Am zweiten Samstag im Mai freuen sich Comic-Liebhaber*innen
in Deutschland besonders, denn an diesem Tag gibt es Geschenke! Schon zum 10.
Mal findet der Gratis Comic Tag nun statt!
Der deutsche GCT ist eine der größten
verlagsübergreifenden Kooperationen der hiesigen Buchbranche. Zahlreiche
Verlagshäuser, von den Marktführern bis zur Independent-Schmiede, tun sich auch
2019 zusammen, um die Erfolgsgeschichte fortzuschreiben: 2010: ca. 150
Standorte und 170.000 Hefte; 2015: ca. 230 Standorte und 230.000 Hefte; 2017:
ca. 320 Standorte und 380.000 Hefte; 2018: ca. 420 Standorte und 1/2 Million
Hefte. 2019 nehmen ca. 450 Standorte teil und die Gesamtauflage hat die Marke
von über 600.000 Heften geknackt.
Viele Händler planen an diesem Tag besondere Aktionen, Signierstunden oder Gewinnspiele – Schaut einfach mal wieder bei eurem Lieblingsladen vorbei. Die Liste aller teilnehmenden Locations findet ihr hier: www.gratiscomictag.de/haendlersuche
In diesem Jahr gibt es sieben Hefte speziell
für Kids und 27 Publikationen, die sich an ältere Leser*innen richten, erstmals
zum Teil sogar mit 64 Seiten! Alle Titel gibt es hier: http://www.gratiscomictag.de/comics/
In Kürze werde ich hier den einen oder anderen
Titel kurz vorstellen um euch ein paar Anregungen zu geben!
Hochzeiten werfen ihren Schatten voraus, insbesondere natürlich
königliche! Neben den realen Hochzeiten gibt es momentan aber eine, die fast
ebenso viel Aufmerksamkeit bekommen möchte: Die des Dunklen Ritters mit der
Königin der Diebe – Batman und Catwoman. Aus offensichtlichen Gründen können
sie nicht als Bruce Wayne und Selina Kyle heiraten. Selbstverständlich kennen
aber einige Vertraute die geheimen Identitäten und so ist alles nicht ganz so einfach.
Wenn dazu noch Ängste, Wünsche, Kontrollwahn und Superschurken kommen, mit
anderen Worten, der Alltag in Gotham, dann haben alle ein wenig zu tun.
In den USA gibt es – wie immer bei Großereignissen – eine ganze Reihe von One-Shots, die Figuren, die weniger im Rampenlicht stehen, Raum zur Entfaltung geben und natürlich zusätzliche Verkäufe generieren sollen. Üblicherweise stehen bei solchen Events Neudefinitionen des ganzen Kosmos an, die alles „Neu“, spannender und wieder zugänglicher machen sollen oder aber eine ganze Riege altgedienter Recken durch neue Charaktere ersetzen. Der Markt der Comic-Leser*innen wird dadurch aber nicht größer und viele der Getreuen sind einfach nur genervt (aus mehr oder weniger akzeptablen Gründen) und kehren den Serien den Rücken. Bei den Batman-getriebenen Events geht es dagegen häufig nicht um einen Neustart, sondern um systemimmanente Veränderungen. In Deutschland sind diese Ergänzungshefte meistens in Form von Paperbacks erschienen, die es den Leser*innen ermöglichen, dem Spannungsbogen zu folgen, die Händler*innen aber mit kalkuliertem Risiko schützen.
Bruce und Selina haben sich in ihren Alter Egos schon seit
Jahrzenten immer wieder romantisch angenähert und wieder entzweit. Teilweise
war aus der Diebin schon eine Kämpferin für das Gute geworden doch ganz hat die
Katze das Mausen nie lassen wollen. Nun also endlich der nächste Schritt.
Die hier gesammelten Hefte bieten durchaus spannende Einblicke
aus ungewohnten Perspektiven. War der Joker schon im Lego-Movie arg enttäuscht,
dass Batman ihn nicht als Lieblingsfeind bezeichnen wollte, wird hier seine
emotionale Anspannung im Warten auf eine Einladung zur Hochzeit noch einmal
größer. Er bleibt seinem psychopathischen Muster dabei allerdings sehr treu.
Auch der Kontrollwahn Batmans wird nett herausgearbeitet, wenn Nightwing mit der Überwachung des Mädelsabends vor der Hochzeit betraut wird. Es sei allerdings die Frage erlaubt, ob das einen guten Start in die Ehe verspricht… Und auch das Patchwork-Familien-Thema wird angesprochen, wenn Damian Selina fragt, ob sie mit Bruce Kinder haben möchte.
Einen kleinen Höhepunkt stellt für mich die Kostümparty im Bat Burger dar, die es Clark Kent, Dick Grayson und Bruce Wayne ermöglichen soll, unerkannt den Junggesellenabschied zu feiern. Allerdings haben die Drei ihre Pläne ohne Hush gemacht, der unbeabsichtigt verlorene Seelen ins Spiel bringt.
Ebenfalls basierend auf einer witzigen Idee ist die Episode zwischen Harley Quinn und dem Joker, die die gegenseitige Beziehung inklusive dem Neid aufeinander gelungen darstellt.
Das Paperback bietet altbekannten Gegenspielern Raum zur
Entfaltung und trägt zu deren Entwicklung bei. Natürlich werden alle
Originalcover mit abgedruckt. Graphisch bewegen sich die Geschichten aber eher
im Altbekannten und liefern zwar solide Kost, stechen jedoch nicht heraus. Wer
abseits der Pfade Neues entdecken will, ist hier falsch. Aber ist nicht gerade
eine Hochzeit ein Anlass, das Bekannte zu genießen?
Der Sonderband mündet direkt in die Batman Ausgaben 25 und 26,
die im April erscheinen werden.
Dazu passen White Wedding
von Billy Idol und ein Cocktail mit
viel Angostura.
Es existiert auch ein Hardcover in limitierter Auflage
Der schwarze Spiegel beweist, dass erneute
Veröffentlichungen auch ihr Gutes haben können.
Ursprünglich bereits 2011 in Detective Comics erschienen und von Panini schon vor Jahren in zwei
Sammelbänden herausgebracht, vereint der jetzt erschienene Comic alle
Geschichten um die Rückkehr des geheilten (?) Psychopathen James Gordon, jr. in
einem 300 Seiten starken Band.
Ein wenig Hintergrundwissen ist erforderlich,
um diese Geschichte verstehen zu können: Bruce Wayne war scheinbar verstorben,
das Cape somit verwaist. Dick Grayson hat die Rolle des maskierten Beschützers
übernommen, keinesfalls aber auch angenommen. Während Bruce mehr als einmal den
Rächer gab, ist Dick ein Beschützer. Auch ist er nicht so mit den Schatten
verwoben und so darf Commisioner Gordon sich wundern, dass der Maskierte noch
auf dem Dach steht obwohl das Signal gerade ausgeschaltet worden ist. Gotham
selbst hat sich aber nicht verändert; es ist immer noch die gefährlichste Stadt
der USA mit den übelsten Schurken und einem großen Anteil an Verderbtheit bei
seinen Bewohnern. Wenn überhaupt anders, dann ist es in der Stadt eher noch
schlimmer geworden, denn die neue Garde der Verbrecher kennt „keinen Anstand“
mehr und mordet noch mehr.
Dick Grayson wohnt zwar in dem ehemaligen Wayneschen Penthouse und wird von Alfred unterstützt, er hat sich mit seiner Rolle und Umgebung aber noch nicht anfreunden können. Immer wieder kommen Erinnerungen an seine Eltern hoch, die Gotham als den Punkt beschrieben haben, an dem man weitergehen muss als überall sonst. Überhaupt spielen Erinnerungen in diesen Geschichten eine große Rolle: Seien es Artefakte aus den großen Batman-Geschichten der Vergangenheit wie der Kuhfuß, mit dem der Joker Robin getötet hat, seien es Erinnerungen von James oder Barbara Gordon an die Jugend von James, jr. Alles wird geschickt miteinander verwoben und so ist die Storyline auch sowohl für Afficionados als auch für Neueinsteiger vielschichtig zu genießen.
Scott
Snyder ist wohl der Superstar unter den aktuellen
Batman Autoren und hat die Geschichte des Dunklen Ritters über mehrere
Definitionen hinweg geprägt. Er beweist,
dass er ein guter Autor ist, der auch über mehrere mehrteilige Stories hinweg
einen Plot entwickeln und zu einer Gesamtgeschichte verweben kann und der Brite
Jock (das ist Mark Simpson) und Francesco
Francavilla setzen das abwechselnd sehr gut um. Die Bilder sehen nicht aus,
wie aus einem Mainstreamcomic amerikanischer Prägung; zu viel Schwarz, zu
unscharf und düster sind die Bilder, die gerade dadurch gewinnen. Beide haben
bereits eine eindrucksvolle Liste an Veröffentlichungen vorzuweisen.
Wer sollte sich dieses Paperback kaufen? Zunächst einmal alle, die zu irgendeiner Zeit Batman-Fans waren und es noch nicht im Schrank stehen haben, denn es bietet gerade durch den Vergleich des Batmans, wie Dick ihn interpretiert, mit dem „Original“ Einsichten in die Gefühlswelt von Bruce Wayne, die zwar nicht neu sind, aber innovativ herausgearbeitet werden. Der verbissene, getriebene Bruce ist ein Kind Gothams: immer Vollgas, immer an der Grenze und oft darüber hinaus. Dick dagegen (und auch James und Barbara Gordon) haben ein anderes Menschenbild: Sie glauben zwar nicht mehr wirklich an das Gute, haben aber die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es doch irgendwo da draußen sein könnte.
Einige Batman-Stories der letzten Jahre litten
daran, dass immer neue Schurken auftauchten, alte immer abstrusere Dinge taten
und sich das Ganze eigentlich nur selbst referenziert hat. Hier ist aber ein
Beispiel an gutem Storytelling, das durch die beiden Zeichner düster, nicht
artifiziell aber auch nicht banal umgesetzt wird.
Außerdem ist es für alle ein Schnäppchen, die
die alten Ausgaben auf einschlägigen Plattformen suchten, denn die aufgerufenen
Preise sind teilweise absurd.
Die dritte Zielgruppe sind diejenigen, die
einfach nur eine gut erzählte Psychopaten-Story mögen. Auf den dreihundert Seiten
wird erst stückchenweise klar, wer wirklich hinter einigen Sachen steckt, und
der Horror entwickelt sich langsam und teilweise auch erst im Rückblick. Dazu
gehört auch, dass die Beweggründe und die innere „Rechtfertigung“ nicht
ausgespart bleiben und zu dem gruseligen Gefühl beitragen. Zudem finde ich
persönlich es angenehm, dass es hier keine Superkräfte oder Mystery-Elemente
gibt und das Ende in gewisser Weise offenbleibt.
Dazu passen Long Island Icetea und Frustration – Empires of shame perfekt.
Der seit Dezember 2018 in den Kinos recht
erfolgreich laufende „Aquaman“ ist der aktuelle Film des DC Extended Universe mit Jason
Momoa in der Titelrolle. Inspiriert wurde der Film durch die hier
besprochene Story von 2011.
Aquaman ist Gründungsmitglied der Justice League und damit fester Bestandteil
der DC Heldenvereinigung, die regelmäßig Schurken bekämpft und Probleme löst. Er
hat allerdings ein Problem, denn Arthur Curry
– so sein richtiger Name – ist der Sohn eines Menschen und einer atlantischen
Prinzessin. Als solcher kann Arthur zwar unter anderem unter Wasser atmen, sich
mit allen Meereslebewesen verständigen und besonders schnell schwimmen, er ist
aber kein „reiner“ Atlanter und somit nicht von allen Wasserwesen akzeptiert.
Aber auch seine Mitstreiter Batman, Superman und Wonder Woman zweifeln immer
mal wieder gerne, ob er sich wirklich der menschlichen Seite anschließen wird
oder doch den Atlantern.
Als sich Orm, der Halbbruder Aquamans und aktueller Herrscher in Atlantis, nach einem Angriff mit Marschflugkörpern auf die Zivilisation in der Tiefe entschließt, amerikanische Küstenstädte anzugreifen um es den Landbewohner heimzuzahlen, müssen die Superhelden alle Kräfte aufbieten um die Opferzahlen nicht zu hoch werden zu lassen.
Im Laufe der Auseinandersetzungen stellt sich
heraus, dass Orm genauso manipuliert wird wie auch menschliche Beteiligte und
dass ein ganz anderer Gegner im Hintergrund die Fäden zieht. Trotzdem stellt
sich die Frage der Bestrafung, schließlich wurden ja Menschen geschädigt. Die Frage
sei erlaubt, ob die gleiche Logik bei einer Reaktion auf einen Angriff auf
menschliche Stätten und einer scheinbaren Reaktion gegen den scheinbaren Feind
angewendet worden wäre. Wenn ja, müsste der eine oder andere amerikanische
Präsident sich wohl verantworten…
Der Comic bietet rasante Action, brillante Monster und epische Schlachten in Kino-Popcorn-Manier und Überbreite. Alle Beteiligten leben ihren emotionalen Background komplett aus und neben den „Hilfstruppen“ der Justice League – besonders liebenswert Element Woman – hat auch Mera einen starken Auftritt. Wer also den Film schon gesehen hat, darf getrost den Hintergrund erlesen. Wer den Film noch sehen möchte, die Zweitverwertung beginnt ja bald, kann den Comic getrost lesen, da es genügend Unterschiede gibt.
Jones liefert solide Superheldenkost ab und erlaubt im Hintergrund ein paar Fragestellungen über die Legitimation von Gewalt. Ob sie allerdings wirklich gestellt werden sollten oder ob sie sich nur bei einem nicht patriotisch nationalistischen Leser aufdrängen, sei mal dahingestellt. Das Artwork ist teilweise grandios, die atlantischen Hilfstruppen überzeugen mit ihrer Mischung aus Tiefseestyle und überzeichneten Beisserchen und selbst die Gesichter in Nahaufnahmen wissen durchaus zu überzeugen.
Insgesamt also sehr gediegene Kost! Die
Übernahme eines Filmmotivs als Covermotiv hilft, den Zusammenhang zwischen den
beiden Welten des DC Universe herzustellen und für die Fans sind die „richtigen“
Originalcover selbstverständlich im Anhang abgedruckt.
Einige Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung ist kürzlich bei
Panini Comics die Deluxe-Ausgabe der alternativen Geschichte der Marvel-Helden
erschienen. Neben Überformat und Hardcovereinband bietet die Ausgabe neues Bonusmaterial
und ein doppelseitiges, zum Schutzumschlag gefaltetes Poster.
Neil Gaiman, bekannt als Autor
der Sandman-Reihe und von American Gods, hatte sich in der
Nachfolge der Anschläge vom 11. September geweigert, einen Marvel-Comic in der
aktuellen Zeit mit Hochhäusern, Flugzeugen und Bomben zu schreiben und den
Ausweg des beginnenden 17. Jahrhunderts gewählt, weil es noch Magie genug
enthält, Amerika aber schon entdeckt ist.
Die bekannten Konflikte werden 400 Jahre in der Zeit zurückversetzt
erzählt: Magneto gegen Carlos Javier, Dr. (Otto von) Doom gegen die Vier von
der Fantastik; Roihaz als Captain America, Donal als Thor, Sir Nicholas Fury
als Geheimdienstchef und Doctor Stephen Strange als Leibarzt der Königin sind
weitere Akteure im Konflikt zwischen der ältlichen und schon bald ermordeten
Elizabeth I, Königin von England und dem Herausforderer James VI, König von
Schottland und Elizabeths Nachfolger als James I. Auch die spanische
Inquisition und der Vatikan dürfen in diesem Setting nicht fehlen, kommen aber
erwartungsgemäß nicht gut weg. Bei der Auswahl der Charaktere hat Gaiman sich
von dem Figurenpersonal der 60-er Jahre leiten lassen, konnte aber trotzdem
nicht alle unterbringen.
Den genauso wesentlichen Part der Zeichnungen hat Andy Kubert, wie auch
sein Vater Joe kein Unbekannter im Bereich der Superhelden-Comics, übernommen.
Er hat seine Arbeit in einer für die USA unüblichen Art abgeliefert die es
erlaubt, den sonst typischen Schritt des Inkens zu überspringen. Die Linien
sind dadurch sauberer und integrieren sich besser in das Ergebnis. Durch das
gute Papier und das etwas größere Format kommen diese Zeichnungen besonders gut
zum Ausdruck.
Erwähnt werden sollte auch, dass Todd Klein 2004 einen seiner bisher 17
(!) Eisner-Awards für das beste Lettering eben für diese Serie bekommen hat.
Worum geht es? Die Königin Elizabeth I weiß um die Gefahr für ihr Leben
und ihr Reich sowie um ihre Feinde und Fury versucht, sie zu schützen.
Gleichzeitig beauftragt er Matthew Murdoch, einen blinden irischen Sänger, mit
der Aufgabe, den Schatz der Templer in Empfang zu nehmen und sicher nach
England zu geleiten. Die spanische Inquisition möchte Elizabeth durch James
ersetzen und Doom möchte, nun ja, die Welt beherrschen. Gleichzeitig versucht
Javier, Mutanten um sich zu scharen und zu beschützen während Magneto „seine“
Mutanten für seine Zwecke einzusetzen sucht.
Alle Subplots hier aufzuführen würde den Rahmen bei weitem sprengen und
das Lesevergnügen schmälern. Immerhin handelt es sich um eine achtteilige
Miniserie, die in der Folge auch noch drei Fortsetzungen erfahren hat.
Warum ist die Deluxe-Ausgabe gerade jetzt erschienen, mehr als 10 Jahre
nach der ursprünglichen Veröffentlichung? Vielleicht dachte man sich bei
Panini, dass die Welt gerade so in Unordnung ist, dass eine
Alternativweltgeschichte, die auch noch nicht ganz schlimm ausgeht, gerne
genommen würde…
Auf jeden Fall macht sich die Ausgabe gut in jeder Sammlung von
amerikanischen Comics und die Skizzenseiten bieten ein willkommenes Plus zur
regulären Veröffentlichung. Die Idee mit dem Poster ist auch ganz nett, die
notwendigen Knicke beeinträchtigen das Vergnügen aber doch etwas.
Dazu passen Attila the Stockbroker
& Barnstormer und gewürzter Wein.
Nach
Disney und Marvel erlaubt nun auch DC einem europäischen Künstler seine eigene
Version eines Markennamens: Enrico Marini
durfte sich einen lang gehegten Traum erfüllen und seine eigene Interpretation
eines der bekanntesten Comic-Helden erschaffen. Batman – der dunkle Prinz
erschien zunächst in zwei großformatigen Bänden bei Dargaud auf Französisch und Niederländisch und kurze Zeit später
auf Deutsch bei Panini Comics. Zum
internationalen Batman-Tag ist nun ein Sammelband mit beiden Teilen im
Batman-typischen Prestige-Format erschienen. Natürlich gibt es dieses Werk ebenfalls
als limitiertes Hardcover zu einem Preis von 23 €.
Lohnt
sich das? – Klare Antwort: Ja, denn das andere, kleinere Format und das glänzendere
Papier entlocken der Geschichte noch mal neue Eindrücke und erlauben eine
bessere Vergleichbarkeit mit den anderen Batman-Titeln. Wer bisher noch nicht
zugegriffen hat sollte es jetzt auf jeden Fall tun, denn diese Story bringt die
ganze Erfahrung Marinis im Erzählen guter und spannender Geschichten zur
Geltung. Er nimmt alle erwarteten Züge des Jokers und Harley Quinn auf der
einen Seite, Batmans und Alfreds auf der anderen und Catwoman irgendwo
dazwischen auf, setzt aber eigene Akzente bei der Handlung.
Bruce
Wayne erfährt, dass er (mal wieder) Vater geworden ist. Bevor er sich mit
dieser neuen Situation abgefunden hat wird seine mittlerweile bereits neun
Jahre alte Tochter allerdings von Joker entführt, die Mutter lebensgefährlich
verletzt. Marini gelingt es brillant,
die abstruse und brutale Verrücktheit des teuflischen Jokers und gleichzeitig die
verletzliche Liebesgeschichte zwischen ihm und Harley darzustellen.
Genauso
abgedreht ist definitiv der verzweifelte Versuch des dunklen Ritters, den Ort
herauszufinden, an dem das Mädchen versteckt wird. War Batman schon oft nah an
der Grenze zum „Bösen“ so kommt er ihr in diesem Band noch einmal näher und
überschreitet sie sogar teilweise. Der Konflikt mit sich selbst und seinen
Peers aufgrund seiner Verzweiflung wird allerdings durchaus entwickelt und es
geht nicht um Rache oder Vergeltung, da die Rettung immer im Vordergrund steht.
Beim
Artwork beweist Enrico Marini, dass
er zurecht einer der erfolgreichsten aktuellen Comicschaffenden im europäischen
Raum ist. Auf Deutsch sind von ihm unter anderem Gipsy, Die Adler Roms, Raubtiere und der Stern der Wüste erschienen. Sein frankobelgischer Stil mit
dicken schwarzen Linien und handkolorierter Tusche erlauben insbesondere bei
den Gesichtern viele Details und stimmungsvolle Atmosphäre. Seine Seiten
quellen teilweise vor Action nur so über da die einzelnen Bilder sich
überlappen, spiegeln oder ineinander übergehen. Marini hat sich viel von aktuellen Filmproduktionen abgeschaut. Es
gibt aber auch seitenfüllende Zeichnungen in der er sein Verständnis der
Anatomie des Menschen unter Beweis stellen kann. Durch das kleinere Format wird
die gefühlte Geschwindigkeit dabei noch einmal erhöht.
Dankenswerter
Weise befinden sich in diesem Sammelband zusätzlich zu den beiden Einzelbänden
die Anmerkungen des Künstlers, wie es überhaupt zu dieser Möglichkeit einen
europäischen Batman zeichnen zu dürfen gekommen ist, und ein Interview speziell
für die deutsche Ausgabe. Ein paar Skizzen sind ebenfalls enthalten.
Aufgrund
des Tempos passt dazu am besten eisgekühlte Cola eures jeweiligen
Lieblingsbrands und dunkler Urban Sound zum Beispiel von den Beastie Boys.