Van Hamme/Berserik, van Dongen  – Blake & Mortimer 25

Der letzte Tigerhai

Story: Jean Van Hamme
Zeichnungen: 
Teun Berserik & Peter van Dongen
Originaltitel: 
Le Dernier Espadon

Carlsen Comics

Softcover | 64 Seiten | Farbe | 12,00 €
ISBN: 
978-3-551-02345-2

Cover Blake & Mortimer 25

Die Abenteuer von Blake und Mortimer sind eine der am längsten noch laufenden Serien aus dem frankobelgischen Raum. Die ersten Seiten aus der Feder und gezeichnet von Edgar P. Jacobs erschienen bereits 1946 im französischsprachigen Magazin Tintin. Über lange Jahre hinweg war die Serie eine der beliebtesten im Wochenheft und darüber hinaus. Nach Jacobs Tod war zunächst Bob de Moor mit der Fortsetzung betraut worden, das jetzt erschienene Album ist von der insgesamt 10. Kombination aus Szenarist und Zeichner*in. Mehr zu den Hintergründen in der Reddition 75.

Der Tigerhai – eine schreckliche Waffe

Die Ursprünge dieser Serie liegen in den gerade überstandenen Schrecken des Zweiten Weltkrieges und dem sich daraus fast unmittelbar entwickelndem Gegensatz von demokratischen und autoritären Staatensystemen. Die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki hatten gezeigt, wozu die Kriegstechnologie mittlerweile fähig war und nahezu jede*r Überlebende wusste, dass das Schicksal einzelner nichts zählte. Aus dieser Gemengelage heraus war damals die Idee zum „Tigerhai“ entstanden, ein Flugobjekt, dass – mit Atomwaffen bestückt – geeignet war, sich sowohl in sehr großer Höhe als auch unter Wasser fortzubewegen. Bis auf fünf letzte Exemplare waren aber im Laufe der Geschichte alle Exemplare zerstört worden.

Blake & Mortimer 25 page 3

Während des Zweiten Weltkrieges hatte die IRA weiterhin versucht, die Unabhängigkeit des ganzen Irlands von der britischen Herrschaft zu erreichen und dabei unter anderem geplant, zusammen mit den Deutschen den Buckingham Palast zu sprengen. Wir alles wissen, dass dieser Plan scheiterte. Was aber wäre, wenn nach Kriegsende versprengte Nazis und irische Freischärler versuchen sollten, einen zweiten Versuch zu starten. Das ist der Ausgangspunkt für diesen Band und es geht um nichts anderes, als den letzten Tigerhai dafür zu verwenden.

Jean Van Hamme ist einer der besten aktuellen Szenaristen für realistische Comics. Sein Repertoire reicht dabei von Thriller über die Geschichte einer Brauereidynastie bis hin zu einer französischen Adligen, die an ein Bordell in Indien als Sklavin verkauft worden ist. Mit dem Thema Blake und Mortimer ist er seit Jahren vertraut. Daher gelingt es ihm mühelos, einerseits an die Geschehnisse früherer Bände nahtlos anzuknüpfen, als auch Helden und Schurken aus dem Repertoire einzubinden. Fans der Serie werden sich hier unendlich wohl fühlen, aber selbst für Einsteiger*innen bleibt der Band lesbar und verständlich!

Blake & Mortimer 25 page 4

Klare Linie in Reinkultur

Vor allem in den Anfangstagen galt, dass alles in Tintin auch den Vorgaben von Hergé entsprechen musste. Der Belgier hatte sehr klare Vorstellungen von der sogenannten Klaren Linie und Jacobs war einer seiner Musterschüler. Auch Teun Berserik und Peter van Dongen folgen rund 75 Jahre später dieser Vorgabe. Sie müssen aber im Gegensatz zu Jacobs weniger Text in Erklärungskästen in die Panels integrieren. Da auch die beiden schon zwei Bände der Serie für einen anderen Szenaristen gezeichnet haben, sind sie mit dem Zeitdekors, den Figuren und ihren Eigenschaften bereits sehr vertraut.

Und so schauen das britische Understatement aber auch der britische Glaube an sich selbst und das Schicksal nicht nur den beiden Protagonisten beinahe aus jedem Knopfloch und jeder Pfeife. Man mag kaum glauben, dass kein Brite an dieser Produktion beteiligt war. Wer Hochglanz-PiffPuffBäng erwartet, wird hier nicht glücklich werden. Die Geschwindigkeit ist hier (noch) eine andere und obwohl es genügend Tote und Verletzte gibt, ja, sogar gefoltert wird, sind Details der Aktionen nicht zu finden. Insofern ist Blake und Mortimer eine zutiefst konservative Serie.

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Geheimagenten ohne Blockbusterallüren

Auch hier geht es unter anderem um den Einsatz von Doppelnull-Agenten, um die Rettung einer Vielzahl von Menschen (und – of course – um die Rettung der Königsfamilie). Alles ist eingebettet in das Netzwerk einer Serie, in der die einzelnen Bände nicht einer Chronologie folgen, sondern hin- und herspringen. Dementsprechend sind die Aktionen der Helden fast so wichtig wie ihre Motivationen und alles hat Auswirkungen in alle zeitlichen Dimensionen. Wer mehr über die Originalserie erfahren möchte, sei auf die aktuell erscheinende B&M-Bibliothek verwiesen, die jeweils einen ausführlichen redaktionellen Teil enthält.

Für alle, die klassische britische Krimiserien, Verschwörungen und Geheimagent*innen mögen und sich nicht daran stören, dass die politischen Hintergründe wie etwa auch bei „Indiana Jones“ auf der Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg basieren. „Die Deutschen“ in Form von übriggebliebenen Nazis taugen noch als Feindbilder und es gibt hier Kategorien wie Gut und Böse. In der modernen Welt mag das aktuell eine gute Form der Fluchtlektüre sein. Aber: obwohl der Comic „Überlänge“ hat, das Blockbuster-Spektakel von 1000 Tonnen Pyrotechnik ist hier nicht von Nöten!

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Dazu passen ein Tee und ein Highland-Whisky sowie Madness mit „Lovestruck“!

© der Abbildungen 2021 Éditions Blake & Mortimer / Studio Jacobs (Dargaud-Lombard S.A.) / Carlsen Verlag GmbH Hamburg 2022

ZACK 275

ZACK 275 (Mai 2022)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 275

Das Jubiläum mit der extradicken Feiernummer ist vorbei, auch die reguläre ZACK-Ausgabe hat aber von nun an jeden Monat acht Seiten mehr! Statt fünf Serien können also nun sechs die Heftseiten füllen und noch mehr Abwechslung bringen. Georg F. W. Tempel darf sich dabei durch die Ergebnisse der Wahl zum ZACK-Held oder Heldin bestätigt fühlen, zeigen die Ergebnisse doch, dass nicht nur die klassischen Serien wie (Tusch!!) Rick Master oder Michel Vaillant ganz oben platziert sind. Alle Ergebnisse gibt es hier im Überblick.

Der Neustart

Wie gut, dass die mittlerweile EXPO genannte Schau so oft Station in Paris gemacht hat und als Hintergrund für diese Serie dienen kann. Das Mädchen von der Weltausstellung ist 1867 schon eine junge Frau und betreibt die Wahrsagerei zusammen mit ihrer Mutter. Julie Kleinnagel ist der Traum einer Vielzahl von Junggesellen und schon deswegen eine Erfolgsgarantin des gemeinsamen Gewerbes. Gleichzeitig geht es um den Kampf der Polen für Freiheit und einen gescheiterten Anschlag auf Zar Alexander II. Jack Manini vermischt erneut in seinem Blick aus der Perspektive der kleinen Leute Drama und Historie zu einem spannenden Unterfangen. Dass dabei auch der Humor im Vordergrund steht, wird durch die Zeichnungen von Étienne Willem schon in der ersten Zeichnung deutlich!

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Die Fortsetzungen

Titelmodel ist in dieser Ausgabe die Serie Rani von Jean van Hamme und Alcante. Die als Sklavin an ein Bordell in Indien verkaufte Adelige hat viel Glück gehabt. Ihr Gönner schützt sie, doch anderen Mädchen drohen bei Verfehlungen drakonische Strafen. Als es wieder einmal so weit ist, kann sich Jolanne nicht beherrschen und greift die Besitzerin an. Spannendes Epos mit detaillierten Kostümen in farbenprächtiger Kulisse von Francis Vallès. Die Kolorierung dieses Bandes ist meines Erachtens etwas schlechter als vorher, vor allem bezüglich der Hautfarbe der Heldin. Trotzdem ist der dritte Platz im Ranking verdient!

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Bob Morane und sein Sidekick Bill Ballantine müssen sich 1952 gegen die 100 Dämonen des Gelben Schatten behaupten. Die Ninja-Kämpferinnen, die die Militärpatrouillen bei Annam heftig dezimiert haben, scheinen Klone zu sein. Erstmals gelingt es Bob, eine der Kämpferinnen gefangen zu nehmen. Wird das zu erhellenden neuen Erkenntnissen führen? Christophe Bec und Corbeyran haben das Szenario auf der Basis der Figur von Henry Vernes geschrieben und leicht modernisiert zu einem Actionknaller gemacht. Paulo Grella darf zeigen, dass er die Einstellungen im Dschungel genauso gut beherrscht wie Kampf- und Explosionsszenen. Solide Kunst.

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Die Kämpfe in der Finanzwelt von Paris sind weniger blutig und haben pyrotechnisch nichts zu bieten. Sie sind aber weder harm- noch folgenlos. In Die Bank von Pierre Boisserie und Philippe Guillaume haben die Geschwister Saint-Huberts zwar noch das Sagen, ihre Zeit neigt sich aber dem Ende zu und Die Zweite Generation ist gefragt! Wie so oft passen aber Geschlecht und Fähigkeit nicht zueinander. Die eine könnte, darf aber aus gesellschaftlichen Gründen nicht, der andere muss, besitzt aber keine der notwendigen Eigenschaften. Passende Zeichnungen von Malo Kerfrieden, die zu einer Platzierung in den Top-Ten geführt haben!

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Die Abschiede

Johnny Focus ist ein Reporter, der überall dort auftaucht, wo Probleme sind. Nicht immer ergreift er Partei, nie aber für die Mächtigen. Der Anti-Held von Attilio Micheluzzi ist ein Kind der späten Siebziger, beginnenden Achtziger Jahre und in Deutschland leider immer noch größtenteils zu entdecken! Als Vorgeschmack auf die für den Spätsommer angekündigte Gesamtausgabe bewegt sich der Held auf den Pfaden des Rauschgiftschmuggels durch Das Goldene Dreieck! Große Comickunst in schwarz-weiß!

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Auch die grafisch moderne Mystery/Science-Fiction-Serie Harmony von Mathieu Reynès geht (leider schon wieder) zu Ende. Während der Rettungsaktion für Mahopmaa werden Harmony, die Alte und Karl von Maskierten mit militärischen Mitteln angegriffen… Omen hat ein wenig Klarheit in die Geschichte der Kinder mit besonderen Fähigkeiten gebracht. Es ist allerdings völlig offen, wie sich die Story weiterentwickeln wird und wie die einzelnen Player wirklich miteinander vernetzt sind.

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Und sonst?

Die Wertung im Ranking für Parker & Badger und Tizombi hätte ich getauscht. Die One-Pager verbreiten auch in diesem Heft wieder gute Laune; bei beiden geht es um die in den Mai passende Liebe. Dazu kommen die üblichen Infos und Kolumnen, ein Artikel über die deutsche Graphic Novel auf Basis der Augensammler von Sebastian Fitzek und ein Interview mit Paul Rietzl zu seinem neuen Projekt Augsburg 1521. Für warme Herzen bei den Nostalgiker*innen sorgt die Serie über das ZACK vor 50 Jahren von Michael Klein.

Alles wird teurer und auch Verlagserzeugnisse gehören dazu: gestiegene Papierpreise, Löhne, Transportkosten erfordern eine Erhöhung. Die Kombination aus mehr Geld und mehr Inhalt finde ich persönlich eine gute Lösung. Zudem beendet sie die jahrelange Diskussion im Forum über eine geänderte Erscheinungsweise (zumindest vorläufig). Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt jedenfalls auch weiterhin. In diesem Sinne: Alles neu macht der Mai!

Dazu passen die aus Wales stammende Band The Alarm und letztmalig für dieses Jahr ein Maibock.

© der Abbildungen 2022 bei den jeweiligen Autoren und Verlage c/o Blattgold GmbH

Aymond – Lady S Gesamtausgabe 3

Der dritte Zyklus

Story und Zeichnungen: Philippe Aymond

Originaltitel: ADN, La Faille,Rapport de forces,  Crimes de guerre

All Verlag

Hardcover | 208 Seiten | Farbe | 39,80 € |

ISBN: 978-3-96804-072-1

Cover Aymond Lady S Gesamtausgabe 3

Realistische Comics aus frankobelgischen Gefilden haben sich schon immer auf unterschiedliche Genres verteilt: Western, History, Romance, … Ein Schwerpunkt war und ist aber das Agent*innenmilieu. Gerade bei einem der erfolgreichsten aktuellen Szenaristen, Jean van Hamme, verknüpfen sich auch oft mehrere mediale Ausdrucksformen, so etwa bei Rani oder Hopfen und Malz. Bei Lady S kommt beides zusammen! Ursprünglich für das Fernsehen konzipiert wurde eine Comic-Reihe daraus, die bis Band 9 von van Hamme geschrieben worden war. Mit dem hier beginnenden dritten Zyklus hat Philippe Aymond neben dem Zeichnen auch das Texten übernommen.

In eigenem Auftrag

Auch Aymond ist in Deutschland kein Unbekannter, hat er doch unter anderem die Biografie über Pierre Christin gezeichnet und ist für die Neuen Abenteuer von Bruno Brazil verantwortlich. Hier kann er zeigen, dass er nicht nur zeichnen kann. Allerdings hängen die Trauben hoch, van Hamme ist nicht umsonst so erfolgreich. Dabei ist der Zeitpunkt günstig denn der zweite Zyklus war mit dem letzten Band abgeschlossen. Aymond kann also quasi neu beginnen.

Lady S Gesamtausgabe 3 page 159

DNA räumt zunächst ein wenig die Vergangenheit von Shania Rivkas auf. Um in die USA einreisen zu können, muss sie als Angehörige eines Asylberechtigten anerkannt sein. Als sie deswegen ihren Vater um eine Erbgutanalyse bittet um die Verwandtschaft zu bestätigen, erfährt Shania, dass sie vermutlich die Tochter eines anderen ist. Es geht aber auch um Versuche an menschlichen Versuchskaninchen mit militärischem Hintergrund. Spannend und schnell erzählt!

Der Bruch bringt einen alten Bekannten zurück: plötzlich sieht die Heldin den totgeglaubten Anton und schnell überschlagen sich die Ereignisse. Shania hat sich in einen Agenten der CIA verliebt, möchte für eine NGO arbeiten und von Geheimdiensten nichts mehr wissen und doch ist sie plötzlich involviert in eine Aktion in Guantanamo, dem amerikanischen Lager für angebliche Terrorist*innen auf Kuba.

Kräfteverhältnis beginnt mit rasanten Szenen auf einem Motorrad und stellt erneut die Frage nach der Legalität des Handelns. Der Sohn einer hohen Geheimdienstfrau wird entführt und wieder gerät Shania irgendwie dazwischen. Sie wird dazu auserkoren, die Verhandlungen zwischen den Entführern und der Mutter in Gang zu bringen. Auch in diesem Band gibt es Veränderungen im „Stammpersonal“ der ersten Geschichten.

Lady S Gesamtausgabe 3 page 161

Zu guter Letzt bringt Aymond eine weitere politische Dimension in die Serie. Ein hochrangiger Militär einer afrikanischen Nation wird der Folter und anderer Kriegsverbrechen beschuldigt. Sein Land hat außerdem die Aktivist*innen der NGO ausgewiesen. Da Shania den Botschafter von früher persönlich kennt, wird sie nach Paris geschickt, um zu versuchen, die Maßnahme wieder aufheben zu lassen. Als klar wird, dass auch der Militär undercover in Paris ist, scheint sich die Möglichkeit einer Festnahme zu eröffnen. Spannende Geschichte in und über Paris über „kleinere Übel“ und Interessenkonflikte.

Generell gelingt es sehr gut, einerseits die Familiengeschichte der Heldin weiterzuentwickeln und auch entspannte Liebestöne einzuweben, andererseits gibt es knallharte Action mit Geballer und Toten. Dabei gleitet die Serie aber nie in einen James-Bond-Abklatsch ab und zeigt auch die unschönen Seiten der Geheimdienste.

Lady S Gesamtausgabe 3 page 164

Abwechslungsreiche Settings, stimmige Figuren

Wir wussten bereits, dass Philippe Aymond gut zeichnen kann, er gefällt mir hier aber sogar noch besser als in den neuen Bruno Brazil-Stories. Das wechselnde Ambiente stellt ihn in keinem Band vor größere Schwierigkeiten: europäische Großstädte, mexikanische Dörfer und Wüsten, Guantanamo auf Kuba und Tauchszenen könnten unterschiedlicher nicht sein, werden aber alle perfekt gemeistert. Im Anhang werden ein paar Fotos aus Paris gezeigt und mit den gezeichneten Szenen verglichen. Schön, denn so kann man sich einen Eindruck machen, wie Wirklichkeit Illustration wird.

Die ersten beiden Bände wurden noch in Spirou vorabgedruckt. Der Stil entspricht aber nicht dem des Magazins, geht es hier doch nur realistisch zu. Es zeigt aber auch den Stellenwert der Reihe, die es sich leisten kann, auf eine weitere Vorpublikation zu verzichten. Das Layout ist insofern klassisch als es aus viereckigen Panels besteht. Die Anordnung ist aber sehr flexibel und unterstützt somit die „Geschwindigkeit“ der Handlung mit vielen kleinen, schnellen oder wenigen, langsamen Einstellungen.

Lady S Gesamtausgabe 3 page 168

Eine Serie für die Sammlung

Das erste Abenteuer von Lady S wurde im ZACK präsentiert, die weiteren Folgen 2 bis 11 dann direkt in der ZACK-Edition. Es mag also Leser*innen geben, die die ersten beiden Geschichten dieser Gesamtausgabe schon kennen. Die beiden anderen sind deutsche Erstveröffentlichungen! Ansgar Lüttgenau hat sich hier für die Integral-Variante entschieden, druckt natürlich auch die jeweiligen Cover mit ab und rundet das Ganze mit einem Artikel von Bernd Frenz ab. Klasse Serie mit spannenden Inhalten, einer starken Heldin und sehr ansprechenden realistischen Zeichnungen.

Für Fans gibt es wie immer eine auf 111 Exemplare limitierte Luxusausgabe mit signiertem Druck und einem anderen Umschlagbild.

Ich bin gespannt, wie die weiteren, auf Französisch bereits erschienenen Bände hier integriert werden. Aymond arbeitet jedenfalls abwechselnd an Bruno Brazil und Lady S!

Dazu passen Barbara Randolph mit „I Got A Feeling“ und ein trockener Prosecco mit Himbeerblüte.

© der Abbildungen Dupuis 2019 by Aymond, Van Hamme/All Verlag 2021.

Desberg/Maltaite – 421 GA 2

Gesamtausgabe Teil 2: 1983 – 1987

Story:  Stephen Desberg
Zeichnungen: 
Eric Maltaite

Originaltitel: 421 – L`Intégrale 2

Salleck Publications

Hardcover | 236 Seiten | Farbe | 34,90 € |

ISBN:  978-3-89908-763-5

Cover 421 Gesamtausgabe 2

In den 80-er Jahren prägte neben James-Bond-Filmen und Science-Fiction-Epen besonders Indiana Jones die Kinolandschaft. Was lag also näher als die Heldentypen genreübergreifend miteinander zu verbinden? Gleichzeitig musste der Comic-Mainstream selbst in „Spirou“ erwachsener werden um sich gegenüber der Konkurrenz behaupten zu können. Das ist der Hintergrund für 421.

Britisches Understatement und Action

Die aus dem Kino bekannte dreistellige Bezeichnung für Agenten hat Desberg für den eigenen Helden und seine Kolleg*innen übernommen: 421 und auch 428 sind im Auftrag ihrer Majestät unterwegs. Diese im französischen Raum durchaus erfolgreiche Serie hatte bisher den Sprung nach Deutschland nicht wirklich geschafft und so sind alle 4 Abenteuer dieser Gesamtausgabe Deutsche Erstveröffentlichungen.

421 Gesamtausgabe 2 page 145

Selbstmorde sind oft nicht ganz einfach. Es scheint, als hätte sich eine Organisation darauf spezialisiert, diese Dienstleistung für Reiche anzubieten. Es existiert ein Katalog mit einer Vielzahl von buchbaren Leistungen, die nicht nur den Tod garantieren, sondern auch noch angenehme letzte Stunden versprechen. Irgendetwas daran scheint aber faul zu sein und so beauftragt 421 zum Schein seinen eigenen Tod. Eine spannende Geschichte beginnt mit Laboratorien, skrupellosen Geschäftemachern und einer Vielzahl von Killern.

Danach geht es nach China! Eine wundersame Maschine die das gegnerische Atomwaffenpotential vernichten könnte ist verschwunden. Natürlich wollen die westlichen Geheimdienste verhindern, dass diese den Russen in die Hände fällt. Die Übergabe scheint während einer Rallye durch China stattfinden zu sollen und so muss 421 kurzfristig in ein existierendes Team eingeschleust werden. Nicht nur ist die dadurch verdrängte Pilotin sauer, auch die verbleibende fürchtet um ihre Chancen. 421 beweist im Reich der Mitte nicht nur seine Alleskönner-Fähigkeiten, sondern bemüht auch seinen Charme für amouröse Kontakte und folgt damit seinen Vorbildern.

421 Gesamtausgabe 2 page 147

Das folgende Abenteuer erstreckt sich über zwei Bände und vollzieht den Wandel in der Zielgruppe. Die Geschichten werden mit Scotch Malaria härter, die Anspielungen expliziter. Eine britische Archäologin wird in Kamerun entführt und 421 wird mit ihrer Befreiung beauftragt. Er schließt sich dafür einer Söldnertruppe an und muss sich zunächst einmal in einem brutalen Umfeld beweisen. Schließlich kann er die Zielperson sogar befreien, wird allerdings gefangengenommen bevor er sie in Sicherheit bringen kann. Die Kinder der Pforte beginnt damit, dass 421 als Sklave verkauft wird. Zwar gelingt ihm die Flucht, er stellt aber fest, dass die Welt um ihn herum plötzlich anders ist. Das im ersten Teil gefundene Artefakt ermöglicht Zeitreisen und die Aufgabe besteht nun darin, alles wieder „auf Normal“ zu setzen.

Ein Held entwickelt sich

Auch an den Zeichnungen von Eric Maltaite lässt sich die Entwicklung ablesen. Was als eine der vielen Serien im typischen Spirou-Stil begonnen hat, wird im Laufe der Zeit viel realistischer und moderner. Die Figuren gewinnen an Detail, Körper an Proportionen und Kampf-Szenen werden detailreicher. Der als Sklave gehaltene Held ist zwar muskulös, zeigt aber deutliche Spuren der Strapazen und wirkt schon fast verwahrlost.

421 Gesamtausgabe 2 page 149

Nicht zuletzt werden die Frauen im Laufe der Zeit verführerischer und körperlicher. Ein Auftritt einer verheirateten Frau im Negligé mit dem Ziel, jemand anderen ins Bett zu bekommen, wäre einige Jahre vorher noch an allen möglichen Zensurstellen gescheitert (vgl. den Artikel im ZACK 269 – 271). Sehr gut gelungen sind die alternativen Zukunftsentwürfe und das teilweise sehr innovative Seitenlayout.

Ein empfehlenswertes Kleinod

Es ist nicht wirklich zu erklären, warum diese Serie bisher in Deutschland so wenig Beachtung gefunden hat.  Sowohl Eric Maltaite (Schock) als auch Stephen Desberg (Empire USA) sind hierzulande nicht nur nicht unbekannt, sondern durchaus geschätzt und die Serie 421 hat zwar ein wenig altmodisches Flair und erinnert mehr an Sean Connery und Roger Moore als an Daniel Craig. Die Geschichten sind spannend und stimmig erzählt sowie handwerklich prima illustriert!

Für alle, die einerseits klassische Abenteuerstories, auch aus dem Geheimdienstmillieu, mögen, ein klarer Tipp! Wieder hat es Eckart Schott geschafft, eine Perle aufzutreiben und zu verlegen und wie immer in perfekter handwerklicher Ausstattung. Auch die einführenden Worte und Illustrationen zusammengestellt von Didier Pasamonik sind gut zu lesen und extrem informativ!

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Dazu passen die Bananafishbones und ein Schwarzriesling, etwa von Kallstadt.

© der Abbildungen Editions Dupuis by Desberg and Maltaite, 2021 / Eckart Schott Verlag 2021

Aymond/Bollée – Bruno Brazil – Die neuen Abenteuer 1

Black Program Teil 1

Story: Lauren-Frédéric Bollée 
Zeichnungen: Philippe Aymond

Originaltitel: Les NouvellesAventures de Bruno Brazil – Tome 1 Black Program

All Verlag

Hardcover | 56 Seiten | Farbe | 15,80 € | 
ISBN: 978-3-946522-70-6

Der coolste Geheimagent der siebziger Jahre ist zurück mit neuen Abenteuern! Bruno Brazil hat drei Mitglieder seines Kommando Kaiman verloren, zwei weitere wurden schwer verwundet, weder Zeichner noch Texter der ursprünglichen Serie leben noch und doch geht es weiter.

Die Story

Bruno hat die Verluste in seiner Truppe, insbesondere aber den Tod seines Bruders (noch) nicht verwunden und ist in psychologischer Behandlung. Während er noch Trübsal bläst dreht die Welt sich aber weiter. Zunächst wird das Anwesen, auf dem Madison Ottoman gepflegt wird, Schauplatz eines Überfalls. Ottoman war der Kopf hinter der geheimen Sendeanlage im Dschungel, die den Startpunkt für das Kommando Kaiman gegeben hatte (siehe Bruno Brazil 2). Nur kurze Zeit später verschwindet Ottomans damalige Komplizin Rebelle aus einem Hochsicherheitsgefängnis. Alles scheint mit dem geheimnisvollen Black Program in Verbindung zu stehen.

LF Bollée schafft es, die neue Serie nahtlos an die letzte Geschichte anknüpfen zu lassen. Obwohl seitdem mehr als 40 Jahre vergangen sind, wirkt das Ganze aber nicht altbacken, sondern so frisch wie ein neuer Doppelnull-Geheimagententhriller! Brazil war schon immer der bessere, glaubwürdigere Held und die damalige Zeit erlaubt einerseits bereits technische Gadgets, ist aber von der modernen Komplett-Video-Überwachung, GPS-Tracking u.ä. meilenweit entfernt.

Brazil ist aber nicht mehr nur der harte „Soldat“, er hat ein bereits in der ursprünglichen Serie angelegtes Privatleben und auch dort sind Kämpfe zu bestehen: Wie kann man einen pubertierenden Jungen erziehen, der nicht der eigene ist und demgegenüber man extreme Schuldgefühle hat? Zudem ist die Frage zu klären, ob und wann der Beruf vorgehen darf. Während es eine Zeitlang Mode war, Krimihandlungen hinter den persönlichen Problemen fast untergehen zu lassen, halten sich die Themen hier die Waage. Sie versprechen für die Zukunft nicht nur spannende Agentenplots, sondern auch Anknüpfungspunkte für ergänzende und ablenkende Konflikte.

Da sich die Geschichte über mindestens zwei Alben erstrecken wird ist Geduld gefragt! Hoffen wir, dass sich die Beiden an den Rhythmus von einem Band pro Jahr halten werden.

Die Zeichnungen

Phillipe Aymond ist kein Unbekannter; seine Kariere begann mit einer Zusammenarbeit mit Pierre Christin, dessen Autobiographie er auch zeichnen durfte. Sein bisheriges Hauptwerk ist sicherlich die Agentenserie Lady S., die von Jean van Hamme getextet wurde. In diesem Sujet kennt er sich aus: brennende Autos, Mündungsfeuer und Kampfszenen beherrscht er wirklich! Das Gesicht der von Vance übernommenen Hauptfigur und auch die der Mitstreiter*innen können dagegen nicht vollkommen überzeugen! Das mag allerdings auch daran liegen, dass sich der Stil solcher Geschichten im Laufe der letzten 40 Jahre komplett gewandelt hat. Vielleicht fehlt auch nur noch etwas Routine.

Dekors und das Gefühl der Serie sind dagegen sehr gut getroffen. Die Siebziger-Jahre, die den Hintergrund der Geschichte bilden, atmen ihren Duft aus jedem einzelnen Panel, aus jeder Tapete im Hintergrund und aus jedem Möbelstück. Wenn auch die Mundpartie nicht immer gelungen ist, die Emotionen kommen trotzdem rüber und auch die Landschaften und Häuserschluchten sind stimmig!

Die Veröffentlichung

Der All-Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, Meilensteine der Comic Geschichte in toller Ausstattung zu veröffentlichen. Dazu gehören unter anderem  die im EC-Verlag erschienenen SF und Fantasy-Geschichten von Wally Wood aber auch die beiden von Greg geschriebenen Reihen Luc Orient von Eddy Paape und Bruno Brazil von William Vance. Beide erscheinen erstmals chronologisch in einzelnen Hardcover-Bänden mit reichlich Zusatzmaterial.

In gleicher Reihenaufmachung, allerdings ohne zusätzliche Abbildungen, ist auch der erste Band der Neuen Abenteuer erschienen. Wie immer gibt es auch eine auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe, die als Draufgabe ein signiertes ExLibris enthält!

Insgesamt also eine sehr gelungene Umsetzung, die sowohl Fans der alten Serie zufriedenstellen wird als auch neue gewinnen!

Dazu passen ein leicht nach Salz schmeckender Old Pulteney und Musik aus den end-Siebzigern: Cock Sparrer!

Ausschnitt aus dem ExLibris der Vorzugsausgabe

© der Abbildungen Éditions du Lombard (Dargaud-Lombard S.A.) 2019 by Aymond, Bollée

© der Deutschen Ausgabe All-Verlag Wipperfürth, 2019

Vance/Albert – Bruno Brazil 2

Kommando Kaiman

Story: Louis Albert (Greg) 
Zeichnungen: William Vance

Originaltitel: Commando Caiman

All Verlag

Hardcover | 68 Seiten | Farbe | 15,80 € | 
ISBN: 978-3-946522-52-2

Auch der zweite Band der Abenteuer von Bruno Brazil aus der Feder von Louis Albert (d. i. Greg), gezeichnet von William Vance, ist bereits erschienen. War der weißhaarige Held in den Kurzgeschichten und im ersten Abenteuer noch solo als Geheimagent im Stile eines James Bond unterwegs, hat die Serie nun zu ihrer wahren Ausrichtung gefunden und präsentiert sich als knallharte Action.  Wer einen Vergleich der Wandlung möchte, kann sich den Wechsel in etwa von Bonanza zu einem Italo-Western vorstellen. Mit dieser neuen Ausrichtung schaffte die Serie endgültig den Sprung zu den beliebtesten Serien sowohl in Tintin als auch später im ZACK des Koralle-Verlages. Sowohl das ZACK als auch die spätere Albenveröffentlichung im Carlsen-Verlag startete dann auch aus Marketingerwägungen mit dieser zweiten Folge.

Die Story

In Fernsehprogrammen tauchen weltweit plötzlich Einblendungen auf, die von einer Piratenstation zu kommen scheinen. Geheimdienste befürchten, dass diese Sequenzen zur Manipulation der Zuschauer*innen geeignet sein könnten, und planen, den Störsender zu beseitigen. Immerhin ist auch der ungefähre Standort im Dschungel bekannt, eine Operation scheint aber sehr gefährlich. Also muss der beste Mann des Geheimdienstes, eben Bruno Brazil ran, der zur Bedingung erklärt, sein eigenes Team zusammenstellen zu dürfen.

Im Folgenden werden die einzelnen Teammitglieder vorgestellt, die zwar alle eine militärische Vergangenheit haben, in der Zwischenzeit aber bestenfalls im Zirkus, im schlechtesten Fall aber im Knast gelandet sind. Nach einer kurzen aber intensiven Trainingseinheit geht es los und schon vor dem wirklichen Beginn scheint der erste Kandidat, Gaucho Morales, aus dem Team zu fallen. Auch Brunos kleiner Bruder Billy steht im Mittelpunkt, denn er ist sich nicht sicher, ob er wirklich schon gut genug ist und leidet unter Komplexen.

Auf dem Gelände des Piratensenders kommt es zu einer harten Auseinandersetzung zwischen dem „Kommando Kaiman“, also der Spezialeinheit, und den Gangstern. Wer im ersten Band noch geglaubt hatte, dass Gewaltszenen nur angedeutet werden würden, wird hier eines anderen belehrt. Obwohl mit heutigen Augen betrachtet relativ harmlos, stellte die Serie (ähnlich einer anderen wohlbekannten Serie von Greg namens Comanche) eine neue Qualität für das früher eher betuliche Comic-Heft Tintin/Kuifje dar. Dazu kommt der harte Zeichenstil von Vance, der den einen oder anderen tapferen Pfandfinder unter den Leser*innen deutlich erschreckt haben dürfte.

Trotz aller Gewalt steht diese aber nicht als Selbstzweck im Raum, sondern versucht den Alltag dieser Sondereinsatztruppe darzustellen und damit auch die Bedrohung durch eine neue Art von Feind abzubilden. Der kalte Krieg ist in höchsten Zügen, das Feindbild des bösen Kommunisten in Europa aber schon nicht mehr vermittelbar und so müssen modernere Gegner geschaffen werden.

Die Umsetzung

Wie bereits erwähnt, hat William Vance mit diesem Album seinen harten Strich gefunden. Schraffuren schaffen Kontraste im Vordergrund und der Hintergrund wird oft nur durch die Kolorierung akzentuiert. Die Bildausschnitte wirken oft wie von einer begleitenden Kamera, die Schnitte sind teilweise schnell und von Perspektivwechseln begleitet. Das Grundraster der Seite bleibt aber zunächst traditionell im vierreihigen Layout mit gezielten Überspannungen in Actionszenen. Die Details der Menschen sind nur in Nahaufnahmen ausgearbeitet, mit zunehmender Distanz verschwinden die Genauigkeiten und werden durch Linien ersetzt, die nur noch Emotionen erkennen lassen.

Der moderne Stil kam nicht nur damals gut an und so ist die Serie auch so viele Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung (die letzte Folge erschien im Tintin 29/69 heute vor genau 50 Jahren) immer noch ein Erfolg. Wie gut, dass die Generation ZACK mittlerweile genügend Geld hat, um alle ihre Jugenderinnerungen wieder neu zu erstehen. Der All-Verlag hat aber auch eine mustergültige Hardcover-Ausgabe vorgelegt und der editorielle Begleittext von Bernd Weckwert tut sein Übriges. Wie schon im ersten Band werden darüber hinaus viele Originalcover und Zeichnungen sowie Fotos präsentiert.

Ausschnitt aus dem Ex Libris der limitierten Vorzugsausgabe

Der All-Verlag setzt dabei auch seine Verkaufspolitik fort, limitierte Vorzugsausgaben anzubieten. Neben einem Schutzumschlag gehört dazu ein drucksigniertes Ex-Libris in einer Auflage von 111 Exemplaren!

In Fernsehkrimis gehen die Held*innen oft am Ende der Episode in eine nette Bar um etwas zu trinken. Zu diesem Comic passt das nicht wirklich und so könnte es eher ein nicht zu edler Whisky aus dem Flachmann im Wartebereich eines improvisierten Lazaretts sein; es passt dazu also ein typischer Whisky für Film-Agenten: Black & White. Musikalisch könnt ihr euch von eher anstrengen Klängen begleiten lassen: Die frühen Black Sabbath nehmen das Feeling ganz gut auf.

© der Abbildungen 2019 All-Verlag

Vance/Albert – Bruno Brazil 1

Der Hai, der zweimal starb

Story: Louis Albert (Greg) 
Zeichnungen: William Vance

Originaltitel: Le requin qui mourut deux fois

All Verlag

Hardcover | 68 Seiten | Farbe | 15,80 € | 
ISBN: 978-3-946522-50-8

Zurzeit erfreuen sich Serien nach einem Szenario von Greg hoher Beliebtheit; nun ist auch der Geheimagent Bruno Brazil zurück.

Der Hintergrund

Bruno gehörte mit zu den Serien, die die Operation Kanonenschuss zu Neuausrichtung von Tintin/Kuifje von der ersten Sekunde an begleitet haben. Das Magazin war in Schieflage geraten, wurde als altbacken wahrgenommen und traf nicht mehr den Zeitgeist der jugendlichen Leser. Michel Regnier, so der bürgerliche Name von Greg, wurde beauftragt, das Heft zu modernisieren und die Chefredaktion zu übernehmen. Er startete mit gleich vier Serien aus seiner Feder (unter anderem Luc Orient, der ebenfalls im All-Verlag erneut veröffentlicht wird) und entschied sich, eine davon unter einem weiteren Pseudonym zu veröffentlichen: Louis Albert! Das Los – so geht die Geschichte – fiel auf Bruno Brazil.

William Vance, der auserkorene Zeichner, hatte sich schon erste Sporen verdient, sollte aber mit dem weißhaarigen Geheimagenten richtig durchstarten. Was anfänglich noch mit einigen Kurzgeschichten (die später mit einer Rahmenhandlung versehen worden sind und mit Band 11 den Abschluss der Reihe bilden werden) begonnen hatte, durfte mit Dem Hai, der zweimal starb ein erstes langes Abenteuer durchleben. Schon im zweiten Band (Rezension folgt in Kürze) sollte der James Bond-Verschnitt ein Team bekommen und den Geheimagentencomic zu neuer Blüte führen.

In Deutschland wurden die Geschichten zunächst im Koralle-ZACK abgedruckt. Dem folgte eine kurze Zeit bei Bastei bevor der Carlsen-Verlag eine erste komplette Ausgabe verlegte. Vor ein paar Jahren erschien dann bei EHAPA eine Integral-Ausgabe, die ebenfalls nicht mehr lieferbar ist. Nun also wieder einzelne Bände, allerdings erstmals in größerem Format und als Hardcover bei dem rührigen All-Verlag, der nicht nur eine großartige Druckqualität auf Superpapier bietet, sondern auch noch einen redaktionellen Teil von Bernd Weckwert. Dort sind nicht nur Hintergründe erläutert, sondern auch viele Illustrationen integriert aus der wechselvollen Geschichte des Helden. Zu guter Letzt wird dort auch auf die Änderungen am Text in der ersten ZACK-Veröffentlichung, in der aus einem Nazi-Schergen ein Mafioso wurde.

Die Geschichte

Alles beginnt rasant: Gleich das erste Panel stellt einen Verkehrsunfall dar, bei dem nicht nur drei Tote zu beklagen sind; ein Mann wird schwerverletzt in ein Krankenhaus eingeliefert und ruft sofort den Geheimdienst auf den Plan, handelt es sich doch um einen untergetauchten Alt-Nazi. Wäre das nicht schon Grund genug um Aufregung zu verursachen, wird er zusätzlich mit einem ebenfalls verschwundenen U-Boot in Verbindung gebracht, das einen großen Goldschatz transportiert haben soll. Natürlich vermutet Colonel L (sic!), dass Kurt Schellenburg den Ort kennt und setzt seinen besten Mann, eben Bruno Brazil, auf den Fall an.

Alles beginnt rasant: Gleich das erste Panel stellt einen Verkehrsunfall dar, bei dem nicht nur drei Tote zu beklagen sind; ein Mann wird schwerverletzt in ein Krankenhaus eingeliefert und ruft sofort den Geheimdienst auf den Plan, handelt es sich doch um einen untergetauchten Alt-Nazi. Wäre das nicht schon Grund genug um Aufregung zu verursachen, wird er zusätzlich mit einem ebenfalls verschwundenen U-Boot in Verbindung gebracht, das einen großen Goldschatz transportiert haben soll. Natürlich vermutet Colonel L (sic!), dass Kurt Schellenburg den Ort kennt und setzt seinen besten Mann, eben Bruno Brazil, auf den Fall an.

In bester 60-er Jahre Geheimagentenmanier gibt es in der Folge Schießereien, Entführungen Tote und Verfolgungsjagden. Natürlich gibt es auch eine hübsche Agentin, die entführt wird und gerettet werden muss und mehr oder weniger tumbe Gegenspieler. Der größte Teil der Handlung findet in einem fiktiven mittelamerikanischen Land statt, so dass Vance auch seine Fähigkeiten in der Landschaftsdarstellung ausspielen kann! Grandiose Bilder wechseln sich mit rasanten Actionszenen ab und beweisen schon im ersten Band die Klasse dieser Serie.

Auch Storytechnisch bietet der Hai alles, was Leser*+innen sich von einer Geheimagentenstory wünschen können: unerwartete Fallen, schier ausweglose Situationen und eine (halbwegs) logische Auflösung. Zum Schluss sei noch erwähnt, dass auch diese Geschichte in das Konzept von Tintin passt: Sie ist zwar für ein älteres Publikum geschrieben und enthält deutlich mehr Gewalt als damals üblich, am Schluss beweist sich aber in mehrfacher Hinsicht, dass das Böse nicht gewinnen kann.

In der Flut der Neuveröffentlichungen der Klassiker aus der alten ZACK-Zeit ist sicherlich nicht alles Wert, gesammelt, vor allem aber erneut gelesen zu werden. Die Abenteuer von Bruno Brazil, vor allem die mit dem Kommando Kaiman, gehören aber auf jeden Fall dazu. Sie atmen einerseits natürlich den Geruch des Vergangenen aus. Heutzutage sind Kommunikationsmittel und Skrupellosigkeit viel weiter als damals und gleichzeitig Unwissenheit und Unschuld viel geringer. Vom Prinzip sind die Geschichten aber immer noch möglich und vor allem ist die frauenrolle in dieser Serie ihrer Zeit in den späteren Bänden weit voraus. Wer die Serie nicht schon als Integral im Regal stehen hat, kann unbedenklich zuschlagen und dabei die exzellenten Zusatzinformationen genießen.

Ausschnitt aus dem Ex Libris der VZA

Es gibt im Übrigen auch eine auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit einem drucksignierten Ex Libris. Und auch auf neue Abenteuer dürfen wir uns freuen denn die Serie wird fortgesetzt und die neuen Abenteuer werden ebenfalls im Kürze beim All-Verlag erscheinen.

Dazu passen Cocktails und Beat etwa von den Small Faces oder den ostdeutschen Sputniks.

© der Abbildungen 2019 All-Verlag

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