Ein berauschter Abend
Story: Irene G.
Zeichnungen: Manolo Carol
Originaltitel: In Vino Veritas
Hardcover Überformat |72 Seiten | s/w | 19,80 € | ISBN: 978-3-68950-159-4
Für Erwachsene

In der Splitter-Sub-Reihe Splitternackt erscheinen mehr oder weniger explizite, teils klassische Exemplare der Gattung erotischer Comic. In Zeiten von Inflation, Konsumflaute und sich verändernden Medien-Gewohnheiten muss man als Verlag jede Möglichkeit des Geldverdienens mitnehmen. Dementsprechend sind vergleichbare Produkte aktuell bei vielen Verlagen anzutreffen.
Die magische Wirkung des Alkohols
Es ist Silvesterabend; sechs Menschen feiern zusammen, der Alkohol hat sie bereits gelockert und auch vielleicht ein wenig unvorsichtig gemacht, „In Vino veritas“ eben. Plötzlich wird ein Spiel vorgeschlagen: Jede*r möge ihr/sein geheimstes sexuelles Abenteuer preisgeben. Dieses Spiel benötigt Intimität und Vertrauen, nicht alle möchten ihre Geheimnisse allen anvertrauen und tatsächlich sind die Reaktionen auf die Erzählungen auch sehr unterschiedlich.
Während einige alles einfach hinnehmen, sparen andere nicht mit Kritik, ja, sogar mit Verachtung. Ein Pärchen muss plötzlich erkennen, dass es doch nicht alles voneinander wusste und ein bravourös vor sich her getragenes Selbstvertrauen wird auf einmal zu einer in sich zusammenbrechenden Schutzmaske. Diese Punkte arbeitet Irene G. in ihrem Szenario nachvollziehbar heraus.

Die Erlebnisse selbst sind dagegen wortlos dargestellt. Die stattfindende Kommunikation wird durch Emojis und Symbole ersetzt und damit auch ein Stück weit entemotionalisiert.
Zwei verschiedene Stilrichtungen
Manolo Carol, im wahren Leben Ehemann der Texterin, separiert das Geschehen am Tisch von den Erzählungen durch zwei unterschiedliche Stilrichtungen. Während die Zeichnungen mit der Gesprächsrunde an Werbeillustrationen aus den 50-ern erinnern, sind die Geschichten hyper-realistisch, allerdings mit knalligen Farben entfremdet.

Während viele Comics aus dieser Reihe es durchaus verstehen, Erotik darzustellen, geht es hier nur um Sex. Wer so etwas mag, wird hier abgeholt. Alle anderen sollten lieber zu Werken von Trif, Di Caro oder teilweise auch Manara greifen.
Speziell!
Dieser Band der Reihe ist nicht für alle geeignet, wird aber mit Sicherheit auch seine Käufer finden. Und: Obwohl es (natürlich) auch um Macht geht, ist diese hier nicht rein männlich definiert.

Dazu passen Nina Hagen mit „Unbeschreiblich weiblich“ und ein Barolo!
© der Abbildungen Manolo Carol, Dynamite | Splitter Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld 2025