Ein Überblick über eine erfolgreiche Laufbahn
Herausgeber: Volker Hamann
Verlag Volker Hamann, Edition Alfons
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 12,00 €
ISSN: n/a

Nach der thematischen Nummer 81 über Autos im Comic widmet sich die aktuelle wieder einem Künstler und den Kollegen, mit denen er besonders eng zusammengearbeitet hat. Sie ist dem im letzten Jahr verstorbenen André Juillard gewidmet, der hierzulande sowohl mit seinen Historiencomics (Arno, Die sieben Leben des Falken) als auch als Zeichner der neuen Blake & Mortimer Bände erfolgreich war.
Die Begeisterung für die Vergangenheit
Wie immer beginnt das Dossier mit einem sehr ausführlichen Hauptartikel; Volker Hamann rollt das Leben und Wirken des 1948 in Paris geborenen Zeichners und Autors aus. Er wuchs bei seiner Großmutter auf, da seine Mutter bereits in seinem vierten Lebensjahr verschied. Obwohl seine Familie seine Zeichenkünste durchaus anerkennt und förderte, sollte der Junge „etwas Anständiges“ lernen. André brach das Medizinstudium allerdings nach zwei Jahren ab und landete schließlich bei den Comics.

Das Ende der 70-er Jahre stand im Zeichen der Comics für Erwachsene, insbesondere erfreuten sich historische Stoffe großer Beliebtheit. Nach einigen Fingerübungen schließlich kam es zu der Zusammenarbeit mit Patrick Cothias. Dieser schrieb die Texte zu Masquerouge (Der rote Falke) und schließlich zu den sieben Leben des Falken, einem Epos, das sich auf viele Zyklen und Nebenserien erstreckte. Nicht alle davon wurden von Juillard umgesetzt.
Unterbrochen wurde die Arbeit am „Falken“ durch eine weitere historische Serie, die von Jacques Martin getextet wurde: Arno. Ein Musiker, dessen Wege sich immer wieder mit denen von Napoleon Bonaparte kreuzten, war zwar eine spannende Kombination, der Erfolg blieb jedoch bescheiden.
Den ganz großen Erfolg bei den Kritikern erreichte Juillard schließlich mit dem blauen Tagebuch, einem Werk, zu dem er Text und Zeichnungen beisteuerte. Die größten Verkaufserfolge jedoch gelangen mit der Fortsetzung einer klassischen Serie aus den Anfängen des Tintin-Magazins: Blake & Mortimer.

Die weiteren Artikel
Neben diesem – wie immer ausgiebig bebildertem – Überblick widmen sich die weiteren Artikel des Heftes vertiefenden Analysen über einzelne Gebiete. Dazu gehören einerseits die Künstler, mit denen Juillard erfolgreich zusammengearbeitet hatte: Didier Convard (von Jan Roidner), Patrick Cothias und Yves Sente (von Stefan Schmatz) und Jacques Martin (erneut Volker Hamann). Wie immer kenntnisreich und gleichzeitig lesbar geschrieben, führen diese Aufsätze tiefer in die Details der Kooperationen ein, beschreiben Emotionen und Arbeitsweisen, aber auch Hindernisse.
Artikel über den Falken und Arno beschäftigen sich tiefer mit den Serien, ein Überblick über die Historiencomics der 80-er von Klaus Schikowski und über eine der Lieben des Zeichners, die Stadt Paris, runden das Bild des Comiczeichners und -autors ab. Allerdings ist er auch als Illustrator tätig gewesen. Seine Werke wurden in drei Bänden verlegt (Péle-Méle, in Deutschland über Salleck Publications zu beziehen). Auch sie werden hier vorgestellt. Dazu kommt wie immer eine ausführliche Comicographie von Volker Hamann, die auch die deutschen Veröffentlichungen enthält.

In Deutschland einzigartig
Während in anderen Ländern mit einer größeren Comictradition Sekundärartikel, Zeitschriften und Sonderausgaben fast selbstverständlich bereits in mittleren Sortimenten zu finden sind, sieht es hier bei uns leider etwas anders aus. Es gibt zwar durchaus einige Zeitschriften mit einem special-special-interest scope, eine echte Konkurrenz zur Reddition aber gibt es nicht.
Wer sich vertieft und doch nicht akademisch mit der Neunten Kunst auseinandersetzen will, kommt an der Reddition nicht vorbei. Leider lässt das Pensum von Volker Hamann in Zukunft nur noch eine Ausgabe pro Jahr zu. Umso wichtiger ist es, dem Kleinverlag mit einem Abonnement eine Planbarkeit zu ermöglichen. Als Belohnung gibt es immer ein Extra (nein, kein Plastik-Gimmick). In diesem Fall eine Broschüre mit der Kurzgeschichte Verhängnisvolle Leidenschaft, einem Schmankerl für Comicsammler*innen.

Dazu passen Cindy & Bert mit „Der Hund von Baskerville ” und ein Primitivo eurer Wahl.
© der Abbildungen Cover © 2004, Galerie Daniel Maghen, sowie bei den jeweiligen Autoren und Verlagen / Verlag Volker Hamann, Edition Alfons 2025