Der Tod des Prinzen & Der Burentreck
Story: Hugo Pratt
Zeichnungen: Hugo Pratt
Originaltitel: Cato Zulu
Hardcover | 96 Seiten | Farbe | 24,80 €
ISBN: 978-3-96582-184-2
Meistens verbindet man den Namen Hugo Pratt mit den Geschichten um den Kapitän ohne Schiff, Corto Maltese. Der Texter und Zeichner hat aber ein sehr vielseitiges Oeuvre hinterlassen. Dankenswerterweise verlegen die Hamburger von schreiber & leser nicht nur die aktuellen und klassischen Abenteuer mit Corto, sondern nach und nach auch die anderen Werke wie etwa Fort Wheeling, die Wüstenskorpione, die Kurzgeschichtensammlung Sein letzter Flug und eben auch diese Graphic Novel!
1879 – Kriege im Süden Afrikas
Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts tobten im Süden Afrikas mehrere Kriege. Verschiedene Europäische Staaten versuchten, ihren Einfluss auf die Gebiete mit brutaler Gewalt durchzusetzen, die verschiedenen Stämme der Zulus und andere Einheimische wollten die Besatzer dagegen hinausdrängen und wieder selbst über ihr Leben bestimmen können. Dazu gab es wie immer in solchen Situationen Diebe, Mörder, Halsabschneider und Deserteure. Und, um die Situation vollkommen unübersichtlich zu machen, gab es Gruppen, hauptsächlich von Buren, die das Land besiedeln wollten und meistens ihr altes Leben komplett aufgegeben hatten, um in der Neuen Welt ihr Glück zu suchen.
Natürlich spielt beim Militär immer auch Politik eine große Rolle. Insofern musste eine englische Truppe ermöglichen, dass der französische Kronprinz Eugène Louis Napoleon sich ein paar Sporen verdienen wollte. Zunächst in der Etappe und damit in relativer Sicherheit eingesetzt, bestand er darauf, an die Front zu kommen und wurde prompt von einem aufständischen Zulu getötet.
Da ein solches Ereignis erfordert, dass jemand dafür bestraft wird, werden der Soldat Catone Milton und ein Offizier zu drakonischen Strafen verurteilt. Cato, genannt Entenschnabel, kann jedoch fliehen und ist nun mitten im Geschehen. Der Draufgänger ist lakonisch, arrogant, risikoaffin, aber auch bereit, sein Leben zu opfern, wenn er einen Sinn darin sieht.
Angelehnt an eine wahre Geschichte
Hugo Pratt war, das beweisen all seine Werke, in Philosophie und Geschichte höchst bewandert. Immer wieder verknüpft er seine Geschichten mit Fakten und Personen der Zeitgeschichte und dichtet ihnen etwas an, dass hätte wahr gewesen sein können. So auch hier: Catone Milton war eine sehr schillernde Person und tatsächlich vom Militärdienst desertiert. Mit seinem sehr eigenwilligen Stil, der Realismus, Schattenspiel und Karikatur vermengt, zeigt Pratt auch hier viel weniger Details als der/die Leser*in wahrnimmt.
Die Stilisierung ist eines der Markenzeichen; kaum jemand anders besitzt die Fähigkeit, durch das markante Überzeichnen einzelner Aspekte ein so stimmiges Gesamtbild zu zeichnen. Sowohl die Zulus als auch vor allem die Soldaten agieren in einer Masse und sind doch Individuen! Wer Corto mag, wird auch Cato lieben. Zudem kommt auch hier die Verachtung von Gehorsam und Regeln zum Ausdruck, die seine Helden zu kleinen liebenswerten Nervensägen machen.
Der „Wilde Westen“ in tiefen Süden
Cato Zulu ist nicht nur ein weiterer, wichtiger Baustein im Werk von Hugo Pratt, er spielt auch mit ein paar Bausteinen, die wir sonst eher aus den Western-Genres kennen, und verlegt diese in den Süden Afrikas. Daher ist dieser Band auch für die Leser*innen dieser Gattung geeignet.
Der Band kommt – wie bei Pratt im Verlag schreiber & leser üblich – mit einer Einleitung, die zudem reich bebildert ist. Sie gibt Einblicke in die historischen Hintergründe und zeigt Skizzen und Entwürfe von Pratt. Format- und Gestaltungstechnisch passt sie zu den Corto-Bänden und sieht dementsprechend im Regal gut aus.
Dazu The Smiths und ein Steambock von TX.
© der Abbildungen Casterman, Belgium, 1990, Cong S.A., Switzerland, 1984 | 2025 Verlag Schreiber & Leser, Hamburg