Jahresrückblick 2025 – Die besten Comics

Und wieder: Die besten Titel des Jahres und ein wenig mehr

Was für ein Jahr: Kriege laufen weiter und Bewohner*innen, die Natur und die weltweite Stimmung leiden darunter. Es scheint fast so, als ob wir uns im vorletzten Teil einer Serie befinden würde, in der alles auf den abschließenden Kampf „Gut“ gegen „Böse“ hinausläuft. Leider auch mit dem üblichen Twist, dass bisher für „Gut“ gehaltene Spieler plötzlich die Seite wechseln. Nun ja, aufgeben gilt nicht.

Drei Jahre ist es jetzt her, dass ChatGPT auf den Markt kam. Die Ausmaße der disruptiven Wirkung auf das gesamte Publishing sind noch nicht abzusehen, aber viele Kreative und Verlage mussten bereits feststellen, dass Ignoranz in diesem Falle nicht weiterhilft. Auch hier bleibt es spannend.

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Immer für euch unterwegs

Viele Leser*innen dieser Seite gehören der Generation der Boomer an. Während sich damit einerseits die Rente schon als Lebenswahrheit darstellt oder zumindest innerhalb der nächsten fünf Jahre darstellen wird, sterben immer mehr „alte Bekannte“ aus Kunst und Politik, die unsere Jugend geprägt haben. Wie gut, dass es wenigstens immer wieder Neu-Veröffentlichungen von Klassikern gibt…

Ein wenig Eigenlob muss sein: Mehr als 110.000 direkte Zugriffe auf einzelne Artikel stellen ein Wachstum von 10% gegenüber dem letzten Jahr dar. VIELEN DANK! Wie immer freue ich mich über Feedback und Kritik. Ich werde allerdings nicht aufhören, zu gendern. Das Ergebnis meiner Tätigkeiten war auch in diesem Jahr wieder in diversen Ausgaben des ZACK, im ZACK-Sonderheft und in der Sprechblase zu lesen. Übersetzungen fanden sich in den (sehr empfehlenswerten) Integralen von Sammy & Jack und der Zentauren (nur redaktioneller Teil) sowie bei der deutschen Ausgabe von Nicky Saxx.

Die besten Comics

Nun aber zu meiner ganz persönlichen Auswahl der Top-Titel des Jahres. Viele andere Titel sind trotzdem empfehlenswert. Es lohnt sich also immer noch, in die einzelnen Besprechungen zu schauen.

Der beste Comic des Jahres ist eine ganz alte Kamelle (wie war das mit den prägenden Einflüssen der Jugend?): Der erste Band von Sgt. Kirk von Héctor Oesterheld und Hugo Pratt. Der Western in schwarz-weiß vereinbart Kritik an den herrschenden Verhältnissen und dem Status Quo, Humor, Absurditäten, Spannung und eine herausragende Behandlung des doch wieder häufig vertretenen Genres. Zudem sind die reduzierten Zeichnungen von Pratt oftmals genial, nie aber schlecht.

Cover Sgt. Kirk 1

Platz 2 geht ebenfalls an einen Klassiker, allerdings einen junggebliebenen! Der 41. Asterix, Asterix in Lusitanien, vereint halbwegs zeitlos verpackte Anspielungen auf Politik und Zeitgeschehen, überspitze, aber sympathievolle Darstellungen der den Portugies*innen zugeschriebenen Eigenschaften und viel Humor. Während Didier Conrad mittlerweile so gefestigt ist, dass er eigene Akzente im Stil von Uderzo setzen kann, beweist Fabcaro in seinem zweiten Streich, dass die Wahl zu Recht auf ihn gefallen ist.

Und noch eine alte Kamelle: Auf Platz 3 kann sich ein alter Koralle-ZACK-Held platzieren: Häuptling Feuerauge kämpft mit allem und meistens verliert er. Die beiden ersten Jahre inklusive der Sonntagsseiten in einem Album. Leider hat sich der Band nicht so gut verkauft, dass eine Fortsetzung zu erwarten ist.

Platz 4 ist wieder eine Neuerscheinung, und zwar eine der wenigen, die mich komplett überzeugt haben: Habeamus Bastard ist eine Mischung aus Thriller, Noir und – trotz allem – Humor, ja, sogar Slapstick. Schwartzmann und Vallée zeigen, dass man auch in Zeiten des Streaming-Serien-Überflusses noch intelligente und neue Inhalte ohne bewegte Bilder erzeugen kann.

Platz 5 geht an einen Comic, der in Deutschland noch gar nicht erschienen ist, möglicherweise auch nie erscheinen wird. Die Amoras-Saga ist mittlerweile bei ihrer dritten Serie angekommen: De Helden van Amoras konzentrieren sich wieder mehr auf Suske und Wiske und ihr Verhältnis zueinander. Das Cover sorgte für Herzanfälle und Verzweiflung, zeigte es die Beiden doch bei einem innigen Kuss. Natürlich ist alles ganz anders, aber das wäre ein Spoiler.

Die besten Graphic Novels

Bitte verzeiht mir die etwas willkürliche Trennung zwischen Comics, Graphic Novels und Gesamtausgaben. Ich habe die für mich passendste Zuordnung getroffen, bin mir aber bewusst, dass man das auch ganz anders machen könnte.

Platz 1 geht in diesem Jahr an einen deutschen Titel: Rude Girl von Birgit Weyhe. Ja, ich weiß, dass er eigentlich in 2024 gehört, er ist aber nun Mal erst in 2025 bei mir aufgeschlagen und ich möchte ihn keineswegs unterschlagen. Es geht um eine Migrantin aus der Karibik, die ihre Jugend in den USA verbringt. Äußere Zwänge, traditionelle Erwartungen und rassistische Alltäglichkeiten bestimmen ihr Leben, bis sie sich zu einem Leben als Rude Girl entscheidet. Die Skinhead- und Punk-Subkultur gibt ihr Halt und lässt ihr Raum für ihre eigene Entwicklung. Auf einer Metaebene geht es darum, ob und wie eine Weiße das Leben einer Migrantin beschreiben kann und darf.

Cover Weyhe - Rude Girl

Platz 2 geht an einen Spätwestern. Wiedersehen mit Comanche von Romain Renard ist einerseits eine Weiterführung der von Greg und Hermann entwickelten innovativen Westernserie Comanche über einen ehemaligen Revolverhelden der geläutert auf einer Farm hilft. Dabei verliebte er sich in die Farmbesitzerin und tötet schließlich einen extrem grausamen Gangster. Da dieser bereits entwaffnet war, musste der Held fliehen. Nun wird er Jahrzehnte später aufgespürt und soll einer Autorin Auskunft über das vergangene Zeitalter geben. Selten habe ich eine gleichzeitig so schonungslose Abrechnung mit den alten Träumen wie sorgsame Annäherung an komplexe Persönlichkeiten gelesen. Die in Grautönen gehaltene Geschichte passt in die literarische Tradition der gesellschaftlichen Dekonstruktion der Mittelklasse, spielt allerdings in etwas früherer Zeit als üblich.

Platz 3 ist eine Mischung aus Horror und Antikriegsballade und spielt während des Ersten Weltkrieges. Die Ballade vom Soldaten Odawaa erzählt von den Schrecken des Krieges und der psychologischen Kriegsführung. Sie zeigt einen in einer kanadischen Einheit kämpfenden Indianer, der sich fast unbemerkt in Stellungen bringen kann, die es ihm erlauben zu töten. Christian Rossi zeigt in düsteren Bildern den Schrecken auf beiden Seiten der Frontlinie, Cédric Apikian hat sich von tatsächlichen Begebenheiten zu dieser Story inspirieren lassen.

Die besten Gesamtausgaben

Auch bei den Gesamtausgaben stehen eher ältere Serien im Vordergrund. Die beste GA des Jahres ist aber eine aktuelle Geschichte, die in den letzten drei Jahren im ZACK vorabgedruckt worden war: Das Mädchen von der Weltausstellung verknüpft historische Fakten mit einer Soap-Geschichte. Ursprünglich auf fünf Bände angelegt, konnten nur drei erscheinen bevor der Zeichner verstarb. Sie nehmen jeweils eine der Weltausstellungen in Paris zum Anlass, das Leben von Sophie Kleinnagel zu schildern. Sie lebt in einem Wohnwagen von der Wahrsagerei und gerät jeweils in eine Kriminalgeschichte. Zudem ändern sich die Beziehungen ihrer Mitmenschen zu ihr, entwickelt sie sie doch vom kleinen Kind zu einer jungen Frau, die Begehrlichkeiten weckt.

Cover Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe

Platz 2 und 3 kommen aus dem gleichen Verlag. Der Taschen-Verlag hat sich in den letzten Jahren zu einem Spezialisten für XXL-formatige Wiederveröffentlichungen von Klassikern der Comic-Geschichte entwickelt. Zunächst wäre da Band 1 der EC Comics Library mit dem ersten Band der Weird Science Ausgaben von 1950 -1952. Science-Fiction Stories mit grandiosem Artwork und einem typischen Twist in der Geschichte, der sie zu zeitlosen Perlen macht. Ein Coffee-table-book der Extraklasse. Man sollte dem Besuch allerdings nicht erlauben, sich darin zu vertiefen, denn dann ist es aus mit der Verabredung.

Das gleiche Format und Prinzip der sorgfältigen Reproduktion der klassischen Veröffentlichung wurde auch bei der Disney Comics Library angewendet. Der erste Band von Carl Barks’s Donald Duck präsentiert Schätze aus Four Color Comics zwischen 1942 und 1950. Natürlich kennen wir diese Geschichten, haben sie möglicherweise sogar schon mehrfach zu Hause, aber meistens in der deutschen Übersetzung und nicht im Original. Dieses bietet aber einen deutlich anderen Lesegenuss als die auf deutsche Bildungsbürger ausgerichtete Qualitätsarbeit von Erika Fuchs und ihren Adepten. Beide Bände sind übrigens auf den Quadratzentimeter umgerechnet echte Schnäppchen, haben aber ihren Preis. Trotzdem sind sie ihn wert!

Die besten Sekundärwerke

In jedem Jahr vertreten, dieses Jahr mal wieder auf Platz 1: Die Reddition hat – wohl zum letzten Mal – zwei Ausgaben in einem Jahr geschafft: Während es in der ersten Jahreshälfte um Autos im Comic ging, widmete sich die Winterausgabe dem 2024 verstorbenen André Juillard. Dem Team um Volker Hamann gelingt es immer wieder, extrem detailreich zu informieren, ohne dabei in eine akademische Langatmigkeit zu verfallen. Die Artikel werden durch Illustrationen, Fotos und Listen sinnvoll ergänzt und sind ein Must-Have für alle, die sich tiefer mit ihrer Leidenschaft beschäftigen wollen. Für Abonnent*innen gibt es jeweils eine limitierte Beilage.

Zu Platz 2 gibt es leider keine Rezension, ich habe es nicht geschafft, diese Masse an Informationen, Statements und Wertungen in eine halbwegs überschaubare Besprechung zu packen. Trotzdem ist Black Comics von Alexander Braun erneut ein Meisterwerk! Der Autor bezieht klare Positionen, begründet sie aber sehr nachvollziehbar und füllt fast nebenbei die Seiten mit einer Masse von Informationen, die ihres Gleichen sucht. Egal ob Blackfacing, „Indianer-Debatte“, Superhelden, Gay & Porn oder graphic novel, alle Bereiche finden ihre Erwähnung. Wie immer sollte jede Veröffentlichung von Alexander Braun ihren Weg ins Regal finden. Wenn möglich, sollte man den Lesegenuss mit einem Besuch in den begleitenden Ausstellungen im schauraum in Dortmund kombinieren. Aktuell läuft dort eine Lucky Luke Ausstellung (natürlich ebenfalls mit einem Katalog).

Platz 3 geht an Deutschlands größtes Magazin für klassische Comics, die Sprechblase. Gerhard Förster hat mit der 250. Ausgabe noch einmal alles gegeben. Mittlerweile ist der Staffelstab an ein neues Team überreicht worden. Wie immer ist viel zu viel auf den Seiten untergebracht worden und für manche Abbildung wäre eine Lupe hilfreich. Aber genau diese Liebe zu den Details machte den Reiz der Förster-Ausgaben aus.

Die besten Magazine

Gibt es eine Überraschung in dieser Kategorie? Nein, nicht wirklich.

Platz 1 geht wie im Vorjahr an das ZACK. Das Magazin hat mittlerweile sein 50-jähriges Jubiläum gefeiert (mit einer kleinen Unterbrechung) und ist in der aktuellen Form bei der Ausgabe 318 angekommen. Die Mischung aus traditionellen, runderneuerten Serien wie Michel Vaillant oder Rick Master und neuem Material wie etwa Rani oder Amoras ist auf dem deutschen Markt einzigartig. Die von euch meistgeklickte Nummer war die 310 aus dem April, Platz 5 der Jahrescharts! Das ZACK-Sonderheft hat sich mittlerweile ebenfalls etabliert und erscheint zweimal jährlich.

Totgesagte leben länger: Das ZEBRA hat zwar sein Erscheinen eingestellt, hat aber ein Ferien-Sonderheft herausgebracht. Diese Idee, an alte Traditionen anzuknüpfen und eine Rahmenhandlung um viele Absurditäten zu knüpfen gefällt! Die Zebras beweisen Jahr um Jahr, dass Independent auch ohne Sex und Superkräfte in Deutschland funktionieren kann. Platz 2 ist damit redlich verdient.

Für Platz 3 hat sich ein deutsches Eigengewächs qualifizieren können das ebenfalls in diesem Jahr Geburtstag gefeiert hat: Das mosaik hat nun 600 Ausgaben auf dem Buckel, die Zeitschrift gibt es seit 70 Jahren und die Helden, die drei Abrafaxe, werden 50. Empfohlen von der Stiftung Lesen bieten die Hefte nicht nur kindgerechte Stories mit viel historischem Hintergrund, sie haben auch immer einen redaktionellen Teil mit erläuternden Artikeln, Spielen, Experimenten und Kochrezepten. Der Inhalt kann aber auch von Erwachsenen mit einem etwas anderen Verständnis gelesen werden. Zu Recht eines der erfolgreichsten Comicprojekte hierzulande!

Und dann ist da noch …

Der Tradition dieser Rückblicke folgend fehlt noch eine besondere Erwähnung. Diese geht in diesem Jahr nicht an den neuen Trend der Erotik-Comics, obwohl es durchaus bemerkenswert ist, was man heutzutage öffentlich verkaufen kann. Noch vor wenigen Jahren wären Indizierungen und Prozesse gefolgt.

Ich möchte vielmehr auf einen Klassiker hinweisen, der nun wieder erhältlich ist: Section R  von Raymond Reding. Damals im Koralle-ZACK waren einige Geschichten abgedruckt worden, allerdings nicht immer in der richtigen Reihenfolge. Die Albenveröffentlichung macht das jetzt besser. Die Stories handeln von einer Agentur mit zwei Partner*innen, die Missstände im Sport wie etwa Doping oder Wettbewerbsbetrügereien aufdecken. Der Geist der 60-er bestimmt die Zeichnungen und das Tempo, die Inhalte sind leider immer noch aktuell.

Cover Section R 1

Eure Lieblinge

Zum Schluss wie üblich die Charts der Zugriffe:

Ganz oben steht Hägar. Der Beitrag aus dem Jahr 2022 hat auch in 2025 die meisten Leser*innen angezogen.

Cover Hägar Gesamtausgabe 1973

Platz 2 geht an den Rückblick auf 2024. Die Jahreszusammenfassung gibt eine gewichtete, persönliche Empfehlung.

2025 war wieder ein Asterix-Jahr. Die begleitende Berichterstattung erhielt über das ganze Jahr die drittmeisten Zugriffe.

Auf Platz 4 folgt der erste Erotiktitel: Thrax von Trif verknüpft eine Geschichte aus dem alten Rom noch expliziter mit sexuellen Handlungen als üblich, hat aber trotzdem noch eine sehr komplexe Handlung. Auf Platz 5 dann das beste ZACK: die Nummer 310. Fast alle Ausgaben sind hoch platziert, werden aber nicht einzeln aufgeführt.

Auf den Plätzen 6 bis 10 folgen Der fünfte Band des Sammy und Jack Integrals, Band 3 der neuen Minimenschen Gesamtausgabe, der zweite Band der Djinn Sammelbände, Sgt. Kirk und Band 12 der zweiten Staffel von Michel Vaillant.

Wie immer also eine bunte Mischung. Für das kommende Jahr wünscht comix-online allen Leserinnen und Lesern einen guten Start, viel Erfolg und Gesundheit. Hoffentlich bleibt uns die Hoffnung auf eine friedliche, gerechte und erhaltenswerte Zukunft erhalten!

© der Abbildungen bei den jeweiligen Zeichner*innen und Verlagen

ZACK 319 (Januar 2026)

ZACK 319

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 319

Das neue Jahr hat zwar noch nicht angefangen, die ersten Vorboten sind aber schon da; So ist die Januar-Ausgabe das ZACK-Magazin bereits bei den Abonnent*innen eingetroffen und in den Läden erhältlich. Zum Jahresanfang gibt es gleich drei Serienstarts, zwei davon sogar erstmals im ZACK – Nun ja, Ray Ringo ist eigentlich ein alter Koralle-Bekannter, erlebt aber gerade einen Relaunch. In diesem Heft befindet sich auch das Papier-Formular zur Wahl der ZACK-Serie des Jahres. Wer will kann aber natürlich auch online abstimmen.

Die Neustarts

Coverboy und Opener ist das bereits achte neue Abenteuer von Rick Master. Dieser ist daher der Erste in einer Reihe von gleich vier „klassischen“ ZACK-Serien in diesem Heft. Die Folge beginnt blutig, da Simon Van Liemt gleich zwei Männer auf den ersten Seiten sterben lässt. Zudem würde Nadine gerne der hübschen Reporterin Anne-Aymone, die ihren“ Rick anbaggert, die Augen auskratzen. So weit kommt es aber dann doch nicht. Auf jeden Fall wird Rick in ihrer Sendung herausgefordert. Zidrou schafft es auch in Dead Sugar, das vergangene Paris sehr lebendig auf die Seiten zu bannen.

ZACK 319 page 5

Aus der Versenkung zurückgekehrt ist Ray Ringo. In Devil’s Gate kündigt er allerdings seinen Job bei Wells Fargo, da er auf Grund von Einsparmaßnahmen die Sicherheit der Fahrten nicht mehr gewährleistet sieht. Er willigt jedoch ein, eine Fahrt eines alten Freundes zu begleiten. Éric Corbeyran hat einen Western im alten Stil geschrieben: Postkutschen, Verfolgungsjagden und Schießereien sowie ein Held mit Ehrenkodex, der auf dem Sattel und im Restaurant eine gleich gute Figur macht. Roman Surzhenko beweist nach der Jugend von Durango erneut, dass er das Metier beherrscht. Die Serie startet mit einer Einführung von dem Verfasser dieser Zeilen.

ZACK 319 page 45

Der dritte Neuzugang stammt von Olivier Andrieu. Olivier war einer der führenden SEO-Spezialisten Frankreichs, entschied sich aber für eine Zukunft als Comic-Szenarist. Zusammen mit Alain Julié setzt er Jeff Mistral in Szene, einen Detektiv, der auch von Maurice Tillieux hätte stammen können. Das bedeutet, dass wir ein 60-er Jahre Setting sehen, in dem Autos eine gewisse Rolle spielen, Technik ansonsten aber eher untergeordnet ist. Die Geschichte beginnt etwas unvermittelt mit einer Nahtoderfahrung. Der Jahre später stattfindende Kriminalfall ist ein Diamantenraub, der faktisch unmöglich scheint. Auch hier gibt es eine Einführung vom Verfasser dieser Zeilen.

ZACK 319 page 55

Die Fortsetzungen

Tanguy & Laverdure stehen aktuell auf unterschiedlichen Seiten eines bewaffneten Konfliktes: Während der Blondschopf die „freie Welt“ in Form einer asiatischen Insel gegen chinesische Provokationen zu verteidigen sucht, dient Tanguy gezwungenermaßen als Ausbilder eben jener Kräfte. Ist das ein Verrat? Patrice Buendia & Frederic Zumbiehl schildern gewohnt souverän den Konflikt, sparen dabei auch nicht an persönlichen Momenten, die Hintergründe erklären. Sebastien Philippe setzt sowohl Emotionen als auch Flugszenen sauber um. Für Fliegercomic-Fans ein Muss!

ZACK 319 page 19

Auf Amoras nähert sich alles dem Höhepunkt: Jerusalem lässt Wiske allein um endlich ihre Aufgabe ungestört erledigen zu können. Lambik und Blaskop kapern zunächst eine Tram und treffen dann auf eine Gruppe von Flüchtlingen, die die Insel verlassen wollen, bevor der Vulkan ausbricht, und Achiel sinnt über den Sinn. Marc Legendre und Charel Cambré ziehen alle Register, die geeignet sind, eine Katastrophenstimmung zu erzeugen.

Detail ZACK 319 page 31

Der Kampf der amerikanischen Nazi-Truppe gegen den Vaillante-Konzern und Senator Steve Warson steuert auf ein Finale Furioso hin. Tatsächlich will Steve sich selbst als Zielscheibe anbieten um dem FBI zum Erfolg zu verhelfen. Währenddessen kämpft Francoise ihren ganz persönlichen Kampf gegen den Krebs und Elsa ihren beruflichen auf der Strecke als Ersatz für Michel Vaillant. Wie immer eine perfekte Mischung aus Soap, Krimi und Renngeschehen von Daniel Lapière mit Zeichnungen von Marc Bourgne & Eilam.

ZACK 319 page 69

Schließlich gibt es weitere Seiten aus der Serie Aleksis Strogonov. Der dritte Band Tamo spielt im Millieu der Partisanen. Jean Regnaud übertreibt es aber mit zynischem Slapstick und so passt nichts wirklich zueinander: Alle sind korrupt, dumm oder feige und bekämpfen lieber sich selbst als die Feinde, allerdings nicht so witzig, wie etwa im Leben des Brian. Da können meiner Meinung nach auch die guten Zeichnungen von Émile Bravo nichts mehr retten.

Detail ZACK 319 page 85

Und sonst?

Auch im neuen Jahr bleibt vieles beim Alten. Wir dürfen uns daher wieder über den Ritter, Parker & Badger sowie Tizombi freuen. Auch News, Rezensionen und ein Rückblick auf das ZACK vor 50 Jahren sind wie immer vertreten. Die inhaltlichen Beiträge, beide von Christian Endres, behandeln das Criminal-Universum und das erste Buch von Flix.

Die Winterferien locken bisher tagsüber eher nach draußen, ist doch herrliches klares Wetter, sollten aber abends genügend Zeit bieten, sich in diese Ausgabe vertiefen zu können. Die weiteren Ankündigungen für 2026 verheißen weitere spannende Neuheiten und damit Spaß, Spannung und Abenteuer.

Dazu passen Booze & Glory mit „Mad World“ und ein DBB Winterbock.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2025

ZACK 318 (Dezember 2025)

ZACK 318

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Vorbei, das Jahr 2025 ist Geschichte … Naja, zumindest ist die letzte ZACK-Ausgabe des Jahres erschienen. Mit dem Cover dieser Ausgabe geht eine Serie zu Ende – die letzten Monate war immer eine Frau auf dem Cover. Und obwohl mit Elsa eine Fahrerin im aktuellen Vaillante fährt, es ist nicht ihr Helm. Neben diesem Neustart gibt es nun auch tatsächlich das neue Abenteuer mit Aleksis Strogonov nachdem die Druckdaten nun eingetrudelt sind.

Die Neustarts

Der 13. Band der zweiten Staffel von Michel Vaillant trägt den schönen Titel Erlösung! Man darf gespannt sein, welche damit gemeint ist, denn wir haben ja noch ein paar Teile vor uns. Eins ist jedenfalls klar: der Krebs von Francoise lässt sich nicht mehr verheimlichen. Obwohl sie eigentlich die Firma weiterführen will, muss sie doch einige ihrer Tätigkeiten innerhalb der Familie weitergeben. Und auch Michel verzichtet vorerst darauf, Rennen zu fahren. Währenddessen kündigt das FBI an, noch immer aktiv zu ermitteln, die Bedrohungslage sei keineswegs vorbei. Spannende Fortsetzung der Storyline um Francoise und die rechtsradikale amerikanische Terrororganisation von Daniel Lapière mit Zeichnungen von Marc Bourgne & Eilam.

ZACK 318 page 5

Auch Aleksis Strogonov startet mit dem ersten Teil von Band 3, Tamo. Nach den Ereignissen in Deutschland trifft Aleksis auf einer Zugfahrt quer durch den Balkan auf einen Revolutionär und seine Tochter. In einer aberwitzigen Verkettung von teils komischen, teils absurden Vorfällen sprengen ausgerechnet seine Anhänger diesen Zug, Ein Märtyrer ist geboren, die Schlacht um die Nachfolge möge beginnen. Jean Regnaud schreibt erneut gegen alles und Émile Bravo setzt mit moderner klarer Linie um.

ZACK 318 page 21

Die Fortsetzungen

Wiske und Jerusalem treffen auf eine Gruppe von „Fatties“ die glauben, leichte Beute machen zu können. Es bleibt ihnen nicht viel Zeit, um festzustellen, dass ihre Einschätzung ein tödlicher Fehler war. Auch sonst ist dieser Teil von Amoras nicht gerade gewaltfrei. Marc Legendre bietet Charel Cambré genügend Gelegenheiten, rasante Action auf das Papier zu bringen.

Detail ZACK 318 page 43

Mick Tanguy ist mittlerweile im Trainingscenter für die chinesischen Piloten angekommen und muss feststellen, der er keineswegs der einzige Westler ist. Seine Aufgabe ist es, die Pilot*innen so zu schulen, dass sie immer schwerwiegendere Grenzverletzungen begehen können. Währenddessen hat sich die NATO entschieden, eigene Kräfte in den Raum um das (kaum verbrämte) Taiwan zu schicken, unter anderem René Laverdure. Verrat bietet rasante Fliegeraction mit brisantem Hintergrund von Patrice Buendia & Frederic Zumbiehl, perfekt umgesetzt von Sebastien Philippe.

Detail ZACK 318 page 57

Die Abschiede

Erinnert sich noch jemand an die Toten Hosen? „Wasserwerfer peitschen Dich, …“ Das ist in etwa die Stimmung in der Stadt in der Nacht vor dem großen Prozess gegen den Anführer der Opposition. Der Anwalt Dan Favreau macht sich keine Illusionen, und trifft in der Nacht noch auf seine Auftraggeberin in ungewohnter Rolle und die kleine Schwester, die natürlich mitten im Schlachtgetümmel steht. Das Erwachen des Bären von VanO ist eine ganz andere Nummer als Rhonda, weiß aber zu gefallen.

ZACK 318 page 73

Jeder Fußballfan weiß, dass nach dem Spiel vor dem Spiel ist. Genauso läuft es in Alte Versprechen von Álvaro Velasco & Iñaki San Román: Nur nicht aufgeben heißt die Devise in dem Spiel, das eigentlich nur Verlierer kennt und alles zulässt, außer dem finalen Aufgeben. Nun ja, einen positiven Abschluss gibt es aber doch, denn Benito trifft seine Tochter wieder. Poetisch, dramatisch, romantisch, realistisch… normalerweise passen diese Attribute nicht gut zusammen, hier jedoch schon!

ZACK 318 page 87

Und sonst?

Dazu gibt es den zweiten Teil des Interviews mit Corentin Rouge, und eine Vorschau auf den ersten Band der neuen Reihe “Jean-Michel Charlier präsentiert“ vom Verfasser dieser Zeilen. Dazu wie immer der Rückblick auf das ZACK vor 50 Jahren, News, Rezensionen und Gedanken von Frank Neubauer und Erheiterndes von Parker & Badger, Tizombi und StarfiXion.

Nicht nur für trübe Tage bietet auch die 318-te Ausgabe wieder einen guten Überblick über das aktuelle europäische Comicgeschehen.

Dazu in Vorfreude auf das baldige Concert Cock Sparrer und ein IPA.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2025

Buendia, Zumbiehl/Jolivet – Die Flügel der Zeit 1

Die Ära der Pioniere

Story: Patrice Buendia, Frédéric Zumbiehl
Zeichnungen: 
Olivier Jolivet
Originaltitel: 
Les ailes du temps 1 – Le temps des pionniers

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover | 48 Seiten | Farbe | 16,00 € | ISBN: 978-3-949987-75-5

Cover Die Flügel der Zeit 1

„Fliegercomics“ sind schon immer ein wesentlicher Bestandteil der europäischen, speziell frankobelgischen Comic-Landschaft gewesen. Seien es Dan Cooper, Rex/Buck Danny oder die auch im aktuellen ZACK laufenden Tanguy & Laverdure, die im Übrigen von den gleichen Autoren stammen. Sie alle verbinden die Faszination für Technik, die Anerkennung der Leistung, ein solches Ungetüm beherrschen zu können und die Freude an einer spannend erzählten Geschichte. Die Hauptzielgruppe sind somit sicherlich Jungs (jedweden Alters zwischen 8 und 88), sie ist aber schon seit langem nicht mehr darauf reduziert.

Ein innovatives Zeitreiseelement

Neben den bereits erwähnten „Klassikern“ gibt es noch viele weitere Serien, die sich in diesem Segment tummeln. Die meisten von ihnen haben sich dabei mittlerweile auch storytechnisch angepasst: Es gibt Pilotinnen und weibliche Offiziere, die eine tragende Rolle in den Plots spielen und den Machos teils gehörig einheizen. Es ist daher gar nicht so einfach, etwas Neues präsentieren zu wollen. Die Flügel der Zeit packt eine ungewollte Zeitreise dazu!

Die Flügel der Zeit 1 page 5

Der Anfang ist eher traditionell und humoristisch. Eine Pilotin und ein Pilot, beide der gesellschaftlich anerkannten Kommunikation nicht immer mächtig, geraten bei einem Landemanöver aneinander. Es kommt, wie es kommen muss, beide müssen in einem 2-er Team eng zusammenarbeiten. Eine mit dem französischen Militär verbundene Firma möchte eine neue Art des Fliegens ausprobieren, die bisher unerreichte Geschwindigkeiten ermöglichen soll. Bei einem Testflug werden die beiden Held*innen aus dem Jahr 2023 in das Jahr 1917 versetzt.

Sie geraten mit ihrer hypermodernen Maschine mitten in einen Luftkampf zwischen deutschen und französischen Doppeldeckern, können allerdings noch landen und ihren Jäger in einer Scheune verstecken. Nun geht es darum, einerseits nicht aufzufallen und als Spion füsiliert zu werden, anderseits müssen die beiden zusammenarbeiten, um einen Weg zurück in das Jetzt zu finden.

Die Flügel der Zeit 1 page 6

Brillanz zu Boden und in der Luft

Der Gegensatz zwischen Moderne und der Zeit vor über 100 Jahren wird natürlich zunächst einmal durch die Flugzeuge selbst visualisiert. Ein aktueller Jagdflieger sieht im Vergleich zu einem Doppeldecker aus wie ein extrastellares UFO gegenüber einem Auto. Jeder höher entwickelten Technik wohnt ein Hauch von Magie inne und das ist hier auch nicht anders. Dazu kommen allerdings die Gegensätze in Sprache, Kleidung und Verhalten.

Auch diese visualisiert Jolivet anschaulich. Der Gesichtsausdruck des als Diener vorgestellten „Helden“, der Versuch als seit langem verstorbene Verwandte von sich selbst durchzugehen hat komische Momente, trägt aber auch zur Glaubwürdigkeit bei. Es funktioniert eben keineswegs alles unabgesprochen und ohne Fehler. Dazu kommen die Zeichnungen der „anderen Hauptdarsteller“: Sowohl die modernen als auch die historischen Maschinen sind detailgetreu, die Manöver gut umgesetzt und dynamisch.

Die Flügel der Zeit 1 page 11

Für mehr als eine Zielgruppe

Dem Gespann gelingt es, eine Geschichte zu erzählen, die sowohl Fans der Flieger-Comics als auch diejenigen einer gut erzählten interkulturellen Zeitreise anzusprechen. Die Konflikte der Adaption der Gebräuche wird gut (und witzig zugleich) dargestellt, der Kampf de Geschlechter ebenfalls. Wer allerdings aufgrund einer gewissen Highland-Prägung viel nackte Haut erwartet, wird hier nicht fündig werden.

Gute Zeichnungen zu einer spannenden, in sich stimmigen Geschichte in einem wertigen Hardcover auf gutem, griffigem Papier und satten Farben – Was will man mehr?

Dazu passen (vielleicht) Joe Jackson mit „Hope & Fury“ und ein kruidiger Winterbock.

© der Abbildungen 2024 Dupuis, by Buendia, Zumbiehl, Jolivet | 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

ZACK Sonderheft 3 (2025)

Gay/Boiscommun – Die Lehrlinge

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK Sonderheft 3

Nach zwei Heften mit Kurzgeschichten ist das dritte mit einer einzigen, abgeschlossenen Geschichte gefüllt. Sicher ist das einen Versuch wert. Die Frühjahrsausgabe 2026 kommt dann aber wieder mit mehreren Beiträgen, und zwar mit Comics aus den Michel Vaillant Dossiers. Dreizehn deutsche Erstveröffentlichungen warten darauf gelesen zu werden. Nun aber in eine mittelalterliche Fantasy-Welt …

Jung, mutig und unerfahren

Wer kennt sie nicht, die tollen Sprüche: Lehrjahre sind keine Herrenjahre, Früh übt sich, … Sie alle deuten darauf hin, dass die Lehrzeit von zwei Tatsachen geprägt ist: Die Lehrlinge dürfen nur selten selbst entscheiden, was sie zu tun gedenken ist die eine, die fehlenden Fähigkeiten die andere. Die Lehrlinge handelt von drei Jugendlichen, die eine Ausbildung begonnen haben: ein Krieger, eine Magierin, ein Heiler. Dazu kommt die abgewiesene Iris, die einen Ausweg aus jeder Situation weiß.

Ihre Meister*innen haben sie in einem kleinen Dorf, fast schon im Nirgendwo, zurückgelassen und nun machen sie sich Sorgen, ob ihnen etwas passiert sein könnte. Kaum haben sie sich auf ihre Reise begeben, werden sie auch schon von den Halbstarken des Dorfes attackiert. Aber erst als wenig später ein Ritter im Dorf nach ihnen fragt und Fahndungsplakate mit den Gesichtern ihrer Held*innen auftauchen, wird klar, wie vertrackt die Situation zu sein scheint.

ZACK Sonderheft 3 page 7

Olivier Gay, von dem unter anderem auch das Szenario zu Asterix im Reich der Mitte stammt, hat eine sehr angenehm zu lesende Coming-of-Age-Geschichte geschrieben. Die Vier müssen über sich selbst hinauswachsen, ihre Vorurteile überwinden und nicht zuletzt lernen, dass es böse, machtgierige Menschen gibt. Besonders im Fokus stehen dabei die – oft humorigen – Auseinandersetzungen innerhalb der Gruppe, denn verschiedene Professionen verlangen oft auch nach unterschiedlichen Voraussetzungen.

Computergenerierte Hintergründe und eine neo-klare-Linie

Olivier Boiscommun hat schon viele unterschiedliche Genres bedient. Einen kleinen Überblick darüber gibt der einleitende Artikel des Sonderheftes vom Verfasser dieser Zeilen. Für sein neuestes Werk setzt er stark auf computergenerierte und -kolorierte Hintergründe. Diese geben ein sehr einheitliches Setting für zusammengehörende Gruppen von Panels. Dadurch wird eine Art von filmischen Sequenzen geschaffen die z.B. Dialogen einen übergreifenden Rahmen bieten. Auch bei den Figuren verzichtet Boiscommun auf nicht notwendige Details und konturiert eher durch den (digitalen) Farbauftrag.

ZACK Sonderheft 3 page 8

Beides zusammen führt dazu, dass die Bilder, die für sich betrachtet sehr statisch wirken, zusammen eine hohe Dynamik entwickeln können, auch ohne die intensive Verwendung von Speedlines. Soundwords kommen dagegen relativ häufig vor. Obwohl Gewalt Bestandteil der Geschichte ist (es wird gekämpft, gehängt, gestochen, verbrannt, …), sind die Darstellungen doch sehr zurückhaltend. Man kann das Heft also tatsächlich auch denjenigen geben, die sich auf ihre Zukunft als Lehrlinge vorbereiten.

Eine überlange Geschichte zum Magazinpreis

Das ZACK Sonderheft hat sich zunächst einmal als alle 6 Monate erscheinende Ergänzung zum ZACK-Magazin etabliert. Da es auch im Pressehandel erhältlich ist, erreicht es ein ganz anderes Publikum als das klassische Alben-Geschäft. Es macht daher durchaus Sinn, dieses Format auch mal mit einer durchgehenden Geschichte anzutesten. Der Preis von knapp 10 € hat sich für diese Art mittlerweile durchgesetzt und könnte als Einstieg funktionieren.

ZACK Sonderheft 3 page 9

Die Aufmachung mit einem einleitenden Artikel über beteiligte Künstler oder Medien erlaubt auch denjenigen, die etwas tiefer einsteigen wollen, einen guten Start, Papier- und Druckqualität sind allemal gut genug.

Dazu passen „Young, gifted, and black“ in der Fassung von Aretha Franklin und kraftspendender Ingwerdrink.

© der Abbildungen Drakoo – Gay & Boiscommun / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2025

Renard – Wiedersehen mit Comanche

Oder: Der Fluch der bösen Tat

Story: Romain Renard (nach dem Werk von Greg & Hermann)

Zeichnungen: Romain Renard

Originaltitel: Revoir Comanche

Splitter Verlag

Hardcover Überformat |152 Seiten | s/w | 35,00 € | 
ISBN: 978-3-68950-134-1

Cover Wiedersehen mit Comanche

Im Koralle-Zack waren soweit möglich in jedem Heft verschiedene Themenfelder besetzt, um ein möglichst großes Spektrum verbindlich bedienen zu können. Dazu zählte natürlich auch der Western-Comic. Es gab dabei sowohl humorige Serien wie etwa Lucky Luke oder Umpah-Pah als auch die eher realistische Sorte, etwa mit Caine oder Hondo/Ringo. Wirklich im Gedächtnis geblieben sind aus diesem Segment sowohl die Geschichten mit Blueberry als auch diejenigen mit Red Dust, die unter dem Titel Comanche erschienen sind. Beide waren auf ihrem Gebiet stilprägend für das Genre.

Die Rückkehr

Red Dust begann in der von Greg und Hermann produzierten Serie als Killer mit einem Auftrag. Er entschloss sich jedoch, die Seiten zu wechseln und auf der 666-Ranch von Comanche neu anzufangen. Das Personal war sehr divers: angeführt von einer Frau arbeiteten auf der Ranch ein alter Mann, ein Farbiger, ein Mitglied der First Nations, ein Greenhorn und eben der ehemalige Killer um die kleine Farm gegen alle Widerstände, insbesondere von den großen Farmern, über die Runden zu bringen. Es gab eine Szene, die zuvor noch nie in einem Jugendmagazin gezeigt worden war: Dust erschießt einen brutalen Mörder, obwohl dieser bereits wehrlos ist. Das beendet zwar die Gefahr für die ganze Gegend, macht den Schützen aber zu einem ebenfalls gesuchten Kriminellen.

Wiedersehen mit Comanche page 4

Das Wiedersehen mit Comanche setzt Jahrzehnte später ein. Eine junge, hochschwangere Frau taucht vor einer abgelegenen Hütte auf und behauptet, dass der ihr öffnende ältere Mann eben jener Red Dust sei. Sie möchte ihn überreden, ihr seine Geschichte zu erzählen und sie auf der Fahrt zur 666 begleiten. Tatsächlich lässt sich der Held der Vergangenheit schließlich darauf ein. Da er jedoch in einigen Staaten immer noch gesucht wird, müssen die Reisenden einige Umwege in Kauf nehmen.

Renard hat in Wiedersehen ein Geflecht aus Hinweisen auf die alte Serie, mögliche Weiterentwicklungen und die Jetztzeit der Geschichte, also den Anfang des letzten Jahrhunderts, erschaffen. Die junge Frau und der mürrische alte Cowboy nähern sich langsam aneinander an, geben aber ihre Deckung nur in sehr kleinen Häppchen auf. So entsteht eine sehr glaubwürdige Geschichte, die die Schicksale fast aller ehemaligen Mitstreiter*innen integriert. Und jede*r weiß beim Lesen, dass noch irgendetwas kommen muss. Dieser leichte Horror wird immer stärker, kommt dann aber doch überraschend! Mehr sei nicht verraten.

Wiedersehen mit Comanche page 6

Zeichnungen mit einer hohen Intensität

Wer hier knallbunte Farben erwartet, wird enttäuscht sein. Renard verwendet nur Weiß, Schwarz, und alle dazwischenliegenden Abstufungen. Dadurch gelingen intensive Seiten wie etwa die 81, die den erstmaligen Genuss eines Kinofilms zeigen. Dazu bedarf Renard keiner Worte, die Zeichnungen sind genug! Immer wieder wechselt er von der Zeichnung in einem Panel zu großflächigen, seitenfüllenden Illustrationen, oftmals um die Natur als Akteur zu zeigen.

Renard spart nicht mit Kritik an den Errungenschaften der Moderne, etwa an der übermäßigen Nutzung der Böden, die sie verwüsten lässt. Er zeigt aber in dem Gegensatz des alten Raubeins und der jungen Schwangeren auch die positiven Seiten der Entwicklung auf. Ein Thema dabei ist „Freiheit“, die auf viele unterschiedliche Arten definiert werden kann. Der Einfluss der Tragödie ist hier keinesfalls zu übersehen und auch die Romantik, die durch die Zeichnungen noch verstärkt wird, ordnet sich ihr unter.

Wiedersehen mit Comanche page 8

Eine ganz besondere Fortführung!

Viele klassische frankobelgische Serien wurden im Laufe der letzten Jahre neu gestartet oder fortgesetzt. Einige davon haben einfach ein neues Setting bekommen, die Beteiligten aber nicht wirklich altern lassen. Andere haben zwar Weiterentwicklungen angestoßen, die Zeit jedoch nur unwesentlich weitergedreht. Hier hat Renard einen radikalen Schnitt gewagt, Jahrzehnte im Leben der Figuren übersprungen und ist kurz vor dem Lebensende wieder gelandet.

Detail Wiedersehen mit Comanche page 9

Dieser Mut zahlt sich aus: die Protagonisten weisen alle ein glaubwürdiges Schicksal auf, ihre Linien haben sich teilweise getrennt, teilweise aber auch gekreuzt und vieles, was hätte gesagt werden können, ist (leider) unterblieben. Trotzdem geht es hier nicht um ein Kaffeekränzchen: Es gibt genügend Tote und nur selten erfolgen sie aufgrund von Alter oder Krankheit. Allerdings wollen die Fäuste nicht mehr wie früher. Ein Top-Tipp für alle Leser*innen der Originalserie und für Fans von Kevin Kostners Western!

Dazu passen Bob Dylan mit „A hard Rain’s a gonna fall“ (als Vertreter der mitgelieferten Playlist) und ein Whiskey!

© der Abbildungen Éditions du Lombard (Dargaud-Lombard S.A.) 2024, by Romain Renard | Splitter Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld 2025

ZACK 317 (November 2025)

ZACK 317

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 317

Das Jahr ist fast schon wieder rum, Weihnachten naht mit großen Schritten und dann knallen unerwartete Überraschungen doppelt … Statt des angekündigten Stroganov müssen unvermittelt Tanguy & Laverdure früher ran als erwartet. Sie füllen nicht nur die Seiten im Heft, sondern stehen auch auf dem Titelbild. Die Serie der Heldinnen auf eben jenem wird daher fortgesetzt! Eine weitere Neuigkeit ist der Start einer Serie von Interviews, die aus dem (0nline-)Fachmagazin ActuaBD übernommen werden. Genug Stoff also für dunkle, verregnete Abende.

Der Neustart

Im Osten Europas steht ein Krieg mit Russland kurz vor seinem Ausbruch. Mick Tanguy hatte versucht, diesen noch zu verhindern und einen russischen Jet wieder „zurückzuführen“. Dazu war er aus dem aktiven Dienst ausgeschieden. Leider endete die Mission nicht ganz wie gehofft und der Held befindet sich nun in einem Gefängnis. Der französische Staat ist nicht wirklich Willens, ein Risiko einzugehen und schickt nur eine untergeordnete Beamtin, doch Freund Laverdure lässt sich nicht beruhigen. Band 12 der neuen Abenteuer, Verrat, passt nahtlos in die Reihe der Geschichten von Patrice Buendia & Frederic Zumbiehl im Spannungsfeld zwischen Fliegeraction und aktueller Politik. Sebastien Philippes Zeichnungen erfüllen ebenfalls alle Erwartungen!

ZACK 317 page 5

Die Fortsetzungen

 Suske befindet sich in der Gewalt von Achiel, muss allerdings feststellen, dass nicht Krimson, sondern die sogenannte Akademie dahintersteckt. Die persönlichen Auswirkungen sind allerdings gleich. Währenddessen trifft Teofil auf Jerome und der Professor versucht, seine Zeitmaschine wieder ans Laufen zu bekommen. Auch der Wiske genannte Teil der Saga von Amoras hat alle Bestandteile eines richtig guten Comics: gute, dynamische Zeichnungen, ein Dystopie-Setting, genügend komplexe Haupt- und Nebenfiguren, Spannung auf mehrere Zeitebenen und gleichzeitig noch bitterböse Gesellschaftskritik. Für mich immer wieder eine der besten aktuellen Comic-Serien überhaupt mit Text von Marc Legendre und Zeichnungen von Charel Cambré!

ZACK 317 page 25

Das Erwachen des Bären wurde bereits ganz am Anfang einmal gezeigt, auch im dritten Teil der ersten Episode von Wynona muss der Anwalt Dan Favreau feststellen, dass er mehr mit einem Bären gemeinsam hat, als ihm lieb ist. Diese Geschichte spielt ebenfalls in einer nicht allzu fernen Zukunft, die niemand möchte. Hier macht der Staat von seinen Institutionen Gebrauch gegen alles, was ihm nicht in den Kram passt. Man kann nur hoffen, dass VanO keine hellseherischen Fähigkeiten besitzt.

ZACK 317 page 39

Koksende Fußballspieler hat es immer mal wieder gegeben, meistens waren sie dann irgendwann allerdings nur noch deswegen bekannt. In Alte Versprechen hofft der Spielervermittler Benito Castanera noch, dass Ticotico sportlich einschlagen wird. Und es hat wirklich den Anschein, als ob der Neustart in der zweiten Liga das richtige Rezept wäre, zumal auch noch der ehemalige Star Fali nach seiner jahrelangen Pause aufgrund einer Sportinvalidität als Trainer „wiederkommen“ könnte. Der Beweis wäre allerdings noch anzutreten und Álvaro Velasco & Iñaki San Román haben bestimmt noch eine Überraschung in petto. Die Zeichnungen von Pedro Rodríguez lassen jedenfalls Vorfreude auf das anstehende Spektakel aufkommen.

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Die Abschiede

Die gerade gerettete Jolanne hat nichts Besseres zu tun, als ihren Freund mit der Waffe zu bedrohen und ihr Schicksal selbst in die Hände zu nehmen. Sie geht zurück nach Pondicherry, um sich den falschen Vorwürfen ihres Bruders zu stellen, die Aussage einer Frau kann zu damaligen Zeiten allerdings bestenfalls Zweifel säen. Immerhin erfahren wir in dieser Folge erstmals die Begründung für den Titel der Reihe… Gut gemachte Schmonzette von Jean Van Hamme & Alcante mit Zeichnungen von Francis Vallès, der mittlerweile ein wenig die Lust am Gesicht der Heldin zu verlieren scheint. Trotzdem ist Rani wieder zu Recht ein Anwärter auf vordere Plätze im Jahrespoll.

Detail ZACK 317 page 69

Und auch von Julie Wood müssen wir uns zunächst verabschieden. Sie hat ihr erstes Rennen mit einem achtbaren vierten Platz beendet und darf nun den Ruhm dafür entgegennehmen. Der allerdings ist nicht immer ernst gemeint, sondern kommt auch sexistisch daher. Was bisher keinen Abschluss gefunden hat, ist der parallele Krimi-Track. Hier endet das Tödliche Rodeo mit einer faustdicken Überraschung als Cliffhanger. Insgesamt betrachtet eine gute Story von Philippe Pelaez und zwiespältige Gefühle hinterlassende Zeichnungen von Claudio Stassi, dessen gerade erschienener Henri Vaillant mir besser gefallen hat.

Detail ZACK 317 page 83

Und sonst?

Die Seiten zwischen den Fortsetzungen werden im November von einem ausführlichen Interview mit Corentin Rouge, dem Zeichner von Rio, sowie zwei Artikeln über eine neue Fliegerserie, die Flügel der Zeit, vom Verfasser dieser Zeilen und die beiden XXL-Bände von Taschen über den Hulk und Stan Lee von Bernd Hinrichs gefüllt. Dazu wie immer der Rückblick auf das ZACK vor 50 Jahren, News, Rezensionen und Gedanken von Frank Neubauer und Erheiterndes von Parker & Badger, dem Ritter, Tizombi und StarfiXion.

Schließen wir den Kreis: der November bietet genügend Momente, in denen man das Haus nicht verlassen möchte. Die ZACK-November-Nummer bietet genügend Ablenkung …

Dazu Soft Cell (R.I.P.) und ein über Elefantendung gedörrter Ondjaba aus Namibia.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2025

Bourgne/Stassi – Henri Vaillant

Ein Leben voller Herausforderungen

Story:  Marc Bourgne
Zeichnungen: 
Claudio Stassi
Originaltitel: 
Henri Vaillant, une vie de compétitions

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover |168 Seiten | s/w, Farbe | 39,00 € ISBN: 978-3-949987-78-6

Cover Henri Vaillant GA

Dupuis macht aus den Rechten an Michel Vaillant deutlich mehr, als zunächst zu befürchten war. Neben der zweiten Staffel, die recht erfolgreich läuft, wurde die Reihe mit den Rennsportlegenden aufgelegt, die anknüpfend an Geschichten von Jean Graton, Details neu oder ergänzend erzählt. Danach kam der Re-Start von Julie Wood und eine dreibändige Story über Henri Vaillant, den Gründer der Firma und Vater von Michel und Jean-Pierre. Im französischen Original zunächst als drei Fan-Boxen mit einer ganzen Reihe an Zugaben erschienen, präsentiert die ZACK-Edition bei uns eine einbändige Gesamtausgabe. Auch hier ist allerdings für Fans gesorgt, denn die Vorzugsausgabe kommt mit signiertem Druck und limitiertem Extraheft.

Ein märchenhafter, aber nicht gerader Aufstieg

Natürlich ist die Geschichte des Gründers nach 70 Alben und einer Vielzahl von Kurzgeschichten nicht mehr völlig unbekannt. Es gibt Hinweise auf Jugend, Lehr- und Gründerjahre und auch die nicht immer einfache Ehe wurde schon mal angesprochen. Was aber fehlte, war eine durchgehende Story, die von den Anfängen als Zeichner über die mehrfach unglücklich verlaufenden Ausflüge als Rennfahrer hin zum Konstrukteur führte.

Henri Vaillant GA page 3

Dabei dürfen weder die Ereignisse während der deutschen Besatzung Frankreichs und die Tätigkeiten in der Resistance verschwiegen werden noch die enge Freundschaft mit Joseph und vor allem mit dem Bruder und Speditionsbesitzer Benjamin Vaillant. Wenn nicht alle diese Puzzleteile so gut ineinandergegriffen hätten, wäre es nie zur Gründung der Firma gekommen. Und wenn man sich nicht so an den eigenen Traum glaubend gegen Widerstände gewehrt hätte, hätte es die Firma nicht lange gegeben.

Natürlich bekommt auch die Jugend von Jean-Pierre und Michel ihren Platz. Während der eine schon immer konzentriert auf ein Ergebnis hinarbeitete, brauchte der andere relativ lange, bis er seine Berufung als Rennfahrer gefunden hatte. Der Weg dorthin war dementsprechend alles andere als gradlinig. Und auch die Eheprobleme finden Erwähnung. Es gelingt gut, die Schwierigkeiten zu beschreiben, die daraus erwachsen, immer erst an zweiter Stelle zu stehen.

Henri Vaillant GA page 4

Vom Rückblick in die Jetztzeit

Marc Bourgne hat mittlerweile schon viel Routine mit dieser französischen Sippschaft und ihren Problemen, Claudio Stassi ist noch nicht so lange dabei. Er fügt sich aber gut ein und trifft alle markanten Punkte in der Darstellung der Figuren. Dabei wurde ein sehr geschickter Schachzug gewählt, denn die beiden ersten Teile sind komplett in schwarz-weiß. Das unterstreicht ihren Charakter als Rückblick, bzw. Biographische Erzählung und erlaubt einen teilweise augenzwinkernden verklärten Blick auf die Dinge. Probleme werden nach ihrer Lösung deutlich kleiner als sie es waren, bevor sie bekannt war.

Fans des Motorsports kommen auch hier auf ihre Kosten, sind doch einige Rennszenen enthalten (und eine brillante Verfolgungsjagd während der Besetzungszeit). Viele dieser Ausflüge enden allerdings im Graben bzw. mit technischer Aufgabe. Der Erfolg sollte sich erst mit der nächsten Generation einstellen. Der dritte Teil nimmt die Art der Zeichnungen auf, ist aber koloriert und stellt den Übergang zu den Legenden her, die grafisch näher am Original als an der zweiten Staffel liegen.

Detail Henri Vaillant GA page 8

Ein sehr gelungenes Spinn-Off

Bei Spin-Offs besteht immer die Gefahr der Verwässerung des Kerns des Originals. Oftmals werden zu viele Kompromisse nötig, um eine zweite spannende Geschichte zu erzählen. Bei Henri Vaillant passiert das nicht! Die Story ist fest verankert im originalen Kosmos von Jean Graton, wird aber durch passende Hinzufügungen ausgeschmückt und eigenständig erzählt! Eine der sehr sympathischen Figuren bekommt mehr Raum, das Trauma von Jean-Pierre, das schließlich in der zweiten Staffel zur Tragödie wurde, nimmt seinen Anfang, und die Begeisterung für Motoren bestimmt den Alltag vieler Beteiligter.

Für Fans ein Muss! In den französischen Fanboxen gab es noch mehr „Tünkrams“, etwa die Kinderzeichnung von Michel als limitierten Druck. Die Auswahl der deutschen Vorzugsausgabe mit Variantcover, Druck und Booklet ist aber ebenfalls reizvoll. Wie immer war sie nur beim Verlag erhältlich. Bei Interesse sollte man also regelmäßig die Webseite besuchen.

Cover Henri Vaillant GA VZA

Dazu passen Deep Purple, etwa mit „Blind“, und ein Dom Pérignon.

© der Abbildungen Dupuis 2025, by Stassi, Bourgne / 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

Desberg/Corboz – Die Flüsse der Vergangenheit 2

Lamia

Story: Stephen Desberg
Zeichnungen: 
Yannick Corboz
Originaltitel: 
Les Rivières du passé – Tome 2 – Lamia

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover | 72 Seiten | Farbe | 24,00 € ISBN: 978-3-949987-39-7

Cover Flüsse der Vergangenheit 2

Schon im ZACK beschäftigte sich eine von Stephen Desberg getextete Serie mit dem alten Ägypten, bzw. seinen Göttern. Auch die Flüsse der Vergangenheit enthalten wieder eine Portion davon. Gleichzeitig ist es aber auch eine dystopische Parallelwelterzählung über den Herrn der Angst. Beide Themen könnten aktueller nicht sein.

Sünde, Gewalt und Religion

Im letzten Band wurde das Szenario bereitet: verschiedene mächtige Männer sind auf der Suche nach einem historischen Artefakt. Die Heldin Lamia, eine Meisterdiebin, gerät über ein Portal in eine Parallelwelt und findet sich in einem Venedig wieder, das von grausamen Wesen, den Shayks, angegriffen wird. Sie wurde von einem sich selbst als Herrn der Angst bezeichnenden maskierten Mann dorthin gebracht.

Er ist auf der Suche nach dem Grab des Eje, einem Pharao, der als erster eine monotheistische Religion im alten Ägypten hatte durchsetzen wollen. Und natürlich möchte der Herr der Angst von den Hinterlassenschaften dieses Mannes profitieren, ist doch der Kampf um den einzigen wahren Gott ein steter Quell von Angst, Gewalt und Hass.

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Zwar gelingt ihr die Flucht sowohl vor ihrem Begleiter als auch vor den schrecklichen Monstern. Sie bleibt aber in der Welt gefangen und gibt sich der Lust hin. Doch schließlich muss sie feststellen, dass sie sich nicht vollkommen verweigern kann und begibt sich im dortigen Ägypten auf die Suche.

Mischung aus Mystery und History

Yannick Corboz zeichnet die Heldin als eine Art weiblichen Zorro, verleiht dem Kostüm allerdings ein paar Änderungen. Man(n) kann sich nicht vorstellen, dass die Gewandung auch nur eine Sekunde halten würde, im Comic funktioniert das allerdings. Das Venedig der Parallelwelt ist eine Mischung aus einer Kulisse für ein History-Drama und dem Schlachtfeld einer Alien-Invasion. Corboz gelingt es gut, das Heruntergekommene als Element zu nutzen, um ein Klima der Angst zu visualisieren.

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Seine Bilder sind oftmals extreme Nahaufnahmen, die nur noch einen Teil des Gesichtes oder einer Umgebung zeigen. Dadurch werden die Leser*innen in die Geschichte hineingezogen, nehmen oftmals den Part der anderen Handelnden ein, und werden Teil des Dramas. Die lustvollen Szenen werden dagegen eher aus der Ferne gezeigt. Sie dienen eher der Illustration und dazu, die Story voranzutreiben, haben aber keine voyeuristischen Elemente.

Hätte auch in das Magazin gepasst

Wer sich fragt, ob er oder sie sich den Band zulegen sollte, kann sich relativ einfach die Antwort selber geben: Wer das ZACK-Magazin mag, wird sich hier ebenfalls wohl fühlen: moderner frankobelgischer Stil, spannendes Layout mit angenehmem Tempo. Die Geschichte ist weder hyperschnell noch langatmig, das Setting übernimmt genügend Elemente der realen Welt, um eine Vertrautheit zu schaffen, stellt sie aber durch die Shayks genügend in Frage, um spannend anders zu sein.

Ex Libris Flüsse der Vergangenheit 2 VZA

Wie immer gibt es auch eine limitierte Vorzugsausgabe, die über den Verlag direkt zu beziehen ist. Diese hat nicht nur ein Variantcover, sondern auch einen ebenfalls limitierten Druck mit der Heldin. Beide Ausgaben enthalten einen Teil mit Skizzen.

Dazu passen Kiss etwa mit „I was made for loving you“ (R.I.P. Ace) und ein Herbstbock.

© der Abbildungen 2022 Daniel Maghen – by S. Desberg & Y. Corboz / 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

Reding – ZACK Spezial 16: Jari 3

Jimmy Torrents Geheimnis

Story und Zeichnungen: Raymond Reding

Originaltitel: Le secret de Jimmy Torrent

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 64 Seiten | Farbe | 18,00 € |

Limitiert auf 555 + 55 Exemplare

ISBN: n/a

Cover ZACK-Spezial 16 - Jari 3

Raymond Reding ist den ZACK-Leser*innen der ersten Stunde natürlich ein Begriff mit Comics aus der Welt des Sports: Section R und Kai Falke waren beliebte Serien und haben auch den Weg in aktuelle Albenausgaben gefunden. Jari ist ein wenig älter und erscheint nun komplett in der ZACK-Spezial-Reihe.

Ist Torrent ein Verräter an seinem Land?

Während heutzutage individuelle Erfolge den größten Wert haben (Grand Slam, Weltrangliste) und selbst olympische Erfolge in Sportarten wie Tennis eher persönlich erinnert werden als national, war die Lage früher anders. Die größte Auszeichnung war es, sein Land im Davis Cup vertreten zu dürfen. Diese Möglichkeit gab es allerdings nur für Amateure, ein Profivertrag war damit nicht vereinbar.

Die Spannung in Jimmy Torrents Geheimnis wird zunächst dadurch geschaffen, dass die Nominierung für dieses Ereignis bevorsteht. Zwar wird das Tennis-Ass auch tatsächlich ausgewählt, sagt auch zu, tritt allerdings kurze Zeit darauf wieder zurück und unterschreibt einen Vertrag als Jugendtrainer für den französischen Verband. Niemand kennt die Gründe für diesen Schritt und selbst Jari, der jugendliche Freund, kann sich keinen Reim auf die Geschehnisse machen.

Währenddessen verstarben Frau und Tochter des Arztes und Wissenschaftlers, der Jaris Auge operiert und ihm damit die Sehfähigkeit erhalten hatte.  Kann der Mann, der kurz vor einem bahnbrechenden Forschungserfolg zur Bekämpfung der Leukämie stand, mit dem Schicksalsschlag fertig werden? So viel sei verraten: die beiden Begebenheiten hängen zusammen!

Druck ZACK-Spezial 16 - Jari 3
Limitierter Druck zu Jari 3

Routinierter Realismus

Reding ist nicht nur ein ausgezeichneter Geschichtenerzähler, der es immer wieder aufs Neue schafft, seine sportgetriebenen Erzählungen mit krimiartigen Elementen anzureichern, er kann das auch geschickt umsetzen. So wird in diesem Band etwa eine Person über Seiten hinweg so gezeigt, dass zumindest das Gesicht so beschattet ist, dass es nicht erkannt werden kann. Es sind diese Kleinigkeiten, die den Unterschied zwischen Massenware und auch nach Jahrzehnten noch lesbaren Geschichten ausmachen!

Das Layout ist dabei für damalige Verhältnisse sehr flexibel. Während es ein vierstreifiges Grundmuster gibt, werden durch Zusammenfassungen und Teilungen oftmals drei oder fünf Streifen daraus. Und auch die starre Anforderung an rechte Winkel wird ein ums andere Mal aufgebrochen. Die Zeichnungen sind realistisch und beinhalten nicht nur bei den sportlichen Szenen eine hohe Dynamik.

Nostalgie mit Qualität

Manchmal hat man das Gefühl, dass Wiederholungen oder Neuauflagen einfach nur deswegen gemacht werden, weil man nichts Besseres gefunden hat und irgendjemand schon wegen des „Früher war alles besser“-Faktors zuschlagen wird. Jari (und auch die anderen Bände in der ZACK-Spezial-Reihe) haben dagegen eine echte Qualität (in Text und Bild!) und sind deswegen auch heute noch gut lesbar. Sie werden nicht veröffentlicht, WEIL sie alt sind, sondern OBWOHL.

In diesem Sinne ist die Sammlung von Einzelbänden und Reihen als solche sicherlich immer einen Blick wert. Jari verdient aber schon eine besondere Empfehlung, liegt doch ein Jahrzehnte alter Comic über einen Tennis-spielenden Jungen nicht unbedingt im Beuteschema der Meisten! Alle Titel der Reihe sind limitiert, in diesem Fall auf 555 plus 55 Exemplare.

Dazu passen Brògeal mit „Tuesday Paper Club“ und ein französischer Weißburgunder!

© der Abbildungen Le Fureteur SPRL & Raymond Reding – info@bdmust.be | 2025 Blattgold GmbH

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