ZACK 317 (November 2025)

ZACK 317

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 317

Das Jahr ist fast schon wieder rum, Weihnachten naht mit großen Schritten und dann knallen unerwartete Überraschungen doppelt … Statt des angekündigten Stroganov müssen unvermittelt Tanguy & Laverdure früher ran als erwartet. Sie füllen nicht nur die Seiten im Heft, sondern stehen auch auf dem Titelbild. Die Serie der Heldinnen auf eben jenem wird daher fortgesetzt! Eine weitere Neuigkeit ist der Start einer Serie von Interviews, die aus dem (0nline-)Fachmagazin ActuaBD übernommen werden. Genug Stoff also für dunkle, verregnete Abende.

Der Neustart

Im Osten Europas steht ein Krieg mit Russland kurz vor seinem Ausbruch. Mick Tanguy hatte versucht, diesen noch zu verhindern und einen russischen Jet wieder „zurückzuführen“. Dazu war er aus dem aktiven Dienst ausgeschieden. Leider endete die Mission nicht ganz wie gehofft und der Held befindet sich nun in einem Gefängnis. Der französische Staat ist nicht wirklich Willens, ein Risiko einzugehen und schickt nur eine untergeordnete Beamtin, doch Freund Laverdure lässt sich nicht beruhigen. Band 12 der neuen Abenteuer, Verrat, passt nahtlos in die Reihe der Geschichten von Patrice Buendia & Frederic Zumbiehl im Spannungsfeld zwischen Fliegeraction und aktueller Politik. Sebastien Philippes Zeichnungen erfüllen ebenfalls alle Erwartungen!

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Die Fortsetzungen

 Suske befindet sich in der Gewalt von Achiel, muss allerdings feststellen, dass nicht Krimson, sondern die sogenannte Akademie dahintersteckt. Die persönlichen Auswirkungen sind allerdings gleich. Währenddessen trifft Teofil auf Jerome und der Professor versucht, seine Zeitmaschine wieder ans Laufen zu bekommen. Auch der Wiske genannte Teil der Saga von Amoras hat alle Bestandteile eines richtig guten Comics: gute, dynamische Zeichnungen, ein Dystopie-Setting, genügend komplexe Haupt- und Nebenfiguren, Spannung auf mehrere Zeitebenen und gleichzeitig noch bitterböse Gesellschaftskritik. Für mich immer wieder eine der besten aktuellen Comic-Serien überhaupt mit Text von Marc Legendre und Zeichnungen von Charel Cambré!

ZACK 317 page 25

Das Erwachen des Bären wurde bereits ganz am Anfang einmal gezeigt, auch im dritten Teil der ersten Episode von Wynona muss der Anwalt Dan Favreau feststellen, dass er mehr mit einem Bären gemeinsam hat, als ihm lieb ist. Diese Geschichte spielt ebenfalls in einer nicht allzu fernen Zukunft, die niemand möchte. Hier macht der Staat von seinen Institutionen Gebrauch gegen alles, was ihm nicht in den Kram passt. Man kann nur hoffen, dass VanO keine hellseherischen Fähigkeiten besitzt.

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Koksende Fußballspieler hat es immer mal wieder gegeben, meistens waren sie dann irgendwann allerdings nur noch deswegen bekannt. In Alte Versprechen hofft der Spielervermittler Benito Castanera noch, dass Ticotico sportlich einschlagen wird. Und es hat wirklich den Anschein, als ob der Neustart in der zweiten Liga das richtige Rezept wäre, zumal auch noch der ehemalige Star Fali nach seiner jahrelangen Pause aufgrund einer Sportinvalidität als Trainer „wiederkommen“ könnte. Der Beweis wäre allerdings noch anzutreten und Álvaro Velasco & Iñaki San Román haben bestimmt noch eine Überraschung in petto. Die Zeichnungen von Pedro Rodríguez lassen jedenfalls Vorfreude auf das anstehende Spektakel aufkommen.

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Die Abschiede

Die gerade gerettete Jolanne hat nichts Besseres zu tun, als ihren Freund mit der Waffe zu bedrohen und ihr Schicksal selbst in die Hände zu nehmen. Sie geht zurück nach Pondicherry, um sich den falschen Vorwürfen ihres Bruders zu stellen, die Aussage einer Frau kann zu damaligen Zeiten allerdings bestenfalls Zweifel säen. Immerhin erfahren wir in dieser Folge erstmals die Begründung für den Titel der Reihe… Gut gemachte Schmonzette von Jean Van Hamme & Alcante mit Zeichnungen von Francis Vallès, der mittlerweile ein wenig die Lust am Gesicht der Heldin zu verlieren scheint. Trotzdem ist Rani wieder zu Recht ein Anwärter auf vordere Plätze im Jahrespoll.

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Und auch von Julie Wood müssen wir uns zunächst verabschieden. Sie hat ihr erstes Rennen mit einem achtbaren vierten Platz beendet und darf nun den Ruhm dafür entgegennehmen. Der allerdings ist nicht immer ernst gemeint, sondern kommt auch sexistisch daher. Was bisher keinen Abschluss gefunden hat, ist der parallele Krimi-Track. Hier endet das Tödliche Rodeo mit einer faustdicken Überraschung als Cliffhanger. Insgesamt betrachtet eine gute Story von Philippe Pelaez und zwiespältige Gefühle hinterlassende Zeichnungen von Claudio Stassi, dessen gerade erschienener Henri Vaillant mir besser gefallen hat.

Detail ZACK 317 page 83

Und sonst?

Die Seiten zwischen den Fortsetzungen werden im November von einem ausführlichen Interview mit Corentin Rouge, dem Zeichner von Rio, sowie zwei Artikeln über eine neue Fliegerserie, die Flügel der Zeit, vom Verfasser dieser Zeilen und die beiden XXL-Bände von Taschen über den Hulk und Stan Lee von Bernd Hinrichs gefüllt. Dazu wie immer der Rückblick auf das ZACK vor 50 Jahren, News, Rezensionen und Gedanken von Frank Neubauer und Erheiterndes von Parker & Badger, dem Ritter, Tizombi und StarfiXion.

Schließen wir den Kreis: der November bietet genügend Momente, in denen man das Haus nicht verlassen möchte. Die ZACK-November-Nummer bietet genügend Ablenkung …

Dazu Soft Cell (R.I.P.) und ein über Elefantendung gedörrter Ondjaba aus Namibia.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2025

Bourgne/Stassi – Henri Vaillant

Ein Leben voller Herausforderungen

Story:  Marc Bourgne
Zeichnungen: 
Claudio Stassi
Originaltitel: 
Henri Vaillant, une vie de compétitions

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover |168 Seiten | s/w, Farbe | 39,00 € ISBN: 978-3-949987-78-6

Cover Henri Vaillant GA

Dupuis macht aus den Rechten an Michel Vaillant deutlich mehr, als zunächst zu befürchten war. Neben der zweiten Staffel, die recht erfolgreich läuft, wurde die Reihe mit den Rennsportlegenden aufgelegt, die anknüpfend an Geschichten von Jean Graton, Details neu oder ergänzend erzählt. Danach kam der Re-Start von Julie Wood und eine dreibändige Story über Henri Vaillant, den Gründer der Firma und Vater von Michel und Jean-Pierre. Im französischen Original zunächst als drei Fan-Boxen mit einer ganzen Reihe an Zugaben erschienen, präsentiert die ZACK-Edition bei uns eine einbändige Gesamtausgabe. Auch hier ist allerdings für Fans gesorgt, denn die Vorzugsausgabe kommt mit signiertem Druck und limitiertem Extraheft.

Ein märchenhafter, aber nicht gerader Aufstieg

Natürlich ist die Geschichte des Gründers nach 70 Alben und einer Vielzahl von Kurzgeschichten nicht mehr völlig unbekannt. Es gibt Hinweise auf Jugend, Lehr- und Gründerjahre und auch die nicht immer einfache Ehe wurde schon mal angesprochen. Was aber fehlte, war eine durchgehende Story, die von den Anfängen als Zeichner über die mehrfach unglücklich verlaufenden Ausflüge als Rennfahrer hin zum Konstrukteur führte.

Henri Vaillant GA page 3

Dabei dürfen weder die Ereignisse während der deutschen Besatzung Frankreichs und die Tätigkeiten in der Resistance verschwiegen werden noch die enge Freundschaft mit Joseph und vor allem mit dem Bruder und Speditionsbesitzer Benjamin Vaillant. Wenn nicht alle diese Puzzleteile so gut ineinandergegriffen hätten, wäre es nie zur Gründung der Firma gekommen. Und wenn man sich nicht so an den eigenen Traum glaubend gegen Widerstände gewehrt hätte, hätte es die Firma nicht lange gegeben.

Natürlich bekommt auch die Jugend von Jean-Pierre und Michel ihren Platz. Während der eine schon immer konzentriert auf ein Ergebnis hinarbeitete, brauchte der andere relativ lange, bis er seine Berufung als Rennfahrer gefunden hatte. Der Weg dorthin war dementsprechend alles andere als gradlinig. Und auch die Eheprobleme finden Erwähnung. Es gelingt gut, die Schwierigkeiten zu beschreiben, die daraus erwachsen, immer erst an zweiter Stelle zu stehen.

Henri Vaillant GA page 4

Vom Rückblick in die Jetztzeit

Marc Bourgne hat mittlerweile schon viel Routine mit dieser französischen Sippschaft und ihren Problemen, Claudio Stassi ist noch nicht so lange dabei. Er fügt sich aber gut ein und trifft alle markanten Punkte in der Darstellung der Figuren. Dabei wurde ein sehr geschickter Schachzug gewählt, denn die beiden ersten Teile sind komplett in schwarz-weiß. Das unterstreicht ihren Charakter als Rückblick, bzw. Biographische Erzählung und erlaubt einen teilweise augenzwinkernden verklärten Blick auf die Dinge. Probleme werden nach ihrer Lösung deutlich kleiner als sie es waren, bevor sie bekannt war.

Fans des Motorsports kommen auch hier auf ihre Kosten, sind doch einige Rennszenen enthalten (und eine brillante Verfolgungsjagd während der Besetzungszeit). Viele dieser Ausflüge enden allerdings im Graben bzw. mit technischer Aufgabe. Der Erfolg sollte sich erst mit der nächsten Generation einstellen. Der dritte Teil nimmt die Art der Zeichnungen auf, ist aber koloriert und stellt den Übergang zu den Legenden her, die grafisch näher am Original als an der zweiten Staffel liegen.

Detail Henri Vaillant GA page 8

Ein sehr gelungenes Spinn-Off

Bei Spin-Offs besteht immer die Gefahr der Verwässerung des Kerns des Originals. Oftmals werden zu viele Kompromisse nötig, um eine zweite spannende Geschichte zu erzählen. Bei Henri Vaillant passiert das nicht! Die Story ist fest verankert im originalen Kosmos von Jean Graton, wird aber durch passende Hinzufügungen ausgeschmückt und eigenständig erzählt! Eine der sehr sympathischen Figuren bekommt mehr Raum, das Trauma von Jean-Pierre, das schließlich in der zweiten Staffel zur Tragödie wurde, nimmt seinen Anfang, und die Begeisterung für Motoren bestimmt den Alltag vieler Beteiligter.

Für Fans ein Muss! In den französischen Fanboxen gab es noch mehr „Tünkrams“, etwa die Kinderzeichnung von Michel als limitierten Druck. Die Auswahl der deutschen Vorzugsausgabe mit Variantcover, Druck und Booklet ist aber ebenfalls reizvoll. Wie immer war sie nur beim Verlag erhältlich. Bei Interesse sollte man also regelmäßig die Webseite besuchen.

Cover Henri Vaillant GA VZA

Dazu passen Deep Purple, etwa mit „Blind“, und ein Dom Pérignon.

© der Abbildungen Dupuis 2025, by Stassi, Bourgne / 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

Desberg/Corboz – Die Flüsse der Vergangenheit 2

Lamia

Story: Stephen Desberg
Zeichnungen: 
Yannick Corboz
Originaltitel: 
Les Rivières du passé – Tome 2 – Lamia

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover | 72 Seiten | Farbe | 24,00 € ISBN: 978-3-949987-39-7

Cover Flüsse der Vergangenheit 2

Schon im ZACK beschäftigte sich eine von Stephen Desberg getextete Serie mit dem alten Ägypten, bzw. seinen Göttern. Auch die Flüsse der Vergangenheit enthalten wieder eine Portion davon. Gleichzeitig ist es aber auch eine dystopische Parallelwelterzählung über den Herrn der Angst. Beide Themen könnten aktueller nicht sein.

Sünde, Gewalt und Religion

Im letzten Band wurde das Szenario bereitet: verschiedene mächtige Männer sind auf der Suche nach einem historischen Artefakt. Die Heldin Lamia, eine Meisterdiebin, gerät über ein Portal in eine Parallelwelt und findet sich in einem Venedig wieder, das von grausamen Wesen, den Shayks, angegriffen wird. Sie wurde von einem sich selbst als Herrn der Angst bezeichnenden maskierten Mann dorthin gebracht.

Er ist auf der Suche nach dem Grab des Eje, einem Pharao, der als erster eine monotheistische Religion im alten Ägypten hatte durchsetzen wollen. Und natürlich möchte der Herr der Angst von den Hinterlassenschaften dieses Mannes profitieren, ist doch der Kampf um den einzigen wahren Gott ein steter Quell von Angst, Gewalt und Hass.

Flüsse der Vergangenheit 2 page 2

Zwar gelingt ihr die Flucht sowohl vor ihrem Begleiter als auch vor den schrecklichen Monstern. Sie bleibt aber in der Welt gefangen und gibt sich der Lust hin. Doch schließlich muss sie feststellen, dass sie sich nicht vollkommen verweigern kann und begibt sich im dortigen Ägypten auf die Suche.

Mischung aus Mystery und History

Yannick Corboz zeichnet die Heldin als eine Art weiblichen Zorro, verleiht dem Kostüm allerdings ein paar Änderungen. Man(n) kann sich nicht vorstellen, dass die Gewandung auch nur eine Sekunde halten würde, im Comic funktioniert das allerdings. Das Venedig der Parallelwelt ist eine Mischung aus einer Kulisse für ein History-Drama und dem Schlachtfeld einer Alien-Invasion. Corboz gelingt es gut, das Heruntergekommene als Element zu nutzen, um ein Klima der Angst zu visualisieren.

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Seine Bilder sind oftmals extreme Nahaufnahmen, die nur noch einen Teil des Gesichtes oder einer Umgebung zeigen. Dadurch werden die Leser*innen in die Geschichte hineingezogen, nehmen oftmals den Part der anderen Handelnden ein, und werden Teil des Dramas. Die lustvollen Szenen werden dagegen eher aus der Ferne gezeigt. Sie dienen eher der Illustration und dazu, die Story voranzutreiben, haben aber keine voyeuristischen Elemente.

Hätte auch in das Magazin gepasst

Wer sich fragt, ob er oder sie sich den Band zulegen sollte, kann sich relativ einfach die Antwort selber geben: Wer das ZACK-Magazin mag, wird sich hier ebenfalls wohl fühlen: moderner frankobelgischer Stil, spannendes Layout mit angenehmem Tempo. Die Geschichte ist weder hyperschnell noch langatmig, das Setting übernimmt genügend Elemente der realen Welt, um eine Vertrautheit zu schaffen, stellt sie aber durch die Shayks genügend in Frage, um spannend anders zu sein.

Ex Libris Flüsse der Vergangenheit 2 VZA

Wie immer gibt es auch eine limitierte Vorzugsausgabe, die über den Verlag direkt zu beziehen ist. Diese hat nicht nur ein Variantcover, sondern auch einen ebenfalls limitierten Druck mit der Heldin. Beide Ausgaben enthalten einen Teil mit Skizzen.

Dazu passen Kiss etwa mit „I was made for loving you“ (R.I.P. Ace) und ein Herbstbock.

© der Abbildungen 2022 Daniel Maghen – by S. Desberg & Y. Corboz / 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

Reding – ZACK Spezial 16: Jari 3

Jimmy Torrents Geheimnis

Story und Zeichnungen: Raymond Reding

Originaltitel: Le secret de Jimmy Torrent

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 64 Seiten | Farbe | 18,00 € |

Limitiert auf 555 + 55 Exemplare

ISBN: n/a

Cover ZACK-Spezial 16 - Jari 3

Raymond Reding ist den ZACK-Leser*innen der ersten Stunde natürlich ein Begriff mit Comics aus der Welt des Sports: Section R und Kai Falke waren beliebte Serien und haben auch den Weg in aktuelle Albenausgaben gefunden. Jari ist ein wenig älter und erscheint nun komplett in der ZACK-Spezial-Reihe.

Ist Torrent ein Verräter an seinem Land?

Während heutzutage individuelle Erfolge den größten Wert haben (Grand Slam, Weltrangliste) und selbst olympische Erfolge in Sportarten wie Tennis eher persönlich erinnert werden als national, war die Lage früher anders. Die größte Auszeichnung war es, sein Land im Davis Cup vertreten zu dürfen. Diese Möglichkeit gab es allerdings nur für Amateure, ein Profivertrag war damit nicht vereinbar.

Die Spannung in Jimmy Torrents Geheimnis wird zunächst dadurch geschaffen, dass die Nominierung für dieses Ereignis bevorsteht. Zwar wird das Tennis-Ass auch tatsächlich ausgewählt, sagt auch zu, tritt allerdings kurze Zeit darauf wieder zurück und unterschreibt einen Vertrag als Jugendtrainer für den französischen Verband. Niemand kennt die Gründe für diesen Schritt und selbst Jari, der jugendliche Freund, kann sich keinen Reim auf die Geschehnisse machen.

Währenddessen verstarben Frau und Tochter des Arztes und Wissenschaftlers, der Jaris Auge operiert und ihm damit die Sehfähigkeit erhalten hatte.  Kann der Mann, der kurz vor einem bahnbrechenden Forschungserfolg zur Bekämpfung der Leukämie stand, mit dem Schicksalsschlag fertig werden? So viel sei verraten: die beiden Begebenheiten hängen zusammen!

Druck ZACK-Spezial 16 - Jari 3
Limitierter Druck zu Jari 3

Routinierter Realismus

Reding ist nicht nur ein ausgezeichneter Geschichtenerzähler, der es immer wieder aufs Neue schafft, seine sportgetriebenen Erzählungen mit krimiartigen Elementen anzureichern, er kann das auch geschickt umsetzen. So wird in diesem Band etwa eine Person über Seiten hinweg so gezeigt, dass zumindest das Gesicht so beschattet ist, dass es nicht erkannt werden kann. Es sind diese Kleinigkeiten, die den Unterschied zwischen Massenware und auch nach Jahrzehnten noch lesbaren Geschichten ausmachen!

Das Layout ist dabei für damalige Verhältnisse sehr flexibel. Während es ein vierstreifiges Grundmuster gibt, werden durch Zusammenfassungen und Teilungen oftmals drei oder fünf Streifen daraus. Und auch die starre Anforderung an rechte Winkel wird ein ums andere Mal aufgebrochen. Die Zeichnungen sind realistisch und beinhalten nicht nur bei den sportlichen Szenen eine hohe Dynamik.

Nostalgie mit Qualität

Manchmal hat man das Gefühl, dass Wiederholungen oder Neuauflagen einfach nur deswegen gemacht werden, weil man nichts Besseres gefunden hat und irgendjemand schon wegen des „Früher war alles besser“-Faktors zuschlagen wird. Jari (und auch die anderen Bände in der ZACK-Spezial-Reihe) haben dagegen eine echte Qualität (in Text und Bild!) und sind deswegen auch heute noch gut lesbar. Sie werden nicht veröffentlicht, WEIL sie alt sind, sondern OBWOHL.

In diesem Sinne ist die Sammlung von Einzelbänden und Reihen als solche sicherlich immer einen Blick wert. Jari verdient aber schon eine besondere Empfehlung, liegt doch ein Jahrzehnte alter Comic über einen Tennis-spielenden Jungen nicht unbedingt im Beuteschema der Meisten! Alle Titel der Reihe sind limitiert, in diesem Fall auf 555 plus 55 Exemplare.

Dazu passen Brògeal mit „Tuesday Paper Club“ und ein französischer Weißburgunder!

© der Abbildungen Le Fureteur SPRL & Raymond Reding – info@bdmust.be | 2025 Blattgold GmbH

Vernes/Forton – Bob Morane Classic 7

Das Geheimnis der Zone „Z“

Story: Henri Vernes
Zeichnungen: 
Gérald Forton
Originaltitel: 
Le mystère de la Zone « Z »

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 20,00 €

ISBN: 978-3-949987-49-6

Cover Bob Morane classic 7

Fast alle Bände der Bob Morane ClassicReihe sind deutsche Erstausgaben, dieser Band ist eine Ausnahme. Als einziger von Gerald Forton gezeichneter Band erschien er 1989 im Feest-Verlag während der Ägide von … genau: Georg F. W. Tempel! Er wurde aber für diese Ausgabe neu übersetzt und layoutet.

Ein außerirdischer Besuch

Wie so oft, wird auch bei Das Geheimnis der Zone „Z“ eine Krimihandlung mit Science-Fiction Elementen vermischt. Mitte des letzten Jahrhunderts ist die Welt zwar noch nicht komplett erforscht, große, überraschende Entdeckungen wie sie Jules Verne, Henry Rider Haggard und andere noch beschreiben konnten, sind aber nicht mehr zu erwarten. Das „Neue“ und möglicherweise „Gefährliche“ muss also entweder eine wissenschaftliche Neuigkeit sein, oder aus den Tiefen des Alls kommen.

Hier verwendet Vernes eine Kombination: Eine unbekannte Legierung ist aus dem Weltall kommend aufgefunden worden. Sie wurde für die Raumfahrt benutzt und weckt nun die Aufmerksamkeit von Kriminellen und Geheimdiensten, um Profit daraus schlagen zu können. Bob Morane und Bill Ballantime wollen mal wieder einer hübschen jungen Frau beistehen und werden dadurch in diese Geschichte verwickelt.

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Es geht darum, den Vater der jungen Frau möglichst rechtzeitig zu warnen bevor die Bösen, ein nur durch das gemeinsame Ziel verbundener Haufen, ihn erreicht haben. Dabei ist es fast schon egal, ob der Wissenschaftler wirklich harmlos ist, oder aber im Regierungsauftrag handelt. Es ist wieder eine spannende Story, die den Helden als Retter beschreibt, die Bösen als manchmal witzige, manchmal nur doofe Menschen, und die Technik als etwas, das nur ansatzweise beherrschbar ist.

Strenges Layout, bunte Farben

Der Band verlässt sein strenges, vierstreifiges Layout kein einziges Mal, kommt also sehr klassisch daher. Obwohl das für heutige Lesegenerationen sehr ungewöhnlich ist, schadet es aber nicht, denn die Zeichnungen selbst sind sehr realistisch und dynamisch. Die Bewegung kommt aus den Panels und bedarf keiner „Unordnung“ auf der Seite. Wer einen Blick in den Anhang wirft, wird feststellen, dass Morane auch als Zeitungsstrip funktioniert hat. Genau diese Strenge bei gleichzeitiger Ausdrucksstärke ist auch in den regulären Seiten zu bemerken.

Bob Morane classic 7 page 4

Forton ist ein Meister der Linie und des Kontrastes. Die darauf aufgetragene Kolorierung überdeckt seine Meisterschaft nicht, fügt aber mit den teilweise extremen Farbgebungen eine spannende Komponente hinzu. Teilweise wechseln dabei auch die Farben der Haut und/oder Kleidung zwischen den einzelnen Panel. Für mich ist das aber eher ein nostalgischer Faktor, der dazugehört!

Ein Klassiker in angemessener Aufmachung

Bob Morane ist eine der ZACK-Serien, die dort tatsächlich gar keine großen Fußspuren hinterlassen hat. Tatsächlich gibt es sogar viel mehr Auftritte im aktuellen ZACK als in der Koralle-Zeitschrift. Die Serie hat allerdings aus sich heraus trotzdem genügend Aufmerksamkeit verdient. Ihre Anfänge mit den Zeichnungen von Dino Attanasio und Gérald Forton werden nach und nach komplett in der auf 750 Exemplare limitierten Classic-Reihe, wie gesagt meistens als deutsche Erstveröffentlichung, in der ZACK-Edition erscheinen.

Der Anhang gibt dabei weiterführende Einblicke und präsentiert „Schätze“, die ansonsten hier nirgendwo zu finden sind. Dazu gehören natürlich auch die Cover der verschiedenen französischen Originalausgaben. Vorbesteller der Reihe erhalten vom Verlag Beigaben, eine Anfrage lohnt sich daher unbedingt.

Dazu passen The Courettes etwa mit „Shake!“ und ein Old Pulteney.

© der Abbildungen Vernes – Bob Morane Inc / Forton – Ed. Hibou | 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

Lapière/Bourgne, Benéteau – Michel Vaillant Staffel 2 Band 12

Das Ziel

Story:  Denis Lapière
Zeichnungen: 
Marc Bourgne, Benjamin Benéteau
Originaltitel: 
Michel Vaillant Saison 2 12 – La Cible

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 56 Seiten | Farbe | 16,00 €

ISBN: 978-3-949987-34-2

Cover Michel Vaillant Staffel 2 12

Fans der aktuellen zweiten Staffel der Abenteuer rund um den Rennfahrer Michel Vaillant haben mehrere Möglichkeiten: Zunächst wäre da natürlich das französische Original, gefolgt von einer zeitnahen niederländischen Albumausgabe. Ungefähr ein Jahr später erfolgt der Vorabdruck auf Deutsch im ZACK und wiederum ein Jahr später die deutsche Albumausgabe. Wer es nicht eilig hat, komplettieren möchte oder aber einfach auf die bessere Ästhetik und die Beigaben nicht verzichten möchte, kann wiederum, allerdings deutlich später, auf das Integral zugreifen.

Die nächste Eskalationsstufe

Wow, was für eine sich steigernde Dramatik in dieser Serie! Anfangs ging es um die wirtschaftliche Seite des Rennsports als Jean-Pierre in eine ihm clever gestellte Falle tapste und die Kontrolle über Vaillante verlor. Wir alle wissen, welche tiefgreifenden Folgen dieser Fehler hatte. Nun müssen die Held*innen mit einer anderen großen Bedrohung fertigwerden. Eine rechtsradikale amerikanische Organisation, die Atomwaffen-Division, hat sowohl die unamerikanische, europäische Firma als Gegner auserkoren als auch den Senator Steve Warson. Und so ist er Das Ziel.

Michel Vaillant Staffel 2 12 page 3

In Pikes Peak waren schon die ersten Ansätze zu bemerken, hier tauchten auch die alten Bekannten um Bob Cramer wieder auf. In Cannonball wurden Michel und sein Kontrahent POG zu unfreiwilligen Teilnehmern eines geplanten Anschlags und endeten sogar im Gefängnis, nun plant die Organisation einen Anschlag mit einer Scharfschützin.

Letzteres ist nicht wirklich ein Spoiler, ziert die Gute doch sogar das extra für diesen Band gezeichnete Cover. Doch der Reihe nach: Steve muss sich entscheiden, ob er dem Wunsch seiner Partei folgt und in das Rennen um die amerikanische Präsidentschaft einsteigt. Michel und sein Team wollen die 24 Stunden von Le Mans gewinnen, müssen dabei aber nicht nur technische Schwierigkeiten überwinden, sondern auch mit der Gefahr eines Anschlags fertig werden. Und dann gibt es schließlich auch noch eine böse Krankheit, die ebenfalls zu Entscheidungen zwingt. Denis Lapière vermengt wieder Rennsportelemente, Thrillerbestandteile und die gute alte Soap-Tradition zu einer perfekten Melange!

Schnelle Autos, scharfe Waffen

Schon oft waren Bedrohungen Teil der Story und auch Schusswaffen waren durchaus im Spiel. Der Einsatz einer Profikillerin, speziell dafür angeheuert, Steve Warson während eines Rennes zu erschießen, ist aber doch etwas Neues. Diese Dramatik, einerseits die Vorbereitung des Anschlages mit dem Suchen einer perfekten Tarnung in Verbindung mit einer guten Schussposition und andererseits die Trainingsläufe sowie die ersten Wechsel in einem 24-Stunden-Rennen zu kombinieren, ist gut gelungen.

Michel Vaillant Staffel 2 12 page 4

Die Zeichnungen strahlen die Konzentration der Beteiligten, die langsam steigende Spannung und die schlussendliche Entladung aus. Wie immer gibt es leichte Abzüge in der Bewertung der Gesichter. Während die Bewegungen, die Kolorierung und das abwechslungsreiche Layout den Ansprüchen einer sehr erfolgreichen Serie genügen, fällt der Wiedererkennungswert der Kopfpartien etwas ab. Trotzdem eine sehr gelungene Darbietung von Bourgne und Benéteau, die mittlerweile eine große Routine ausstrahlen.

Eine Serie mit langen Handlungsbögen

Der Neustart der Serie hat nicht nur das Setting der Figuren modernisiert: es gibt eine Chefin, Jean-Pierre ist tot, die nächste Generation spielt eine tragende Rolle, sie hat auch eine Änderung des Konzeptes mit sich gebracht. Waren während der ersten Staffel Alben kaum miteinander verknüpft, gibt es nun lange Handlungsbögen über mehrere Alben. Dabei werden mehrere Stränge verfolgt, die das Umfeld, die technische Entwicklung, aber auch den Familienanteil zum Inhalt haben. Auch dieser Zyklus ist noch nicht zu Ende!

Michel Vaillant Staffel 2 12 page 7

Für die Fans der klassischen Serie waren die Änderungen im Zeichenstil anfangs ein großes Thema, mittlerweile ist die Kritik aber deutlich geringer geworden. Ich vermute, dass die meisten sich von der inhaltlichen Qualität haben überzeugen lassen. Michel Vaillant Staffel 2 hat es aber geschafft, auch neue Leser*innen zu begeistern und insofern würde ich mal sagen: Alles richtig gemacht!

Dazu passen Buster Shuffle, etwa mit „Take a Pill“, und ein alkoholfreier „Aperol“ Sprizz.

© der Abbildungen Dupuis 2023 / Lapière, Bourgne, Benéteau / 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

Frenz/Pedrazzini, Bade – Phantom 2

Tödliche Dinosaurier

Story:  Bernd Frenz
Zeichnungen: 
Carlos Pedrazzini, Heiner Bade
Originaltitel: 
Fantomen

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 56 Seiten | Farbe | 16,00 € ISBN: 978-3-949987-67-0

Cover Frenz Phantom 2

Glückliche Zeiten für Phans! Wer befürchtet hatte, dass der deutsche Markt unter der plötzlichen Vielzahl von Titeln mit und über den Wandelnden Geist zusammenbrechen würde, darf sich mittlerweile entspannen. Noch immer erscheinen die gestarteten Reihen und somit auch der zweite Band der Albenreihe mit Phantom-Stories aus deutscher Feder!

Nicht so bekannte Schmuggelware

Wenn von grenzüberschreitendem Schmuggel die Rede ist, stehen ein paar Güter ganz oben auf der Liste der typischen Verdächtigen: Menschen, Alkohol und Drogen, Industriegüter sowie Artefakte wie etwa Elfenbein, Nashorn etc. Beide Geschichten von Bernd Frenz haben internationalen Schmuggel zum Thema, werfen aber ein Schlaglicht auf eher unbekanntere Spielarten.

Tödliche Dinosaurier spielt in einem musealen Umfeld. Ein Mann wird getötet, ohne dass sich dahinter zunächst irgendein Sinn verbergen zu scheint. Schon bald wird aber klar, dass hier während Ausgrabungen gestohlene Skelette versteigert werden sollen. Wie auch der Kunstsammlermarkt nicht nur aus gesetzestreuen Menschen besteht, ist auch dieses Teilsegment in einen legalen Markt, der hauptsächlich von Museen bestritten wird, und einen illegalen geteilt. Das 21. Phantom und seine Frau Diana geraten mitten in einen spannenden Fall.

Frenz Phantom 2 page 25

In Dunkler Rauch über Bangalla muss der Wandelnde Geist alleine ermitteln. Er entdeckt im Urwald große frisch gerodete Flächen auf denen zuvor geschützte Teak-Bäume standen. Während der Export von solchen Edel-Hölzern streng verboten ist und auch relativ gut überwacht wird, sind die Kontrollen für einige verarbeitete Produkte wesentlich unschärfer. Es kommt zum bewaffneten Konflikt mit der Holzkohlemafia.

Nah an der Realität

Beide Stories sind (leider) sehr nah an der Realität und verdeutlichen den großen Anteil, den Umweltschutz in und an dieser Serie hat. Während andere einfach den nächsten Superschurken präsentieren, geht es beim Phantom oft genug um echte Missstände bei denen die sog. „Erste Welt“ die sog. „Dritte“ immer noch ausbeutet. Der aus Argentinien stammende Carlos Pedrazzini setzt die erste Story routiniert um: flexibles Layout, markante Posen, filmische Posen.

Frenz Phantom 2 page 26

Die Zeichnungen der zweiten stammen von dem Deutschen Heiner Bade der über Jahrzehnte Zeichnungen für das schwedische Fantomen-Magazin angefertigt hatte. Die Geschichte der Kontaktanbahnung erzählt Bernd Frenz im Anhang dieses Albums. Seine Seiten sind detaillierter und konturierter als Pedrazzinis. Beiden sieht man allerdings an, dass sie ursprünglich für ein schwarz-weiß Magazin konzipiert wurden.

Ein weiteres Mosaik-Steinchen

Es ist kaum möglich, ein Sammelgebiet wie Phantom komplett abdecken zu wollen. Im Laufe der Jahrzehnte sind so viele Beiträge mit unterschiedlichen Traditionen entstanden, dass alleine der Überblick schon schwierig genug ist. Vor rund drei Jahren hat Christian Blees den damaligen Stand abgebildet. Diese Reihe in der ZACK-Edition bietet immerhin den Überblick über die von dem Deutschen Bernd Frenz verfassten schwedischen Geschichten, kombiniert mit ein paar Hintergründen und zusätzlichen Abbildungen.

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Für Phans daher ein Must-Have. Die Reihe enthält die Original-Cover-Zeichnungen in guter Größe, die gezeigten Originale der Seiten-Entwicklungen vom Sketch zum Layout sind vielleicht etwas zu klein, um sie wirklich lesen zu können, erlauben aber dennoch einen guten Eindruck!

Dazu passen die UK Subs, etwa mit „Warhead“und ein lokal gebrautes Bio-Bier.

© der Abbildungen 2024 Kings Features Syndicate ™Hearst Holding, Inc/Distr. Bulls / 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

ZACK 315 (September 2025)

ZACK 315

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 315

Und weiter geht’s mit den Heldinnen auf den Titelbildern – es gibt genügend Serien mit weiblichen Protagonistinnen und es ist gut, das auch mal offensiv zu zeigen. Das September-Motiv des ZACK stammt aus der neuen Serie Wynona von Hans van Oudenaarden (VanO), der bereits mit Rhonda im Magazin vertreten war.

Der Neustart

Erde – Nordamerika – USA, in nicht allzu ferner Zukunft: Ein Mann rennt durch ein Labyrinth aus Gassen, stolpert und sieht sich einem gewaltigen Bären hilflos ausgeliefert. In diesem Moment betritt eine junge Frau das Büro eines abgehalfterten Anwalts, der gerade noch rechtzeitig aus seinem Traum aufschreckt… Es geht darum, einen Native American vor der ihn erwartenden Todesstrafe zu bewahren, in einem sehr polarisierten politischen Klima das fatal an reale Situationen erinnert. VanO eröffnet Das Erwachen des Bären, den ersten Teil der neuen Serie Wynona, grandios: Spannend, aktuell und mit Zeichnungen, die damit spielen, ein wenig skizzenhaft zu wirken.

ZACK 315 page 5

Die Fortsetzungen

Danach geht es noch ein kleines Stück weiter in die Zukunft: ein Virus führt zu einer Rückbildung von Evolutionsschritten da es ähnlich wie CRISPR funktioniert. Die Menschheit reagiert mit Furcht, Ausgrenzung und Gewalt auf die Folgen der Krankheit, doch die Heldin, die Paläontologin Anna Meunier, will sich nicht damit abfinden, dass es weder Hilfe noch Akzeptanz gibt, besonders, da ihr Freund selbst zum Erectus mutiert ist. Sie versucht, den in einem Zoogehege Untergebrachten zu helfen und verlässt den Weg der Legalität. Erik Juszezak hat klassische SF-Motive und die Erfahrungen der COVID-Pandemie verknüpft und eine gut lesbare, realistisch gezeichnete Geschichte daraus gemacht. Für mich ein Kandidat für vordere Plätze in der Jahreswertung!

ZACK 315 page 23

Bereits das dritte Mal dabei ist der Relaunch von Julie WoodTödliches Rodeo. Es geht um eine junge Amerikanerin, die den Traum hat, professionelle Fahrerin zu werden. Allerdings gefallen ihrem Bruder nicht alle Mittel, die sie dafür anwenden will. Ein zweiter Strang dreht sich um kriminelle Machenschaften, die bereits ganz zu Anfang ein Todesopfer gefordert hatten. Mittlerweile haben die Gangster die Verbindung zu dem Onkel der Woods gefunden. Eine solide Story von Philippe Pelaez mit für Fans des Originals enttäuschenden Bildern von Claudio Stassi. Zwar werden die Panels von Seite zu Seite besser und aussagekräftiger, kranken aber immer noch ein wenig an mangelnder Dynamik.

ZACK 315 page 49

Der Deadline-Day hat gerade wieder bewiesen, wie verrückt der Markt für den Austausch von Fußballprofis zwischen Vereinen mittlerweile geworden ist. Alte Versprechen geht zwar zeitlich in die Vergangenheit, in die vermeintlich Goldenen Zeiten von 1995, zeigt aber, dass auch damals schon nicht alles „gut“ war. Benito Castanera ist ein Spielervermittler. Sein einziges Juwel ist zum Sportinvaliden geworden, bevor er zum Star werden konnte. Seitdem versucht er verzweifelt, ein neues, williges Opfer zu finden. Seiner aktuellen Hoffnung scheinen allerdings ein paar Qualitäten zu fehlen. Bitterböse Satire von Álvaro Velasco & Iñaki San Román, kongenial in einem leicht verfremdeten Realismus von Pedro Rodríguez umgesetzt.

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Was hat Jolanne nicht schon alles mitgemacht: Betrogen, geschlagen, zum Tode verurteilt, geflüchtet, gefangen genommen, deportiert nach Indien, dort zur Bordellleiterin aufgestiegen und von ihrem Peiniger wiedergefunden, erneut geflohen, das Gedächtnis verloren, aufgenommen von der Frau des Gouverneurs von Pondicherry und erneut wiedergefunden … Die aktuelle Folge von Rani erlaubt eine kleine Verschnaufpause, droht der Heldin aber ständig mit der Vernichtung, ist sie doch schließlich von einem Gericht Verurteilt! Eine spannende Story mit großer indischer Kulisse von Jean Van Hamme & Alcante mit Zeichnungen von Francis Vallès. Bisher definitiv ein Liebling der Leser*innen.

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Der Abschied

Herr Romanov ist die letzte Kurzgeschichte mit Harry & Platte aus der Feder von Dennis Lapière mit Zeichnungen von Sikorski. Wo die Liebe hinfällt geschehen seltsame Dinge und die bekannten Maßstäbe von richtig und falsch beginnen zu verschwimmen. Aber darf Liebe alles?

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Und sonst?

In den Anfängen des neuen ZACK tauchten zwei Helden auf, die komplett gegen den Strich gebürstet waren: Spoon & White. Auch sie erleben gerade einen Relaunch. Erste Einblicke gibt es in diesem Heft – Bei Gefallen sicherlich mehr davon in diesem Theater …

Dazu Der Ritter, Tizombi und Parker & Badger mit ihren Erlebnissen, die den Leser*innen den Wechsel zwischen den Serien versüßen, und einige redaktionelle Beiträge: Michael Klein über das ZACK vor 50 Jahren, ein Interview mit Isabell Kreitz über ihre neue Graphic Novel und die Verstrickungen während der NS-Zeit sowie eine Einführung in Gunung Darah vom Verfasser dieser Zeilen.

Dazu The Sweet, etwa mit Ballroom Blitz und ein Guinness.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2025

Manini/Willem – Das Mädchen von der Weltausstellung

Gesamtausgabe

Autor: Jack Manini

Zeichnungen: Étienne Willem

Originaltitel: La fille de l´exposition universelle

Blattgold Verlag

Hardcover | 156 Seiten | 39,00 €
ISBN: 978-3-949987-73-1

Cover Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe

Obwohl das ZACK-Magazin sich ausdrücklich nicht als VORveröffentlichungsmagazin versteht, gibt es doch mittlerweile ein paar Inhalte, die danach auch als Album produziert werden. Dazu gehören natürlich die Klassiker wie Michel Vaillant oder Tanguy & Laverdure, aber auch Gesamtausgaben von Serien, die bei der Leser*innenwahl sehr gut abgeschnitten haben. Neben den Flintenweibern ist hier der Zeichner Étienne Willem das zweite Mal vertreten.

Eine Stadt in Aufruhr

Die erste Weltausstellung in Paris fand bereits 1855 statt. Nur wenige Jahre nach der ersten überhaupt in London wollte sich das Frankreich unter Napoleon III als moderne Nation präsentieren, als Zentrum der Welt und als Platz für Handel und Innovation. Inmitten dieser Ideen steht ein Wohnwagen einer Roma-Familie: Eine Mutter, die mit ihren Kindern in ihrem Arbeitsplatz wohnt, bietet sie doch Hellseherei an. Sie steht mit ihrem Wagen dort, wo aufgrund der Ausstellung mit Massenandrang gerechnet werden kann. Eigentliche Heldin ist aber ihre Tochter Julie Kleinnagel, das titelgebende Mädchen von der Weltausstellung.

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Als 12-jährige ist sie mit ihren hellseherischen Fähigkeiten bereits die wirkliche Ernährerin der Familie, die Mutter bietet nur den Rahmen. Sie „sieht“ ein Verbrechen und wird in eine verrückte Intrige verstrickt, die mit dem Tod des Kaisers enden soll. Nur wenige Jahre später, 1867, findet die zweite „EXPO“ in Paris statt. Wieder steht Julie mit ihren Fähigkeiten im Mittelpunkt. Während sich einerseits die männliche Kundschaft nach ihr verzehrt, will ein Teil der radikalen polnischen Opposition den Besuch des Zaren nutzen, um ihn zu ermorden.

1878 ist Julie mittlerweile eine stattliche Frau von 35 Jahren aber immer noch solo. Wieder beginnt die Geschichte mit einem von ihr geträumten Verbrechen, dass so auch in der Realität passiert. Ein brutaler Mörder entkommt. Gleichzeitig ist Paris nicht nur begeistert von dem begehbaren Kopf der Freiheitsstatue, die kurze Zeit später nach New York verbracht werden soll, sondern auch von der Phrenologie, einer angeblichen Wissenschaft, die eine Korrelation aus Kopfform und Kriminalität herstellen möchte.  Wieder schafft Jack Manini eine Verbindung aus den geschichtlichen Attraktionen und einer spannenden Kriminalgeschichte mit wohligen Grusel-Elementen!

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Witz und Action

Nicht allzu viele Zeichner schaffen es, eine witzige, teils übertriebene Umsetzung eines doch recht harten Krimistoffes glaubwürdig umzusetzen. Die Emotion der Beteiligten, vor allem derjenigen, die sich vollkommen im Recht glauben, ist sichtbar und wirkt zweifelsfrei. Aber auch die Slapstick-Elemente sitzen und die Romantik, bzw. die oftmals eben doch fehlende Romantik wirkt ebenfalls genau richtig dosiert. Seit Bastos und Zakuski habe ich keinen historischen Krimi dieser Art mehr so gut ausgeführt gesehen!

Étienne Willems Zeichnungen sind sehr dynamisch, viele Speedlines treiben die Handlung voran. Gleichzeitig ist das Layout extrem variabel. Obwohl es sich an einem traditionellen vierstreifigen Schema orientiert, wird es oftmals durch abgerundete Formen gesprengt. Diese wiederum nehmen ihrerseits architektonische Referenzen an die für die Weltausstellung errichteten Bauten auf. Ein sehr stimmiges Gesamtkonzept!

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Ein Top-Tipp!

Inhaltlich gibt es an dieser Gesamtausgabe nichts auszusetzen. In Ergänzung der vorabgedruckten Comics gibt es zu den drei Weltausstellungen jeweils einen Anhang in dem Julie durch die Exposition führt und auf Besonderheiten und geschichtliche Hintergründe aufmerksam macht. Wegen dieses „Mehr“ gegenüber dem ZACK-Abdruck ist sie dementsprechend auch für alle Leser*innen des Vorabdrucks zu empfehlen.

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Die Qualität der Stories und der Zeichnungen ist am oberen Ende des Spektrums angesiedelt und sollte auch Gelegenheitskäufer*innen mit einem Faible für historische Krimis und für starke Frauen ansprechen. Es ist nur anzumerken, dass das Konzept ursprünglich auf alle fünf Pariser Weltausstellungen angelegt war. Der Freitod des Zeichners hat diese Pläne vorzeitig beendet. Wer will kann wieder auf die limitierte Vorzugsausgabe setzen, die ein Variantcover hat und mit einem von Manini signiertem Druck ausgeliefert wird.

Dazu passen Molodoï etwa mit „Dragon libre“, und ein Pastis auf Eis oder mit Wasser.

© der Abbildung 2018 BAMBOO ÉDITION par Manini et Willem / 2025 Blattgold Verlag, Bad Dürkheim

Lapière/Dutreuil – Michel Vaillant Legenden 3

Eine furchtbare Saison

Story:  Denis Lapière
Zeichnungen: 
Vincent Dutreuil
Originaltitel: 
Michel Vaillant Légendes tome 3 – Effroyable saison

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 80 Seiten | Farbe | 24,00 €

ISBN: 978-3-949987-13-7

Cover Michel Vaillant Legenden 3

Neben der aktuellen, zweiten Staffel mit Geschichten über die Rennsportlegende und die dazu gehörige Familie hat man sich entschieden, auch „im alten Stil“ weiterzuarbeiten. Die Legenden-Reihe ist eine Art Hommage an Werke von Jean Graton, sie nimmt Geschichten oder Fragmente davon erneut auf und präsentiert Rennen aus den 60-er und 70-er Jahren im Stil des Altmeisters.

Die Saison 1970 – Ein Wendepunkt

Nachträglich betrachtet gibt es immer wieder Jahre, die für eine bleibende Veränderung in der Formel 1 und im Motorrennsport überhaupt gesorgt haben. Während es manchmal technische Veränderungen waren, die alles auf den Kopf gestellt haben, sind es oftmals auch Unfälle gewesen, insbesondere, wenn sie tödlich verlaufen sind. 1970 war so ein Jahr: Bruce McLaren, Piers Courage und Jochen Rindt kamen auf den Rennstrecken ums Leben …

Michel Vaillant Legenden 3 page 3

Während die Fahrer sich damals uneins waren, wie damit in der laufenden Saison umgegangen werden sollte, war klar, dass für die kommende ein neues Sicherheitskonzept implementiert werden musste. 1970 war noch nicht einmal sichergestellt, dass brennende Fahrzeuge schnell genug gelöscht werden könnten.  Eine furchtbare Saison beschreibt nicht nur die Ereignisse auf der Strecke (natürlich in einer etwas fiktiven Weise da in der Realität Michel Vaillant nicht mit von der Partie war), sondern auch die Diskussion unter den Fahrern und ihre jeweiligen Auffassungen von Gefahr, Adrenalin und Angst.

Dabei kommen der Geschichte auch die unterschiedlichen Typen Vaillant und Warson zu Hilfe, können doch anhand der beiden fiktiven Charaktere die Extreme visualisiert werden. Abgerundet wird der Band durch eine Kurzgeschichte von Jean Graton, Die Tore zur Hölle, die den Feuerunfall von Jacky Ickx aus eben diesem Jahr zum Thema hat. Dieser Unfall ist auch Thema des ebenfalls abgedruckten Interviews mit Jacky Ickx das Denis Lapière zur Vorbereitung auf diesen Band geführt hat.

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Mehr Dramatik als üblich

Während in sonstigen Bänden der Serie ein Fahrzeug nach einer Kollision schon mal durch die Luft fliegt oder spektakulär crasht, sind Todesopfer doch eher selten. Zwar gehören sie zur Geschichte der Formel 1, der Anstand gebietet es aber üblicherweise, sie nicht zum Gegenstand eines Comics zu machen. Hier liegt die Sache anders, denn es geht gerade darum, die Ignoranz der Veranstalter zu zeigen, die Sicherheitsvorkehrungen und präventive Maßnahmen oft aus Kostengründen ignoriert haben.

Und so ist diese Saison, für die ein Weltmeister nur posthum ausgezeichnet werden konnte, auch ein Anlass um über Selbstorganisation, Verantwortungsübernahme auf der einen, Risikobereitschaft auf der anderen zu schreiben. Dieser Spagat ist gelungen! Sowohl die „neue“, als auch die „alte“ Story sind getragen von der Berichterstattung und weit entfernt von Sensationsgier und Verachtung.

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Ein trauriges Kapitel mit positiven Auswirkungen

Die Saison war schrecklich, aber sowohl Fahrer als auch Veranstalter haben daraus gelernt. Das Spektakel, die Show müssen weitergehen, aber nicht mehr wir vorher. Diese Entwicklung wird deutlich und sie führt auch den heutigen Leser*innen noch einmal vor Augen, wie die Anfänge ausgesehen haben. Man kann dem Ganzen aber auch entnehmen, welcher psychologische Druck auf den Fahrern und ihren Beziehungen liegt. Können sich erstere noch aussuchen, ob sie dabei sein wollen oder nicht, sind Familie und Freund*innen dieser Chance beraubt.

Gerade das im Anhang abgedruckte Interview mit einem der Unfallopfer schafft die Verbindung zwischen Fiktion und Realität. Insofern vielen Dank für die Wahl dieser Ausgabe für die deutsche Fassung! Im Übrigen gibt es auch dieses Mal wieder eine limitierte Vorzugsausgabe mit Variantcover und signiertem Druck.

ExLibris VZA Michel Vaillant Legenden 3

Dazu passen ein Hit aus den 70-er Charts: Desmond Dekker mit „You can get it if you really want“ und ein Asti Spumante.

© der Abbildungen 2024 Graton Editeur, by Lapière, Dutruil | 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

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