mögen ihre führenden Köpfe verlieren, sie wachsen aber (leider, allerdings zum Vergnügen der Leser*innen) immer wieder nach.

Die Miniserie erzählt zweigleisig von sich wiederholenden Ereignissen. Zunächst einmal sind da die potentiellen Nachfolger ihres Vaters in der Reihe der Träger des Phantom-Kostüms, die heimlich in dem Buch der Geschichte stöbern und die Aufzeichnungen ihrer Vorgänger studieren. Auf der anderen Seite steht die Familie Chessman, die zunächst in ihrer Inkarnation als Piraten dem 13. Phantom das Leben schwer gemacht haben. In der Jetztzeit ist es wieder so weit. Die Familie besitzt ein Konglomerat aus mehr oder weniger legalen Unternehmungen und kreuzt erneut die Wege und die Klingen mit dem Kämpfer für Gerechtigkeit.

Joe Orlandos Interpretation des Phantom

Joe Orlando war einer der ganz großen des US-Comic-Business. Seine Karriere hatte bei EC begonnen. Über Warren und Marvel kam er zu DC, wo er bis zum Vice President aufstieg. Seine Wurzeln im Horror-Comic lassen sich aus seinen Pencils für das Phantom noch gut herauslesen. Der Dschungel (egal ob grün oder grau) hat fast schon eine eigene Persönlichkeit und drückt Gefahr aus. Seine Personen sind fast immer teilweise im Schatten.

Orlando unterstützt dabei die Parallelität der Geschichten und ermöglicht über die Teile hinweg eine immer mehr steigende „Suspense“, die auch durch die Heftwechsel (im Original erschien die Story in 4 separaten Teilen) nicht beeinträchtigt wird. Klassischer US-Style der 80-er und damit natürlich auch für z. B. Batman-Fans interessant!

Die Mischung machts!

Die Phantom-Reihe aus dem Zauberstern-Verlag unterscheidet sich von den zur Zeit drei anderen aktuellen Veröffentlichungen durch die Vielfalt des präsentierten Materials. Natürlich riskiert man dabei, dass jeweils eine Fraktion erklärt, mit diesem Heft nicht ganz glücklich zu sein. Man erschafft aber eine breite Basis, die das wirtschaftliche Überleben (und damit das weitere Erscheinen) sichert! Zudem dürfte die breite Masse zufrieden über die Abwechslung sein.

Das Format sichert eine gute Lesbarkeit, insbesondere wenn schreibschriftähnliche Fonts auf farbigem Hintergrund benutzt werden! Aufgrund der etwas längeren Story fallen in diesem Heft Werbeanzeigen, Poster und Leser*innenseite weg.

Dazu passen The Jam („When You’re Young“) und ein Potts alkoholfreies Weizen.

© der Abbildungen 2023 King Features Syndicate, Inc TM Hearst Holdings, Inc and Hermes Press/DC Comics 1988 – 2023 / Zauberstern Comics 2023

Zauberstern – Savage Dragon 1

The Dragon

Story: Erik Larsen
Zeichnungen: 
Erik Larsen

Originaltitel: The Dragon 1 – 5, 1996 USA

Zauberstern Comics

Heft |132 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISBN: 978-3-98953-231-1

Cover Savage Dragon 1

Zauberstern Mastermind Simeon Hrissomallis hatte schon als Mitarbeiter beim damaligen Infinity Verlag währen des ersten deutschen Heftchen-Booms dafür geworben, diese Gründerserie des image-Verlages nach Deutschland zu holen. Nun, es hat ein paar Jahrzehnte gedauert, aber jetzt mögen die Spiele beginnen:

Freaks are bad? Not always!

Savage Dragon ist eine etwas andere Superheldenserie. Typischerweise gibt es ein paar Held*innen die Bösewichte mit oder ohne Superkräfte zur Strecke bringen. Hier sind es eher die guten Jungs, die auf die Mütze bekommen. Einer der Freaks mit Superkräften fragt dann auch ziemlich unverblümt, warum man sich an Regeln halten solle wenn man doch auch so alles haben könne. Der superstarke Mann ohne Namen mit der grünen Haut und der Finne auf dem Kopf kann sich an nichts erinnern was ihn selbst und seine Vergangenheit angeht. Er wird inmitten der Überbleibsel eines Brandes gefunden, gepflegt und überredet, der Polizei Chicagos beizutreten.

Obwohl er das zunächst nicht will, lässt er sich doch überzeugen und kämpft von diesem Moment an gegen eine Vielzahl von Superwesen, die sich dem Bösen zugewandt haben. Als Held erfährt er einerseits Verehrung und Achtung, nicht nur von Kolleg*innen, sondern auch von jungen Frauen. Er erlebt aber auch den alltäglichen Rassismus, der in den USA allgegenwärtig ist. Einem seiner Kollegen der entsprechend auftritt macht er sehr deutlich, dass von einem Polizisten als Vertreter von Recht und Ordnung ein Verhalten erwartet wird, das tadellos ist!

Dieses erste Heft enthält die komplette Miniserie The Dragon. Diese erzählt die Origin des Helden. Geplant ist, in einem zweimonatlichen Rhythmus alle anderen Abenteuer des grünen Muskelberges zu veröffentlichen, dann allerdings wieder mit 100 Seiten.

Teaser Savage Dragon

Creator owned and long lasting!

Erik Larsen hat anders als einige seiner Gründungskollegen bei image nicht auf Nummer Sicher gesetzt, sondern einen Charakter aus der Schublade geholt, den er schon als Jugendlicher entwickelt hatte. Sein Zeichenstil ist explosiv, Splashpages sind nicht nur zu Anfang des jeweiligen Heftes zu finden und die Soundwords sprengen fast den Seitenrahmen. Zwar kann Larsen auch ruhig, die Action ist aber nie weit entfernt.

Da mittlerweile mehr als 260 reguläre Ausgaben der Serie erschienen sind – zu denen noch diverse Miniserien kommen – ist nicht zu erwarten, dass der Stoff in Kürze ausgehen wird.

Endlich!

Die Rückkehr der Helden bringt neben Klassikern wie Flash Gordon und Phantom auch neue Serie auf den deutschen Markt. Zunächst sind das Van Helsing und Savage Dragon. Das Prinzip, alle zwei Monate ein Din-A-4-großes Heft auf den Markt zu bringen, scheint sich einzuspielen. Umso besser!

Cover Savage Dragon 1 VZA
Limitierte Ausgabe

Für Fans enthält die erste Nummer ein Poster in der Heftmitte, das sich entnehmen lässt, ohne die Story zu beschädigen und das Artwork der Originalcover. Für die Zukunft wird wieder eine Seite mit Leser*innenzuschriften geplant! Zudem gibt es eine limitierte Ausgabe.

Dazu passen New Model Army  („I did nothing wrong“) und ein American Porter.

© der Abbildungen 1992 – 2023 Erik Larsen, Image Comics, Inc. / Zauberstern Comics 2023

Lee/Ditko – Spider-Man Vol. 2 1965 – 1966

Marvel Comics Library. Spider-Man. Vol. 2

Story: Stan Lee
Zeichnungen: Steve Ditko

Herausgeber: Jonathan Ross
Originalausgabe

Taschen Verlag

Hardcover XXL | 626 Seiten | Farbe | 150,00 €

Nummerierte Erstauflage von 5000 Exemplaren

ISBN: 978-3-8365-9652-7

Cover Marvel Taschen Library Spider-Man Vol 2

Die XXL Marvel Comics Library nimmt immer mehr Fahrt auf. Die Eisner-gekrönte Serie präsentierte zunächst die fabelhaften Anfänge der goldenen Marvel-Zeit und legte sowohl einzelnen Helden wie Spider-Man und den Silver Surfer als auch Teams wie Fantastic Four und Avengers auf. Damit waren prinzipiell die ersten zwei Jahre abgedeckt. Nun also mit Spider-Man Vol. 2 erstmals ein zweiter Band: Die Serie hat sich bereits etabliert, erste Routinen haben sich eingeschliffen und nun kommt es darauf an, den Erfolg zu verstetigen!

Die Bürde, ein Superheld zu sein

Superheld*innen sind heroisch, kämpfen für das Gute und wissen, was sie tun! Nun ja, für die meisten kostümierten Heroen der damaligen Comics mag das stimmen, für einen mittellosen Teenager eher nicht. Es fängt schon damit an, dass erwachsene Gangster möglicherweise nicht so überzeugt davon sind, dass eine halbe Portion ihnen wirklich gefährlich werden kann. Abhilfe konnte nur eine Maske schaffen, die das gesamte Gesicht verdeckt und damit nicht nur Identität, sondern auch Alter verschleiert.

Marvel Taschen Spider-Man 2 page 96

Und so sind auch die Gegner des Netzschwingers etwas anders als üblich. Natürlich bekommt er es mit üblen Superschurken zu tun, etwa dem Goblin, Dr. Octopus oder dem Skorpion. Oft genug muss er sich aber auch mit einfachen Kleinkriminellen und Gangmitgliedern prügeln. Die wichtigsten „Gegner“ aber sind seine Hormone und sein Verantwortungsgefühl. Beide Themenlinien werden in dieser Compilation entscheidend ausgebaut.

Zunächst ist da die Krankheit seiner Tante. Der Waise hatte schon den Tod seines Onkels verschuldet und befürchtet nun, seiner erkrankten Tante nicht helfen zu können. Dieser Plot beginnt mit vorübergehenden Schwindelanfällen und endet mit einem Krankenhausaufenthalt, der über mehrere Hefte in der Schwebe gehalten wird. Und auch in Sachen Liebe kommt der Einzelgänger in seinem Privatleben nicht weiter, denn seine Geheimidentität scheint zwischen ihm und seinem Glück zu stehen. Nachdem er die High School ohne Beziehung beendet hat, versucht er natürlich dies in der Collegezeit zu ändern…

Die beiden ersten Bände der Spider-Man Library enthalten den kompletten Lee/Ditko-Run inklusive der Annuals.

Marvel Taschen Spider-Man 2 page 286

Zwischen Genialität und Massenware

Steve Ditko ist einer der besten Zeichner der damaligen Zeit. Seine Panels sind teilweise auf den Punkt gebracht und fangen genau den richtigen Moment der Action ein. Das Tempo der Kampfszenen ist stimmig und viele der Panels haben Verwendung gefunden als T-Shirt Motiv, Plakat oder Werbebild. Natürlich ist eine Superheldenseite vom Aufwand her nicht mit einer europäischen Comicseite zu vergleichen. Trotzdem ist eine monatliche Leistung von 20 Seiten plus Annual nicht zu unterschätzen. Es ist daher klar, dass manchmal auch ein wenig Zeit eingespart werden musste.

Ditko ist dabei nicht nur für die Zeichnungen verantwortlich gewesen. Stan Lee folgte bereits generell dem Prinzip, Zeichnern nur grobe Vorgaben zu machen. Hier hat er Ditko noch größere Freiheiten gelassen und so taucht der Zeichner auch offiziell als Co-Creator auf. Das Vorwort geht auch noch auf die Serie ein, die Ditko nach seinem Zerwürfnis mit Lee geschrieben hat und bewertet sie als „Spidey-Stories“ mit einem anderen Kostüm.

Marvel Taschen Spider-Man 2 page 416

Das gewählte XXL-Format entspricht im Übrigen der Größe der originalen Artboards. Wir sehen also das, was auch Steve Ditko gesehen hat, als er die Seiten erschuf. Die Vorlagen stammen aus der per Guiness World Record definierten größten Comic-Sammlung der Welt.

Geniale Momente in einer Library für die Ewigkeit

Nicht umsonst ist die Marvel Comics Library mit einem der wichtigsten Preise der Comicwelt ausgezeichnet worden. Auf den ersten Blick sammelt sie nur vergessene Kioskmassenware, um sie an heute potente Ex-Käufer erneut zu verkaufen. Auf den zweiten Blick erlaubt sie aber einen einzigartigen Rückblick auf die damalige Zeit und die grandiosen Innovationen, die erst im Rückblick ihre Bedeutung erkennen lassen. Die Tatsache, dass der Band international vermarktet wird und deshalb komplett auf Englisch ist, sollte heutzutage nicht mehr stören.

Marvel Taschen Spider-Man 2 Intro

Die Kombination aus einer gehaltvollen Einführung und Einordnung von Jonathan Ross und der übergroßen, sorgfältigen Reproduktion der damaligen Spider-Man Seiten lässt die Leser*innen eintauchen in den Spirit der Serie aber eben auch in die Details, die damals gar nicht sichtbar waren. Begleitet wird das von sehr ausführlichen editorischen Informationen. Lesebändchen und die Leinenbindung machen das extragroße Coffeetable-Buch zu einem Hingucker, egal ob es (neben den anderen Bänden der Reihe) im Regal steht oder tatsächlich auf einem Tisch liegt und zum Lesen einlädt. Dazu passt auch die Nummerierung der Bände der „Famous First Edition“.

Marvel Taschen Spider-Man 2 Number

Wer es noch exklusiver mag, kann im übrigen auf die auf 1000 Exemplare limitierte Luxusausgabe setzen!

Dazu passen Musik von George Harrison (etwa My Sweet Lord) und eine Erdbeerbowle mit Altbier.

© der Abbildungen 2023 Marvel / 2023 Taschen Verlag

Mitton – Das Phantom 1

Die ersten vier Geschichten aus der Feder von Jean-Yves Mitton 1989 – 1990

Story: Scott Goodall, Norman Worker, Donne Avenell, Lennart Moberg
Zeichnungen: 
Jean-Yves Mitton
Originaltitel:
Fantomen (SW) 7, 22 (1989), 7, 15 (1990)

Kult Comics

Softcover | 148 Seiten | s/w | 25,00 € | 
ISBN: 978-3-96430-367-7

Cover Mitton - Das Phantom 1

Das Phantom ist ein echtes Phänomen: jahrelang war es vom deutschen Markt verschwunden und nun erscheinen neue Geschichten gleichzeitig hier bei Kult, bei Zauberstern, bei ECR und bei Wick. Während bei den letzteren Publikationen die Titelfigur im Vordergrund steht, fokussiert Kult Comics auf den Zeichner! Dieser hatte zunächst für einen kleinen französischen Verlag an Superheldencomics gearbeitet. Jener Verlag wurde dann von Semic gekauft, der wiederum in einigen Ländern das Phantom-Magazin herausgab. Und so markiert Das Phantom einen Wendepunkt in der Karriere des Zeichners von Stoffen wie Mikros zu Alwilda oder Vae Victis.

Einsatz für die Schwächsten

Ich möchte nicht behaupten, dass schwarz-weiße Zeichnungen und Comic-Geschichten per se besser wären als kolorierte. Oft fehlt ohne Farbe etwas und Zeichner wie etwa Prugne haben eine solche Meisterschaft mit dem Pinsel erreicht, dass es blödsinnig wäre, ihre Werke in einen solchen Vergleich zu ziehen. Auf der anderen Seite lassen sich etwa die verschiedenen Jerry Spring-Ausgaben von Jije nebeneinanderlegen und offenbaren ihre jeweiligen Stärken. Die Geschichten von Mitton für das schwedische Fantomen-Magazin erscheinen nun erstmals komplett auf Deutsch in der schwarz-weißen Originalfassung.

Mitton - Das Phantom 1 page 17

Der gelbe Tod stellt eines der immer wieder kehrenden Themen in den Mittelpunkt: die aufgrund von Profitinteressen in-Kauf-genommene Zerstörung von Lebensräumen für Mensch und Umwelt. Worubu ist eher traditionell: Es gibt einen Gangster, der mit Hilfe von mehr oder weniger freiwilligen Komplizen versucht, einen Coup zu landen. Dabei werden Unbeteiligte in Mitleidenschaft gezogen. Hier wird in einer sehr spannenden Weise die Dschungelpatrouille mit einbezogen.

Die Kinder des Dschungels handelt erneut von der scham- und grenzenlosen Ausbeutung der Natur und ihrer tödlichen Folgen auf die indigene Bevölkerung. Zwar nennen die Autoren es weder Völkermord noch Rassismus, nehmen aber klar Stellung in der Verurteilung. Den Abschluss bildet Der Nektar der Götter, eine Story mit mehr Fantasy-Einfluss. Man nehme ein wenig Conan, ein wenig Edgar Rice Burroughs und eine Prise Phantom und eine sehr spannende Erzählung ist das Ergebnis!

Mitton - Das Phantom 1 page 18

Lichte Schattenmalerei!

Mitton darf hier zeigen, was er kann! Sein Spiel mit Licht und Schatten ist grandios und lässt die Zeichnungen sehr plastisch wirken. Emotionen sind klar ersichtlich, die Actionsequenzen sind punktgenau getroffen. Der zum Absprung bereite Panther drückt sämtliche Konzentration und Anspannung aus die notwendig ist, um im geistigen Auge des/der Leser*in den Sprung folgen zu lassen!

Die Zeichnungen enthalten dabei genug Referenzen an die Vergangenheit als Zeitungsstrip und die großen Meister dieses Stils. Sie zeigen aber auch die Meisterschaft in der Komposition der gesamten Seite, die nicht auf den Cliffhanger am Ende jeder Zeile setzen muss. Wer hier allerdings die eher spärlich bekleideten Frauen aus dem Spät-Werk Mittons sucht, wird enttäuscht sein.

Mitton - Das Phantom 1 page 24

Schöne Zusammenstellung

Die Grundlage eines der ältesten kostümierten Helden überhaupt ist der Pulp: einfach konstruierte und spannungsgetriebene Geschichten, die die täglich kleine Flucht ermöglichen. Aus dieser Einfachheit hat sich das Phantom schon lange entfernt. Trotz einer internationalen Lizenzproduktion ist allen Produkten gemein, dass sie auf der Seite des Richtigen stehen und Missachtung fremder Kulturen, Zerstörungen von Lebensräumen und persönliche Gier zutiefst verachten! Insofern ist es schön, dass sie auch in Deutschland wieder Fuß fassen konnte.

 Die Softcover-Reihe mit den Geschichten von Jean-Yves Mitton ergänzt die aktuellen Hefte, indem sie einen Zeichner in den Fokus nimmt und herausstellt. Wick und ECR sind eher an den Sammler gerichtet, Zauberstern setzt auch auf Gelegenheitskäufer*innen. Wer möchte, kann sich auch die limitierte Vorzugsausgabe ansehen, die gleich mit zwei Ex Libris daherkommt!

Mitton - Das Phantom 1 VZA Ex Libris
Ex Libris der Vorzugsausgabe (Ausschnitt)

Dazu passen The Offenders mit „Hasta La Muerte“, und ein Gouden Carolus Noël.

© der Abbildungen 2023 King Features Syndicate, Inc./Distr. Bulls | Egmont Publishing AB / 2023 Comic Combo, Leipzig

Zauberstern – Phantom 9

Betondschungel

Story: Mike Bullock & Kevin Grevioux, Tony DePaul

Zeichnungen: Samicler Concales, Paul Ryan

Originaltitel: The Phantom Annual 2 (2008), Phantom Daily Strip 2006 (5/15 – 12/30) USA

Zauberstern Comics

Heft |100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISBN: 978-3-98953-058-4

Cover Zauberstern Phantom 9

Alle zwei Monate gibt es für Phans neues Lesefutter am Kiosk. Simeon Hrissomallis bemüht sich dabei, sowohl die Liebhaber*innen des klassischen Zeitungsstrips zufrieden zu stellen als auch diejenigen, die Comichefte bevorzugen. Da in Deutschland über Jahrzehnte kein Material erschienen ist, ist der Fundus an „guten“ Geschichten groß genug, um jeweils 100 Seiten zu füllen!

Gute Freunde und böse Menschen

Die aktuelle Ausgabe wird von einem Crossover eröffnet: Mit dem Phantom, Mandrake und Lothar treten gleich mehrere Figuren von Lee Falk auf. In Betondschungel werden daher Gangster auch mit magischen Mitteln bekämpft. Der Hintergrund ist aber eine ernsthafte Thematik, die tatsächlich ein großes Problem ist: Viele bisher unbekannte Dschungel-Pflanzen enthalten Substanzen, die je nach Dosierung positive oder negative Einsatzmöglichkeiten haben. Es geht nicht nur darum, die Ausbeutung der Natur nicht ungeregelt zuzulassen, es gibt auch einen nicht immer fair ausgetragenen Wettlauf zwischen Konzernen. Nicht zuletzt versprechen solche Substanzen leider auch einen hohen Gewinn für illegale Organisationen.

Dazu kommen zwei Storylines aus den Dailys: In Die Rückkehr der Python kehrt ein „alter Bekannter“ zurück: Chatu. Dieser nimmt irrtümlicher Weise an, dass er das Phantom vor Jahren getötet habe und startet nun erneut seine terroristischen Aktivitäten in Bangalla. Sklavenhändler weist erneut auf ein immer noch aktuelles Problem hin. Obwohl die Sklaverei offiziell abgeschafft ist, gibt es Organisationen die Flüchtlinge (oft genug gegen teures Geld) illegal an einen Ort bringen, an dem sie ihre „Schulden“ tilgen müssen und unter menschenunwürdigen Bedingungen zur Arbeit gezwungen werden.

Backcover Phantom

US-Mainstream und Zeitungsstrip

Die Zeichenstile sind naturgemäß sehr unterschiedlich. Während Samicler Concales den Comicheft-Markt bedient und sich im amerikanischen (Super-)Helden Mainstream befindet, ist Paul Ryan einer der guten Zeichner der Tagesstrips gewesen. Er hatte den Niedergang des Strips bremsen können.

Die Comic-Heft-Reihen waren in der Vergangenheit in verschiedenen Häusern heimisch, unter anderem hatten sowohl DC als auch Marvel eine entsprechende Phase. Seit mittlerweile über 20 Jahren erscheinen Phantom-Titel bei Moonstone.

Kandidat für die Jahresbestenliste

So langsam nähert sich das Jahr dem Ende und Spekulationen über die Jahresbestenliste gewinnen an Substanz. Der (geglückte) Versuch, beide Traditionslinien des Phantoms (Strip & Comic) miteinander zu verbinden, und dabei gleichzeitig auch noch Material aus unterschiedlichen Ländern zu verwenden, ist sicherlich ein Wagnis gewesen. Außerdem hat die Vergangenheit bewiesen, wie schwierig es ist, in Deutschland ein Comic-Magazin am Kiosk zu etablieren.

Zum Erfolg beigetragen hat die Qualität der ausgewählten Stories, die erfolgreiche Ansprache der Phans, die auf den Leser*innenseiten kräftig mitmachen, und sicherlich auch ein wenig die Rückkehr der Pulps. Die kleine Flucht ist wieder modern und hier wird sie möglich. Das wird nicht zuletzt auch dadurch ermöglicht, dass die Portionen mit 100 Seiten relativ groß sind und nicht nur kurze 5 Minuten-Pausen ermöglichen!

Dazu passen Sweet („Hellraizer“) und ein Schwarzriesling.

© der Abbildungen 2023 King Features Syndicate, Inc TM Hearst Holdings, Inc 2006 & Moonstone Books 2008 / Zauberstern Comics 2023

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