Der Fall Krimson Teil 1
Story: Marc Legendre (Nach Willy Vandersteen)
Zeichnungen: Charel Cambré
Originaltitel: De Kronieken van Amoras – De Zaak Krimson 1
Blattgold Verlag – ZACK Edition
Softcover | 56 Seiten | Farbe | 18,00 €
ISBN: 978-3-949987-40-3
Suske und Wiske ist eine der bekanntesten flämischen Comic-Serien. In den 40-er Jahren von Willy Vandersteen erfunden, läuft sie immer noch und präsentiert familientaugliche Geschichten. Das ursprüngliche Konzept ist allerdings mittlerweile etwas in die Jahre gekommen. Die Erben Vandersteens waren daher bereit, über eine „Modernisierung“ nachzudenken: Das sechsbändige Ergebnis Amoras 2047 läuft aktuell im ZACK und war bei unseren Nachbar*innen so erfolgreich, dass eine weitere Reihe geplant wurde: Die Chroniken von Amoras.
Warum wird man böse?
Das Prinzip der neuen Serie besteht darin, einzelne Teile aus dem modernisierten Kosmos herauszugreifen und um sie herum weitere Geschichten zu erzählen. Den Anfang macht ein dreiteiliges Prequel zur Amoras-Serie in dem es um die Frage geht, warum Krimson so böse geworden ist. Wurde er bereits als Psychopath geboren?
Es scheint so, dass Lambik den Gegenspieler bereits deutlich früher gekannt hat, als er seine Freund*innen bisher hat wissen lassen. Mithilfe der Zeitmaschine versucht der Professor nun, den Dingen auf den Grund zu gehen. Eingebettet ist diese Untersuchung in eine Erzählung der Jetztzeit, die eine weitere Figur näher beleuchtet: Jerusalem! Sie ist eine Söldnerin, die den Terror mit sehr eigenen Prinzipien bekämpft. Und so wird bereits auf den ersten Seiten deutlich, dass diese Serie keinesfalls kindgerecht sein möchte.
Zudem treffen Suske und Wiske mit Krimson eher zufällig aufeinander, doch es wird klar, dass es dabei nicht bleiben wird. Legendre weiß, wie man einen spannenden Bogen über mehrere Teile aufbaut. Jede Seite hat ihren Sinn im Gesamtzusammenhang und führt sowohl zu einem Gesamtspannungsbogen als auch einem über die einzelnen Teile hinweg. Für mich eine der besten modernen Serien!
Realismus mit Tradition
Der Fall Krimson ist auch ohne die Originalserie verständlich. Charel Cambrés Figuren sind realistisch, genau wie auch die Hintergründe, verleugnen aber ihre Herkunft keineswegs. Jede Figur übernimmt die wesentlichen Züge und Eigenschaften der Originale, eine Eingewöhnung ist daher kaum nötig. Natürlich sind gerade die beiden Hauptfiguren allerdings ein paar Jahre älter und von Jugendlichen zu jungen Erwachsenen gereift.
Das Cover der Vorzugsausgabe wurde übrigens exklusiv für die ZACK-Edition gestaltet und zeichnet einen leicht depressiven Irren im Regen mit einem dämonischen Gesichtsausdruck. Alleine dafür lohnt sich die Anschaffung! Aber auch bei den „normalen“ Zeichnungen beweist der Flame, dass ein hohes Produktionstempo nicht zu Lasten der Qualität gehen muss.
Endlich!
Ich fand es schon gut, dass die Hauptserie den Weg über die Grenze geschafft hatte und freue mich um so mehr, dass nun auch das Spinn-Off hier erscheint. Die Reihe ist ein gutes Beispiel dafür, dass man Klassiker „neu erfinden“ kann, ohne auf ein Remake verfallen zu müssen. Wie auch J.Rom spielt die Serie mit Reminiszenzen, geht aber einen komplett eigenständigen Weg. Für Die-Hards ist die Interpretation vielleicht zu eigenständig, sprich zu sehr auf Erwachsene ausgerichtet, sie spiegelt aber das heutzutage durch Netflix und Co gebotene wieder.
Neben dem speziellen Cover kommt die auf 99 Exemplare limitierte VZA auch mit einem signierten Druck, der Krimson in herbstlichem Ambiente zeigt. Spoiileralert: Natürlich wissen langjährige Leser*innen von comix-online, dass die Originalausgaben hier bereits besprochen wurden…
Dazu passen Citizen Fish mit „Manmade“ und ein Neumarkter Lammsbräu Bio.
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