Vance/Albert – Bruno Brazil 2

Kommando Kaiman

Story: Louis Albert (Greg) 
Zeichnungen: William Vance

Originaltitel: Commando Caiman

All Verlag

Hardcover | 68 Seiten | Farbe | 15,80 € | 
ISBN: 978-3-946522-52-2

Auch der zweite Band der Abenteuer von Bruno Brazil aus der Feder von Louis Albert (d. i. Greg), gezeichnet von William Vance, ist bereits erschienen. War der weißhaarige Held in den Kurzgeschichten und im ersten Abenteuer noch solo als Geheimagent im Stile eines James Bond unterwegs, hat die Serie nun zu ihrer wahren Ausrichtung gefunden und präsentiert sich als knallharte Action.  Wer einen Vergleich der Wandlung möchte, kann sich den Wechsel in etwa von Bonanza zu einem Italo-Western vorstellen. Mit dieser neuen Ausrichtung schaffte die Serie endgültig den Sprung zu den beliebtesten Serien sowohl in Tintin als auch später im ZACK des Koralle-Verlages. Sowohl das ZACK als auch die spätere Albenveröffentlichung im Carlsen-Verlag startete dann auch aus Marketingerwägungen mit dieser zweiten Folge.

Die Story

In Fernsehprogrammen tauchen weltweit plötzlich Einblendungen auf, die von einer Piratenstation zu kommen scheinen. Geheimdienste befürchten, dass diese Sequenzen zur Manipulation der Zuschauer*innen geeignet sein könnten, und planen, den Störsender zu beseitigen. Immerhin ist auch der ungefähre Standort im Dschungel bekannt, eine Operation scheint aber sehr gefährlich. Also muss der beste Mann des Geheimdienstes, eben Bruno Brazil ran, der zur Bedingung erklärt, sein eigenes Team zusammenstellen zu dürfen.

Im Folgenden werden die einzelnen Teammitglieder vorgestellt, die zwar alle eine militärische Vergangenheit haben, in der Zwischenzeit aber bestenfalls im Zirkus, im schlechtesten Fall aber im Knast gelandet sind. Nach einer kurzen aber intensiven Trainingseinheit geht es los und schon vor dem wirklichen Beginn scheint der erste Kandidat, Gaucho Morales, aus dem Team zu fallen. Auch Brunos kleiner Bruder Billy steht im Mittelpunkt, denn er ist sich nicht sicher, ob er wirklich schon gut genug ist und leidet unter Komplexen.

Auf dem Gelände des Piratensenders kommt es zu einer harten Auseinandersetzung zwischen dem „Kommando Kaiman“, also der Spezialeinheit, und den Gangstern. Wer im ersten Band noch geglaubt hatte, dass Gewaltszenen nur angedeutet werden würden, wird hier eines anderen belehrt. Obwohl mit heutigen Augen betrachtet relativ harmlos, stellte die Serie (ähnlich einer anderen wohlbekannten Serie von Greg namens Comanche) eine neue Qualität für das früher eher betuliche Comic-Heft Tintin/Kuifje dar. Dazu kommt der harte Zeichenstil von Vance, der den einen oder anderen tapferen Pfandfinder unter den Leser*innen deutlich erschreckt haben dürfte.

Trotz aller Gewalt steht diese aber nicht als Selbstzweck im Raum, sondern versucht den Alltag dieser Sondereinsatztruppe darzustellen und damit auch die Bedrohung durch eine neue Art von Feind abzubilden. Der kalte Krieg ist in höchsten Zügen, das Feindbild des bösen Kommunisten in Europa aber schon nicht mehr vermittelbar und so müssen modernere Gegner geschaffen werden.

Die Umsetzung

Wie bereits erwähnt, hat William Vance mit diesem Album seinen harten Strich gefunden. Schraffuren schaffen Kontraste im Vordergrund und der Hintergrund wird oft nur durch die Kolorierung akzentuiert. Die Bildausschnitte wirken oft wie von einer begleitenden Kamera, die Schnitte sind teilweise schnell und von Perspektivwechseln begleitet. Das Grundraster der Seite bleibt aber zunächst traditionell im vierreihigen Layout mit gezielten Überspannungen in Actionszenen. Die Details der Menschen sind nur in Nahaufnahmen ausgearbeitet, mit zunehmender Distanz verschwinden die Genauigkeiten und werden durch Linien ersetzt, die nur noch Emotionen erkennen lassen.

Der moderne Stil kam nicht nur damals gut an und so ist die Serie auch so viele Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung (die letzte Folge erschien im Tintin 29/69 heute vor genau 50 Jahren) immer noch ein Erfolg. Wie gut, dass die Generation ZACK mittlerweile genügend Geld hat, um alle ihre Jugenderinnerungen wieder neu zu erstehen. Der All-Verlag hat aber auch eine mustergültige Hardcover-Ausgabe vorgelegt und der editorielle Begleittext von Bernd Weckwert tut sein Übriges. Wie schon im ersten Band werden darüber hinaus viele Originalcover und Zeichnungen sowie Fotos präsentiert.

Ausschnitt aus dem Ex Libris der limitierten Vorzugsausgabe

Der All-Verlag setzt dabei auch seine Verkaufspolitik fort, limitierte Vorzugsausgaben anzubieten. Neben einem Schutzumschlag gehört dazu ein drucksigniertes Ex-Libris in einer Auflage von 111 Exemplaren!

In Fernsehkrimis gehen die Held*innen oft am Ende der Episode in eine nette Bar um etwas zu trinken. Zu diesem Comic passt das nicht wirklich und so könnte es eher ein nicht zu edler Whisky aus dem Flachmann im Wartebereich eines improvisierten Lazaretts sein; es passt dazu also ein typischer Whisky für Film-Agenten: Black & White. Musikalisch könnt ihr euch von eher anstrengen Klängen begleiten lassen: Die frühen Black Sabbath nehmen das Feeling ganz gut auf.

© der Abbildungen 2019 All-Verlag

Paape/Greg – Luc Orient 3

Luc Orient Band 3 – Der Tyrann von Terango

Story: Greg (Michel Regnier)
Zeichnungen: Eddy Paape

Originaltitel: Le maître de Térango

All Verlag

Hardcover | 68 Seiten | Farbe | 15,80 € |

ISBN: 978-3-946522-54-6

Diese Geschichte ist Bestandteil eines Meilensteins der deutschen Comic-Geschichte, war sie doch Teil der Ausgabe 17/1972 von ZACK, dem neuen Comic-Magazin aus dem Koralle-Verlag, das ein paar Jahre lang europäische Maßstäbe setzen sollte und eine ganze Generation geprägt hat.

Die Story

Auch wenn niemand wirklich erklären kann, warum man dort mit der dritten Folge eines fünfteiligen Abenteuers startete, man tat es und damit begann eine bis heute andauernde Erfolgsgeschichte dieser Science-Fiction Serie aus der Feder von Greg und mit den Zeichnungen von Eddy Paape. Der All-Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Klassiker wieder aufzulegen und dabei ein neues, der Originalhandschrift von Paape nachempfundenes Lettering zu verwenden. Mehr Infos in den Besprechungen zu Teil 1 und 2. Gleichzeitig erscheint im Übrigen mit Bruno Brazil auch eine weitere klassische Serie von Greg im All-Verlag und die Gesamtausgabe von Andy Morgan bei Carlsen ist gerade komplett.

Nachdem die Überlebenden der Expedition von Terango mit Hilfe von Luc Orient und seinen Freunden von Eurocristal die Erde wieder verlassen konnten, sitzen die Held*innen zeitgemäß trinkend und rauchend zusammen. Während Luc Nachschub holt, wird er von Lec-Hoj angesprochen, der mit seiner Besatzung bereits zurück auf der Erde ist. Auf Terango hat es während der lange andauernden Abwesenheit einen Putsch gegeben und der neue Herrscher Sectan will die Erde und weitere Planeten überfallen und unterjochen. Die Rebellen sind unterlegen und brauchen dringend Hilfe von außen, zumal sie hoffen, dass die Erdbewohner taktische Ideen haben werden, die von Sectan nicht antizipiert werden können.

Auf dem Flug nach Terango werden Toba und Dr. Kala erfolgreich einer Operation unterzogen, die sie die Terangische Atmosphäre atmen lässt. Bei Luc und Lora klappt das (natürlich) nicht reibungslos, so dass sich bereits im ersten Drittel ein großer Spannungsbogen auftut, denn die Landung bleibt nicht unbemerkt und der Krankentransport muss unter großen Schwierigkeiten stattfinden.

Im weiteren Verlauf der Handlung spielt Greg virtuos mit bekannten Invasionsthematiken, die aber alle spiegelverkehrt sind, da sich hier die Menschen als Aliens auf einer anderen Welt aufhalten und damit das Überraschungsmoment darstellen.

Die Umsetzung

Paape darf bei seinen Zeichnungen aus dem Vollen schöpfen. War er in den ersten beiden Bänden noch in gewisser Weise an die terrane Fauna und Flora gebunden, ist er jetzt schrankenlos und kann der Fantasie folgen. Aber auch die Actionszenen und die technischen Darstellungen sind extrem gut gelungen und stellen vor allem die Filmkunst der damaligen Zeit (Ende der 60-er Jahre) komplett in den Schatten. Heutzutage kann man sich das nach dem Siegeszug der CGI-Technik kaum noch vorstellen, aber damals bestanden Kulissen noch aus Pappmache. Umso spektakulärer waren die Möglichkeiten des Comics.

In einigen Teilen dieser Serie sind Handlungsanteile durchaus verteilt; hier allerdings ist alles auf den blonden Helden abgestellt. Lora und Dr. Kala sind genauso Staffage wie die Freunde und Feinde aus Terango. Allein Toba darf Teile des Ruhms auf sich vereinen. Schon bald wird sich das aber wieder geben und deshalb sei das hier auch nur als marginale Kritik (und zwar hauptsächlich am damaligen Zeitgeist) vermerkt. Greg kann es besser.

Sagte ich es schon? Wer die Serie nicht schon als EHAPA-Gesamtausgabe im Regal hat und entweder der Generation ZACK angehört oder ein Faible für gut gemachte Science Fiction oder Abenteuergeschichten hat, sollte zuschlagen. Wer sich für alte TinTin-Geschichten und die Geschichte drumherum interessiert, ebenfalls, denn Volker Hamann berichtet – wie immer reich illustriert – wissenswertes über Eddy Paape und die damalige Zeit, und außerdem gibt es in deutscher Erstveröffentlichung den dritten Teil des Werbecomics von Valfruit! Und wer ein Sammelobjekt haben möchte, sei auf die limitierte Vorzugsausgabe verwiesen.

Dazu passen Jeff Wayne’s War of the World und ein Glas Pampelmusensaft!

© der Abbildungen 2019 All-Verlag, Wipperfürth

Vance/Albert – Bruno Brazil 1

Der Hai, der zweimal starb

Story: Louis Albert (Greg) 
Zeichnungen: William Vance

Originaltitel: Le requin qui mourut deux fois

All Verlag

Hardcover | 68 Seiten | Farbe | 15,80 € | 
ISBN: 978-3-946522-50-8

Zurzeit erfreuen sich Serien nach einem Szenario von Greg hoher Beliebtheit; nun ist auch der Geheimagent Bruno Brazil zurück.

Der Hintergrund

Bruno gehörte mit zu den Serien, die die Operation Kanonenschuss zu Neuausrichtung von Tintin/Kuifje von der ersten Sekunde an begleitet haben. Das Magazin war in Schieflage geraten, wurde als altbacken wahrgenommen und traf nicht mehr den Zeitgeist der jugendlichen Leser. Michel Regnier, so der bürgerliche Name von Greg, wurde beauftragt, das Heft zu modernisieren und die Chefredaktion zu übernehmen. Er startete mit gleich vier Serien aus seiner Feder (unter anderem Luc Orient, der ebenfalls im All-Verlag erneut veröffentlicht wird) und entschied sich, eine davon unter einem weiteren Pseudonym zu veröffentlichen: Louis Albert! Das Los – so geht die Geschichte – fiel auf Bruno Brazil.

William Vance, der auserkorene Zeichner, hatte sich schon erste Sporen verdient, sollte aber mit dem weißhaarigen Geheimagenten richtig durchstarten. Was anfänglich noch mit einigen Kurzgeschichten (die später mit einer Rahmenhandlung versehen worden sind und mit Band 11 den Abschluss der Reihe bilden werden) begonnen hatte, durfte mit Dem Hai, der zweimal starb ein erstes langes Abenteuer durchleben. Schon im zweiten Band (Rezension folgt in Kürze) sollte der James Bond-Verschnitt ein Team bekommen und den Geheimagentencomic zu neuer Blüte führen.

In Deutschland wurden die Geschichten zunächst im Koralle-ZACK abgedruckt. Dem folgte eine kurze Zeit bei Bastei bevor der Carlsen-Verlag eine erste komplette Ausgabe verlegte. Vor ein paar Jahren erschien dann bei EHAPA eine Integral-Ausgabe, die ebenfalls nicht mehr lieferbar ist. Nun also wieder einzelne Bände, allerdings erstmals in größerem Format und als Hardcover bei dem rührigen All-Verlag, der nicht nur eine großartige Druckqualität auf Superpapier bietet, sondern auch noch einen redaktionellen Teil von Bernd Weckwert. Dort sind nicht nur Hintergründe erläutert, sondern auch viele Illustrationen integriert aus der wechselvollen Geschichte des Helden. Zu guter Letzt wird dort auch auf die Änderungen am Text in der ersten ZACK-Veröffentlichung, in der aus einem Nazi-Schergen ein Mafioso wurde.

Die Geschichte

Alles beginnt rasant: Gleich das erste Panel stellt einen Verkehrsunfall dar, bei dem nicht nur drei Tote zu beklagen sind; ein Mann wird schwerverletzt in ein Krankenhaus eingeliefert und ruft sofort den Geheimdienst auf den Plan, handelt es sich doch um einen untergetauchten Alt-Nazi. Wäre das nicht schon Grund genug um Aufregung zu verursachen, wird er zusätzlich mit einem ebenfalls verschwundenen U-Boot in Verbindung gebracht, das einen großen Goldschatz transportiert haben soll. Natürlich vermutet Colonel L (sic!), dass Kurt Schellenburg den Ort kennt und setzt seinen besten Mann, eben Bruno Brazil, auf den Fall an.

Alles beginnt rasant: Gleich das erste Panel stellt einen Verkehrsunfall dar, bei dem nicht nur drei Tote zu beklagen sind; ein Mann wird schwerverletzt in ein Krankenhaus eingeliefert und ruft sofort den Geheimdienst auf den Plan, handelt es sich doch um einen untergetauchten Alt-Nazi. Wäre das nicht schon Grund genug um Aufregung zu verursachen, wird er zusätzlich mit einem ebenfalls verschwundenen U-Boot in Verbindung gebracht, das einen großen Goldschatz transportiert haben soll. Natürlich vermutet Colonel L (sic!), dass Kurt Schellenburg den Ort kennt und setzt seinen besten Mann, eben Bruno Brazil, auf den Fall an.

In bester 60-er Jahre Geheimagentenmanier gibt es in der Folge Schießereien, Entführungen Tote und Verfolgungsjagden. Natürlich gibt es auch eine hübsche Agentin, die entführt wird und gerettet werden muss und mehr oder weniger tumbe Gegenspieler. Der größte Teil der Handlung findet in einem fiktiven mittelamerikanischen Land statt, so dass Vance auch seine Fähigkeiten in der Landschaftsdarstellung ausspielen kann! Grandiose Bilder wechseln sich mit rasanten Actionszenen ab und beweisen schon im ersten Band die Klasse dieser Serie.

Auch Storytechnisch bietet der Hai alles, was Leser*+innen sich von einer Geheimagentenstory wünschen können: unerwartete Fallen, schier ausweglose Situationen und eine (halbwegs) logische Auflösung. Zum Schluss sei noch erwähnt, dass auch diese Geschichte in das Konzept von Tintin passt: Sie ist zwar für ein älteres Publikum geschrieben und enthält deutlich mehr Gewalt als damals üblich, am Schluss beweist sich aber in mehrfacher Hinsicht, dass das Böse nicht gewinnen kann.

In der Flut der Neuveröffentlichungen der Klassiker aus der alten ZACK-Zeit ist sicherlich nicht alles Wert, gesammelt, vor allem aber erneut gelesen zu werden. Die Abenteuer von Bruno Brazil, vor allem die mit dem Kommando Kaiman, gehören aber auf jeden Fall dazu. Sie atmen einerseits natürlich den Geruch des Vergangenen aus. Heutzutage sind Kommunikationsmittel und Skrupellosigkeit viel weiter als damals und gleichzeitig Unwissenheit und Unschuld viel geringer. Vom Prinzip sind die Geschichten aber immer noch möglich und vor allem ist die frauenrolle in dieser Serie ihrer Zeit in den späteren Bänden weit voraus. Wer die Serie nicht schon als Integral im Regal stehen hat, kann unbedenklich zuschlagen und dabei die exzellenten Zusatzinformationen genießen.

Ausschnitt aus dem Ex Libris der VZA

Es gibt im Übrigen auch eine auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit einem drucksignierten Ex Libris. Und auch auf neue Abenteuer dürfen wir uns freuen denn die Serie wird fortgesetzt und die neuen Abenteuer werden ebenfalls im Kürze beim All-Verlag erscheinen.

Dazu passen Cocktails und Beat etwa von den Small Faces oder den ostdeutschen Sputniks.

© der Abbildungen 2019 All-Verlag

Paape/Greg – Luc Orient 2

Luc Orient Band 2 – Die gefrorenen Sonnen

Story: Greg (Michel Regnier)
Zeichnungen: Eddy Paape

Originaltitel: Les soleils de glace

All Verlag

Hardcover | 68 Seiten | Farbe | 15,80 € |

ISBN: 978-3-946522-42-3

cover Luc Orient 2

Auch der zweite Band der neuen Werkausgabe von Luc Orient von Edouard Paape und Greg aus dem All-Verlag ist bereits erschienen. Wie schon Teil 1 enthält die Neuausgabe wieder 16 redaktionelle Seiten mit Informationen, Illustrationen und Cover-Abbildungen. Natürlich fehlen auch die editorischen Notizen zu den bisherigen Veröffentlichungen dieser Geschichte nicht.

Ein besonderes Schmankerl stellt der fortgeführte Abdruck des Werbecomics aus den 70-er Jahren über Val, den Eroberer des Weltraums dar. Dieser 17-seitige Werbecomic für Valfruit-Fruchtsäfte von Eddy Paape und Yves Duval ist ebenfalls Science-Fiction und stilistisch sehr stark an Luc Orient angelehnt. Natürlich handelt es sich dabei um eine deutsche Erstveröffentlichung. Jeder Band wird eine neue Seite enthalten.

Luc Orient 2 page 38

Volker Hamann legt in seinem begleitenden Beitrag dieses Mal den Schwerpunkt auf den Zeichner von Luc Orient, das historische Vorbild Flash Gordon und die für die niederländische Magazin-Ausgabe in Pep angefertigten Cover von Hanns G. Kresse. Diese Beiträge gehen sowohl tiefer als auch mehr in die Breite als die etwas kurzen Texte in den Ehapa-Integralen.

Für die möglichst originalgetreue Widergabe hat der All-Verlag übrigens die Originalschrift von Paape digitalisiert und für das Lettering verwendet. Die Farben sind ebenfalls restauriert worden. Es hat sich gelohnt!

Inhaltlich nimmt die Story Fahrt auf. Mussten im ersten Band zunächst noch die Akteure und das generelle Setting vorgestellt werden, können Greg und Paape hier voll in die Handlung einsteigen.

Detail Luc Orient 2

Das Tal von Sher-Dahng beherbergt eine seltsame und nicht ungefährliche Vegetation, die im Gegensatz zum Liger (Kreuzung aus Löwe und Tiger) im letzten Band nicht allein mit Mutationen zu erklären ist. Als die Gefährten feststellen müssen, dass Lora scheinbar entführt wurde, machen sich Kala, Toba und Luc zusammen mit zwei Einheimischen an die Verfolgung. Nach einer dramatischen Floßfahrt können sie sich in eine Grotte retten. Hier kommt es zum Kontakt mit zwei Außerirdischen, der trotz einiger Missverständnisse nicht zur gegenseitigen Vernichtung führt. Glücklicherweise hilft die Droge (aus Band 1) universell bei der Verständigung und unsere Helden erfahren das Geheimnis von den notgelandeten Raumschiffen, die als Drei Sonnen in die Legenden eingegangen sind. Eine Besatzung liegt aber aufgrund eines technischen Versagens noch in einem katatonischen Zustand, der die langen interstellaren Reisen erst ermöglicht.

Wird Kala die fremde Technologie und Physiologie soweit verstehen, dass er sie retten kann? Und: Was machen Argos, Toro und Rowney? Argos wird definitiv nicht aufgeben und die von ihm vermuteten Erkenntnisse für seine persönliche Machtergreifung nutzen wollen.

Detail Luc Orient 2

Die Handlung ist ein spannender Plot, der auch beim wiederholten Lesen noch Spaß macht und in keinster Weise zeitgebunden ist. Obwohl der Text seine 50 Jahre auf dem Buckel hat, könnte er problemlos sofort in die Netflix-/Amazon-Verfilmung gehen. Auch das Dekors von Paape ist zwar ein wenig in der damaligen Zeit verfangen was „Moderne“ angeht, keinesfalls aber so stark, dass man ihm sein Alter ansehen würde. Der Zeichenstil als solches ist dagegen heute nicht mehr en vogue da nicht computerkoloriert. Für mich schadet das nicht!

Von diesem Band ist – wie übrigens auch von jedem der noch erscheinenden Bände – eine auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit nummeriertem Ex Libris erhältlich.

Dazu passen Orchestral Manoeuvres in the Dark und Singapore Sling!

© der Abbildungen 2019 All-Verlag, Wipperfürth

Paape/Greg: Luc Orient 1

Luc Orient Band 1 – Die Feuerdrachen

Story: Greg (Michel Regnier)
Zeichnungen: Eddy Paape

Originaltitel: Les Dragons de Feu

All Verlag

Hardcover | 68 Seiten | Farbe | 15,80 € |

ISBN: 978-3-946522-40-9

Cover Luc Orient 1

Der blonde, muskulöse Wissenschaftler und Abenteurer Luc Orient ist zurück. Sieben Jahre nach dem Erscheinen der mittlerweile vergriffenen Integral-Ausgabe bei Ehapa startet der All-Verlag eine Neuausgabe der Serie in 18 großformatigen Einzelbänden. Die Science-Fiction-Serie von Greg und Paape war eine der Hauptsäulen des klassischen ZACK und hat auch nach über 50 Jahren noch ihre Reize!

War der die ersten fünf Teile umfassende Zyklus noch stark von Flash Gordon beeinflusst, sollte sich die Serie im Laufe der Zeit zu einer der bekanntesten und bedeutendsten frankobelgischen Science-Fiction-Serien entwickeln und die fast schon verschwundene Gattung zu neuer Blüte führen. Sie gehörte zu den ersten Serien die Greg nach seiner Übernahme der Chefredaktion von Tintin bzw. Kuifje in der „operation voltreffer“ startete und bewirkte einen stetigen Anstieg der Verkaufszahlen des Magazins.

Detail Luc Orient 1

Die Feuerdrachen ist erstmals 1967 im Magazin Tintin bzw. Kuifje veröffentlicht worden und begeisterte das deutsche Publikum bereits 1973 auf den Seiten des ZACK. Im Vergleich zu den bisherigen Ausgaben bei Bastei, Carlsen oder Ehapa ist die aktuelle aus dem All-Verlag aber bei weitem die Schönste! Dazu tragen nicht nur das größere Seitenformat sondern auch der handwerklich schöne Hardcovereinband mit dem grafisch ansprechenden Reihenlayout bei. Zusätzlich hat jeder Band noch einen ausführlichen redaktionellen Teil mit einem Text von Volker Hamann und einer großen Anzahl von zusätzlichem Bildmaterial. Als Gimmick gibt es in deutscher Erstveröffentlichung über die Reihe verteilt einen 17-teiligen Werbecomic von Eddy Paape aus den 70-er Jahren mit Val Sparkling.

Es ist übrigens auch eine auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit nummeriertem ExLibris erschienen.

Kurz zum Inhalt der Geschichte: in einem abgelegenen Teil des Dschungels findet einer der ausgesandten Männer endlich ein unbekanntes Metall, das die Sagen über die drei Sonnen und den Feuerdrachen zu bestätigen scheint. Der Expeditionsleiter möchte das Material sofort Hugo Kala, dem Leiter des Labors „Eurocristall“ überbringen, stirbt aber kurz nach der Landung aufgrund der radioaktiven Strahlung. Kala, sein Mitarbeiter Luc Orient und die Assistentin Lora Jordan machen sich auf in den Dschungel und werden von Kalas Widersacher, dem bösen Dr. Argos und seinem Gorilla Toro verfolgt.

Detail 2 Luc Orient 1

Am Fundort angekommen werden sie von den dort lebenden Ureinwohnern empfangen. Sie behandeln die Drei sowie den dazu gestoßenen Toba mit einer chemischen Droge, die sie nicht nur gegen die Strahlung des seltsamen Metalls immun werden lässt sondern auch bewirkt, dass sie die Sprache des Stammes verstehen. Der Stamm möchte ihnen helfen wenn sie im Gegenzug von dem Feuerdrachenbefreit werden. Natürlich sind Toba und Luc in der Lage, das Untier, einen stark vergrößerten mutierten Liger, zu töten. Damit beginnt das Abenteuer aber erst, denn sie entdecken nicht nur die Drei Sonnen aus der Legende sondern auch zwei Außerirdische, die vor hunderten von Jahren mit ihren Raumschiffen auf der Erde gestrandet sind…

Bei der Story von Greg handelt es sich zunächst um eine relativ bekannte Grundidee. Neu für die frankobelgische Comic-Welt ist, dass die Geschichte von Anfang an über mehrere Alben konzipiert wurde und dass die Leser des Magazins nicht nur ein oder zwei Seiten pro Woche vorgesetzt bekamen, sondern Kapitel unterschiedlicher Länge, die jeweils einen Abschnitt aus der längeren Handlung abschließend aber mit Cliffhanger beinhalten sollten. Dieses Konzept verfing und wurde von vielen anderen Magazinen, nicht zuletzt dem ZACK, bis heute übernommen. Greg betätigte sich dabei nicht nur als Chefredakteur sondern auch als Szenarist einer Vielzahl von Serien Bruno Brazil (demnächst ebenfalls neu beim All-Verlag), Comanche (Splitter) oder Andy Morgan (Carlsen) sollten noch in den Siebzigern Lesern in Frankreich, Belgien, den Niederlanden und nicht zuletzt Deutschland in ihren Bann ziehen.

Edouard Paape, genannt Eddy, hatte in Spirou schon die eine oder andere Kurzgeschichte oder Mithilfe an größeren Serien abgeleistet und mit Marc Dacier auch seine eigene Figur entwickelt, war aber trotzdem unzufrieden. Mit dem Wechsel zu Tintin und der Serie Luc Orient startete er seine bekannteste Arbeit der er 40 Jahre treu bleiben sollte. Sie wird in den späteren Jahren ein perfektes Beispiel für die Hochzeit der frankobelgischen Comic abgeben: interessantes Layout, detailverliebt und doch actionreich und deshalb auch immer noch lesenswert!

Detail 3 Luc Orient 1

Wer sollte sich die Serie zulegen? Wer vor einigen Jahren die Integralausgabe verpasst hat, sollte jetzt unbedingt zuschlagen: Das Format und die zusätzlichen redaktionellen Seiten lohnen sich selbst dann, wenn die Integral-Bände schon im Regal stehen.

Wer intelligente SF mag, liegt hier richtig! Ja, die ersten Bände sind an Flash Gordon orientiert aber kein Abklatsch und die ganz abgedrehten englischen SF-Romane haben sich in eine andere Richtung entwickelt. Aus heutiger Sicht sind die Geschichten um Luc, Lora, Kala und Toba aber immer noch lesenswert.

Dazu passen Space Oddity von David Bowie und grüne Wiese !

© der Abbildungen 2019 All-Verlag, Wipperfürth

Aus dem EC-Archiv: Wally Wood

Alle Science Fiction und Fantasy Stories Band 1

Story: Bill Gaines & Al Feldstein, Harry Harrison, Wallace Wood
Zeichnungen: Harry Harrison & Wallace Wood, Wallace Wood

Originaltitel: EC Archive 1

All Verlag

Hardcover | 160 Seiten | Farbe | 29,80 € |

ISBN: 978-3-946522-36-2

Wally Wood EC-Archive 1 cover

EC-Comics war der Verlag in dem zwei der bekanntesten klassischen Science-Fiction Comicreihen erschienen sind: Weird Science und Weird Fantasy und Wallace Wood ist derjenige, der am häufigsten als bester Zeichner dieser Reihen genannt wird. Lange Zeit war es sehr schwierig, überhaupt an Geschichten von Wally Wood auf Deutsch zu kommen, nun bringt der All-Verlag eine dreibändige Gesamtausgabe aller Wood-Geschichten aus diesen beiden Comics in chronologischer Reihenfolge heraus.

Neben dem regulären Band ist auch eine auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit nummeriertem Ex-Libris und Variantcover zum Preis von 49,80 € erschienen.

Die erste Geschichte wurde im Mai 1950 veröffentlicht und von den damaligen Studiokollegen Wood und Harry Harrison gezeichnet. Beide hatten bereits andere Arbeiten vornehmlich im Romance- und Western-Bereich veröffentlicht, sahen aber ihre Zukunft im Bereich Science Fiction. Glücklicherweise konnten sie den EC-Herausgeber Bill Gaines von dieser Idee überzeugen und durften loslegen. Harrison sollte allerdings nur noch für vier Geschichten zur Verfügung stehen und sich dann komplett auf SF-Stories verlegen. Er wurde später zu einem Hauptvertreter der „neuen“ SF, vor allem mit seinen Romanen über die „stainless steel rat“. Wood dagegen konnte sein Talent in der graphischen Umsetzung der „klassischen“ SF perfekt umsetzen.

Detail wally Wood EC-Archive 1 page 75

Die 50-er Jahre waren einerseits noch geprägt von den Schrecken des Zweiten Weltkrieges und den weiter andauernden kriegerischen Verstrickungen der US-Streitkräfte und damit sehr empfänglich für Geschichten über böse Invasoren und „fremde“ Fieslinge. Andererseits war der Glaube in die Technologie noch ungebrochen; die Folgen der atomaren Strahlung und der chemischen Verseuchung waren unbekannt und jeder ging davon aus, dass überall, also auch in Raumschiffen, selbstverständlich geraucht werden würde. An den Kiosken gab es eine unzählbare Anzahl von Comic-Magazinen und die Selbstzensur durch den Comics Code war noch nicht abzusehen. In den Pulp-Magazinen waren SF, Fantasy und Mistery/Horror weit verbreitet und Frauen waren zwar nicht mehr nur schmückendes Beiwerk sondern hatten während der Kriegsjahre beweisen können, dass auch sie fähig und kompetent waren, hatten aber immer noch dem Schönheitsideal zu entsprechen.

Dieser erste Band bringt 19 Geschichten aus den Jahren 1950 und 51; sie thematisieren Tierversuche, Angst vor dem Fremden, Kolonialisierung des Weltraums und Zeitreisen. Die Stärken von Wally Wood liegen in den Dekors der Raumschiffe und den Landschaften, seien es natürliche oder kosmische. Seine Frauen sind groß, langbeinig und vollbusig, dabei aber handelnde Personen und kein Beiwerk. Seine Außerirdischen sind Monster, oft zu schrecklich anzusehen um einen gesunden Verstand behalten zu können und deshalb in der Wiedergabe entschärft. Trotzdem ist der größte Horror teilweise der einheimische Umgang mit dem Fremden. Wood ist kein Optimist und so holt er aus den Stories von Gaines und Feldstein alles heraus, was positiv und zukunftsgewandt beginnt und im Schrecken endet.

Wally Wood EC-Archive 1 page 72

Das Monster muss dabei nicht einmal außerirdisch sein, denn durch den außerirdischen Einfluss von Schimmel oder Sporen mögen sich auch Menschen in fremd aussehende aber ungefährliche bzw. in bekannt aussehende aber gefährliche Wesen verwandeln.

Die Story „Gerettet“ aus Weird Fantasy 6/51 ist auf den Seiten des All-Verlages als Leseprobe zugänglich. Mein absoluter Favorit aber ist die Geschichte „die Ausserirdischen“ aus Weird Science 7/51 da Wood hier meisterhaft mit Ängsten spielt und Taktik über Herz entscheiden lässt.

Der All-Verlag hat sich dankenswerterweise der Aufgabe verschrieben, das EC-Archiv mit den Werken von Wallace Wood in drei Bänden wieder zugänglich zu machen. Zu jeder Geschichte gibt es neben den editorischen Notizen den Abdruck des entsprechenden Covers der Ausgabe, meistens von Feldstein gezeichnet, und oft ein paar Bemerkungen von Jörg Winner der auch den Artikel über die ersten Jahre von Wood mit ergänzendem Bildmaterial sowie die Comic-Zeit von Harrison geschrieben hat.

Wally Wood EC-Archive 1 page 68

Das Papier ist den Comics angemessen: Das Hardcover umschließt dickeres, etwas mattes Papier, das den Eindruck der Pulps unterstützt, trotzdem aber ein sehr gutes Druckergebnis ermöglicht.

Der erste Band der SF- und Fantasy-Geschichten von Wood ist gleichzeitig auch der Klassiker des Monats Dezember. Mehr Klassik als diese Gesamtausgabe geht nicht!

Dazu passen Tom Collins oder Pink Squirrel als typische Cocktails dieser Zeit und Elvis Presley!

© der Abbildungen 2018 All-Verlag, Wipperfürth

© 2018 William M. Gaines, Agent, Inc

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