Krisen im Blick: Umwelt und Corona!
Hrsg: Burkhard Ihme
Interessenverband Comic e. V. ICOM
Din A4 | 216 Seiten | s/w, teilweise farbig | 15,25 €
ISBN: 978-3-88834-952-2
Nach der sehr kurz ausgefallenen Jubiläumsausgabe im letzten Jahr hat es der Interessenverband Comic e.V. ICOM in diesem Jahr wieder geschafft, ein sehr dickes Jahrbuch zu produzieren. Wegen der gestiegenen Druckpreise (bereits zu den Zeiten des Vorwortes rund 35% und steigend) sollte man im kommenden Jahr allerdings wieder von einer deutlich dünneren Publikation ausgehen. Der ICOM ist Bestandteil der deutschen Independent Szene und das Jahrbuch hat zwei Zielgruppen. Natürlich soll es der Szene Beachtung verschaffen und auch diejenigen erreichen, die nicht auf Mailinglisten oder noch schlimmer Karteikarten stehen. Es dient aber auch der internen Vernetzung, Kommunikation und Wissensvermittlung!
Future is green! Oder Comics und Umwelt
Welche Rolle spielt eigentlich “Die Umwelt“ in Comics? Was unterscheidet eine lebensfreundliche/-feindliche Umwelt in einer Science-Fiction-Story von der irdischen Klimakatastrophe? Muss man das immer mit der Holzhammermethode präsentieren oder gibt es auch subtile Wege? Und schließlich, in welchen Comics finde ich denn was? Das Thema „Umwelt“ wird in diesem Jahrbuch erfrischend praktisch angegangen. Es geht nicht um theoretische Einordnungen, sondern um praktische Reiseführer, die potentiellen Leser*innen einen Überblick verschaffen wollen. Subjektiv, exemplarisch, aber eben auch informativ!
Anschließend geht es in die deutsche Szene: Corona, die sehenswerte Ausstellung von Unveröffentlichtem in Oberhausen sowie die verschiedenen Fördermöglichkeiten stehen dabei im Mittelpunkt. Nicht fehlen dürfen dabei die Atelierbesuche: Weissblech, Franz Gerg und Jürgen „Geier“ Speh zeigen Kostproben und verraten, welche Katastrophen wie gemeistert wurden bzw., welche Pläne für die Zukunft vorliegen. Da die Independent-Szene in den üblichen Publikationen zusammen oft weniger Raum bekommt als hier die einzeln vorgestellten jeweils haben, zeigt den Unterschied!
In weiteren Artikeln geht es um die Märkte in den USA, den Niederlanden, Japan und Italien. Auch hier wird der Fokus gezielt auf die Nischen gelenkt. Leider gilt es natürlich auch im ICOM der Toten zu gendenken. Abschließend (der ICOM vertritt Comic-, Cartoon- und Trickfilmschaffende) folgt noch ein Rückblick auf das 29. Trickfilmfestival.
Die Preisträger*innen 2021 und 2022
Neben den allgemeinen Themen und Vorstellungen dient das Comic! Jahrbuch aber auch dazu, die ICOM Preisträger*innen bekanntzumachen! Vorstellungen der Personen, exemplarische Beispiele für ihr Schaffen und die preisgekrönte Publikation sowie die Begründungen gehören auf jeden Fall dazu. Die Gewinner*innen des letzten Jahres sind auch mit einem Interview vertreten, die des Jahres 2022 haben das Jahrbuch praktisch gleichzeitig mit dem Ergebnis überreicht bekommen und konnten daher noch nicht Stellung nehmen. Nach einer langen internen Diskussion über Fehler der Vergangenheit und eine Neuaufstellung gibt es mittlerweile nur noch drei Preise:
Der beste Independent Comic als Selbstveröffentlichung war 2021 Kein Vatertag von Sascha Dörp, 2022 wurde der Preis Jürgen „Geier“ Speh für The Most Dangerous Game zuerkannt.
Der beste Independent Comic als Verlagsveröffentlichung in 2021 stammt von Anna Rakhmanko und Mikkel Sommer; Vasja, Dein Opa ist bei Rotopol erschienen. 2022 konnte ein Western diesen Platz erklimmen: Murr von Josephine Mark, veröffentlicht bei Zwerchfell.
Schließlich bleibt der Sonderpreis für eine besondere Leistung oder Publikation, der im letzten Jahr dem Handbuch polnische Comickulturen nach 1989 verliehen worden war. Hier bestehen für den deutschen Markt mehr als nur einige Möglichkeiten, liegt doch kaum etwas des vorgestellten Materials in Übersetzung vor! In diesem Jahr konnte Oliver Ottitsch mit Liebe ist stärker als der Tod den Preis gewinnen.
Must have für alle, jenseits des Mainstreams schauen wollen
Die Kurzvorstellungen der Nominierten des letzten Jahres finden sich in der 2021er-Ausgabe, dieser Band stellt alle aktuellen Nominierungen vor! Allein dieser Überblick über einen kleinen Teil der deutschen Independent-Szene ist es wert, nicht nur einen Blick zu riskieren! Informationen aus erster Hand, Nützliches und natürlich auch Gossip. Wer weiß, dass es gute Comics auch außerhalb des Mainstreams gibt, bekommt hier Anregungen noch und nöcher. Aufgrund der gezeigten Beispiele kann dann auch jede*r entscheiden, einen Kauf zu wagen, denn gerade hier gilt, dass jenseits des Massengeschmacks nicht alles allen gefallen soll.
Dazu passen The Adicts mit “Life goes on” und ein junger Grauburgunder.
© der Abbildungen Interessenverband Comic e. V. ICOM 2022 / Coverillustration by Franz Gerg/Geier