Oesterheld/Pratt – Sgt. Kirk 1

Erste Epoche

Story: Héctor Oesterheld

Zeichnungen: Hugo Pratt
Originaltitel:
 Sargento Kirk; Misterix 225 – 227, 228 – 239, 241 – 242, 244 – 254, 257 – 260, 261 – 265

schreiber & leser

Hardcover | 208 Seiten | s/w | 32,80 €
ISBN: 
978-3-96582-204-7

Cover Sgt. Kirk 1

Das vielfältige Werk von Hugo Pratt wird erst langsam auch auf dem deutschen Markt verfügbar gemacht. Während es lang Zeit nur um seine wohl bekannteste Serie Corto Maltese ging, verlegt sein deutscher Stammverlag mittlerweile auch andere Werke. Teilweise – wie etwa Cato Zulu – waren diese schon mal erschienen, teilweise handelt es sich um Erstveröffentlichungen. Sgt. Kirk umfasst rund 10.000 Panel und erscheint komplett in 5 Sammelbänden.

Ein Offizier als Renegat

Sgt. Kirk ist ein klassischer Western; der Titelheld ist Offizier bei der 7. US-Kavallerie, also der Truppe, die am häufigsten in Kämpfe mit den First Nations, den amerikanischen Ureinwohner*innen, verstrickt war. Zunächst ist er auch ein normaler Vertreter dieser Klasse und befehligt einen Einsatz, der zu der Vernichtung einer ganzen indianischen Siedlung führt. Dabei wurden sowohl Männer als auch Frauen und Kinder bestialisch ermordet. Im Folgenden führt diese Aktion dazu, dass Kirk beginnt, sich Fragen zu stellen.

Bei einem Einsatz nimmt Kirk einen Häuptling gefangen und liefert ihn im Fort ab. Als er jedoch in der Folge von seinen Vorgesetzten von weiteren Strafexpeditionen und Vernichtungsfantasien hört, beschließt er zu desertieren. Im weiteren Verlauf schließt er sich dem Stamm der Tchatooga an und muss mehrfach seine Tapferkeit und Loyalität unter Beweis stellen. Während es zunächst um Konflikte zwischen unterschiedlichen Stämmen geht, kommt alsbald das verdammte Gold hinzu. Aufgrund ihrer Gier beschließen Weiße, die gültigen Verträge zu ignorieren und wollen die Stämme von ihrem Gebiet vertreiben oder besser gleich alle töten. Nun muss Kirk auch gegen sein altes Volk kämpfen.

Sgt. Kirk 1 page 25

Die von Héctor Oesterheld geschriebenen Szenarien sind zwar beeinflusst von den bekannten Westernfilmen und Settings, nehmen aber schon zu Beginn der 50-er Jahre eine sich im Allgemeinen erst viel später durchsetzende Sichtweise ein: Das Leben der First Nations wird nicht überhöht (Stichwort: der „edle Wilde“) sondern vorurteilsfrei beschrieben und die Gier der weißen Verbrecher mit und ohne Uniform ist ebenfalls eine persönliche Eigenschaft, die nicht rassistisch begründet wird. Vielmehr sind hier philosophische Kategorien entscheidend.

Von Cannif beeinflusste Zeichnungen

Hugo Pratt musste für diese Serie teilweise mehr als 100 Panel pro Tag zeichnen! Sie waren ursprünglich für ein Querformat angelegt und wurden erst später für die Veröffentlichung in dem italienischen Magazin Sgt. Kirk auf das hier verwendete Hochformat ummontiert. Trotz des immensen Outputs an Bildern sind die einzelnen Zeichnungen alle durchdacht und von überdurchschnittlicher Qualität.

Sgt. Kirk 1 page 26

Man merkt, dass sich Pratt ursprünglich an Milton Cannif orientiert hat. Seine Zeichnungen können aber über eine längere Strecke erzählen, da sie nicht als Zeitungsstrips in extrem kleinen Häppchen funktionieren müssen. Und so sind nicht nur einzelne Handlungselemente Filmen sehr ähnlich, auch ihre Darstellung ist davon beeinflusst.

Endlich!

Es gibt eine ganze Reihe an hochkarätigen europäischen Western, die versuchen ein differenzierteres Bild der Armee (Blueberry) oder der First Nations (Ahnen der Mescaleros, Buddy Longway, Jerry Spring) zu zeichnen. Sgt. Kirk sieht das Ganze noch mal mit einem ganz anderen, argentinischen Blick. Der Autor, Héctor Oesterheld, ist einer der von der rechtsgerichteten Diktatur aufgrund seines Einflusses Ermordeten. Umso wichtiger ist es zu verstehen, welche freiheitlichen Ideen hier verarbeitet worden sind.

Logo Sgt. Kirk

Die Serie startet mit einem Einzelkämpfer doch am Ende dieses ersten Bandes hat sich ein Quartett für die weiteren Abenteuer gefunden. Band zwei ist bereits für Februar 2026 angekündigt. Meiner Meinung nach sollte die Serie in keiner ernstzunehmenden Western-Sammlung fehlen! Zudem wird im Anhang auf einige historische Details näher eingegangen.

Dazu Johnny Cash & Joe Strummer mit “Redemption Song“und ein Frontier Whiskey.

© der Abbildungen 1953, Cong S.A., Schweiz | 1953 Hoirie Oesterheld | 2025 Verlag Schreiber & Leser, Hamburg

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