Der Geist und das Monster Teil 1
Story: Andrew Constant, Lee Falk
Zeichnungen: Giancarlo Caracuzzo, George Olesen
Heft |108 Seiten | Farbe | 9,99 € |
ISSN: N/A
Nach mehr als 30 Jahren Pause ist der maskierte Beschützer, der älter ist als Batman oder Superman, zurück auf dem deutschen Markt. Seine großen Erfolge in Deutschland hatte das Phantom von Schöpfer Lee Falk in den 70-er und 80-er Jahren bei Bastei feiern dürfen. Am 17. Februar 1936 war die erste Folge von Tagesstrips in den USA erschienen und schon bald folgten auch farbige Sonntagsseiten. Beides wurde später im Comicbook-Format neu aufgelegt und in verschiedenen Ländern starteten eigene Reihen mit zum Teil exklusivem Material. Die deutschen Veröffentlichungen bedienten sich überall. Einen umfassenden Überblick gibt Christian Blees in Lee Falks Phantom!
Das Phantom und der Mythos der Unsterblichkeit
1536 überlebte Christopher Standish als einziger ein Schiffsunglück in den Gewässern vor Bangalla. Seine Retter brachten ihn in eine Höhle, die wie ein Totenkopf geformt war. Nach seiner Gesundung schwor der junge Mann, dass er fortan gegen die Finsternis und für Gerechtigkeit kämpfen werde. Er legte sich ein Kostüm zu und wurde von Verbrechern gefürchtet.
Seit dem wird das Kostüm und die Aufgabe vom Vater an den Sohn übergeben. Die daraus entsprungene Legende des wandelnden Geistes trägt zum Mythos des Kämpfers bei und das aktuelle 21. Phantom, Kit Walker, bewohnt immer noch die Totenkopfhöhle, auch wenn der Radius für die guten Taten aufgrund moderner Möglichkeiten inzwischen weltweit ist.
Auseinandersetzung mit der Vergangenheit
In Der Geist und das Monster bekommt es Phantom mit jemandem zu tun, der schon Kontakt mit dem 17. Phantom hatte. Tippfehler? Nein, denn das sogenannte Monster ist die Figur, die landläufig als Frankensteins Monster bekannt ist und deren Geschichte mehr oder weniger authentisch von Mary Shelley aufgezeichnet worden war. Die Kreatur bittet Phantom um Hilfe.
Zunächst ist aber fraglich, ob der Besucher wirklich in friedlicher und ehrlicher Absicht gekommen ist. Kit Walker und noch mehr seine Unterstützer sind sich diesbezüglich nicht so sicher und so kommt es zunächst einmal zu einem Kampf zwischen dem riesigen Wesen und dem trainierten Kämpfer.
Spannende Story aus dem Jahr 2021, die serientypisch immer wieder auf die Vergangenheit Bezug nimmt und es somit auch Neueinsteiger*innen erlaubt, sich schnell zurechtzufinden. Geschickt werden Pulp-Elemente, Heldenmomente, Schauerromantik und moderne Gepflogenheiten verwoben und somit sowohl alte Erwartungen als auch neue Anforderungen an zeitgemäße Comicliteratur befriedigt! Teil zwei ist für das nächste Heft angekündigt.
Friede auf Erden
Neben einer aktuellen Story wird es jeweils einen Beitrag in der Rubrik Phantom Classics geben. Den Anfang macht Das Geheimnis der Fischmenschen von 1997. Auch hier ist ein kräftiger Science-Fiction-Einschlag deutlich zu spüren. Um Bangalla ist alles friedlich, Tiere und Menschen leben in tiefer Harmonie, und Gewalt ist vollständig verbannt. Gewährleistet wird das unter anderem dadurch, dass das Volk der Mori andere, vorher von der Jagd lebende Völker sowie Raubtiere mit Fischen versorgt und so vom Töten abhält. Wir ignorieren dabei einfach mal die Tatsache, dass das Töten von Fischen keine Beeinträchtigung des Paradieses darstellt.
Eines Tages jedoch scheint alles in Gefahr, denn die Mori weigern sich, weiterhin auf Fischfang zu gehen und Phantom muss eingreifen. Abgesehen von der eben bereits aufgeworfenen Fragestellung ein perfektes Beispiel wie sich paternalistische Europäer und Amerikaner ein paradiesisches Leben unter Indigenen vorstellen. Die Geschichte ist sicherlich von dieser Warte aus heute alles andere als zeitgemäß, dient aber als klassisches Beispiel für die Vorstellung von „Frieden“ und „Güte“. Zeichnerisch und dramaturgisch ist dem Strip anzumerken, dass er ursprünglich als Tagestreifen konzipiert worden ist.
Die Wertung
Schön, dass der maskierte Geist seinen Weg zurück auf den deutschen Comicmarkt gefunden hat! Gerade die Kombination aus Klassikern und modernen Geschichten zeigt die Vielseitigkeit und Entwicklung des Comics und bietet Phans dadurch eine gute Mischung. Vom Layout her vermag die Zeitschrift zu gefallen und das Poster im Mittelteil weckt Erinnerungen.
Zwei Kleinigkeiten wären aber auf jeden Fall noch verbesserungsfähig: Zum einen sollte die Rückseite des Posters nicht mit der fortlaufenden Geschichte bedruckt sein. Wenn es nämlich tatsächlich aufgehängt würde, wäre der Comic nicht mehr komplett lesbar. Zum anderen gehört es heute eigentlich zum guten Ton, bibliografische Angaben zu Originalveröffentlichung und allen beteiligten Künstler*innen abzudrucken.
Ansonsten bleibt nur, dem Versuch von zwei Herren, mit Zauberstern Comics einen neuen Verlag zu gründen und das Phantom zurück an die Kioske zu bringen, viel Glück zu wünschen! comix-online drückt die Daumen.
Dazu passen Die Toten Hosen mit „Alle sagen das“ und ein kühles Kingfisher.
© der Abbildungen 1997, 2021 by King Features Syndicate, Inc TM Hearst Holdings, Inc. & Frew Comics / Zauberstern Comics
5 Gedanken zu „Zauberstern – Phantom 1“