Gesamtausgabe 1: 1957 – 1960
Story: René Goscinny
Zeichnungen: Dino Attanasio
Originaltitel: Spaghetti Intégrale Volume 1
Hardcover | 176 Seiten | Farbe | 39,80 € |
ISBN: 978-3-96804-088-2
Der All Verlag hat sich zu einer festen Größe für sogenannte Klassiker gemausert! Die geneigten Leser*innen finden hier nicht nur Gesamtausgaben vieler Serien, die in Deutschland mit dem ZACK aus Koralle-Zeiten verbunden werden. Auch andere Schätze aus den Archiven des Journal de Tintin wie Valentin oder eben Spaghetti sowie Strips wie Hägar finden hier ein angemessenes Umfeld.
Ein Italiener auf der Suche
Die Figur des Signor Spaghetti könnte fast ein wenig autobiographische Züge tragen, war Dino Attanasio doch ein Italiener, der nach Belgien ausgewandert war, ein Wirtschaftsflüchtling sozusagen. Und tatsächlich ist auch der Held immer auf der Suche. Was erinnert mehr an die ferne Heimat als die Küche? Und so heißen nicht nur der Held, sondern auch wichtige Mitstreiter nach italienischen Esswaren: Der Vetter Prosciutto, der Garagenbesitzer Ossobouco. Und es gibt noch ein ganz wesentliches, überlebenswichtiges Element, die Arbeit. Leider ist der Held zwar motiviert und auch bereit, das Beste zu geben. Das Resultat seiner Bemühungen ist aber meistens sehr weit von den Erwartungen seiner jeweiligen Arbeitgeber entfernt und am Ende steht der kleine Mann wieder ohne Beschäftigung da.
Die Anfänge dieser Kapriolen sind Kurzgeschichten. Da die Leser*innen die Bemühungen offensichtlich gut fanden, wurde das Konzept ausgeweitet auf 30-seitige Abenteuer, die sogar eine Albenveröffentlichung erfuhren. In Spaghetti und der rote Smaragd wird der Held als Testkandidat missbraucht. Ein besonderer Stein soll angeblich Unglück bringen und Spaghetti wird auserkoren, den Smaragd für 30 Tage mit sich zu führen. Tatsächlich brennen Goscinny und Attanasio ein Feuerwerk an Unglaublichkeiten ab.
Die erstaunliche Kreuzfahrt des Signor Spaghetti beginnt mit dem krankheitsbedingten Stimmverlust des Helden, der ihn in die Mitte eines Gangsterklamauk wirft. Ähnlich wie in den damaligen Fernsehklamotten greifen Situationskomik, Verwirrspiele und wilde Wechsel der Machtverteilung ineinander über. Das abschließende Spaghetti und die Ölgemälde ist eine Verkettung von Zufällen, die zu einem immer schneller werdenden Strudel an Folgewirkungen führt. Mehr zu Spaghetti und seiner aktuellen „Wiederbelebung“ im StripGlossy 13.
Die Klare Linie
Dino Attanasio präsentiert seinen Signor Spaghetti zunächst mal vierfarbig mal im Geld-sparenden zweifarbigen Look der damaligen Zeit. Das Integral präsentiert die Seiten auch ohne Nachkolorierung und erhöht dadurch nochmals den Nostalgiefaktor. Und tatsächlich sehen die aktuellen Seiten etwas moderner aus. Dies bedeutet aber keinesfalls, dass hier verstaubte Ware präsentiert würde!
Das Ambiente ist naturgemäß das vom Ende der 50-er Jahre. Architektur, Kleidung und Mode werden offener, freier und der „Muff“ verschwindet. Insofern ist Spaghetti bereits eine moderne Serie, auch wenn der Held im Anzug mit Fliege rumläuft. Die Zeichnungen entsprechen dem, was man damals in Tintin erwarten durfte und haben daher eine große Fanriege und Szenarios von Goscinny sind schließlich nicht die Schlechtesten.
Eine schöne Ergänzung der Sammlung
Fans des klassischen frankobelgischen Comics können mit dieser Gesamtausgabe nichts falsch machen! Sowohl Zeichner als auch Autor gehören zu den Meistern ihres Fachs und der slappstick-artige Humor ist immerhin so gut, dass die Serie auch heute noch fortgesetzt wird! Die Aufmachung mit redaktioneller Einleitung von Jaques Pessis, vielen zusätzlichen Fotos und Illustrationen und dem Hardcover tut ihr Übriges! Wer möchte kann sich auch die limitierte Vorzugsausgabe mit Ex Libris zulegen.
Dazu passen The Jam, nicht ganz so alt aber ebenfalls auch heute noch gut zu genießen, und ein Aperol Spritz.
© der Abbildungen 2022 Attanasio / Goscinny / Uitgeverij Personalia / All Verlag
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