Revised and expanded (2nd) Edition
Herausgeber: Ronald Bos
Originalausgabe
Broschur | 240 Seiten | Farbe | 19,95 € |
ISBN: 978-94-91921-44-5
Karikaturen oder Cartoons sind ein schwieriges Unterfangen: sie müssen mit einem, maximal zwei Bildern und minimalem Text Betrachter*innen unterschiedlicher Herkunft, Bildung und Alter ansprechen und etwas auslösen. Ziel muss es also sein, mit Symbolen und (grafischen) Allgemeinplätzen eine spezifische Aussage zu treffen. Was im schnelllebigen Alltag wegen der Platzierung einer Karikatur in der Zeitung neben einer tagesaktuellen Meldung noch einigermaßen funktioniert, wird in Sammelbänden schon schwieriger, denn der Kontext fehlt vollkommen.
Noch schwieriger wird es, wenn anstelle eines gemeinsamen Erfahrungshorizontes plötzlich die internationale Bühne gesucht wird. Was im nahen Umfeld vielleicht noch vorausgesetzt werden kann, ist in diesem Rahmen nicht mehr zu beeinflussen und so müssen noch plakativere Bilder gefunden werden.
Cartooning Syria versucht, politische Karikaturen zum Thema Krieg in Syrien zusammenzustellen und für Frieden (und Freiheit) zu werben. Sie richten sich daher gegen Assad, aber auch gegen den IS/DAESH und andere streng religiöse Gruppen, gegen die kriegsbeteiligten Mächte USA und Russland, vor allem aber sind sie FÜR etwas, nämlich das Recht auf Leben, auf Meinungsfreiheit und auf Zukunft.
Sie benutzen dabei Bilder, die auch von Nicht-Syrern verstanden werden: Bomben und andere Waffen, Blut und immer wieder die Umrisse Syriens. Themen sind die tägliche Gewalt und natürlich die Flucht mit all ihren Lebensgefahren.
Die Zusammenstellung beschränkt sich dabei nicht auf 39 Künstler*innen aus Syrien bzw. anderen arabischen Staaten, sondern enthält in ihrer zweiten Auflage auch Werke von europäischen Cartoonist*innen. Sie reflektiert damit die Ausstellungen in Europa und bietet uns als Rezipient*innen der Bilder die Möglichkeit, den fremden und den eigenen Blick zu vergleichen.
Abgerundet wird die Ausgabe von 156 Bildern mit Portraits und Essays über bekannte und zum Teil im Konflikt getötete Cartoonisten und über die Stellung der Karikaturen in der syrischen Revolution. Dabei wird im Übrigen nicht nur auf „revolutionäre“ Künstler verwiesen, sondern auch auf regierungstreue, denn die Auseinandersetzung um die Meinungsherrschaft wird natürlich von beiden Seiten geführt. Obwohl es sich um einen Verlag aus Amsterdam handelt, ist der Text komplett in Englisch. Es sollte also keine Verständigungsschwierigkeiten geben.
Die Sammlung wird niemanden überzeugen, die eine oder andere Seite zu vertreten. Sie ist aber ein gutes Beispiel dafür, dass fast überall und immer die Leidtragenden einer kriegerischen Auseinandersetzung eigentlich das gleiche wollen: Das Recht auf ein – nämlich ihr – Leben und auf eine angstfreie Zukunft für sich und ihre Kinder!
Dazu passen weder ein Getränk noch Musik irgendwelcher Art.
© 2019 by the authors and the cartoonists