Diverse/Mitton – Das Phantom 2

1991 – 1993

Story: Scott Goodall, Norman Worker, Donne Avenell, Lennart Moberg
Zeichnungen: 
Jean-Yves Mitton
Originaltitel:
Fantomen

Kult Comics

Softcover | 148 Seiten | s/w | 25,00 € | 
ISBN: 978-3-96430-369-1

Cover Mitton - Phantom 2

Nicht allzu oft kommt es zu der Kombination, dass ein durchaus bekannter Zeichner frankobelgischer Serien eine sehr bekannte amerikanische Superheldenfigur zeichnen kann. Dabei ist die Erklärung relativ simpel: Mitton war bei einem französischen Verlag hauptsächlich mit Superheldenabenteuern wie etwa Mikros betraut als der Verlag an ein schwedisches Unternehmen (Semic) verkauft wurde. Dieses wiederum gab in Skandinavien die sehr erfolgreichen Ableger der Phantom-Geschichten heraus und erkannte das Talent des Franzosen. Für Mitton war das der erste Entwicklungsschritt hin zu Serien wie Alwilda oder Vae Victis! Bei Kult erscheinen die insgesamt 8 Geschichten in zwei Bänden.

Historische Abenteuer des wandelnden Geistes

Ein Markenzeichen der Phantom-Plots ist, dass der wandelnde Geist quasi unsterblich ist. Das Kostüm und die Aufgabe werden von Generation zu Generation jeweils in der Familie weitergegeben. Das ermöglicht den Kreativen, über die komplette Chronik der jeweiligen Inhaber als Aufhänger auch historische Abenteuer zu schreiben und sie sogar mit aktuellen Ereignissen zu verknüpfen. Natürlich erweitert sich dadurch das Spektrum möglicher Hintergründe gewaltig.

Mitton - Phantom 2 page 11

Das Geheimnis der Kathedrale führt zurück zu den Zeiten des 12. Phantoms. Bei Bauarbeiten an der Pariser Kathedrale kommt es zu einem Streit, bei dem ein Arbeiter stirbt. Auslöser war scheinbar ein Fund aus der Vergangenheit. Die Geschichte verwebt geschickt Gegenwart und Vergangenheit. Auch Tod in Brügge spielt in Westeuropas Vergangenheit. Ein Brief von Präsident Luanda veranlasst das aktuelle Phantom in die Chroniken einzusteigen. Das fünfte Phantom hatte 1656 dem damals noch unbekannten Rembrandt geholfen und war von ihm porträtiert worden. Nun taucht das Bild wieder auf.

Eine klassische Revenge-Story wird in Hoogans Rache erzählt. Ein Sträfling kommt nach Jahren der Haft frei und folgt einem lang ersonnenen Plan um alle, die ihm damals geschadet haben, zu bestrafen. Mit auf dieser Liste stehen der Präsident und das Phantom. Eine sehr spannende Geschichte mit guten Einfällen! Schließlich folgt noch das Geheimnis der Statue. Erneut spielt die Vergangenheit eine Rolle, dieses Mal allerdings eher alte Verpflichtungen! Gut konstruiert, geschickt die Ebenen wechselnd und den Dschungel als Lebensraum einbeziehend.

Mitton - Phantom 2 page 12

Für schwarz-weiß Fans!

Jean-Yves Mitton ist heutzutage für seine historischen Alben und seine oftmals leicht bekleideten Frauen bekannt. Seine Werke gehen dabei durchaus auch in das pornographische. Hier allerdings zeigt er zwar sein Verständnis für Körperbau und Bewegungen, hat aber fast nur männliche Protagonisten. Seine Zeichnungen sind sowohl in den Actionszenen als auch in eher statischen Gegebenheiten vorzüglich. Wegen des Fehlens der Farbe ist Mitton gezwungen (oder ermächtigt?), mit Licht und Schatten zu spielen und Tiefe durch Schwarzflächen zu erzeugen.

S/W-Ausgaben von kolorierten Werken werden durchaus teilweise als Vorzugsausgaben veröffentlicht und erlauben einen besseren Einblick in die Fähigkeiten des Zeichners. Hier allerdings war geplant, die Zeichnungen in dieser Weise auch zu veröffentlichen. Die Details sind daher gewolltermaßen mehr ausgearbeitet und das Schwarz muss für sich alleine stehen. Auch die Szenen im Dschungel haben sowohl Tiefe als auch Detail.

Detail Mitton - Phantom 2 page 21

Nicht nur für Phans

Nach einer (zu) langen Durststrecke dürfen sich Phans gerade über mehrere parallele Publikationen freuen und haben sogar ein Kompendium für die bisherigen deutschen Ausgaben an der Hand. Die beiden Mitton-Ausgaben von Kult sollten hier als absolutes Must-Have durchgehen. Die Zeichnungen sind so gut, dass sie für alle Liebhaber*innen von schwarz-weißen Geschichten in Frage kommen. Wer also die Jerry-Spring-Ausgabe, Modesty Blaise oder Terry and the Pirates mag, sollte hier unbedingt einen Blick riskieren!

Der Band kommt als gut gebundenes Softcover daher und enthält einen einführenden Teil sowohl zu Mitton als auch zu den Autoren, die in Deutschland eher unbekannt sind. Von ihnen hatte bei uns nur Donne Avenell mit Axa einen gewissen Erfolg und war auch im Kobra vertreten. Die Druckqualität ist dabei meilenweit über den alten Bastei-Klassikern anzusiedeln. Der Band ist auch als limitierte Vorzugsausgabe mit Variantcover und gleich zwei Drucken erhältlich!

Cover Mitton - Phantom 2 VZA

Dazu passen Jungle mit ihrem modernen Soul, und ein Whisky (!) Sour.

© der Abbildungen 2024 King Features Syndicate, Inc/Distr. Bulls / Egmont Publishing AB / 2024 Comic Combo, Leipzig

Ritstier/Oosterveer – Nicky Saxx 1

Der Betrug & Die Vergebung

Story: Willem Ritstier
Zeichnungen: 
Minck Oosterveer
Originaltitel:
Nicky Saxx 1

Kult Comics

Hardcover | 52 Seiten | Farbe | 20,00 € | 
ISBN: 978-3-96430-361-5

Cover Nicky Saxx 1

Zeitungsstrips waren eine lange Zeit ein wesentlicher Werbeträger für Tageszeitungen. Einerseits unterschieden sie sich natürlich durch ihre politische Ausrichtung, andererseits hatten sie ihre möglichst exklusiven Strips. Diese sollten die Leser*innen anhalten, die Zeitung auch am nächsten Tag wieder zu kaufen, um die Fortsetzung zu erfahren. Leider ist diese Tradition ein wenig eingeschlafen. In den Niederlanden war das Duo Ritstier/Oosterveer mit einigen Strips in De Telegraaf vertreten.

Nicky Saxx – eine toughe Ermittlerin

Nicky Saxx leitet Room 666, ein Unternehmen für schwierige Fälle. Wenn es darum geht, fast unmögliche Aufgaben zu lösen, ist dieses eine perfekte Adresse. Neben Nicky ist oft ihre Freundin Elja beteiligt, die mit ihren parapsychologischen Fähigkeiten unterstützen kann. Im Hintergrund werkelt Ben, der die Geschichten lieber von seinem PC verfolgt und technischen Support bietet. Pro Band erscheinen zwei extra kolorierte Geschichten der ursprünglich in schwarz-weiß abgedruckten Serie in Deutscher Erstausgabe. Die Serie ist auf 10 Bände konzipiert.

Nicky Saxx 1 page 3

Der Betrug beginnt damit, dass ein zahlungskräftiger Kunde Nicky bittet, den in Bolivien von Gangstern entführten Sohn zu befreien. Das Lösegeld ist angeblich überwiesen worden, seitdem fehlt jedoch jede Nachricht. Nicky und ihre Freundin Elja machen sich auf den Weg in das südamerikanische Land, müssen aber schnell erkennen, dass es sich um eine Falle handelt. Die Vergebung spielt dagegen in England. Elja wird informiert, dass ihre Tante plötzlich unerwartet verstorben ist und macht sich auf den Weg nach Cheswick. Dort angekommen entdeckt sie, dass nicht alle Indizien zueinander passen. Glücklicherweise bekommt sie spontanen Besuch von Nicky und die Beiden versuchen, den Fall aufzuklären.

Beide Fälle sind sehr spannend, müssen doch die Leser*innen bei der Stange gehalten werden. Mit einer Länge von jeweils 22 Seiten kann Willem Ritstier durchaus einige Details vertiefen, epische Auslassungen sind aber nicht möglich. An die Cliffhanger am Ende jeder Panel-Zeile gewöhnt man sich schnell. Eine gute Bereicherung des Geheimagent*innen-Sektors ohne den Sexismus von James Bond.

Nicky Saxx 1 page 4

Behutsam kolorierte Zeichnungen!

Wie bei Zeitungsstrips vor einigen Jahren üblich waren die Zeichnungen in schwarz-weiß angelegt. Das grobe Papier war für farbliche Details nicht unbedingt geeignet, Licht und Schatten waren einfacher wiederzugeben. Minck Oosterveer war ein Meister darin, mit schwarzen Flächen Tiefe zu erzeugen. Die nachträgliche Kolorierung ist zeitgemäßer, verdeckt aber die ursprüngliche Kunstfertigkeit nicht.

Oosterveer war durchaus dafür bekannt, seine Frauengestalten üppig auszugestalten und eher leichtbekleidet zu zeigen. Eine Vorgabe für diese Serie war daher, dass die Heldin kleinere Brüste haben müsste. Dieses und mehr Details gibt es im Anhang des Bandes in der mitabgedruckten ersten Ausgabe von De Telesaxx.

Nicky Saxx 1 page 5

Spannende Abenteuer mit durchsetzungsfähigen Heldinnen

Wenn man sich überlegt, wieviel Schrott im Laufe der Jahre auch auf Deutsch erschienen ist, ist es immer wieder erstaunlich, dass manche Serien bisher sträflich übersehen worden sind. Kult Comics ist es zu verdanken, dass dieser Klassiker aus unserem westlichen Nachbarland nun endlich den Sprung zu uns geschafft hat. Ein Hinweis sei erlaubt: Der Verfasser dieser Zeilen hat als Übersetzer an der Produktion von Nicky Saxx mitgewirkt.

Das leicht glänzende Papier bringt die Farben und vor allem das satte Schwarz gut zur Geltung, der Hardcovereinband sieht sehr wertig aus. Neben der regulären Ausgabe gibt es auch eine auf 50 Exemplare limitierte Luxusausgabe mit einem sehr schönen signierten Druck.

Cover Nicky Saxx 1 VZA
Cover der Vorzugsausgabe

Dazu passen Pretenders mit „Stob your Sobbing“, und ein Texel Skuumkoppe.

© der Abbildungen 2022 Uitgeverij Reboot Comics / 2023 Comic Combo, Leipzig

Zauberstern – Flash Gordon 3

„Zeitgeist“ und ein paar Klassiker

Story: Eric Trautmann, Archie Goodwin, Larry Ivie, Bill Pearson

Zeichnungen: Daniel Indro, Al Williamson, Reed Crandall

Originaltitel: Flash Gordon 5 & 6, 2011 & 4 – 6, 1967, USA

Zauberstern Comics

Heft |100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISBN: 978-3-98953-003-4

Die Abenteuer des wohl bekanntesten klassischen amerikanischen Science-Fiction Helden gehen weiter. Der Zauberstern Verlag folgt in seinen Serien zwei unterschiedlichen Konzepten: Flash Gordon und Phantom enthalten Material aus diesem Jahrtausend und gleichzeitig klassische Stoffe, die bisher nicht auf Deutsch erschienen sind, Van Helsing, Mikros und Savage Dragon bringen die jeweiligen Serien fortlaufend.

Cover Flash Gordon 3

Das Böse ist immer und überall …

… war eine nette Textzeile aus einem deutschen Titel der 80-er. Die moderne Story Zeitgeist, die im Original bei Dynamite erschienen ist, kombiniert den klassischen Stoff, der quasi neu erzählt wird, mit dem Bösen, das auf der Erde zumindest im 20. Jahrhundert durch die Nazis und Adolf Hitler verkörpert worden ist. In einer an Computerspiele angelehnten Grafik unterstützen die bekannten Handelnden Menschen jüdischen Glaubens gegen die kombinierten Angriffe von Ming und Nazis, während auf Mongo Flash Gordon, Dale und Zarkov versuchen, den Tyrannen zu bekämpfen.

Der zweite Teil des Heftes bringt fortlaufende Geschichten aus der amerikanischen Heft-Serie aus dem Jahr 1967.

Inhaltlich sind die Geschichten sehr gleichwertig, zeichnerisch stechen die Zeichnungen von Al Williamson heraus! Wer klassische amerikanische Comics liebt, die sich an Zeitungsstrips orientieren, wird hier auf jeden Fall zuschlagen wollen! Für Fans enthält das Heft nicht nur eine Karte von Mongo, sondern auch zwei klassische Heft-Cover als Abbildungen.

Der Klassiker in Serie

Weit bevor Science-Fiction durch Star Trek und Star Wars neu definiert worden war, dominierten Held*innen von Edgar Rice Burroughs oder Hans-Rudi Wäscher den Markt. Ihr Erfolg wurde weltweit nur noch getoppt durch Flash Gordon (und seine Nachahmungen). Dementsprechend schön ist es, dass die Serie jetzt auch endlich wieder auf Deutsch erscheint und viele der noch fehlenden Klassiker erhältlich werden. Die Purist*innen werden sich aufregen, dass „der moderne Krams“ nicht dazu passt, andere werden sich über das „alte Zeugs“ beschweren. Ökonomisch gesehen macht es Sinn, beide Zielgruppen zu vereinen!

Dazu passen Madness („Shut Up“) und ein Mönchshof Kellerbier.

© der Abbildungen 2023 King Features Syndicate, Inc TM Hearst Holdings, Inc King Comics 1967 und Dynamite Entertainment 2011 / Zauberstern Comics 2023

Mitton – Das Phantom 1

Die ersten vier Geschichten aus der Feder von Jean-Yves Mitton 1989 – 1990

Story: Scott Goodall, Norman Worker, Donne Avenell, Lennart Moberg
Zeichnungen: 
Jean-Yves Mitton
Originaltitel:
Fantomen (SW) 7, 22 (1989), 7, 15 (1990)

Kult Comics

Softcover | 148 Seiten | s/w | 25,00 € | 
ISBN: 978-3-96430-367-7

Cover Mitton - Das Phantom 1

Das Phantom ist ein echtes Phänomen: jahrelang war es vom deutschen Markt verschwunden und nun erscheinen neue Geschichten gleichzeitig hier bei Kult, bei Zauberstern, bei ECR und bei Wick. Während bei den letzteren Publikationen die Titelfigur im Vordergrund steht, fokussiert Kult Comics auf den Zeichner! Dieser hatte zunächst für einen kleinen französischen Verlag an Superheldencomics gearbeitet. Jener Verlag wurde dann von Semic gekauft, der wiederum in einigen Ländern das Phantom-Magazin herausgab. Und so markiert Das Phantom einen Wendepunkt in der Karriere des Zeichners von Stoffen wie Mikros zu Alwilda oder Vae Victis.

Einsatz für die Schwächsten

Ich möchte nicht behaupten, dass schwarz-weiße Zeichnungen und Comic-Geschichten per se besser wären als kolorierte. Oft fehlt ohne Farbe etwas und Zeichner wie etwa Prugne haben eine solche Meisterschaft mit dem Pinsel erreicht, dass es blödsinnig wäre, ihre Werke in einen solchen Vergleich zu ziehen. Auf der anderen Seite lassen sich etwa die verschiedenen Jerry Spring-Ausgaben von Jije nebeneinanderlegen und offenbaren ihre jeweiligen Stärken. Die Geschichten von Mitton für das schwedische Fantomen-Magazin erscheinen nun erstmals komplett auf Deutsch in der schwarz-weißen Originalfassung.

Mitton - Das Phantom 1 page 17

Der gelbe Tod stellt eines der immer wieder kehrenden Themen in den Mittelpunkt: die aufgrund von Profitinteressen in-Kauf-genommene Zerstörung von Lebensräumen für Mensch und Umwelt. Worubu ist eher traditionell: Es gibt einen Gangster, der mit Hilfe von mehr oder weniger freiwilligen Komplizen versucht, einen Coup zu landen. Dabei werden Unbeteiligte in Mitleidenschaft gezogen. Hier wird in einer sehr spannenden Weise die Dschungelpatrouille mit einbezogen.

Die Kinder des Dschungels handelt erneut von der scham- und grenzenlosen Ausbeutung der Natur und ihrer tödlichen Folgen auf die indigene Bevölkerung. Zwar nennen die Autoren es weder Völkermord noch Rassismus, nehmen aber klar Stellung in der Verurteilung. Den Abschluss bildet Der Nektar der Götter, eine Story mit mehr Fantasy-Einfluss. Man nehme ein wenig Conan, ein wenig Edgar Rice Burroughs und eine Prise Phantom und eine sehr spannende Erzählung ist das Ergebnis!

Mitton - Das Phantom 1 page 18

Lichte Schattenmalerei!

Mitton darf hier zeigen, was er kann! Sein Spiel mit Licht und Schatten ist grandios und lässt die Zeichnungen sehr plastisch wirken. Emotionen sind klar ersichtlich, die Actionsequenzen sind punktgenau getroffen. Der zum Absprung bereite Panther drückt sämtliche Konzentration und Anspannung aus die notwendig ist, um im geistigen Auge des/der Leser*in den Sprung folgen zu lassen!

Die Zeichnungen enthalten dabei genug Referenzen an die Vergangenheit als Zeitungsstrip und die großen Meister dieses Stils. Sie zeigen aber auch die Meisterschaft in der Komposition der gesamten Seite, die nicht auf den Cliffhanger am Ende jeder Zeile setzen muss. Wer hier allerdings die eher spärlich bekleideten Frauen aus dem Spät-Werk Mittons sucht, wird enttäuscht sein.

Mitton - Das Phantom 1 page 24

Schöne Zusammenstellung

Die Grundlage eines der ältesten kostümierten Helden überhaupt ist der Pulp: einfach konstruierte und spannungsgetriebene Geschichten, die die täglich kleine Flucht ermöglichen. Aus dieser Einfachheit hat sich das Phantom schon lange entfernt. Trotz einer internationalen Lizenzproduktion ist allen Produkten gemein, dass sie auf der Seite des Richtigen stehen und Missachtung fremder Kulturen, Zerstörungen von Lebensräumen und persönliche Gier zutiefst verachten! Insofern ist es schön, dass sie auch in Deutschland wieder Fuß fassen konnte.

 Die Softcover-Reihe mit den Geschichten von Jean-Yves Mitton ergänzt die aktuellen Hefte, indem sie einen Zeichner in den Fokus nimmt und herausstellt. Wick und ECR sind eher an den Sammler gerichtet, Zauberstern setzt auch auf Gelegenheitskäufer*innen. Wer möchte, kann sich auch die limitierte Vorzugsausgabe ansehen, die gleich mit zwei Ex Libris daherkommt!

Mitton - Das Phantom 1 VZA Ex Libris
Ex Libris der Vorzugsausgabe (Ausschnitt)

Dazu passen The Offenders mit „Hasta La Muerte“, und ein Gouden Carolus Noël.

© der Abbildungen 2023 King Features Syndicate, Inc./Distr. Bulls | Egmont Publishing AB / 2023 Comic Combo, Leipzig

Zauberstern – Phantom 9

Betondschungel

Story: Mike Bullock & Kevin Grevioux, Tony DePaul

Zeichnungen: Samicler Concales, Paul Ryan

Originaltitel: The Phantom Annual 2 (2008), Phantom Daily Strip 2006 (5/15 – 12/30) USA

Zauberstern Comics

Heft |100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISBN: 978-3-98953-058-4

Cover Zauberstern Phantom 9

Alle zwei Monate gibt es für Phans neues Lesefutter am Kiosk. Simeon Hrissomallis bemüht sich dabei, sowohl die Liebhaber*innen des klassischen Zeitungsstrips zufrieden zu stellen als auch diejenigen, die Comichefte bevorzugen. Da in Deutschland über Jahrzehnte kein Material erschienen ist, ist der Fundus an „guten“ Geschichten groß genug, um jeweils 100 Seiten zu füllen!

Gute Freunde und böse Menschen

Die aktuelle Ausgabe wird von einem Crossover eröffnet: Mit dem Phantom, Mandrake und Lothar treten gleich mehrere Figuren von Lee Falk auf. In Betondschungel werden daher Gangster auch mit magischen Mitteln bekämpft. Der Hintergrund ist aber eine ernsthafte Thematik, die tatsächlich ein großes Problem ist: Viele bisher unbekannte Dschungel-Pflanzen enthalten Substanzen, die je nach Dosierung positive oder negative Einsatzmöglichkeiten haben. Es geht nicht nur darum, die Ausbeutung der Natur nicht ungeregelt zuzulassen, es gibt auch einen nicht immer fair ausgetragenen Wettlauf zwischen Konzernen. Nicht zuletzt versprechen solche Substanzen leider auch einen hohen Gewinn für illegale Organisationen.

Dazu kommen zwei Storylines aus den Dailys: In Die Rückkehr der Python kehrt ein „alter Bekannter“ zurück: Chatu. Dieser nimmt irrtümlicher Weise an, dass er das Phantom vor Jahren getötet habe und startet nun erneut seine terroristischen Aktivitäten in Bangalla. Sklavenhändler weist erneut auf ein immer noch aktuelles Problem hin. Obwohl die Sklaverei offiziell abgeschafft ist, gibt es Organisationen die Flüchtlinge (oft genug gegen teures Geld) illegal an einen Ort bringen, an dem sie ihre „Schulden“ tilgen müssen und unter menschenunwürdigen Bedingungen zur Arbeit gezwungen werden.

Backcover Phantom

US-Mainstream und Zeitungsstrip

Die Zeichenstile sind naturgemäß sehr unterschiedlich. Während Samicler Concales den Comicheft-Markt bedient und sich im amerikanischen (Super-)Helden Mainstream befindet, ist Paul Ryan einer der guten Zeichner der Tagesstrips gewesen. Er hatte den Niedergang des Strips bremsen können.

Die Comic-Heft-Reihen waren in der Vergangenheit in verschiedenen Häusern heimisch, unter anderem hatten sowohl DC als auch Marvel eine entsprechende Phase. Seit mittlerweile über 20 Jahren erscheinen Phantom-Titel bei Moonstone.

Kandidat für die Jahresbestenliste

So langsam nähert sich das Jahr dem Ende und Spekulationen über die Jahresbestenliste gewinnen an Substanz. Der (geglückte) Versuch, beide Traditionslinien des Phantoms (Strip & Comic) miteinander zu verbinden, und dabei gleichzeitig auch noch Material aus unterschiedlichen Ländern zu verwenden, ist sicherlich ein Wagnis gewesen. Außerdem hat die Vergangenheit bewiesen, wie schwierig es ist, in Deutschland ein Comic-Magazin am Kiosk zu etablieren.

Zum Erfolg beigetragen hat die Qualität der ausgewählten Stories, die erfolgreiche Ansprache der Phans, die auf den Leser*innenseiten kräftig mitmachen, und sicherlich auch ein wenig die Rückkehr der Pulps. Die kleine Flucht ist wieder modern und hier wird sie möglich. Das wird nicht zuletzt auch dadurch ermöglicht, dass die Portionen mit 100 Seiten relativ groß sind und nicht nur kurze 5 Minuten-Pausen ermöglichen!

Dazu passen Sweet („Hellraizer“) und ein Schwarzriesling.

© der Abbildungen 2023 King Features Syndicate, Inc TM Hearst Holdings, Inc 2006 & Moonstone Books 2008 / Zauberstern Comics 2023

Zauberstern – Phantom 8

Hinter der Maske und andere Stories

Story: Martin Powell, Tony DePaul
Zeichnungen: 
Hanibal King, Paul Ryan

Originaltitel: The Phantom Unmasked 1 & 2, 2010, USA; Phantom Daily Strip 2005, USA

Zauberstern Comics

Heft |100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISBN: 978-3-98953-057-7

Cover Zauberstern - Phantom 8

Wie die Zeit vergeht, schon wieder zwei Monate rum und das neue Phantom-Magazin ist in der Post. Nach einer kurzen Pause gibt es erneut eine neue Story von Moonstone, also für die Freund*innen der modernen Erscheinung, und zwei klassische Geschichten aus dem Run von DePaul und Ryan

Kinder in allen Variationen

Das begleitende Thema aller Geschichten in diesem Heft sind Kinder. Den Anfang macht eine junge Frau die als Kind von dem Phantom aus einem brennenden Haus gerettet worden war. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, das Geheimnis ihres Retters zu lösen und das Gesicht Hinter der Maske zu enthüllen. Eine typische Magazin-basierte Story, die sich Zeit lassen kann, eine Geschichte zu entwickeln.

Die Daylies sind formatgerieben etwas anders ausgerichtet. Sie müssen jeden Tag aufs Neue dazu beitragen, dass ihre Leser*innen die gestrige Tageszeitung auch heute kaufen. Der Spannungsbogen muss daher konstant hochgehalten werden. Zunächst geht es in Die Sünden des Vaters um einen Strafgefangenen, der dem Präsidenten von Bangalla eine Geschichte erzählt. Tatsächlich befürchtet er, dass seine Kinder Dummheiten begehen werden, um ihn zu befreien.

In Familienbande stehen dann die Kinder des Phantoms im Mittelpunkt: Sind sie in der Lage, im Dschungel zu überleben? Wären sie bereit und fähig, im Falle eines Falles die Nachfolge anzutreten? Oder geht es um etwas ganz anderes?

Für jede*n etwas

Die Tüte Buntes enthält wieder für beide Lager etwas. Die Modernisten erhalten eine geballte Ladung amerikanischen Heftchen-Mainstreams mit dem ältesten noch aktiven maskierten Helden, die anderen eine genauso große Lieferung von Zeitungsstrips. Beide Stränge haben sowohl Anteile im Dschungel als auch in der Stadt, sind spannend und nicht unbedingt vorhersehbar.

Illustration Phantom

Ich bleibe dabei: Der Reiz von diesem Konzept liegt in der Abwechslung! Das vorhandene Material ist groß genug, um noch viele weitere Magazine füllen zu können.

Stabile Lieferung

Die Reihe hat es tatsächlich geschafft, sich auf dem Markt zu etablieren. Nicht jede*r hätte darauf gewettet, dass das Phantom sich so lange hält. Das zeigt, dass das Konzept der Mischung aufgeht und vor allem auch, dass der „alte“ unsterbliche wandelnde Geist noch immer viele Phans in Deutschland hat. Alles richtig gemacht!

Dazu passen Nick Cave & The Bad Seeds und ein Mate.

© der Abbildungen 2022 by King Features Syndicate, Inc. TM Hearst Holdings, Inc. 2005 & Moonstone books 2010 / 2023 Zauberstern Comics

Zauberstern – Flash Gordon 1

Zeitgeist und andere Stories

Story: Eric Trautmann, Al Williamson, Archie Goodwin
Zeichnungen: 
Daniel Indro, Al Williamson, Frank Bolle

Originaltitel: Flash Gordon (Dynamite – 2011), Flash Gordon (Sep & Nov 1966)

Zauberstern Comics

Heft |100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISBN: 978-3-98953-000-3 (Würz-Cover), 978-3-98953-001-0 (Sombetzki-Cover)

Cover A Flash Gordon 1

Zauberstern Comics hatte sie groß angekündigt, die Rückkehr der Helden! Den Anfang machte Das Phantom, das schon lange nicht mehr an deutschen Kiosken präsent gewesen war. Der nächste Streich war Mikros, eine Gruppe von Superheld*innen, die mit Insekten-DNA „verbessert“ worden waren. Nun also einer der Urväter der Science-Fiction-Comics, Flash Gordon! Während Mikros (wie auch der nächste Ableger, Van Helsing) eine chronologisch durchlaufende Serie präsentiert, bieten das Phantom und Flash Gordon einen Mix aus neuem und klassischem Material.

Die Gefahr aus dem Weltall

Ein klassisches Setting für die frühe Science-Fiction-Literatur war die Bedrohung der Menschheit durch eine außerirdische Gefahr. Zwei Weltkriege hatten Europa und Amerika vor Augen geführt, dass moderne Kriege mit ihren Massenvernichtungswaffen und all der Technik nicht mehr auf einige Schlachtfelder einzugrenzen waren, sondern die ganze Bevölkerung existentiell bedrohen konnten. Wie viel schlimmer würde erst eine Bedrohung von weiterentwickelten Außerirdischen sein?

In dem Fall von Flash Gordon kommt die Bedrohung von einem wandernden Planeten, Mongo, und seinem Herrscher Ming, dem Gnadenlosen. Er will die Erde versklaven und ausbeuten. Ein verkannter Wissenschaftler, Dr. Hans Zarkov, der ehemalige Football-Profi Flash Gordon und die Journalistin Dale Arden reisen in einem von Zarkov konstruierten Raumschiff nach Mongo, um zu versuchen, die Erde zu retten. Diese erste Geschichte wird in Zeitgeist neu und modernisiert erzählt.

Cover B Flash Gordon 1

Die klassischen Geschichten Geheimnis der Eisdrachen, Volk der Tiefe, Todesfalle von Mongo und See-Bestie von 1966 zeigen einzelne Abenteuer, die zeitlich weit nach der Origin-Story spielen. Nachdem die Erde zunächst gerettet ist, fliegen die drei Held*innen immer wieder hinüber nach Mongo um dort „nach dem Rechten zu sehen“. Dabei treffen sie auf alte und neue Herausforderungen.

Hyper-Realismus und Zeitungsstrip-Style

Das Schöne an diesem Konzept von Zauberstern ist der Stilmix! Zunächst der Dynamite-Part, der unter künstlerischer Leitung von Alex Ross stand und sehr realistische Bilder mit einer Überbetonung des Körperlichen mischt (überspitzt: Als ob es nur Arnold Schwarzeneggers und Jane Fondas gegeben hätte …) und dabei die Action und Spezialeffekte betont.

Die zweite Hefthälfte ist dann geruhsamer. Sie zeigt zunächst zwei Geschichten des großen Al Williamson, der, in durchaus flexiblem Layout, detaillierte Hintergründe und 60-er Jahre-orientierte Vorstellungen von außerirdischen Kleiderordnungen präsentiert. Frank Bolle übernimmt nahtlos. Durchaus interessant, wie sich die Vorstellungen über die Jahrzehnte gewandelt haben. Wie bei Phantom wird es wieder zwei Lager geben, doch für mich machte es gerade die Mischung.

Flash Gordon advertisement

Die Rückkehr der Held*innen

Tatsächlich löst Zauberstern Stück für Stück die von vielen nicht ernst genommene Ankündigung, die alten Recken zurückzubringen, ein. Geschickt vermeidet man dabei ein Nostalgie-Produkt, wie es etwa viele der Hethke-Ausgaben waren, in dem man die modernen Interpretationen gleichberechtigt präsentiert. Hoffentlich geht dieser Spagat auf.

Für Fans bringt man Variant-Cover und von Zeit zu Zeit ein Poster sowie die Seite mit Briefen der Leser*innen und schafft somit eine gute Bindung. Ich höre im Hintergrund allerdings schon den Ruf nach Goodies für Abonnent*innen.  

Dazu passen Prince Buster mit „One Step Beyond“ und eine „Grüne Wiese“.

© der Abbildungen 2023 King Features Syndicate, Inc TM Hearst Holdings, Inc. King Comics 1966 und Dynamite Entertainment 2011 | 2023 Zauberstern Comics

Lupano/Ohazar – Wikinger im Nebel 1

Wikinger mit Existenzängsten

Story: Wilfrid Lupano

Zeichnungen: Ohazar

Originaltitel: Vikings dans la Brume

Carlsen Comics
Album | 64 Seiten | Farbe | 12,00 €
ISBN: 
978-3-551-02736-8

Cover Wikinger im Nebel 1

Wer kennt sie nicht, die Zeitungsstrips über Hägar den Schrecklichen. Dieser macht seit 1973 Tages- und Wochenendausgaben von unzähligen Zeitungen weltweit zu einem Ort, an dem Alltagsprobleme aufgegriffen werden. Diese neue Serie Wikinger im Nebel übernimmt ein paar Ideen, erinnert an die Präsentationsform, und geht doch einen ganz anderen Weg.

O Tempora, O Mores

Die Wikinger*innen in der von Wilfrid Lupano erzählten Geschichte sind mitten in einem Wandlungsprozess. Es gibt noch die alten Gottheiten, das Christentum schickt sich aber an, die vorherrschende Religion zu werden. Wie aber soll man z.B. ein Kloster plündern, wenn man die Kirche nicht mehr anzünden darf, Príester nicht mehr töten und generell die Verhaltensweisen überdacht werden müssen. Und auch die Rollenbilder ändern sich und die gewünschten Verhaltensweisen des Mannes, des Vaters, aber auch des Sohns müssen erst neu definiert werden. Währenddessen aber prallen Gewohnheit und Erwartung ungebremst aufeinander.

Wikinger im Nebel 1 page 3

Schließlich wird auch die Rolle der Frau näher beschrieben. Zwar sind in dieser Geschichte die Wikingerinnen nicht an den Raubzügen beteiligt, sie geben aber durchaus klare Grenzen vor. Zudem haben sie quasi zwei Leben: eines mit den Männern und eines, während sich diese auf Fahrt befinden. Es wird schnell deutlich, welches das bevorzugte ist.

Der Band ist in 5 Kapitel untergliedert. Diese bestehen jeweils aus einer Abfolge von halbseitigen, meist zweistreifigen Teilen, die jeweils eine eigene Überschrift tragen. Dadurch ist die Erzählweise nah an den Zeitungsstrips, muss doch jeder Teil für sich alleine lesbar sein und eine Story mit Pointe erzählen, gleichzeitig aber als Teil des Ganzen etwas Zusammenhängendes ergeben. Für mich geht dieses Konzept auf!

Knuddeliger Funny

Die Figuren sind zwar im Funny-Stil gezeichnet und auch irgendwie niedlich, eignen sich aber nicht wirklich als Werbeträger wie etwa die Schlümpfe. Sie sind sperrig, ein wenig ungepflegt, rauh, aber eben doch unheimlich knuddelig. Und so ironisiert Ohazar ein wenig den Text, wenn sich diese Gesellen darüber unterhalten, warum man neuerdings keine Kirchen mehr anzünden kann. Wer dabei die Netflix-Verkörperungen vor Augen hat, wird den Unterschied schnell merken.

Wikinger im Nebel 1 page 6

Ohazar variert in seinen Halbseitern so gut es in diesen Grenzen geht und wechselt auch schon mal auf ein einziges Bild, das aber trotzdem eine ganze Geschichte erzählt und als Szene taugt. Eine echte Bereicherung!

Witziges Konzept, erfrischend umgesetzt!

Selten gelingt eine Mischung aus Humor, altersübergreifender Zielgruppe und Hinterfragung von Alltäglichkeiten auf Anhieb. Die Wikinger im Nebel sind genau ein solch seltenes Glanzstück und als Lektüre für „zwischendurch“ genauso zu empfehlen wie für den Urlaub oder die genussvolle Comiclektüre.

Wikinger im Nebel 1 page 7

Es ist dem Konzept zu wünschen, dass es viele Freund*innen und somit viele Fortsetzungen finden wird und dürfte sowohl Fans von Hägar als auch von Spirou und Fantasio gefallen. Zudem ist es ein Must-Have für alle Wikinger-Freund*innen, stellt es doch alle bekannten Probleme aus einer ganz eigenwilligen, neuen Perspektive dar.

Dazu passen Torfrock und ein White IPA.

© der Abbildungen Dargaud 2022, by Wilfrid Lupano und Ohazar | Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2023

Zauberstern – Phantom 7

Drei Phantom Klassiker

Story: Lee Falk, Ulf Granberg; Lee Falk & Tony DePaul
Zeichnungen: 
Roy Felmang; George Olesen, Paul Ryan

Originaltitel: Sjöjungfrurna I Melosunden (1995) Schweden, Phantom Daily Strip 2004, 2005, USA

Zauberstern Comics

Heft |100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISSN: N/A

Cover Phantom 7

Das Phantom-Magazin von Zauberstern hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem deutschen Publikum möglichst viele unterschiedliche Publikationen mit dem wandelnden Geist zu präsentieren. Nach dem die letzten Hefte schwerpunktmäßig mit Geschichten von Moonstone gefüllt waren, sind jetzt wieder die klassischen Phans an der Reihe. Das erfordert vom Publikum zwar eine gewisse Toleranz, ist aber meines Erachtens nach ein vielversprechendes Konzept, erlaubt es doch die Kombination mehrerer Segmente die für sich genommen möglicherweise zu klein zum Überleben wären.

Meerjungfrauen und Dungeons

Die erste Geschichte, Lockruf der Sirenen, ist eine kleine Besonderheit, hatte doch das schwedische Phantom-Magazin beschlossen, das 50-jährige Jubiläum des Helden mit der Neufassung einer Story von 1945 zu begehen. Diese „Klassiker-Neufassung“ ist mittlerweile selbst fast 30 Jahre alt. Schiffe verschwinden spurlos von ihrer Route und es scheint als würden Sirenen die Schiffe mit ihrem Gesang anlocken und in den Klippen zerschellen lassen. Natürlich ist das ein Fall für die Walkers.

Ergänzend kommen zwei aufeinander bezogene USA Dailies von 2004 (Diebe in Bangalla) und 2005 (Das Geheimnis des Tempels) zum Abdruck. Eine Tauchgesellschaft sucht in einem kurz vor Kriegsende versenkten deutschen U-Boot ein Artefakt. Dieses entpuppt sich als verschlüsselte Landkarte zu einem 5000 Jahre alten Dungeon in dem die Nazis Überbleibsel einer Super-Rasse vermuteten. Natürlich ist kaum anzunehmen, dass das Phantom die aktuellen Schatzsucher*innen auf seinem Gebiet dulden möchte.

Sehr detaillierte schwedische Interpretation

Die schwedische Neufassung kommt in sehr detaillierten Zeichnungen daher und versprüht einen gewissen nostalgischen Charme aufgrund der Frisuren und der Kleidung. Im Gegensatz zu den 60ern sind hier Frauen durchaus aktiv handelnde Personen. Trotzdem muss der Held rettend eingreifen. Eine willkommene Abwechslung zum heutigen Mainstream!

Die beiden anderen Geschichten sind Zeitungsstrips und damit werden wahrscheinlich einige wieder die Dschungel-Post-Seiten mit Klagen füllen. Die qualitativ durchaus ansehnlichen Strips gehören aber genauso zu dem Phänomen Phantom wie die neuen Interpretationen, werden jedoch sicherlich nur einen kleinen Teil das zukünftigen Materials ausmachen.

Gelungene Abwechslung!

Diese Ausgabe ist wieder eher für diejenigen, die schon die Bastei-Hefte verschlungen haben. Ich hoffe, dass der Stamm der Abonnent*innen mittlerweile groß genug ist und die Verkaufspeaks und -dellen nicht allzu stark voneinander abweichen. In Ausgabe 10 gibt es übrigens Neues von Moonstone! Mehr zu der deutschen Veröffentlichungsgeschichte bei Christian Blees.

Dazu passen The Hot Sardines, etwa mit “When I get low, I get high” und ein Mint & Mango iced Green Tea.

© der Abbildungen 2022 by King Features Syndicate, Inc. TM Hearst Holdings, Inc. 2004 & EGMONT Schweden 1995 / 2023 Zauberstern Comics

Zauberstern – Phantom 6

Phantom: Ghost who walks 9 – 12

Story: Mike Bullock
Zeichnungen: 
Silvestre Szilagyi

Originaltitel: Phantom: Ghost who walks 9-12 (Godfall part 2-5)

Zauberstern Comics

Heft |100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISSN: N/A

Cover Zauberstern Phantom 6

Das Phantom-Magazin hat den Anspruch, die deutschen Phans mit relevantem aktuellem Material aus den unterschiedlichen nationalen Phantom-Produktionen zu versorgen und dazu wenn möglich den einen oder anderen unveröffentlichten Klassiker zu bringen. Dabei geht man bewusst das Risiko ein, dass nicht allen Leser*innen jeder Stil gefallen wird. Heft 4 präsentierte einen Mix, der in diesem Heft abgeschlossene Storybogen hatte bereits in Heft 3 begonnen und war in 5 fortgesetzt worden.

Terrorismus und Kindersoldaten

Leider ist das Phänomen der Kindersoldaten in großen Teilen Asiens und Afrikas immer noch Realität. Anstelle einer Kindheit erwartet die oft zwangsrekrutierten Jungen eine von Gewalt, Demütigung und seelischer Folter geprägte Zeit an deren Ende oft drogenabhängige, gefühlskalte Todesmaschinen stehen. Ihre Herren wissen, welche Schalter sie drücken müssen, um alte Bindungen zu zerstören und sich die Kinder zu Nutze zu machen. So hatten wir im letzten Heft bereits das Aufnahmeritual der Tötung der Anverwandten gesehen.

Ein Bestandteil dieser Machtmaschine ist oft – wie auch hier – die religiöse Verbrämung: Entweder ist der Auftrag von einer höheren Macht gekommen oder aber der „Chef“ erklärt sich gleich selber zu einer göttlichen oder zumindest gesandten Figur. Da auch das Phantom auf einer Legende der Unsterblichkeit basiert, ist die Idee, eine „gute“ gegen eine „böse“ Unwahrheit antreten zu lassen, geschickt gewählt!

Im Laufe der Episoden erklären sich die vorhergegangenen Stories und ordnen sich in einen Masterplan ein an dessen Ende die Tötung des Wandelnden Geists stehen soll. Im Laufe der Geschichte muss er sich mit den Kindersoldaten, unerwarteten Bekannten und menschlichen, wie tierischen Kampfmaschinen auseinandersetzen. Die größte Challenge allerdings kommt zum Schluss!  

Ausschnitt Zauberstern Phantom 6

Dynamisches Artwork

Silvestre Szilagyi hat einen dynamischen Strich, der die Kampfszenen gut zur Geltung bringt. Er benutzt nur äußert selten ein Raster, meistens hat er klare Konturen und Schattierungen für die Tiefe. Viele Szenen spielen in einer Dungeon-artigen Ruine, deren Darstellung für eine düstere, geladene Spannung sorgt.

Ich vermisse bei solchen Szenen die filmische Umsetzung nicht! Dieser moderne amerikanische Stil erinnert allerdings nicht mehr wirklich an die Zeitungsstrips der Anfangstage. Wer sich nach den lila eigefärbten Bastei-Seiten zurücksehnt, mag hier enttäuscht sein. Tatsächlich ist das aber eine sehr moderne, professionelle Umsetzung!

Action zum Lesen!

Nicht alle Phantom-Ableger sind so actionlastig wie die amerikanischen Moonstone-Ausgaben. Da der Run hiermit zunächst einmal abgeschlossen ist, wissen wir aber schon, dass das kommende Heft wieder einen ganz anderen Geist präsentieren wird. Und das macht nun einmal einen großen Teil des Reizes dieser Figur aus: verschiedene Interpretationen, verschiedene Zeiten, verschiedene Helden, aber immer nur eine Legende! Das Heft hat übrigens wieder ein Poster zum Heraustrennen.

Dazu passen Motörhead  “God Was Never on Your Side” und ein Classic-Gin von African Spirit.

© der Abbildungen 2022 by King Features Syndicate, Inc. TM Hearst Holdings, Inc. & Moonstone Books 2009 / 2023 Zauberstern Comics

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