Heft Din A 4 | 44 Seiten | Farbe | 8 € ISSN: 0165-845X
Das Magazin STRIPSCHRIFT aus Rotterdam
erscheint mittlerweile im 52. Jahrgang, es ist also eine echte Institution
unserer westlichen Nachbarn. Viermal pro Jahr bietet es Interviews, News und
fachlich fundierte und reich bebilderte Artikel über Comics und Karikaturen.
2011 erhielt es dafür den P. Hans
Frankfurther Prijs für besondere Verdienste. Wer Interesse daran hat, kann
es auch außerhalb der Niederlande abonnieren.
Die hier besprochene Ausgabe 456 vom November 2018 soll als ein Beispiel für die wirklich lesenswerte Zeitschrift dienen. Zugleich ist es eine perfekte Ergänzung zur Reddition 69 über Peyo und sein Atelier. Neben einem längeren Interview mit Vittorio Giardino, auch in Deutschland bekannt durch Jonas Fink und Max Friedmann, enthält es ein langes Interview mit dem seit 30 Jahren für das Studio Peyo arbeitenden Jeroen de Coninck. Jeroen hat nicht nur einige der aktuellen Schlumpf-Alben gezeichnet, sondern auch Merchandise-Figuren, Poster und Kinderbücher mit den kleinen blauen Kobolden gezeichnet und entworfen. Die Rezension zum 36. Album gibt es hier.
Das Interview bietet einen Einblick in seine Laufbahn und Arbeitsweise im Studio und auch Ausblicke auf das bereits angekündigte neue Abenteuer.
Dazu kommt ein Artikel des Theologen Frank G. Bosman aus Tilburg. Er
entwickelt aus seiner Sicht eine Analyse der theologischen und philosophischen
Grundmuster die bei den Schlümpfen verwendet werden – Lesenswert und anregend!
Dieser Artikel beweist wieder einmal, dass gute Geschichten oft ihren
Hintergrund in alten Mythen haben. Leider ist das Wissen darum oft genug
vergessen.
Giardino erzählt in den zweiten Schwerpunkt des Heftes, warum er seinen
ursprünglichen Beruf aufgegeben hat um als Autodidakt Comics zu zeichnen und
mit welchen Schwierigkeiten er anfangs zu kämpfen hatte. Mittlerweile kann er
es sich leisten, Comics zu zeichnen und erst danach nach einem Verleger zu
suchen. Er begründet außerdem, warum er sich für seine Comics so lange Zeit
nimmt und erklärt seine Arbeitsweise sehr ausführlich.
Auch wenn bei der STRIPSCHRIFT natürlich der
niederländisch-flämische Markt im Vordergrund steht sind die dort abgedruckten
Interviews auch für deutsche Leser*innen interessant und einen Versuch wert.
Zudem sind viele der abgedruckten Illustrationen hier so nicht verfügbar.
Dazu passen ein traditionelles Leffe und The Selecter!
Im Dezember 1955 erschien das erste von insgesamt
229 MOSAIK-Heften mit den Digedags und im Januar 1976 dann das erste Abenteuer
mit den Abrafaxen. Die aktuelle Nummer 521 ist also zusammengerechnet das 750.
MOSAIK-Heft (und dabei sind die 40 von Anna, Bella und Caramella noch nicht
einmal mitgezählt). Comix-online
gratuliert dem aktuell mit einer Auflage von rund 100.000 Exemplaren
erfolgreichsten in Deutschland produziertem Comic-Magazin herzlich!
Das MOSAIK hat seit rund 60 Jahren einen ganz
eigenen Produktionsprozess: Es gibt ein festes Team von ungefähr 20 Leuten.
Wenn die Stationen der Geschichte stehen, verfasst der Autor das Manuskript und
erste Skizzen zur Bildaufteilung. Das Redaktionskollektiv begutachtet und
verbessert diesen Aufbau dann. Eine weitere Besonderheit ist, dass jeder
Zeichner für „seine“ Figur zuständig ist. Pro Seite sind also mehrere Zeichner
parallel auf einem Zeichenkarton im Din A-3-Format tätig. Nach der
Fertigstellung aller Zeichnungsbestandteile wird dann am Computer koloriert.
Zur Feier des Jubiläums liegt dem MOSAIK übrigens
ein Riesenposter bei, auf dem nicht nur alle 750 Cover abgebildet, sondern auch
die einzelnen Handlungsbögen im Zeitablauf aufgeführt sind.
Im Heft läuft noch das sogenannte Hanse-Abenteuer; Abrax, Brabax und Califax hat es in die Zeit der Hanse verschlagen. Während Abrax und Simon nach ihren Tätigkeiten in Brügge nun wieder in Lübeck angekommen sind, wo Simon verzweifelt versucht, die launische Ulrike als Braut zu gewinnen. Währenddessen entdeckt Genta, die als billige Dienstmagd für Ulrikes Vater arbeitet, einen Brief ihres verstorbenen Vaters, der alles ändert.
Brabax und Califax sind noch immer in Nowgorod. Sie haben mittlerweile drei der vier Erben der Schatzkarte ausfindig gemacht und versuchen, Pelze zu erwerben. Auf ihrer Fahrt nach Pleskau werden sie von einer Horde Wölfe gestellt. Aus dieser Szene entstammt auch das brillante Coverbild! Wer ist der „letzte Erbe“?
Zeichnerisch bewegt sich das MOSAIK meistenteils
auf einem guten Niveau für Semi-Funnies. Bei einigen Nebenfiguren ist die
Gesichtspartie steigerungsfähig, ansonsten gibt es aber nichts zu meckern.
Storytechnisch schaffen es die Verantwortlichen eine Geschichte über ein bis
zwei Jahre zu strecken und dabei den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten. Eine
beachtliche Leistung die am Kiosk zu Recht honoriert wird.
Begleitend werden wieder Informationen über
Geschichte und Technik in Kooperation mit verschiedenen Museen vermittelt.
Diese Seiten helfen sicherlich, den einen oder anderen Großelternteil zum Kauf
zu überreden. Bei der Elterngeneration sollte das Vorurteil der minderwertigen
Literatur eh nicht mehr anzutreffen sein.
Diesem Konzept wird hoffentlich noch eine
lange Zeit und viele weitere Jubiläen vergönnt sein! Verdient wäre es.
Dazu passen zuckerarme, selbstgemachte
Limonade und eine „Summer“-Playlist, die von den schneebedeckten Weiten
Nowgorods ablenkt.
Auch im April bringt das neue ZACK wieder eine
neue, bisher unbekannte Delikatesse: passend zu dem seit Jahren andauernden
Hype um Kochshows und die neue Lust am Essen startet Haute Cuisine in der
aktuellen Ausgabe 238. Die von den beiden Szenaristinnen Delphine Lehericey und Fanny
Desmarès getextete und von Luc Brahy
gezeichnete Serie startet mit dem ersten Teil, der Vorspeise. Der zweite, im
Original bereits fertig gestellte Teil wird Hauptgericht heißen, der dritte
dann Nachspeise. Im Mittelpunkt steht der Koch Samuel Lejeune, der vor Jahren
das Finale um den „Ultimate Cook“ verloren hat. Der zweite Platz ermöglichte es
ihm aber, mit zweifelhaften Veranstaltungen sein Auskommen zu verdienen, doch
der Ruhm verblasst allmählich. Mehr dann in einem Monat.
Frankobelgischer Stil der alten Schule mit einem neuen Thema; der Appetit kommt beim Essen!
Die Hauptgerichte: In Mortensens Abenteuern macht der scheinbar gestrandete Zeitreisende mit Hilfe einer taubstummen Helferin eine die Hoffnung zurückbringende Entdeckung. Obwohl im 16. Jahrhundert technische Errungenschaften wie das Fahrrad eigentlich unbekannt sein müssten, ist das Wissen bereits vorhanden. Sollte sich neben Artefakten aus der Zukunft auch eine Zeitpistole finden lassen, die eine Rückkehr ermöglichen würde? Weiterhin nett anzuschauende moderne Ligne claire von Lars Jacobsen, die sich selbst mit einer Referenz auf Tim und Struppi auf die Schippe nimmt.
Die moderner daherkommende Millenium
Saga nimmt ordentlich Fahrt auf. Rechtsradikale Mordbrenner sind auch
in Schweden ein Teil der aktuellen Geschichte. Nicht jeder möchte aber an seine
eigene Vergangenheit erinnert werden und noch weniger, dass andere davon
erfahren… Der Stil von Ortega ist
dunkel. Die Personen sind nicht schön, sondern haben ihre Macken und gleiten
manchmal ins leicht groteske, entsprechen dadurch aber der harten Geschichte
perfekt.
Empire USA verabschiedet
sich dagegen vorerst wieder. Zum Abschluss des ersten Bandes der zweiten
Staffel werden einige Fäden zusammengeführt aber noch keine Fragen beantwortet.
Immerhin wird klar, dass Illya mittlerweile eine ganz große Nummer unter
denOligarchen ist und keinesfalls zimperlich. Desberg und Reculé
beweisen, dass sie zur ersten Garde im frankobelgischen Thrillermetier gehören.
Lange hat es gedauert, bis die zweite Staffel den Weg auf diese Seiten gefunden
hat, das Warten hat sich aber gelohnt.
Auch von Sauvage müssen (oder dürfen) wir uns erstmal wieder verabschieden. In einem Clash of cultures werden die unterschiedlichen nationalen Interpretationen der Mexikaner, Franzosen und Amerikaner im Hinblick auf Ehre, Stolz und Kadavergehorsam deutlich. Storytechnisch ist Yann der Abschluss dieses Bandes sehr gelungen!
Für die schnelle Ablenkung sorgen wie gewohnt
die Zwischengänge Parker & Badger, Tizombi und der Vater der Sterne,
letztere sogar mal wieder mit einer längeren Geschichte!
Der Gruß aus der Küche ist im Übrigen sehr
traditionell: Das Treppchen mit den ersten drei ZACK-Helden des Jahres hätte so
auch gut in die Siebziger gepasst. Im vorderen Drittel haben sich aber aktuelle
Serien platzieren können. Insgesamt beweist die Rangliste, dass es den
Macher*innen des ZACK gelungen ist, eine ansprechende Komposition aus
traditionellen und modernen Zutaten zuzubereiten. Wie es vor zwnazig Jahren zu
dem Neustart gekommen ist, beschreibt Martin
Jurgeit, das (nicht unumstrittene) enfant terible der deutschen Comicszene
und gleichzeitig erster Chefredakteur des ZACK im Interview. Sehr lesenswert
sind seine Gedanken zu der versuchten Nutzung der Plattform für deutsche
Künstler*innen.
Nicht vorenthalten werden soll ein weiteres
Interview, quasi als Nachspeise: Erik
erzählt über die Entstehungsgeschichte seines fünfbändigen Werkes Deae ex machina!
Als Menubegleitung passen dazu ein leichter
Frühlingswein und Sprudelwasser sowie gute Musik, die sich aber nicht in den
Vordergrund drängt: The Nits aus den
Niederlanden.
Schon wieder ist ein Monat vergangen und das ZACK 237 liegt pünktlich im Briefkasten…
Dieses Mal beschert es uns als Serienstart eine neue Geschichte um Lisbeth Salander als eigenständige Fortführung der ursprünglichen Trilogie von Stieg Larsson. Milennium Saga: Versuchung von Sylvain Runberg steht neben den von David Lagercrantz fortgesetzten Romanen und bringt schon auf den ersten Seiten typische Elemente dieser Reihe auf die Zeichenblätter. Lisbeth wird in eine Schlägerei verwickelt und muss erkennen, dass Geheimdienste dahinterstecken; Blomquist legt sich mit Rechten an und dem Magazin geht es mal wieder schlecht. Runberg hatte bereits die Originalromane als Comic aufbereitet und darf jetzt ohne Vorlage in einer dreibändigen Reihe seine neue Version erzählen. Die Umsetzung erfolgt durch Belén Ortega die bisher eher im Manga zu Hause war. Kraftvolle Action wechselt sich mit ruhigen Momentaufnahme ab. Die Serie scheint eine tolle Bereicherung des Portfolios zu werden und wird von Georg F. W. Tempel auch sehr enthusiastisch angekündigt.
Sauvage geht in den dritten Teil und bestätigt die Kritik der letzten
Besprechung. Tolle Ansätze, gute Bildaufteilung aber die Kolorierung ist
Geschmackssache.
Mortensens Abenteuer dagegen halten, was der Auftakt in der letzten Nummer versprochen hatte. Der Däne Lars Jacobsen lässt seinen Zeitreisenden verzweifeln als ihm die einzige Möglichkeit, seine eigene Zeit wieder zu erreichen, genommen wird. Ohne Zeitpistole wäre er verloren und dann wird er auch noch eingekerkert. Plötzlich scheint sich aber eine neue Möglichkeit zu ergeben, denn er bekommt unerwartete Hilfe. Spannung, abwechslungsreiches Seitenlayout und viele Perspektivenwechsel – mehr braucht ein guter Comic nicht.
Empire
USA 2.1 bringt weitere Hintergrundinformationen über
die handelnden Personen und ihre Beziehungen untereinander. Da dieses der erste
Band der neuen Staffel ist, wird dem Setting naturgemäß etwas mehr Raum
gegeben. Das schadet allerdings nicht, denn durch die Vielschichtigkeit der
einzelnen Handlungsstränge im Szenario von Desberg
und die Abwechslungen im Artwork von Reculé
bleiben genügend Spannung und Tempo erhalten.
Ein weiteres Highlight ist Tizombi, eine Reihe von One-Pagern von Cazenove und Maury. Mit einem sehr netten schwarzen Humor versehen, verzaubern
die kurzen Geschichten um ein Goth-Girl und ihre untoten Freunde den Alltag.
Dabei stehen existentialistische Fragestellungen gleichberechtigt neben den
charakterlichen Auswirkungen von Fähigkeiten der verzehrten Nahrung auf
unterbelichtete Zombies.
Verabschieden müssen wir dagegen Jack Cool; Manini und Mangin ziehen noch einmal alle Register um die Geschichte mit dem Privatdetektiv Jack Cool, dem Aussteiger Jesus-Grau und der Familie Mansfield zu einem – wirklich unerwarteten – Ende zu bringen. Um es zu gestehen: Der Anfang des ersten Teils hat mich nicht vom Hocker gerissen. Im Laufe der Zeit haben mich aber sowohl die Story als auch die teilweise sehr experimentellen, teilweise klassischen Zeichnungen mitgerissen. Sicherlich ein Highlight unter den Perlen, die das ZACK immer mal wieder entdeckt!
Der Magazinteil dieser Ausgabe widmet sich einerseits dem italienischen Zeichner Serpieri und seiner bei Schreiber & Leser erschienenen Collection, andererseits gibt es das erste der angekündigten fünf Interviews zur Geschichte des ZACK. Den Anfang macht Klaus Schleiter, der Gründer des MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlages. Ursprünglich mit seiner Werbeagentur für den alten DDR-Verlag nach der Wende tätig, nahm er eine Treuhand-Entscheidung zum Anlass, auch als Verleger für das MOSAIK tätig zu sein. Später kam dann mit dem ZACK noch ein weiteres klassisches Magazin – dieses Mal allerdings mit West-Geschichte – dazu.
Dazu passen frisch gepresster Orangensaft für
den Vitaminhaushalt und Musik aus Schweden: Hoffmaestro.
In diesem Heft startet bereits die zweite der für 2019 angekündigten neuen Serien: Mortensens Abenteuer von Lars Jakobsen. Der dänische Autor und Zeichner ist in Deutschland möglicherweise wegen seines Strips über frustrierte Hennen bekannt; einige Folgen liefen als Zeichentrick in der Sendung mit der Maus. Zudem hat er bereits rund 250 Geschichten für Anders And, das dänische Donald Duck-Magazin verfasst. Die Geschichten um Mortensen sind Zeitreise-Abenteuer. Der Titelheld ist ein Zeitgeheimagent, der Kriminelle daran hindern will, die Vergangenheit ihrer Schätze zu berauben. Dafür benötigt er allerdings seine Zeitpistole… Graphisch startet der Comic, von dem im Original bereits 5 Bände erschienen sind, erst einmal im klassischen 4-Streifen Layout, das manchmal etwas aufgebrochen wird. Der Ankündigungstext benennt dazu Einflüsse von Herge, die teilweise auch zu entdecken sind. Ich finde aber auch Anklänge an Tabary.
Fortgesetzt wird Sauvage, der für mich den größten Widerspruch im Heft darstellt:
Der Text von Yann ist immer wieder
spannend und auch der Plot der Geschichte ist keinesfalls reizlos, die
Zeichnungen und insbesondere die Kolorierung von Felix Meynet macht aber immer alles wieder zu Nichte. Schade eigentlich.
Wesentlich stimmiger ist dagegen Jack Cool von Manini und Mangin. Die Merry Prankster sind im Haus von Tommy Neary angekommen um einer Erweckungszeremonie beizuwohnen. Während deutlich wird, dass sich Drogen und Feuer nicht unbedingt positiv ergänzen hat Jack ein Erfolgserlebnis, denn er findet die vermisste Tochter. Wie es mit dieser Story um die Mansfields weitergeht und ob sich zwischen Jack und Jesus-Grau noch etwas entwickelt, wird die Zukunft zeigen.
Der Weg des Untergangs findet dagegen leider in dieser Ausgabe sein Ende. Es bleibt zu hoffen, dass Corteggiani und Tisselli sich irgendwann einmal auf eine weitere Zusammenarbeit verabreden werden, denn der Western verknüpft spannende Thematik und grandiose Bilder äußerst gut und macht einfach Lust auf Mehr! Inhaltlich bekommt die Story auf den letzten Bildern noch einmal einen Twist, mehr sei aber nicht verraten!
In Empire USA 2.1 werden ein paar mehr Details über den mysteriösen Tod von Duanne Els bekannt und vielschichtige Verbindungen zu Russland und in die Türkei sowie zu Terroristen in Lettland spielen eine Rolle, der Leser*in fehlen aber noch entscheidende Versatzstücke. Genau so funktioniert des Konzept „Fortsetzung folgt…“ Graphisch ist Henri Reculé nicht der schlechteste Vertreter der aktuellen franko-belgischen (nicht-Fantasy-)Schule und daher definitiv sein Geld wert!
Ergänzend gibt es weitere Geschichten der gnadenlos guten Tizombi sowie die deutlich schlechteren aber immer noch bereichernden Parker & Badger, den zweiten Teil des Überblicks über Kinofilme nach franko-belgischen Comics (Asterix – Bäche und Flüsse), eine Vorstellung des Neustarts von Courtney Crumrin und lesenswerte Überlegungen von Bernd Glasstetter!
Mehr zum aktuellen Konzept des ZACK im Interview mit dem Chefredakteur.
Dazu passen das neue Album Encore von The Specials und kolumbianischer Hochlandkaffee.
Der Chefredakteur des ZACK-Magazins stellt sich unseren Fragen
Das ZACK-Magazin aus dem Mosaik – Steinchen für Steinchen-Verlag feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Grund genug für comix-online, dem aktuellen Chefredakteur Georg F. W. Tempel ein paar Fragen zu stellen. Da ich selbst zu der Generation gehöre, die durch das Zack im Koralle-Verlag nachhaltig in der Leidenschaft für franko-belgische Comics geprägt worden ist, habe ich mich über diese Gelegenheit sehr gefreut. Comics aus diesem Spektrum werden auch in Zukunft ein wesentlicher Bestandteil der comix-online-Berichte bleiben.
c-o: Hallo Georg. Könntest du dich den Leser*innen von
comix-online kurz vorstellen? Du bist ja in der deutschen Comicgeschichte alles
andere als ein unbeschriebenes Blatt.
Tatsächlich bin ich schon seit weit über 30 Jahren in der Comic-Szene tätig. Wie bei vielen anderen meiner Generation waren meine ersten Berührungen mit den Comics die Hefte aus dem Hause Kauka und Bastei, wozu in den 1970ern dann natürlich „ZACK“ gekommen ist. Während meines BWL-Studiums in Mannheim habe ich für das dortige Stadtmagazin Comic-Rezensionen verfasst, worüber ich Kontakte zu verschiedenen Verlagen bekommen habe. Mitte der 1980er Jahre bin ich dann beim Reiner-Feest-Verlag eingestiegen, hatte ein kurzes Intermezzo beim Norbert Hethke Verlag, für den ich angefangen habe, das DC-Segment aufzubauen – wir haben uns wegen unterschiedlicher Programmauffassungen dann im Gütlichen getrennt -, und war schließlich ab 1991 beim Ehapa Verlag. 1994 und 1995 habe ich parallel zu meiner Ehapa-Tätigkeit das „Beavis & Butt-Head“-Magazin für den Dino Verlag betreut. Bei Ehapa war ich vor allem für sog. „Trendthemen“ wie „Akte X“, „Tankgirl“, die Fleetway Publikatonen und natürlich die Manga zuständig. Zusammen mit dem damaligen Bereichsleiter Klaus M. Mrositzki war ich an der Gründung der Verlagsbereiche Cultfish (ursprünglich Bücher zu TV-Themen wie „Big Brother“) und Egmont Manga & Anime (EMA) beteiligt. Und seit 2009, seit meiner Trennung von Ehapa, bin ich über das Redaktionsbüro Blattgold GmbH, das meiner Frau und mir gehört, für „ZACK“ verantwortlich. Ansonsten sind wir viel für die Funke Gruppe, den Klambt Verlag, Burda u.a. tätig.
c-o: 2019 feiert das „neue“ ZACK sein zwanzigjähriges
Jubiläum. Du hast zwar im Editorial der Januar-Ausgabe schon einen kurzen
Ausblick gegeben, aber wie sieht euer Jubiläumsprogram aus?
Wie ich ja bereits in bewusstem Editorial geschrieben habe, werden wir im Jubiläumsjahr etliche neue Serien starten wie etwa Bonneville von Marvano oder Empire USA 2 von Desberg und diversen Zeichnern. Außerdem wollen wir uns in einer Reihe von Interviews allen früheren Chefredakteuren des Heftes aus der Mosaik-Ära widmen. In der März-Ausgabe kommt aber erst einmal der Verleger Klaus Schleiter zu Wort, der ein bisschen über den Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag und dessen Philosophie erzählen wird. Weitere Ideen gibt es ebenfalls schon, aber von denen ist noch keine wirklich spruchreif.
c-o: Wie würdest du die Zielgruppe des „ZACK“ beschreiben?
Generation (Koralle-)ZACK oder größer?
Auf alle Fälle macht die Generation „ZACK“ einen Großteil der
Leser aus. Aber glücklicherweise gewinnen wir immer wieder neue und jüngere
Leser hinzu.
c-o: Das ZACK hat neben den Comics auch immer zwei größere Artikel
über Serien oder Künstler bzw. TV/Film-Adaptionen, einen Rezensionsteil und
einen immer erfrischenden Kommentar. Wie wichtig sind diese Bestandteile für
dich?
Ich denke, ein Comic-Magazin, in dem Comic an Comic geklebt ist, wird auf Dauer schnell langweilig. Deshalb sind mir die redaktionellen Beiträge als „Brecher“ sehr wichtig. Sicherlich lässt sich über die Qualität der einzelnen Artikel streiten, aber ich versuche immer, eine gewisse Aktualität zu wahren, was bei einem Monatsmagazin in Zeiten des Internet allerdings immer schwieriger wird. Ein bisschen diebische Vorfreude habe ich immer, wenn Bernd Glasstetters Kolumne „Das Allerletzte“ oder mein Editorial kontroverse Themen behandeln, da ich oft schon im Voraus weiß, wie die Reaktionen der Leser in etwa sein werden. Aber ich schätze, so ein paar Ecken und Kanten tun dem Heft ganz gut.
c-o: Von vielen anderen Verlagen ist man es mittlerweile
gewohnt, dass Abonnenten einen Bonus in Form von Variant-Ausgaben ober Beigaben
erhalten. Die letzte vergleichbare Aktion des ZACK war eine signierte Grafik
2011 in der Nummer 150. Steht ihr über solchen Dingen oder warum macht ihr
nichts in dieser Richtung?
Ich denke, hier muss man sich die Philosophie des gesamten
Verlages anschauen. Die Leser von „ZACK“ und „Mosaik“ sollen zufrieden sein,
weil sie gerade ein tolles Heft gelesen haben, das ihnen eine gewisse Zeit
„versüßt“ hat, und nicht weil sie irgendein Gimmick geschenkt bekommen. Und zum
anderen ist gerade „ZACK“ so knapp kalkuliert, das hier eigentlich kein
Spielraum ist, um solche Aktionen zu fahren.
c-o: Wie schätzt du den deutschen Comic-Markt ein? Es gibt
immer mehr kleine Verlage, der Markt wird aber dominiert durch die Veteranen
EHAPA und Carlsen mit ihren Long-Sellern einerseits und Splitter andererseits.
Oder betrifft euch der Albenmarkt nicht so sehr, da ihr euch hauptsächlich auf
das Magazin und Jean Graton konzentriert?
Wir hatten uns mit der ZACK-Edition ja am Albenmarkt versucht, mussten aber schmerzlich erfahren, dass das französische Konzept der Vorveröffentlichung im Magazin mit anschließender Albenveröffentlichung in Deutschland nicht funktioniert. Die verkaufte Auflage war so gering, dass sich die Alben einfach nicht vernünftig kalkulieren ließen. Es ist zwar nicht schön, wenn man Serien abbrechen muss, aber ich denke, dass wir die meisten Reihen zu einem guten Ende gebracht haben. Insofern haben wir also mit dem Albenmarkt kaum mehr was am Hut.
Generell sehe ich aber schon, dass der Comic-Markt Probleme
mit den Auflagen hat. Will man seine freien Mitarbeiter ordentlich bezahlen und
als Verlag auch noch Geld verdienen, wird die Luft schon dünn. Ehapa hat sich
sicherlich nicht wegen Erfolgs weitgehend aus dem franko-belgischen Albenmarkt
verabschiedet. Und Carlsen geht bei seinem Programm ja auch eher auf Nummer
sicher. Und hört man sich ein wenig in der Szene um, dann bekommt man schon zu
hören, dass einige Verlage kräftig an der Kostenschraube drehen und eher
fragwürdige Modelle bei der Ermittlung der Übersetzer- oder Redakteurshonorare
ansetzen. Schön ist das alles nicht.
c-o: Ergänzende Frage: Vor einigen Jahren hattet ihr noch
einen stetigen Ausstoß an Alben. Jetzt wechselt auch Lady S. zu einem neuen
Verlag und ihr veröffentlicht anscheinend nur noch Michel Vaillant und Julie
Wood von Jean Graton bzw. seinen Nachfolgern während einige der im ZACK
publizierten Serien z.B. bei Salleck und Splitter als Album erscheinen. Ist das
eine gewollte Kooperations-Situation oder den rückläufigen Alben-Auflagen
geschuldet?
Da wir uns aus dem Alben-Segment aus o.g. Gründen
verabschiedet haben, ist das eine gewollte Kooperationssituation. Wobei es den
französischen Lizenzgebern natürlich zusätzlich recht ist, wenn sie ihre Rechte
zweimal verwerten können.
c-o: Nicht viele Comicschaffende sind wie du von Altmeistern
in einem Comic verewigt worden. Wie fühlt man sich, wenn jemand wie Seron
eine Figur nach einem selbst erschaffen hat?
Natürlich ist man auf eine solche „Verewigung“ stolz. Der einzige Wermutstropfen war, dass das bewusste Album nicht mehr bei Feest-Comics escheinen konnte, da die Rechte an den „Minimenschen“ aus strategischen Gründen von Dupuis nicht mehr verlängert worden waren.
c-o: Hast du eine Lieblingsserie oder Einzelveröffentlichung
während deiner Zeit als Chefredakteur des ZACK?
Den einen Lieblingscomic gibt es eigentlich nicht, da ich nur
Storys ins Heft nehme, die mir selbst auch gefallen. Aber tatsächlich finde ich
die Serien von Marvano – „Grand Prix“, „Die jüdische Brigade“ und „Bonneville“ –
unglaublich gut, da sie bestes Infotainment sind: Man bekommt nicht nur eine
spannende Geschichte zu lesen, sondern kann auch noch viel über historische
Hintergründe und Zusammenhänge erfahren. Dieser doppelte Nutzen macht mir
großen Spaß.
c-o: Hast du es jemals bereut, eine Geschichte abgelehnt zu
haben? Wenn ja, welche?
Für „ZACK“ fällt mir da spontan nichts ein, da wir die Serien
aktiv anfragen. Aus meiner Ehapa Zeit wären das allerdings „Die Simpsons“ und
„Star Wars“, die wir damals in der Programmkonferenz gemeinsam als „nicht
verkäuflich“ eingeschätzt hatten. Dumm gelaufen, oder …?
Auch
im zwanzigsten Jahr des Bestehens bleibt das ZACK-Magazin, das schon lange
nicht mehr das „Neue“ ist, die wichtigste und beste Möglichkeit, einen verlags-
und genreübergreifenden Einblick in aktuelle Comics zu bekommen. Monat für
Monat erscheinen 4 -5 Serien sowie One-Pager und Informationen sowie
Rezensionen, News und Überblicksartikel unter der Chefredaktion von Georg F. W.
Tempel.
Das
Editorial bietet einen ersten Ausblick auf das Jubiläumsprogramm; Viele neue
Serien stehen in den Startlöchern und viele alte Bekannte kehren mit neuen
Material zurück.
Ebenfalls bereits ein Klassiker seit den Tagen des „alten“ ZACK ist die Wahl zum Zackhelden des Jahres an der ihr noch bis Ende Februar teilnahmen könnt.
Neben dem mittlerweile dritten Band von Sauvage, einem Western aus der mexikanischen Revolutionszeit von Félix Meynet, der den Titel „Die Jule“ trägt, und mit farbenfroher Folklore startet, beginnt in diesem ZACK auch der zweite Zyklus von Empire USA. Stephen Desberg und Henri Reculé erzählen die neuen Abenteuer von Jared Gail, der die CIA mittlerweile verlassen hat und nun einen privaten Sicherheitsdienst leitet. Rasante Action, Verschwörungstheorien und Terrorismus in einer zu Zeiten von Fake News aus dem amerikanischen Präsidentenpalast gar nicht mehr sooo abwegigen Geschichte!
Fortgeführt werden in diesem ZACK die Serien Jack Cool und Der Weg des Untergangs. Da auch diese beiden Serien auf dem nordamerikanischen Kontinent spielen, dürfte es sich mit dieser Ausgabe um eine der ganz wenigen, wenn nicht sogar ersten Nummer handeln, in der keine Hauptserie in Europa angesiedelt ist. Wie gut, dass wenigstens das Schmankerl zum Jahresbeginn, das den Reigen der Jubiläumsaktivitäten einläutet, in Belgien endet: Die vierseitige Geschichte aus der Welt „der jüdischen Brigade“ über die Odyssee der jüdischen Flüchtlinge aus Deutschland im Jahre 1939 war ursprünglich ein Ex libris einer limitierten Sonderausgabe. Vielen Dank für die Bemühungen, den deutschen Leser*innen dieses Special zu gönnen!
Die Textbeiträge bieten Informationen zu dem untypischen Manga Der Jäger von Taniguchi und zum Geburtstag von Tim und Struppi.
Dazu
passen prickelnde Getränke wie Sekt oder Frucht-Secco und eine nicht zu
intensive Playlist mit – natürlich – amerikanischer Musik: Swing.
Jack Cool,der Privatdetektiv, der auf der Suche nach der Tochter von Jayne Mansfield ist, und die Merry Prankster mit dem Aussteiger Jesus-Grau sind zurück! Gleich zu Beginn zeigt eine Begegnung der Prankster und ihrem bunten Gefährt mit der Ordnungsmacht in welch unterschiedlichen Welten sich das Durchschnittsamerika und die revoltierende Jugend in den 60-er Jahren befinden. Jack Manini beweist, dass er nicht nur japanische Historien wie Tomoe schreiben kann, sondern auch in der westlichen Welt zu Hause ist und Olivier Mangin darf sich farbengewaltig austoben – Auch der zweite Band beginnt mit einem irrwitzigen Tempo.
Mic Mac Adam dagegen verabschiedet sich mit diesem Heft – eventuell sogar für immer, da die Serie nicht mehr fortgeführt wird. Zum Abschluss darf der Schotte der Gerechtigkeit zum Durchbruch verhelfen. Das Abenteuer um die Spiegel, die Personen in sich gefangen halten können, endet nicht ganz unblutig. Auch der erste Teil der Geschichte um Dantès und seinen Vater sowie um gefälschte Kunstwerke wird in dieser Ausgabe beendet. Spannende franko-belgische Kost, erdacht von Pierre Boisserie und Phillipe Guillaume und von Erik Juszezak in Szene gesetzt, die zwar auch von einem Megareichen handelt, der sich mit wirtschaftlichen Herausforderungen herumschlagen muss, im Gegensatz zu den Serien insbesondere von van Hamme aber nicht primär actionorientiert ist. Bei beiden Geschichten ist die Konsequenz Georg F. W. Tempels zu loben: Einmal angefangen, werden die Serien auch im ZACK weiterveröffentlicht!
Das wird hoffentlich für Harmony ebenfalls gelten, denn auch ihr erster Band geht in diesem ZACK mit dem fünften Teilabdruck zu Ende. In einer ersten großen Kraftprobe muss die junge Frau ihre Kräfte zur Verteidigung einsetzen.Wer ihre Gegner sind, bleibt fürs Erste aber weiterhin offen! Zwei weitere Bände sind im Original schon erschienen.
Definitiv ein Einzelfall wird dagegen Der Weg des Untergangs, die Geschichte über die Flucht des Anführers der Metis vor seinen Verfolgern bleiben. Die in Aquarellen von Sergio Tisselli illustrierte Story Francois Corteggiani‘s erzählt im zweiten Teil von der Zusammenstellung des Suchtrupps und der ersten Begegnung mit den Rebellen.
Abgerundet wird das aktuelle ZACK wie immer von Kurzgeschichten, unter anderem mit einer Einführung in aktuellen Modeschmuck in Tizombi,die wohl eher keine Modewelle auslösen wird, und mehreren Kurzrezensionen. Einer der beiden Artikel stellt die Gesamtausgabe von Agent Alpha vor, einer Serie,die gut in das klassische Profil der ZACK-Leser*innen passt.
Typischerweise hat jedes Comic-Magazin auch eine Rubrik mit Comicverfilmungen, die allerdings meistens von amerikanischen Superheldenuniversen oder TV-Serien dominiert werden. Bernd Hinrichs startet hier eine Reihe von Artikeln über verfilmte franko-belgische Serien oder Einzelausgaben. Da die einzige Bedingung für die Aufnahme die Veröffentlichung der Vorlage in Deutschland ist, darf man gespannt sein, wie viele Schätzchen dabei zu Tage treten werden!
Dazu passen heiße Schokolade (mit oder ohne Amaretto) und warme Beats für kalte Tage: Ngobo Ngobo aus Hemsbach!
Chefredaktion: Georg F. W. Tempel Verlag MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 € ISSN: 1438-2792
Die November-Ausgabe titelt bereits mit einem
neuen Western: Der Weg des Untergangs
von Francois Corteggiani, gezeichnet
von Sergio Tisselli. Leider ein Einzelband
über die Geschichte der sogenannten Métis im kanadischen Teil der Great Plains.
Mit dieser Bezeichnung wurden die Nachkommen von europäischen Männern und indianischen
Frauen verächtlich bezeichnet. Die Ethnie kämpfte in mehreren Aufständen für
ihre Anerkennung und gegen die Unterdrückung. Die Story beginnt 1885 nach der Niederlage
der Métis unter ihrem wohl bekanntesten Anführer Louis Riel gegen die kanadische Zentralregierung. Mit dieser Serie
beweisen das ZACK und Georg F.W. Tempel mal wieder ihr Gespür
für in Deutschland noch unbekannte Kreative und tolle Serien die trotz des
Überangebots von Alben, die Monat für Monat auf den Markt kommen, auf ihre Entdeckung
gewartet haben.
Corteggiani hat dabei bereits das eine oder andere auch in ZACK veröffentlichte
Szenario verfasst und ist dem Western über die
Jugend von Blueberry verbunden. Die von ihm getextete Serie Bastos und Zakusky wird im kommenden
Jahr definitiv Teil der Reihe Klassiker des Monats werden.
Tisselli ist dagegen in Deutschland noch sehr unbekannt obwohl seine meisterhafte Beherrschung der direkten Kolorierung hoffen macht, dass noch mehr seiner Arbeiten für italienische Verlage den Weg über die Alpen findet.
Auch Dantès
und Mic Mac Adam finden ihre Fortsetzung.
Während erster solide Kost bietet, stellt letzterer eine meine Lieblingsserien
dar.
Das letzte Abenteuer von Solo aus der Feder von Oscar
Martin findet mit seinem neunten Teil seinen Abschluss. Es war vor Jahren
schon einmal limitiert in schwarz-weiß erschienen und wurde nun koloriert und
in größerem Format neu veröffentlicht. Die Endzeit-Story ist nichts für
schwache Nerven, besticht aber durch ihr tiefes Plädoyer für Frieden, Harmonie
und Verständigung!
Während Tizombi, Parker & Badger und der Vater der Sterne wieder ihre teils abstruse Komik abliefern dürfen und die Primo Premium Edition sowie die Hannibal-Retrospektive von Flash Gordon in längeren Artikeln vorgestellt werden, entdeckt Harmony immer mehr ihre Kräfte und ist bereit, sich auf eine gefährliche Reise zu sich selbst einzulassen! Mathieu Reynès gelingt es, der Masse an Vampir-TV-Serien für Mädchen etwas Eigenes entgegenzustellen und auf die allgegenwärtigen Requisiten zu verzichten. Harmony ist durch ihre Psy-Kräfte ebenfalls mystisch; es gibt unheimliche Wesen und eine nicht zu identifizierende Macht. Eine bisher noch unbekannte Bedrohung ist spürbar, die Entwicklung ist aber noch offen…
Dazu passen dem Wetter angemessen heiße
Getränke auf Gewürzbasis, wahlweise als Chai oder Glühwein, und klassischer Northern Soul!
Herausgeber: Mirjam van der Kaaden & Seb van der Kaaden
Verlag StripGlossy Personalia vof Heft Din A 4 | 132 Seiten | Farbe | 8,95 € ISSN: N/A
Die aktuelle Ausgabe der StripGlossy aus Leens/Groningen widmet sich im Schwerpunkt den Comics
Herr Bommel und Tom Poes,
ursprünglich von dem 2005 verstorbenen Marten
Toonder erdacht und gezeichnet. Obwohl in Deutschland kaum bekannt ist Herr
Bommel neben Suske en Wiske und Nero einer der bedeutendsten
Dauerbrenner bei unseren Nachbarn.
Natürlich werden Comics schon seit langem nicht mehr
in halb anonymen Studios ausgefertigt und so stehen auch die Akteure der Bände
im Vordergrund. Den Anfang macht Henrieke
Goorhuis, die erste weibliche Bommelzeichnerin überhaupt. Obwohl erst 28
Jahre alt hat sie schon eine beindruckende Anzahl an Beiträgen für Bommel und
Tom Poes, Donald Duck und Woezel en Pip abgeliefert. Einiges davon und auch ihr
bereits 2012 erschienener Strip über Überlebensstrategien im Dschungel sind in
dieser Folge nachzulesen. Ihre erste Donald Duck Seite von 2009 beweist
eindrücklich ihre Fähigkeit, eine Geschichte auch ohne Worte erzählen zu können
da der Text nicht mit angedruckt worden ist, alle den cholerischen Donald
ausmachenden Elemente aber vorhanden sind. So ist es auch kein Wunder, dass das
Interview mit ihr unter der Rubrik Icoon, also Ikonen der niederländischen Comickunst
eingereiht worden ist. In einem weiteren Beitrag dürfen die aktuellen Bommel-Zeichner*innen
Henrieke Goorhuis, Will Raymakers und
Tim Artz ihre jeweiligen Kolleg*innen
beschreiben und jeweils mit einer Zeichnung vervollständigen. Eine meines
Erachtens sehr persönliche Herangehensweise an das Thema die Spaß macht und dem
Leser seltene Einblicke bietet.
Was wäre eine niederländisch-sprachige Serie ohne Daan Jippes und so folgt ein Werkstattbericht der Zusammenarbeit der Beiden.
Weitere Ausschnitte aus der reichhaltigen Welt dieses
Klassikers bieten Arbeiten von Straatman/Artz,
Valkema, Strickwerda, van Herpen und
Raymakers. Mehr Überblick geht nicht und so ist diese Schwerpunktnummer
insbesondere für deutsche Leser*innen, die einen Einblick bekommen möchten,
wärmstens zu empfehlen!
Aber auch sonst bietet das Heft einiges an Comics: De Generaal hat seinen Auftritt, De Lijn und De Meimoorden werden fortgesetzt und Dick Matena und Daan Jippes dürfen auch jeweils eine Kurzgeschichte beisteuern.
Das Strip Battle steht dieses Mal ganz unter dem
Eindruck von Halloween: Dim Junius
und Dimitri Jansma dürfen auf jeweils
einer Seite ihr – beachtliches – Können beweisen und buhlen auf www.stripglossy.nl/stripbattle
um Stimmen. Der Gewinner darf dann ein Jahr lang in StripGlossy publizieren.
Wie schon erwähnt ist das eine Supersache für noch nicht soo bekannte
Künstler*innen und kann nicht oft genug gelobt werden!
Was wäre die niederländische Comicliteratur ohne „Storm“ von Don Lawrence? In seinem Stil gezeichnet ist die neue Serie „Saul“ von Willem Ritstier und Apri Kusbiantoro deren zweiter Band hier zum Vorabdruck kommt. Es gibt übrigens auch gerade ein Promopaket mit dem ersten Band von Saul und einer älteren StripGlossy-Nummer.
Die Redaktion möchte aber nicht nur unterhalten und
stellt daher das Projekt „Verhalen van
Vrouwen“ vor. Hier geht es um allerlei Arten von Gewalt gegen Frauen und
zeichnerische Annäherungen daran. Das Projekt beinhaltet insgesamt Einsichten
von 23 Frauen. Zum Abdruck kommen hier zwei Arbeiten der belgischen Zeichnerin Kim Duchateau, einmal getextet von Stijn Schenk. Für Schenk ist es bereits
das zweite durch ihn editorisch betreute thematische Projekt nach „Mensen“, einer beachtenswerten Zusammenstellung
mit dem Thema ADHS von jungen Menschen, das von der Stichting In Lijn und dem Dolhuys
| museum van de geest herausgegeben worden ist. Restexemplare sind
möglicherweise noch über die Stiftung erhältlich.
Abgerundet wird das Ganze wieder mit News,
Verkaufscharts und Werbung nicht nur für die großen Verlage. Für alle, die
einen Überblick über die aktuelle Szene unserer westlichen Nachbarn haben
möchten, ein Muss.
Dazu passt klassischer holländischer Ska von Mark Foggo und ein typisch
niederländisches Cassis.