Lamia
Story: Stephen Desberg
Zeichnungen: Yannick Corboz
Originaltitel: Les Rivières du passé – Tome 2 – Lamia
Blattgold Verlag – ZACK Edition
Hardcover | 72 Seiten | Farbe | 24,00 € ISBN: 978-3-949987-39-7

Schon im ZACK beschäftigte sich eine von Stephen Desberg getextete Serie mit dem alten Ägypten, bzw. seinen Göttern. Auch die Flüsse der Vergangenheit enthalten wieder eine Portion davon. Gleichzeitig ist es aber auch eine dystopische Parallelwelterzählung über den Herrn der Angst. Beide Themen könnten aktueller nicht sein.
Sünde, Gewalt und Religion
Im letzten Band wurde das Szenario bereitet: verschiedene mächtige Männer sind auf der Suche nach einem historischen Artefakt. Die Heldin Lamia, eine Meisterdiebin, gerät über ein Portal in eine Parallelwelt und findet sich in einem Venedig wieder, das von grausamen Wesen, den Shayks, angegriffen wird. Sie wurde von einem sich selbst als Herrn der Angst bezeichnenden maskierten Mann dorthin gebracht.
Er ist auf der Suche nach dem Grab des Eje, einem Pharao, der als erster eine monotheistische Religion im alten Ägypten hatte durchsetzen wollen. Und natürlich möchte der Herr der Angst von den Hinterlassenschaften dieses Mannes profitieren, ist doch der Kampf um den einzigen wahren Gott ein steter Quell von Angst, Gewalt und Hass.

Zwar gelingt ihr die Flucht sowohl vor ihrem Begleiter als auch vor den schrecklichen Monstern. Sie bleibt aber in der Welt gefangen und gibt sich der Lust hin. Doch schließlich muss sie feststellen, dass sie sich nicht vollkommen verweigern kann und begibt sich im dortigen Ägypten auf die Suche.
Mischung aus Mystery und History
Yannick Corboz zeichnet die Heldin als eine Art weiblichen Zorro, verleiht dem Kostüm allerdings ein paar Änderungen. Man(n) kann sich nicht vorstellen, dass die Gewandung auch nur eine Sekunde halten würde, im Comic funktioniert das allerdings. Das Venedig der Parallelwelt ist eine Mischung aus einer Kulisse für ein History-Drama und dem Schlachtfeld einer Alien-Invasion. Corboz gelingt es gut, das Heruntergekommene als Element zu nutzen, um ein Klima der Angst zu visualisieren.

Seine Bilder sind oftmals extreme Nahaufnahmen, die nur noch einen Teil des Gesichtes oder einer Umgebung zeigen. Dadurch werden die Leser*innen in die Geschichte hineingezogen, nehmen oftmals den Part der anderen Handelnden ein, und werden Teil des Dramas. Die lustvollen Szenen werden dagegen eher aus der Ferne gezeigt. Sie dienen eher der Illustration und dazu, die Story voranzutreiben, haben aber keine voyeuristischen Elemente.
Hätte auch in das Magazin gepasst
Wer sich fragt, ob er oder sie sich den Band zulegen sollte, kann sich relativ einfach die Antwort selber geben: Wer das ZACK-Magazin mag, wird sich hier ebenfalls wohl fühlen: moderner frankobelgischer Stil, spannendes Layout mit angenehmem Tempo. Die Geschichte ist weder hyperschnell noch langatmig, das Setting übernimmt genügend Elemente der realen Welt, um eine Vertrautheit zu schaffen, stellt sie aber durch die Shayks genügend in Frage, um spannend anders zu sein.

Wie immer gibt es auch eine limitierte Vorzugsausgabe, die über den Verlag direkt zu beziehen ist. Diese hat nicht nur ein Variantcover, sondern auch einen ebenfalls limitierten Druck mit der Heldin. Beide Ausgaben enthalten einen Teil mit Skizzen.
Dazu passen Kiss etwa mit „I was made for loving you“ (R.I.P. Ace) und ein Herbstbock.
© der Abbildungen 2022 Daniel Maghen – by S. Desberg & Y. Corboz / 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim