Disney – Lustiges Taschenbuch 566

Goldenes Jubiläum

Story: Gorm Transgaard, Alessio Coppola, Marco Gervasio, Fabio Celoni
Zeichnungen: 
Andrea Ferraris, Alessio Coppola, Marco Gervasio, Fabio Celoni

Originalausgabe

Egmont Ehapa Media

Taschenbuch | 256 Seiten | Farbe | 7,99 € |

ISBN: n/a

Cover Lustiges Taschenbuch 566
© 2022 Disney/Story House Egmont

Der erste Auftritt der reichsten Ente der Welt jährt sich nun zum 75. Mal! Der große Carl Barks hatte Dagobert Duck erstmals in einer von Charles Dickens inspirierten Geschichte auftreten lassen. Sein Vermögen ist legendär, allerdings auch sein oftmals skrupelloses Benehmen. Genauso bekannt ist, dass Donald, der sympathische Looser, immer wieder ausgebeutet wird. Geschichten aus dem Duckschen Kosmos werden schon lange international erstellt; die im Lustigen Taschenbuch abgedruckten stammen vornehmlich aus Italien.

Bedrohungen allerorten

Der unglaubliche Reichtum von Dagobert ist nicht so selbstverständlich und unterliegt ständigen Bedrohungen. Zudem ist es ihm nicht nur wichtig, reich zu sein, er muss der Reichste und Erfolgreichste überhaupt bleiben. Und so ist es schon eine Überraschung, dass weder Dagobert noch sein ständiger Konkurrent Klaas Klever den Titel als bester Geschäftsmann der Dekade verliehen bekommen. Das Geschäft des Jahrzehnts basiert sehr locker auf der Reise um die Welt in 80 Tagen.

Logo zum 75. Geburtstag von Dagobert Duck
© 2022 Disney/Story House Egmont

In dem Mehrteiler Das Spiel des Schicksals hat Dagobert sein gesamtes Vermögen an die Panzerknacker verloren und zerfließt vor Trauer. Dann begegnet er allerdings einem Wesen, das behauptet der Geist seines Schicksals zu sein. Erneut beginnt ein Parforceritt durch haarsträubende Abenteuer in denen Dagobert von Donald und den Neffen unterstützt wird. Hier geht es ums Ganze. Nicht wirklich mit dem Jubiläum verknüpft sind der 18. Teil der Legende des ersten Phantomias, in der Das Gespenst von Notre Duck seinen Auftritt hat, sowie zwei Einseiter.

Der 75. Geburtstag bestimmt diese Disney Publikation trotzdem. Dabei kommt sie ohne die Rückgriffe auf das „klassische“ Repertoire aus und präsentiert an die Substanz gehende aktuelle Beiträge. Wer bereit ist, das fast schon bildungsbürgerliche Albenformat zu verlassen und in die Niederungen des schnellen Kioskmarktes hinabzusteigen, wird hier nicht enttäuscht.

Auch Disneyzeichnungen werden moderner

Die Erwartungen an Disney-Zeichnungen mit den Ducks unterscheiden sich mittlerweile gewaltig. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die neben Barks und Don Rosa vielleicht noch ein paar bekannte Holländer dulden, auf der anderen Seite diejenigen, die ihre Prägung aus den Heften oder eben dem lustigen Taschenbuch beziehen. Schon lange sind die Zeichnungen in der Moderne angekommen und besitzen wie zum Beispiel bei Celoni viel mehr Tiefe und farbliche Details, etwa in den Frisuren.

Dagobert Duck inmitten von Goldmünzen mit Krone und Zepter
© 2022 Disney/Story House Egmont

Schrille Layouts darf man natürlich nicht erwarten, die drei Streifen bleiben der Standard. Allerdings ist die Panel-Größe nicht immer einheitlich. Wie mittlerweile üblich werden die Beteiligten und die Identifikatoren der Veröffentlichung genannt.

Das erfolgreichste Kioskprodukt

Das LTB ist im Comic-Segment in Deutschland das erfolgreichste regelmäßig erscheinende Kiosk-Produkt (also ohne zum Beispiel die Asterix- und Lucky Luke-Bände). Zu einem Taschengeld-kompatiblen Preis werden 13-mal pro Jahr eine ganze Menge an neuen Geschichten erzählt, die sich meistens an ein aktuelles Thema hängen. Insofern ist die Nummer 566 ein weiteres gutes Beispiel für dieses Konzept.

5 Sequenzen wie sich die Darstellung von Dagobert Duck gewandelt hat
© 2022 Disney/Story House Egmont

Und natürlich ist Onkel Dagobert eine der beliebtesten Comic-Figuren überhaupt. Im Laufe der Jahre ist er eher jünger geworden und viele Lücken im Lebenslauf konnten geschlossen werden. Die Geschichten aus diesem LTB lassen vermuten, dass wir in 25 Jahren seinen Hundersten werden feiern können.

Dazu passen eine Capri Sun und Stevie Wonder mit „Congratulations“.

© der Abbildungen Disney Enterprises, Inc. 2022 | © 2022 Disney/Story House Egmont

MOCA  – 70 Jahre Donald Duck

Die dritte Ausstellung im niederländischen Comic-Museum: 70 jaar Vrolijk Weekblad Donald Duck

Adresse: Bomstraat 11, 2202 GH Noordwijk
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag 12 – 17 Uhr geöffnet
Eintritt: 8 €, Kinder die Hälfte

Logo MOCA 70 jaar een vrolijk weekblad

Das MOCA oder Museum of Comic Art befindet sich in Noordwijk an Zee vom Strand aus kommend gleich zu Beginn der Fußgängerzone und hat sich mittlerweile etabliert. Aktuell läuft bereits die dritte Ausstellung, die sich mit der niederländischen Ausgabe von Disney’S Donald Duck beschäftigt. Wie in einigen anderen Ländern auch ist das Magazin über die Jahre am Markt geblieben, weil es sich ständig angepasst und immer wieder lokale Bezüge hergestellt hat.

Sieben unterschiedliche Jahrzehnte

Die Ausstellung ist chronologisch aufgebaut und hat pro Jahrzehnt eine einführende Tafel mit niederländischem und englischem Text, der die Schwerpunkte herausstellt. Natürlich fing alles mit dem amerikanischen Lizenzmaterial an. Schon bald aber kamen wie beim italienischen Topolino auch eigene Kreationen dazu. Dadurch war es möglich, auf den lokalen Geschmack einzugehen.

Impression MOCA 4

Jeder Abschnitt zeigt repräsentative Originale. Gerade die moderneren Künstler*innen sind auch in Deutschland bekannt, bringt der hiesige Verleger Egmont doch viele Lizenzen in seinen verschiedenen Disney-Reihen. Trotzdem gibt es abseits der Mega-Namen wie Carl Barks, Don Rosa oder Daan Jippes noch genügend Neues zu entdecken.

Dazu kamen im Laufe der Jahre auch viele Serien, die auch eigenständig einen Markt bei unseren Nachbarn hatten. So finden sich etwa auch Texte über und Originale von Tom Poes und Douwe Dabbert. Hier hat es auch teilweise eine Überschneidung im künstlerischen Bereich gegeben. Überhaupt ist es interessant zu verfolgen, wer alles für den niederländischen Donald gearbeitet hat.

Nicht nur für Regentage

Obwohl der Eintritt mit 8€ nicht gerade ein Schnäppchen ist, kann man sich in dem kleinen, aber feinen Museum doch ganz gut aufhalten. Neben den Ausstellungswänden gibt es noch einige Vitrinen, ein Videokino, eine Malwerkstatt und vor allem eine gut bestückte Bibliothek, in der man seinen Horizont erweitern kann.

Impression MOCA 2

Wer will kann auch noch ein Foto mit Asterix und Obelix machen und somit seine Verbundenheit mit Urlaubsort und Hobby auf dem social media Kanal der Wahl teilen. Wem die naturgemäß kurzen Texten nicht ausreichen, kann mit dem Erwerb eines Katalogs geholfen werden. Dieser ist reich illustriert und vertieft die Themen. Alle Kataloge sind übrigens im gleichen Format und haben jeweils noch eine Beilage. Aber Vorsicht: Der Ausgang führt durch einen sehr gut sortierten Shop. Wer Prints, Figuren oder limitierte Luxusausgaben sucht, wird hier garantiert fündig werden.

Ein empfohlener Besuch

Wer sich eh schon in der Nähe von Noordwijk befindet und sich für Comics interessiert, sollte unbedingt einen Abstecher einplanen. Parkplätze sind mittlerweile genügend vorhanden und der Strand ist auch sonst zu empfehlen. Hervorzuheben ist der jeweilige Bezug auf die lokale Szene unter ganz unterschiedlichen Thematiken. Infos zu den aktuellen Öffnungszeiten finden sich im Web.

Impression MOCA 1

© der Abbildungen 2022 MoCA / Disney und die jeweiligen Künstler*innen; Fotos Sven Krantz-Knutzen

Gratis Comic Tag 2022 – Fantasy

GCT 2022 zum Ersten – Fantasy Comics – eine Übersicht

Endlich ist es wieder so weit! Nach einer Corona-bedingten Pause dürfen wir uns dieses Jahr wieder auf einen großen Schwung an Heften zum Gratis Comic Tag freuen. Am Samstag, dem 14. Mai machen diese Händler mit! Oftmals sind sogar noch weitere Aktionen geplant: Ausstellungen, Signierstunden, Workshops und vieles mehr. Schaut einfach auf der Webseite nach! Da nicht alle Aktionen gemeldet werden, lohnt sich wahrscheinlich auch lokal der Blick in die Zeitungen und Schaufenster.

Comix-online wird in diesem Jahr wieder versuchen, ein paar thematisch gegliederte Überblicke über das Angebot zu geben. Vor zwei Jahren war der erste Beitrag den Western-Comics gewidmet, von denen es in diesem Jahr nicht einen einzigen gibt. Stattdessen habe ich mir den weitgefassten Fantasy-Bereich vorgenommen. Die einzelnen Hefte decken ein sehr großes Spektrum ab. Es sollte also für jede*n etwas dabei sein!

Layman/Bradshaw – Bermuda (Cross Cult)

Ein Schwerpunkt des Verlages Cross Cult sind amerikanische Independents, etwa von image, Boom! oder wie in diesem Fall von IDW. Im Gegensatz zu den Reihen, die bei Marvel oder DC erscheinen, sind die Werke „creator owned“, die Künstler*innen behalten also die Rechte an ihren Werken.

Cover GCT 2022 Bermuda

Bermuda ist eine neue Geschichte, die ein wenig Pulp-mäßig daherkommt. Ein Flugzeug gerät über dem Bermudadreieck in einen schweren Sturm und stürzt ab. Die Insassen, ein junger Mann, seine kleine Schwester und ihr Leibwächter überleben und können sich auf eine kleine Insel retten, die von seltsamen Lebewesen bewohnt wird. Eine schöne Variation des altbekannten Themas, von der hier das erste Kapitel präsentiert wird!

Ambrosio/Ferraris – Lustiges Taschenbuch Fantasy Entenhausen (Egmont Ehapa Medien)

Das Lustige Taschenbuch ist nicht nur der erfolgreichste Pressetitel im Comicsegment, er hat mittlerweile auch eine fast unüberschaubare Anzahl von Spinn-Offs hervorgebracht. Sie erscheinen zu Feiertagen, Events aber eben auch zu besonderen Themen. Fantasy Entenhausen sind insgesamt sechs Bände, die auch in einem Schuber erhältlich sein werden.

Cover GCT 2022 LTB

In der hier komplett abgedruckten Story Aufgerüstet darf sich Donald als Ritter vom Kessel darum kümmern, dass ein böser Fluch aufgehoben wird. Er wird dabei von Danilo (Düsentrieb) begleitet und soll seinem Onkel Geld und Ruhm einbringen. Nette Unterhaltung aus der italienischen Topolino-Produktion, die auch das Logo „Comics für Kids“ trägt.

Sakai – Die Abenteuer von Nilson Groundthumper und Hermy (Dantes Verlag)

Gleiches gilt auch für das Abenteuer von Stan Sakai, der bei uns hauptsächlich wegen seiner Geschichten über den Hasen-Ronin Usahi Yojimbo bekannt ist. Bereits vorher hat er aber zwölf Stories über den Hasen Nilson Groundthumper veröffentlicht. Der sympathische Hase möchte sich als Mietschwert verdingen und wird von den etwas einfältigen Hermy begleitet. Alle Abenteuer der beiden sind jetzt in Deutscher Erstveröffentlichung beim Dantes-Verlag erschienen, eine sehr kurze und eine längere Episode findet sich in diesem Heft!

Cover GCT 2022 Nilson Groundthumper

Sfar, Trondheim/Vince – Donjon Antipoden +10000 (Reprodukt)

Der Donjon hat sich längst zu einem Universum entwickelt, dass über alle Zeiten hinweg von unterschiedlichen Teams komplettiert wird. Der Donjon ist eine mit Gold gefüllte Festung, wird es zumindest einmal sein, oder aber ist es – wie in diesem Heft – einmal gewesen. Joann Sfar und Lewis Trondheim erweitern diesen Kosmos ständig, Antipoden + 10000 spielt in der Zukunft der eigentlichen Storyline. Vince setzt das Ganze genau so anarchistisch und abstrus um, wie es gemeint ist. Das komplette Abenteuer reizt hoffentlich den einen oder die andere, tiefer in die Welt um den Donjon einzutauchen.

Cover GCT 2022 Donjon + 10000

MacLean/Spicer – Hero Lopper (Cross Cult)

Eine weitere amerikanische Serie, in diesem Fall von image, ist Hero Lopper von Andrew MacLean. Der Held der Geschichte ist Norgal, genannt der Köpfer. Er ist ein Mietschwert, erledigt einen Auftrag auf der Insel Barra und legt sich sofort mit seinem Auftraggeber an. In seinem Gepäck hat er den Kopf einer Hexe. Klingt ziemlich drastisch und wird in leicht karikaturesken Bildern ausgeliefert. Das hier präsentierte Kapitel 1 macht aber durchaus neugierig.

Cover GCT 2022 Hero Lopper

Breitschuh – Luba Wolfsschwanz (Weissblech Comics)

Als einziger Titel in diesem Jahr trägt dieses Heft den Aufdruck „Empfohlen ab 16 Jahren“. Weissblech Comics hat sich schon immer auf die Genres Horror und Erotik konzentriert und verlegt sehr erfolgreich Reihen wie Horror Schocker oder Zombie Terror. Luba Wolfsschwanz ist der Ausflug in eine Fantasy-Welt. Die Heldin wird nach einem blutigen Überfall auf ihr Dorf als einzige Überlebende gefangengenommen und soll die Provinz der Eroberer in einem alljährlichen Gladiator*innenwettstreit vertreten. Die Protagonistin ist weder zimperlich noch zartbesaitet und sucht Rache. Wegen der doch häufigen nackten Brüste und Gewaltszenen wirklich nichts für jede*n!

Cover GCT 2022 Luba Wolfsschwanz

Dazu empfehle ich Hunnu Guren mit ungewöhnlichen Klängen, die aber gut zu diesem Thema passen, und einen Kräutertrunk (als Tee oder aufgesetzt, je nach Alter)!

© der Abbildungen 2022 Gratis Comic Tag und den jeweiligen Verlagen und Künstler*innen

70 Jahre Panzerknacker

Der Jubiläumsband

Story: Barks, Lokman, Carpi, Geradts, Cimino, Jensen, Troelstrup, Farley, Gatto, Davie/Gentilini, McGreal
Zeichnungen: Barks, Strobl, Carpi, Rota, Cavazzano, Nunez, Ferraris, Pérez, Gatto, Scarpa, Vicar

Originalausgabe

Egmont Comic Collection

Hardcover | 176 Seiten | Farbe | 25,00 € | 
ISBN: 978-3-7704-0195-6

Cover 70 Jahre Panzerknacker
© 2021 Disney/Egmont Comic Collection

Fragt man irgendjemand auf der Straße nach Disney-Comichelden sind sie immer in den Top-5: Die Panzerknacker! Im amerikanischen Original sind es die Beagle Boys, in Italien banda bassotti (Die Dackel-Bande). Wie auch immer, im Laufe der Zeit hat sich herausgestellt, dass es mehr gibt als die Herren mit der 167- auf dem Pullover, die das Cover des Albums zum 70. Jahrestag zieren.

70 Jahre und der Geldspeicher steht immer noch

„Erfunden“ wurde die Verbrecherbande 1951 von Carl Barks. Anfangs war sie übrigens durchaus erfolgreich und konnte Dagobert regelmäßig um Teile seines Goldes bringen. Schon ein Jahr später scheiterten die Panzerknacker dann erstmals und etablierten sich damit in ihrer Rolle. Bereits seit 1952 waren sie Bestandteil des Kanons und wurden auch von anderen Texter*innen und Zeichner*innen eingesetzt. 1964 bekamen sie in den USA ihre eigene Heftreihe, 1986 auch in Deutschland.

Waren es anfangs nur Männer im besten Räuberalter gesellten sich Verwandte aller Altersstufen und Geschlechter dazu. Selbst ein Hund (ja, ein Dackel) mit Namen Achtmalacht gehört inzwischen dazu. Hier haben insbesondere die italienischen Kolleg*innen für eine Vermehrung des Personals gesorgt. Die Geschichten erscheinen im typischen Magazinformat genauso wie im Taschenbuch und auch die Leinwand bzw. Mattscheibe haben die Möchtegerngangster erobert.

War es zum 50 Jubiläum noch ein Standard-Album, wird dieses Jubiläum in einem Hardcover mit Glanzlackumschlag gefeiert! Selbstverständlich ist nicht nur der erste Erfolg der Bande von 1951 abgebildet, es findet sich auch eine Barks’sche Story von 1959: Hans Hackebeil. Drei Geschichten aus diesem Band werden hier erstmals der deutschen Öffentlichkeit präsentiert: Moderne Methoden mit Zeichnungen von Tony Strobl aus dem Jahr 1966, Die große Dürre von Luciano Gatto von 1974 sowie Der Goldtopf des Kobolds von Romano Scarpa aus dem Jahr 1968.

Internationales Flair

Tatsächlich ist der Querschnitt, der hier geboten wird, sehr international denn neben den erwähnten aus USA und Italien sind auch Geschichten aus Norwegen, den Niederlanden, Deutschland und sogar Indonesien vertreten. Und noch etwas sei angemerkt: Don Rosa ist nicht dabei, es wäre aber auch schwierig, hier noch nicht allzu bekanntes zu finden.

Cover 70 Jahre Panzerknacker Titel
Alles zum Thema © 2021 Disney/Egmont Comic Collection

Insgesamt macht der Band mit seinen 11 Geschichten auf über 170 Seiten einen guten Eindruck! Er schließt mit einem Festmahl und damit mit einem seltenen Moment des Erfolges für die sympathischen, meistens erfolglosen und doch nie verzweifelnden Helden des Alltags. Ihr Erfindungsreichtum für maschinelle Unterstützungen, Verkleidungen oder Finten ist legendär, die Gegenmaßnahmen allerdings auch.

Weihnachtsduft, sanfte Klänge und … Geschenke

Also: Ein feiner Band, der rechtzeitig zum Fest erscheint, und sicherlich in dem einen oder anderen Stiefel landen oder eingepackt unter dem Baum liegen wird. Die Geschichten sind gut gemischt, enthalten auch Erstveröffentlichungen und die Aufmachung ist so gediegen, dass niemand an Heftchen oder Taschenbücher erinnert wird.

Dazu passen natürlich banda bassotti aus Italien und ein Absolut Gangster Cocktail.

© der Abbildungen 2021 Disney/Egmont Comic Collection

Gratis Comic Tag 2020 – Comics für KIDS

GCT 2020 zum Dritten – Comics (nicht nur) für Kids – eine Übersicht

Der diesjährige Gratis Comic Tag ist anders als alle anderen: Nicht nur, dass er im September stattfindet, er ist auch noch dezentral und Corona-bedingt (hoffentlich) etwas weniger vom Gedränge geprägt. Alle Infos zum GCT findet ihr auf der offiziellen Website. Dort könnt ihr auch sehen, wann und wo bei euch in der Nähe welche Aktionen stattfinden werden.

Illustration: Artur Fast

Comix-online will Euch im Vorhinein den einen oder anderen Tipp geben, um im großen Angebot an Titeln das für euch richtige zu entdecken. In Teil 1 wurden Western, in Teil 2 Comics von deutschsprachigen Künstler*innen vorgestellt. Heute folgen Titel mit dem Label „Comics für Kids“. Das ist etwas verwirrend, denn zum einen sind nicht alle Titel mit diesem Label für jedes Alter geeignet, zum anderen gibt es auch Hefte ohne diese Bezeichnung, die Kindern sehr viel Spaß machen dürften. Wie immer gilt aber, dass es sich hierbei um eine persönliche Meinung handelt und nicht etwa um eine fundierte Analyse der Altersangemessenheit…

Alte Bekannte

Comics für Kids lassen sich unter verschiedenen Aspekten sortieren und sicherlich haben alle ihre Berechtigung. Beginnen möchte ich mit Titeln, die die Eltern kennen. Der eine oder die andere mag vielleicht beschließen, sie zunächst einmal selbst zu lesen und dann weiterzugeben.

In diese Kategorie gehört mit Sicherheit Onkel Dagobert und Donald Duck von Don Rosa. Die Egmont Comic Collection ist schon seit Jahrzehnten der Verlag für Comics mit dem Label Walt Disney und als solche auch der Hausverlag für den Barks-Epigonen Don Rosa. Eine Library seines Namens ist gerade gestartet und „Der Sohn der Sonne“ ist aus Band 1. Onkel Dagobert und sein Widersacher Mac Moneysac geraten mal wieder aneinander und die Ducks gehen auf die Suche nach einem Schatz der Inkas. Ich mag diese extrem detailreichen Bilder mit den vielen Strichen und freue mich über jede Gelegenheit, Don Rosa mal wieder zu lesen.

Die Minions haben nun schon ein Jahrzehnt auf dem Buckel und zählen damit als alte Bekannte. Waren sie anfangs nur als Sidekick gedacht, haben sie sich mittlerweile zum Star entwickelt und durften ihre wortlosen Scherze und Slapsticks bereits 2014 auch in Form eines Comics präsentieren. Renaud Collin und Didier Ah-Koon geben ihr Bestes. Für die kurze Unterhaltung zwischendurch, aber wohl eher für Jungs.

Natürlich darf auch Bibi Blocksberg nicht fehlen. Ihrem Comic fehlt zwar das entsprechende Label, die Abenteuer der 13-jährigen Hexe mit ihrer Freundin Miyu passen hier aber am Besten rein. Die Zeichnungen kommen von der Japanerin Hirara Natsume, die Texte von Olivia Vieweg (die auch in Teil Zwei hätte auftauchen können). Die bei Tokyopop erscheinenden Abenteuer sind schneller als die bekannten Geschichten, vielleicht auch etwas schräger. Sie dürften sich aber um einiges näher an der Welt der 8 bis 10-jährigen Mädchen bewegen als die alten Hörspiele und dienen natürlich als erster Einstieg in die Welt der Mangas.

Abenteuer wird es immer geben

Splitter/toonfish ist der mittlerweile größte Comic-Verlag in Deutschland und bringt weiterhin eine große Anzahl an neuen Reihen auf den Markt. Während sich Splitter dabei um Comics für Erwachsene kümmert, bedient toonfish die Kleineren. In Der Club der Drei Schwestern versuchen drei junge Mädchen mit sich und ihrer Umwelt klar zu kommen. Einerseits scheint ihre Mutter ein Geheimnis verbergen zu wollen, andererseits scheint ein komischer Traum doch Bezüge zur Wirklichkeit zu haben. Barbucci zeichnet traumhaft, verspielt und liebevoll nach einem Szenario von Di Gregorio. Dieses Heft mit dem Anfang von Teil 1 mag zu dem einen oder anderen Eintrag auf einer Wunschlist führen.

Die Campbells sind vom Setting etwas klassischer: Ein alleinerziehender Pirat möchte nur noch für seine heranwachsenden Töchter da sein und gibt sein spannendes Leben daher auf. Nur sieht die Umwelt das manchmal anders und so werden die Drei immer wieder mit der Vergangenheit konfrontiert. Natürlich hinkt der Vergleich, aber wer Lust an Pippi Langstrumpf hatte sollte es hiermit versuchen. Jose Munuera ist ein Meister der familientauglichen Unterhaltung und liefert hier ganz viele kleine Häppchen ab, die unbedingt ausprobiert werden sollten. Mehr im Carlsen Verlag.

Auch Valentin aus der Feder von Goscinny und gezeichnet von Tabary macht Spaß. Die Geschichten sind schon etwas älter und einen Vagabunden wie Valentin trifft man heute nicht mehr. Die Geschichten sind aber so liebevoll, die Emotionen so zart und der Slapstick so laut krachend, dass es trotzdem nicht aus der Zeit gefallen wirkt. Der All-Verlag hat gerade eine Gesamtausgabe gestartet.

Superheld*innen sind super!

In der diesjährigen Champions League steht Cristiano Ronaldo oder auch CR7 nicht im Finale. Dafür hat er jetzt seine eigene Comic-Serie und darf in StrikerForce das Übel dieser Welt bekämpfen. Die Idee dabei ist gar nicht schlecht, denn es gibt ein Gadget, dass Superschurken keine Chance lässt. Es muss seinen Gegner aber mit hoher Geschwindigkeit treffen und wer wäre da besser geeignet als der Ballkünstler? Ronaldo selbst verhehlt seine Begeisterung für Superhelden nicht und hofft auf die integrative Kraft dieser Geschichten. Umgesetzt ist das Ganze im Animated-Style, der eher nur jüngere ansprechen dürfte.

Comics haben es nicht erst seit Corona schwer und eigentlich haben es nur Mangas geschafft, sich wirklich im Buchhandel zu etablieren. Dies gilt umso mehr in den Vereinigten Staaten. Kein Wunder also, dass die Verlage versuchen, sich mit Graphic Novels für Kids und Heranwachsende dort positionieren wollen. Diese angepeilte Zielgruppe würde nie in Comic-Shops gehen und wäre daher ansonsten verloren. Panini ink bringt 3 Leseproben dieses Genres in einem Heft und behandelt dabei relevante Themen:

Die 15-jährige Harleen Quinzel ist ein engagiertes Mädchen. Sie ist nicht konsumorientiert, macht sich Gedanken und ist zudem auf sich allein gestellt. Damit ist eine Katastrophe fast schon vorprogrammiert. Der junge Bruce Wayne ist dagegen schon 18 als er zu Sozialstunden in Arkham verdonnert wird. Es kommt zu einer Begegnung mit den kriminellen Nightwalkern. Das Heft beschließen die ersten Seiten der Geschichte von Mera. Die Prinzessin des Unterwasserreichs will sich den Wünschen ihres Vaters nicht fügen.

Und sonst?

In diese Übersicht könnten auch noch andere Titel einsortiert werden, die das Label ebenfalls nicht aufweisen, oder andere, die bereits unter einer anderen Überschrift besprochen worden sind. Es geht hier aber nicht um Vollständigkeit und daher ist das selbstverständlich nur der Anreiz, auch die anderen Folgen zu lesen.

Mit dem Gratis Comic Tag bekommen natürlich Verlage die Möglichkeit, für ihre Produkte zu werben. Gleichzeitig können sich aber auch Händler präsentieren und potenziellen Comic-Fans die breite Auswahl vorführen. Nicht zuletzt ist es eine Super Gelegenheit, in Sachen hineinzuschnuppern, die man sonst nicht entdeckt hätte. Deshalb an dieser Stelle ein großes Dankeschön an all die Held*innen im Hintergrund, die dieses Event möglich machen!

Dazu passen die großartigen Randale, die Rockmusik für Kinder machen (etwa den Hardrockhasen Harald) und ein Nojito!

© der Abbildungen 2020 Gratis Comic Tag und den jeweiligen Verlagen und Künstler*innen

Regnauld/Seiter – Das Herz des Zorro

Das Herz des Zorro

Story: Roger Seiter
Zeichnungen: 
Pascal Regnauld

Originaltitel: Balle tragique pour une série Z

Schreiber und Leser

Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 16,95 € |

ISBN:  978-3-96582-002-9

Eine der besonders netten Reihen bei schreiber & leser ist mit Nachtprogramm betitelt. Hier erscheinen aus dem Rahmen fallende Einzeltitel für Entdecker*innen und abenteuerlustige Leser*innen. Das Herz des Zorro ist darunter die aktuellste Veröffentlichung.

Der Inhalt

Wir springen in das Jahr 1957, mitten in den heißen Sommer. Jimmy White ist einer der typischen mittelmäßigen Männer dieser Zeit. Er hat schon als Stuntman gearbeitet, als Double und aktuell hat seine Agentin ihn als Statisten für die Disney-Serie Zorro untergebracht. Der Job ist nicht sehr anspruchsvoll, seine Frau ist vor kurzem verschwunden und die Polizei, genauer gesagt ein Detective glaubt, dass White sie umgebracht habe. Außerdem ist da noch die Sache mit dem Geldverleiher…

Bei einer Drehszene wird unser Held vom Star der Serie mit einem Degen verletzt, auf eine Kolumnistin wird ein Attentat verübt und ein Sternchen wird ermordet. Natürlich hofft Jason Boyd, dass er alle diese Verbrechen dieses Mal aufklären könne, und ist fest davon überzeugt, dass nur Jimmy als Täter in Frage kommen kann.

Glücklicherweise hat Jimmy aber auch noch seine Agentin Brenda, die bereit ist, viel mehr zu tun als üblich. Roger Seiter gelingt es, in dieser Story einerseits das Flair des klassischen Noir-Thrillers aufleben zu lassen. Andererseits tauchen aber auch viele der bekannten Gesichter des Filmbusiness der End-Fünfziger auf und die Studioatmosphäre wird perfekt wiedergegeben. Die Handlung läuft dabei ab wie ein Film.

Der gebürtige Straßburger Seiter ist im französischen Comic wahrlich kein Unbekannter, sein Werk hat es aber bisher im Wesentlichen nicht in die deutsche Sprache geschafft. Schade eigentlich.

Die Zeichnungen

Pascal Regnauld ist hierzulande bekannter, zeichnet er doch seit dem 10. Band an den Geschichten von Inspektor Canardo mit.

Er nimmt das filmische in seinen Zeichnungen auf und kombiniert Totale mit Weitwinkel und schnellen Schnitten auf schwarzem Hintergrund.

Die Figuren sind leicht grotesk überzeichnet und in den Details reduziert. Umso wesentlicher ist die ebenfalls von Regnauld ausgeführte Kolorierung, die mit Schattierungen Kontur gibt. Gedämpfte Farben ermöglichen ein sehr stimmiges Ambiente für diesen Thriller, dem man nicht auf den ersten Blick ansieht, dass er aus diesem Jahrzehnt stammt!

Die Empfehlung

Braucht ihr noch ein kurzfristiges Weihnachtsgeschenk? Wenn ja, mit diesem Band macht ihr nichts falsch für Filmfans, Noir-Adicts und Leser*innen guter Geschichten.

Der Band ist erschwinglich, gut verarbeitet und wertig, im Zweifel nicht bereits vorhanden, da doch eher aus einem Nicht-Mainstream-Verlag, und vor allem wirklich gut!

Dazu passen Madness mit ihrer neuen Single „The Bullingdon Boys“ und ein klassischer Whisky Sour!

© der deutschen Ausgabe 2019 Scheiber&Leser

© der Abbildungen Éditions Glenat 2019 by Roger Seiter & Pascal Regnauld

Ente Süss Sauer – Barks-Ausstellung in Dortmund

Carl Barks und die Folgen – Dortmunds neuer schauraum: comic + cartoon

Wann: 07. April bis 22. September 2019 (Montags
geschlossen)

Wo: schauraum: comic + cartoon, Max-von-der-Grün-Platz
7, 44137 Dortmund

Eintritt: frei

Dortmund hat einen neuen Schauraum für comics und cartoons – Gestern wurde die neue Institution untern anderem durch den Kurator Dr. Alexander Braun eröffnet. Geplant sind zunächst sechs jeweils halbjährige Ausstellungen sowie „das Bespielen des öffentlichen Raums“ in Dortmund mit weiteren Aktionen. Der Raum ist dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte angegliedert und soll auch die Comicforschung unterstützen.

Eröffnung Ente Süss Sauer durch Dr. Alexander Braun
Dr. Alexander Braun eröffnet die Ausstellung Ente Süss Sauer

Das Konzept

Um eine möglichst breite Wirkung zu erzielen und viele Menschen zu erreichen ist der Schauraum selbst gegenüber dem Dortmunder Hauptbahnhof auf dem direkten Weg in die Innenstadt nur montags geschlossen, sonst aber bei freiem Eintritt zu besichtigen. Da dieses neue Programm ohne Förderung der Stadt ohnehin nicht existieren könnte, soll keine künstliche Barriere durch ein Eintrittsgeld aufgerichtet werden. Man möchte lieber, dass die Besucher*innen das Geld (wenn vorhanden) in einen Katalog investieren und so Inhalte auch mit nach Hause nehmen können. Der aktuelle Katalog, das sei hier schon vorweggenommen, bietet auf 144 Seiten im Hardcover sehr viele Abbildungen und Texte des Kurators, so dass sich der Besuch alleine deswegen lohnt. Der Katalog wird nämlich nur in der Ausstellung selbst erhältlich sein!

Der schauraum: comic + cartoon

Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre befristet und wird als erstes „Partizipationsprojekt“ das Thema Umweltzerstörung und Klimawandel angehen. Der Schauraum wird dabei eng mit anderen Dortmunder  Kulturinstitutionen zusammenarbeiten. Von dieser Stelle aus dazu viel Glück! Comix-online wird sicherlich über das eine oder andere kommende Event berichten!

Die aktuelle Ausstellung – Ente Süss Sauer

Carl Barks war einer der bedeutendsten Geschichtenerzähler der modernen Literatur und blieb doch fast während seines gesamten Arbeitslebens unbenannt, denn er war einfach „The Good Artist“. Von seinen 6700 Seiten haben nur knapp 200 als Originale überlebt. Sein Arbeitsprozess, die Genauigkeit seines Werkes, das soweit man das aus den Überbleibseln vermuten kann kaum Korrekturen aufwies, und sein Federstrich lassen sich heute daher nur sehr selten in Augenschein nehmen. Umso wichtiger sind Möglichkeiten, seine Werke, die sich oft im Privatbesitz befinden, tatsächlich sehen zu können.

Portrait Carl Barks

Courtesy Glenn Bray, Kalifornien

Barks arbeitet zunächst für Disney direkt, wechselte dann aber zu Western Publishing und schuf zwischen 1942 und 1966 fast den gesamten Entenhausener Kosmos aus seiner kleinen, abgelegenen Zeichnerstube: Dagobert, Gustav Gans, die Panzerknacker, Daniel Düsentrieb und Helferlein aber auch zum Beispiel den Geldspeicher und viele weitere Personen und Gebäude, die mittlerweile alle den Einstieg in das Alltagswissen fast der gesamten Welt genommen haben.

„Carl Barks und die Folgen“ bietet insgesamt 35 Originalzeichnungen! 10 davon sind von Carl Barks, naja, fast. Fünf sind von ihm selbst, 5 weitere basieren auf seinen Vorzeichnungen. Immerhin sind unter den von ihm stammenden Originalen 2 (von nur 30 existierenden) aus seiner Blütezeit in den 50er Jahren.

Ausstellung Ente Süss Sauer

Neben Barks finden sich Werke von seinen besten Nacheiferern, die alle einen eigenen Stil entwickelt haben, die Einflüsse von Carl Barks aber deutlich machen und teilweise anhand von Barks Scribbles gearbeitet haben: Romano Scarpa aus Italien, Daan Jippes aus den Niederlanden, Vicar
aus Chile und William Van Horn sowie Don Rosa aus den USA werden oft als
seine Schüler bezeichnet. Ganz passend ist dieser Begriff nicht, haben sie doch nicht in seinem Atelier gearbeitet. Ihre inhaltliche Nähe drückt dieser Begriff aber gut aus.

Der Katalog

Wie bereits oben erwähnt: der Katalog ist ein Must-have! Er erzählt nicht nur anhand der Originale die Geschichte von Barks, er führt auch ein in seine Arbeitsweise und die Unterschiede zum damaligen Mainstream und verdeutlicht an den Werken seiner Schüler die Alleinstellungsmerkmale des „guten Künstlers“.

Logo der Ausstellung Ente Süss Sauer

(c) 2019 Disney Enterprises, Inc.

Mit dem Preis von 15 € sind wir fast bei 10 Cent pro Seite, also dem Preis, den Comic-Hefte damals gekostet haben. Die Auflage der Hefte betrug in ihrer Höchstzeit rund drei Millionen Stück (pro Ausgabe!). Von all diesem Geld hat Barks wenig gesehen. Auch diese Geschichtewird in dem Katalog thematisiert.

Dazu passen eine Flasche Wasser (natürlich keine Throw-away sondern nachfüllbar) und Amy Winehouse für den Weg zum Schauraum!

© 2019 Disney Enterprises, Inc.

Foto Carl Barks:
Courtesy Glenn Bray, Kalifiornien

Fotos der Ausstellung: © 2019 Sven
Krantz-Knutzen

Walt Disneys Mickey Mouse: Die ultimative Chronik

Texte: David Gerstein, J. B. Kaufmann
Herausgeber: 
Daniel Kothenschulte

Originalausgabe

Taschen Verlag

Hardcover mit Leseband | 496 Seiten | 29 x 39,5 cm, in Kartonverpackung mit Tragegriff | 150 €

ISBN: 978-3-8365-5283-7

cover Mickey Mouse Chronik

Der neunzigste Geburtstag der berühmtesten Maus der Welt hat seinen Höhepunkt erreicht und beschert uns einen Prachtband: das mehr als sechs Kilo schwere und überformatige Werk aus dem Taschen Verlag ist das ultimative Weihnachtsgeschenk für alle Mickey Mouse Enthusiasten!

Die Chronik von Gerstein und Kaufmann beinhaltet eine Auflistung sämtlicher Kinoauftritte von Micky Maus, seine Entwicklung in anderen Medien und seine Vermarktung durch Walt Disney bzw. den Disney Konzern. In Anlehnung an die Superhelden-Zeitalter wird auch in diesem Werk zwischen dem Golden (1928-1940), dem Silver (1941 – 1959) und dem Modern-Age (ab 1960) unterschieden. Die einzelnen Teile werden durch Model-Sheets und festeren Karton unterteilt. Ein weiteres Gimmick ist das Lesebändchen, das mit einem Micky-Kopf versehen ist. Die ultimative Chronik führt zunächst durch die ersten drei Jahre der Maus, erklärt ihren Hintergrund in den Problemen des Walt Disney Studios mit den Rechten an der Vorgängerserie und den Herausforderungen, eine Zeichentrickfolge, noch dazu mit Ton, in allen US-Bundesstaaten gleichzeitig zu starten. Alle diese Voraussetzungen zusammen ergaben eine einmalige Melange, die es ermöglichte, eine unverbrauchte und eigene Kreatur zu entwickeln, anarchistische und slapstickhafte Inhalte zu starten und im monatlichen Rhythmus neue Sachen auszuprobieren. Im Vordergrund stand dabei die Verbindung aus Film und Ton in einer bisher nie gesehenen Weise: Mickey und Minnie schienen selber zu sprechen und zu singen! Neben einer Vielzahl von Bildern, Fotos, Drehbuchauszügen und Werbematerialabbildungen glänzt das Werk dabei mit einer Mischung aus Überblick und detaillierter Information über jeden einzelnen Trickfilm.

Detail aus Mickey Mouse Chronik

Bereits ein Jahr nach dem berühmten und heute als Geburtsstunde zählenden Auftritt in Steamboat Willie 1928 wurden die ersten Comic-Beispielseiten an King Features versendet. Auch hierzu gibt es wieder zahlreiche Abbildungen. 1930 erschienen die ersten Mickey-Comics in England und Italien in Lizenz und somit waren schon nach zwei Jahren die Grundlagen für die unvergleichliche weltweite Karriere in verschiedenen Medienformen gelegt.

Schon damals benötigte man zu der kreativen Idee und der gefälligen Umsetzung aber ein weiteres Merkmal um den Erfolg dauerhaft zu sichern: Das Marketing und damit einhergehend ein gutes Merchandising. Nur dadurch konnte der Name (oder in Neudeutsch: der Brand) dauerhaft im Alltag verankert werden: Puppen und anderes Spielzeug, Uhren, Kleidung und schließlich Werbeauftritte mit Mickey und Co für andere Produkte! Und auch hier zeigt sich, wieviel Material die Autoren in jahrelanger Arbeit zusammengetragen haben und wie gut sie diese Bruchstücke in einen lesbaren und lesenswerten Text übertragen konnten!

Im zarten Alter von sieben Jahren entwickelte sich die chaotische und bisweilen boshafte Maus zu einem freundlichen, fröhlichen und bescheidenen Charakter weiter. Das cholerische Element durfte nun im Wesentlichen von Donald Duck verkörpert werden. Parallel wurde Mickeys Filmen neben dem Ton eine weitere Neuerung spendiert: Farbe! Und auch in der Beschreibung dieser Ära punktet die vorliegende Chronik wieder mit einer vortrefflichen Mischung aus detaillierten Infos, Überblickseinordnungen und einer unglaublichen Menge an Illustrationen. Die Größe der Abbildungen schwanken dabei zwischen 45 cm² und 4582 cm², also fast einem halben Quadratmeter!

Detail aus Mickey Mouse Chronik

Insbesondere die parallelen Vorbereitungen für den ersten abendfüllenden Spielfilm, der später Fantasia heißen sollte, werden ausführlich und in all ihren Irrungen und Wirrungen beschrieben.

Neben der Entwicklung im Film machte Mickey auch im Bereich des Comics enorme Weiterentwicklungen durch: Zusätzlich zu den Zeitungsstrips gab es immer mehr Magazine und schließlich sogar mit Walt Disney’s Comics and Stories das erste echte Comic-Heft und auch die Anzahl der internationalen Lizenzen stieg ständig und führte 1937 mit der Micky Maus Zeitung aus der Schweiz auch zu einem ersten deutschsprachigen Produkt.

Detail Mickey Mouse Chronik

War bisher alles mehr oder weniger bekannt und konnte aus vielen unterschiedlichen Quellen zusammengesucht werden, bietet die chronologisch aufgebaute Zusammenstellung ein erstes Unikat, nämlich eine Sammlung unveröffentlichter oder nicht realisierter Ideen mit einer unglaublichen Menge an Cells, Storyboards und einzelner Zeichnungen. Dieser unbekannte Mickey bietet noch einmal neue Einsichten.

In den 30-er und 40-er Jahren wurden die USA immer mehr durch das sich ausbreitende und immer erschwinglicher werdende Radio geprägt. Folgerichtig entwickelte sich auch der Hauscharakter des Disney-Konzerns in diesem Medium weiter und auch dieses lässt sich detailliert nachvollziehen.

Der zweite Teil über das sogenannte Silver-Age beginnt mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg und dem erstaunlich geringen Einfluss dieses Ereignisses auf die Mickey-Filme. Einiges war bereits vorproduziert und konnte nicht mehr geändert werden. Vielleicht war Mickey auch schon zu „nett“ geworden, die Filme aus dem Universum von Mickey und Minnie liefen eher ohne das Kriegsthema weiter. Andere Helden wie Donald hatten hier eine deutlich andere Entwicklung. Im Comic spielte der Krieg dagegen sehr wohl eine Rolle und Mickey durfte als Geheimagent seinen Beitrag leisten. Nach dem Krieg waren Mickey und Minnie etabliert aber langweilig und die notwendige Modernisierung fand nicht mehr im Film sondern in den Comics statt. Wichtig ist dabei vor allem der italienische Einfluss, denn die Italiener durften schon von Anfang an eigene Geschichten entwerfen und taten das auch mit erstaunlicher Qualität.

Detail Mickey Mouse chronik

Der Bereich des Merchandising  fand in diesem „Zwischenzeitalter“ seine Vollendung mit Disneyland, der Verknüpfung von Ferien und Mickey! Auch der Bereich der kommerziellen Werbung wurde noch einmal vergrößert.

Trotzdem begann die Karriereentwicklung erstmals nach unten zu zeigen. Erstausstrahlungen wurden immer mehr von Wiederholungen verdrängt, Mickey selbst war ein Langweiler geworden und mit dem Tod von Walt Disney schien das Schicksal besiegelt. Es gelang dem Konzern aber schließlich, Mickey zu modernisieren und auch wieder innovative Ideen zu entwickeln. Die Mischung aus Real- und Trickfilm, die in den 30-ern noch gefloppt war, war jetzt aufgrund der technischen Entwicklung realisierbar und erschuf wieder neue Märkte und Konsumentengruppen. Und so ist es nur folgerichtig, dass sich mit Mickey alsDesign auf der Apple-Watch ein Kreislauf schließt.

Ist Mickey damit für die nächsten 10 Jahre gerüstet? Nein! Der Disney-Konzern wird auch weiterhin nicht nachlassen dürfen, die Figur weiter und immer wieder neu zu entwickeln, Modeentwicklungen zu erkennen und zu adaptieren und die Erfolgsgeschichte weiterzuschreiben.

Für die letzten 90 Jahre gilt aber, dass es keinen Filmstar gibt, der oder die über diese lange Zeit so unangefochten eine Starrolle ausüben und sich dabei immer wieder modernisieren konnte. Das typische Gesicht und die Posen werden überall auf der Welt erkannt und damit stellt Mickey den vielleicht universellsten Charakter der Welt dar. Natürlich spielt auch der Zufall immer eine Rolle. Wie viel Aufwand und Planung aber hinter dieser Erfolgsgeschichte gestanden haben und wie viele Details punktgenau stimmen mussten, wird erstmals in dieser Fülle durch diesen Band deutlich.

Wer auch immer sich mit der Entwicklung beschäftigen möchte und alle Facetten mit Beispielen illustriert im Detail aber auch als Entwicklung verfolgen möchte, ist mit diesem opulenten Band richtig bedient! Auch für Sammler*innen, die schon das eine oder andere Buch über die Mäuse oder den dahinterstehenden Konzern zu Hause haben, bietet der Band Neues und das nicht nur aufgrund der wunderschönen Präsentation. Der Preis mag auf den ersten Blick hoch erscheinen. Wenn aber schon Konzertkarten dreistellige Beträge kosten, sind 150 Euro für dieses Nachschlagewerk nicht zuviel und der Kilopreis liegt unter dem für ein gutes Steak!

Meine Top-Empfehlung als Weihnachtsgeschenk für Comic-Fans!

Neben der regulären Ausgabe ist übrigens auch eine auf 995 Exemplare limitierte Art Edition mit einem Faksimile eines Mickey-Mouse-Merchandise-Katalogs von 1936 und einem Portfolio mit fünf Drucken erhältlich.

Mickey Mouse Chronik

© der Abbildungen 2018 Disney Enterprises, Inc.

90 Jahre Micky Maus

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(c) 2018 Disney

90 Jahre Micky Maus

Originalausgabe

Text: diverse

Zeichnungen: diverse

Egmont Comic Collection

Hardcover | 180 Seiten | Farbe | 25.00 €

ISBN: 978-3-7704-3994-2

Die wohl bekannteste Maus der Welt wird 90 Jahre alt und das muss gefeiert werden. Der deutsche Hausverlag des Disney-Imperiums bringt daher ein wohlfeiles Hardcover mit Glückwünschen und Stories heraus.

Da Egmont ja schon einige Erfahrung mit Jubiläumsbänden hat ist auch dieser eine Genuss für Leser*innen, die noch nicht alles haben. Die abgedruckten Stories bieten einen guten Querschnitt da sie aus den Jahren 1936, 1945, 1956, 1968, 1996, 1998, und 2004 stammen. Natürlich sind Floyd Gottfredson/Al Taliaferro und Carl Barks vertreten, auch Romano Scarpa darf nicht fehlen! Über die Auswahl der anderen Zeichner/Autoren kann man streiten. Mit Ulrich Schröder ist immerhin auch ein deutscher (Co-)Zeichner aufgenommen worden. Italien und Skandinavien sind dagegen jeweils zwei Mal vertreten.

Gleich die erste Geschichte ist ein Abenteuer, dass es nur im Comic geben kann: Micky versucht sich als Gärtner und probiert ein Mittelchen aus um seine Pflanzen wachsen zu lassen. Da der Erfolg leider etwas zu gewaltig ist, muss er die Pflanze wieder schrumpfen und verkleinert sich selbst gleich mit. Nach einer netten Interaktion mit einer Wespe gerät Micky in ein Buch mit den Abenteuern von Robin Hood und muss sich in diesem Setting beweisen. Natürlich bleibt Micky der unschlagbare Held und nimmt es sogar mit Richard Löwenherz auf. Pikanterweise trifft er dabei auf Minerva die seiner Minnie wie aus dem Gesicht geschnitten ist…

Detail aus 90 Jahre Micky Maus pg 26
(c) 2018 Disney

Der Hinweis auf Autoren und Zeichner erfolgt leider erst ganz am Ende in dem Quellenverzeichnis. Immerhin enthält es Egmont-typisch auch die Informationen zur Erstveröffentlichung sowohl überhaupt als auch in Deutschland. Immerhin gibt es direkt im Anschluss einen Artikel zu Gottfredson.

Die zweite Geschichte zeigt eine ganz andere Maus. Zu der damaligen Zeit war die Standardisierung der Figuren im Disney-Kosmos noch nicht weit fortgeschritten und so sind zum Beispiel die Ohren deutlich kleiner. Paul Murry zeichnet einen draufgängerischen Micky, der mit weniger Details auskommt, nicht ganz so chaotisch ist, aber auch noch nicht dem Vorstadtbewohner entspricht, der aus Abgrenzung zu Donald aus dem Charakter geworden ist. Auch hier erfolgt ein Beitrag über die Zeit und den Künstler, der eine Einordnung erlaubt.

Die folgende Episode um den roten Hut zeigt schon den heute bekannten Micky während Minnie noch etwas anders als gewohnt daherkommt. Natürlich sind alle bekannten Story-Elemente bereits vorhanden: Minnie ist schon etwas zickig und Micky stellt sich teilweise als Opfer dar. Im Wesentlichen ist das Setting der klassischen Detektivgeschichte aber nicht zu verkennen. Die Geschichte ist aber ein Unikum und daher wert, in diesem Jubiläumsband abgedruckt zu werden, handelt es sich doch um DAS Micky-Abenteuer von Carl Barks. Der folgende Artikel bezieht sich auch auf die begnadete Übersetzerin Dr. Erika Fuchs. Ihr Beitrag zum Erfolg der Geschichten in Deutschland kann sicherlich nicht hoch genug angesetzt werden.

Die folgenden Geschichten sind sicherlich repräsentativ für die „moderne“ Darstellung der Maus im Comic und für sich allemal lesenswert. Sie stellen aber keine Highlights dar und repräsentieren somit ein wenig das Schattendasein, dass die Maus im Vergleich zu ihrem cholerischen und liebenswetten Kollegen Donald führen muss. Trotzdem enthalten auch die Geschichten um den etwas tragischen Charakter immer wieder auch Innovationen wie die Traumsequenzen aus der Geschichte „Der Traumklau“ von den McGreals und Pelaez.

Die „Monstermaus“ von Cochet, Schröder und Rodriguez ist sogar extrem modern und ein Lesetipp!

Insgesamt ist der Band eine gelungene Darstellung der Entwicklung der Maus von einem chaotischen Slapstick-Charakter über einen Vorstadt-Spießer hin zu einem immer noch Innovationen aufgeschlossenen und liebenswerten Charakter.

Detail 90 Jahre Micky Maus pg 62
(c) Disney 2018

Wer wirklich das Potential der Ikone Micky Maus ausloten will, muss auch (!) zu den Hommagen der franko-belgischen Zeichner greifen. Wer wirklich etwas über die Künstler wissen will, muss zu Sekundärliteratur über die Zeichner greifen (wie dem gerade neu aufgelegten Bändchen über die Zeichner hinter der Signatur Walt Disney. Wer aber einfach nur Geschichten über die letzten 90 Jahre von Micky Maus in Deutschland genießen möchte ist mit diesem Band bestens bedient!

Was passt zu einem Band mit über 190 Seiten? Definitiv etwas, das lange Zeit benötigt um zu reifen: Setzt also einen Cold Brew Coffee an, genießt ein wenig von dem Comic, füllt ab und um, lest weiter und trinkt das leckere Resultat bei den letzten Geschichten! Hören könnt ihr dabei alles, was nicht ablenkt – Easy Listening oder Lounge würden sich anbieten.

© aller Abbildungen 2018 Disney

„BESUCH AUS ENTENHAUSEN“ – WALT DISNEY’S COMIC-FIGUREN UND IHRE ZEICHNER IN EUTIN

Besuch aus Entenhausen - Plakat Ausstellung Eutin 2018

25.08.2018 bis 11.11.2018

Ostholstein-Museum Eutin, Schloßplatz 1
Ostholstein-Museum Eutin

In einem kleinen aber durchaus feinen Ambiente findet noch bis zum 11. November eine Schau der drei „klassischen“ Disney-Zeichner Gottfredson, Taliaferro und Barks sowie der aktuellen deutschen Zeichner Gulbransson und Schröder ihren Platz.

Das Ostholstein-Museum liegt unweit vom Großen Eutiner See in direkter Nähe zu Schloss und Schlossgarten und lädt bei gutem Wetter auch zu einem Spaziergang ein.

Die Ausstellung ist in ihrer ersten Ausprägung bereits seit rund 20 Jahren auf Tour und stellte erstmals die drei klassischen Zeichner einem breiten Publikum vor. sie wurde dann im Laufe der Zeit um Werke von zeitgenössischen Künstlern ergänzt und war so in ähnlicher Form auch schon in Oberhausen in der Galerie Ludwig zu sehen.

Das ursprüngliche Katalog „Gezeichnet Walt Disney?“ wurde für diese Ausstellung wieder aufgelegt.

Der Eintritt beträgt 5,00 EURO.

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