In der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen findet noch bis zum 9.9.2018 eine Ausstellung zum „deutschen Pendant zu Micky Maus“ statt. Mit über 200 originalen Zeichnungen ist es die bisher umfangreichste Schau zum Rolf-Kauka-Universum. Viele der Exponate stammen aus dem 2014 von Dr. Piech übernommenen Nachlass und wurden bisher nur selten aber nie in dieser Menge gezeigt.
Die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum und präsentiert neben zwei anderen Themen auch heuer wieder Comics! In früheren Jahren konnte man hier schon eine Ausstellung zu der Entwicklung der Comics in Deutschland, die Zusammenstellung von sechs Disney-Künstlern unter dem Thema „Von Entenhausen nach Oberhausen“ oder die Schau „Das ist doch keine Kunst“ mit Werken von Ruthe, Sauer und Flix besuchen. Die Erwartungen sind also durchaus hoch.
Bei 35 Grad Außentemperatur ist es schon mal sehr angenehm, klimatisierte Räume betreten zu können. Die Ausstellungsräume befinden sich auf drei Etagen in sehr großen Räumen so dass den Exponaten an den Wänden der Platz gegeben werden kann, den sie benötigen. Alle paar Meter gibt es vergrößerte Darstellungen als Gliederungselemente, oft begleitet von einem kurzen einführenden Text. Mittlerweile hat auch jedes Ausstellungsstück eine kurze begleitende Erläuterung. Wie bei allen Ausstellungen in Oberhausen gilt aber auch bei Fix & Foxi, dass man die Ausstellung eigentlich erst richtig versteht, wenn man den Katalog liest. Insbesondere für Besucher, die mit dem Herstellungsprozess nicht so vertraut sind, erschließen sich der Sinn von blauen Linien in der Vorzeichnung oder Anweisungen auf der Originalzeichnung nicht unbedingt. Zwar wird das mit den blauen Linien auch in der Ausstellung auf einem kleinen Schildchen erklärt, dieses befindet sich allerdings erst am gefühlt 30-sten Exponat mit eben solchen. Ich weiß, dass es sicherlich kein unbedachtes Unterlassen ist, dass es keinen Königsweg gibt, und dass es hier nicht um Comics im Allgemeinen geht sondern um ein spezielles Thema. Trotzdem stehen „Mitgekommene“ manchmal etwas verzweifelt davor.
Thematisch gegliedert werden in 8 Sälen zunächst einmal die Anfänge von Till Eulenspiegel über Reinicke Fuchs zu Fix und Foxi dargestellt. Überhaupt liegt ein Schwerpunkt der Exponate auf den frühen Werken. Rolf Kauka war in den Publikationen immer präsent: Als Herausgeber, als Titelgeber (Rolf Kaukas Fix und Foxi), als väterlicher Freund (Euer Rolf). Er hat den im Laufe der Zeit zu einem regelrechten Kosmos herangewachsenen Bestand auch bis zuletzt inhaltlich betreut und überwacht, gezeichnet hat er aber nie. Der erste Hauptzeichner war Dorul van der Heide mit noch sehr naturalistischen, an das Tierreich angelehnten Figuren. Später übernahmen andere Zeichner und modernisierten langsam die Figuren. Ein verbindlicher style-guide wie bei Disney schon lange üblich wurde aber erst 1971 kreiert und sorgte ab dann für eine Standardisierung. Zu der Festlegung der Zeichnungen gehörte auch eine von Kauka und dem damaligen Chefzeichner Walter Neugebauer fest vorgegebene Beschreibung von Stil, Charakter und Inhalt der Geschichten in den sog. „Elementen der Kauka-Comics“.
Natürlich dürfen auch die weiteren Akteure aus Fuxholzen nicht fehlen: Eusebia und Knox, die die Welt der Erwachsenen vertreten, Lupo, der Rebell und Lupinchen, die freche Teenagerein sowie Pauli der Maulwurf, der es zu einer eigenen Welt mit weiteren Akteuren brachte. In den Spitzenzeiten brachte es die wöchentliche erscheinende deutsche Konkurrenz der Micky Maus auf über 200.000 Exemplare!
Die eine Zeitschrift war Kauka aber nicht genug. Er diversifizierte sein Programm in alle Richtungen und brachte Bussi Bär für die Kleinen und Lupo modern für die Großen. In letzterem durften sogar „schräge“, dem eigentlich streng konservativen Kauka sicherlich suspekte Themen wie Jazz, Beatles oder Hippies abgehandelt werden. Auch aus dieser Zeit sind einige Werke zu sehen!
Noch später, in der Wiechmann-Zeit, kamen sogar albenlange Geschichten für junge Erwachsene wie Capitan Terror, Kuma oder Andrax in Zusammenarbeit mit spanischen Studios heraus. Wenn ich an meine Jugend denke war das sicherlich die spannendste Phase! Auch hier finden sich Exponate an denen sich der große Unterschied zu den kindgerechten Bildern der verflossenen Jahre deutlich ablesen lassen: harte Kontraste, Schraffuren, Gewalt gegen Verniedlichung, weiche Farben und runden Figurkonturen.
Ein weiterer Saal stellt das wohl kontroverseste Thema dar: Kauka hat als einer der ersten und vor allem erstmals in großem Stil seit 1965 Material aus dem Franko-belgischen Raum lizensiert und bekannt gemacht: Die Schlümpfe, Boule et Bill (Schnieff und Schnuff), Pirat Schwarzbart, Spirou (Pit und Pikkolo), Lucky Luke, viele weitere und vor allem Siggi und Babarras wie die komplett eingedeutschen Asterix und Obelix genannt wurden. Immerhin sechs Abenteuer der Gallier konnten als Abenteuer der Germanen (!) mit komplett neuen Inhalten aber gleichen Zeichnungen veröffentlicht werden bevor der Lizenzgeber die Reißleine zog. An diese Thematik kann man unterschiedlich herangehen: urheberrechtlich, künstlerische Freiheit des Übersetzers, politisch (ja, der Bösewicht hat einen jüdischen Akzent). Alle diese Aspekte werden in der Ausstellung aber zumindest angerissen! Mehr geht in diesem Rahmen sicherlich nicht.
Fix & Foxi hat das Schicksal vieler Printprodukte erlitten: trotz vieler Änderungen (wie z.B. Gimmicks) ist 1994 Schluss. Zwar kommt es 2010 zu einem sehr kurzlebigen Relaunch aber das Printabenteuer ist vorbei! Aber Kauka hat die heute so viel beschworene Digitale Transformation geschafft! Aus einer für das Fernsehen produzierten Trickfilmserie hat sich mittlerweile ein eigener Satelliten-TV-Sender entwickelt der auf mehreren Kontinenten zu empfangen ist! Hut ab. Für die Filme steht in Oberhausen ein eigener Saal als „Kino“ zur Verfügung. Außerdem gibt es immer noch einen Merchandise-Bereich. Auch hierzu sind viele Exponate aus den letzten fast 70 Jahren zu sehen.
Fix und Foxi im Print ist tot? Vielleicht doch nicht: Der letzte Chefzeichner der Füchse, Bone Buddrus, hat einen neuen Einseiter produziert der in der Ausstellung im Schloss Oberhausen spielt! Dieser ist im Übrigen auch auf der Rückseite des als Hardcover im Din-A4-Format gebundenen und erneut sehr zu empfehlenden in der Edition Alfons erschienenen Ausstellungskataloges abgedruckt. Er kann aber auch sowohl als Vorzeichnung wie als fertige Seite als signierter und jeweils auf 200 Exemplare limitierter Druck erworben werden.
Für Comic-Fans, Nostalgiker, Fix-und-Foxi-Leser und alle, die sich für den Hintergrund der TV-Serie interessieren, ein lohnender Besuch! Für alle, die sich noch nie für Comics interessiert haben, die Ausstellung aber einfach mal sehen wollen, lohnt es sich, einen Bekannten mitzunehmen, der oder die ein paar Hinweise geben kann.
Alle, die jetzt noch Kraft übrig haben, können die Zusatzausstellung, die über den Shop zu erreichen ist, besuchen: „Glück auf!“ mit Comics und Cartoons von Kumpel Anton über Jamiri bis Walter Moers. Auch in diesem Saal werden viele Originale von den titelgebenden Künstlern aber auch von z. B. Ulf K. oder Ralf König gezeigt die sich irgendwie mit dem Thema „Kohle“ beschäftigen. Meines Erachtens lohnt es sich, die vielen unterschiedlichen Stile aber auch Herangehensweisen auf engstem Raum miteinander vergleichen zu können.
Das Programm der Ludwiggalerie mit speziellen Vorträgen und Führungen sowie einem speziellen museumspädagogischen Teil findet sich hier:
Der Eintritt beträgt 8€ für Erwachsene, 4€ ermäßigt und 12€ für Familien. Die Ludwiggalerie ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. An Sonn- und Feiertagen werden um 11:30 kostenlose Führungen angeboten.
Der zweisprachige Katalog zur Fix-und-Foxi-Ausstellung mit 128 Seiten im Albumformat ist bei der Edition Alfons erschienen, kostet 29,80€ und hat die ISBN 978-3-946266-13-6.
© aller Abbildungen Sammlung Dr. Stefan Piëch
© Plakat Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
© Foto Sven Krantz-Knutzen