Reddition 71 – Juli 2020
Herausgeber: Volker Hamann
Verlag Volker Hamann, Edition Alfons
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 12,00 €
ISSN: n/a
Es ist ein paar Monate her seit die letzte Reddition erschienen ist. Das Warten hat sich aber gelohnt denn Volker Hamann und Team haben wieder einmal einen Bereich von Grund auf erschlossen! Das Thema der aktuellen Ausgabe sind Zeitungscomics in Deutschland, also eine alltägliche Begegnung für die meisten von uns.
Die Tradition der Strips begann in den Zeitungen
Während Comics in Heft- und Albenform immer noch ein wenig mit dem Vorurteil zu kämpfen haben, doch eigentlich nur Kinderkram wenn nicht gar Schund zu sein, sind Strips in Zeitungen als Mittel der Kund*innenbindung akzeptiert und haben eine lange Tradition. Über die Ursprünge in den Vereinigten Staaten mit den Kampf zwischen Pulitzer und Hearst ist schon viel geschrieben worden und so verzichtet Michael Hein glücklicherweise darauf, alles zu wiederholen. Sein einführender Essay enthält genau die richtige Menge an Information um die Alleswisser nicht zu langweilen, den Einsteigern aber ein gutes Gerüst für den Rest des Dossiers zu bieten.
Der Fokus liegt auf der Entwicklung in Deutschland und so werden in einer guten Mischung einerseits Serien vorgestellt die hier eine gewisse Relevanz gehabt haben oder hatten. Es gibt daher Artikel etwa zu The Phantom (Empfehlung für alle, die zu wenig Zeit haben um alles zu lesen!) von Bernd Frenz, Rip Korby (sic!, so hieß der Gute hier) Modesty Blaise aber auch zu den Peanuts, Hägar oder Zits.
Etwas allgemeiner gehalten sind dagegen die Beiträge zu James Bond, Star Wars, Star Trek oder Doonesbury, die eher auf die Serien an sich eingehen. Natürlich dürfen auch Ausflüge in die europäischen Serien nicht fehlen und so finden sich auch die Vandersteen-Serien (Suske & Wiske, Bessy), Petzi und Tim und Struppi sowie die unvergesslichen Munins in diesem Heft.
Wie kommen die Folgen in meine Zeitung?
Was wäre ein Dossier zu Zeitungscomics ohne Artikel zu den Vertreibern der Strips? Nichts, genau! Deshalb werden auch Bulls Pressedienst und das presse-illustrations-büro vorgestellt. Zu ersterem gibt es sogar drei Artikel die sich verschiedenen Aspekten widmen. In einem Interview erläutert Markus Schindler von Bulls das Geschäft, das längst nicht mehr auf gedruckte Strips beschränkt ist.
Ich gehöre zu den glücklichen Lesern die noch Strips geboten bekommen: täglich Hägar und Magnus, montags zusätzlich die Schlümpfe und am Samstag Sherman’s Lagoon.Nicht die beste Auswahl aber immerhin. Was ist euer Favorit? Hinterlasst gerne einen Kommentar.
Die Reddition beweist erneut, dass das aktuelle Team sich in eine Vielzahl von Themen nicht nur einarbeiten kann sondern es auch schafft, das Ganze ansprechend und lesbar zu präsentieren. Hut ab! Ich bleibe bei meiner Meinung, dass es im deutschsprachigen Bereich keine andere regelmäßige Sekundärpublikation mit der Reddition aufnehmen kann.
Ein einziger Wermutstropfen sei zum Schluss dann doch noch vermerkt: Während des Lesens möchte zumindest ich immer wieder mehr Originalmaterial sehen/lesen. Zwar ist schon begleitend das eine oder andere abgedruckt, einen wirklichen Eindruck kann man damit aber nicht gewinnen. Wie schön wäre es, einen abgestimmten Reader zu haben der zu jedem Artikel 5-6 Seiten Beispiele präsentieren würde. Dass das Ganze weder betriebswirtschaftlich zu kalkulieren wäre noch der Aufwand für die ganzen Rechte in einem angemessenen Verhältnis stehen dürfte ist mir klar. Schön wäre es trotzdem.
Nur für Abonnenten gibt es wenigstens einen kleinen Schmankerl: Eine als Poster aufgezogene Sonntagsseite und einen Artikel über die Comic-Produktion aus dem Jahr 1950.
Dazu passen ein Indian Summer aus dem MalzKultWerk und The Slackers mit traditionellem Ska!
© der Abbildungen Verlag Volker Hamann, Edition Alfons 2020 und die Autoren
4 Gedanken zu „Reddition 71 – Zeitungscomics in Deutschland“