1968 – 1975
Story: Jean-Michel Charlier
Zeichnungen: MiTacq (das ist Michel Tacq)
Originaltitel: La Patrouille des Castors – Integrale 5
Hardcover | 286 Seiten | Farbe | 34,90 € |
ISBN: 978-3-89908-762-8
1954 erschienen in Spirou/Robbedoes die ersten Seiten einer neuen Serie über eine Gruppe von jungen Pfadfindern. Zeichnerisch anfangs noch nicht sehr ausgereift, entwickelte sich Die Biber-Patrouille schnell zu Lieblingen der Leser*innen und mauserte sich zu anspruchsvollen Geschichten mit ausgereiften Zeichnungen. Die hier präsentierten Folgen 17 bis 20 zeigen einerseits das viele Genres umspannende Können des Szenaristen, deuten aber auch an, wie lange der Zeichner auf die Texte warten musste.
Auf Hilfsmission in Afrika
Die ersten beiden Geschichten Das Land des Todes und Die Dämonen der Nacht spielen in einem imaginären afrikanischen Land. Obwohl der Boden eigentlich fruchtbar ist, leidet die Bevölkerung unter einer Hungersnot. Ohne ersichtlichen Grund scheinen ganze Landstriche plötzlich wie von einer Krankheit befallen und alle Pflanzen sterben ab. Der Präsident hat um europäische wissenschaftliche Hilfe gebeten und wie der Zufall es will handelt es sich um den Vater des Anführers der Biber. Natürlich machen sich die fünf Jungen auf den Weg nach Afrika, um zu helfen.
Es stellt sich allerdings sehr schnell heraus, dass nicht nur die Natur leidet; Kriminelle versuchen, die Situation zu nutzen und bereiten einen Putsch vor und die Pfandfinder haben sich gleich am Flughafen den mächtigsten General zum Feind gemacht. Sehr spannende Geschichte, die einerseits auf die Schwierigkeiten der europäischen, wissenschaftlich geprägten Sichtweise im Konflikt mit der traditionellen, Magie-orientierten Denkweise der Einwohner*innen hinweist. Andererseits wird aber natürlich auch deutlich, was die Organisation alles unternimmt. Charlier vermeidet aber eine allzu paternalistische Sicht und ist somit auch heute noch gut lesbar.
Kriminelle und Höhlen
Es folgt erneut ein Zweiteiler: 20 Milliarden unter der Erde spielt im Grenzgebiet zwischen Frankreich und Spanien. Das Gebirge ist voller verzweigter Höhlen und der Sage nach gibt es eine unterirdische Verbindung zwischen den zwei Ländern, die bereits früher von dem sagenumwobenen „El Demonio“ genutzt worden ist. Unsere Fünf Freunde wollen insbesondere das sogenannte Höllenloch erkunden. Sie müssen allerdings feststellen, dass ihr Trip unter keinem guten Stern steht: Ihre Ausrüstung wird beschädigt, die Vorräte gestohlen und die Polizei sucht einen entflohenen Verbrecher in just dieser Gegend.
Erneut entwickelt Charlier einen spannenden Handlungsbogen, der sich dieses Mal nicht um die Organisation der Scouts dreht, sondern klassische Abenteuer- und Krimimotive verknüpft. Die Geschichte bleibt dabei glaubhaft für Kinder, lässt aber die Erwachsenen als solche handeln.
Zeichnungen im realistischen Stil
MiTacqs Anfänge waren relativ einfach. Wie weit er sich im Laufe dieser Serie entwickelt hat, ist beachtlich! Sowohl die afrikanische Landschaft als auch die französisch-spanischen Pyrenäen geraten ausgesprochen detailreich und realistisch. Auch weil die einzelnen Teile der Szenarien so kleckerhaft eintreffen, ist genügend Zeit für Recherche und Skizzen. Letztere sind im Übrigen in großer Zahl Bestandteil der Illustrationen des großartigen Sekundärteils.
Die figürliche Darstellung der fünf Biber als auch der anderen Personen ist wesentlich realistischer als noch zu Beginn. Auch in den Zeichnungen ist zu bemerken, dass die Jugendlichen zwar als solche dargestellt werden, die Szenen aber nicht abgeschwächt werden. Als Beispiel dafür möge das Feuer dienen, dass das Labor vernichtet. Dadurch bleibt die Serie gut lesbar und ist keinesfalls nur als historisches Dokument zu betrachten!
Für die Fans klassischer Abenteuergeschichten
Natürlich hatte die Pfadfinderbewegung früher einen ganz anderen Stellenwert, insbesondere in katholischen Ländern. Die Identifikation von heutigen Jugendlichen mit den fünf Bibern würde daher nicht ganz so leichtfallen. Im Endeffekt geht es aber um eine Gruppe von Jugendlichen, die ihre Abenteuer erleben und insofern ist eine Vergleichbarkeit mit Fragezeichen, Wilden Hühnern oder 5 Freunden natürlich gegeben. Spannend ist die Geschichte allemal und die Zeichnungen sind zeitlos genug, um auch heute noch Spaß zu bereiten. Nur die Kommunikation ist heute natürlich eine komplett andere.
Die Gesamtausgabe der Bände, die auf Deutsch vor rund 40 Jahren letztmals bei Bastei erschienen sind, ist vorzüglich aufbereitet! Nicht nur die lange, ausgezeichnete Einführung von Gilles Ratier, die sehr informativ und lebhaft geschrieben, vor allem aber mit einer Unmenge an Illustrationen angereichert ist, trägt dazu bei. Das Papier passt zu dem Klassiker, die bibliographischen Informationen sind ausführlich und der Abdruck von Cover, Backcover und Frontillustration tut ein Übriges. Die Gesamtausgabe ist sicherlich in jeder Sammlung frankobelgischer Comics des letzten Jahrhunderts sehr gut aufgehoben!
Dazu passen Garage-Rock von The Sonics und eine Fruchtschorle eurer Wahl!
© der Abbildungen Dupuis, 2014 / 2021 Salleck Publications Eckart Schott Verlag