Besuch der Moebius-Ausstellung in Brühl

MOEBIUS – Surreale Comicwelten

Wann: 15. September 2019 bis 16. Februar 2020 (montags
geschlossen) – VERLÄNGERT bis zum 29. März!!

Wo: Max Ernst Museum Brühl des LVR, Comesstraße 42/Max-Ernst-Allee 1, 50321 Brühl

Eintritt: 10,50 €, ermäßigt 6,50 €; Kinder und Jugendliche sowie am letzten Donnerstag jeden Monats Eintritt frei

Porträt Jean Giraud, 2010, Foto: Isabelle Giraud © 2019 Mœbius Production

Moebius, so das Pseudonym des Zeichners und Szenaristen Jean Henri Gaston Giraud für die Science-Fiction orientierte Hälfte seines Schaffens, wird in einer großen Ausstellung im Max-Ernst-Museum Brühl des LVR gewürdigt. Moebius ist Wegbereiter, Pionier und Meister des modernen französischen Erwachsenencomics zugleich und hat Psychologie, Architektur, (Natur-)Religionen und Avantgarde in den Comic gebracht als der große Bruch erfolgte zwischen den klassischen, religiös geprägten Magazinen Tintin und Spirou auf der einen und Pilote und Metal Hurlant auf der anderen Seite.

Die Location ist durchaus passend gewählt, war doch Max Ernst als Expressionist, Dadaist und Surrealist ebenfalls immer auf der Suche nach neuen, noch besseren Ausdrucksmöglichkeiten. Für 10,50€ können beide Ausstellungen besucht werden. Der Keller ist dabei dem jüngeren gewidmet: Eine große, etwas unterteilte Fläche ermöglicht die Präsentation von verschiedenen Aspekten des Schaffens in Originalen oder vergrößerten Abbildungen der Zeichnungen.

Die Exponate

Besonders heraus stechen die großformatigen Bilder, die mit Hilfe eines kostenlosen WLANs und einer ebenfalls kostenlosen App namens Artivive animiert werden. Diese Augmented Reality passt zu dem Science-Fiction Sujet perfekt und macht zudem Spaß. Überall stehen Betrachter*innen, die auf ihr Smartphone starren… Da sich die Sequenzen teilen lassen, haben auch die zuhause gebliebenen Freunde und Verwandten etwas von der Ausstellung – ein großes Plus!

Dabei ist die Aufteilung der einzelnen Räume sehr durchdacht; acht Themenbereiche bieten einen Einblick in die verschiedenen Themenspektren, die jeweils von einem oder zwei Zitaten begleitet werden. Sie zeigen etwa in den Bereichen „Spiritualität und Alchemie“ oder „Abstraktionen“ das Moebius mehr ist als „nur“ ein Comiczeichner und nicht nur der Subgattung der Neunten Kunst, sondern der gesamten Kunst neue Aspekte hinzugefügt hat.

In „Der doppelte Mensch“ setzt sich Giraud mit der Schizophrenie auseinander. Seiner Meinung nach ist sie ein sehr menschlicher, positiver Zustand, der hilft zu überleben. Sie werde allerdings erst dann als Schizophrenie benannt, wenn sie beginne zu entgleisen. Diese Haltung wird in den gezeigten Werken, insbesondere in der Kampfszene deutlich. Aber auch hier gilt: Ohne Katalog oder Vorwissen eigentlich unverständlich. Trotzdem ist dieser Teil für mich der beeindruckendste, vielleicht weil er soviel persönliches beinhaltet und für jede*n Betrachter*in nachvollziehbar ist.

Die Präsentation

Wie so oft in Deutschland ist die Präsentation ansonsten aber nur etwas für Profis. Wer sich mit dem Thema und dem Künstler auskennt, wird den Besuch genießen: Viele Originale hängen an den Wänden und sind auch tatsächlich aus geringer Distanz betrachtbar. Informationen oder gar eine Erklärung, warum eben dieser Moebius so berühmt geworden ist, welche Techniken, Themen oder Gedanken er in den modernen französischen/europäischen Comic eingebracht hat (oder gar, wie der Comic vorher ausgesehen hat), fehlen vollkommen und auch das eine Bild mit der Abbildung von Mike S. Blueberry erklärt nicht wirklich den Unterschied zwischen Gir und Moebius

Dazu kommt die Tatsache, dass Max Ernst zwar in Brühl geboren worden ist, wesentliche Teile seines Lebens aber in den USA und Frankreich verbracht hat. Dementsprechend sind die Texte zu seiner Ausstellung auch dreisprachig. Solche Übersetzungen der Texte des französischen Künstlers aus dem Original der Abbildungen ins Deutsche oder aber der deutschen Zitate in Englische/Französische vermisst man leider im Keller bei der Moebius gewidmeten. Auch wenn Europa immer mehr zusammenwächst, der gegenseitige Museumsbesuch außerhalb von Großstädten scheint weiterhin nicht vorgesehen zu sein.

Es werden aber einige Veranstaltungen und Führungen angeboten; das Programm ist unter der Seite des Museums abrufbar.

Das Drumherum

Wer übrigens vor oder nach dem Kunstgenuss ein Getränk oder eine Speise zu sich nehmen möchte sollte tunlichst auch bei Starkregen ein paar Schritte in Richtung Bahnhof gehen und dort einkehren! Dort ist man in der Lage, auch bei größerem Andrang schnell und freundlich qualitativ hochwertige Produkte feilzubieten.

Fazit: Die Moebius-Schau sollte man als Fan von modernem europäischem Comic auf jeden Fall gesehen haben. Die Mitnahme eines/einer Gelegenheitskonsument*in erfordert aber eine eigene hohe Erklärungs- und Vermittlungsbereitschaft oder die Investition in einen Katalog (vor dem Verlassen). Dieser ist mit fast 50€ aber nicht billig. Eine Besprechung erfolgt in Kürze.

Mœbius, Trait de génie: Giraud-Moebius, 2000, Tusche und Aquarell auf Papier, 24 x 32 cm © 2019 Mœbius Production

Dazu passen ein aktuell im Ausschank befindliches Oktoberfestbier (s.o.) und Musik von Charles Mingus.

© der Abbildungen 2019 Mœbius Production.

Fotos der Ausstellung: © 2019 Sven Krantz-Knutzen

Duggan/Garney – Savage Sword of Conan 1

Der Kult von Koga Thun

Story: Gerry Duggan
Zeichnungen: 
Ron Garney

Originaltitel: US-Savage Sword of Conan 1 – 5 (2019)

Panini Comics

Broschur | 132 Seiten | Farbe | 15,99 €
ISBN: 
978-3-7416-1381-4

Und noch eine neue Serie mit dem Barbaren aus Cimmerien, der alles war und scheinbar auch noch einige Zeit alles sein wird. Erdacht Anfang der 1930-er Jahre für ein amerikanisches Pulp-Magazin brachte es der raue Krieger schnell auf etwas über 20 Geschichten. Dann beging sein Autor Selbstmord und es wurde ruhig. Zu Beginn der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurde der Krieger wieder entdeckt; Filme, TV-Auftritte, neue Bücher und Comic-Adaptionen kamen in großer Zahl auf den Markt und wieder wurde es ruhig um den Helden als ob er eine Pause zur Regeneration gebraucht hätte.

Nun geht es wieder Schlag auf Schlag mit den europäischen Adaptionen von Originalen aus der Feder Robert E. Howards, der im letzten Monat auf Deutsch neu gestarteten Serie Conan der Barbar und den noch kommenden Specials unter dem Titel Age of Conan sowie dem traditionsreichen Titel Savage Sword of Conan.

Die Geschichte

Der Reihentitel deutet es schon an; hier geht es um grausame, wilde Schlachten. Die diplomatischen Fähigkeiten werden im Zweifel eher andernorts beschrieben…

Während einer Schifffahrt überlebt Conan als einziger seiner Besatzung und wird von einem Freibeuter an Bord genommen. Sollte er überleben und daher an Land verkaufsfähig sein, wird einem anderen Gefangenen eine Belohnung versprochen. Tatsächlich päppelt der Sklave Conan wieder auf der jedoch keinesfalls bereit ist, verkauft zu werden und so singt das Schwert erstmalig. Dabei nimmt Conan ein kleines Schatzkästchen an sich. Die beiden Gefährten wider Willen schaffen es an Land und geraten dort schnell in einen Dungeon. Der Schatz in Conans Besitz scheint für einen bösen Zauberer sehr wichtig zu sein (Ja, natürlich geht es um Weltherrschaftspläne. Insofern ähneln sich James Bond und Conan mehr als vielen bewusst ist und auch der Wert der technischen Gadgets für den Ablauf ist gar nicht so unterschiedlich) und so kommt es zu vielen weiteren Situationen wo das Schwert und sein Kämpfer zeigen müssen, was sie so drauf haben.

Um eine Conan-Story „richtig“ zu machen gehören natürlich noch weitere Ingredienzien dazu: eine schöne Frau, gerne etwas undurchsichtig und mindestens halb-böse, sowie böse Magie. Beides kommt natürlich auch im Kult von Koga Thun nicht zu kurz!

Die Umsetzung

Marvel hat diese klassische Reihe 2019 erneut auf den Markt geworfen und Panini bringt die Stories jeweils in Sammelbänden heraus. Dieser erste Band umfasst die ersten fünf Hefte und wie gewohnt auch ein paar Abbildungen der regulären und Variant-Cover.

Gerry Duggan ist kein Unbekannter; unter anderem hat er sich als Autor von Deadpool verdient gemacht und er nutzt die Möglichkeit einer langen Storyline geschickt aus. Die Cliffhanger sind groß genug für das monatliche Publikum und gering genug für die Leser*innen des Paperbacks, die Geschichte kann sich über mehrere Orte langsam entfalten und hat somit genügend Details, die bei 22 Seiten natürlich wegfallen würden. Sie ist aber auch nicht zu lang.

Auch Ron Garney hat schon viele amerikanische Comics gezeichnet und sich auch schon als Kostümdesigner im Filmbereich verdingt. Sein Conan hat eine wenig zu viele Muskeln, sieht aber auch nicht aus wie ein künstlich aufgepumpter Berg. Die Bewegungsabläufe der Kämpfe, die Visionen und die gedrückte Atmosphäre im Dungeon gelingen ihm gut und auch der Seitenaufbau ist sehr flexibel.

Insgesamt also ein gelungener Start der neuen Reihe mit (in diesem Setting) glaubwürdiger Story, würdigen Gegnern und guten Artwork. Hübsch ist im Übrigen auch der Buchrücken mit dem Schwert als Rahmen für die Bandzählung! Gut ebenfalls, dass alle aktuellen Marvel-Reihen von außen im Regal gleich aus sehen.

Dazu passen eine Dose Faxe Danish Extra Strong und wütender Garagebeat von The Courettes, ebenfalls aus Dänemark!

© der Abbildungen 2019 Conan Properties international LLC c/o Panini Verlag GmbH

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