Wer immer stirbt …, Franc-Routier & Margot!
Story: Daniel Bardet
Zeichnungen: Brice Goepfert
Originaltitel: Les Chemins de Malefosse – Tome 13, 14 & 15
Hardcover | 144 Seiten | Farbe | 29,80 € |
ISBN: 978-3-96804-044-8
Historienserien haben in Deutschland nie den gleichen Stellenwert wie in anderen europäischen Ländern erlangt. Die Spitzentitel gehören auch hierzulande zu den Megasellern, die mehrere Auflagen erreichen, in verschiedenen Formaten und bei unterschiedlichen Verlagen immer wieder in das Programm kommen. Auf die zweite Reihe, die qualitativ absolut hochwertig ist und anderswo hohe Auflagen erzielt, muss man allerdings teilweise lange warten. So steht es auch um Die Wege von Malefosse: Die ersten sieben Bände waren noch bei Feest erschienen und dann kam lange nichts. Gut, dass der All Verlag eine Gesamtausgabe verlegt und mittlerweile mehr als die Hälfte der Bände veröffentlicht hat! Im Original sind die Bände 2005 bis 2007 erschienen.
Krieg führt zu Verrohung
Die Handlung spielt im Jahre 1593. Der europaweite Religionskrieg dauert bereits eine Weile und die Bevölkerung hat sich daran gewöhnen müssen, dass wechselnde Heerscharen und Horden durch das Land ziehen, Religionen als Grund dafür anführen und diese doch wie das Hemd wechseln, wenn es opportun erscheint. Die Gewalt ist längst zum Alltag geworden und am Galgen baumelnde Körper zur Regelerscheinung.
In diesem Umfeld versuchen die beiden deutschen Söldner Gunter und Fritz weiterhin, nicht nur zu überleben, sondern auch erfolgreich zu sein. Sie dienen dem König und haben es daher mit vielen Gegnern zu tun, die teilweise für den Opponenten arbeiten, für die kirchliche Streitmacht von Manus Die oder aber auf eigene Faust. Nebenbei haben sie in ihrem Privatleben auch noch Interesse an Beziehungen zum anderen Geschlecht.
Beide gehen dabei nicht gerade zimperlich vor. So muss ein Tod zwar gerächt werden, hindert unseren Helden aber nicht daran, ein paar Seiten weiter mit einer anderen ins Bett zu steigen. Wer politische Intrigen, Kampfszenen, Kriegswirren und den mittelalterlichen Schmutz mag, ist bei den Ausführungen des kürzlich verstorbenen Daniel Bardet definitiv richtig aufgehoben!
Ein ungeschliffenes Abbild
Auch der neue Zeichner Brice Goepfert gibt die Schrecken des Krieges, den Schmutz und die Armut relativ ungeschminkt wieder. Während etwa die Drei Musketiere immer rasiert waren und auch frisch geduscht aussahen, ist den Kriegern hier anzusehen, dass Körperhygiene eher als unnötiger Luxus betrachtet wurde. Trotz aller Direktheit sind die durchaus vorhandenen Darstellungen von Gewalt aber sehr zurückhaltend und ohne jede Splatter-Nähe.
Die im vorherigen Band gerühmte Darstellung von Architektur ist hier etwas seltener anzutreffen, die Dekors, wenn vorhanden, aber weiterhin vorzüglich! Wie bei Historienserien üblich, gibt es alle paar Seiten eine zurückhaltende Sexszene und viel Dialog, der spannend in Szene gesetzt werden muss. Dies gelingt Goepfert durch viele Perspektivwechsel gut.
Das Comic-Pendant zu einem Schmöker!
Der Comic lädt dazu ein, sich in einen bequemen Sessel zu verziehen und für einige Zeit in die Vergangenheit einzutauchen. Das mag manch eine*r Eskapismus nennen, andere eher das Eintauchen in eine literarische Alternativwelt. Die dargestellte Welt ist weder schön noch erstrebenswert, erlaubt durch ihre Komplexität und die vielen unterschiedlichen Handlungsstränge aber trotzdem ein Versinken.
Der All Verlag hat mit seiner Hardcover-Ausstattung und dem leichten Überformat die perfekte Darbietungsform gewählt und bietet zudem eine limitierte Vorzugsausgabe mit ExLibris an. Der Band enthält zwar keinen Anhang, bietet aber alle drei Cover und auf den Innentitelseiten und dem Backcover ein paar zusätzliche Illustrationen.
Dazu passen Subway to Sally und ein gewürzter Wein.
© der Abbildungen 2005-2007 Editions Glenat by Daniel Bardet & Francois Dermaut / 2022 All Verlag Gmbh