Mythic/Di Sano, Walthéry – Rubine 14

Serial Lover

Autor: Mythic

Zeichnungen: Bruno Di Sano, Francois Walthéry

Originaltitel: Serial Lover

Epsilon Verlag

Hardcover | Farbe | 48 Seiten | 13,50 €
ISBN: 978-3-866932-54-8

Cover Rubine 14

Es ist schon einige Jahre her, dass auf den Seiten des ZACK amerikanische Cops ihre regelmäßigen Auftritte hatten. Während Soda einen Polizisten als Helden hatte, der sich abends für seine Mutter als Priester verkleiden musste, bot die Serie Rubine Platz für eine toughe Ermittlerin, die nicht immer erfolgreich, aber immer mit vollem Einsatz versuchte, auf der Seite der Schwächeren zu stehen. Insgesamt 13 Folgen dieser Serie sind im Original zwischen 1993 und 2011 mit wechselnden Zeichnern erschienen und bei Epsilon als vierbändige Gesamtausgabe erhältlich.

Wo die Liebe hinfällt …

Der nach einer Pause von 10 Jahren 2021 erschienene Serial Lover ist eine sehr geschickt erzählte Story über einen verschwundenen Fast-Ehemann. Rubine hat wenig Lust, sich um einen Fall zu kümmern bei dem der Ehemann von der Trauung auf Nimmerwiedersehen verschwindet, scheint es sich doch um eine Alltäglichkeit zu handeln. Doch manchmal müssen Polizeichefinnen, die wiedergewählt werden wollen, auf äußere Einflüsse hören und dann eben auch die Ermittlerinnen.

Schnell wird klar, dass der verschwundene Partner eine falsche Identität benutzt hatte. Trotzdem gelingt es der rothaarigen Rubine und ihrer Kollegin Stück für Stück die Vergangenheit des Gesuchten aufzudecken. Diese ist gepflastert mit Liebschaften, die jeweils unter falschen Namen begonnen wurden und meistens mit einer Tragödie, also dem Tod des Mannes endeten. Nun wird langsam klar, dass doch mehr dahinterstecken könnte.

Rubine 14 page 3

Mythic spielt mit Erwartungen, die er dann aufgrund eines Twistes doch nicht erfüllt. Dadurch schafft er es, fast ein wenig Screwball in die Krimistory einzuführen. Auch die Archetypen der betrogenen Frauen sind stark überzeichnet, manchmal auch etwas zu aufgeladen, sind aber doch alle Bestandteile der Geschichte, die immer anders abbiegt als erwartet.

Funny mit Toughness-Factor

Die Zeichnungen der Serie sind sich über alle Bände treu geblieben, was kaum verwundert, da zumindest Francois Walthéry von Anfang bis Ende dabeigeblieben ist. Ursprünglich sollte es ihm nur etwas Abwechslung von Natascha, seiner Serie über eine Stewardess bieten, die Mischung aus freundlichen Zeichnungen und knallharter Action hat es ihm aber doch angetan. Und so ist auch dieser Band keineswegs ohne Begleitung für Kinder geeignet.

Rubine 14 page 4

Die Seiten sind fast schon übervoll mit kleinen Panels und vielen Sprechblasen. Der Ablauf der Geschichte wird teilweise sehr schnell und dann verlangsamt sich das Tempo wieder für längere Gesprächsszenen. Di Sano darf hier zeigen, dass er auch etwas anderes kann als Soft-Erotik im Stile der „Roten Ohren“.

Nicht nur für Kompletist*innen

Schön, dass Mark O. Fischer seine Serie nun vervollständigt. Im Original ist 2023 ein weiterer Titel erschienen, Midway, der bereits für Dezember angekündigt ist! Rubine ist eine spritzige Serie, die einerseits ein wenig mit Körperlichkeit spielt, andererseits aber Noir-Attitüde und schwierige Themen in einer Art Funny-Tarnung präsentiert.

Detail Rubine 14 page 8

Das Preis-Leistungs-Verhältnis der Hardcover-Ausgabe passt, Krimi-Freund*innen können hier zuschlagen. Während die Serie üblicherweise in Chicago spielt, machen die Heldinnen hier einen Ausflug in die Bayous der Südstaaten. Und auch das gelingt gut!

Dazu passen Toots & the Maytals mit „54-46 That’s my Number” und ein Southern Comfort on the rocks.

© der Abbildungen Walthéry/Di Sano/Mythic/Éditions du Tiroir 2021 | 2024 Epsilon Verlag Mark O. Fischer

Töpke/Prinsler – Zombies

… in der Grossen Hoffnung

Story:  Renatus Töpke
Zeichnungen: 
Roland Prinsler

Originalausgabe

Epsilon Verlag

Hardcover | 96 Seiten | Farbe | 20,00 € | 
ISBN: 978-3-86693-235-7

Zombies in der Grossen Hoffnung Cover

Lange war es still um den kleinen Verlag aus dem hohen Norden, doch nun lässt Mark Fischer wieder von sich hören. Mit dem neuen Band platziert sich Epsilon im Independent-Sektor und bringt Horror aus deutschen Landen.

Vier Loser gegen den Rest der Welt

Auf den ersten Blick wirkt der Untertitel etwas irritierend, steht er doch in direktem Zusammenhang mit einer Reihe von 6 Köpfen. Im Laufe der Geschichte wird dann klar, dass aus ursprünglich 4 Freunden eine größere Schicksalsgemeinschaft wird. Die jugendlichen Protagonisten machen eigentlich nichts. Sie chillen, überfallen Frauen und verticken Drogen für einen Möchtegerngangster.

An diesem Tag jedoch ist alles anders, denn aus dem Nichts tauchen erst ein, dann viele, dann gaaaanz viele Zombies auf und den Helden bleibt nichts anderes übrig, als in ihr Hochhaus, die Grosse Hoffnung, zu flüchten. Dort kommt es zu unerwarteten Allianzen und vielen Scharmützeln mit den lebenden Toten. Renatus Töpke wollte nach eigener Aussage einen sehr rasanten Comic schreiben, der Leser*innen durch die Handlung treibt. Im Ansatz ist ihm das auch gelungen, einige Logikbrüche sind aber nicht zu übersehen.

Zombies in der Grossen Hoffnung page 2/3

Zombies auf dem Weg der Vernichtung

Roland Prinsler versucht, in einer Mischung aus Abstraktion und Realismus zu zeichnen. Das passt auch zu dem Tempo, das hier angeschlagen wird. Auch die grundsätzliche grau-weiße Umsetzung mit roter Schmuckfarbe wirkt. Die Mundpartien sehen allerdings leider aus wie in einem schlechten Zeichentrickfilm der 70-er Jahre: Rechteck mit Zahnreihe.

Zombies in der Grossen Hoffnung page 7

Trotzdem wirkt das Ganze wie ein überdrehter, ultraschneller Trip, also dem Horror-Thema durchaus angemessen und wird seine Fans finden.

Fazit

Ich frage mich, ob ein anderes Format vielleicht besser gewesen wäre. Ein großformatiges Hardcover – übrigens handwerklich super gemacht – lässt die passende Stimmung nicht wirklich aufkommen. Ein zweidrittel so großes Heft wäre vielleicht stimmiger gewesen. Sollte Epsilon diesem Weg weiter folgen, wäre das eine Überlegung wert! Ansonsten ist es natürlich schön, alte Bekannte wiederzusehen! Von hier aus also ein „viel Glück“ nach Nordhastedt!

Dazu passen Musik von Knorkator und ein Energy Drink Eurer Wahl.

© der Abbildungen 2021 by Renatus Töpke und Roland Prinsler / Epsilon Verlag Mark O. Fischer

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