ZACK 260

ZACK 260 (Februar 2021)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

2020 war schon fast Geschichte und es stand keine Wahl zur ZACK-Serie des Jahres an. Die Frage danach von comix-online in einem Interview mit Georg F. W. Tempel war ein Auslöser dafür, dass es sie jetzt doch gibt! Wer noch nicht teilgenommen hat, sollte dieses schleunigst hier nachholen! Zu gewinnen gibt es im Übrigen das ansonsten nur für Abonnent*innen erhältliche Michel Vaillant Spezial 1 mit Werbecomics des leider gerade verstorbenen Jean Graton. Außerdem dürfen wir uns schon mal auf einen weiteren Western im Sommer von dem aus Deutschland stammenden Martin Frei freuen!

Die Rückkehrer

Die von Jean Van Hamme und Alcante verfasste Serie Rani kehrt mit dem zweiten von bisher acht Bänden zurück auf die Seiten dieses Magazins. Ursprünglich hatte die Geschichte eine TV-Serie werden sollen, aber manchmal kommt es dann doch anders. Tatsächlich war diese zweite Erzählung bereits erhältlich als die Serie dann doch noch im französischen Fernsehen zu sehen war. Glück gehabt, denn Francis Vallès war die richtige Wahl für die bebilderte Umsetzung des Skripts. Jolanne, die uneheliche Tochter des Marquis de Valcourt, war in Band 1 zu Unrecht eines Mordes bezichtigt worden und hatte erfolglos versucht, zu fliehen. Ihr Halbbruder hatte es geschafft, das eigentlich ihr zustehende Erbe an sich zu reißen und Jolanne zum Tode verurteilen zu lassen.

Band 2 – Die Räuberin – beginnt nun mit einer Verlegung der Gefangenen zum Zwecke der Hinrichtung in einem offenen Gitterwagen zusammen mit einem weiteren Mithäftling. Während einer Übernachtung versucht der Polizeiinspekteur Laroche, Jolanne zu sexuellen Gefälligkeiten zu überreden und bringt damit die weiteren Ereignisse ins Rollen. Routiniert und spannend erzählte Geschichte mit teils brillanten Zeichnungen aus dem Frankreich des Jahres 1743. Mehr zu der History-Serie im Serienkompass, aber: Achtung Spoiler!

Und noch eine Serie kehrt zurück: Stephen Desbergs Thriller Empire USA mit dem etwas unspektakulären Titel 2.3! Jared versucht den letzten Tag seines ermordeten Expartners aufzuklären. Vermutlich hatte er sterben müssen, weil er etwas herausgefunden hat, was niemand erfahren darf. Der Comic spielt im Umfeld der nach der Systemwende in der UdSSR emporgekommenen Oligarchen. Viele von ihnen haben sich mit alten Seilschaften verbandelt und nicht alle sind sich grün. Griffo setzt das kühle Jetset und das ausschweifende Leben der High-Society genauso glaubwürdig um wie die brutale Gewalt, die zum Schutz der Privilegien eingesetzt wird. Auch dieses Szenario könnte durchaus die Basis einer Verfilmung sein – Mal sehen, wann die Streamingdienste Nachschub brauchen.

Die Fortsetzung

Im Januarheft hatte eine ungewöhnliche Reihe ihren ersten Auftritt im ZACK: Das Mädchen von der Weltausstellung wird jede Pariser Weltausstellung sowie zwei Sonderschauen als Anlass für einen Band nehmen. Den Anfang macht die erste von 1855. Einerseits geht es darum, die in Bezug zum Herrscher stehenden Toten mit einer Mischung aus Fake News und Ablenkung aus der öffentlichen Diskussion heraus zu halten, andererseits scheint es aber auch jemanden zu geben, der die Ausstellung sabotieren möchte. Die kleine Julie mit ihren hellseherischen Fähigkeiten steht im Mittelpunkt dieser Mischung aus Krimi und History von Jack Manini und Étienne. Eindeutig mehr als einen Blick wert!

Irgendwie auch hierhin gehören die Onepager und Streifen, die leicht übersehen werden können. Parker & Badger von Cuadrado versuchen sich mit allerlei Jobs über Wasser zu halten, scheitern aber meistens grandios. In diesem Heft geben die beiden den Babysitter. Tizombi von Cazenove und Maury handelt von den Abenteuern einer besonderen Clique auf einem Friedhof: Ein paar Zombies und ihre menschliche Freundin, das kleine Steak, vertreiben sich die Zeit mit Kinoabenden, All-you-can-eat-Orgien und schlechter Gesellschaft. Oft ein wenig neben dem guten Geschmack, immer aber herzerfrischend! Und dann gibt es noch den Vater der Sterne von Piquet und Seb, der ständig versucht, seine eigene Welt des Kampfes und der Siegesorientierung über die romantische, verspielte und ziellose Welt seiner kleinen Tochter zu stülpen.

Der Abschied

Giant von Mikaël ist meines Erachtens eine der besten aktuellen Graphic Novels. In ihr sind mehrere Themen miteinander verwoben: Der Aufschwung New Yorks mit seinen gigantischen Hochhäusern als Symbol und seiner gleichzeitigen Begrenzung auf wenige Gewinner, die breite, teils immer noch hungerleidende Masse der Arbeiter und ihre Konflikte, und am irischen Beispiel die zur Auswanderung führende Not der Bevölkerung, die alles hinter sich lassen muss um einen ungewissen Neuanfang in Amerika zu wagen.

Giant hatte sich nicht getraut, der Frau eines Kollegen von seinem Tod zu berichten und hatte ihr stattdessen in seinem Namen Briefe und Geld geschickt. Nun aber steht sie mit den kleinen Kindern vor ihm in New York und erwartet Antworten. Solidarität, Mut und der Zwang weiter zu machen bekommen so ein ganz anderes, persönliches Bild. Die in Erdfarben gehaltenen Bilder erinnern an alte Fotos, geben aber auch die wehmütige Stimmung perfekt wieder! Mehr als ein Kleinod.

Und sonst

Friedrich Engels wird meistens nur in seiner Kombination mit Marx betrachtet. Nun aber gibt es eine Graphic Novel über den Revolutionär und Unternehmer von drei deutschen Comicschaffenden. Michael Hüster präsentiert ein Interview und eine unveröffentlichte Seite!

Bernd Hinrichs ordnet den Band von Taschen über die gefährlichsten Comics der Welt in ihren historischen Kontext ein. Während in Amerika die bahnbrechenden Hefte aus dem EC-Verlag für kurze Zeit als die innovativsten Comics des Jahrhunderts gefeiert wurden, verschafften sich dort und auch hier Lautsprecher Gehör, die „unsere Kinder“ vor „Schmutz und Schund“ und „Verrohung“ zu beschützen vorgaben. Sehr lesenswerte Besprechung eines vorzüglichen Bandes, der hier zum Sekundärwerk des Jahres gekürt worden war.

Eine sehr abwechslungsreiche Mischung aus französischer und amerikanischer Vergangenheit sowie europäischer Gegenwart, Krimi, Abenteuer und Gesellschaftskritik, abgerundet mit spannenden Beiträgen, News und Rezensionen!

Auch musikalisch dazu eine kleine Zeitreise, zurück in die beginnenden 80-er: Die erste von Madness ist immer noch zusammen mit der ersten von The Specials ein Aufbruch in neue Zeiten! Perfekte Hintergrundmusik zu diesem ZACK und einem Hellen Bio-Bier aus der Finne Brauerei.

© der Abbildungen 2021 bei den jeweiligen Verlagen und Künstlern c/o Blattgold GmbH

Taymans – Caroline Baldwin GA 1

Sammelband 1 mit den Episoden 1 bis 4

Story: André Taymans

Zeichnungen: André Taymans

Originaltitel: Caroline Baldwin Integrale Vol. 1

Schreiber und Leser

Hardcover mit Lesebändchen | 240 Seiten | Farbe | 39, 80 € |

ISBN:  978-3-96582-047-0

Es gibt Krimis und Krimis. Die einen erzählen zum gefühlt millionsten Mal eine bekannte Geschichte: Ein Mann hat irgendjemand umgebracht, wird von einem Polizisten gejagt und am Ende ist nach einigen Verwirrungen der Fall erfolgreich gelöst. Je nach Zeit und Medium gibt es dazu noch ein paar familiäre Probleme, Ärger mit Kolleg*innen und mehr oder weniger Gewalt.

Und es gibt solche, die anders sind, bei denen die Spannung erhalten bleibt, weil nachvollziehbare Charaktere versuchen, ihre Fähigkeiten sinnvoll einzusetzen und die möglicherweise auch gar nicht gut ausgehen. Letztere liebe ich und in diese Kategorie gehören die Abenteuer von Caroline Baldwin!

Eine Heldin, die es gar nicht geben sollte

André Taymans war Mitte der 90-er Jahre bereits ein bekannter Autor und Zeichner von Comics für Kinder, begann aber die Lust daran zu verlieren und wollte etwas anderes machen. Der genaue Verlauf der Odyssee von einer ersten Idee hin zu Moon River ist im Vorwort der gerade erschienenen Gesamtausgabe nachzulesen. Hier soll davon nur verraten werden, dass der Comic weder als Reihe geplant war, noch Caroline Baldwin die Titelheldin oder Hauptperson sein sollte. Egal, 1996 erschien Moon River als erster Teil einer neuen Serie, wurde für gut befunden und mittlerweile haben 16 weitere Teile das Licht der Verkaufsregale erblickt.

Band 1 erzählt die Geschichte eines depressiven ehemaligen Astronauten. Er verschwindet plötzlich obwohl er doch als Aushängeschild einer Firma zu einem wichtigen Vertragsabschluss hätte beitragen sollen. Da möglicherweise die Konkurrenz ihre Finger im Spiel haben könnte, beauftragt die Firma die Privatdetektivin Baldwin mit dem Auffinden und Zurückbringen des alten Helden. Die Heldin trinkt, hat wechselnde Partner und ist auch sonst manchmal eher depressiv unterwegs. Sie ist aber keineswegs bereit, klein beizugeben!

Gleich im Anschluss wird es noch politischer: in Kontrakt 48-A geht es um die Auswirkungen radioaktiver Strahlung und die nicht immer vorhandene medizinische Ethik. Taymans hat mittlerweile einen besseren Bezug zu seiner Heldin entwickelt und sie mehr in den Mittelpunkt gerückt. Sie bekommt einen sehr sympathischen Großvater, einen Erbfall und unsympathische Verwandte für den Hintergrund. Zudem hat sie über diese Linie indianisches Blut und daher auch nicht immer die Vorteile einer Weißen.

Tödliche Texte

Und dann schlugen wieder die Zufälle des Lebens zu. Während die ersten beiden Bände mit einem Umfang von 64 Seiten veröffentlicht worden waren, standen für die weiteren Folgen nur noch 48 Seiten zur Verfügung und Taymans musste das bereits begonnene neue Werk entweder stark kürzen oder ausweiten. Zum Glück für uns entschied er sich für das letztere und so entstanden die zusammengehörigen Nummern Der Tote im Pool und Showdown in Havanna.

Ein rechter Mob verbrennt erotische Romane an einer Tankstelle, kurze Zeit später schwimmt der Autor dieser Romane tot in dem Pool von Carolines Freundin. Als wäre das nicht genug, überrascht Caroline auch noch einen Einbrecher, kann ihn aber nicht überwältigen. Eine Spur führt in die Welt der Literatur mit Massenauflagen und Schreibblockaden. Die Lösung dieses Falls kann aus verschiedenen Gründen nur in Havanna liegen und so macht sich die Heldin auf in eine Stadt, die sich – zumindest hier im Comic – sehr farbig, aufgedreht und musikalisch, aber eben auch als sehr gefährlich präsentiert!

Die Zeichnungen

Caroline Baldwin ist hübsch, aber kein Model. Sie ist eigenwillig, aber nicht egozentrisch. Die Heldin ist depressiv, aber nicht unterzukriegen. Sie ermittelt selbständig, ist aber kein Mann. Und: sie ist sexuell aktiv, aber nicht gebunden. Für die damalige Zeit eine ganze Menge an Tabubrüchen und auch heute noch lange nicht selbstverständlich! Taymans hat für diese Frau und ihre Erlebnisse mit einer nur leicht modernisierten Ligne Claire das nahezu perfekte Stilmittel gefunden.

Sie ermöglicht Emotionen in der Darstellung, verlangt aber keinen Realismus. Hintergründe sind wichtig, wenn sie eine Aufgabe haben, können aber auch durchaus auf eine Farbe reduziert werden, wenn sie nicht ablenken sollen. Bewegungslinien erzeugen Dynamik und alles zusammen strömt eine nostalgische Note aus! Einige Figuren, wie etwa der Großvater, haben ihre Vorbilder in der Realität und den Zeichnungen ist anzusehen, wie der 1967 in Belgien Geborene sich langsam in die Handelnden hineinversetzen kann, sie liebgewinnt und ihnen Persönlichkeit gibt.

Natürlich gehört Caroline Baldwin mittlerweile mit einem eigenen Wandgemälde zum Stadtbild von Brüssel und wurde damit zurecht in die erste Reihe aufgenommen!

Der Tipp

Krimifreund*innen aufgepasst: Wer die Serie noch nicht kennen sollte, darf, muss vielleicht sogar einen Blick riskieren. Die Heldin wird sich noch weiter entwickeln und langweilig wird es definitiv auch weiterhin nicht. Die gleiche Empfehlung geht an alle Fans der klaren Linie, die Generation ZACK und an alle, die auch nicht Graphic Novels zusprechen, Personen entwickeln zu können.

Schreiber & Leser spendiert der Serie unter seinem Label Alles Gute eine Hardcoverausstattung mit allen Extras: durchlaufendes Rückenbild, Lesebändchen, Glanzlackapplikationen auf dem Einband und eine ausführliche redaktionelle Einleitung mit einer Unmenge an Illustrationen! Heutzutage geht der Blick oft genug zurück auf falsche Vorbilder oder Referenzen; diese Serie atmet zwar nostalgischen Charme aus, ist aber immer noch aktuell und die Freiheit fördernd!

Der Lockdown geht noch lange genug, also kontaktiert eure*n Lieblingsdealer*in und bestellt!

Dazu passt Brody Dalle, energisch und unangepasst, und Whiskey on the rocks.

© der Abbildungen 2017 Studio Caroline / André Taymans, 2017 BELG Prod. Sarl., 2021 Schreiber und Leser

R.I.P. Jean Graton

Der 1923 in Nantes geborene Jean Graton ist am 21. Januar 2021 in Brüssel gestorben.

Sein bleibender Beitrag zur europäischen Comicgeschichte ist Michel Vaillant, eine in 70 Alben veröffentlichte Reihe über einen Rennfahrer und seine Erfolge, aber auch über die Familie Vaillante, die u. a. Autos und Motorräder herstellt und vertreibt, daneben aber natürlich auch einen eigenen Rennstall hat(te). Sie waren geprägt von dem enormen Insiderwissen Gratons, der mit dem Rennzirkus eng vertraut war, und der Fähigkeit, dieses spannend darzustellen.

2004 hatte Jean Graton aufgehört zu zeichnen, Michel Vaillant ist mittlerweile modernisiert worden und erscheint in einer zweiten Staffel.

comix-online artist

In Deutschland hatte der Rennfahrer Michael Voss seine ersten Auftritt in MV-Comix bevor er unter seinem richtigen Namen das Aushängeschild des ZACK wurde. Zwischenzeitlich verantwortete Jean Graton auch einen Spin-off über eine junge Rennfahrerin Julie Wood.

Aktuell erscheinen die aktuellen Geschichten von Michel Vaillant in Deutschland im ZACK, die MV-Alben sowie ein Band mit Geschichten von Julie Wood im mosaik Steinchen für Steinchen-Verlag.

© der Abbildung 2021 Sven Krantz-Knutzen

Bonnet – USS Constitution 1

Band 1: Vor Gericht und auf hoher See sind wir in Gottes Hand

Story: Franck Bonnet

Zeichnungen: Franck Bonnet

Originaltitel: USS CONSTITUTION 1 – LA JUSTICE À TERRE EST SOUVENT PIRE QU‘EN MER

Splitter Verlag

Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 16,00 € |

ISBN: 978-3-96219-587-8

Majestätische Schiffe, unbeherrschbare Natur in ihrer ganzen Schönheit und Grausamkeit, monatelang andauerndes Eingesperrtsein auf einem sehr begrenzten Raum und die ständige Gefahr, angegriffen zu werden. Genügend Versatzstücke also, um daraus eine spannende Geschichte auf hoher See zu weben! Immer wieder erscheinen Abenteuer rund um die Seefahrt, oft aus dem Subgenre der Piratenerzählungen.

Familiengeheimnisse und weite See

Obwohl auch hier Piraten Teil der Story sind, ist die Perspektive doch eine andere. Zwar gibt es das namensgebende Kriegsschiff, die USS Constitution, nur aufgrund einer Bedrohung der amerikanischen Handelsflotte durch Piraten. Der früher gewährte Schutz durch die englische Royal Navy war nach der Unabhängigkeit Amerikas teilweise sogar durch eine gewisse Bedrohung ersetzt worden, und Amerika hatte eine eigene Kriegsflotte in Dienst zu stellen. Dabei ging es insbesondere um die Bekämpfung der Piraterie der Barbareskenstaaten im westlichen Mittelmeer. Das Schiff und seine Reise im Jahre 1803 von Boston in das Mittelmeer ist aber nur ein Hintergrundgeschehen für die Erlebnisse des jungen Fähnrichs Pierre-Mary Corbières.

Der nun 16-jährige hatte als Kind eine Ausbildung auf der Militärakademie bekommen und geht, nach dem Tod von Mutter und Großmutter, erstmals auf große Fahrt. Er stammt nicht aus einer reichen Familie ab und mag sich auch sonst nicht so recht an die Zwei-Klassen-Gesellschaft auf Deck zwischen Offizieren und Mannschaft einpassen. So freundet er sich mit einem Matrosen an und verbringt seine Freizeit lieber mit diesem als mit seinen Kollegen. Allerdings wird nicht nur seinem Freund, sondern auch seinem ärgsten Feind unter den jungen Offizieren klar, dass Pierre-Mary noch etwas anderes verbirgt.

Franck Bonnet ist für Zeichnungen und Szenario zuständig. Er kann daher optimal das Tempo variieren und sich Zeit lassen für die Darstellung der Schiffe und ihrer Aufbauten. Eine weitere Vorliebe von ihm ist, das Alltagsleben auf den Schiffen zu beschreiben: Sei es auf Wache, während der Freizeit oder unter Deck. Damit ist er sicherlich in der Tradition der alten Jugendmagazine in denen Albert Weinberg, Jean Graton oder Jean-Michel Charlier den Leser*innen Technik erklärt haben. Dazu passt auch das beigefügte Glossar mit maritimen Begriffen. Nicht zuletzt hat er auch schon eine große Erfahrung mit diesem Thema aus anderen Serien.

Die Zeichnungen – mehr als Wind und Wellen

Natürlich erwartet man bei einem Titel, der den Begriff hohe See in sich trägt, Wind und Wellen. Bonnet lässt uns auch die Weite des Meeres spüren. Verfolgungsjagden können nicht durch den Einsatz von Motoren beeinflusst werden, sondern benötigen das geschickte Ausnutzen der eigenen Stärken am Wind. Der Zeichner schafft es, einerseits die Kommandostrukturen und daraus resultierende Arbeiten zu visualisieren, andererseits auch das tägliche Gleiten und damit beide Seiten des maritimen Alltags darzustellen.

Dazu kommen die Ansichten der Segelschiffe mit oder ohne gesetzte Segel auf dem weiten Wasser oder im Hafen, die nostalgische Gefühle hervorrufen können. Nicht umsonst sind Windjammerparaden heutzutage eine riesige Touristenattraktion! Bonnet kann aber auch Personen in einem städtischen oder ländlichen Umfeld glaubhaft darstellen. Dazu bieten einerseits die Rückblicke auf die jeweiligen Vergangenheiten Möglichkeiten, andererseits gibt es auch einen ausführlichen Landgang in Tanger. Dieser spielt vielleicht etwas zu stark mit Vorurteilen.

Das Layout kommt sehr klassisch daher: rechteckige Panels mit klarem Rahmen und grid-definierter Position. Die Zeichnungen können sich aber sehen lassen: Gesichter sind gut konturiert und Hintergründe fein ausgearbeitet. Wer das ZACK mag, wird hier begeistert sein.

Die Empfehlung

Wer bei dem Titel nur an maritime Abenteuer und Schlachten denkt, greift hier sicherlich zu kurz. Bonnet verwebt ein coming-of-age-Szenario mit den Themen der Identitätsfindung und Freundschaft mit dem Leben auf See und der militärischen Organisation, die notwendig ist, um vor dem Feind bestehen zu können. Aufgrund der Überlänge ist auch genügend Zeit gegeben, die Personen und ihre Verhältnisse zueinander zu entwickeln und die Geschichte trotzdem voranzutreiben. So werden die typischen Probleme einer ersten Folge geschickt umschifft.

Splitter hat dem Ganzen einen perfekten Rahmen gegeben: Überformat mit gutem, stabilem Papier und Hardcover sind ja schon Tradition. Eine auf die geschichtlichen Hintergründe eingehende Einleitung und ein Glossar mit maritimen Begriffen erleichtern den Einstieg in die Welt der Seefahrt, stören aber alte Seebären überhaupt nicht. Gut gemacht! Eigentlich fehlt jetzt nur noch ein beigelegtes Poster mit einem der vielen tollen Panels aus dem Comic!

Beim Thema Seefahrt kommen als Getränk eigentlich nur die tägliche Portion Rum oder das widerstandsfähige India Pale Ale in Frage. Dazu passt Musik von den Bucaneers, auch wenn etwas zu Irish.

© der Abbildungen 2020 Editions Glénat by Franck Bonnet – Tous droits réservés / Splitter Verlag GmbH & Co. KG · Bielefeld 2020

Van Hamme-Alcante-Vallès – Serienkompass Rani

Jolanne de Valcourt – Geächtet, verfolgt und unbeugsam

Texter: Jean Van Hamme, Alcante

Zeichner: Francis Vallès

Reihentitel: Rani

Verlag Deutschland: Blattgold (ZACK)

Verlag Original und Niederlande: Le Lombard

Aktuell 8 Bände von 2009 bis heute

Veröffentlichungsstatus in Deutschland: Band 5 ab September 2024 im ZACK

Cover ZACK 260
Cover Rani 2 als Magazincover

Die Serie

Rani sollte eigentlich eine Fernsehserie werden, konnte jedoch aufgrund von Umstrukturierungen im französischen Fernsehen nicht realisiert werden. Nun ist der Autor Jean Van Hamme ja aber kein Unbekannter im Comic-Business und so wurde das Skript von Alcante (d.i. Didier Swysen) umgeschrieben, der erste Band erschien 2009. Die TV-Serie konnte 2010 doch noch gedreht werden und erschien 2011, kurz nach der Veröffentlichung des zweiten Comics. Mittlerweile liegen acht Comic-Bände im französischen Original und in niederländischer Sprache bei Lombard vor.

Der Titel der Reihe ist eine Referenz auf eine in der Zukunft liegende Episode. Näheres dazu nur für die, die es genauer wissen wollen, unter dem Abschnitt Spoiler.

Detail Rani 2
aus Rani 2

Als Zeichner konnte der Franzose Francis Vallès gewonnen werden, der mit Jean Van Hamme bereits an einem anderen TV/Comic-Hybrid zusammengearbeitet hatte: Hopfen und Malz. Das Paket aus dem aktuell wohl erfolgreichsten europäischen Szenaristen und einem geübten Zeichner versprach von Anfang an gute Unterhaltung und akribische Recherchen. Wenn auch die Verfilmung nach der ersten Staffel keine Fortsetzung erfuhr, die Comics erscheinen noch immer, haben die TV-Serie aber mittlerweile eingeholt:

BandOriginalNiederländische AusgabeDeutsche Ausgabe
1Bâtarde (2009)BastaardZACK 248251
2Brigande (2011)BandietZACK 260263
3Esclave (2012)SlavinZACK 273276
4Maîtresse (2013)Meesteres ZACK 289 292
5Sauvage (2015)Wilde ZACK 303306
6Condamnée (2017)Veroordeelde 
7Reine (2019)Koningin 
8Marquise (2020)Markiezin 
Cover ZACK 248
Cover Rani 1 als Magazincover

Eigentlich ist es unverständlich, dass eine Serie von Van Hamme nicht schon längst in Deutschland erschienen ist, verkaufen sich diese doch auch hierzulande nicht ganz schlecht. Tatsächlich hat sich aber noch niemand an Rani gewagt gehabt und so waren es Georg F. W. Tempel und das ZACK, die 2020 die Chance ergriffen haben.

Die Story

Wir schreiben das Jahr 1743. Die Geschichte beginnt im französischen Zentralmassiv. Die junge Jolanne de Valcourt ist die uneheliche Tochter des alten Marquis Charles de Valcourt, der sie als Tochter anerkennen wollte. Er wird allerdings von ihrem Halbbruder Philippe de Valcourt aus Habgier ermordet. Um seine Rivalin loszuwerden versucht Philippe, Jolanne an einen alten Lüstling zu verkaufen. Dieser infame Versuch wird begleitet von einem Akt des Landesverrats. Natürlich scheitert sowohl das eine wie auch das andere. Das hilft der jungen Heldin allerdings keineswegs denn sie wird zum Sündenbock auserkoren und muss ihr Zuhause fluchtartig verlassen.

Detail Rani 1
aus Rani 1

Hier tritt nun das erste Mal ein Motiv auf, dass die Serie begleiten wird: die junge Frau ist in der Lage, sich aus einer fast ausweglosen Situation zu befreien und kann fliehen. Die Flucht ist aber selten von Dauer und führt zu einer erneuten Festnahme oder einer vergleichbaren Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Natürlich ist das dem TV-Serien-Konzept geschuldet, das noch viel mehr auf Cliffhangern basiert. Dementsprechend endet der erste und beginnt der zweite Band mit unserer Heldin in einem Gefangenentransport.

Ein weiteres, immer wiederkehrendes Motiv der Geschichte ist der Wunsch auf Rehabilitation. Immer wieder versucht Jolanne, Beweise für den Verrat ihres Halbbruders und des ich unterstützenden Polizisten Laroche zu finden und damit ihre Unschuld beweisen zu können. Doch selbst wenn einzelne Puzzlestücke in ihren Besitz gelangen müssen die äußeren Umstände eine Geltendmachung unterstützen.

Detail Rani 1
aus Rani 1

Der klassische Gegensatz von Gut gegen Böse wird hier in einer Melange aus Mantel-und-Degen, Romantik, ferne Welten und Kulturen (Indien) und David gegen Goliath zelebriert. Das garantiert Spannung und Abwechslung!

Spoiler – bitte ggf. überspringen und bei DIE ZEICHNUNGEN weitermachen

Jolanne entkommt Laroche während des Transportes, trifft zunächst erneut auf den Engländer Craig Walker und wird dann Mitglied einer Bande von Gesetzlosen unter der Führung von Gabriel. Aufgrund eines Verrates aus Liebe wird sie erneut verhaftet. Sie schafft es, der Hinrichtung zu entkommen, indem sie sich unter der Identität einer anderen Gefangenen versteckt, wird allerdings nach Französisch-Indien deportiert.

Cover ZACK 275
ZACK-Cover zu Rani 3

Dort angekommen wird sie als Animierdame an die Besitzerin eines Bordells verkauft, hat aber einen sehr speziellen Kunden und ist daher privilegiert. Aufgrund dieser besonderen Ausgangslage schafft sie es, die Leitung zu übernehmen und für „ihre“ Mädchen bessere Verhältnisse zu schaffen. Mittlerweile haben aber auch Philippe und Laroche den Weg nach Indien gefunden und auch Gabriel ist als Galeerensklave dort eingetroffen. Seine Befreiung gelingt zwar, Jolanne muss deswegen aber ihre Stellung aufgeben.

Rettung naht in Form einer Heirat: Sie wird die (Maha)Rani, die Königin eines indischen Reiches und muss feststellen, dass das Land nicht nur an indischen Traditionen festhält, die den europäischen widersprechen, sondern auch zwischen die Fronten Englands und Frankreichs gerät. Erneut stehen Philippe und Craig auf unterschiedlichen Seiten und erneut wird ein Verrat begangen.

Cover ZACK 303
Cover ZACK 303 (Teil 5)

Erneut steht die Heldin vor den Trümmern ihrer Existenz und findet sich auf einem Schiff nach Europa wieder. Wird sich hier tatsächlich die drohende Hinrichtung noch einmal abwenden lassen?

Die Zeichnungen

Francis Vallès liefert grandiose Bilder ab: Landschaften und Innendekors gelingen ihm genauso gut wie die Figuren. Die Gewänder der Personen sitzen und fallen den Bewegungen entsprechend, selbst die Reitszenen sehen „richtig“ aus und die Gesichter haben Ausdruck. Wie oft denkt man beim Lesen eines Comics, dass der Zeichner die Gesichter irgendwie nur skizziert habe. Das ist bei Vallès anders! Auch der Seitenaufbau ist flexibel. Natürlich nicht wie bei einem amerikanischen Image-Titel, die Panels bleiben rechteckig, variieren aber in Breite und Höhe.

Detail Rani 2
aus Rani 2

In der nun startenden zweiten Folge wird die Heldin häufiger unbekleidet zu sehen sein. Die mittellose junge Frau „ohne Herkunft“ ist einerseits immer wieder herrschsüchtigen, machtgierigen Männern ausgeliefert, die in Frauen ohnehin nur eine Ware sehen. Andererseits spielt sie aber auch immer wieder damit, dass Männer unvorsichtig werden, wenn sie glauben, dass eine Frau ihnen scheinbar freudig zu Diensten ist. So schafft sie es wenigstens teilweise, ihre Opferrolle taktisch zu wenden. Daneben gibt es aber auch eine romantische Substory, die sich über alle Bände streckt. Insofern haben alle diese Darstellungen ihre nicht voyeuristische Begründung.

Während die ersten beiden Bände in einem europäischen setting angelegt sind und die grandiosen Landschaften insofern wiedererkennbar sind werden die weiteren im Fernen Osten, in Indien spielen. Vallès schafft es aber, diese Umgebungen genauso selbstverständlich wirken zu lassen.

Die Einordnung

Die deutschen ZACK-Leser*innen können sich die nächsten Jahre auf eine tolle Serie freuen! In den Niederlanden ist das in gewisser Weise schon Vergangenheit: Die Serie liegt komplett als Softcover vor. Rani ist sicherlich nicht das beste aller Szenarien von van Hamme; die ursprüngliche Konzeption als TV-Spektakel erforderte es scheinbar manchmal, eine gewisse Unlogik einzubauen. Aber das ist schließlich bei den Drei Musketieren oder Zorro auch nicht anders und stört daher nicht wirklich.

Detail Rani 2
aus Rani 2

Die Sparte Mantel-und-Degen hat nicht viele Heldinnen und schon das ist ein Argument für diese Serie. Rani ist kurzweilig, gut gezeichnet und durch das ständige Wechseln der Handlungsorte auch sehr abwechslungsreich im Dekor. Kurzum: Selbst als Albumreihe eine Empfehlung wert, als Bestandteil des ZACK durchaus eine Begründung, kein Heft zu verpassen!

Was passt zum Lesen einer in Fortsetzungen abgedruckten Geschichte? Es gibt immer mal wieder kleine Flaschen in Probiergröße, die als Set angeboten werden. Vielleicht steht ja ein solches mit Rotweinen bei euch eh auf der Liste – hier wäre eine perfekte Einsatzmöglichkeit! Dazu braucht es Musik von einer Frau, die sich nicht unterkriegen lässt und immer wieder aufsteht. Amy Winehouse passt wegen ihres zu frühen Endes dann doch nicht, aber Björk!

© der Abbildungen 2009 – 2020 Èditions du Lombard (Dargaud-Lombard S.A.) by Van Hamme, Alcante, Vallès / 2020 – 2024 Blattgold Verlag

ZACK 259

ZACK 259 (Januar 2021)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Schon wieder hat ein neues Jahr begonnen und Georg F. W. Tempel hat bereits einiges von dem mitgeteilt, was das gerade zum Comic-Magazin des Jahres gewählte ZACK in diesem Jahr bringen wird. Die erste Neuerung ist in der Nummer 259 erstmals zu begutachten: Das modernisierte Layout! Für die älteren unter uns eine etwas größere Schrift und ein aufgelockertes, gleichzeitig aber informativeres Seitenlayout. Eure Meinung dazu gerne als Kommentar!

Die Neustarts

Das Januarheft startet gleich mit einer neuen Serie: Das Mädchen von der Weltausstellung kombiniert verschiedene Elemente: Einerseits nimmt sie die sieben Weltausstellungen (und zwei Kolonialausstellungen), die in Paris stattgefunden haben, zum Anlass, eine Geschichte über eine sehr lange Zeit zu erzählen. Die Heldin Julie ist in dem ersten Band, der 1855 spielt, noch ein junges Mädchen, wird im letzten Teil aber bereits 93 Jahre alt sein. Jack Manini, der im ZACK bereits mit einigen Serien vertreten war, verbindet klassische Krimi-Aspekte mit seiner leichten Gesellschaftskritik und seiner Lust am Fabulieren und Willem Étienne darf seiner Leidenschaft frönen, Erfindungen darzustellen.

Étienne ist in Deutschland bisher nicht so bekannt, hat mit Ein Affe am Himmel aber bereits überzeugen können. Hier darf er weder Tierfiguren zeichnen noch echten Steampunk abliefern. Die Geschichte bietet aber genug Raum für große und kleine Bilder, liebevoll entworfene Personen und vor allem wechselnde Dekors!

Außerdem startet mit den Macaronis eine weitere Zusammenarbeit mit dem holländischen StripGlossy. In den 70er Jahren erschienen die Abenteuer von Dick Matena und Dino Attanasio über eine Fußballmannschaft im Mafia-Umfeld auch auf Deutsch, dann war es lange still. Nun hat Dick Matena sie wieder reaktiviert. Die erste vierseitige Folge dürfte einige Bundesligaklubs zum Nachdenken anregen. Mehr zu den Originalserien und ihren modernen Inkarnationen in StripGlossy 13.

Die Fortsetzung

Giant geht natürlich in die nächste Runde. Der gutmütige riesenhafte Ire hat erfahren, dass die Frau seines Kollegen sich mit ihren Kindern nach New York aufgemacht hat um zu ihrem Mann zu ziehen. Als sie in seiner Wohnung steht, müsste er ihr eigentlich mitteilen, dass er bereits vor Monaten gestorben ist. Doch wird er ihr tatsächlich die Wahrheit sagen? In eine spannende Story verpackte Sozialkritik und Beschreibung der Verhältnisse vor rund 100 Jahren in New York von Mikaël mit grandiosen Bildern! Eine der besten aktuellen Graphic Novels!

Die Abschiede

Gleich drei Serien enden in diesem Heft (vorerst).

Tanguy & Laverdure haben in der von Buendia und Zumbiehl verfassten Doppelepisode um das Wüstenschwert den Auftrag in der Region von Dahman und Nijaq im Nahen Osten für Stabilität zu sorgen. Die Situation ist aber eskaliert und es läuft ein offener Angriff. Während Tanguy versucht, aus der Luft einzugreifen, befindet sich Laverdure mitten in der umkämpften Hauptstadt.  Dramatische Ereignisse, politisch auf der Höhe der Zeit, aber nicht belehrend und zeichnerisch von Philippe sehr gut umgesetzt. Neben all der Action schaffen es die Autoren aber auch, das psychologische Zusammenspiel der beiden Helden zu beleuchten. Gut gemacht!

Auch die Episode um die Milliarde der Emigranten aus der Serie Die Bank endet hier. Boisserie und Guillaume haben nichts weniger vor als die europäische Geschichte aus einem neuen Blickwinkel zu erzählen, dem der Finanz. Im Mittelpunkt stehen zunächst die verfeindeten Geschwister de Saint-Hubert. Während es ihm gelungen ist, das Vermögen der Familie zurück zu erlangen, muss sie sich verkaufen um zu Einfluss zu gelangen. Wer wird die Eisenbahnlinie bauen dürfen? Und dann gibt es da noch einen aus der Sippe, der lange auf seinen Auftritt warten musste. Julien Maffres Zeichnungen sind nicht immer „schön“, denn er überzeichnet Emotionen. Dafür bringt er aber auch die Gefühlswelt der handelnden Personen gut rüber und ergänzt das Ganze durch formidable Hintergründe! Wie bei einer guten Serie erfordert es die Story allerdings, am Ball zu bleiben.

Stilistisch ganz anders ist Harmony von Mathieu Reynés: Modern, digital und actiongeladen. In dem letzten Teil von Ago kommt es zum Kampf zwischen den Mutanten und es wird deutlich, dass es um viel mehr geht als den Versuch einer politischen Gruppe, menschliche Waffen zu erschaffen. Perfekter Cliffhanger des Science-Fiction-Spektakels aus dem französischen Spirou-Magazin!

Und sonst?

Parker & Badger, die beiden sympathischen Loser, versuchen gleich zweimal ihr Leben zu meistern und auch der Vater der Sterne darf doppelt daran scheitern, seine Erwachsenenwelt seiner Tochter aufzwingen zu wollen. In Tizombi stellt sich die Frage einer Priorisierung zwischen Essen und Diskussion.

Dazu kommen natürlich News und Rezensionen, ein Artikel über EVROPA, ein Comic über das Nachkriegs-Ex-Jugoslawien und einer über Grönland Odyssee.

Wie immer eine gelungene Mischung aus klassischen, aber neu interpretierten Serien und dem Besten von heute.

Dazu passen das teilweise herausfordernde break thru des New York-Ska Jazz Emsembles und ein  Gin Tonic auf Wacholder, Rosamarin und Chili-Basis.

© der Abbildungen 2021 bei den jeweiligen Zeichnern und Verlagen c/o Blattgold GmbH

Der neue Asterix erscheint am 21.10.21

Das Jahr 2021 fängt gleich mit guten Neuigkeiten an: Im Oktober erscheint wieder ein neuer Asterix aus der Feder von Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichnungen). Das 39. Album der Reihe verspricht ein wahrhaft spannendes Abenteuer zu werden! Und als Vorgeschmack auf das große Bankett im kommenden Oktober enthüllen Jean-Yves Ferri und Didier Conrad vorab und exklusiv einen kleinen Auszug aus ihrem neuen Werk. Wie es die Tradition verlangt (immer schön im Wechsel!) gehen unsere Freunde im neuen Album wieder auf Reisen. Das bestätigt uns auch der Druide.

Bis dahin gibt es nur ein paar erste Hinweise, ich bin aber sicher, dass im Laufe der  nächsten Monate weitere folgen werden.

Als erster Vorgeschmack hier eine erste Seite:

Das ist aber nicht alles: Egmont Ehapa Media als deutscher Verlag des Galliers hat noch zwei weitere Neuigkeiten angekündigt:

Die neue Zeichentrickserie Idefix und die Unbeugsamen kommt voraussichtlich im Dezember 21 in das deutsche Fernsehen und – so COVID-19 es zulässt – wird es eine große Asterix-Ausstellung geben.

ASTERIX DER EUROPÄER soll vom 3. APRIL–28. NOVEMBER 2021 stattfinden. Die außergewöhnliche Ausstellung auf Burg Malbrouck (Departement Moselle, Frankreich) könnte einen Trip wert sein!

© der Abbildungen Asterix® – Obelix® – Idefix ® / © 2021 Les Éditions Albert René / Goscinny – Uderzo

Reddition 72 – Blake und Mortimer

Dezember 2020 – 75 Jahre Blake und Mortimer

Herausgeber: Volker Hamann
Verlag Volker Hamann, Edition Alfons
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 12,00 €
ISSN: n/a

Die Reddition ist der zweimal jährlich angetretene Beweis, das sachkundige Informationen mit einer Länge von mehr als einer Zeitschriftenseite spannend dargeboten werden können! Bereits im 36. Jahr präsentieren Volker Hamann und ein Team von Autoren Dossiers zu unterschiedlichsten Themengebieten. Selten ist dabei ein Comic der Fokus einer ganzen Ausgabe. Die Serie Blake und Mortimer war die erste, der diese Ehre vor elf Jahren erwiesen worden war. Nun, 21 Ausgaben später, hat sich so viel ereignet, dass das lange vergriffene Dossier eine erweiterte Neuauflage bekommt.

Online würde die Nachfrage das Angebot nicht übersteigen können, könnten Ergänzungen oder Richtigstellungen in das Vorhandene integriert werden und somit eine ständige Up-to-dateness erreicht werden. Es würde aber auch die Möglichkeit verschwinden, dass sich Teams für eine gewisse Zeit vergraben und dann mit etwas Neuem kommen, um es im Anschluss für wieder etwas Neues auch vergessen zu können. Insofern bin ich froh, dass dieses doch kleine Team eine so breit gefächerte Wissensbasis hat und immer wieder neue Themen aufbereiten kann! An dieser Stelle ein Dankeschön!

Warum Blake und Mortimer?

Blake und Mortimer ist eine „alte“ Serie. Die erste Seite der ersten Folge von Edgar P. Jacobs erschien bereits am 26. September 1946 in der ersten Nummer von Tintin. Sie sollte über die Zeit des Magazins immer ein Zugpferd bleiben, auch wenn die Abstände zwischen den einzelnen Episoden bereits zu Lebzeiten von Jacobs lang waren. Mittlerweile haben mehr und mehr Klassiker den Tod der Schöpfer überlebt und sich durch andere Künstler*innen mehr oder weniger runderneuert fortführen lassen.

Blake und Mortimer hat aber eine gewisse Alleinstellung in dieser Liste denn es arbeiten mehrere Teams parallel aber alle innerhalb einer gemeinsamen Kontinuität. Dadurch können einerseits Lücken innerhalb der Originale gefüllt oder angerissene Fäden weitererzählt werden, andererseits aber auch leere Zeiträume für ganz neue Stränge genutzt werden. Grenzen werden eigentlich nur durch Geburt und Tod gesetzt. Und auch das Publikum hat mitgezogen denn die Serie hat immer noch hohe Auflagen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Serie auch nach 75 Jahren lebt und wächst.

Jacobs ist immer als ein Vertreter der Klaren Linie gehandelt worden und so war es relativ klar, dass auch die folgenden Zeichner diesem Stil oder seiner Weiterentwicklung verbunden sein sollten. Selbst diese Vermutung gilt aber nicht mehr, denn mit Francois Schuiten hat auch ein Vertreter einer ganz anderen Technik seinen Beitrag abgeliefert. Gründe für eine vertiefte Beschäftigung mit dieser Serie gibt es also zu Hauf!

Die Beiträge

Der längste Beitrag ist Edgar P. Jacobs gewidmet; Volker Hamann beschreibt den beruflichen Werdegang des Menschen, seine Arbeitsweise und ein paar seiner Eigenheiten. Im Folgenden werden drei Werke im Speziellen vorgestellt, die animierten TV-Folgen (von Peter Osterried) und Der Kampf um die Welt sowie das gelbe M von Michael Hein. Exemplarisch werden hier Motivation, Umsetzung aber auch akribische technische Vorbereitung geschildert. Jacobs wollte nicht bei dem Bekannten stehen bleiben aber auch nicht in das Unvorstellbare, Nicht-ableitbare abgleiten und führte daher ausgiebige technische Diskussionen.

Nach dem Ableben von Jacobs wurde zunächst Bob de Moor verpflichtet, ein bereits fast komplett ausgearbeitetes Szenario umzusetzen. Bernd Hinrichs beschreibt den Versuch, der wohl nicht als sehr erfolgreich in die Annalen eingehen wird. Der Verlag – mittlerweile Les Editons Blake et Mortimer – hatte zu lernen, dass neue Bände aus dieser Reihe eine lange Vorbereitungszeit benötigten. Man entschloss sich daher, mehrere Teams parallel an ihren Interpretationen arbeiten zu lassen. Sie mussten nur dem Konzept der Reihe zustimmen und gewisse Auflagen erfüllen.

Jedes dieser Teams hat einen eigenen Artikel und wird mit Beschreibung des Inhalts und Stils, Einordnung des Werkes in die Serie und – natürlich – einer Unmenge an Illustrationen eingeführt. Die Beiträge kommen von Volker Hamann, Bernd Hinrichs, Peter Nover, Stefan Schmatz und Alex Jakubowski und beleuchten die Vielfalt der Epigonen.

Das Heft

Abgeschlossen wird das Dossier wie immer mit einer aktuellen und umfassenden Bibliografie der einzelnen Veröffentlichungen der Comicserie aber auch von Parodien und Sekundärwerken. Wer also schon immer wissen wollte, welche Folge in welcher Zeitschrift vorabgedruckt worden war oder wie sich die verschiedenen deutschen Ausgaben unterscheiden, wird hier auf jeden Fall fündig!

Und ebenso wie immer kommt der Hinweis, dass es sich lohnen könnte, die Reddition zu abonnieren. Nur für diejenigen mit Abo gibt es nämlich immer ein kleines Sahnestückchen obendrauf, in diesem Fall eine Blake und Mortimer Kurzgeschichte von Ted Benoit aus dem Jahr 2005.

Man mag ein von der Reddition gewähltes Thema nicht mögen; ich kann mir aber nicht vorstellen das irgendjemand nach der Lektüre feststellen kann, gelangweilt zu sein oder nichts Neues gelernt zu haben! In diesem Sinne der Tipp für den Weihnachtslockdown! Zurecht ist auch 2020 die Reddition in der Jahresbestenliste von comix-online vertreten!

Dazu passen würden dann eine Kanne Kaffee, ein oder zwei kleine Eierlikörchen (bevorzugt selbstgemacht) und die neue von Dr. Ring Ding!

© der Abbildungen Les Editions Blake & Mortimer (Dargaud-Lombard s.a.) by E.P.Jacobs/2020 Verlag Volker Hamann, Edition Alfons

ZACK im Jahr 2021 – Ausblicke von Georg F. W. Tempel

Spannende Einblicke in die Planung

Nach mehr als 20 Jahren hat das ZACK den Verlag gewechselt und erscheint jetzt bei Blattgold. Der Chefredakteur bleibt aber derselbe und so ist auch für die nötige Kontinuität gesorgt. Georg F. W. Tempel hat mit Corona-tauglichem Abstand die folgenden Fragen von comix-online beantwortet. Ich werde das Magazin natürlich weiterhin begleiten und neben den normalen Rezensionen auch für die eine oder andere Serie einen Serienkompass erstellen. Also: Fortsetzung folgt …

Chefredakteur und Verleger in einer Person – Georg F. W. Tempel

Neues Layout und neue Serien

c-o: Hallo Georg, mitten in der Diskussion um einen neuen Lockdown mag man manchmal gar nicht mehr an die Zukunft denken. Trotzdem würde ich mich über einen Ausblick auf das kommende Jahr 2021 für das ZACK freuen. Du hast ja mittlerweile neben der Chefredaktion auch die Verleger-Rolle übernommen.

ZACK-Logo

Ja, da hast du Recht, keiner weiß, wie es in den nächsten Wochen und Monaten weitergehen wird bzw. wohin das alles führen wird. Zumindest haben wir – unsere Grafikerin Sibylle und ich – die Zeit genutzt, um ein bisschen am Layout des Magazins zu feilen. Möglicherweise fällt es vielen gar nicht auf, aber wir haben versucht, das Ganze etwas großzügiger und luftiger zu gestalten. Weitere Details sind die Rubriken am oberen Rand zu Beginn der einzelnen Comics und Beiträge sowie die Zeile am unteren Rand der Seiten. Auch die Artikel werden in Zukunft aufgeräumter aussehen. Und da wir alle nicht jünger werden, haben wir die Schriftgröße angehoben. Ich denke, das dürfte das Lesen der Textbeiträge vereinfachen.

Die neue Einstiegsseite

Außerdem haben wir für 2021 einige – wie wir finden – tolle Lizenzen eingekauft bzw. diskutieren darüber. Los geht’s im Januar mit Das Mädchen von der Weltausstellung, einer Historien-Serie von Jack Manini und Étienne Willem mit einem Schuss Fantastik. Von Willem starten wir im Juni mit Les Artilleuses dann auch gleich die neueste Serie. Im März werden wir mit zwei sehr unterschiedlichen SF-Serien die Leser erfreuen: zum einen Terence Trolley von Serge Le Tendre und Patrick Boutin-Gagné und zum anderen Saul von Willem Ritstier und Apriyadi Kusbiantoro in klassischer Don Lawrence-Optik. Ligne claire-Fans bedienen wir im Juni mit der dänischen Krimi-Serie Aida Nur von Sussi Beech, und mit dem bisher in Deutschland noch unveröffentlichten Jerry Spring-Album von Franz dürften auch Westernfans auf ihre Kosten kommen.

Besonders freue ich mich zudem auf Amoras von Charel Cambré, die modernisierte und erwachsene Version des Klassikers Suske & Wiske. Beide Abenteuer starten im Juli. Außerdem diskutieren wir mit Blackboot gerade den zweiten Teil der New York-Trilogie von Mikael, dessen Giant bei den Lesern sehr gut angekommen ist. Und möglicherweise können wir Ende des Jahres Emile Bravo im Heft begrüßen, was wiederum die Ligne claire-Fans erfreuen dürfte. Und natürlich setzen wir alle begonnenen Serien fort.

Die Zusammenarbeit mit StripGlossy

c-o: Das ZACK übernimmt mehrere Serien aus dem StripGlossy aus der Uitgeverij Personalia (Die Maimorde, Saul, Spaghetti, Macaronis). Wäre in Zukunft vielleicht auch ein umgekehrter Weg denkbar, bei dem Serien zuerst im ZACK erscheinen und dann ggf andere Publikationsformen finden?

Tatsächlich haben wir darüber mit Seb van der Kaaden – im Speziellen über Spaghetti – schon mal gesprochen. Möglich wäre es also. Das hängt natürlich auch davon ab, was Strip Glossy noch in der Pipeline hat.

Auch die Comics bekommen einen neuen Header

Alben aus der ZACK-Edition

c-o: Mit der ersten Ausgabe aus dem Blattgold-Verlag gab es die Möglichkeit für Abonnent*innen ein limitiertes Michel Vaillant Album mit Werbecomics zu erwerben. Kannst du schon sagen, wie diese Aktion angenommen worden ist und ob möglicherweise weitere Aktionen dieser Art geplant sind?

Tatsächlich konnten wir die Zahl der Neu-Abonnenten erfreulich erhöhen. Deshalb sind wir auch sehr zufrieden mit der Aktion und denken über ein weiteres Album in 2021 nach. Ich könnte mir vorstellen eins bis zwei Alben pro Jahr auf diese Art zu veröffentlichen.

Nur für Abonnenten

c-o: Bleiben wir bei dem beliebten Rennfahrer: Die erste Staffel ist ja bis auf einige Sonderbände mittlerweile komplett. Wird es zu der im ZACK laufenden zweiten Staffel weiterhin Alben geben?

Da wir als Blattgold die Alben der zweiten Staffel nicht veröffentlichen, sondern weiterhin der Mosaik Verlag die Serie im Portfolio hat, kann ich darüber eigentlich nichts sagen. Aber gerade Anfang Dezember habe ich die Übersetzung des neunten Albums – Duelle – für den Mosaik Verlag redigiert, da hier wohl irgendeine Werbe-Aktion damit geplant ist. Ich denke, das ist Aussage genug. Bei uns wird die Story im Sommer 2021 in ZACK erscheinen.

Wer vermisst die Wahlen der beliebtesten Serie?

c-o: Seit langen Jahren war die Wahl des ZACK-Helden bzw. später der beliebtesten ZACK-Serie Tradition. Wie sieht es damit in diesem Jahr aus?

Tatsächlich habe ich keine Wahl des ZACK-Helden 2020 geplant, da die Zahl der Teilnehmer zum einen seit Jahren rückläufig ist und zum anderen es eigentlich nie eine wirkliche Überraschung bei den Ergebnissen gegeben hat. Ich fand das Ganze immer ein bisschen redundant, ein Spaß, der aber keine wirkliche Aussagekraft hat, weil die Teilnehmerzahl nicht den Leser-Querschnitt repräsentiert. Sollte jetzt aber der Sturm der Entrüstung über mir einbrechen, würde sich die Wahl ja auch noch im März durchführen lassen …

seit Kurzem dabei – Geschichten aus dem ZACK-Keller

c-o:Möchtest du den Leser*innen von comix-online noch etwas mit auf den Weg geben?

Kauft mehr ZACK! 😉 Nein, das wäre billig! Im Ernst: Geben Sie in diesen Zeiten auf sich acht und bleiben Sie gesund! Ich hoffe, dass wir alle uns 2022 gesund und munter auf dem Comic Salon in Erlangen wieder sehen werden.

c-o: Danke für die Aus- und Einblicke aus erster Hand!

© der Abbildungen 2019/2020 Blattgold Gmbh und den jeweiligen Verlagen

ZACK 258

ZACK 258 (Dezember 2020)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Das erste Weihnachtsgeschenk ist schon da: Das ZACK hat erstmals ein umlaufendes Cover und das sogar mit einem Weihnachtsbaum! In den mehr als zwanzig Jahren ist das erst das vierte weihnachtliche Motiv nach den Ausgaben 66/2004, 150/2012 und dem bisher unerreichten 78/2005! Hoffen wir also, dass der neue Verlag auch weitere layouterische Neuigkeiten mit sich bringt!

Die Coverstory: Giant

In diesem ZACK gibt es zwar keinen Neustart aber der in 257 begonnene zweite Teil der Graphic Novel Giant von Mikaël hat mit seinem weihnachtlichen Motiv den Platz auf diesem Cover mehr als verdient. Im New York des Jahres 1932 wird einerseits immer mehr Raum für die prosperierende Wirtschaft benötigt und Wolkenkratzer schießen aus dem Boden. Berühmte Fotomotive entsprechen aber nicht immer dem harten Leben. Andererseits herrscht bittere Armut und Männer stehen für Gelegenheitsjobs Schlange. Die Reviere sind zwischen den unterschiedlichen Einwanderergruppen verteilt und werden blutig verteidigt.

Armut herrscht aber auch in Europa und so versuchen viele Frauen ihren Männern nach Amerika zu folgen und müssen die „Immigration“ passieren. Auf diesem Hintergrund entwickelt Mikaël eine spannende Geschichte über einen irischen Arbeiter, der trotz seiner Statur ein großes Herz hat. Giant hatte es nicht geschafft, der Frau seines verstorbenen Kollegen die Wahrheit über dessen Unfall zu schreiben und muss nun erfahren, dass sie sich auf den Weg gemacht hat. Für mich eine der besten aktuellen Serien!

Die Fortsetzungen

Aber es gibt natürlich auch noch ganz andere Geschichten: Das Wüstenschwert steuert so langsam auf die Entscheidung zu. Mick Tanguy versucht den Angriff der feindlichen Kräfte aus der Luft abzuwehren und muss feststellen, dass eine List angewendet wird. Laverdure, der für fluguntauglich erklärt worden war, versucht derweil die Terroristen in der Hauptstadt zu bekämpfen. Natürlich ist das Skript von Patrice Buendia und Frédéric Zumbiehl übertrieben und auf Action ausgerichtet. Tatsächlich kann man sich aber sehr gut vorstellen wie heutzutage Stellvertreterkriege mit wirtschaftlichen Interessen kombiniert werden können und religiöse Eiferer das Kanonenfutter geben. Sébastien Philippe hat das Ganze in schöne Bilder gesetzt. Wüsten, Flugzeuge und Straßenkampf liegen ihm gut und so wird er nicht nur Fans der alten Serie für sich gewinnen können.

Die Milliarde der Emigranten führt uns dagegen in den ersten Teil des 19. Jahrhunderts. Julien Maffre zeichnet die Bank mehr in Pastelltönen und lässt Action eher selten das Tempo bestimmen. Boisserie & Guillaume erzählen ihren Wirtschaftskrimi gemächlich und erklären ganz nebenbei, welche Entscheidungskriterien Investitionen beeinflussen können. Eisenbahnlinienplanung kann auch außerhalb des Wilden Westens spannend sein!

Harmony bringt uns dann wieder zurück in die heutige Zeit. Die Frage des Umgangs mit einer Gruppe von Kindern mit speziellen Fähigkeiten steht im Mittelpunkt: Sollen sie geschützt und gefördert oder zu Waffen umfunktioniert werden? In Ago kommt es erneut zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung als die geflohenen mutierten Kinder und ihre Begleiter*innen von dem militärischen Einsatzleiter auf der Straße gestellt werden. Mathieu Reynés hat eine sehr moderne Story geschaffen die SF und Mystery-Elemente miteinander verbindet. Grafisch legt er Wert auf Emotionen und so sind häufig nur formatfüllende Gesichtsausschnitte zu sehen. Er kann aber auch detaillierte Umgebungen präsentieren und ist sehr abwechslungsreich. Spannende Story mit sehenswerter Umsetzung!

Der Abschied

13 Tage Vorbereitungszeit hatte Michel Vaillant für sein erstes Formel 1-Rennen seit Jahren. Körperliche und mentale Fitness sind absolute Voraussetzung für diesen Sport, bei dem es auf hundertstel Sekunden ankommt und eine minimale Unaufmerksamkeit Millionen kosten kann. Es braucht aber auch eine gute Taktik, um auf Wettergegebenheiten reagieren zu können und Reifenwechsel zu timen. Wird der erfahrene Rennfahrer in einem unbekannten Team mit ebenfalls unbekanntem Gerät alles abrufen können?

Philippe Graton und Denis Lapiére sind absolute Kenner der Materie und schaffen es, diese ganze Kenntnis zudem noch spannend zu verpacken! Nie kommt das Ganze belehrend rüber! Das liegt allerdings auch an Benjamin Benétau und Vincent Dutreuil, die die Bilder dazu geliefert haben. Wie bei einer Reportage wird das Geschehen von kleinen, überlagerten Panels aus kommentiert, der Regen und die Motorengeräusche so gut visualisiert, dass es fast zu hören ist. Das Thema ist sicherlich eher für eine kleinere Zielgruppe, die Umsetzung aber so gut, dass auch andere ihren Spaß daran haben werden! Für die voraussichtlich 8 Monate bis zum nächsten Abenteuer bleiben nur Alben übrig.

Und sonst?

Bernd Hinrichs präsentiert den schon 10. Teil seiner Serie über Comicverfilmungen abseits der Superheldenstories und mit der Vorstellung der Graphic Novel von George Takei schließt sich in gewisser Weise ein Kreis: Als Sulu war er Teil der Crew der Enterprise die zu Koralle-Zeiten auch durch das ZACK flog. Unter seinem Namen hat er eine Geschichte über seine Jugend geschrieben – They called us enemy beschreibt die Internierungen von japanisch-stämmigen US-Bürger*innen während des Zweiten Weltkriegs. Gut, dass auch solche Themen im ZACK ihren Platz haben!

Dazu kommen wie üblich der Vater der Sterne, Parker & Badger sowie eine Untersuchung des richtigen Jagdverhaltens in Tizombi von Cazenove und Maury. Meiner Meinung nach immer noch gnadenlos unterschätzte Zwischenmahlzeiten!

Musikalische Untermalung könnten bei diesem Heft The Primitives mit ihrem zeitlos schönen Gitarrenpop bieten. Warum dazu nicht mal einen Tonic mit einem selbstangesetzten Gin auf Wodka-Basis mit Wacholderbeeren, Chili und Orangenschalen probieren?

© der Abbildungen 2020 bei den jeweiligen Zeichnern und Verlagen c/o Blattgold GmbH

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