ZACK 256

ZACK 256 (Oktober 2020)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Alles neu macht in diesem Fall der Oktober und so erscheint das ZACK ab dieser Ausgabe über alles gesehen bei dem dritten Verlag, nämlich der Blattgold GmbH. Ansonsten ändert sich aber wenig, denn Internet und social-media Auftritte bleiben unverändert, die Chefredaktion auch! Für Abonnent*innen gibt es allerdings jetzt die Möglichkeit, neue limitierte Titel der ZACK-Edition zu erwerben. Sie sind nur mit der jeweiligen Abo-Nummer bestellbar und dienen somit auch der Leser*innenbindung. Der erste Band ist eine Sammlung von Werbecomics des klassischsten unter allen ZACK-Helden: Michel Vaillant. Ein interessanter neuer Ansatz auf dem schwierigen Markt – comix-online wird weiter berichten!

Die Neustarts

Gleich zwei Serien gehen mit neuen Fortsetzungen an den Start: Den Anfang machen die französischen Kampfpiloten Tanguy & Laverdure. Das Wüstenschwert schließt direkt an die letzte Geschichte an und so findet sich Ernest Laverdure mitten in der Wüste Bidayat neben seinem abgestürzten Flugzeug wieder. Er befindet sich im Grenzgebiet von Dahman und Nijaq das von scheinbar religiös begründeten Streitigkeiten bedroht wird, aber auch Gebiet von Drogenschmugglern und wirtschaftlichen Ausbeutern ist. Da die Region von strategischer Bedeutung für Frankreich ist, befinden sich die beiden Piloten dort auf offizieller Mission. Grandiose Zeichnungen von Sébastien Philippe unterstützen eine politisch interessante, spannungsgeladene Story von Patrice Buendia und Frédéric Zumbiehl. Sehr gelungene Neuinterpretation eines Klassikers, immer noch etwas französisch patriotisch, aber offen!

Ebenfalls wieder dabei ist Die Bank von Pierre Boiserie & Philippe Guillaume. Die Milliarde der Emigranten beginnt im Paris des Jahres 1825. Charlotte de Saint-Hubert, die Heldin der Story, glaubt aufgrund eines neuen Gesetzes ihr verlorenes Vermögen zurückerhalten zu können und beginnt den mühsamen Weg durch die Bürokratie. Dadurch könnte sie vielleicht ihre Tätigkeit als Prostituierte aufgeben, doch sie stößt auf unerwartete Schwierigkeiten. Julien Maffre ist ein Meister des Dekors und der Architektur und versieht seine Personen mit einem leicht karikierenden Antlitz. Sehenswert!

Die Fortsetzungen

Mathieu Reynés macht bei Harmony alles allein. Die Erzählung über mutierte Kinder mit besonderen Eigenschaften und den Versuch des militärisch-industriellen Komplexes, diese Fähigkeiten auszubeuten, ist bereits in der dritten Runde, Ago, und bekommt immer mehr handelnde Akteure. Während sich auf der staatlichen Seite der Konflikt um die „Führung“ der Kinder fortsetzt, bekommen diese ohne es zu wissen neue Verbündete. Spannende, modern erzählte und mit technischem Equipment grafisch gut erzählte Serie aus Spirou.

Der oben bereits angesprochene klassische Rennfahrer erlebt auch in seiner modernen Reinkarnation gerade spannende 13 Tage. Genau diese Zeit verbleibt Michel Vaillant zwischen Entscheidung und erstem Formel 1-Rennen seit Jahren für seine Vorbereitung. Philippe Graton und Denis Lapière sind ganz dicht dran am tatsächlichen Ablauf und so erfahren wir mehr über das Reglement bezüglich der Trainingsfahrten. Alles ist heutzutage limitiert und so darf der Pilot in Spe immer noch nicht hinter dem Steuer seines Wagens Platz nehmen. Währenddessen fängt die Presse an, ihr Spiel zu spielen. Der Grat zwischen Held und Loser ist sehr schmal.

Der Abschied

Der für mich bisher beste Western des Jahres ist leider schon wieder durch. Der Sheriff von Jérôme Felix beschreibt sehr desillusioniert den Übergang des Zeitalters der Cowboys in das industrielle Zeitalter, das von Eisenbahnen und Konzernen geprägt sein wird. Es bringt aber auch die Unterschiede zwischen Schein und Wirklichkeit, Moral und Gewinn zum Vorschein. Paul Gastine hat den One-Shot brillant umgesetzt: wechselnde Panel-Größen unterstützen die Geschwindigkeit, die Farben werden von den anfänglich hellen optimistischen Tönen immer dunkler und der klassische Show-Down offenbart die filmischen Anleihen!

Und sonst?

Auch im neuen Verlag beweist das ZACK seine Ausnahmestellung auf dem deutschen Markt: Nirgendwo sonst bekommt man als Leser*in einen so großen Querschnitt aktueller, nicht US-amerikanisch oder asiatisch geprägter Comic-Kunst und die Ankündigungen im Vorwort für neue Serien deuten an, dass es so weiter geht!

Die „Füller“ wie Tizombi, Parker & Badger und in dieser Ausgabe sogar der Vater der Sterne tragen ebenfalls zum Genuss bei! Dazu kommen wie immer die Rubriken mit News, Rezensionen und einer Liste der in diesem Monat erscheinenden Comics mit hohem Nutzwert. Der schon neunte Teil über Comicverfilmungen von Bernd Hinrichs ist mittlerweile bei den Schlümpfen angekommen und Christian Endres stellt Unfollow vor.

Also: Bleibt zuhause und macht euch eine schöne Zeit mit dem aktuellen ZACK, genießt ein kühles Kellerbier und lauscht den Interruptors, die ebenfalls eine moderne Variante einer klassischen Richtung abliefern!

© der Abbildungen 2020 bei den jeweiligen Zeichnern und Verlagen c/o Blattgold GmbH

ZACK Comic Box 9 – Klassiker des Monats Januar 2019

ZACK Comic Box 9 (Superband)

Story: Albert Weinberg, Greg

Zeichnungen: Albert Weinberg, Hermann, Eddy Paape

KORALLE Verlag GmbH (1974)

Album | 148 Seiten | Farbe | 5,80 DM

ISBN: n/a

Cover Zack Comic Box 9

Der Koralle-Verlag verlegte nicht nur das „alte“ ZACK sondern auch einige Sonderreihen wie die Zack (Comic) Box, die in Albenform Abenteuer der Zack-Helden präsentierte oder die Zack Parade, die im Taschenbuchformat entsprechendes Material enthielt. Insgesamt erschienen zwischen 1972 und 1981 43 Ausgaben. Anfang dieses Jahrtausends wurde der Brand kurzfristig für zwei Ausgaben (Dan Cooper und Luc Orient) von Salleck Publications fortgeführt.

Als Beispiel für diese Reihe soll hier der 1974 erschienene Band 9 näher vorgestellt werden, enthält er doch gleich drei Geschichten von klassischen Helden.

Dan Cooper von Albert Weinberg deckt dabei die Techniksparte ab, die in anderen Bänden von Mick Tangy (sic!) oder Michel Vaillant vertreten wird. Für die Zielgruppe der Jungen, technikbegeistert und motorenlärmaffin, wurde im Zack einiges geboten: Neben den Comics gab es Berichte über neue Motoren, Flugzeuge oder Rennberichte und Dan Cooper war als Testpilot, der auch Science-Fiction oder Krimi Elemente in seinen Geschichten zu durchleben hatte, einer der beliebtesten Charaktere dieser Ära. Mittlerweile gibt es im Splitter-Verlag eine 15-bändige Gesamtausgabe aller Dan Cooper Stories.

Die hier abgedruckte Geschichte „Die Männer mit den goldenen Flügeln“ ist der 16. Band der Originalreihe. Dan Cooper ist einer Kunstflugstaffel zugeteilt und so werden atemberaubende Kunststücke eingeübt und vorgeführt und nebenbei noch in einem Artikel erläutert. Natürlich ist Mut dafür von Nöten der allerdings nicht in Leichtsinn ausarten darf. Insgesamt sicher spannend, im Vergleich zu anderen Geschichten um Cooper allerdings eher Durchschnitt.

Zack Comic Box 9 - page 24

„Die Wölfe von Wyoming“, der dritte Band der Westernreihe „Comanche“ von Hermann (Huppen) und Greg (Michel Regnier) steht für das Thema Western, das im realistischen Bereich vor allem von Leutnant Blueberry und eben Comanche, aber auch durch Caine abdeckt worden ist. Im Funny-Bereich kamen mit Lucky Luke von Morris und Umpah-Pah von Goscinny und Uderzo aber auch Häuptling Feuerauge von Gordon Bess weitere Schwergewichte hinzu. Auch Comanche liegt mittlerweile in einer mustergültigen Fassung im Splitter-Verlag vor.

Die Serie Comanche spiegelt nicht den typischen sauberen Westernhelden; Red Dust ist ein ehemaliger Revolverheld der auf einer kleinen Ranch, die von einer Frau geleitet wird, angeheuert hat. Im Umfeld der Konflikte mit Indianern, großen Ranchern und Verbrechern müssen sich die Protagonisten, zu denen auch noch ein weißes Greenhorn, ein junger Farbiger und ein alter Mann gehören, immer wieder neu zusammenraufen und beweisen. Hier geht es um eine mörderische Bande und das alte Thema der Gerechtigkeit, das Hermann allerdings etwas brachialer angeht als andere. Das Artwork ist dabei allerdings grandios!

Detail Zack Comic Box 9 page 71

Vervollständigt wird die Zack Comic Box 9 mit dem „Krater des Verderbens“ von Luc Orient, getextet ebenfalls von Greg und gezeichnet von Eddy Paape. Neben den Fernsehadaptionen von Enterprise und Mondbasis Alpha 1 sowie den im Zack publizierten Geschichten um Valerian und Veronique wird damit der Bereich der Science-Fiction abgedeckt. Auch dieses Thema passte perfekt für die jugendlichen, männlichen Leser des Zack und war durch eine Vielzahl von Romanen etwa bei Heyne, Goldmann und Pabel/Moewig ein Topseller der damaligen Zeit. Luc Orient erschien vor einigen Jahren als fünfbändige Gesamtausgabe bei Egmont EHAPA und in neuen Hardcover Einzelbänden ab Februar dieses Jahres beim All-Verlag.

In diesem, im Original siebten Band geht es um seltsame Vorkommnisse in der Nähe eines durch einen Meteoriteneinschlag verursachten Kraters. Das Team von Eurocristal wird in die Untersuchungen eingeschaltet und muss nebenbei noch einen Mord aufklären. Dieses Abenteuer gehört nicht in die Reihe der Geschichten auf Terango, die im Magazin veröffentlicht wurden. Spannende Kost, die verschiedene Genres gut verknüpft und zeichnerisch ansprechend darbietet.

Zack Comic Box 9 page 128

Die Comic Boxen boten den damaligen Leser*innen zu einem erschwinglichen Preis lange Geschichten ihrer Lieblingshelden und dienten teilweise auch dem Test neuer Inhalte. Nicht immer handelte es sich um Erstveröffentlichungen und teilweise wurde der gleiche Inhalt mehrfach verwertet. Trotzdem ist der Versuch, Comics aus dem frankobelgischen oder amerikanischen Raum auch in Deutschland einem breiten Publikum zugänglich zu machen und aus der Schmuddelecke zu befreien, im Nachhinein nicht hoch genug zu würdigen. Viele der damaligen Jugendlichen hatten so einen – im Gegensatz zu den teilweise kruden Übersetzungen durch Kauka – unverfälschten Zugang zu den Highlights der aktuellen Comics und wurden dadurch so stark geprägt, dass die Serien sich heute noch gut verkaufen und die „Generation Lehning“ durch die „Generation Zack“ abgelöst worden ist. Das Maschinen-Lettering, die Papierqualität und der Druck sind allerdings nicht mehr zeitgemäß und wurden mittlerweile optimiert und auch die Übersetzungen sind angepasst worden.

Der Zack Comic Box Superband 9 sollte auf einschlägigen Plattformen oder im Comichandel noch gut erhältlich sein. In Super-Sammler-Qualität werden dafür in etwa 18 € fällig, „lesefähige“ Ausgaben sollten für unter 5 € gefunden werden können.

Dazu passt Nostalgisches:  KiBa und Glam-Rock, etwa von den Anfängen von The Slade oder The Sweet.

© der Abbildungen 1974 KORALLE Verlag GmbH und bei den jeweiligen Autoren

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