Story: Frances Andreasen Oesterfelt, Anja C. Andersen Zeichnungen: Anna Blaszczyk
Originaltitel: Marie Curie – Et lys i moerket
Knesebeck Verlag
Hardcover | 136 Seiten | Farbe | 22,00 € |
ISBN: 978-3-95728-366-5
Die Person
Marie
Curie war so vieles: ein aufgewecktes Mädchen im russisch besetzten
Warschau, die jüngere Schwester, die der anderen den Vortritt lassen musste,
die Gouvernante, die sich unschicklich verliebte…
Sie war aber auch die erste Professorin an der Sorbonne, die erste Frau, die den Nobelpreis gewann, der erste Preisträger, der mit diesem Preis in zwei unterschiedlichen Kategorien ausgezeichnet wurde, und vor allem eine wissbegierige, die niemals aufgab.
Ihr verdanken wir die Isolation von Radium und anderen
radioaktiven Elementen wie etwa Polonium sowie die anfängliche Beschreibung
ihrer Fähigkeiten und sie hat unzählbar oft Frauen ermutigt, eine Karriere in
Wissenschaft und Lehre anzustreben und sich nicht von den äußeren Umständen
behindern zu lassen.
Kein Wunder also, dass der Knesebeck-Verlag
in seiner Graphic Novel-Reihe auch dieser Frau einen Titel widmet. Hier steht
sie neben anderen Wissenschaftstiteln und Biographien perfekt und leidet auch
nicht unter dem Makel, „nur“ eine Bildgeschichte zu sein, ist der Knesebeck-Verlag doch ein renommierter.
Die Ausgabe
Drei Frauen haben sich zusammengetan um dieses Werk auf die Beine zu stellen. Oesterfelt ist eine Expertin für Marie Curie, Andersen eine bereits ausgezeichnete Sachbuchautorin. Zusammen haben sie den Text verfasst, der durch alle Abschnitte des Lebens der Polin führt. Es ist immer ein schwieriger Grad zwischen zu viel und zu wenig Text. Gerade bei den wissenschaftlichen Themen hätte ich mir ein wenig mehr erhofft, zum Beispiel im Unterschied ihrer Arbeit zu der von Becquerel. Es ist den beiden aber gelungen, eine spannende Geschichte aufzubauen, die einerseits sehr persönliche Momente beinhaltet, anderseits auf die Heldinnen-Aspekte zielt. Die Verwendung von wörtlicher Rede, erläuterndem Text und in der Handlung entstandenem Text wie etwa Notizen oder Briefe ist dabei abwechslungsreich und angenehm.
Die Zeichnungen von Anna
Blaszczyk sind dagegen gewöhnungsbedürftig. Es handelt sich um
expressionistische Illustrationen, die es zumindest mir etwas erschwert haben,
einen Zugang zu dieser Graphic Novel zu finden. Mit der Zeit gewöhnt man sich
aber daran und erkennt die Stimmigkeit und Passgenauigkeit in Bezug auf
Emotionen und äußere Umstände. Sie folgen weder dem klassischen
Comic-Mainstream noch den Strichfiguren aus (viel zu vielen) Graphic Novels, die
manchmal genial reduziert sind, oft aber auch einfach nur nicht ausgearbeitet.
Nein, die polnische Künstlerin hat ihren eigenen Stil und passt dadurch auch
optisch zu der manchmal sperrigen, immer aber „anders seienden“ Heldin.
Das Fazit
Wer einen reinen Sachcomic über Physik und Chemie erwartet ist hier falsch, diese Inhalte werden nur angerissen und müssen anderweitig vertieft werden. Ebenfalls nicht zufrieden dürften diejenigen sein, die einen leichten Lesegenuss für kurz vor dem Einschlafen suchen, denn dafür fordern die eigenwilligen Illustrationen zu viel! Wer sich dagegen auf eine Reise durch das Leben der großen Wissenschaftlerin und ihre persönlichen Krisen einlassen möchte, bereit ist, graphische Herausforderungen zu bestehen, und nebenbei auch noch Diskussionen starten möchte indem das Buch auf dem Tisch liegenbleibt, wenn Besuch kommt, ist hier richtig und sollte unbedingt zuschlagen.
Dazu passen ein halbtrockener Rotwein und Ella Fitzgerald!
Wie beschreibt man das Unbegreifbare? Und wie macht man
deutlich, dass ein eigentlich fast schon banales Arbeitstreffen mit
anschließendem Frühstück das Todesurteil für Millionen von Menschen besiegelt
hat?
Der Bretone Fabrice Le Hénanff versucht mit seiner Graphic Novel Wannsee genau das! In einer bürgerlichen Villa in Berlin-Wannsee kommen am 20. Januar 1942 fünfzehn hochrangige Vertreter des Nazi-Regimes unter Leitung von Adolf Eichmann zusammen um die Endlösung der Judenfrage zu diskutieren. Das Treffen ist auf maximal zwei Stunden ausgelegt und gut vorbereitet. Um der Nachwelt keine Informationen zu liefern wird das stenographische Protokoll sofort im Anschluss vernichtet und auch die später ausgegebenen Protokolle sollten nach der Besprechung mit den jeweiligen Vorgesetzten eigentlich vernichtet werden. Ein Protokoll aber überlebt und so wissen wir heute von dieser Konferenz.
Es wurden noch weitere Vorkehrungen getroffen um das zu planende
Grauen handhabbar zu machen. In feinster Orwellscher Manier wird nur von
Evakuierungen und Sonderkommandos gesprochen, nicht aber von Exekutionen.
Trotzdem geht es um eine Plankapazität von bis zu 60.000 Juden pro Tag in den
Vernichtungskammern. Die Begründung ist denkbar einfach: Munition ist knapp,
Massenerschießungen belasten die Ausführenden zu stark emotional, und
schließlich lassen sich damit auch nicht genügend große Zahlen „evakuieren“.
Die Beteiligten an dieser Konferenz sind zum größten Teil Juristen; nicht verwunderlich also, dass es auch darum geht, wie man diese Planungen rechtlich umsetzen und vereinfachen kann, etwa wenn es um die Behandlung von „Mischlingen“ geht oder um Ehen zwischen Ariern und Nicht-Volljuden. Die Abstraktionsfähigkeit der Teilnehmer führte später dazu, dass sie teilweise als Mitläufer mit nur leichter Belastung eingestuft worden sind. Deutsche Justiz in den ersten Jahren nach ´45 war nicht immer ein Ruhmesblatt um es mal höflich auszudrücken.
Die Umsetzung
Le Hénanff hält
sich nicht sklavisch an die im Protokoll überlieferten Abläufe und Inhalte, er
ergänzt etwa eine Beschreibung des Massakers von Babi Yar um das Grauen
greifbarer zu machen. Er ergänzt die Beschreibung der Konferenz auch um
Biographien der Teilnehmer. Hier führt er nicht nur auf, was die Männer vor der
Konferenz getan haben, sondern auch danach und eben auch, wie die Zeit bis zu
ihrem Tod verlaufen ist. Ihm kommt dabei zugute, dass er sich schon in früheren
Werken intensiv mit dem Zweiten Weltkrieg auseinandergesetzt hat.
Die Grundfarbe der Bilder ist ein Sepiaton. Dadurch wirkt
alles alt und dokumentarisch, obwohl es natürlich eine Fiktion ist. Bilder
erstrecken sich dabei manchmal über mehrere Panele einer oder sogar mehrerer
Reihen und ermöglichen dadurch ein Innehalten in einer Situation, die mehr Text
bedarf oder mehr Bedeutung hat. Durch das teilweise eingesetzte leichte Rot auf
den Gesichtern wirken die Personen einerseits wie gut genährte Schweinchen
(während die Bevölkerung in einen Hungerwinter geht) andererseits manchmal wie
verpickelt und mit Eiterbeulen überseht. Dadurch wird quasi eine maximale
Distanz zwischen Künstler und dargestellten Personen geschaffen.
In einer Sub-Story treffen Mäuse in eben jenem Gebäude auf eine hungrige Katze. Es sei dahingestellt, ob es sich dabei um eine Hommage an Art Spiegelmann handelt oder eine um Allegorie. Sie entspricht auf jeden Fall der gnadenlosen Umsetzung des Plans der Vernichtung des europäischen (und später weltweiten) Judentums mit deutscher Gründlichkeit und effizienter, industrieller Planung.
Zu der Hardcover-Ausgabe im Knesebeck-Verlag gehören auch
ein Vor- und ein Nachwort, Literaturangaben und Quellenverweise, die eine
Einordnung des Tages in die zeitliche Historie und die Geschichte des Holocaust
ermöglichen, trotzdem aber die singuläre Bedeutung dieser Konferenz
herausstreichen. Ein wichtiger Titel, der einigen nicht gefallen wird und eine
Mahnung an alle, niemandem zu vertrauen, der von Vogelschiss redet.
Dazu passen ein schwarzer Tee und „Zog nit keyn mol az du geyst dem letsn veg“ von Hirsch
Glik.
Charles Darwin
dürfte dem Namen nach jedem bekannt sein; seine fast fünfjährige Reise auf der HMS Beagle erlaubte ihm, unzählige Artefakte
zu sammeln, Theorien zu entwickeln und diente als Basis für sein
wissenschaftliches Werk, das die Naturwissenschaften revolutionierte und ihn in
scharfen Gegensatz zu der damaligen Auffassung brachte. Über diese Reise gibt
es bereits viele Bücher, nicht zuletzt von Darwin
selbst aber auch vom Kapitän der Beagle Fitz
Roy. Nun liegt eine Graphic Novel aus dem Knesebeck-Verlag vor, die diese Reise beschreibt.
Der Hintergrund
Darwin war ein etwas kränklicher junger Mann und so war die erste Hürde, die zu nehmen war, das Einverständnis des Arztes der Familie. Seereisen waren damals, wir schreiben das Jahr 1831, noch etwas anderes: ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Die Überfahrt war gefährlich, Kommunikation nur möglich, wenn man ein anderes Schiff traf oder während des Aufenthaltes in einem Hafen und es gab genügend Hinweise auf Kannibalen und feindlich gesinnte Bewohner unbekannter Landstriche.
Zudem waren die Schiffe der damaligen Zeit zwar durchaus
seetauglich, Luxus wie auf einer heute so beliebten Kreuzfahrt war aber nicht
zu erwarten. Der Kapitän der HMS Beagle,
der auf der zweiten Fahrt dieses Schiffes die Küste Südamerikas kartographieren
sollte, wünschte sich Gesellschaft durch einen gebildeten Gefährten während der
Fahrt und so kam es, dass der junge Darwin
eingeladen worden war. Da es keine Smartphones mit Kamera gab war auch ein
Maler mit an Bord um die Eindrücke festzuhalten. Die erwünschte Konversation
muss allerdings sehr beschränkt gewesen sein, Darwin litt nicht unerheblich an Seekrankheit.
Er entwickelte aber schnell ein großes Interesse an
Naturforschung und Geografie und stellte bereits auf dem ersten Stopp auf den
Kapverden fest, dass die Erde wohl nicht erst 6000 Jahre alt ist – so die
damalige theologisch begründete Annahme, sondern wesentlich älter. Die Erde
schien sich entwickelt zu haben (Blasphemie 1) und das Antlitz ihrer Oberfläche
schien aus verschiedenen Schichten aufgebaut zu sein.
Ein weiterer Punkt, in dem der junge Forscher einen totalen Gegensatz zur damals herrschenden Meinung einnahm, war die Frage der Sklaverei. Er empfand durchaus, dass alle Menschen gleich sein und die postulierte Minderqualität nicht aus dem Menschen selbst heraus zu begründen war. Die Zivilisation sei es, die die Menschen und ihre kulturelle Entwicklung geprägt hätte und dort gäbe es tatsächlich Unterschiede. Natürlich glaubte der Engländer an die Superiorität seiner Kultur und empfand durchaus eurozentristisch und paternalistisch, zweifelte aber an der Gottgegebenheit dieser Situation (Blasphemie 2).
Auf seinen weiteren Stationen dieser fast fünf Jahre
andauernden Reise entdeckte er Skelette von Fossilien und entwickelte
schließlich aufgrund der Tatsache, dass sich auf den einzelnen Galapagos Inseln
unterschiedliche Ausprägungen zum Beispiel von Finken finden ließen, die Theorie,
dass sie sich aus einem gemeinsamen Ursprung entwickelt hätten (Blasphemie 3). Diese Theorie sollte später sein
Hauptwerk werden unter dem Namen Der
Ursprung der Arten, der Begründung der modernen Evolutionstheorie!
Die Umsetzung
Grolleau und Royer haben sich in ihrer Umsetzung
dagegen entschieden, alle Details haarklein nachzuerzählen. Sie wollen etwas
vereinfachen, ja sogar romantisieren, wie sie in ihrem Vorwort gestehen. Ihnen
kommt es nicht darauf an, jede Entdeckung, jeden Landgang und jede Idee
wiederzugeben, sie wollen die Linie und die Entwicklung aufzeigen die vom
jungen, idealistischen Träumer hin zu dem genauen Wissenschaftler verläuft. Dadurch
gelingt es ihnen zu zeigen, wie sich einzelne Begebenheiten und Funde quasi wie
Puzzlesteine mühsam zu einem Größeren zusammenfinden und erst langsam die
Grundlage für die Theorie bilden. Noch einmal zurück in die damalige Zeit:
Fundstücke mussten katalogisiert werden, verpackt und dann nach England
verschifft werden. Sie waren teilweise Jahre vor dem Forscher in der englischen
Heimat und hatten bereits eine Diskussion angeregt, die von Darwin selbst gar nicht zu beeinflussen
war.
Zudem waren auch die Kategorien gar nicht bekannt und entwickelten sich erst im Laufe der Zeit, zum Beispiel die Wichtigkeit der geographischen Bezeichnung der Fundorte. Wenn alle Arten gleichzeitig von Gott geschaffen worden waren, war es nicht so wichtig, ihren Fundort zu beschreiben. Erst dann, wenn man von separaten Entwicklungen ausgeht, macht der Fundort überhaupt Sinn! Diese Weiterentwicklung in der wissenschaftlichen Herangehensweise wird durch die beiden Kreativen quasi nebenbei erläutert und das ist auch schon ein Hinweis auf ihre Leistung: Wissenschaft und vor allem die langsame Theoriebildung und ihre Verifikation werden perfekt und spannend beschrieben und erwecken Verständnis für die Leistung aber auch Neugier und möglicherweise den Spaß an eigenen Versuchen.
Die Graphic Novel lässt sich daher vielschichtig lesen: Sie
ist zu erst einmal eine spannende biographische Bilderzählung einer
fünfjährigen Reise und insofern fast wie ein Roman von Jules Verne, nur in echt. Sie ist die Beschreibung der Entwicklung
einer revolutionären Theorie, die unsere Welt nachhaltig geändert hat (auch
wenn es immer noch eine Vielzahl von Menschen gibt, die glauben, dass die Bibel
und ihre Genesis wörtlich zu nehmen ist). Und sie ist die behutsame
Heranführung an Wissenschaft und ihre Anforderungen.
Die Zeichnungen
Mir wurde auf keiner einzigen der 170 Seiten langweilig – der Stil ist so abwechslungsreich und wechselt zwischen Nahaufnahmen der Gesichter, der Situationen oder Tierdarstellungen und weiten Landschaften hin und her. Dabei ist das Gesicht Darwins den Bildern der damaligen Zeit so gut nachempfunden, dass man ihn sofort wiedererkennt, seine Entwicklung über die beschriebene Zeit aber auch sehen kann. Aus dem offenen, etwas ängstlichen jungen Mann wird einer, der weiß, was er zu tun haben wird um seine gesammelten Eindrücke zusammenzufügen.
Auch die Härte der Seefahrt, die Schrecken der Sklaverei und
die Beschreibung der südamerikanischen Lebensverhältnisse sind gut und vor
allem nachvollziehbar getroffen. Dazu gibt es immer wieder grandiose Bilder wie
etwa das als Titelbild genutzte Panel oder die Sammlung der Käfer die in ihrer
Weite und Detailtiefe die emotionale Beteiligung des/der Leser*in geradezu
erzwingen. Trotz aller Details vereinfachen die Bilder genug um nicht vom
Wesentlichen abzulenken und sind daher besser geeignet als Fotos es wären.
Die Ausgabe
Der Knesebeck-Verlag
veröffentlicht seit geraumer Zeit Graphic Novels. Viele davon sind aus der
Schnittmenge von Zeitgeschichte und Biografie und alle setzen den Willen der
Konsument*innen voraus, sich auf das Thema einlassen zu müssen. Das kurze Vergnügen
mit anschließendem Vergessen ist nicht gewollt, eher schon die Basis für eine
tiefere Auseinandersetzung. So laden die Werke auch alle dazu ein, sie mehr als
einmal zu lesen.
Das Buch kommt als Hardcover mit festem Papier. Obwohl sehr glatt, glänzt es nicht und reflektiert daher auch nicht störend. Der Buchhändler würde es etwas altertümlich als wohlfeil beschreiben… Durch die strukturierenden Kapiteleinleitungen mit einem Kartenausschnitt wird die Leser*in geführt und der Überblick gewährleistet.
Uneingeschränkte Empfehlung für alle, die nicht nur die
schnelle Ablenkung suchen, sondern eine Bildgeschichte gerne auch wiederholt in
die Hand nehmen und als Ausgangspunkt für eigene Überlegungen nutzen wollen!
Dazu passen Joe
Jackson mit Big World und Mate jeglicher Geschmacksrichtung.
Am 20. Juli 1969, ziemlich genau vor fünfzig Jahren, landeten
die ersten Menschen auf dem Mond. Kein Wunder also, dass in diesem Jahr in
vielerlei Weise an dieses Datum und die herausragende Leistung erinnert wird.
Erstmalig hatten mit Neil Armstrong
und Buzz Aldrin Menschen einen
anderen Himmelskörper betreten. Die Geschichte der Mission Apollo 11 wird in
dieser Graphic Novel erzählt!
Im Knesebeck Verlag
erscheinen schon seit einiger Zeit Graphic Novels mit einem biographischen
Schwerpunkt. Hier steht nicht die Selbstbetroffenheit im Vordergrund sondern
das Erlebte von Prominenten, wiedergegeben durch Comicschaffende, die eher
nicht zu den schillernden Stars der auflagenorientierten Branche gehören. Nicht
die Einhaltung eines monatlichen Veröffentlichungsplanes setzt die
einzuhaltende Grenze sondern die Qualität des Ergebnisses.
Matt Fitch und Chris Baker sind ein
englisches Autorenteam und arbeiten schon länger zusammen. In ihrem eigenen
Verlag DeadCanaryComics erscheint
unter anderem ihr Webcomic Our Land,
der natürlich auch aus Deutschland aufgerufen werden kann. Weitere
Veröffentlichungen von Ihnen liegen bei uns noch nicht vor.
Mike Collins dürfte dagegen zu den bekannteren Zeichnern gehören. Neben seiner Tätigkeit als Storyboarder für verschiedenen TV-Serien hat er für Marvel und DC mehr gezeichnet als hier aufzählbar wäre. Auch Mike Collins kann seinen englischen Hintergrund nicht verleugnen, hat er doch unter anderem für Dr. Who und Sherlock gearbeitet. Folgerichtig ist der Band im Original dann auch im Londoner Verlag SelfMadeHero erschienen.
Während die Geschichte des Apollo-Programms mit dem
Höhepunkt der Mondlandungen und insbesondere die Verehrung der Astronauten
eigentlich eine typische amerikanische Veranstaltung ist, die ihren Hintergrund
im Wettlauf mit der Sowjetunion hatte, erlaubt der Blick von der britischen
Insel einen freieren und ungetrübteren Eindruck! So erwarten uns intimere
Darstellungen der wichtigsten Player:
Präsident
Nixon zweifelt an sich selbst und der
Geschichte. Er glaubt nicht, dass die herausragende Mission mit seinem Namen
verbunden sein wird. Er hat aus heutiger Sicht betrachtet damit sogar Recht,
wenn auch aus anderen als den von ihm befürchteten Gründen.
Edwin „Buzz“ Aldrin hat mit seinem Schicksal zu hadern, dass er der „zweite“ Mann auf dem Mond sein wird. Zudem wird das gestörte Verhältnis zu seinem Vater in den Mittelpunkt gestellt. Er verachtet seinen Sohn, den Helden der Nation, weil dieser nicht in Vietnam für sein Vaterland kämpft. Poor Boy!
Neil
Armstrong hatte bereits genug Ruhm und wird daher
zwar mit seinen Ängsten ebenfalls sehr menschlich dargestellt. Im Fokus steht
aber eher seine Familie, die sich ängstigt. Auch das eher unerwartete, aber
wichtige Töne im Jubiläumsrummel.
Nicht vergessen wird – glücklicherweise – der Pilot
der Mission, Michael Collins, ohne
den weder der Mond erreicht worden noch die sichere Rückreise aller drei
Astronauten möglich gewesen wäre.
Den beiden Autoren ist es wichtig, die Eroberung des Weltalls für die Menschheit als freiheitliche, transnationale und einende Aufgabe darzustellen. Auch wenn der eine oder andere amerikanische Präsident die amerikanischen Beiträge zur Weltraumfahrt am liebsten allein unter nationalen wirtschaftlichen oder gar militärischen Interessen gesehen hätte; der Aufbruch zu den Sternen war und ist in der Science Fiction auch immer die Chance für die Menschheit, Gegensätze zu überwinden. Viele der Aktiven der NASA hatten die gleichen Gedanken!
Die Zeichnungen sind stark gerastert, allein das satte
Schwarz des Weltalls hat eine greifbar andere, unendliche Struktur. Es gelingt Collins, die Helden als Menschen
darzustellen. Sie sind unrasiert, müde oder erstaunt und entsprechen so dem
Mythos nicht unbedingt. Die dargestellten Katastrophen, kriegsbezogen oder aus
den Vorgängern der Apollo 11 Mission, haben kein Popcorn-Kino-Flair sondern
lösen tatsächlich Tragödien aus. Es gelingt daher eine Würdigung der Mission,
die keine Heldenverehrung oder nationale Überheblichkeit, kein übertriebenes Pathos
mit sich bringt.
Abgerundet wird der hochwertige Band mit ein paar
Zeichnungen zu den technischen Details der eingesetzten Raketen und Module
sowie weiterführenden Links.
Wir werden sicherlich noch andere Beiträge zum
Jubiläum der Mondlandung genießen dürfen. Die Latte liegt durch diese Graphic Novel
aber erstmal verdammt hoch!
Zu diesem Jubiläum passt ein frischer trockener Sekt
am besten! Musikalische Untermalung bietet Frank
Sinatra mit Fly me to the Moon.