1942 – 1950
Herausgeber/Autor: Jim Fanning
Artist: Carl Barks
Originalausgabe
Hardcover XXL | 636 Seiten | Farbe | 175,00 € ISBN: 978-3-8365-9636-7 (EN)

Wer die sehr empfehlenswerte ultimative Chronik über Donald Duck aus dem Taschen Verlag gelesen hat, weiß, dass der heute wohl bekannteste erfundene Held vieler Filme und unzähliger Comics weltweit Donald Duck heißt. Dafür gibt es ein ganzes Bündel an Erklärungen zu denen ohne Zweifel auch die von Carl Barks getexteten und gezeichneten Geschichten über Donald (und die ganze weitere Schar der Entenhausener Bewohner*innen) gehören. Zu damaligen Zeiten gab es keine Nennung der Verantwortlichen im Comic, es war einer von Walt Disney. Carl Barks aber hat es geschafft, sich in dieser erzwungenen Anonymität einen Ruf als „der gute Zeichner“ zu erarbeiten. Mittlerweile sind seine Arbeiten bekannt und auch mehrfach veröffentlicht, der Künstler war selbst noch zu Lebzeiten eine anerkannte Berühmtheit geworden.
Wissenschaft und Unterhaltung
Der Taschen-Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, Klassiker der Comic-Geschichte basierend auf Reproduktionen der Originalausgaben in inzwischen mehreren Library-Reihen wieder auf den Markt zu bringen. Nach einigen Bänden aus dem Marvel-Universum folgte zuletzt der erste Band der Reihe Weird Science aus dem Hause EC. Nun also klassische Stories von Carl Barks aus der Four Color Reihe, alle zwischen 1942 und 1950 erschienen. Der Band folgt dem gleichen Konzept: Nach einem (wie immer empfehlenswerten) einführenden Essay von Jim Fanning erfolgt der Abdruck der Reproduktionen der damaligen Hefte. Dabei wird nichts verändert oder geschönt und so sind die Innenseiten der Umschläge auch nicht vierfarbig.

Gerade für deutsche Leser*innen der Geschichten bietet dieser Band mit den englischen Originalen einen nicht zu unterschätzenden Vorteil. Wir sind es gewohnt diese Geschichten in ihrer Übersetzung zu lesen die aufgrund der deutschen Besonderheiten einen gewissen bildungsbürgerlichen Anspruch hat, um der Schmutz-und-Schund-Diskussion auszuweichen. Im Original lesen wir dagegen Slang-Wörter, karikierende Grammatik und Kraftausdrücke. Für mich eine gute Möglichkeit, die bekannten Geschichten noch einmal „neu“ zu entdecken!
Neben Einseitern und kürzeren Geschichten sind natürlich auch alle Klassiker wie Lost in the Andes, Luck of the North, Donald Duck and the Mummyʼs Ring oder Donald Duck Finds Pirate Gold enthalten. Wie kaum ein anderer schaffte es Barks, seine Ideen mit tatsächlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen anzureichern und spannende, zugleich aber zeitlose Geschichten daraus zu kreieren. Auch hierauf geht der einführende Essay näher ein! Wir finden daher viereckicge Eier, im ewigen Eis konservierte Schätze aber auch geheimnisvolle ägyptische Mumien.

XXL-Format für den Kaffeetisch
International heißt das XXL-Format des Buches „coffee-table book“, da man es selten beim Lesen wirklich in der Hand halten möchte. Natürlich geht das, eine Auflagefläche ist aber durchaus zu empfehlen! Das Super-Format erlaubt es, die Kompositionen der Seiten als auch der einzelnen Bilder genauestens aufnehmen zu können. Und es beweist, dass die Zeichnungen gut genug sind, diese extreme Vergrößerung dulden zu können, ohne „komisch“ zu wirken!
Zu den Zeichnungen selbst ist eigentlich kein weiters Wort notwendig: Carl Barks verknüpft die Einfachheit mit den notwendigen Details, bringt jede gewünschte Dynamik in die Panels, basiert seine abstrahierten Ideen auf tatsächlichen örtlichen wie technischen Gegebenheiten und ist damit immer dicht genug an der Realität, um glaubwürdig bleiben zu können. Gerade diese Meisterschaft hat ihn damals aus der Masse der anonymen Zeichner herausgehoben und kennzeichnet ihn noch immer als einen der besten Duck-Zeichner der Welt.

Es gibt Bücher, die man seinen Besucher*innen nicht erklären muss. Dazu gehören etwa Cartoon-Bände auf der Toilette, Kochbücher oder Bildbände über spezielle Urlaubsziele. Dieser Band gehört ebenfalls in diese Kategorie, den – die Erlaubnis vorausgesetzt – jede*r wird anfangen darin rumzublättern, sich teilweise erinnern, grundsätzlich aber Positives murmelnd lachen.
Nostalgie? Ja! Aber zeitlos!
Muss man sich den Barks schon wieder kaufen? Selbst wer die komplette Library schon zu Hause hat, könnte bei diesem Band in das Überlegen kommen. Zum einen ist das Format etwas Besonderes und erlaubt einen anderen Zugang. Für die meisten Leser*innen hier bei uns ist es zudem nicht üblich, die Stories im Original zu haben. Sie lassen uns ganz andere Inhalte entdecken als die bekannten Übersetzungen! Und nicht zuletzt kann man den Band wunderbar gemeinsam genießen!
Weihnachten steht vor der Tür und damit auch die Frage nach den entsprechenden Geschenken. Für Comic-Fans im Allgemeinen, für Duck-isten im Besonderen dürfte der erste Band der Disney Library mit den Klassikern aus der ersten Barks-Ära sicherlich in Frage kommen. Für mich ist die englische Sprache eine Besonderheit, die positiv zu bewerten ist. Auf jeden Fall erfordern die Texte keine allzu tiefen Kenntnisse. Der Preis ist sicherlich ein Faktor, liegt aber deutlich unter dem Kilopreis von gutem Rindfleisch. Abgerundet wird die Ausgabe mit detaillierten bibliographischen Angaben zu allen Stories und Kurzbiographien der erwähnten Personen.

Dazu ein Abtij-Bier, hier würde ich ein Dubbel empfehlen, und Gute-Laune-Musik, etwa einen der Ska, Ska, Skandal Sampler.
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