Ich möchte mit einem Gratulationstusch starten: mittlerweile hat das „neue“ ZACK 250 Ausgaben geschafft und das Startpublikum der Koralle-ZACK-Aficionados deutlich erweitert! Viele neue Serien haben Eingang gefunden und aktuell scheint sich eine – aus meiner Sicht sehr erfreuliche – Kooperation mit dem niederländischen StripGlossy anzudeuten, werden die Morde im Mai doch mindestens von Spaghetti, vielleicht auch von den Macaronis begleitet.
Gefeiert wird das Jubiläum übrigens mit einem Variantcover
für Abonnenten mit einer erotischen Szene aus Empire USA.
Der Neustart
Sauvage hat gerade den dritten Platz in der Wahl des ZACK-Helden 2019 belegt und die neue Episode Esmeralda wurde von vielen erwartet. Der Text von Yann ist dabei sicherlich spannend, verknüpft er doch die Ereignisse Mitte der 60-er Jahre des 19. Jahrhunderts in Mexiko mit den persönlichen Schicksalen der handelnden Personen und spielt dabei sehr geschickt mit persönlichen „Skills“ wie Naivität oder Skrupellosigkeit. Gleichzeitig wird die Kritik an der politischen Führung, etwa wegen des Befehls, keine Gefangenen mehr zu machen, sondern die Gegner noch auf dem Schlachtfeld zu erschießen, deutlich! Die Zeichnungen von Meynet sind aber zumindest in dieser von ihm selbst erledigten Kolorierung einfach nicht mein Favorit.
Die Fortsetzungen
Bisher fehlte die Leiche in dem aktuellen Abenteuer von Rick Master, nun ist sie da und auch bereits identifiziert. Das Motiv bleibt aber noch rätselhaft. Gleichzeitig wird in Für Frankreich gefallen aber auch deutlich, dass Rick beim Militär wenig Freunde hat und so hat Simon Van Liemt die ungewohnte Verpflichtung, den Helden seitenlang mit einem Veilchen darzustellen. Zidrou hat aus dem etwas altbackenen Liebling aller Schwiegermütter und noch mehr aus seiner Geliebten Nadine moderne Held*innen gemacht, denen man die kriminalistische Ader abnimmt.
Die History-Serie Rani von Van Hamme & Alcante nimmt Fahrt auf. Ging es bisher eher darum, dass die Heldin zeitbegingt ihrem ekligen Halbbruder hoffnungslos ausgeliefert ist, kommen nun politische Bezüge hinzu. Wie so oft gilt, dass der Böse nicht nur seine Familienangehörigen verrät, sondern auch kein ungetrübtes Verhältnis zu seinem Land hat. Francis Vallès darf dabei zeigen, wie gut er neben Kompositionen auch Landschaften und Gebäude zeichnen kann. Wie gut, dass es von dieser Serie bereits mehrere Folgen gibt.
Henk Maalbeck muss den ersten der Morde im Mai, nämlich den an seinem Vater, mitansehen. Trotzdem ist noch nicht wirklich klar, wie groß die Sache eigentlich ist. Auf jeden Fall ist schon mal deutlich, dass Deutsche die Verteidigung Rotterdams ausspioniert haben und wichtige Dokumente den Besitzer hätten wechseln sollen. Eric Heuvel hat den Roman von Jaques Post sehr stimmig in Bilder übertragen und so ist dieser Comic nicht umsonst bei unseren westlichen Nachbarn sehr erfolgreich gewesen.
Dazu kommen die witzigen Parker & Badger und Tizombi sowie neben dem Schlussstrip auch eine ganzseitige Episode des Vaters der Sterne. Zumindest für letzteren täte Abwechslung gut. Die Artikel featuren eine neue Netflix-Serie von DreamWorks und bringen ein interview mit Phillipe Aymond zu den neuen Abenteuern von Bruno Brazil – lesenswerte Abwechslung!
Der Abschied
In Empire USA wird der Teil 2.2 beendet und Jared ist mit seinen Untersuchungen zum Tod seines Freundes noch nicht wesentlich weiter. Immerhin ist deutlich geworden, dass die russischen Oligarchen keine einheitliche Gruppe darstellen, sondern sich verschiedenen Nachfolgegruppen der alten Nomenklatura angeschlossen haben. Spannender Thriller von Stephen Desberg mit realistischen Zeichnungen von Alain Queireix in anspruchsvollem Layout.
Sollte das ZACK dieses hohe Niveau halten können, dürfte der nächste Meilenstein (Ausgabe 293 und damit mehr Ausgaben als das „alte“ ZACK) leicht zu schaffen sein!
Dazu passen natürlich zum Anstoßen ein Glas Champagner und
die alten No Doubt!
Schon im Editorial verkündet Georg F. W. Tempel die erste Überraschung: (Der neue) Michel Vaillant hat es nach langer Pause mal wieder geschafft, die Spitze im Ranking der beliebtesten Serien zu übernehmen. Die klassischen Vaillant-Stories haben sich dabei zusätzlich noch auf Platz 4 schieben können. Gefreut haben mich ebenfalls die guten Platzierungen von der Bank und Harmony!
Der Neustart
Schon seit längerem im Forum und auch hier angekündigt, nun ist es endlich soweit: Die Mai-Morde haben ihren ersten Auftritt. Eric Heuvel ist in Deutschland alles andere als unbekannt, liegen doch sowohl seine „educational-Comics“, oft in Zusammenarbeit mit dem Anne-Frank-Haus entstanden, als auch seine rein fiktionalen Geschichten etwa um January Jones oder die autobegeisterte Baronin Carbeau auf Deutsch vor. Jacques Post hat bereits 1984 einen Roman über eine Kriminalgeschichte mit dem Hintergrund der parlamentarischen Untersuchungskommission zur Vorgänge während der Besatzung Rotterdams durch die Deutschen geschrieben und später zu einem Szenario umgearbeitet. Der Comic im Stil der ligne claire springt zwischen Anfang der 40-er und Ende der 40-er hin und her und schildert die Ermittlungen hinsichtlich der Morde im Mai. Mehr zu dem in den Niederlanden als Comic des Jahres nominierten Original hier, aber Achtung, Spoiler! Mit dem Abdruck ist dem ZACK ein echter Coup gelungen!
Die Fortsetzungen
Stephan Desberg‘sEmpire USA zeigt die Verwicklung zwischen russischen Oligarchen und der alten politischen Nomenklatura sowie die benötigte Skrupellosigkeit, die erforderlich zum Mitspielen ist. Routinierter Spionageplot in modernem Gewand, angemessen von Alain Queireix umgesetzt.
In Rani, dem History-Drama aus der Feder von Altmeister Jean van Hamme und Alcante muss die Heldin erfahren, dass niedere Herkunft und weibliches Geschlecht eine sehr schlechte Mischung sind. Nach dem Tod ihres Vaters versucht der geld- und machtgeile Bruder sofort, seine Schwester an einen alten Lüstling zu verkaufen und das Erbe für sich zu behalten. Schöne Landschaftsbilder während eines Ausrittes zeigen, dass Francis Vallés auch dieses Sujet beherrscht! Sehr gute Unterhaltung auf hohem Niveau.
Rick Master muss gleich mit mehreren Schwierigkeiten kämpfen: Einerseits ist er unter seinen Kollegen nicht gut angesehen, andererseits wird er auch in der Kaserne mit einem mutmaßlichen Verbrechen konfrontiert; nur leider ist das Opfer unauffindbar. Und dann ist da ja auch noch Nadine, die ihren Geliebten vermisst. Moderner Krimi mit eingestreuter Gesellschaftskritik von Simon Van Liemt und Zidrou. Ein weiteres Bespiel für eine sehr gelungene Modernisierung eines alten ZACK-Klassikers aus den 50-er und 60-er Jahren.
Dazu kommen natürlich neue Episoden von Parker & Badger und Tizombi. Bei letzterer Serie bin ich übrigens ausdrücklich anderer Meinung als die meisten Leser*innen; sie ist mit ihrem schwarzen Humor eine echte Bereicherung des ZACK.
Die Artikel beleuchten die neue Geschäftsführung der schweizerischen Edition Moderne und geben einen Überblick in die Gedanken des Zeichners der neuen Blade-Runner-Comics.
Der Abschied
Nun ist es leider soweit, der erste Teil von Giant ist veröffentlicht und die geniale Serie von Mikaël damit zunächst beendet. Der Ire kann auch im letzten Teil nicht davon ablassen, anderen zu helfen, doch dieses Mal ist es anders, denn er legt sich mit einem Mobster an. Glücklicherweise enthält die letzte Seite den Hinweis, dass die Geschichte in ihrem zweiten Teil abgeschlossen werden wird, andernfalls wäre der Cliffhanger noch schlimmer…
Qualitativ befindet sich das ZACK einen Monat vor dem nächsten Meilenstein, der 250. Ausgabe, auf einem Höhenflug. Weiter so!
Dazu passen jahreszeitlich bedingt ein Ingwer-Curcuma-Shot und Klänge von The Business: “The Truth, the whole Truth and nothing but the Truth“!
Michel Vaillant
ist einer der ganz alten Recken des frankobelgischen Comics, erschienen die
ersten Kurzgeschichten doch schon 1957 in Tintin.
Im folgenden Jahr gab es dann bereits das erste albenlange Abenteuer und 1965
fand er als Michael Voss über die Mickyvision den Weg nach Deutschland.
Später war der Rennfahrer einer der treibenden Charaktere des Koralle-ZACK.
Die ursprünglich von Jean Graton alleine verantworteten Bände wurden ab Ende der 60-er mit Unterstützung des Studio Graton erstellt. Ab Band 54 schrieb dann sein Sohn Phillipe Graton die Szenarios. Die Serie entwickelte sich dabei von der klassischen Ligne Claire zu einer moderneren Form weiter aber 2006 war mit dem 70. Band der vorläufige Schlusspunkt erreicht. Die Serie liegt mittlerweile fast komplett im Mosaik-Verlag auf Deutsch vor, allerdings sind nicht mehr alle Bände auch lieferbar.
Seit 2012 erscheint eine zweite Staffel mit jährlich einem neuen Album, das jeweils im ZACKvorabgeruckt wird bevor es dann auch als Album erscheint. Dabei handelt es sich nicht um separierte Episoden: alle Bände sind durch eine gemeinsame Storyline verknüpft.
Die Story
Michel wurde am Ende des sechsten Bandes wegen der
Beteiligung am Tod von Jean-Pierre Vaillant verhaftet und das aktuelle Album
beginnt mit seiner Einweisung in eine Zelle im Gefängnis. Jean-Pierre war der
Leiter der Vaillant-Firmengruppe und hatte sich von Ethan Dasz austricksen
lassen und die Firma an den skrupellosen Unternehmer verloren. Aus Frust
darüber hatte er sich selbst das Leben genommen. Sein Sohn gab allerdings
Michel die Schuld daran.
Während Michel noch hinter Gittern sitzt kommt es draußen zu
einer Absprache zwischen den Söhnen der mittleren Generation: Michels Sohn
Patrick und Jean-Michel treffen eine folgenreiche Abmachung in dessen Vollzug
die Anschuldigungen gegen Michel zurückgenommen werden. Die weiteren
Auswirkungen werden noch zu spüren sein.
Im Fortgang des Wirtschaftskrimis erkennt die ehemalige Sekretärin der Vaillants, die den Betrug Dasz‘ erst ermöglicht hatte, dass der Move vielleicht doch nicht optimal war und ihr Leben in Gefahr sein könnte. Sie möchte daher Michel belastendes Material übergeben. In einer wilden Verfolgungsjagd durch Macau darf Benjamin Benéteau seine Qualitäten beweisen.
Was wäre ein MV-Band ohne Motorsport? Nichts! Und so darf
auch hier natürlich das Renngeschehen nicht fehlen. Vaillante tritt mit einem
jungen Nachwuchsfahrer und einer Rennfahrerin in der F3 in Macau an. Dabei
werden einerseits wieder Insiderinformationen an den Leser gebracht, etwa wann
die Stecke am Besten zu Fuß zu erkunden ist, andererseits geht es um die
üblichen Fragen der richtigen Bereifung, das kontrollierte Überholen,
Teamverständnis und natürlich um ein bis zur letzten Sekunde spannendes Rennen
das abwechselnd mit der rasanten Verfolgungsjagd auf Motorrädern präsentiert
wird.
Philippe Graton
und Denis Lapière haben eine
spannende Story konstruiert, die nicht nur einen Rahmen für ein Motorsport
Event darstellt, sondern eine Krimihandlung aus dem Wirtschaftsbereich mit
glaubwürdigen Familien- und Genrerationenkonflikten verknüpft und über nun schon
sieben Jahre laufen lässt!
Die Zeichnungen
Benjamin Benéteau war bei den ersten sechs Bänden der zweiten Staffel als Hintergrundzeichner beschäftigt, hatte aber schon mehr und mehr Aufgaben übernommen. Nun ist er der alleinige Verantwortliche und macht seine Sache gut! Die Gesichter sind in Nahaufnahme manchmal etwas schematisch (was aber bei Michel Vaillant immer der Fall war), in der Gruppe dagegen sehr ausformuliert und unterschiedlich. Insgesamt wird der moderne aber aus der Geschichte beeinflusste Stil sehr gut beibehalten.
Die Rennszenen wie auch die Actionszenen sind sehr dynamisch
und lassen Leser*innen Schweiß und Abgase förmlich genauso riechen wie das
Dröhnen der Motoren hören! Das Seitenlayout orientiert sich an Rechtecken,
diese sind allerdings sehr variabel und unterstützen damit das Steigern oder Verlangsamen
des Tempos. Alles richtig gemacht soweit würde ich sagen!
Die Ausgabe
Nicht ganz so üblich in Deutschland ist die Tatsache, dass mittlerweile die erste Staffel mit 70 Bänden fast komplett einheitlich aus der ZACK-Edition vorliegt und auch die zweite Staffel folgt dem Reihenlayout, setzt dabei aber klar abgegrenzte Schwerpunkte. Das ist schon sehr positiv zu vermerken! Bindung und Papier sind wie immer gut und die Farben nicht zu aufdringlich aber kräftig, nichts zu meckern also.
Für alle jungen und junggebliebenen Motorsport-Fans aber auch für Liebhaber*innen eines clever und über mehrere Bände angelegten Wirtschaftskrimis mit Actionelementen. Dazu kommen noch Generationskonflikte: War es ursprünglich die Generation von Michel, die Veränderungen wollte, sind es jetzt ihre Söhne und Neffen, die sich abgrenzen und beweisen wollen. Und nicht zu vergessen: Auch die Verlogenheit in der US-Politik kommt in der Geschichte vor, kandidiert doch Steve Warson für ein öffentliches Amt…
Dazu passen ein klassischer Whisky Sour und die Peel Sessions von den Stiff Little Fingers.
Superhelden, auch bekannte, verschwinden manchmal. Oder
sterben.
Manchmal kehren sie zurück, wie Wolverine
vor kurzem. Manchmal nicht.
In Zeiten vor dem Internet war es schwierig, diese Fragen zu
klären, heute nicht. Hier wird es aber keinen Spoiler geben, denn das macht das
Leben langweilig!
Die Storyline
Mit den sieben Heften aus dem Jahr 2017 verabschiedete sich das Kreativteam Charles Soule und Phil Noto mit einem Knaller von der Serie um den blinden Anwalt Matt Murdock, der als Daredevil in New York das Böse bekämpft. Seitdem sein alter Feind, der Gangsterboss Kingpin unter seinem richtigen Namen Wilson Fisk Bürgermeister der Stadt geworden ist, hat sich die Situation noch einmal verschärft.
Daredevil versucht daher fast schon verzweifelt, Fisk
Wahlbetrug und Korruption nachzuweisen und stellt ein Team mit Cipher, dem hackenden
Mutanten, dem Inhuman Frank McGee sowie dem Reader zusammen. Letzterer ist ein
ebenfalls blinder Superheld, der die Kraft besitzt, das was er liest, real werden
zu lassen. Das mag manchmal praktisch sein, manchmal ist es das definitiv nicht
und so besitzt er eine Braille-beschriebene Karte, die das letzte Ereignis
wieder negiert.
Spannenderweise tritt auch das Alter Ego von Matt Murdock auf, dass er sich virtuell gegeben hatte um seine Identität zu verschleiern. Nun aber tritt ihm sein Bruder Mike real entgegen und findet es gar nicht witzig als die Frage der Negationskarte gestellt wird…
Fisk hat von dem Plan des Teams Wind bekommen und setzt
seinerseits gleich eine ganze Handvoll Schurken auf Daredevil an die Phil Noto Gelegenheit geben, seine
Fähigkeit in der Darstellung von Kampfszenen zu beweisen. Einige dieser Szenen
sind dabei durchaus lustig und gut konzipiert; nicht nur Deadpool kann dumme
Sprüche reißen.
Immer wieder taucht ein allerdings wirklich gefährlicher Gegenspieler
auf, der mit knöchernen Messern um sich wirft und auch im Nahkampf durchaus
Paroli zu geben versteht: Vigil. Tatsächlich geht es in diesen sieben Heften um
Leben und Tod, allerdings anders als zunächst gedacht und das potentielle Ende
ist der Titel der Geschichte!
Das Artwork
Charles Soule hat Daredevil seinen Stempel aufgedrückt und einen vielbeachteten Run abgeliefert. Obwohl ich persönlich Daredevil spätestens seit Frank Miller für einen der besten Marvel-Charaktere halte, sprechen die Verkaufszahlen eine andere Sprache und so ist die Serie immer mal wieder „on hold“. Üblicherweise liegt Daredevil dabei in einem Cliffhanger-Zwischenzustand im tiefsten Schlamassel und das nächste Team darf sehen, wie es damit klarkommt. Auch Soule beendet seine Ära nach diesem Muster mit einem „Paukenschlag“.
Dabei benutzt er Nebenfiguren, die er auch im
Wolverinespektrum mit Inhalten versehen hat und spielt so quasi in seinem
eigenen Universum. Über die Serien hinweg sind Frank McGee und Cipher dadurch
viel besser charakterisiert und „Helden-tauglicher“ als sonstiges Beiwerk. Das
ist einer der Vorteile eines verknüpften Serienuniversums.
Phil Noto beginnt
mit einem schwarzen Rahmen um jedes Bild der später wegfällt. Gleichzeitig
ändert sich der Zeichenstil von einer Standardablieferung hin zu wie gemalt
wirkenden freieren Bildern, die qualitativ deutlich besser sind. Dadurch wird
auch die Frage glaubwürdig, ob es sich eigentlich um eine reale oder traumhafte
Begebenheit handelt.
Die Ausgabe
Natürlich hat Panini wieder alle regulären Cover von Phil Noto seitenfüllend abgedruckt und noch ein paar Variantabbildungen dazugepackt! So soll es sein. Das glatte Papier spiegelt nicht und gibt die Farben angemessen wieder und das ganze ist auch als limitiertes Hardcover (333 Exemplare) für 27 € erhältlich! Nicht nur für Sammler*innen von letzten Ausgaben sicherlich eine Frage wert!
Wer an Helden der zweiten Reihe wie etwa den Inhumans Spaß
hatte, Deadpool mag oder aber gerne Krimiorientierte Superheldenstories liest,
liegt hier auf jeden Fall richtig!
Dazu passen „Gang of Four“
und ein American Pale Ale von der Bronx Brewery.
Wer im Januar nicht an der Wahl des ZACK-Helden teilgenommen hat, muss nun ein weiteres Jahr warten um seinen oder ihren Input zu geben. Mal sehen, ob wieder ein „Klassiker“ gewonnen hat oder ob es eine der neuen Serien auf den Thron geschafft hat. Auswahl gab es im letzten Jahr genug und auch in diesem Jahr geht es mit extrem hoher Qualität weiter.
Der Neustart
In dieser Ausgabe beginnen die Abenteuer von Jolanne de Valcourt die sie aus dem Zentralmassiv in Frankreich bis nach Indien führen werden. Unter dem Titel Rani haben der Altmeister Jean van Hamme und Alcante eine siebenteilige Reihe geschrieben, die von Francis Vallés umgesetzt worden ist. Aus dieser Verbindung ist übrigens auch die grandiose Geschichte einer Bierbrauer-Dynastie Hopfen & Malz hervorgegangen. Die Heldin ist eine junge, selbstbewusste Frau, die 1743 allerdings keine Möglichkeit hat, sich gegenüber ihrem verbrecherischen Halbbruder zur Wehr zu setzen und daher nach dem Tod ihres Vaters fliehen muss. Klassische frankobelgische Albenproduktion auf hohem Niveau und somit ein auf Jahre sicherer Genuss!
Die Fortsetzungen
Die beeindruckende Geschichte der irischen Bauarbeiter in New York und ihrer Familien fern in der Heimat ist bereits in der vierten Folge! Mikaël beweist mit Giant, dass eine Graphic Novel auch in diesem Format funktionieren kann und keinesfalls nur auf Selbsterlebtem beruhen muss. Sehenswerte Bilder mit berührender Story und sicherlich ein echter Anwärter auf die Jahresbestenliste.
Der neue Rick Master kommt in der Kaserne an und wird sofort als „Rotarsch“ behandelt. Hinzu kommt, dass sich die öffentliche Meinung schnell von Helden abwendet und sie zu Ausgestoßenen macht was in diesem Fall besonders Nadine zu spüren bekommt. Intelligenter Plot, der den neu interpretierten Figuren Tiefe hinzufügt und die Gesellschaft aber auch das Militär mit seinen archaischen Riten nicht zu knapp kritisiert! Die Zeichnungen von Simon Van Liemt sind dafür teilweise fast schon zu übertrieben, das Szenario von Zidrou genial („Jeder französische Soldat ist doch ein bisschen unser Sohn…“).
Eher routiniert kommt dagegen Stephan Desberg‘sEmpire USA daher. Solide Krimi/Spionage-Geschichte im Umfeld des Konfliktes der USA mit dem „neuen“ Russland, seinen Oligarchen und den alten Seilschaften. Die Umsetzung (vielleicht mit Ausnahme der männlichen Lippen) gelingt Alain Queireix ordentlich, die Seiten 20/21 zum Beispiel sogar sehr gut!
Ebenfalls in diesem
Heft eine weitere Kurzgeschichte von VanO
über das Mädchen aus Papier: Rhonda
zeigt das Archiv der Originalzeichnungen – humorvolle Ergänzung! Tizombi und das hübsche Steak müssen
ihren Friedhof mal wieder gegen Eindringlinge verteidigen (Ich liiiebe diesen
schwarzen Humor) und Parker & Badger
umgehen Sicherheitsvorschriften. Dazu kommen der sechste Teil der
frankobelgischen Kinoadaptionen von Bernd
Hinrichs und eine Einordnung von V-Wars.
Der Abschied
Leider ist Die
Bank dagegen schon wieder fertig. Glücklicherweise sind ja auch hier schon
mehrere Geschichten im Original erschienen, so dass einer Fortführung nichts im
Wege steht. Das Leben der Geschwister Saint-Hubert de Gabanelle nimmt
unterschiedliche Verläufe; Charlotte kann mit Hilfe von Baron Rothschild nach
Frankreich fliehen und hat sogar ein Vermögen in ihrer Reisetasche. Wird es ihr
gelingen, damit auf eigenen Füssen zu stehen? – Genialer Finanzthriller mit
manchmal etwas zu blassen Farben!
Dazu passen die immer tollen Klänge von Dr. Ring Ding in allen seinen Projekten
und ein Kellerbier, etwa aus der Manufaktur Mönchshof!
Der Leipziger Verlag baut mit diesem Titel seinen
Zeichner Eric Heuvel weiter auf,
handelt es sich doch bereits um die vierte Reihe des sympathischen Amsterdamers.
Der Inhalt
Berlinetta de Carbeau ist die junge, autoverrückte Erbin einer der größten Oldtimersammlungen Europas. Dazu hat sie auch noch den Landsitz der Familie und ein nicht unbeträchtliches Vermögen bekommen. Die junge Baronin, Berli genannt, möchte die Autos allerdings nicht nur betrachten und so kutschiert sie mit den verschiedensten Modellen durch die Gegend.
Ihr Sidekick wird Logan, ein begabter Automechaniker, der auf die falsche Bahn gekommen war und sich als Hooligan bereits vor Gericht verantworten musste. Da seine früheren Kumpels immer mehr in das rechtsradikale Milieu abdriften, löst sich Logan von ihnen. Dieser Prozess ist allerdings nicht einfach und bildet einen der Handlungsstränge über die Alben hinweg.
Die bisherigen drei Geschichten wurden in den Niederlanden in der „AutoWeek“ vorveröffentlicht. Die Zielgruppe ist also klar umrissen: Autofans, die neben den Fahrberichten und Gerüchten rund um Fahrzeuge noch ein wenig thematisch passende Unterhaltung geboten bekommen sollen. Noël Ummels, nicht nur Texter dieser Reihe, sondern auch Chefredakteur des Auto-Magazins erklärt in einem ebenfalls enthaltenen Interview, wie es dazu gekommen war und beantwortet auch Fragen zu den Hintergründen der einzelnen Stories!
Der erste Teil Ferrari 250 GT Berlinetta stellt zunächst einmal die Personen vor und führt in das Setting ein. Das titelgebende Fahrzeug war kurze Zeit vor dem Tod des Vaters der Heldin gestohlen worden. Da es ihrem Vater sehr am Herzen gelegen hatte – schließlich hat er seine Tochter danach benannt – versucht diese es zusammen mit Logan wiederzufinden. Es entwickelt sich eine spannende Krimigeschichte die natürlich nicht an rasanten Fahrten spart.
Shelby
Cobra Dragonsnake hat ein anderes Auto in prominenter Rolle.
Berli lässt sich überreden, an einer Milliardärsrallye teilzunehmen die von
Kabul nach Moskau führen soll. Selbstverständlich dürfen an dieser Rennfahrt
nur Oldtimer teilnehmen und Heuvel
darf wieder beweisen, wieviel Kenntnis er in diesem Metier besitzt! Logan muss
einerseits mit seiner Eifersucht klarkommen, denn der Organisator scheint ihm zu
viel Interesse an seiner Kumpanin und Chefin zu zeigen, andererseits spielt
aber auch die Politik eine Rolle, denn Rebellen und der russische Geheimdienst haben
ihre eigenen Pläne. Die Personen haben sich hier schon etwas entwickelt und
stehen nicht mehr auf so wackeligen Füssen wie am Anfang!
Vollends etabliert hat sich die Reihe dann mit dem bisher
letzten Teil der auch erstmals nicht nur in der AutoWeek sondern auch im Eppo
vorabgedruckt worden ist. Großer
Mercedes 770 K bringt nicht nur bezogen auf das Fahrzeug einen Bezug auf
das Dritte Reich mit; es geht auch um Kollaboration während der Besatzung,
jüdisches Vermögen und um heutige Neonazistrukturen. Begleitet wird das Ganze von
einer klar positionierten Auseinandersetzung mit dem populistischen, rein auf Auflagenhöhe
setzenden Boulevardjournalismus übelster Prägung und seinen Folgen. Inhaltlich
und vom Aufbau her die beste der drei Geschichten.
Die Zeichnungen
Eric Heuvels zählt zu den besten Vertretern der aktuellen Ligne Claire (siehe die Besprechung zu Meimoorden) und hat neben seinen Serien immer auch an politischen Themen, etwa für das Anne-Frank-Haus, gearbeitet. Es ist daher nicht unbedingt erstaunlich, dass eine Serie mit einer attraktiven aber vor allem modernen und selbständigen Heldin, in der alte Autos eine große Rolle spielen, seine begeisterte Zustimmung gefunden hat.
Der Seitenaufbau ist dementsprechend klassisch
angelegt, auch wenn sich die Anzahl der Streifen mal ändert oder einzelne Bilder
über ihren eigentlich zugewiesenen Platz hinauswachsen. Selbst die Personen
scheinen ihren Rahmen sprengen zu wollen und so verlassen Hände oder Füße auch manchmal
ihre Zeichnung. Die flächige Kolorierung und die Strukturierung sind natürlich
ebenfalls wie erwartet. Trotzdem atmet aus keinem einzigen Bild dieses Comics
Nostalgie oder gar Altertümliches! Wer January
Jones, die Fliegerinnen von Salleck
Publications oder Blake und Mortimer
liebt, wird auch hier nicht enttäuscht werden.
Die Ausstattung
Das Integral beinhaltet neben den drei Stories alle Titelbilder, die eine oder andere Illustration und ein paar Fotos zu Originalen. Das bereits angesprochene Interview führt insbesondere den deutschen Leser in einige der zugrundeliegenden niederländischen Gegebenheiten ein und führt daher zu einem viel besseren Verständnis. Das Kult Comics Integral typische Papier ist etwas dicker und daher sehr wertig und satt und auch der Preis ist völlig angemessen! Natürlich gibt es auch wieder eine – bereits verlagsvergriffene – limitierte Vorzugsausgabe.
Dieser Comic bringt die traditionelle Brüsseler Schule
in das aktuelle Jahrzehnt und hat dabei auch noch eine Heldin, was weder im
Motorsport noch im (Comic-)Krimi zu häufig vorkommt! Alles richtig gemacht also
und wir werden hoffentlich weitere Fortsetzungen genießen können!
Dazu empfehle ich– passend zu Berlis Landsitz – einen Cragganmore 21 und das New York Ska Jazz Ensemble, etwa mit Minor Moods!
Das erste Halbjahr 2020 bringt Klassiker für alle! Überraschungen inklusive 🙂
Das neue Jahr steht vor der Tür und damit auch die neuen
Halbjahresprogramme der Comic-Verlage. Ich habe kurz vor Weihnachten das
folgende Interview mit Ansgar Lüttgenau geführt. In den ersten sechs Monaten
von 2020 werden insgesamt elf verschiedene Titel erscheinen. Jeden einzelnen
davon wird es auch als limitierte Vorzugsausgabe geben!
c-o: Hallo Ansgar,
kannst Du Dich den Leser*innen von comix-online kurz vorstellen? Was machst du,
wenn Du nicht gerade am neuen Programm bastelst?
Obwohl wir mit mehr als 20 Neuerscheinungen im Jahr mittlerweile eine Größe erreicht haben, die eigentlich eine Vollzeitbeschäftigung voraussetzt, läuft der ganze Verlag immer noch als Hobby so nebenher. Den Lebensunterhalt verdiene ich im Vertrieb bei einer Wirtschaftsauskunftei und wenn ich nach Feierabend mal nichts für den Verlag machen muss, freuen sich auch die Kinder mal ihren Vater zu sehen.
c-o: Der All-Verlag
wird immer mehr zu einem Ort für Klassiker; 2019 hast du einerseits alte
ZACK-Recken wie Bruno Brazil und Luc Orient zurückgebracht,
andererseits aber auch mit Wally Wood einen Altmeister der Science
Fiction verlegt. Natürlich dürfen wir bei dieser Aufzählung auch André
Franquin nicht vergessen. Welche Überraschung bietet das neue Programm?
Ein Verlag für Klassiker. Das ist tatsächlich die Richtung in die es gehen wird. Speziell Klassiker für die es keine Druckdaten im Ausland mehr gibt, sollen in den nächsten Jahren das Rückgrat des Programms bilden. In dem Bereich gibt es noch echte Perlen, an die sich wegen des Aufwands niemand sonst ranwagt. Sozusagen als Test veröffentlichen wir ab Mai die Serie Alain Chevallier von Christian Denayer von dem wir ja auch schon Wayne Shelton im Programm haben. Diese Rennfahrerserie, die es seit Jahrzehnten auch in Frankreich nur noch antiquarisch gibt, lief übrigens in den 1970er Jahren unter dem Titel Rolf Thomsen auch im alten Zack. Das hat dann natürlich auch was mit Autorenpflege zu tun, die uns sehr wichtig ist. Deshalb wird es auch weiteres Material von Paape und Vance geben. Aber das ist noch Zukunftsmusik.
Neben André Franquin werden demnächst (vielleicht)
auch noch weitere große Namen zu den bei uns veröffentlichten Künstlern zählen.
Los gehts in diesem Programm mit Goscinny
und Tabary. An weiten Projekten z.B.
von Moebius und Hermann arbeiten wir. Mal sehen, was da noch geht.
c-o: Wie schwierig ist es, gleichzeitig für Serien wie Hombre auf der einen und etwa Valentin auf der anderen Seite Werbung zu machen?
Da musst du unseren Grafiker fragen. Der hat da mehr oder weniger freie Hand. Im Prinzip macht das aber keinen großen Unterschied. Wichtig ist eigentlich nur, dass man die richtige Werbung im richtigen Objekt macht. Für den Franquin/Gotlib-Titel Slowburn haben wir zum Beispiel eine „Anzeige“ im aktuellen Buchjournal gemacht, das in einer Auflage von 220.000 Exemplaren in fast jeder Buchhandlung in Deutschland ausliegt. Das bot sich einfach an, weil wir für diesen Titel, der sich optimal als kleines Geschenk eignet, als Absatzkanal weniger den Comichandel sondern mehr den klassischen Buchhandel sehen. Außerdem versuchen wir natürlich immer auch außerhalb des klassischen Comicbereichs wahrgenommen zu werden und haben uns in letzter Zeit deshalb besonders gefreut, dass unsere Titel auch in Medien wie dem Tagesspiegel bzw. der Süddeutschen Zeitung Erwähnung gefunden haben.
c-o: In den folgenden
Monaten wirst Du einerseits vier Gesamtausgaben bringen, daneben startet mit Alain
Chevallier aber auch ein Klassiker wieder mit Einzelbänden. Welche
Überlegungen stecken dahinter? Oder folgst du damit den Vorgaben der Lizenzgeber?
Meiner Meinung nach geht der Trend grundsätzlich wieder zu Einzelbänden. Die nehmen zwar mehr Platz im Regal weg, bieten aber eine viel bessere Möglichkeit eine Serie zu präsentieren. Wenn es allerdings wie bei Lady S. oder Wayne Shelton bereits Einzelalben in adäquater Form gibt, entscheiden wir uns in der Regel für Gesamtausgaben. Aber keine Regel ohne Ausnahme. Welche Publikationsform wir wählen, entscheiden wir im Einzelfall. Nicht zuletzt spielt dabei natürlich auch die Überlegung nach der Verkäuflichkeit eine große Rolle. Vom Lizenzgeber gibt es diesbezüglich eigentlich normalerweise keine Vorgaben.
c-o: Im Regelfall
erscheinen neben dem regulären Band auch Vorzugsausgaben. Warum sollte man sich
diese zulegen?
Gute Frage. Unsere Vorzugsausgaben enthalten ja einen Schutzumschlag oder ein Variantcover und ein auf 111 Exemplare limitiertes nummeriertes und, wenn der Zeichner noch lebt, auch signiertes Exlibris. Das macht die Bücher grundsätzlich um einiges hochwertiger. Außerdem bekommt man nur in den Vorzugsausgaben das komplette Bildmaterial. Bei Luc Orient sind das zum Beispiel Illustrationen die für französische Exlibris, Poster usw. entstanden und als Drucke nur in unseren VZA enthalten sind. Bei Bruno Brazil sind es Cover der französischen Alben Neuausgaben und bei Hombre bzw. Wally Wood Alben- und Heftcover die nicht im Bonusteil auftauchen sondern die wir exklusiv nur für unsere Exlibris verwenden. Bei Alben von Künstlern die noch unter uns weilen, wie Lady S. oder Wayne Shelton lassen wir natürlich exklusiv neue Illustrationen anfertigen. Für mich ist dabei der direkte Kontakt mit dem Künstler eigentlich immer das interessanteste. Manchmal gibt es dabei aber auch Anforderungen die kaum zu erfüllen sind. So hatte sich der 79jährige Richard Corben ausbedungen die Exlibris Blätter von Schatten auf dem Grab nur zu signieren, wenn die Versand- und Zollformalitäten auch für die Rücksendung komplett von uns übernommen werden. Da das von Deutschland aus nicht möglich war, mussten wir einen in den USA lebenden Onkel meiner Frau, von dessen Existenz ich erst wenige Wochen vorher durch Zufall überhaupt erst erfahren hatte, bitten das für uns zu übernehmen. Das Ganze war eine ziemlich aufwändige Aktion die mehrere Monate gedauert hat und die ich mir so sicher nicht nochmal antun würde.
c-o: Wie sieht es
2020 mit Messen und Börsen aus? Kann man euch im nächsten Jahr irgendwo auch
persönlich treffen?
Natürlich werden wir auch 2020 wieder im Mai und November einen Stand auf unserer „Heimbörse“ in Köln haben. Wer die nächsten Luc Orient Ausgaben oder die Valentin Gesamtausgabe von Goscinny bereits einige Zeit vor dem eigentlichen Verkaufsstart erwerben will, sollte dorthin kommen. Meist haben wir dort das Maiprogramm erstmals dabei. Die wichtigste Veranstaltung im nächsten Jahr wird für uns aber der Comic Salon in Erlangen sein. Da wir bis dahin auf fast 100 Veröffentlichungen zurückblicken können, ist es an der Zeit endlich auch in diesem Bereich etwas professioneller aufzutreten. Deshalb haben wir uns entschlossen eigens einen Messestand bauen zu lassen an dem wir dann mit Christian Denayer (Wayne Shelton/Alain Chevallier) und Philippe Aymond (Lady S./Bruno Brazil Neue Abenteuer) zwei unserer „Hauskünstler“ adäquat präsentieren können.
c-o: Dein Tipp für
das erste Halbjahr? Was sollte man sich als Comicfan auf gar keinen Fall
entgehen lassen?
Da müsste ich ja jetzt das komplette Programm aufzählen. Aber für mich persönlich sind natürlich die alten Zack-Serien Luc Orient, Bruno Brazil und aktuell Alain Chevallier (Rolf Thomsen) ein besonderes Highlight, weil ich damit aufgewachsen bin. Außerdem freue ich mich immer über einen neuen Band der Wally Wood Gesamtausgabe. Da erscheint der nächste Band aber erst wieder im 2. Halbjahr 2020. Übrigens eins der wenigen Bücher die ich nochmal lese, wenn sie von der Druckerei geliefert worden sind. Bei den meisten Büchern reicht es mir, wenn ich sie während des Produktionsprozesses x-mal gelesen habe.
c-o: Für die
Statistik zum Abschluss noch ein kurzer Rückblick auf 2019: Was waren deine
Topseller? Gab es positive oder negative Überraschungen mit denen Du so nicht
gerechnet hättest?
Unser Topseller ist immer noch Wunderwaffen. Davon gehen immer jeweils deutlich über 1000 Exemplare mit der ersten Auslieferung in den Handel. Einige Bände sind bereits in der 3. Auflage und es stehen schon wieder weitere Ausgaben zur Neuauflage an. Ein unerwarteter Verkaufserfolg war auch Hombre. Obwohl wir uns in unserem Internetform einige Kritik wegen der nicht chronologischen Veröffentlichung gefallen lassen mussten, ist der Titel seit einigen Wochen, bis auf ein paar Büchern in unseren Shop, komplett vergriffen. Voraussichtlich wird es eine Neuauflage zusammen mit Band 2 im Februar geben. Slowburn und Die neuen Abenteuer von Bruno Brazil werden wohl die nächsten Topseller werden. Genaueres kann man aber erst sagen, wenn die erste Abrechnung vom Vertrieb vorliegt.
c-o: Besten Dank und
wir freuen uns mit Dir auf das starke Programm!
Die französischen Kampfpiloten Mick Tanguy & Ernest Laverdure, Urgesteine des ZACK schon aus der Koralle-Ära, kehren mit den Sanddiamanten zurück. Es war schon immer ein Feature der Serie, aktuelle Inhalte aufzunehmen und so schicken Patrice Buendia und Frédéric Zumbiehl ihre von Sébastien Phillippe gezeichneten Helden in den Nahen Osten. Dort droht ein Krieg zwischen dem mit Frankreich verbündeten Dahman, parlamentarisch und relativ offen, und seinem Nachbarn Nijaq, einem Gottestaat. Aktueller kann ein Comic für technikbegeisterte Jungs wohl kaum sein und wir dürfen gespannt sein, wie die Integration der Politik gelingt. Der erste Teil lässt auf jeden Fall hoffen!
Die Fortsetzungen
Harmony geht mit Indigo fast schon in die Schlussrunde: Einerseits hat der militärische Drill dazu geführt, dass die Kinder ihre Fähigkeiten weiterentwickelt haben, er führt aber auch zu einer zunehmenden Konfrontation zwischen den Mutanten und ihren Bewachern. Es kommt sogar zu einem Aufstand!
Christopher Dantes
erzwingt die Konfrontation mit den Entführern seiner Tochter und muss dabei
einen herben Verlust erleiden. DerletzteAkt reduziert seine Mitstreiter weiter, bringt aber auch endlich –
zumindest für die Leser*innen – erste Anflüge von Klarheit in die vertrackte
Geschichte. Guter Thrillerplot von Boisserie
und Guillaume, routiniert umgesetzt
von Juszezak.
Die Serie Cassio
wechselt zwischen der Jetztzeit und der Vergangenheit hin und her. Der Titelheld
ist quasi unsterblich und im Konflikt mit seinem Halbbruder. Das Reich der Erinnerungen erlaubt auch
den Leser*innen die Teilhabe an den vergangenen Versuchen, den Konflikt zu
beenden. Alles läuft auf das große Finale hinaus, das noch zwei Teile entfernt
ist.
Die Erlebnisse von Michel Vaillant in Macau enden dagegen in diesem Heft. Werden Michel und Evelyne den Mordanschlägen entgehen können und das Material zur Aufdeckung des Betruges von Ethan Dasz übergeben können? Wird Steve Warson tatsächlich seine politische Karriere starten? Und außerdem gibt es ja auch noch das laufende F3-Rennen. Gelungenes Ende nicht nur dieses Bandes, sondern auch eines längeren Handlungsstranges.
Und sonst so?
Als redaktionelle Beiträge gibt es in dieser Ausgabe neben
einer Vorstellung der Serie Die Katze des
Rabbiners von Joann Sfar ein
Interview mit Jean-Claude Mézières.
Über Pierre Christin ist in der letzten
Zeit viel veröffentlicht worden und so ist der Zeichner der gemeinsamen Serie
Valerian & Veronique fast ein wenig untergegangen. Thomas Dräger beleuchtet mit seinen Fragen das gemeinsame Werk der
Beiden.
Dazu kommen die üblichen One-Pager Parker & Badger, der Vater der Sterne und Tizombi aber auch die erste Kurzgeschichte aus dem Rhonda-Universum von VanO: Das Mädchen aus Papier wirft einen genial schrägen Blick auf die Comicproduktion und geizt nicht mit Anspielungen auf die (nicht nur niederländische) Szene. Genial, lustig und ein unangekündigter Knaller!
Dazu passen The
Slackers und in Anbetracht der vielen bewegten Fahrzeuge in diesem Heft ein
Nojito.
Vermisst jemand einen richtig guten Krimi? Einen, in dem es nicht um Entführung und Verstümmelung von Frauen oder Kindern geht, nicht um Massenmord oder Terroristen? Wenn ja, dann ist The Kitchen genau das richtige für euch!
Der Inhalt
Die Geschichte spielt in New York, der Titel deutet schon das Viertel an: Hells‘s Kitchen. Wir schreiben die 70-er Jahre: Digitalisierung, DNA-Proben und Kameraüberwachung haben noch keinen Einzug in die Polizeiarbeit gehalten und Verbrecher wie Opfer hatten noch eine gewisse Ehre und Solidarität.
Drei Frauen, Kath, Raven und Angie, stehen plötzlich vor dem nichts, denn ihre Männer sitzen alle im Knast. Ihre einzige Möglichkeit ist es, die Geschäfte weiter zu führen. Schon nach kurzer Zeit müssen sie sich entscheiden, ob sie Gewalt anwenden wollen oder aufgeben, und natürlich entscheiden sie sich für das Weitermachen. Der erste Tote kann ihnen zwar nicht zugerechnet werden, sie wurden jedoch beobachtet und werden nun erpresst und so ergibt eins das andere…
Schließlich führen die Drei die Geschäfte nicht nur weiter, sondern dehnen sie gehörig aus und erreichen eine ganz andere Dimension. Die Freundschaft der Mädels wird dadurch aber auf eine harte Probe gestellt, die Ambitionen und Skrupel sind keineswegs bei allen auch nur ähnlich. Und so entwickelt sich zu dem Hard Boiled Krimi auch noch ein Drama rund um Freundschaft, Verrat und Flucht…
Kein Wunder, dass dieser tolle Stoff von 2015 für einen
Blockbuster ausgegraben wurde: Der Film ist seit einigen Tagen in den Kinos.
Die Umsetzung
DC Vertigo ist das Label in dem die spannenden Comics veröffentlicht wurden. Oneshots, Miniserien und schräge Neustarts gaben sich ein Stelldichein und gerade britische Künstler waren hier Ende des letzten Jahrtausends zu Hause. Auch wenn die Menge an Veröffentlichungen unter diesem Label etwas zurückgegangen ist, ist es doch immer noch ein Qualitätssiegel.
Ollie Masters kommt ebenfalls aus Good Old England und hat schon mehrere Krimi-Szenarios abgeliefert, unter anderem für Sons of Anarchy. Seine Geschichte ist stimmig, spannend, hat genügend überraschenden Twist um als monatliche Heftchenserie zu überzeugen aber genügend Durchlauf um als Sammelband das gleiche zu tun und ist vor allem cool. Die Atmosphäre der Siebziger trieft aus jedem einzelnen Bild und man vermeint beim Lesen die Musik zu hören!
Ming Doyle kommt aus Boston und hat sich ebenfalls schon einen Ruf erarbeitet, in diesem Fall natürlich als Zeichnerin. Ihre Bilder sind nicht so bonbonhaft wie es Superhelden heute oft erfordern, für dieses Krimisujet aber perfekt. Die Farben sind gedämpft, die Konturen sichtbar, hart aber nicht übertrieben und die Akzentuierungen gestrichelt, also eigentlich eher europäisch.
Auch das Layout passt sich ein: klassisch, keine Ziselierungen, keine Schrägen. Eine „runde“ Sache also. Panini hat natürlich wieder die Cover der Hefte dazu gepackt.
Die Empfehlung
Sagte ich schon, dass The Kitchen ein toller Krimi ist? Ich denke schon, aber es ist auch eine absolute Empfehlung für alle Fans dieser Gattung!
Dazu passen Jim Beam und Bruce Springsteen mit Born to Run, der Musik über die Opfer des American Dream.
Dantes kehrt zurück! Der Wirtschaftskrimi aus der Feder von Pierre Boisserie und Phillippe Guillaume mit den Zeichnungen von Erik Juszezak geht in die letzte Runde. Neben den gefälschten Kunstobjekten aus der New Yorker Werkstatt war im letzten Teil auch ein falsches Weinetikett aufgetaucht. Der (Luxus-)Wein existiert zwar, allerdings noch nicht mit dem angegebenen Jahrgang. Gleichzeitig kommt es zu einer Entführung des Babys von Dantes und seiner Frau aus der Säuglingsstation. Für Spannung ist also von Anfang an gesorgt. Welches Spiel spielen Christopher Dantes Vater und die Kunstfälscherin? – Solide Krimikost!
Die Fortsetzungen
Der zweite Band von Harmony namens Indigo
von Mathieu Reynès geht schon in die
dritte Runde: Die Kinder mit den übersinnlichen Fähigkeiten haben sich nicht so
weiterentwickelt wie gewünscht. Es übernimmt eine militärisch ausgebildete
Truppe die mit Folter nicht nur droht. Bei der blonden Titelheldin schlägt die
Methode an; ihre Kräfte verstärken sich. Der Cliffhanger erleichtert das Warten
auf das Oktoberheft nicht.
Michel Vaillant war schon immer mehr als reiner Motorsport. In der zweiten Staffel haben Phillipe Graton & Denis Lapière den Krimianteil aber noch einmal erhöht und vor allem auf eine lange Storyline gesetzt. Macau ist schon der siebte Band aber die Auseinandersetzung um die Firma Vaillante mit Ethan Dasz ist noch in vollem Gange. Evelyne hat Beweise, die sie Michel übergeben möchte. Zunächst aber müssen die Zwei auf einem Motorrad durch Macau flüchten. Das gibt Benjamin Benéteau die Gelegenheit zu beweisen, dass er rasante Rennszenen mit Autos genauso gut beherrscht wir Motorradszenen in einer vollen Innenstadt. Zurecht eine der Besten technikorientierten Serien dieses Jahrtausends!
Tessio, der „schlimme“ Bruder von Cassio, hat es endlich geschafft, die letzte Kanope zu bekommen.
Nun kann er versuchen, ihre Mutter wieder auferstehen zu lassen und endlich
eine Schreckensherrschaft zu etablieren. Es könnte aber sein, dass man ein Übel
mit einem anderem austreiben kann. Das
Reich der Erinnerungen wird – so scheint es – alle offenen Fragen
beantworten und steuert auf einen finalen Höhepunkt zu.
Endgültig und letztmalig verabschiedet sich der Agententhriller die Flügel des Herrn Plomb. In sieben Alben hat Christophe Gibelin ein Verwirrspiel mit Agenten beidseits des Eisernen Vorhangs aufgezogen, das durch persönliche Beziehungen und Konflikte zwischen befreundeten Diensten angereichert wurde. Im Zentrum all dieser Stürme stand ein Fotograf, geplant als Kollateralschaden und doch bis zum Schluss unter den Lebenden. Die Auflösung ist tatsächlich so zynisch wie vermutet!
Und sonst so?
Schon das Editorial des Chefredakteurs verkündet eine frohe Botschaft: Der absolut zu empfehlende Titel de Meimoorden von Eric Heuvel wird ab Februar im ZACK in deutscher Übersetzung erscheinen. Schon jetzt könnt ihr anfangen, die Tage zu zählen!
Neben wie immer genialen Abenteuern auf dem Friedhof
unter dem Titel Tizombi dürfen auch Parker & Badger und der Vater der Sterne wieder ran. Insbesondere
bei letzterem bleibt zu hoffen, dass irgendwann der Vorrat ausgeht und eine
neue Serie ihre Chance erhält.
Neben News und Rezensionen inklusive einer längeren der neuen Luc Orient-Gesamtausgabe im ALL-Verlag interviewt Christian Endres den neuen Zeichner von Conan der Barbar. Mahmud Asrar darf seine Eindrücke schildern und auf seine Vorbilder verweisen. Abgerundet wird das Ganze mit ein paar Einblicken in die neuen Seiten.
Zu der wie immer sehr kurzweiligen Lektüre passen The Selecter mit Daylight und ein
Nojito!