Das Phantom-U-Boot
Story: Richard D. Nolane
Zeichnungen: Maza
Originaltitel: Wunderwaffen – Mission secrètes 1 Le U-Boot fantôme
All Verlag
Hardcover | 48 Seiten | Farbe | 15,80 €
ISBN: 978-3-96804-004-2
Die Story – Verschollen im Bermuda Dreieck
Die Hauptserie Wunderwaffen ist ein Alternativweltszenario in der die Landung der Alliierten in der Normandie schief gegangen ist und das nationalsozialistische Deutschland weiter existiert. Es befindet sich immer noch im Kriegszustand und der im Mittelpunkt stehende Held hat seine persönlichen Widersprüche gegen das Regime, macht aber trotzdem mit. Die Serie ist so erfolgreich, dass es jetzt ein Spin-Off gibt: Die Geheimen Missionen sind weniger eingebunden in den Fortgang des Krieges und präsentieren einen neuen Ermittler in den Reihen des Ahnenerbes.
Auch Richard Wolfart macht keinen Hehl aus seiner Gegnerschaft zum NS-Regime. Als Sonderermittler gehört er zur Kriegsmarine und arbeitet an Problemfällen. Hier wird er direkt von Himmler angefordert um die Vorgänge um U-142, das Phantom-U-Boot aufzuklären. Es war 1918 im sogenannten Bermudadreieck verschwunden und ist nun, im September 1945, wieder aufgetaucht. An den Geschützen haftete noch der Geruch von Pulver, die Besatzung war aber nicht zu sehen.
Das U-Boot wird aus dem feindlichen Gebiet in ein U-Boot-Dock im besetzten Frankreich verbracht und die Mannschaft muss feststellen, dass vielleicht doch nicht alles „Lebendige“ verschwunden ist. Nolane schreibt eine spannende Geschichte die mit etwas anderen Vorzeichen auch gut als X-Akte hätte durchgehen können. Bis auf die für meinen Geschmack zu häufig in das Bild springenden Abzeichen auf Uniformen, Fahnen und Kriegsgeräten ist auch der Rahmen der Armee fast austauschbar, wäre da nicht im Hintergrund die Angst vor der SS und ihren Führern. Wolfart selbst wird zwar als Kritiker vorgestellt, worin seine Kritik oder gar ein aktiv anderes Verhalten aber bestehen sollen wird zumindest in dem ersten Teil nicht deutlich.
Die Zeichnungen
Maza liebt es augenscheinlich, technisches Gerät und Waffen zu zeichnen. Auch den Einsatz dieser Waffen stellt er sehr anschaulich dar und braucht damit sicherlich keinen Vergleich mit zum Beispiel Tanguy & Laverdure oder Buck Danny zu scheuen. Und auch History-Comics zeigen mittlerweile ständig Hakenkreuze. Und schließlich: Alternativszenarios, in denen die Deutschen den Zweiten Weltkrieg gewonnen haben, gibt es relativ häufig, man denke etwa an das auf Phillip K. Dick beruhende Man in the high Castle.
Mazas Stil ist einerseits sehr realistisch, andererseits setzt er stark auf konturierende Linien. Seine Zeichnungen erinnern daher ein wenig an alte Zeitungsstrips und passen sehr gut zu diesem Actionszenario. Die Seiten haben prinzipiell ein ordnendes Raster, dieses wird aber durch wechselnde Überspannungen sehr lebendig und lässt auch Diagonalen und Überlappungen zu. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die erfolgreichen Wunderwaffen ein Spinn-off erhalten haben.
Trotzdem bleibt ein gewisses Unbehagen. Weder Zeichnungen noch Szenario zeichnen ein Bild der glorreichen Deutschen Armee oder gar der NS-Spezialtruppen. Dem Comic ist eine antimilitaristische Haltung total fremd aber auch keine militaristische zu eigen. Für eine Mystery-Serie ist das Setting auf jeden Fall eine Abgrenzung zu den unzähligen anderen Serien mit gleichem Inhalt und wird nicht dazu führen, dass viele Leser Ideologien hinterherlaufen. Handwerklich gut gemacht ist der Band allemal und so sind die Wunderwaffen-Missionen gewissen anderen Erzeugnissen 1000-mal vorzuziehen!
Natürlich ist der Band im Überformat auf festem, etwas glänzendem Papier in stabilem Hardcover wieder in guter All Verlags Qualität und daher auch als limitierte Ausgabe mit signiertem ExLibris und Schutzumschlag erhältlich.
Dazu passen ein Marine-tauglicher Grog und Reinhard Mey & Freunde mit „Nein, meine Söhne geb ich nicht“!
© der Abbildungen 2020 All Verlag, 2019 Éditions Delcourt / D. Nolane / Maza