Reddition 70 – Pierre Christin

Reddition 70 – August 2019

Reddition 70 – Dossier Pierre Christin

Herausgeber: Volker Hamann
Verlag Volker Hamann, Edition Alfons
Heft Din A 4 | 76 Seiten | Farbe | 10,00 €
ISSN: n/a

Zeichner*innen sind die Aushängeschilder der Neunten Kunst. Sie werden gefeiert, gewürdigt und mit Dossiers gewürdigt. Szenarist*innen dagegen führen ein Schattendasein, werden vergessen, ignoriert oder bestenfalls als Teil eines Duos gesehen. Trotzdem wurde der siebzigjährige Pierre Christin im Januar 2019 in Angoulême für sein Lebenswerk ausgezeichnet und mit „Ost-West“, gezeichnet von Philippe Aymond, liegt auch seine Biographie vor. Eben jenes Werk war seine 99. Veröffentlichung; genug Stoff also, um zurückzublicken, einzuordnen und zu werten.

Der Autor

Pierre Christin ist in Paris aufgewachsen und hat bereits als Kind Jean-Claude Mezieres kennengelernt. Jener sollte später seine Karriere als Comic Zeichner ausschließlich auf Szenarios von Christin aufbauen, insbesondere die ursprünglich im Koralle-ZACK und später bei Carlsen veröffentlichte Science-Fiction Reihe „Valerian und Veronique“ machte die beiden in Deutschland bekannt. Der Szenarist hat aber auch mit vielen anderen Stars wie Enki Bilal, Annie Goetzinger, Jean Vern oder eben Philippe Aymond zusammengearbeitet. Die wichtigsten Stationen dieses langen Schaffens werden in der Reddition 70 in gewohnt ausführlichen Artikeln mit reichlich ergänzendem Bildmaterial vorgestellt.

Ein wesentliches Moment der Dossiers von Volker Hamann ist immer eine Bibliographie der Werke, die einerseits die Originalveröffentlichung nachweist, andererseits aber auch alle deutschen Ausgaben auflistet und dabei sogar noch auf die Unterschiede hinweist. Gerade bei einem so vielschichtigen Autor, der zudem noch nur sehr unvollständig übersetzt worden ist und keinen deutschen „Haus“-Verlag besitzt, hilft die Liste, Übersicht zu gewinnen.

Christin gehört zu der französischen Generation Intellektueller, deren Denken marxistisch geprägt ist. Nicht, dass sie Kommunist*innen wären, aber Dialektik, Verankerung von Politik in Ökonomie und Akzeptanz eines Klassenmodells sind Bestandteil ihres Wissens. Er hat in Politikwissenschaften an der Sorbonne graduiert und unter anderem in Salt Lake City gelehrt. Seine Erlebnisse während des USA Aufenthaltes aber auch während seiner Reisen in den östlichen Teil der Welt beschreibt die oben angesprochene Biographie sehr gut. Sie erlaubt ein besseres Verständnis seiner Werke. Er hat im Übrigen nicht nur Comicszenarien verfasst sondern auch wissenschaftliche Publikationen und Romane.

Als Szenarist schreibt er zunächst einige Kurzgeschichten, die in Umsetzung von Mezieres in Pilote erscheinen. Schon bald folgen auch Umsetzungen anderer Künstler in Total Journal und bereits 1967 die erste Geschichte von Valerian (et Laureline, wie Veronique im Original heißt) in Goscinnys Pilote. Das definitiv letzte Abenteuer dieser Beiden wird im Herbst auf Deutsch veröffentlicht werden. Die Begründung dafür gibt es im Magazin! Obwohl es sich auf den ersten Blick um eine SF-Serie für jugendliche Leser handelt, wird auch hier deutlich, dass Christin etwas zu sagen hat und nicht nur banale Geschichten erzählt. Seine Themen sind Macht(missbrauch), Umweltzerstörung, Sexismus oder Religionskritik. Während anfangs der Zeigefinger noch deutlicher zu spüren ist, verblasst der moralische Impetus später etwas.

Neben dieser Serie, die sich im Zukünftigen abspielt, allerdings aufgrund der Zeitreisen auch oft genug in der Gegenwart ankommt, hat sich Christin in der Zusammenarbeit mit Jaques Tardi und Annie Goetzinger der Vergangenheit zugewendet. Insbesondere mit letzterer stellt er Frauenschicksale in den Vordergrund, die exemplarisch Unterdrückung und Entwicklung zeigen. Aus dieser Zusammenarbeit entstehen auch die Geschichten über die Detektivin Hardy und ihre Fälle.

Die Gegenwart – und hier fallen die gleichen politischen Themen wie bereits erwähnt an – wird dann mit Aymond, vor allem aber mit Enki Bilal und in der gemeinsam mit Andreas C. Knigge veröffentlichten Anthologie Durchbruch zerlegt. Hier zeigt sich auch, dass der materialistisch geprägte Autor in keiner Weise als linientreu zu bezeichnen wäre.

Das Dossier

Ein großer Teil dieser Ausgabe wird von Andreas C. Knigge bestritten. Er führt zunächst ausführlich in die Thematik ein und beschreibt den Menschen mit seinen Ecken und Kanten. Bereits hier wird deutlich, wie vielschichtig das (nicht nur künstlerische) Leben des Szenaristen ist und wie akribisch er seinen beruflichen Herausforderungen begegnet. Er steuert dazu noch kurze Beiträge über die Zusammenarbeit Christins mit Jean Vern und André Juillard sowie ein Interview mit Mezieres bei.

Die Würdigung der wohl bedeutendsten (europäischen) SF-Comic-Serie Valerian übernehmen Volker Hamann und Roland Mietz. Ergänzt wird dieser Teil durch eine sehr persönliche Auseinandersetzung Georg Seeßlens mit der filmischen Umsetzung von Valerians durch Luc Besson. Lesenswert aber sicherlich nicht von allen geteilt.

Michael Hein beschreibt die Zusammenarbeit mit Bilal und ihr Scheitern während Falk Straub die Kollaboration mit Annie Goetzinger darstellt. Das Zusammenwirken mit Aymond, der der letzte „Ziehsohn“ Christins ist, wird ebenfalls gewürdigt und zwar von Bernd Frenz.

Beilage nur für Abonnent*innen

Abgerundet wird das Ganze durch die bereits erwähnte Bibliographie und die Beilage für Abonnent*innen: In deutscher Erstveröffentlichung gibt es im Querformat die Geschichte „Der Mühe gerechter Lohn“ aus dem Jahr 1966. Mezieres setzt ein Szenario von Linus (so das damalige Pseudonym des um seine Reputation fürchtenden Wissenschaftlers Christin) aus der Schauerromantik um!

Insbesondere in Ergänzung zu Ost-West eine sehr gelungene Würdigung des großen Szenaristen. Viele Details, Abbildungen und Fotos erlauben einen Einblick in Schaffen und Arbeitsweise aber auch den Menschen dahinter.

Dazu passen eine Kanne (fair gehandelter) Kaffee und Musik im Spannungsfeld von Blues und Jazz, etwa von Chet Baker.

© Verlag Volker Hamann, Edition Alfons 2019 und die Autoren

ZACK 242

ZACK 242 (August 2019)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Das Jubiläumsjahr ist nun schon fast selbst Geschichte, findet aber in diesem Heft seinen verdienten Abschluss mit der Vorstellung der Mitarbeiter*innen hinter den Kulissen. Marketing, Messe, Lettering, Presse, Vertragswesen, Organisation wollen betreut oder gemacht werden und alles braucht seine Spezialist*innen. Dieser Beitrag stellt sie vor!

Der Neustart

Das Cover darf in diesem Heft Cassio zieren. Die Serie von Stephen Desberg und Henri Reculé geht in die letzte Runde: Das Reich der Erinnerung wird (hoffentlich) alle offenen Fragen auflösen und steuert auf den Höhepunkt zwischen Cassio und seinem Bruder Tessio zu. Die Geschichte beginnt blutig in einem Kloster, denn dort wird die gesuchte ägyptische Kanope aufbewahrt. Für die neu hinzugekommenen, denen das jetzt überhaupt nichts sagt: Einerseits gibt es eine (sehr) kurze Einführung, andererseits sind die Zeichnungen gut genug und die Story so spannend und abwechslungsreich durch Orts- und Zeitwechsel, dass Cassio auch ohne Vorkenntnisse Spaß machen sollte. Desberg ist eindeutig in Europas Stilen verwurzelt. Eine Beeinflussung durch amerikanische Zeichner lässt sich aber auch erahnen.

Die Fortsetzungen

Die neuen Abenteuer von Michel Vaillant sind eine Mischung aus Wirtschaftskrimi und (modernem) Rennsportcomic. Während einerseits die Boliden gezeigt werden, die durch Macau rasen, steuert die Auseinandersetzung zwischen Vaillante und Dasz auf einen neuen Höhepunkt zu. Zum einen will letzterer die traditionelle Firma, vor allem aber die Familie Vaillant komplett vernichten, zum anderen scheint der Betrüger betrogen zu werden. Benjamin Benéteau hat mittlerweile alle Personen verinnerlicht und beweist mit den Rennszenen, dass er auch dieses Thema perfekt beherrscht. Das Szenario von Philippe Graton & Denis Lapière ist spannend und hat der ehrwürdigen Serie neues Leben eingehaucht. Nicht, dass der klassische Michel schlecht wäre. Er trifft nur nicht mehr den jugendlicheren Leser. Mit der Aufnahme der Krimi- und E-Auto-Themen wird die Brücke geschafft. Sonst wäre die „neue“ Serie wohl auch nicht bereits im siebten Band.

Harmony von Mathieu Reynès erzählt die Geschichte von mutierten Kindern mit speziellen Fähigkeiten. Hier geht es aber nicht um die Frage, wie die Mutanten zur Gesellschaft stehen, sondern darum, ob die Fähigkeiten ausgebeutet werden dürfen oder doch die Interessen der Kinder im Vordergrund stehen sollten. Nicht nur Revolutionen fressen ihre Kinder. Auch Reynès hat außer den europäischen noch andere Einflüsse; hier sind es aber die japanischen. Lesenswert und zu Recht in Frankreich sehr erfolgreich!

Die Flügel von Herrn Plomb gezeichnet und geschrieben von Christophe Gibelin gehen in ihren vorletzten Teilabdruck; Verbindungen werden genauso offensichtlich wie die Ignoranz von Geheimdiensten gegenüber Zivilisten: Opfer sind einkalkuliert! Detailreich gezeichnet, witzige Hommage an Stan und Ollie und ein Plot, der natürlich übertrieben ist, allerdings nicht so stark, dass er vollkommen unglaubwürdig wäre.

Bonneville Vier Null Sieben! von Marvano geht dagegen in dieser Ausgabe zu Ende. Ein Comic, der einen Salzsee, der als Rennstrecke dient, zum Helden hat, ist sicherlich nicht alltäglich und auch nicht einfach. Während über die zeichnerischen Fähigkeiten Marvanos wohl keine Diskussion nötig ist, ist die Aneinanderreihung von Bildern und Texten vielleicht nicht jedermanns Sache. Natürlich entsteht aus den Teilen ein Ganzes, sogar ein lehrreiches und persönlich freue ich mich auf den angekündigten zweiten Teil, bin aber gespannt, wie es euch damit geht. Meinungen?

Und Sonst?

Bernd Hinrichs berichtet über frankobelgische Comic-Verfilmungen und ist immerhin schon bei G wie Gaston angekommen und dann gibt es ja noch die Kurzgeschichten:

Parker & Badger beschreiben (peinliche) Alltagssituationen, die nicht immer, aber dieses Mal wirklich gut gelungen sind. Der Vater der Sterne versucht so etwas wie Pädagogik aus Nerdistan zu vermitteln und scheitert mal wieder. Aber es gibt ja noch Tizombi von Cazenove & Maury mit gleich drei Folgen in diesem Heft. Allein wegen dieser Seiten lohnt sich der Kauf!

Dazu passen The Slackers (laufen gerade im Hintergrund) und wetterangemessen viel Wasser, natürlich selbst gesprudelt…

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

StripGlossy 13 – Juni 2019

Stripglossy 13 – Schwerpunkt: Dino Attanasio

Herausgeber: Mirjam van der Kaaden & Seb van der Kaaden

Verlag StripGlossy Personalia vof
Heft Din A 4 | 132 Seiten | Farbe | 8,95 €
ISBN: 978-94-928-4054-7

Im Mittelpunkt der 13. Ausgabe der StripGlossy aus Leens bei Groningen steht der italienischstämmige Dino Attanasio. Attanasio arbeitete zunächst in Italien in der Zeichentrickfilmbranche, emigriert aber schon 1948 zusammen mit Vater und Bruder nach Brüssel. Nach kurzer Zeit wechselte er von dem Zeichentrickfilm zum unbewegten Comic. Da Belgien (mindestens) zweisprachig ist, kommt er dort auch ohne Kenntnisse des Holländischen gut zurecht und wenn es doch einmal von Nöten ist, übersetzt seine Frau.

Dino Attanasio

Dino Attanasio hat nie den Sprung in die erste Reihe der frankobelgischen Künstler*innen geschafft; umso mehr bleibt jetzt (wieder) zu entdecken. Seine Comic-Karriere began zunächst bei Spirou/Robbedoes doch schon bald erfolgt der Wechsel zu Tintin/Kuifje wo er unter anderem Ton en Tineke (auf Deutsch Mausi und Paul) von André Franquin übernimmt. Daneben entwickelte er Bob Morane und zeichnete nach Texten von René Goscinny den Funny Spaghetti. Ab 1964 kommen dann der Detektiv-Funny Johnny Goodby nach Szenarios u.a. von Martin Lodewijk für Pep/Eppo und gegen Ende der 60-er Jahre die Serie „Macaroni’s“ über einen italienischen Fußballverein im Spannungsfeld der (amerikanisch/italienischen) Mafia. Letztere erschien in Deutschland in dem Taschenbuch 1.FC Fußball & Comic, das die Möglichkeit bot, die Bundesligaergebnisse einzutragen und sich daher bei Jungen einer großen Beliebtheit erfreute.

Dino Attanasios Serien stehen aber fast noch mehr im Licht dieser Ausgabe. Schon das Titelbild ist eine Hommage von Danier (d.i. Daan Jippes) an die Serie Spaghetti und es folgt im Heft noch ein aktueller Vierseiter von Jippes nach einem Text von Frans Hasselaar. Daneben gibt es aber aus der Originalserie die (Sjors-)Einführungsseite von 1974 sowie die dort referenzierte erste Geschichte. Und da die Liebe (auch zu einer Comicfigur) ja bekanntlich durch den Magen geht, ermöglicht man den Leser*inneneinen ersten Einblick in das Ende des Jahres erscheinende Stripkookboek mit einem Rezept für Entenbrust in Limoncello!

Auch die Macaroni’s bekommen ihre Neuinterpretation, gezeichnet und getextet von Dick Matena. Zum Schluss darf natürlich auch Johnny Goodbye nicht fehlen: Neben dem Reprint einer Originalseite von Attanasio dürfen Robbert Damen und Michiel Offerman ihre Version zum Beste geben. Moderner, den Ton aber treffend!

StripGlossy bietet damit eine umfangreiche Mischung aus Informationen über den Künstler Dino Attanasio und Comics entweder von ihm selbst oder aber von anderen als Hommage ausgestaltet. Die informativen Beiträge sind dabei sowohl als Interview als auch als Artikel gestaltet und daher wiederum sehr abwechslungsreich. Durch diese ergibt sich ein gutes Bild des Wahlbelgiers. In den meisten Magazinen gibt es oft entweder nur das Eine oder das Andere und das alleine ist schon ein Grund, diese Ausgabe zu kaufen (auch für diejenigen Leser*innen ernst gemeint, die des Niederländischen nicht soo mächtig sind).

Die Comics

Wie gehabt enthält das StripGlossy aber auch eine ganze Reihe an anderen Comics. Das Spektrum reicht dabei von Ein-Bild-Karikaturen über klassische Strips wie Gilles de Geus, der großartige de Generaal oder Tom Poes und aktuelle Helden wie Beterman (von vanO, dessen Serie Rhonda in ZACK publiziert worden ist) über die regelmäßigen Serien wie FFlint (eine Detektivgeschichte von Ger Apeldoorn und Fred de Heij), Saul (eine Storm-ähnliche Serie von Willem Ritstier und Apri Kusbiantoro), den Noir-Krimi Nick Name von Alex van Koten und die Kreuzfahrergeschichte Jelmer von Josse Pietersma und Roelof Wijtsma.

Dazu kommen noch kürzere, von Artikeln begleitete Comic-Seiten etwa von den WiRoJas, Claire oder sogar einer Disney-Geschichte. Wer einen Überblick über die Entwicklung der Neunten Kunst in unserem Nachbarland abseits der Standaard Uitgeverij gewinnen möchte, kommt eigentlich an StripGlossy nicht herum.

Insgesamt also wieder 132 Seiten prall gefüllt mit aktuellen und klassischen Comics aus dem Niederländisch-sprachigen Raum (bzw. in der entsprechenden Übersetzung), Artikeln, Interviews und News über das aktuelle Geschehen, ein paar weiterführenden Anzeigen die mehrere Stunden lesevergnügen bereiten sollten und sich zudem auch noch für das Archiv eignen! In Kürze erfahrt ihr mehr über das StripGlossy und das neue Albenprogramm der Herausgeber auf comix-online – stay tuned!

Dazu passen ein eisgekühltes Peroni und italienischer Ska von Banda Bassotti.

Abbildungen © 2019 StripGlossy / Personalia vof

ZACK 241 – 20 Jahre ZACK

ZACK 241 (Juli 2019)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
Verlag MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,50 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 241

Das Jubiläumsheft mit der Nummer 241 ist da und hat wahrlich Glückwünsche verdient! Für Abonnenten hat es ein Retro-Cover im Stil des „alten“ ZACK, für die Neugierigen ein Interview mit dem aktuellen Chefredakteur Georg F. W. Tempel (ein weiteres findet sich hier) und für die Michel Vaillant-Fans hat das Team zwei bisher auf Deutsch noch unveröffentlichte Werbecomics des Rennfahrers bereit. Eine Bibliographie der bisher bekannten Werbecomics findet sich übrigens in der Sprechblase 235. Aufgrund dieser beiden Schätzchen ist das Heft zusätzlich auch noch dicker und hat einen Umfang von 100 Seiten, allerdings ohne den Zusatz Super-ZACK zu tragen.

Zurück in das Jahr 1999

Ein kleiner Rückblick auf das Jahr 1999: Als Leser des alten ZACK war ich begeistert zu hören, dass es das Magazin wieder geben sollte. Die erste Schwierigkeit bestand darin, es auch erwerben zu können, denn meine Kleinstadt beherbergt zwar mehrere Zeitschriftenläden und einen kleinen Bahnhof aber weder einen Comicshop noch einen Bahnhofsbuchhandel Also auf in die nächste Großstadt um das Gerücht zu verifizieren und so schnell wie möglich ein Abo abschließen… Am Anfang atmete das Heft Nostalgie ein und aus. Alle vorherigen Versuche, in Deutschland ein regelmäßiges Heftchen mit Fortsetzungsgeschichten im frankobelgischen Umfeld zu lancieren, waren gescheitert aber nun schien die Mischung aus alten Helden (Heldinnen gab es nicht so viele, sie sollten erst im Laufe der Zeit dazu stoßen) und neuem Material zu funktionieren. Der Name brachte sicherlich erst einmal eine große Aufmerksamkeit und den einen oder anderen Nostalgie-Käufer und so konnte sich das Ganze entwickeln.

20 Jahre später gibt es das Heft immer noch monatlich mit einer Mischung aus vier bis fünf Serien, Kurzgeschichten oder One-Pagern und einer Menge an Informationen rund um die Neunte Kunst. Der Umschlag ist wieder stabiler, das Papier ist gut und selbst die Transportverpackung ist nun regenfest! „Klassische“ Inhalte und den ZACK-Helden des Jahres gibt es immer noch und dass die Geburtstagsüberraschung unveröffentlichte Michel Vaillant-Stories sind, ist ein Zeichen dafür. Das ZACK hat sich aber längst emanzipiert und bietet viel mehr als einen nostalgischen Cocktail.

Das aktuelle Heft

Harmony, das Mädchen mit den unglaublichen Kräften ist zurück. Während sich das erste Abenteuer noch in geschützter Umgebung abspielte, ist sie jetzt Insassin einer überwachten Forschungseinrichtung. Wir erfahren, dass es andere Kinder mit Mutationen gegeben hat. Die Überlebenschancen der Mutationsträger sind aber nicht klar. Mathieu Reynès entwirft seine Seiten üblicherweise klar gegliedert, lässt aber auch zu, dass Emotionen wie Verwirrung und Unsicherheit das klare Seitengebäude verschwinden lassen. Die Geschichte ist erst einmal für Teenager, die nicht wissen, was sie können und mit der Pubertät umgehen müssen, hat aber auch einen Mystery- und sogar leichten Fantasy-Touch. In Frankreich hat diese Serie bereits ein großes Publikum.

In „Die Flügel des Herrn Plomb“ treffen die verschiedenen Geheimdienste aufeinander und die Verwirrung des Wer-mit-Wem fängt an, sich aufzulösen. Christophe Gibelin scheint es tatsächlich hinzubekommen, alle Fragen zu beantworten und liefert mit dem dritten Teil des siebten und letzten Bandes gewohnt solide Kost ab.

Bei Haute Cuisine dürfen wir uns von der Vorspeise bereits wieder verabschieden. Der Ausflug in die Sterneküche und ihre Niederungen aber auch Gefahren hat Spaß gemacht und die Hauptspeise wird im Hintergrund bereits vorbereitet… Immerhin bietet das letzte Panel einen schönen Cliffhanger.

Auch Marvano ist längst kein unbekannter mehr und überzeugt mit seinem klaren, schnörkellosen Stil. In Bonneville verzichtet er sogar auf Sprechblasen und bringt sämtlichen Text in Kästen unter. Die Geschichte der Hochgeschwindigkeitsstrecke auf dem großen Salzsee ist sicherlich nicht für jeden von gleichem Interesse, schafft es aber, viele Fakten ansprechend zu vermitteln und nimmt dadurch auch nicht-Motorsportbegeisterte mit.

Mit einem solchen endet auch die Story von Sylvain Rumberg, die neue Inhalte zur Millenium-Saga hinzufügt. Lisbeth Salander und „Super Blomkvist“ haben jetzt erst mal Zeit um ihre Wunden zu lecken. Der schwedische Geheimdienst und die Rechtsradikalen haben ihre Karten gespielt aber sie scheinen die Beiden nicht zum Schweigen gebracht zu haben. Die Zeichnungen von Ortega sind rau, schnell und temporeich. Der Mund ist teilweise etwas verbesserungsfähig aber der Stil passt perfekt zu dem harten Thriller-Topic.

Last but not least gibt sich der Rennfahrer Michel Vaillant gleich drei Mal die Ehre. Zum einen muss er sich in der Inkarnation der neuen Staffel Macau gezeichnet von Benéteau mit den familiären Problemen herumschlagen die Phillipe Graton und Denis Lapiére entworfen haben, zum anderen kommen zwei bisher unveröffentlichte Kurzgeschichten zum Abdruck: Photo-Finish von 1974 warb für eine Rennstrecke (Niveller-Baulders) und lebt vom Geruch der Motoren, Vorteil Thalys von 1997 stellt dagegen eher die Intelligenz und Cleverness von Francoise Vaillant in den Vordergrund. Damit stellt sie sogar Cramer und Payntor ins Abseits.

Variantcover ZACK 241
Variantcover

Dazu passen ein Sampler, etwa aus der Reihe „Up your Ears“ und zur Feier des Tages ein trockener Sekt!

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

ZACK 240

ZACK 240 (Juni 2019)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
Verlag MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 240

240 Ausgaben ZACK bedeuten 20 Jahre monatliche Unterhaltung, fast 500 Artikel über Themen rund um Comics, hunderte Gewinnspiele, Interviews und vor allem natürlich tausende Seiten mit mehr oder weniger spannenden Comics aus aller Welt. Aber das alles sind eigentlich verfrühte Worte, das „richtige“ Jubiläumsheft kommt ja erst in einem Monat! Es wird 16 zusätzliche Seiten Umfang haben, die mit bisher in Deutschland unveröffentlichten Michel Vaillant Werbecomics gefüllt werden und ein Variant-Cover nur für Abonnenten. Soviel als Ausblick, nun aber zum Inhalt dieser Ausgabe.

Der Titelheld Michel Vaillant beginnt das siebte Abenteuer der zweiten Staffel im Gefängnis. Nicht jeder kann damit umgehen und so kommt es zu einem folgenschweren Treffen der „Next Generation“ das die Familie wohl noch lange beschäftigen wird. Steve Warson darf sich derweil mit dem Widerspruch zwischen politischem Image und authentischer Selbstdarstellung beschäftigen. Phillippe Graton und Denis Lapière haben mittlerweile den Bogen raus, die klassische Rennfahrerstory hat sich zu einer Mischung aus Krimi, Wirtschaftsthriller und Rennsport entwickelt und damit neue Zielgruppen aufgetan. So kann man eine Serie modernisieren ohne alte Leser*innen zu verlieren und doch den Anschluss halten. Dabei hilft natürlich sehr, dass die Zeichnungen von Benjamin Benéteau ebenfalls sehr behutsam neue Elemente einführen und genügend Anknüpfungspunkte für die alten Erwartungen bieten.

Millenium Saga nähert sich mit dem vierten Teil dem Höhepunkt des ersten Bandes. Lisbeth Salander und ihr Hacker Republic Kollege Rob bekommen es mit bewaffneten, vermummten Besuchern zu tun und müssen zunächst ihre Nachforschungen einstellen um ihr Leben zu retten. Mikael Blomquist hat ganz andere Sorgen. Natürlich stehen seine Ermittlungen gegen Die Republikaner Schwedens im Zusammenhang mit seiner journalistischen Arbeit aber hat er immer noch den internen Rückhalt? Rumberg und Ortega halten das hohe Tempo mit dem sie begonnen haben und haben den Krimiplot, den sie fortschreiben, gut getroffen. Tipp!

Der dritte Teil der Vorspeise in Haute Cuisine zeigt die Leiden eines Chefs, der sich kein gutes Personal leisten kann und die Kniffe, die trotzdem einen Einkauf bester Ware ermöglichen. Wie lange der Krug wohl noch zum Brunnen gehen kann bis alles in Scherben liegt. Erfrischende Kost der beiden Autorinnen Lehericey und Desmarès, gekonnt umgesetzt von Brahy. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir an den Dreien noch lange Spaß haben werden.

Christophe Gibelin versucht weiterhin, die Fäden seiner Flugzeugsabsturzfarce zu entwirren; In die Flügel des Herrn Plomb jagen sich Geheimdienste, Doppelagenten und Polizisten und im Zentrum steht in schönster klassischer Manier der Trottel, der überleben möchte. Obwohl der Plot eigentlich sehr traditionell ist, gelingt es Gibelin, genügend Wendungen einzuflechten, die den Leser auf neue Irrwege führen.

Auch Marvanos Bonneville wird fortgesetzt und so bietet der Rennsport eine schöne Klammer für dieses Heft! Die Meinungen sind vermutlich etwas zweigeteilt, da die Zeichnungen eher Illustrationen zu Erinnerungen und Tagebucheinträgen gleichen, die angeordnet worden sind als klassischen Comic-Panelen. So werden die vielen kleinen Details aber zueinander in Beziehung gesetzt und erlauben eine tiefgreifende Wissensvermittlung über die Geschichte des Geschwindigkeitswettlaufs.

In der Reihe der Interviews mit ehemaligen ZACK-Chefredakteuren ist diesmal Mark O. Fischer an der Reihe. In seine Zeit fielen der Ausbau der ZACK-Edition und damit viele Serien, die das ZACK lange geprägt haben. Dazu kommen dann natürlich noch Rezensionen, News und ein Artikel über die Netflix-Serie Love, Death + Robots, die wie ein reanimiertes Schwermetall wirkt.

Das ZACK bleibt auch im dritten Lebensjahrzehnt eine wichtige Bereicherung der deutschen Comicszene, die im Wesentlichen eine Albenkultur hat. Die Glückwünsche folgen dann im kommenden Monat!

Zum Rennsport gehört oft genug ein Bier. Um fahren zu können sollte es ein alkoholfreies sein! Zum Glück ist auch bei den Craftbrauereien mittlerweile angekommen, dass es nicht immer Alkohol sein muss! Die musikalische Untermalung für einen Genuss der Ausgabe im sonnigen Garten könnte dazu von El Bosso und den Pingpongs kommen.

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

ZACK 239

ZACK 239 (Mai 2019)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 239

Die Jubiläumsausgabe des ZACK ist nur noch zwei Nummern entfernt, die Spannung steigt. Die Mai-Nummer bringt gleich zwei neue Abenteuer: zum einen geht Die Flügel des Herrn Plomb in die siebte und letzte Runde und zum anderen kehrt Marvano mit Bonneville auf die Seiten des ZACK zurück. Im kommenden Heft wird dann auch Michel Vaillant wieder starten!

Aber der Reihe nach: der Zweiteiler Bonneville von Marvano hat einen Ort als Helden, die Bonneville Salt Flats, eine Hochgeschwindigkeitsstrecke auf der bereits 1914 der erste Landgeschwindigkeitsrekord aufgestellt worden war (im Übrigen auf einem Benz) und die seit dem immer Schauplatz von Rennen und Rekorden sowie Filmkulisse gewesen ist.

Der erste Teil erzählt aus der Sicht eines kleinen Mädchens die Ereignisse Ende der fünfziger Jahre und führt mit ein paar Rückblicken in die Geschichte des Fleckchens in Utah ein.

ZACK 239, detail page 29

Millenium Saga von Runberg und Ortega geht bereits in die dritte Runde: Lisbeth und ein weiterer Hacker schaffen es, in das Geheimste der SÄPO, der schwedischen Sicherheitspolizei, einzudringen und eine Datei namens Hugin zu entdecken. In einem schnellen, teilweise wie dahingeworfenen Stil aber klassischer Panelaufteilung in dunklen Farben läuft dieser Thriller weiter. Obwohl auf den ersten Seiten gewöhnungsbedürftig nimmt die grafische Umsetzung die Elemente des Buches geschickt auf und entwickelt sich zu einer eigenständigen und doch zugehörigen Darstellung: Tipp!

Bereits erwähnt wurde, dass Die Flügel des Herrn Plomb nun in ihre siebte und letzte Folge gehen. Christophe Gibelin ist alleine für Inhalte und Umsetzung verantwortlich und muss versuchen, die verschiedenen Pfade seiner Spionagestory zusammenzuführen und zu beenden. Der Schauplatz ist Deutschland, die Player sind bekannt. Ob aber alle Beweggründe auch schon so klar sind wird sich zeigen.

detail ZACK 239 page 57

Die Abenteuer des Kochs Samuel Lejeune, der wahrlich schon bessere Zeiten gesehen hat, gehen in Haute Cuisine natürlich auch weiter. In klassischer franko-belgischer Manier (positiv gemeint!) streiten sich Personen in Nahaufnahme, lernen sich kennen und genießen und werden Pläne entworfen. Ein spannender zweiter Teil der Appetit auf mehr macht.

Mortensen verlässt uns dagegen wieder. Sein erstes Zeitreise-Abenteuer im mittelalterlichen Schottland nimmt – wen hätte es überrascht – natürlich ein positives Ende, denn sonst hätte es keinen Sinn gemacht, eine Serie anzukündigen. Lars Jacobsen gelingt es aber, die scheinbar unlösbare Situation doch noch zu knacken (und: ja, Purist*innen mögen hier schreien, dass der Plot unglaubwürdig ist, aber es muss auch nicht alles auf der Goldwaage landen, oder?) und nebenbei wird auch noch eine weitere Theorie geliefert, warum um alles in der Welt ein nicht in diese Zeit gehörendes Ur-Vieh in einem berühmten Loch gesehen worden ist…

Dazu kommen wie immer Parker & Badger und eine neue Verwendungsmöglichkeit für Rucksäcke in Tizombi sowie der dritte Teil von Bernd Hinrichs Artikelserie über auf frankobelgischen Comics beruhenden Verfilmungen.

detail ZACK 239 page 18

In der Rubrik der Rückblicke auf die ehemaligen Chefredakteure und Verantwortlichen des MOSAIK-ZACK sind dieses Mal Martin Surmann und Mirko Piredda die interviewten. Sie leiteten das ZACK von 2003 (#45) bis 2008 (#104) und entwickelten es weg von einer reinen Vorpublikationsplattform zu einem Magazin mit exklusiven Inhalten. Beide arbeiten auch heute noch mit und an klassischen oder modernen ZACK-Serien wie Allein, Cubitus oder Chinaman! Vielen Dank für die mit dieser Serie bewiesene Bereitschaft sich mit den alten Konzepten auseinanderzusetzen und sie erneut zu präsentieren. Vielleicht lässt sich der eine oder die andere ja mal zu Kommentaren mit Bewertungen oder Wünschen verlocken.

Internationale Schauplätze, verteilt über verschiedene Jahrhunderte machen die Empfehlung eines Getränkes nicht einfach: Traubensaft, vergoren oder nicht, gab es wohl immer und er findet in Form eines Grand Cru auch Verwendung in diesem Heft. Dazu empfehle ich, inspiriert durch einen Besuch in einem tollen veganen Café in Rotterdam, Club-Jazz!

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

Stripschrift 456 – November 2018

Stripschrift 456 – Jeroen de Coninck & Vittorio Giardino

Herausgeber und Verlag: Stichting Uitgeverij Stripschrift

Heft Din A 4 | 44 Seiten | Farbe | 8 €
ISSN: 0165-845X

Cover Stripschrift 456

Das Magazin STRIPSCHRIFT aus Rotterdam erscheint mittlerweile im 52. Jahrgang, es ist also eine echte Institution unserer westlichen Nachbarn. Viermal pro Jahr bietet es Interviews, News und fachlich fundierte und reich bebilderte Artikel über Comics und Karikaturen. 2011 erhielt es dafür den P. Hans Frankfurther Prijs für besondere Verdienste. Wer Interesse daran hat, kann es auch außerhalb der Niederlande abonnieren.

Die hier besprochene Ausgabe 456 vom November 2018 soll als ein Beispiel für die wirklich lesenswerte Zeitschrift dienen. Zugleich ist es eine perfekte Ergänzung zur Reddition 69 über Peyo und sein Atelier. Neben einem längeren Interview mit Vittorio Giardino, auch in Deutschland bekannt durch Jonas Fink und Max Friedmann, enthält es ein langes Interview mit dem seit 30 Jahren für das Studio Peyo arbeitenden Jeroen de Coninck. Jeroen hat nicht nur einige der aktuellen Schlumpf-Alben gezeichnet, sondern auch Merchandise-Figuren, Poster und Kinderbücher mit den kleinen blauen Kobolden gezeichnet und entworfen. Die Rezension zum 36. Album gibt es hier.

Das Interview bietet einen Einblick in seine Laufbahn und Arbeitsweise im Studio und auch Ausblicke auf das bereits angekündigte neue Abenteuer.

Stripschrift 456 page 17

Dazu kommt ein Artikel des Theologen Frank G. Bosman aus Tilburg. Er entwickelt aus seiner Sicht eine Analyse der theologischen und philosophischen Grundmuster die bei den Schlümpfen verwendet werden – Lesenswert und anregend! Dieser Artikel beweist wieder einmal, dass gute Geschichten oft ihren Hintergrund in alten Mythen haben. Leider ist das Wissen darum oft genug vergessen.

Giardino erzählt in den zweiten Schwerpunkt des Heftes, warum er seinen ursprünglichen Beruf aufgegeben hat um als Autodidakt Comics zu zeichnen und mit welchen Schwierigkeiten er anfangs zu kämpfen hatte. Mittlerweile kann er es sich leisten, Comics zu zeichnen und erst danach nach einem Verleger zu suchen. Er begründet außerdem, warum er sich für seine Comics so lange Zeit nimmt und erklärt seine Arbeitsweise sehr ausführlich.

Auch wenn bei der STRIPSCHRIFT natürlich der niederländisch-flämische Markt im Vordergrund steht sind die dort abgedruckten Interviews auch für deutsche Leser*innen interessant und einen Versuch wert. Zudem sind viele der abgedruckten Illustrationen hier so nicht verfügbar.

Dazu passen ein traditionelles Leffe und The Selecter!

© der Abbildungen 2018 Stichting Uitgeverij Stripschrift, Rotterdam

Mosaik feiert die 750. Ausgabe

mosaik – mit den Abrafaxen durch die Zeit 521 (Mai 2019)

Der letzte Erbe
Story: 
Jens U. Schubert
Zeichnungen: 
Kollektiv

MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Kleinformat | 48 Seiten | Farbe | 3,40 €  
ISSN: 
0323-8857

Cover Mosaik 521

Im Dezember 1955 erschien das erste von insgesamt 229 MOSAIK-Heften mit den Digedags und im Januar 1976 dann das erste Abenteuer mit den Abrafaxen. Die aktuelle Nummer 521 ist also zusammengerechnet das 750. MOSAIK-Heft (und dabei sind die 40 von Anna, Bella und Caramella noch nicht einmal mitgezählt). Comix-online gratuliert dem aktuell mit einer Auflage von rund 100.000 Exemplaren erfolgreichsten in Deutschland produziertem Comic-Magazin herzlich!

Das MOSAIK hat seit rund 60 Jahren einen ganz eigenen Produktionsprozess: Es gibt ein festes Team von ungefähr 20 Leuten. Wenn die Stationen der Geschichte stehen, verfasst der Autor das Manuskript und erste Skizzen zur Bildaufteilung. Das Redaktionskollektiv begutachtet und verbessert diesen Aufbau dann. Eine weitere Besonderheit ist, dass jeder Zeichner für „seine“ Figur zuständig ist. Pro Seite sind also mehrere Zeichner parallel auf einem Zeichenkarton im Din A-3-Format tätig. Nach der Fertigstellung aller Zeichnungsbestandteile wird dann am Computer koloriert.

Zur Feier des Jubiläums liegt dem MOSAIK übrigens ein Riesenposter bei, auf dem nicht nur alle 750 Cover abgebildet, sondern auch die einzelnen Handlungsbögen im Zeitablauf aufgeführt sind.

Im Heft läuft noch das sogenannte Hanse-Abenteuer; Abrax, Brabax und Califax hat es in die Zeit der Hanse verschlagen. Während Abrax und Simon nach ihren Tätigkeiten in Brügge nun wieder in Lübeck angekommen sind, wo Simon verzweifelt versucht, die launische Ulrike als Braut zu gewinnen. Währenddessen entdeckt Genta, die als billige Dienstmagd für Ulrikes Vater arbeitet, einen Brief ihres verstorbenen Vaters, der alles ändert.

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Brabax und Califax sind noch immer in Nowgorod. Sie haben mittlerweile drei der vier Erben der Schatzkarte ausfindig gemacht und versuchen, Pelze zu erwerben. Auf ihrer Fahrt nach Pleskau werden sie von einer Horde Wölfe gestellt. Aus dieser Szene entstammt auch das brillante Coverbild! Wer ist der „letzte Erbe“?

Zeichnerisch bewegt sich das MOSAIK meistenteils auf einem guten Niveau für Semi-Funnies. Bei einigen Nebenfiguren ist die Gesichtspartie steigerungsfähig, ansonsten gibt es aber nichts zu meckern. Storytechnisch schaffen es die Verantwortlichen eine Geschichte über ein bis zwei Jahre zu strecken und dabei den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten. Eine beachtliche Leistung die am Kiosk zu Recht honoriert wird.

Begleitend werden wieder Informationen über Geschichte und Technik in Kooperation mit verschiedenen Museen vermittelt. Diese Seiten helfen sicherlich, den einen oder anderen Großelternteil zum Kauf zu überreden. Bei der Elterngeneration sollte das Vorurteil der minderwertigen Literatur eh nicht mehr anzutreffen sein.

Diesem Konzept wird hoffentlich noch eine lange Zeit und viele weitere Jubiläen vergönnt sein! Verdient wäre es.

Dazu passen zuckerarme, selbstgemachte Limonade und eine „Summer“-Playlist, die von den schneebedeckten Weiten Nowgorods ablenkt.

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

ZACK 238

ZACK 238 (April 2019)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Cover Zack 238

Es ist angerichtet!

Auch im April bringt das neue ZACK wieder eine neue, bisher unbekannte Delikatesse: passend zu dem seit Jahren andauernden Hype um Kochshows und die neue Lust am Essen startet Haute Cuisine in der aktuellen Ausgabe 238. Die von den beiden Szenaristinnen Delphine Lehericey und Fanny Desmarès getextete und von Luc Brahy gezeichnete Serie startet mit dem ersten Teil, der Vorspeise. Der zweite, im Original bereits fertig gestellte Teil wird Hauptgericht heißen, der dritte dann Nachspeise. Im Mittelpunkt steht der Koch Samuel Lejeune, der vor Jahren das Finale um den „Ultimate Cook“ verloren hat. Der zweite Platz ermöglichte es ihm aber, mit zweifelhaften Veranstaltungen sein Auskommen zu verdienen, doch der Ruhm verblasst allmählich. Mehr dann in einem Monat.

Frankobelgischer Stil der alten Schule mit einem neuen Thema; der Appetit kommt beim Essen!

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Die Hauptgerichte: In Mortensens Abenteuern macht der scheinbar gestrandete Zeitreisende mit Hilfe einer taubstummen Helferin eine die Hoffnung zurückbringende Entdeckung. Obwohl im 16. Jahrhundert technische Errungenschaften wie das Fahrrad eigentlich unbekannt sein müssten, ist das Wissen bereits vorhanden. Sollte sich neben Artefakten aus der Zukunft auch eine Zeitpistole finden lassen, die eine Rückkehr ermöglichen würde? Weiterhin nett anzuschauende moderne Ligne claire von Lars Jacobsen, die sich selbst mit einer Referenz auf Tim und Struppi auf die Schippe nimmt.

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Die moderner daherkommende Millenium Saga nimmt ordentlich Fahrt auf. Rechtsradikale Mordbrenner sind auch in Schweden ein Teil der aktuellen Geschichte. Nicht jeder möchte aber an seine eigene Vergangenheit erinnert werden und noch weniger, dass andere davon erfahren… Der Stil von Ortega ist dunkel. Die Personen sind nicht schön, sondern haben ihre Macken und gleiten manchmal ins leicht groteske, entsprechen dadurch aber der harten Geschichte perfekt.

Empire USA verabschiedet sich dagegen vorerst wieder. Zum Abschluss des ersten Bandes der zweiten Staffel werden einige Fäden zusammengeführt aber noch keine Fragen beantwortet. Immerhin wird klar, dass Illya mittlerweile eine ganz große Nummer unter denOligarchen ist und keinesfalls zimperlich. Desberg und Reculé beweisen, dass sie zur ersten Garde im frankobelgischen Thrillermetier gehören. Lange hat es gedauert, bis die zweite Staffel den Weg auf diese Seiten gefunden hat, das Warten hat sich aber gelohnt.

Auch von Sauvage müssen (oder dürfen) wir uns erstmal wieder verabschieden. In einem Clash of cultures werden die unterschiedlichen nationalen Interpretationen der Mexikaner, Franzosen und Amerikaner im Hinblick auf Ehre, Stolz und Kadavergehorsam deutlich. Storytechnisch ist Yann der Abschluss dieses Bandes sehr gelungen!

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Für die schnelle Ablenkung sorgen wie gewohnt die Zwischengänge Parker & Badger, Tizombi und der Vater der Sterne, letztere sogar mal wieder mit einer längeren Geschichte!

Der Gruß aus der Küche ist im Übrigen sehr traditionell: Das Treppchen mit den ersten drei ZACK-Helden des Jahres hätte so auch gut in die Siebziger gepasst. Im vorderen Drittel haben sich aber aktuelle Serien platzieren können. Insgesamt beweist die Rangliste, dass es den Macher*innen des ZACK gelungen ist, eine ansprechende Komposition aus traditionellen und modernen Zutaten zuzubereiten. Wie es vor zwnazig Jahren zu dem Neustart gekommen ist, beschreibt Martin Jurgeit, das (nicht unumstrittene) enfant terible der deutschen Comicszene und gleichzeitig erster Chefredakteur des ZACK im Interview. Sehr lesenswert sind seine Gedanken zu der versuchten Nutzung der Plattform für deutsche Künstler*innen.

Nicht vorenthalten werden soll ein weiteres Interview, quasi als Nachspeise: Erik erzählt über die Entstehungsgeschichte seines fünfbändigen Werkes Deae ex machina!

Als Menubegleitung passen dazu ein leichter Frühlingswein und Sprudelwasser sowie gute Musik, die sich aber nicht in den Vordergrund drängt: The Nits aus den Niederlanden.

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

ZACK 237

ZACK 237 (März 2019)

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
Verlag MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

cover ZACK 237

Schon wieder ist ein Monat vergangen und das ZACK 237 liegt pünktlich im Briefkasten…

Dieses Mal beschert es uns als Serienstart eine neue Geschichte um Lisbeth Salander als eigenständige Fortführung der ursprünglichen Trilogie von Stieg Larsson. Milennium Saga: Versuchung von Sylvain Runberg steht neben den von David Lagercrantz fortgesetzten Romanen und bringt schon auf den ersten Seiten typische Elemente dieser Reihe auf die Zeichenblätter. Lisbeth wird in eine Schlägerei verwickelt und muss erkennen, dass Geheimdienste dahinterstecken; Blomquist legt sich mit Rechten an und dem Magazin geht es mal wieder schlecht. Runberg hatte bereits die Originalromane als Comic aufbereitet und darf jetzt ohne Vorlage in einer dreibändigen Reihe seine neue Version erzählen. Die Umsetzung erfolgt durch Belén Ortega die bisher eher im Manga zu Hause war. Kraftvolle Action wechselt sich mit ruhigen Momentaufnahme ab. Die Serie scheint eine tolle Bereicherung des Portfolios zu werden und wird von Georg F. W. Tempel auch sehr enthusiastisch angekündigt.

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Sauvage geht in den dritten Teil und bestätigt die Kritik der letzten Besprechung. Tolle Ansätze, gute Bildaufteilung aber die Kolorierung ist Geschmackssache.

Mortensens Abenteuer dagegen halten, was der Auftakt in der letzten Nummer versprochen hatte. Der Däne Lars Jacobsen lässt seinen Zeitreisenden verzweifeln als ihm die einzige Möglichkeit, seine eigene Zeit wieder zu erreichen, genommen wird. Ohne Zeitpistole wäre er verloren und dann wird er auch noch eingekerkert. Plötzlich scheint sich aber eine neue Möglichkeit zu ergeben, denn er bekommt unerwartete Hilfe. Spannung, abwechslungsreiches Seitenlayout und viele Perspektivenwechsel – mehr braucht ein guter Comic nicht.

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Empire USA 2.1 bringt weitere Hintergrundinformationen über die handelnden Personen und ihre Beziehungen untereinander. Da dieses der erste Band der neuen Staffel ist, wird dem Setting naturgemäß etwas mehr Raum gegeben. Das schadet allerdings nicht, denn durch die Vielschichtigkeit der einzelnen Handlungsstränge im Szenario von Desberg und die Abwechslungen im Artwork von Reculé bleiben genügend Spannung und Tempo erhalten.

Ein weiteres Highlight ist Tizombi, eine Reihe von One-Pagern von Cazenove und Maury. Mit einem sehr netten schwarzen Humor versehen, verzaubern die kurzen Geschichten um ein Goth-Girl und ihre untoten Freunde den Alltag. Dabei stehen existentialistische Fragestellungen gleichberechtigt neben den charakterlichen Auswirkungen von Fähigkeiten der verzehrten Nahrung auf unterbelichtete Zombies.

Verabschieden müssen wir dagegen Jack Cool; Manini und Mangin ziehen noch einmal alle Register um die Geschichte mit dem Privatdetektiv Jack Cool, dem Aussteiger Jesus-Grau und der Familie Mansfield zu einem – wirklich unerwarteten – Ende zu bringen.  Um es zu gestehen: Der Anfang des ersten Teils hat mich nicht vom Hocker gerissen. Im Laufe der Zeit haben mich aber sowohl die Story als auch die teilweise sehr experimentellen, teilweise klassischen Zeichnungen mitgerissen. Sicherlich ein Highlight unter den Perlen, die das ZACK immer mal wieder entdeckt!

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Der Magazinteil dieser Ausgabe widmet sich einerseits dem italienischen Zeichner Serpieri und seiner bei Schreiber & Leser erschienenen Collection, andererseits gibt es das erste der angekündigten fünf Interviews zur Geschichte des ZACK. Den Anfang macht Klaus Schleiter, der Gründer des MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlages. Ursprünglich mit seiner Werbeagentur für den alten DDR-Verlag nach der Wende tätig, nahm er eine Treuhand-Entscheidung zum Anlass, auch als Verleger für das MOSAIK tätig zu sein. Später kam dann mit dem ZACK noch ein weiteres klassisches Magazin – dieses Mal allerdings mit West-Geschichte – dazu.

Dazu passen frisch gepresster Orangensaft für den Vitaminhaushalt und Musik aus Schweden: Hoffmaestro.

Abbildungen © 2019 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

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