Ein humorvoller Western
Story: Milo Manara
Zeichnungen: Milo Manara
Originaltitel: L`Homme de Papier
Hardcover Überformat |56 Seiten | Farbe | 18,00 € |
ISBN: 978-3-68950-063-4

Man stelle sich folgende Situation vor: Ein Magazin ruft an und bestellt eine neue Serie. Glücklich beginnt man, drauf los zu fabulieren, versprüht einen ganz besonderen Humor, legt bereits viele Startpunkte für künftige Verwicklungen, … und dann wird die Fortsetzung gecancelt. Genau das ist die Geschichte hinter dem Mann aus Papier. Glücklicherweise konnte die erste Folge aber abgeschlossen werden und erlebet seit dem einen bunten Reigen an Veröffentlichungen. Diese Ausgabe kommt daher auch mit einem Anhang und einem zusätzlichen Druck!
Eine Reise mit Hindernissen
Eigentlich will der Held nur nach Norden, um seine Angebetete Gwendoline zu treffen. Schon auf der zweiten Seite taucht die erste Ablenkung auf, zudem eine schmerzhafte. Er trifft auf einen Engländer. Dieser will in der Uniform seines Vaters für Ruhm und Ehre kämpfen, muss allerdings schnell begreifen, dass er gegen eine Truppe mexikanischer Soldaten nichts ausrichten kann. Er übernimmt aber die Aufgabe, sich selbst und eine indianische Gefangene in Fort Laramie den Soldaten zu übergeben.
Da dieses Richtung Norden liegt, begleitet auch der einsame Reiter die Beiden. Schnell kommen die Drei ins Gespräch. Da er wegen einer Fotographie nach Norden möchte, wird er „Mann aus Papier“ getauft. Er selbst nennt die junge Frau, die eigentlich „Weißes Kaninchen“ heißt, „Hintern-im-Wind“. Schnell zeigt sich, dass ihre Reise unter keinem glücklichen Stern steht.

Und so haben die Gefährt*innen nicht nur mit schlechtem Wetter zu kämpfen, auch ihre Moralvorstellungen unterscheiden sich. Zudem treffen sie auf weitere Menschen, die ihnen das Leben, oftmals ungewollt, schwer machen. Besonders herauszuheben ist dabei der herzensgute Priester, der bei Regen zu einem Berserker wird. Die Geschichte changiert zwischen teils deftigem, teils schwarzem Humor und typischen Western-Elementen.
Hervorragende Dynamik
Natürlich ist Milo Manara dafür bekannt, hübsche weibliche Figuren in nicht immer von ihnen gewollte, recht freizügige Geschichten zu versetzen und darzustellen. Auch in dieser Story stellt er Weißes Kaninchen beim Baden dar und deutet den Körper unter der Kleidung recht deutlich an. In Mann aus Papier steht aber die andere herausragende Eigenschaft von Manara im Vordergrund.

Seine Darstellungen sind extrem dynamisch. Im Anhang werden ein paar unkolorierte Panel abgedruckt, die dieses noch deutlicher zeigen. Zudem sorgen seine Schraffuren, selbst im farbigen Zustand, für extreme Tiefe der Zeichnungen. Und: Kunst ist auch die Kunst des Weglassens! So sind zum Beispiel alle 4 Hufe des galoppierenden Pferdes vom Staub verdeckt. Während dadurch einerseits Bewegung „gezeigt“ wird, spart er sich andererseits die extrem anspruchsvollen Darstellungen.
Eine gute Ergänzung jeder Western-Comic-Sammlung!
Die typischen Käufer der Bände von Manara werden hier sicherlich ohne viel überlegen zu müssen zuschlagen. Die Geschichte ist im typischen Splitter-Hardcover wie immer gut aufgemacht. Dazu kommen aber ein Anhang mit einer kurzen Anmerkung des Künstlers und weiteren Zeichnungen. Zudem enthält der Band wie alle aktuellen Manara-Bände bei Splitter auch einen Kunstdruck!

Aber auch die Fans des klassischen Western kommen bei diesem Band auf ihre Kosten! Die Geschichte des Lonesome Riders, die Darstellung der Mitglieder der First Nations und die typischen Militärs schaffen ein vertrautes Setting. Dieses wird aber durch den Humor komplett in Frage gestellt und dadurch neu zusammengebaut! Lesenswert!
Dazu passen The Frits und ein Herfstbok!
© der Abbildungen Milo Manara, 1999, Editions Glénat 1999 | Splitter Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld 2025