Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 € ISSN: 1438-2792
Viele Comic-Magazine hatten früher spezielle Ferien-Sonderhefte um die Zeit, in der die potenziellen Käufer*innen urlaubsbedingt unterwegs waren, nicht ganz zu verlieren. Die jeweiligen Stories hatten oft einen Urlaubsbezug, die Cover auf jeden Fall. Der Bedarf hat sich ein wenig gewandelt, ein Großteil der regelmäßigen Leser*innen hat eh ein Abo und viele Produkte werden heute international angeboten. Die Sommer-Ausgabe des ZACK wäre für ein solches Projekt auf jeden Fall zu düster, gibt das Titelbild doch schon einen guten Vorgeschmack auf den Inhalt: nicht unbedingt gewaltfreie Konflikte!
Die Neustarts
Terence Trolley kehrt in das Magazin zurück: Er hatte es geschafft, die Kinder mit den speziellen geistigen Kräften den Häscher*innen von Panaklay zu entziehen und zu fliehen. Natürlich ist der Konzern darauf bedacht, seine „Investitionen“, die mutierten Kinder, nicht zu verlieren. Er erlaubt daher den Einsatz aller Mittel. Auch die Verfolgten gehen in ihrem Gegenangriff aber nicht gerade zimperlich zu Werk. Der letzte Link ist eine spannende Geschichte von Serge Le Tendre mit teils sehr unruhigen Zeichnungen von Patrick Boutin-Cgané. Viel Dynamik und teils fast schon Abstraktion.
Auch Amoras ist zurück! Suske und Wiske sind durch einen Zeitmaschinenunfall in eine dystopische Zukunft versetzt worden und befinden sich auf der Insel Amoras, auf der auch das erste von hunderten von Abenteuern der beiden spielte. Auf just diesem Eiland befindet sich die Zentrale von Krimson, einem mad scientist der übleren Sorte. Während Suske noch den scheinbaren Tod seiner Partnerin beweinen möchte, werden er und Jerusalem ebenfalls von Krimsons Männern beschossen und müssen erneut flüchten. Die nicht gerade friedfertige Version des Familienklassikers von Marc Legendre und Charel Cambré traf in der Wahl zum/zur ZACK-Held*in des Jahres auf geteilte Meinungen, ist in den Niederlanden aber extrem erfolgreich.
Die Fortsetzungen
Manchmal werden Geschichten plötzlich von der Wirklichkeit überholt. In Empire USA 2.4 bekämpfen sich zwei Fraktionen aus dem ehemaligen sowjetischen Geheimdienst bis aufs Blut. Mit ihren teils terroristischen Aktionen nehmen sie ein Wiederaufflammen des Kalten Krieges zwischen Russland und den USA bewusst in Kauf. Mittendrin steht der Ex-Agent Jared Gail, der nach den Mördern seines Freundes sucht. Aber auch der ehemalige russische Sportler Illya Patakarsky steht im Mittelpunkt. Komplexe Mischung aus Who-dunnit und Le Carrè von Stephen Desberg mit actionreichen Zeichnungen von Alain Mournier. Dieser scheint sich mittlerweile etwas einzugrooven.
Julie Kleinnagel, Das Mädchen von der Weltausstellung, setzt sich für ihre Freunde ein. Sie versucht, für ihre Rettung des Kaisers (in Teil 1) Gegenleistungen einzufordern. Obwohl auf den ersten Blick erfolgreich, wird ihr doch von Baron Hausmann eine Rechnung präsentiert, die sie nicht zu zahlen bereit ist. Das Thema der versuchten Vergewaltigung wird von Jack Manini gut präsentiert. Diese Verquickungen von humoriger Story und ernsthaften Themen macht einen großen Reiz in allen seinen Stories aus! Étienne Willem bildet diese Dualität in seinen Zeichnungen ab: 1867 ist eine lustige Geschichte, die Figuren sprechen Bände. Immer wieder aber kommt unvermittelt die harte Realität ins Spiel und das Lachen fängt an zu gefrieren.
Die Abschiede
In Luthon-Höge muss Inspektor Seller feststellen, dass nicht alle Bewohner*innen daran interessiert sind, einen lange zurückliegenden Unfall aufzuklären. Akten verschwinden, Honoratioren mischen sich ein und Drohungen werden rausgebrüllt. Teils bitter-böse Satire von Willem Ritstier mit modernen Zeichnungen von Michiel Offermann, die nicht dem Standard entsprechen. Obwohl Weder Fleisch noch Fisch als Episode beendet ist, wird der Handlungsbogen weitergehen!
Von Bob Morane gibt es eine ganze Reihe verschiedener Interpretationen. Ursprünglich von Henri Vernes als Romanheld angelegt, fanden viele Bücher eine grafische Umsetzung. Mit den 100 Dämonen des Gelben Schatten haben Christophe Bec und Corbeyran einen eigenständigen Plot vorgelegt: modern, aber im klassischen verhaftet. Obwohl spannend und als Mischung zwischen Thriller, Agentenstory und Science-Fiction angelegt, kann die Geschichte nicht ganz überzeugen. Für mich sind die Anklänge an den Kalten Krieg und eine Rambo-Geisteshaltung zu stark, um wirklich zu überzeugen. Ein Hinweis auf Ho Chi Minh ist überflüssig, die Schrecken des Krieges auch ohnehin schon genug. Nun ja, neben der Story sind auch die Zeichnungen von Paulo Grella routiniert. Nicht schlecht, der Funke springt aber nicht komplett über.
Und sonst?
Als „Pausenprogramm“ treten wieder Parker & Badger, Tizombi und der Slip auf. Der Sekundärteil wird neben dem Üblichen von zwei Artikeln getragen: Christian Endres erinnert an den vor Kurzem gestorbenen, großartigen Neal Adams und Bernd Hinrichs bewertet die sehenswerte Ausstellung sowie das zu empfehlende dazugehörige Werk von Alexander Braun über Horror im Comic! Dazu lässt Michael Klein den ZACK-Juli 1972 passieren.
Auch wenn es keine Ferien-Ausgabe gibt, sollte dieses ZACK doch für ein paar Tage gute Unterhaltung bieten können. Durch die Mischung werden verschiedene Sparten bedient, die Qualität ist durchweg hoch und nebenbei hat das ZACK wie immer auch noch einen großen Informationswert!
Dazu passen The Toy Dolls mit ihrem Auftritt beim ARTE – Hellfest 2022 und ein Sommer-Rosé, gerne auch mit Eiswürfel.
Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 € ISSN: 1438-2792
Schon wieder ist ein Jahr halb vorbei: die großen europäischen Fußball-Ligen sind durch, die bisher letzte COVID-Welle auch und selbst die Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des ersten ZACK sind geschafft. Wirklich? Nein, es kommt (mindestens) noch die ZACK-Lach-Box! Mehr demnächst hier. Zunächst aber die reguläre Ausgabe, deren Aufgabe es ist, die Zeit bis zu den Ferien zu überbrücken!
Die Neustarts
Ein plötzlich hochaktuell gewordener Polit-Thriller kehrt zurück: In Empire USA 2.4 geht es um die Frage, wer den Freund und Partner des Helden, Jared Gail, erschossen hat. Die Ermittlungen haben bisher ergeben, dass sich im Gemisch aus früherem KGB und neuen Oligarchen zwei Fraktionen gebildet haben, die sich bis aufs Blut bekämpfen. Es könnte sein, dass der ermordete Duanne zwischen die Fronten geraten ist. Niemand konnte ahnen, dass diese Serie einmal so aktuell werden würde! Spannendes Szenario von Stephen Desberg. Den Zeichenstift hat nun Alain Mournier übernommen. Die Bilder sind weniger glatt als zuletzt bei Griffo, die Gesichter etwas schematischer.
Ebenfalls wieder dabei sind das kleine Bergdorf Luthon-Höge und seine schrägen Bewohner*innen. Willem Ritstier geht erneut in die Vergangenheit: Ein Unfall mit Folgen scheint unaufgeklärt geblieben zu sein. Als dann auch noch der Metzger im Schaufenster seines Ladens liegt, ist höchste Verwirrung angesagt. Auch Weder Fleisch noch Fisch ist wieder eine bitterböse Satire mit granteligen Zeichnungen von Michiel Offermann für Independent-Fans!
Die Fortsetzungen
Während ihr Verehrer die hübsche Wahrsagerin Julie Kleinnagel ins Bett bekommen möchte, denkt sie ans Heiraten. Es steht aber noch ein Konflikt mit ihrer Mutter ins Haus. Das Mädchen von der Weltausstellung vermischt auch in 1867 Politik und Menschliches. Der Freiheitskampf der polnischen Nation, Klassenunterschiede, Innovationen und der Kampf um ein kleines bisschen Glück sind die von Jack Manini virtuos kombinierten Ingredienzien. Étienne Willem setzt das Ganze in einer sehr humorvollen Weise um, die Emotionen überbetont, Spaß macht und altersgruppenübergreifend wirkt. Die Heldin gibt mit ihren Verehrern im Juni das Covergirl.
Bob Morane von Henri Vernes ist einer der Klassiker der belgischen Literatur. Auch im Comic war er jahrzehntelang vertreten. Nun haben Christophe Bec und Corbeyran eine neue Geschichte geschrieben, die zwar auf der Figur basiert aber keinen existierenden Roman zur Grundlage hat. Es scheint so, als ob die Legende der 100 Dämonen des Gelben Schatten einen wahren Kern hätte. Wie aber passen die offensichtlich geklonten Ninja-Kämpferinnen in das Bild? Die Helden vermuten, dass jemand den Krieg in Indochina als Deckung benutzt, um viel Schlimmeres anzugehen. Paulo Grella setzt das spannende Szenario im Dunstkreis zwischen Thriller und Science-Fiction in manchen Bildern etwas zu glatt um, in anderen wiederum sehr schön. Geben wir ihm etwas Zeit und einen Folgeband, um zu noch mehr Spitzenleistungen zu gelangen.
Die Abschiede
Von Rani müssen wir uns dagegen schon wieder verabschieden. Die zu Unrecht verfolgte Adelige hat sowohl den Transport auf dem Gefangenenschiff nach Indien als auch den Verkauf als Sklavin an das örtliche Bordell überstanden. Dort hat sie sich zur Chefin geputscht und verspricht nun den örtlichen Honoratioren und der Kirche mehr Profit. Ihre Methoden sind dabei fast schon revolutionär. Jean van Hamme und Alcante vermischen in ihrem Szenario Zeit- und Lokalkolorit mit einer Prise Kritik. Dabei haben sie eine patente und toughe Heldin geschaffen, die genregemäß immer wieder in Schwierigkeiten gerät, aber auch immer wieder eigene Lösungen findet. Klassisch grandios umgesetzte History-Schmonzette von Francis Vallès. Ein spoilernder Ausblick auf weitere Teile im Serienkompass.
Normalerweise lesen wir über Familienkriege nur in der Zeitung. Wenn sie sich in der Finanzwelt abspielen, haben sie Auswirkungen auf Börsenkurse und manchmal kommen sogar kriminelle Aspekte hinzu. Pierre Boisserie und Philippe Guillaume beschreiben in Die Bank einen sehr intensiven Krieg zwischen den Geschwistern Saint-Hubert, der mittlerweile die Zweite Generation zu Protagonist*innen gemacht hat. Die Kämpfe werden mit allen Mitteln geführt und zielen auf Leib und Leben aber auch die Ehre, mögliche Kollateralschäden inbegriffen. Sehr schöne Umsetzung durch Malo Kerfrieden, der Stadt und Zeitkolorit Raum gibt, die Geschichte aber dadurch nicht erdrückt!
Und sonst?
Der fälschlich angekündigte Johnny Focus wartet mit seinem nächsten Auftritt noch auf die angekündigte Gesamtausgabe. Natürlich gibt es aber wieder einen One-Pager mit Parker & Badger sowie die üblichen Infos und Kolumnen. Christian Endres stellt im ersten längeren Artikel die Gesamtausgabe von Jacques Tardis Klassiker Adeles Abenteuer vor. Der Verfasser dieser Zeilen blickt zurück auf 11 Jahre bahoe books, einen kleinen, aber sehr rührigen Verlag mit Anspruch aus Wien. Last but not least blickt Michael Klein auf den Juni 1972 und die damaligen ZACK-Ausgaben zurück.
Vor fünfzig Jahren hieß es „Jede Woche Spaß, Spannung, Abenteuer!“ Mittlerweile hat sich die Frequenz auf den Monat geändert, der Anspruch ist geblieben. Und er wird mit hoher Regelmäßigkeit qualitativ hochwertig bedient.
Dazu passen das Foolish Ska Jazz Orchestra und eine Rhabarberschorle mit Sprudel oder Secco.
Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 € ISSN: 1438-2792
Das Jubiläum mit der extradicken Feiernummer ist vorbei, auch die reguläre ZACK-Ausgabe hat aber von nun an jeden Monat acht Seiten mehr! Statt fünf Serien können also nun sechs die Heftseiten füllen und noch mehr Abwechslung bringen. Georg F. W. Tempel darf sich dabei durch die Ergebnisse der Wahl zum ZACK-Held oder Heldin bestätigt fühlen, zeigen die Ergebnisse doch, dass nicht nur die klassischen Serien wie (Tusch!!) Rick Master oder Michel Vaillant ganz oben platziert sind. Alle Ergebnisse gibt es hier im Überblick.
Der Neustart
Wie gut, dass die mittlerweile EXPO genannte Schau so oft Station in Paris gemacht hat und als Hintergrund für diese Serie dienen kann. Das Mädchen von der Weltausstellung ist 1867 schon eine junge Frau und betreibt die Wahrsagerei zusammen mit ihrer Mutter. Julie Kleinnagel ist der Traum einer Vielzahl von Junggesellen und schon deswegen eine Erfolgsgarantin des gemeinsamen Gewerbes. Gleichzeitig geht es um den Kampf der Polen für Freiheit und einen gescheiterten Anschlag auf Zar Alexander II. Jack Manini vermischt erneut in seinem Blick aus der Perspektive der kleinen Leute Drama und Historie zu einem spannenden Unterfangen. Dass dabei auch der Humor im Vordergrund steht, wird durch die Zeichnungen von Étienne Willem schon in der ersten Zeichnung deutlich!
Die Fortsetzungen
Titelmodel ist in dieser Ausgabe die Serie Rani von Jean van Hamme und Alcante. Die als Sklavin an ein Bordell in Indien verkaufte Adelige hat viel Glück gehabt. Ihr Gönner schützt sie, doch anderen Mädchen drohen bei Verfehlungen drakonische Strafen. Als es wieder einmal so weit ist, kann sich Jolanne nicht beherrschen und greift die Besitzerin an. Spannendes Epos mit detaillierten Kostümen in farbenprächtiger Kulisse von Francis Vallès. Die Kolorierung dieses Bandes ist meines Erachtens etwas schlechter als vorher, vor allem bezüglich der Hautfarbe der Heldin. Trotzdem ist der dritte Platz im Ranking verdient!
Bob Morane und sein Sidekick Bill Ballantine müssen sich 1952 gegen die 100 Dämonen des Gelben Schatten behaupten. Die Ninja-Kämpferinnen, die die Militärpatrouillen bei Annam heftig dezimiert haben, scheinen Klone zu sein. Erstmals gelingt es Bob, eine der Kämpferinnen gefangen zu nehmen. Wird das zu erhellenden neuen Erkenntnissen führen? Christophe Bec und Corbeyran haben das Szenario auf der Basis der Figur von Henry Vernes geschrieben und leicht modernisiert zu einem Actionknaller gemacht. Paulo Grella darf zeigen, dass er die Einstellungen im Dschungel genauso gut beherrscht wie Kampf- und Explosionsszenen. Solide Kunst.
Die Kämpfe in der Finanzwelt von Paris sind weniger blutig und haben pyrotechnisch nichts zu bieten. Sie sind aber weder harm- noch folgenlos. In Die Bank von Pierre Boisserie und Philippe Guillaume haben die Geschwister Saint-Huberts zwar noch das Sagen, ihre Zeit neigt sich aber dem Ende zu und Die Zweite Generation ist gefragt! Wie so oft passen aber Geschlecht und Fähigkeit nicht zueinander. Die eine könnte, darf aber aus gesellschaftlichen Gründen nicht, der andere muss, besitzt aber keine der notwendigen Eigenschaften. Passende Zeichnungen von Malo Kerfrieden, die zu einer Platzierung in den Top-Ten geführt haben!
Die Abschiede
Johnny Focus ist ein Reporter, der überall dort auftaucht, wo Probleme sind. Nicht immer ergreift er Partei, nie aber für die Mächtigen. Der Anti-Held von Attilio Micheluzzi ist ein Kind der späten Siebziger, beginnenden Achtziger Jahre und in Deutschland leider immer noch größtenteils zu entdecken! Als Vorgeschmack auf die für den Spätsommer angekündigte Gesamtausgabe bewegt sich der Held auf den Pfaden des Rauschgiftschmuggels durch Das Goldene Dreieck! Große Comickunst in schwarz-weiß!
Auch die grafisch moderne Mystery/Science-Fiction-Serie Harmony von Mathieu Reynès geht (leider schon wieder) zu Ende. Während der Rettungsaktion für Mahopmaa werden Harmony, die Alte und Karl von Maskierten mit militärischen Mitteln angegriffen… Omen hat ein wenig Klarheit in die Geschichte der Kinder mit besonderen Fähigkeiten gebracht. Es ist allerdings völlig offen, wie sich die Story weiterentwickeln wird und wie die einzelnen Player wirklich miteinander vernetzt sind.
Und sonst?
Die Wertung im Ranking für Parker & Badger und Tizombi hätte ich getauscht. Die One-Pager verbreiten auch in diesem Heft wieder gute Laune; bei beiden geht es um die in den Mai passende Liebe. Dazu kommen die üblichen Infos und Kolumnen, ein Artikel über die deutsche Graphic Novel auf Basis der Augensammler von Sebastian Fitzek und ein Interview mit Paul Rietzl zu seinem neuen Projekt Augsburg 1521. Für warme Herzen bei den Nostalgiker*innen sorgt die Serie über das ZACK vor 50 Jahren von Michael Klein.
Alles wird teurer und auch Verlagserzeugnisse gehören dazu: gestiegene Papierpreise, Löhne, Transportkosten erfordern eine Erhöhung. Die Kombination aus mehr Geld und mehr Inhalt finde ich persönlich eine gute Lösung. Zudem beendet sie die jahrelange Diskussion im Forum über eine geänderte Erscheinungsweise (zumindest vorläufig). Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt jedenfalls auch weiterhin. In diesem Sinne: Alles neu macht der Mai!
Dazu passen die aus Wales stammende Band The Alarm und letztmalig für dieses Jahr ein Maibock.
Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,50 € ISSN: 1438-2792
Während das ZACK gerade seinen 50. Geburtstag feiert, wird der Verlag des französischen Spirou-Magazin bereits doppelt so alt. Umso bemerkenswerter, da jenes seit 1938 immer noch wöchentlich erscheint und keine wesentliche Pause benötigte. Das ZACK hat 19 Jahre im Dornröschenschlaf verbracht und erscheint aber schon seit 1999 wieder regelmäßig monatlich. Für die Situation in Deutschland ist das ein alles andere überragender Erfolg, der mit der Jubiläumsnummer ausführlich gefeiert wird. Den O-Ton von Chefredakteur Tempel gibt es hier im Interview . Eine exklusive, limitierte Box für alle mit Blechschild, limitierten und exklusiven Comics sowie einem ExLibris ist in Arbeit.
Das Aprilheft hat satte 16 Seiten mehr und bringt daher nicht nur die aktuellen Serien, sondern auch als ZACK-Spezial-Schmankerl eine Dan Cooper-Story, die nicht in der Gesamtausgabe enthalten ist, sowie den Start eines neuen Abenteuers mit Johnny Focus in Deutscher Erstveröffentlichung.
Die Neustarts
Bob Morane ist einer der klassischen ZACK-Helden mit einer langen, sehr interessanten Geschichte. Aktuell gibt es ein Album mit Zeichnungen von Gérald Forton als ZACK-Spezial, die von William Vance gezeichneten Geschichten als Gesamtausgabe, die unter dem Label „Reloaded“ firmierenden Geschichten von Brunschwig und anderen sind im ZACK und bei Splitter erschienen. Nun also erneut ein neues Team: Christophe Bec und Corbeyran schicken den Helden und seinen Begleiter Bill Ballantine gegen die 100 Dämonen des Gelben Schatten! 1952 soll ein Trupp von Soldaten und den beiden Helden in Indochina per Fallschirm abgesetzt werden, die Mission scheitert aber mit hohem Blutzoll. Paulo Grella zeichnet den Klassiker so, dass Fans der Serie sich sofort wiederfinden. Harte Action im Schnittpunkt von Geheimdienst, Militär und Krimi.
Ebenfalls neu und zufälligerweise ebenfalls in Asien spielend ist die Story über das Goldene Dreieck von Johnny Focus. Der von Attilio Micheluzzi erdachte Journalist recherchiert 1972 auf der Straße der Drogen. Sein Mittelsmann wird allerdings getötet und nun ist der Held nicht nur auf sich allein gestellt, sondern sitzt auch noch zwischen allen Stühlen. Die schwarz-weiße Kunst des Italieners vermag wie immer zu überzeugen, fordert von den Leser*innen aber ein wenig mehr Aufmerksamkeit als eine kolorierte Arbeit.
Die Fortsetzungen
Die Zweite Generation (1857 – 1871) der Saint-Huberts soll in Die Bank die Zügel übernehmen. Dazu soll Jacques als Spekulant an der Börse eingeführt werden. Pierre Boisserie und Philippe Guillaume beschreiben die mehr oder weniger erfolgreichen Versuche der Mutter, ihren Kampf weiterleben zu lassen. Verbitterte und verzweifelte Menschen sind das Hauptmaterial von Malo Kerfrieden in einer werdenden, sich rasant verändernden Weltstadt voller Gegensätze zwischen den Klassen, den Geschlechtern und den Generationen.
Rani von Jean van Hamme und Alcante wurde nach ihrer Deportation nach Indien als Sklavin an ein Bordell verkauft und muss nun erstmals ihrem unbekannten Gönner gegenübertreten. Dieser hat sie als seinen persönlichen Besitz erkoren, allerdings nicht unbedingt mit ihrem Widerstand gerechnet. Die Heldin versucht die Flucht, wissend, dass bei einem Scheitern harte körperliche Strafen drohen. Francis Vallès zeigt in der History-Serie nicht nur die Farben und Schönheit Indiens, sondern auch das Leid der Bordelldamen. Schönheit und Hingabe werden erwartet, Rettung gibt es nicht und auch Mitleid mit den verurteilten Straftäterinnen ist äußerst selten. Gut gelungene Mischung aus Spannung, Drama und Kritik.
Die Mystery/Science-Fiction-Sparte wird aktuell durch Harmony bedient. Die grafisch sehr moderne Serie von Mathieu Reynès klärt endlich über die Herkunft der besonderen Kräfte auf. Es gab vor langer Zeit ein ganzes Volk mit dieser Begabung, es wurde aber besiegt und fast vollständig vernichtet. Einzelne Überlebende haben dennoch über Generationen hinweg Fähigkeiten vererbt. Mittlerweile ist das mehreren Playern bekannt und so versuchen verschiedene Gruppen, die Träger*innen aufzuspüren. Omen entwickelt sich weiterhin extrem spannend hin zu einem weiteren Cliffhanger im nächsten Heft.
Der Abschied
Tanguy & Laverdure kommen der Aufklärung der Hintergründe von zwei unglaublichen Zwischenfällen näher. Warum drehen erfahrene Piloten plötzlich durch und schießen auf Kollegen und Unbeteiligte? In der Rückkehr zu den Störchen lassen Patrice Buendia und Frédéric Zumbiehl ihre Helden in die Tiefen der Zusammenarbeit von Militärs und Forschern eindringen, in der Genialität und Wahnsinn oft eng beieinander liegen. Gute Arbeit von Sébastien Philippe, der auch wieder Flugzeuge unterbringen kann. Der Zweiteiler endet hiermit (leider) vorerst.
Und sonst?
Parker & Badger haben es sogar auf das Cover geschafft und zeigen unerwartete Auswirkungen einer Verletzung. Tizombi bekommt es mit den Folgen einer vegetarischen Ernährung zu tun. Und Dan Cooper von dem großen Albert Weinberg muss in Red Cliff, einer Militärbasis im ewigen Eis, den Tod der Besatzung feststellen und wird Zeuge eines weiteren Angriffs. Im Endeffekt ein klares Statement des Autors gegen bestimmte Waffen! Bei der Planung dieser Ausgabe hat wohl niemand damit gerechnet, wie aktuell eine solche Aussage werden könnte. Wie immer runden Rezensionen, News und zwei längere Artikel das Heft ab. Eine neue Serie von Michael Klein erinnert ab jetzt an die ZACK-Ausgaben von vor 50 Jahren.
Mehr geht nicht: Klassische Helden im Original und in ihrer neuen Inkarnation, moderne Serien aus unterschiedlichen Stilrichtungen, emotionale Rückblicke auf die ersten Ausgaben und ein Bericht über einen modern Horror-Comic! Dazu ein Cover, das an die ersten Ausgaben erinnert und ebenfalls Moderne und Reminiszenzen kombiniert. Auf die nächsten 50 Jahre wäre jetzt vielleicht doch zu vermessen, aber als nächsten Meilenstein mehr „moderne“ als „klassische“ Ausgaben auszurufen wäre doch ok, oder?
Dazu passen die ebenfalls Retro(-Sound) und aktuelle Einflüsse mischenden Buster Shuffle mit ihrem neuen Album und stilecht ein trockener Riesling-Sekt.
Hand aufs Herz: Welche*r Comic-Leser*in träumt nicht heimlich davon, selbst als Figur in einem Comic „mitspielen“ zu können? Was im Film schon eher mal möglich ist, da oft viele Komparsen gesucht werden, ist in der gemalten Welt nicht unbedingt nötig. Jede*r Künstler*in kann beliebig viele Personen erfinden. Dieses mosaik bietet eine der ganz seltenen Gelegenheiten sich selbst in einen Comic zu bekommen: Jedes Heft enthält eine eigene Gewinnzahl die als Losnummer gilt (und natürlich dem Verlag mitgeteilt werden muss). Die Gewinner*innen werden dann Ende April gezogen und Schwupps kann es losgehen! Comix-online wünscht viel Glück!
Was ist ein guter Herrscher?
Vielleicht ist genau jetzt die richtige Zeit, um die Frage zu stellen, was einen guten Herrscher ausmacht!
Es gibt eine Weissagung, dass derjenige, der den siebenfarbigen Smaragd in Händen hält, Kalif anstelle des Kalifen werden wird. In der zugrundeliegenden Geschichte treffen sich zwei Wanderer. Einer der Beiden ist zufrieden und möchte nichts anderes als ein ruhiges Leben in einem Land führen, das von einem gerechten und weisen Kalifen geführt wird. Der andere möchte Macht und Reichtum, verspricht aber, ein gerechter und weiser Herrscher zu werden, wenn er doch nur den besagten Edelstein hätte.
Wie das Cover schon andeutet, erleben die beiden allerlei Abenteuer und müssen wahrlich gefährliche Situationen überstehen. Doch auch für Harun al-Raschid brechen schwere Zeiten an denn der siebenfarbige Smaragd ist nicht mehr an seinem Platz und Quecksilber-Ali, der Meisterdieb, wurde in Bagdad gesehen.
Märchenhafte Zeichnungen
Wie es sich für diese Story gehört, sind die Zeichnungen märchenhafter als sonst. Lagerfeuer verbreiten eine Stimmung, die auf erzählte Geschichten von früher einstimmt, Flussläufe und Felsen bilden eine fremde Welt in der menschliche Überlegenheit gegenüber der Natur kapitulieren muss. Und natürlich gibt es den Guten, der etwas naiv, aber auch humorig dargestellt wird. Sein Gegenüber ist um vieles dunkler, verschlossener und die Gesichtsausdrücke des riesigen Vogels deuten Groll an.
Der redaktionelle Teil
Kein mosaik wäre vollständig ohne die lehrreichen, begleitenden Seiten. Es gibt dieses Mal eine Einführung in die wichtigen Quellen des Islam und die Märchen aus 1001 Nacht. Dazu kommt ein Rezept für orientalische Linsensuppe und mehr!
Wie immer ist das mosaik zu empfehlen! Durch das Gewinnspiel mit der Möglichkeit, eine Comicfigur zu werden, ist den Macher*innen aber eine besonders gelungene Überraschung zur Feier der Schnapszahlausgabe 555 gelungen!
Dazu passen Tocotronic und „Nie wieder Krieg!“ und eine Ingwer-Zitronen-Limonade.
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 € ISSN: 1438-2792
Nur noch ein Monat und dann ist es so weit: Das erste ZACK erschien im April vor 50 Jahren! Mehr dazu im Interview mit Georg F.W. Tempel. Neben dem Jubiläum steht natürlich auch wieder die Wahl des/der ZACK-Held*in des Jahres an. Eine perfekte Möglichkeit, an der Willensbildung teilzunehmen und den persönlichen Geschmack zu äußern. Wer mag darf natürlich seine eigenen Favoriten auch schon als Kommentar posten!
Die Rückkehrer
Cover-Model ist der dritte Teil von Die Bank, der in die Zweite Generation (1857 – 1871) einführt. Pierre Boisserie und Philippe Guillaume lassen Charlotte de Saint-Hubert mit ihren Kindern nach Paris zurückkehren. Natürlich geht es darum, dem Bruder das Vermögen wieder abzujagen. Malo Kerfrieden darf ein Paris im Wandel darstellen, denn die Stadt wird mit großem Aufwand modernisiert. Es geht aber auch um fiese, auch körperliche Machenschaften und nicht zuletzt um Emotionen. Well done!
Und auch Rani kehrt zurück! In der Historienserie von Jean van Hamme und Alcante ist die uneheliche Tochter eines französischen Adeligen mittlerweile unter falschem Namen als Strafgefangene in Indien gelandet und wird dort auf dem Markt meistbietend verkauft. Wird sie von einem Privatier als „Ehe“-Sklavin erworben werden oder wird es doch eher das örtliche Bordell? Francis Vallès setzt auch den dritten Teil in gewohnter Güte um: farbenprächtiges Ambiente, bunte Gewänder, ein wenig Drama und ein bisschen nackte Haut. Spannende History vom Altmeister. Wer keine Angst vor Spoilern hat, kann einen Blick in den Serienkompass werfen.
Die Fortsetzungen
Tanguy & Laverdure versuchen derweil in der Rückkehr zu den Störchen die Verbindung zwischen den zwei Zwischenfällen aufzudecken. Inoffiziell machen sie sich auf den Weg nach England und finden tatsächlich Verbündete. Mit ihrer geheimen Ermittlung riskieren sie aber auch ihre Karriere. Eine spannende Mischung aus Militäralltag und Thriller von Patrice Buendia und Frédéric Zumbiehl, garniert mit abenteuerlichen Momenten in der Luft mit für die Jetpiloten eher ungewöhnlichem Fluggerät, gut von Sébastien Philippe in Szene gesetzt!
Harmony, Eden und Payne versuchen weiterhin herauszufinden, ob ihre neuen Beschützer „gut“ oder „böse“ sind. Zwar werden sie nicht mehr gequält, sie dürfen allerdings auch keine eigenen Entscheidungen treffen und müssen trainieren. Ihre bewachenden Retter werden ebenfalls überrascht als Eden plötzlich ein geheimnisvolles Symbol zeichnet. Omen bleibt eine viele Fragen aufwerfende Geschichte von Mathieu Reynès, der moderne Zeichnungen in einem Stilmix mit Elementen aus Mystery und Jugenderzählung verbindet. Großes Kino!
Der Abschied
Das Kapitel Versuchung aus der Millenium Saga geht in diesem Heft zu ende! Auf einem Schiff kommt es zu einem Feuergefecht zwischen den Sparta-Führern, den von Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist angeführten Befreier*innen und den Aktivist*innen der Hacker Republic in der Mitte. Zu guter Letzt befindet sich auch die SäPo auf dem Weg. So viel geballte Feuerkraft kann nicht gut gehen … Spannender und actionreicher Polit-Thriller von Sylvain Runberg mit passenden Bildern von Belén Ortega. Gute, eigenständige Fortsetzung der Thrillerreihe.
Und sonst?
Parker & Badger gehen ein weiteres Mal in den Clinch mit dem Hausmeister und Tizombi muss sich mit Verdauungsproblemen herumschlagen. Dazu kommen Bernd Hinrichs und ein weiterer Teil der Serie über Verfilmungen frankobelgischer Comics und ein Ausblick auf die neue Marvel-Serie Hawkeye von Christian Endres, sowie News und Rezensionen.
Von Hochfinanz zu Staatsaffären, von modernem Terrorismus zu dem möglichen Missbrauch von Kindern als Waffen und der historischen „Nutzung“ von Verurteilten als friedensstiftende Kolonialisierungshilfe reichen die Themen dieser Ausgabe. Qualitativ wie immer hochwertig, stilistisch vielfältig und angereichert mit redaktionellen Mehrwert bringt das ZACK auch kurz vor dem Jubiläum eine Mischung, die erwarten lässt, dass noch weitere zu feiern sein werden! Die kommende Nummer wird extradick und ab dann gibt es regelmäßig mehr Seiten zu einem angepassten Preis.
Dazu passen cook da books mit „piggie in the middle eight“ und ein alkoholfreies Weizen von Büble aus dem Allgäu.
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 € ISSN: 1438-2792
Der fünfzigste Geburtstag im April naht mit großen Schritten, das normale Programm aber geht natürlich weiter. Wer etwas detailliertere Informationen über die Planungen für dieses Jahr haben möchte, sei auf das Interview mit Georg F.W. Tempel verwiesen. Für dieses Heft war die Wahl „ZACK-Held*in des Jahres“ etwas zu spät. Der Stimmzettel folgt daher im nächsten Heft. Im Netz kann aber schon fleißig abgestimmt werden.
Die Fortsetzungen
Im Januar waren gleich zwei Serien mit neuen Folgen gestartet. Im Februar gibt es dagegen keine Neustarts.
Das Cover zeigt Harmony. Mathieu Reynès zeigt die Kinder in Omen in ihrer neuen Umgebung. Obwohl die Drei dort anscheinend gut untergebracht sind, müssen sie doch ein gezieltes Training durchführen und ihre Kräfte schärfen. Insbesondere bei Eden, der kleinsten, ist ihr Einsatz aber noch nicht immer steuerbar. Mit vielen Mystery-Elementen gespickte Story aus der nahen Zukunft über den gezielten Einsatz von Psy-Kräften. Man möchte nicht in der Haut der Kinder stecken. Graphisch wechselnd zwischen klassischem streifigem Layout und seitenfüllenden Bildern mit Einsprängseln.
Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist haben in der Millenium Saga ihren Gegner Sparta fast gestellt und sind dabei, den Aufenthaltsort der entführten Freund*innen von der Hacker Republic herauszufinden. Während einerseits der schwedische Staat ein Interesse daran hat, sowohl das Schweigegeld zurückzubekommen, als auch sein Überwachungsprogram „Hugin“ weiterhin verschweigen zu können, möchten Erika, das Team von Millenium und Dragan die Machenschaften von Sparta und der Schweden Demokraten aufdecken, bevor letztere die anstehende Wahl gewinnen. Dunkle, harte Bilder im Polit-Thriller Versuchung von Sylvain Runberg und Belén Ortega.
Und auch die Rückkehr zu den Störchen geht in die nächste Runde. Während Michel Tanguy nach dem Abschuss seines amokfliegenden Kameraden vom Dienst befreit ist, versucht Ernest Laverdue unter den Kolleg*innen eine Erklärung für dessen Verhalten zu finden. Endlich scheint es eine Spur zu geben, die zu einem Zahnarzt führt. Sehr detaillierte, realistische Zeichnungen von Sébastien Philippe erfüllen die Erwartungen der Fans an diese Serie, die den Alltag vom Kampfpiloten mit politisch gefärbten Krimielementen kombiniert. Die Serie ist quasi eine Dauerwerbesendung des französischen Militärs, wird von Patrice Buendia und Frédéric Zumbiehl aber mit einer starken humoristischen Note und persönlichen Themen angereichert. Spannend sind die Geschichten allemal!
Die Abschiede
Leider müssen wir uns von den aus verschmähter Liebe begangenen Mordfällen wieder verabschieden. Während Nadine noch glaubt, den Mörder gefasst zu haben, tischt dieser Rick Master und Kommissar Griot eine wilde Geschichte über seine Besessenheit auf. Währenddessen beweist der im Senegal weilende Austauschkommissar Bourdon seine magischen Qualitäten. Sehr spannende und mit einem Finale Grande aufwartende Story von Zidrou, der seine Figuren mittlerweile sehr gut im Griff hat und an die heutigen Lesegewohnheiten anpasst. Simon Van Liemt sorgt dafür, dass auch die heutigen Sehgewohnheiten abgedeckt werden.
Und schließlich ist auch die Nachspeise aus der Serie Haute Cuisine fertig angerichtet. Nachdem die Sterne vergeben sind, stehen viele Entscheidungen an. Delphine Lehericey & Fanny Desmarés stellen die Frage nach dem Sinn des Lebens, die jede*r für sich selbst beantworten muss. Kinder, Ruhm, Luxus, Stress, … Es sind ganz unterschiedliche Antworten und nicht alle sind erwartbar. Die Zeichnungen von Luc Brahy schwanken zwischen Realismus und einem kleinen Hauch von dreckigem Zynismus und würzen das Gericht daher angemessen. Ein gut erzähltes Drama mit einem ungewohnten und daher erfrischend neuem Grundton – gerne mehr in dieser Richtung.
Und sonst?
Parker & Badger sind weiterhin mit den Tücken der Jobsuche überfordert und in Tizombi nähert sich die Strecke über vegetarische Kost für Zombies einem Ende. Daneben gibt es den letzten Teil der Serie über Zensur in belgischen Comics; es geht um Sexualität und Rassismus, insbesondere bei der Darbietung über das Internet. Neben den News und Kurzrezensionen bietet Christian Endres einen Einblick in die bei Splitter erschienene Geschichte der Science-Fiction.
Wie bei einem guten Buffett sollte jede*r etwas finden, das besonders gut ist! Alles andere mag nicht 100-prozentig dem eigenen Geschmack entsprechen, ist aber wiederum so gut, dass es gefallen sollte. Erneut eine prima Mischung von Klassikern und Moderne aus verschiedenen Themengebieten und Stilrichtungen. Viel Spaß damit!
Dazu passen der sich immer wieder neu erfindende Bruce Springsteen mit einem seiner unzähligen energiegeladenen Liveauftritte und ein kühles Kellerbier.
Im April jährt sich die erste Ausgabe des damals neuen Comicmagazins ZACK zum 50sten mal. Der zum Springerkonzern gehörende Koralle-Verlag bot frankobelgische Kunst nicht als erster, auch Kauka, Semrau und die Mickyvision hatten das schon getan. Das ZACK brachte aber erstmals nur frankobelgische Ware, verstand es, seine Leser*innen mit Aktionen, Club-Geschehen und redaktionellen Seiten zu binden und erhielt schließlich sogar einen europäischen Award dafür.
Zu Hochzeiten hatte das Heft Ableger in mehreren Ländern und Künstler, die ihre Serien nicht mehr bei Tintin, Spirou oder Pilote ablieferten sondern hier. Man war also vom Lizenznehmer zum Lizenzgeber geworden. Das Heft wurde von ZACK-Alben und ZACK-Paraden im Taschenbuch begleitet und schaffte es, den Markt nachhaltig zu prägen („Generation ZACK“). Trotzdem war irgendwann die Luft raus und das Konzept und die Marke verschwanden 1980 vom Markt.
Die Jahre vergingen und verschiedene Magazine versuchten immer mal wieder vergeblich, an die alten Erfolge anzuknüpfen. 1999 schließlich war es soweit, im Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag erschien eine neue Nummer 1 und unterschiedliche Chefredakteure entwickelten das Konzept des „neuen“ ZACK weiter. Nach 255 Ausgaben schließlich wechselte das ZACK in den Blattgold Verlag. Der Chefredakteur Georg F.W. Tempel ist seitdem auch Herausgeber und Verleger.
Comix-online hat das ZACK schon immer begleitet und so war es nur logisch, nachzufragen, wie das Jubiläumsprogramm aussehen wird und was die Leser*innen in 2022 sonst noch erwarten wird. Wie schon in den 70-ern gibt es neben dem Heft auch wieder zusätzliche Aktivitäten: Ein Album-Programm exklusiv für Abonennt*innen, Blechschilder und Pins und bald sogar eine Comic-Reihe für alle. Vorhang auf!
Das Interview
c-o: Hallo Georg, 2022 ist für das ZACK ein ganz besonderes Jahr, ist es doch 50 Jahre her, dass die erste Ausgabe im damaligen Koralle-Verlag erschien. Du hast schon mehrfach angedeutet, dass besonderes geplant ist. Kannst du hier den aktuellen Planungsstand nochmal zusammenfassen?
GT: Genau, im April 1972 ist das erste ZACK-Heft im Koralle Verlag erschienen. Ich denke, es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, dass die Nachbeben dieses Starts auch heute noch in der deutschen Comic-Szene zu spüren sind. Deshalb planen wir für die April-Ausgabe von ZACK eine Umfangserweiterung auf 100 Seiten, die wir vor allem mit Comics füllen wollen und weniger mit Selbstbeweihräucherungen. Über die Historie von ZACK ist schon so viel geschrieben worden, dass man das nicht noch einmal wiederkäuen muss. Wir haben uns für die Jubiläumsausgabe einen Mix aus Alt und Neu einfallen lassen. Neben den Fortsetzungen von „Harmony“, „Die Bank“, „Rani“ und dem alten ZACK-Helden Mick Tanguy, wird es den Neustart eines weiteren ZACK-Veteranen geben. Mit „Bob Morane – Die 100 Dämonen des Gelben Schatten“ kommt das brandneue Abenteuer aus der Feder von Christophe Bec, Éric Corbeyran (beide Autoren) und Paolo Grella (Zeichnungen) zum Abdruck. Dazu gesellen sich dann noch Dan Cooper in einer frühen Kurzgeschichte, die es bisher nur im Taschenbuch gab, sowie Johnny Focus, dessen Abenteuer im Goldenen Dreieck nicht nur eine deutsche Erstveröffentlichung ist, sondern auch das letzte, das Attilio Micheluzzi gezeichnet hat. Außerdem werden wir das Cover der Ausgabe am Layout des ersten Heftes von 1972 anlehnen.
c-o: Wow, das bedeutet also, dass sowohl die „Generation ZACK“ auf ihre Kosten kommt wie auch die Fans des aktuellen europäischen Comics!
GT:Ich denke, dass wir hier eine ganz gute Mischung gefunden haben. Allerdings werden am Ende die Käufer entscheiden, ob sie damit zufrieden sind. Aber die leicht steigenden Absatzzahlen scheinen auf eine gewisse Zufriedenheit der Leser hinzudeuten.
Besondere Ausgaben, aber ohne Zwang
c-o: Wir hatten schon mal die Diskussion über Leser*innenbindung. Ist es wirklich sinnvoll und gewünscht, einzelne Lieferungen an alle oder nur an Abonnent*innen mit Goodies zu versehen? Oder ist es nicht vielmehr besser, nicht alle mit diesen versteckten Kosten zu belasten, sondern Angebote zu schaffen, die z.B. nur Leute mit einem Abo wahrnehmen können, wenn sie denn wollen. Das ist ja der Weg, den ihr mit dem Blechschild von Martin Frei und ZACK-Spezial geht bzw. dem ZACK-Pin für alle.
GT:Ja, da gebe ich dir Recht. Auch Abonnenten sollten frei in ihren Entscheidungen sein und Dinge dann erwerben können, wenn sie es wollen. Deshalb werden wir auf Goodies, die nur den Heften für Abonnenten beigelegt sind, oder Variant-Cover nur für Abonnenten in Zukunft nicht mehr produzieren, sondern weiterhin den Weg gehen, den Abonnenten ein Angebot – wie etwa die Spezial Alben – zu unterbreiten, das sie annehmen können oder eben auch nicht. Parallel dazu werden wir aber auch Produkte produzieren, die alle Leser erwerben können wie etwa das Silberstern-Blechschild.
ZACK-Held*in des Jahres
c-o: Wie auch im letzten Jahr die Frage nach dem/der „Zack-Held*in“ des Jahres. Ist das nicht ein liebgewonnenes Feature für einige? Und die Möglichkeit, Zustimmung oder Ablehnung relativ einfach kundzutun?
GT: In der Tat ist das so. Dementsprechend groß war auch die Empörung, als ich die Wahl absagen wollte. Dafür habe ich sie in diesem Jahr vergessen, weshalb es in der Februar-Ausgabe noch nicht zur Wahl kommen wird. Das holen wir dann in der März-Ausgabe nach. Ich schätze, dass es dieses Jahr spannend werden kann, da wir im Jahr 2021 relativ viele neue Serien gestartet haben.
ZACK-Spezial geht weiter
c-o: Ich habe das Gefühl, dass der Wagemut, ausgefallene Sachen im ZACK-Spezial anzubieten, ganz gut funktioniert: schwarz-weiße Ausgaben von Micheluzzi und Forton, eine sehr unbekannte Serie wie Patrick Leman. Wie sehen das Feedback und die Absatzzahlen aus? Kannst du evtl. schon einen Tipp auf weitere Schmankerln geben?
GT: Die Rückmeldungen, die wir auf die Reihe erhalten, sind eigentlich alle begeistert. Wie ich in einem Editorial mal geschrieben habe, war ich aber ursprünglich zu euphorisch. Die anfangs angenommene Zahl von 999 Exemplaren für den ersten Band – die Michel-Vaillant-Werbecomics – ist zu hoch gegriffen gewesen. Deshalb haben wir die Limitierung auf 555 Exemplare zurückgefahren, was auch ziemlich gut funktioniert. Und es kommen immer noch neue Käufer für die Backlist hinzu. Ich bin also guten Mutes, dass wir irgendwann „vergriffen“ melden können.
Neben dem „Patrick Leman“-Band von Christian Denayer, der im April oder Mai erscheinen wird, stehen immer noch zwei Bände mit Dan Cooper-Kurzgeschichten auf meiner Liste, die nicht in der Splitter Gesamtausgabe zum Abdruck gekommen sind. Die Alben sind kompiliert, der Übersetzer hat den Auftrag, die Druckdaten liegen auf dem Server, aber die Rechtslage ist unklar. Das ist sehr unglücklich gelaufen. Nachdem mir Mediatoon signalisiert hatte, dass es keine Probleme mit den Rechten gäbe, habe ich alles in die Wege geleitet, nur um kurz darauf von Mediatoon zu erfahren, dass sie just für diese Storys die Rechte gar nicht hätten, sondern diese bei Weinberg bzw. seinen Erben liegen. Dumm nur, dass mein Kontakt zu Weinbergs Witwe nicht mehr funktioniert, da die alte Dame entweder irgendwo im Heim lebt oder sogar verstorben ist. Und Weinbergs Tochter, die in Kanada lebt, scheint daran nicht interessiert zu sein, da sie sich nicht zurückmeldet. Mal schauen, wie sich das weiter entwickelt.
Geplant als Spezial Album – wenn es mit „Dan Cooper“ nicht klappt – ist nach „Patrick Leman“ die Science-Fiction-Serie „Alain Cardan“ von Yvan Delporte und Gérald Forton. Die Geschichten sind in Frankreich in den Magazinen „Risque-Tout“ und „Spirou“ erschienen und atmen den Flair der frühen „Dan Cooper“-Storys.
Das ZACK im Jubiläumsjahr
c-o: Du hast vor kurzem ankündigen müssen, dass der Preis pro Ausgabe steigen wird. Gleichzeitig soll aber auch der Seitenumfang erhöht werden. Auch hier bin ich gespannt auf die ersten Reaktionen.
GT: Tja, leider lassen sich fast 20% Prozent Druckpreiserhöhung nicht einfach wegstecken. Und da der Coverpreis von ZACK zum letzten Mal von über 13 Jahren von € 5,90 auf € 7,90 erhöht wurde, haben wir uns dafür entschieden, den Preis auf 9,- hochzusetzen, gleichzeitig aber den Umfang auch von 80 auf 88 Seiten zu erhöhen. Ich hoffe, dass wir damit alle irgendwie glücklich machen können.
c-o: Zurück zum wichtigsten, den Comics: Was dürfen die Leser*innen dieses Jahr erwarten?
GT: Vor allem werden wir alle angefangenen Serien fortsetzen. Dann starten wir mit „MADI“ das große Science-Fiction-Epos von Duncan Jones – David Bowies Sohn … also quasi unser Beitrag zu Bowies 75. Geburtstag … hahaha … – und Alex di Campi, das von verschiedenen englischen Zeichnern wie Glen Fabry oder Simon Bisley grafisch umgesetzt wurde. Und es wird ein weiteres Bob-Morane-Abenteuer von Gérald Forton in ZACK geben. Außerdem habe ich gerade die Zusage bekommen, dass wir die „Johnny Focus“-Gesamtausgabe veröffentlichen können. Da ich selbst ein großer Fan von Attilio Micheluzzi bin, freue ich mich sehr darüber. im Moment plane ich drei bis vier HC-Bände für die weit über 400 Seiten. Unsere ersten Comic-Bücher, die wir über den regulären Comic-Fachhandel vertreiben werden. Außerdem plane ich zum Jubiläum eine auf 122 Exemplare – 50 Jahre Zack und ‘72 erscheinen = 122 😉 – limitierte ZACK-Box. Eine wirkliche Box, in der sich alle vier Spezial Alben, ein von Christian Denayer signierter Druck zu „Patrick Leman“, die Jubiläumsausgabe sowie ein ZACK-Pocket befinden sollen. Über den Inhalt des Taschenbuchs bin ich noch am Verhandeln. Ich hoffe, dass das alles klappt. So wollen wir auch Nicht-Abonnenten die Möglichkeit geben, an die Spezial Alben heranzukommen.
Vielen Dank für dieses Gespräch! Ich glaube, dass für jede*n etwas dabei sein wird. Das „alte“ ZACK hat zwischen 1972 und 1980 291 Ausgaben geschafft, das aktuelle geht im April mit der Nummer 274 an den Start. Der nächste Meilenstein ist also gar nicht mehr so lange hin. Keep the Faith!
Volker Hamann schreibt in seinen einleitenden Worten zur neuen Doppelnummer der Reddition sinngemäß, dass das Thema Comics und Musik schon lange im Gärungsprozess war, die Frage der Realisierung und des Ansatzes aber offenblieb. Nun also hat sich die Redaktion an das Thema herangetraut und sich sogar für einen doppelten Zugang entschieden um eine größere Bandbreite abdecken zu können. Damit gibt es endlich mal wieder eine zweiseitig startbare Ausgabe.
Die Schwierigkeiten
Das Dossier beginnt mit zwei verschriftlichten Gesprächen. Zunächst versuchen Jens Balzer und Michael Hein Parallelen zwischen Pop-Musik und Comics zu erarbeiten, im Guten wie im Schlechten. Und tatsächlich spielen sie ja beide mit Emotionen. Eine zweite Unterhaltung zwischen Peter Lau und Björn Bischoff dreht sich um die Frage, ob man „Musik“ zeichnen kann oder ob nicht eher ähnliche Reaktionen bei den Rezipient*innen das maximal Erreichbare wären? Mit diesem Einstieg ist schon ein Problem des Themas deutlich geworden: ein Fan wird die Frage komplett anders beantworten als ein*e (Comic-/Musik-/Literatur-)Kritiker*in! Oder anders formuliert: Was ist der Maßstab, der ein „Gelungen“ definiert?
Im weiteren Verlauf geht es exemplarisch um einige Künstler „im Comic“, die Beatles, David Bowie und KISS. Gegenübergestellt werden diesem thematischem Ansatz Künstler-orientierte Artikel über Reinhard Kleist, Serge Clerc, Frank Margerin, Timo Wuerz, Jamie Delano, Hervé Bourhis und schließlich Ingo Römling. Natürlich kommen dazu eine Unmenge an Illustrationen und Fotos. Die Reddition versucht damit, das Thema Rock, Metal und Pop einigermaßen abzudecken. Die Artikel selbst sind dabei sehr informativ.
Natürlich wird niemand mit dieser Auswahl zufrieden sein. In der Kombination aus zwei Emotionen schaffenden Kunstformen hat jede*r Favorit*innen, die hier nicht auftauchen. Mir fehlen allerdings zwei Themen: Einerseits scheint es hier fast nur männlich getriebene Musik und Comics zu geben. Meiner Meinung nach kann man nicht einerseits Crumb herausstellen und gleichzeitig keine Frau in den Fokus stellen.
Der zweite fehlende Themenblock ist meiner Meinung nach der gesamte Independent-Bereich (außer Crumb). Hier geht es nur um etablierte Künstler (!) auf beiden Seiten, der Bereich des DIY ist in allen Non-Mainstream-Stilrichtungen tragend, findet hier aber nicht mal eine Erwähnung. Es gibt unzählige Comics und comicartige Abbildungen in Millionen von Fanzines und Flyern im Bereich Mod, Punk, Ska, Psychobilly, Rap, Hip-Hop…
Der zweite Schwerpunkt
Von hinten angefangen geht es um die weniger lauten Töne. Die Coverabbildung von Serge Clerc wird begleitet von dem aktuellen Abonnent*innen-Goodie, einem limitierten, signierten ExLibris von Clerc: Sehr schön!!
Inhaltlich wird das Feld Jazz, Soul & Hip-Hop allerdings noch unsystematischer angegangen. Vince Guaraldi, Loustal, Jacques Ferrandez und Crumb werden in Artikeln gewürdigt und vorgestellt, das Thema Hip-Hop und Comic bekommt 5 Überblicks-Seiten und die Science-Fiction im Schnittfeld Comic/Musik wird reduziert auf Emanon von Wayne Shorter. Natürlich ist das subjektive Interesse eine wesentliche Triebfeder für das Verfassen von Artikeln! Und ebenso natürlich kennen sich Autoren in „ihrem“ Feld auch am besten aus. Hier hätte es sich aber vielleicht angeboten, zunächst Themengebiete zu definieren und dann Autor*innen zu suchen anstelle die Stammautoren Themen definieren zu lassen.
Damit jetzt keine falschen Gedanken aufkommen: Die Artikel sind größtenteils gut geschrieben und layoutet. Als Reminiszenz an Fan-Postillen kann man sogar die sehr schwer lesbare Schrift der Fragen an Timo Wuerz goutieren. Es ist einfach ein Thema, das selbst für eine Doppelnummer der Reddition zu groß ist. Vielleicht sollten daher nicht nur Teile zu klassischer Musik und Oper folgen, sondern auch zu subkultureller Musik. Ebenfalls spannend wäre es sicherlich, mehr zu crossmedialen Projekten zu lesen, etwa War of the Worlds oder Too old to Rock’n’Roll, sowie zu Kindermusicals mit Bildbeilagen.
Empfehlung
Die Reddition ist und bleibt die führende Sekundärzeitschrift in Deutschland! Auch mit Comics und Musik beweist das Redaktionsteam hohen Sachverstand und die Fähigkeit, die gewählten Themen mit einer Vielzahl von Abbildungen zu begleiten. Während aber sonst trotz aller notwendigen Distanz Herzblut zu spüren ist, kommt dieses in der 74/75 nicht so rüber. Möglicherweise wäre hier die eine oder andere Gastautorin gut gewesen.
(c) 2021 Serge Clerc – Beilage zu Reddition 74/75
Foto: Sven Krantz-Knutzen
Auf jeden Fall ist allein schon der Mut zu bewundern, eines der drei Themen zu wählen, die man bei Gesprächen immer vermeiden sollte: Fußball, Religion und Musikgeschmack! Bei allen dreien wird man es nie allen (und im Zweifel noch nicht einmal der Mehrheit) recht machen können. Mit dieser Einschränkung: Well done!
Dazu passen Jethro Tull mit ihrer LP + Comic „Too old to Rock’n’Roll” und ein Festivalbier.
Immer noch Corona, meine persönlichen Favoriten und gute Wünsche
Wer hätte das gedacht? Die Pandemie hat uns auch das ganze letzte Jahr in Atem gehalten: Lockdown, Beschränkungen für Kulturveranstaltungen, Verlagerung des Einkaufsverhaltens von lokalen Läden hin zu Online- und Versandhändler*innen. Natürlich wird das Auswirkungen auf die Comic-Branche haben. So finden wir zunächst im Independent-Bereich, etwa dem ZEBRA, bereits Auseinandersetzungen mit den Folgen. Da wird sicherlich noch mehr kommen. Ausstellungen sind weniger geworden oder sie waren zu mindestens schlechter besucht. Auch ich war während des Jahres daher leider nur im MoCa in Noordwijk und im Jan Kruis-Museum in Orvelte.
Die Digitalisierung ist allerdings weiter fortgeschritten. Immer mehr Verlage bieten auch elektronische Ausgaben an. Für mich persönlich ist das allerdings nichts. So gerne ich elektronische Medien und Tools auch nutze, graphische Literatur lese ich immer noch am liebsten auf Papier, freue mich an der Haptik (wenn der Comic entsprechend dargeboten wird) und am Anblick einer Reihe im Regal.
Nachdem meine Winterpause jetzt vorbei ist wünsche ich uns allen für das kommende Jahr, dass mehr Normalität zurückkehrt. Dafür ist es allerdings wichtig, dass alle, denen es möglich ist, sich impfen lassen!
R.I.P.
Wie immer sind wieder viel zu viele Comic-Schaffende gestorben. Ein paar davon sollen hier eine letzte Erwähnung finden: Marcel Uderzo, Jean Graton, Benôit Sokal, Nikita Mandryka, Raoul Cauvin, Dieter Kalenbach und Gérald Forton.
Die besten Comics in 2021
Auch dieses Jahr wieder präsentiere ich hier meine Favoriten: subjektiv, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und unabhängig von Verlagsbemusterungen. Dem letzten Jahr folgend gibt es wieder die gleichen Kategorien: Alben, Graphic Novels, Gesamtausgaben, Sekundärwerke und Zeitschriften. Ein Sonderpreis geht an das „Comeback des Jahres“. Natürlich darf auch die Liste der meistgeklickten Beiträge des Jahres nicht fehlen. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle Leser*innen: Die Zugriffszahlen sind um rund 20% gegenüber 2020 gestiegen!
Album des Jahres
Der beste Comic des Jahres kommt für mich aus Deutschland: Ralf König hat sich einen Jugendhelden vorgenommen und ihm nicht nur Brustwarzen verpasst, sondern auch eine sehr liebevolle Hommage verfasst: Zarter Schmelz übernimmt alle klassischen Elemente von Lucky Luke, twisted aber das gesamte Setting. Seine schwulen, knollennasigen Cowboys, die lila Kühe und Calamity Jane sind so großartig, dass sie zurecht den Mainstream erobert haben.
Eine ganz andere Interpretation des „Wilden Westens“ kommt von Jean Dufaux und Rubén Pellejero. Ihr Regenwolf stellt eine Frau als Hauptakteurin in den Mittelpunkt einer Rachegeschichte. Blanche McDell steht im Schnittpunkt von Liebesgeschichten, Mythologie, Rassismus und Männlichkeitswahn. Obwohl die Vermischung dieser Themen in eine langweilige Political Correctness-Definition abgleiten könnte, ist den Autoren hier eine perfekte, spannende Geschichte ohne erhobenen Zeigefinger mit toller visueller Umsetzung gelungen.
Auffällig in diesem Jahr ist die Anzahl der Western unter den Top 5: Nur Mademoiselle J. von Yves Sente und Laurent Verron konnte sich auf Platz 3 dazwischenschieben. Die ursprünglich als Nebenfigur in einem Spirou-OneShot eingeführte wissbegierige junge Dame hat nun ihre eigene Reihe und bringt Zeitgeschichte in dem typischen, leicht modernisierten Marcinelle-Stil an ihre Leser*innen. Sie atmet gleichzeitig den Charme der 30-er Jahre als auch den des Aufbruchs in eine gleichberechtigtere Welt!
Einer meiner Lieblingszeichner ist Patrick Prugne. Obwohl er sich durchaus auch schon anderen Themen zugewandt hat, sind seine Geschichten aus dem westlichen Amerika/Kanada am besten. In Tomahawk erzählt auch er die Geschichte einer „Rache“, allerdings eingebettet in viel Natur und die spannende Vorgeschichte zu einem erbarmungslosen Krieg. Fast jedes Panel könnte gerahmt an einer Wand hängen!
Platz 5 geht an eine überlange Geschichte, die einen Helden einer Serie nach sehr langer Zeit gealtert und vollkommen verändert zurückbringt: Wenn der Tiger erwacht erzählt die Geschichte von Chinaman, seiner Posttraumatischen Belastungsstörung aufgrund der Schrecken des Sezessionskrieges und die Annäherung zwischen ihm und seinem Sohn. Serge Le Tendre und Olivier TaDuc sind nach fast 15 Jahren zu ihrer einstigen Erfolgsserie zurückgekehrt, haben alle Elemente übernommen aber sehr konsequent weitergeführt. So ist eine eigenständige Geschichte daraus geworden, die für sich alleine stehen könnte, aus ihrer „Vergangenheit“ aber noch mehr gewinnt.
Die besten Graphic Novels in 2021
Wie auch bei den Comics war es ein gutes Jahr für Graphic Novels. Die Platzierungen:
Ohne jeden Zweifel geht der erste Rang an Die Bestie von Zidrou und Frank Pé. Ihre Interpretation des Marsupilamis ist so faszinierend anders, dass eigentlich jede*r einen Blick hineinwerfen sollte. Einerseits ist die Story „erwachsen“ geworden: ein verängstigtes, wildes Tier kommt mit einem Schiff als Ware für den Zoo nach Brüssel. Es kann nichts anderes tun, als seiner Natur zu folgen, und sich zu befreien. Dazu passt die langsam wachsende, auf Vertrauen beruhende Beziehung zu einem kleinen Jungen, der seinerseits Ausgestoßener ist. Die Zeichnungen von Pé sind – wie immer – allesamt kleine Kunstwerke!
Platz 2 geht an Das Susan-Problem aus der Neil-Gaiman-Bibliothek. P. Craig Russel und Paul Chadwick haben Kurzgeschichten von Gaiman für das Medium Comic aufbereitet und zusammen mit Scott Hampton gezeichnet. Sie beweisen nicht nur, dass Stoffe von Gaiman wie auch die von Ray Bradbury perfekte Startpunkte für Comic-Kleinode sein können, sondern auch, dass sogar literaturtheoretische Abhandlungen so umgesetzt werden können. Der Preis geht aber auch an die Übersetzung und die vielen editorischen Hinweise für Nicht-Engländer*innen!
Beate und Serge Klarsfeld sind die Nazijäger! Was mit einer Ohrfeige begann, endete mit der erst durch die Beiden möglichen gerichtlichen Verurteilung von vielen Nazi-Kriegsverbrechern. Die spannende Geschichte, die Rückschläge aber auch die unermüdliche Aufopferung im Kampf für Gerechtigkeit und dadurch erst mögliche Freiheit schildern Pascal Bresson und Sylvain Dorange!
Platz 4 geht an die in diesem Jahr beendete Gesamtausgabe von Omaha, eine erotische Soap-Opera, die weit weg ist von jedem Schmuddelfaktor! Kate Worley (und nach ihrem Tod Jack Vance für den Abschluss der Serie) hat eine Geschichte im Schnittpunkt von Korruption, Machtmissbrauch, gesellschaftlicher Veränderung und Beziehungsproblemen geschrieben, die auch die Freuden des Sex nicht auslässt. Reed Waller, anfangs noch ihr Ehemann, später von ihr geschieden, hat das Ganze im Furry-Stil graphisch umgesetzt und damit einen der Klassiker des Independent-Comic gezeichnet. Auch heute noch lesenswert!
Der Reigen wäre nicht vollständig ohne die Kinder der Resistance! Auch hier ist die Geschichte an sich nicht neu, die Veröffentlichung in Deutschland ließ aber auf sich warten. Es gab im vergangenen Jahr einige Geschichten über die Resistance, das Schicksal von Kindern unter der deutschen Besatzung und die zaghaften, teils gescheiterten, teils erfolgreichen Versuche der Gegenwehr. Dazu zählen etwa die Bände von Émile Bravo oder Kris/Bailly. Die Kinder der Resistance von Vincent Dugomir und Benoît Ers beschreiben die anfängliche Naivität und Emotionalität und die Entwicklung hin zu wirklichem Widerstand aber auch wirklicher Gefahr für die Handelnden.
Die besten Gesamtausgaben in 2021
Trara! Platz 1 im Bereich der Gesamtausgaben geht an Caroline Baldwin! Schreiber & Leser fährt dabei zweigleisig: Einerseits erscheinen die bereits früher auf Deutsch veröffentlichten Geschichten (1 bis 16) in vier Sammelbänden von denen 3 bereits erschienen sind, andererseits veröffentlichen die Hamburger die bisher nicht erhältlichen Bände 17 bis 19 in Einzelbänden. Für das kommende Jahr sind dann noch Specials geplant! Die Heldin der in einer modernen Klaren Linie gezeichneten Geschichten von André Taymans ist tough, hat ein Alkoholproblem, ein selbstbestimmtes Sexualleben und ist HIV positiv. Das hält sie aber nicht davon ab, auf der ganzen Welt zu ermitteln und immer auf der Seite der Schwachen zu stehen. Zum Serienkompass.
Platz 2 geht an Jerry Spring. Der „Vater des europäischen Westerncomics“ war vor Jahren fast komplett in einer schwarz-weißen Integralausgabe erschienen. Nun hat der All-Verlag die erste farbige komplette Ausgabe gestartet, die nicht nur alle von Jijé gezeichneten Geschichten beinhalten wird, sondern auch den letzten Band von Festin und Franz, der in 2021 erstmals auf Deutsch im ZACK erschienen ist. Ohne Jerry Spring hätte es vermutlich weder Blueberry noch Comanche gegeben.
421 ist eine Serie über einen Geheimagenten von Stephen Desberg und Eric Maltaite. Der Held ist aber nicht nur von James Bond beeinflusst, sondern übernimmt auch Elemente von Indiana Jones und schreckt sogar vor Zeitreisethematiken nicht zurück. Erstaunlicherweise hat diese klassische Geschichte aus dem Spirou-Magazin in der Vergangenheit keinen Weg nach Deutschland gefunden. Das Integral präsentiert daher deutsche Erstveröffentlichungen: Platz 3!
Platz 4 teilen sich gleich drei Integrale von klassischen ZACK-Serien. Die Collector’s Edition von Greg/Hermanns Comanche war ein Meilenstein der jetzt in Sammelbänden angeboten wird. Édouard Aidans und Yves Duval haben mit Sven Janssen einen Abenteurer kreiert, der die ökologischen Aspekte in den Vordergrund stellt und bereits früh kolonialistische Missstände und Hunger in Beziehung gesetzt hat. Ebenfalls besonders ist, dass er alles zusammen mit Frau und kleinem Kind erlebt. Schließlich kommt auch die Collector‘s Edition von Michel Vaillant von Jean und Phillippe Graton erstmalig auf den deutschen Markt. Alle Kurzgeschichten und ungekürzten Geschichten in 20 Hardcovern mit einheitlichem Rückendesign und vielen editoriellen Notizen.
Die besten Sekundärwerke in 2021
Dieses Jahr haben es drei Werke über längst verstorbene Künstler in die Top 3 geschafft.
Das beste Werk ist mit Sicherheit der als Ausstellungskatalog entstandene aber auch perfekt solo zu genießende Band von Dr. Alexander Braun über Will Eisner. Graphic Novel Godfather führt ein in das Werk des amerikanischen Ausnahmekünstlers und beschreibt die Innovationen des Spirit sowie die Gebrauchsorientiertheit seiner Sachcomics die schließlich dazu geführt haben, dass Eisner zum Godfather der modernen Graphic Novel geworden ist. Viele Bildbeispiele belegen den leicht verständlichen, flüssig geschriebenen und extrem informativen Text. Wenn alle Sekundärliteratur so gut lesbar wäre gäbe es nur noch Expert*innen!
Platz 2 geht an die Fleißarbeit des Bremers Kai Stellmann und Science Fiction Pop Art Nick. Die im Selbstverlag erschiene Untersuchung ist nie fertig: Mit jeder neuen Auflage kommen Details hinzu. Stellmann belegt für alle Nick-Geschichten aus der Feder von Hansrudi Wäscher welche Quellen und Inspirationen eingeflossen sind und welche Absichten Wäscher damit verbunden haben könnte. Besser kann der Einblick in einen Entstehungsprozess nicht sein.
Platz drei geht erstmals an ein nicht gedrucktes Medium! Nun ja, es gibt eine kleine Begleitbroschüre, der Gewinner ist aber ein Film: Katzenjammer Kauderwelsch von Martina Fluck! Sie dreht die Annäherung eines Comic-Zeichners aus Heide – Tim Eckhorst – an die großen Söhne der Stadt, Rudolph und Gus Dirks, die in den USA Karriere gemacht haben. Katzenjammer Kids lief schlussendlich bis 2006 und ist einer der ganz großen Zeitungsstrips. 85 lohnende Minuten auf DVD!
Die besten Zeitschriften in 2021
Überraschenderweise heißt der Seriensieger bei Zeitschriften wieder ZACK! Das Magazin feiert in 2022 das Erscheinen der ersten Ausgabe von vor 50 Jahren und profitiert nach dem Verlagswechsel zu Blattgold davon, dass Verleger und Chefredakteur Georg F. W. Tempel nun frei schalten kann. Mit Blechschildern und Pins sowie einer neuen Albenreihe nur für Abonnent*innen expandiert der Kosmos. ZACK bringt sowohl erneuerte Klassiker wie Rick Master, Michel Vaillant oder Tanguy & Laverdue wie auch hochklassige europäische Comic-Kunst wie Amoras, Rani oder Millenium Saga! Die bei euch am häufigsten angeklickte Rezension war im Übrigen die Nummer 264.
Platz zwei geht an ein immer noch innovatives Medium aus den Niederlanden: StripGlossy präsentiert viermal im Jahr eine Mischung aus Sekundärliteratur, Interviews und aktuellen Comics mit und über Comicschaffende aus dem niederländisch/flämischen Raum! Definitiv das Highlight des Jahres war die Doppelnummer 21/22 über Suske en Wiske die sogar in eine zweite Auflage gehen musste!
Cover der ersten Auflage
Die Reddition ist wohl die bekannteste und anerkannteste Sekundärzeitschrift Deutschlands. Zweimal im Jahr erscheint eine Nummer, die sich tiefschürfend mit einem Thema beschäftigt. Durch die gewählte Breite der Artikel kann das gewählte Gebiet oder der Künstler im Fokus vielseitig beleuchtet werden. 2021 ging es um Tillieux und Comics und Musik (Rezension folgt).
Comeback des Jahres
Wie immer an dieser Stelle eine lobende Erwähnung eines – oft unerwarteten – Comebacks einer Serie oder eines Einzeltitels. Dieses Jahr fällt die Wahl schwer und daher sind es dieses Jahr zwei ganz unterschiedliche Gewinner, die es zu feiern gilt: Einerseits hat der Taschen Verlag gerade mit der Marvel Comics Library ein neues Projekt gestartet, das Meilensteine in einem XL-Format wieder zugänglich macht. Band 1 Spider –Man 1962 – 1964 ist gerade erschienen (und mittlerweile auch besprochen). Neben einer informativen Einführung präsentiert der limitiert Prachtband den unvergesslichen Run von Stan Lee und Steve Ditko über den wohl untypischten Superhelden aller Zeiten! Noch nie habe ich Spider-Man in diesem Format genießen können!
Andererseits hat Georg F. W. Tempel damit begonnen, bisher unentdeckte Perlen der ZACK-Geschichte aufzubereiten. Johnny Focus von Attilio Micheluzzi ist so eine! Vier schwarz-weiße Stories über den Reporter sind in Der Weg nach Mombasa bereits erschienen, eine weiter kommt in der diesjährigen Aprilausgabe des ZACK. Durch die fehlende Kolorierung sind die Fähigkeiten des Zeichners unverfälscht sichtbar. Erstaunlich, dass es noch so vieles von dieser Serie auf Deutsch zu entdecken gäbe.
Dahinter kommt eine ebenfalls dicht gedrängte Gruppe, angeführt von Johnny Focus: Serienkompass Bruno Brazil, Lucky Luke 99 und das Programm des All-Verlages.
Will Eisner von Alexander Braun, die Berichte über Asterix 39 und über den Abschluss der Michel Vaillant Reihe im MOSAIK-Verlag komplettieren die Top 10.
Immer für euch unterwegs
Was bleibt?
Auch dieses Mal verbleibe ich mit den besten Wünschen für ein tolles, erfolgreiches und von Gesundheit geprägtes Jahr! Stay safe and healthy! Ich freue mich über eure Kommentare.