Julie Wood Gesamtausgabe 1 – Update

Cover Julie Wood Gesamtausgabe 1

Julie Wood – Gesamtausgabe 1

Originaltitel: Julie Wood, L´integrale 1

Text: Jean Graton

Zeichnungen: Jean Graton

MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

Hardcover | 180 Seiten | Farbe | 29,95 €

ISBN:978-3-86462-158-1

UPDATE: Ab dem Frühjahr 2025 werden im ZACK die neuen Abenteuer von Julie Wood zu verfolgen sein. Sie sollen thematisch direkt an die bekannten Stories anschließen. Warten wir ab, was das für die alten Geschichten bedeuten mag.

Jean Graton ist bekannt als der Vater von Michel Vaillant und damit dem Automotorsport auf das innigste verbunden, er hat in den siebziger Jahren aber auch eine Serie über eine Motorrad fahrende junge Frau geschrieben: Julie Wood! Der MOSAIK Verlag hat sich nicht nur der Aufgabe verschrieben, Michel Vaillant komplett und einheitlich zu veröffentlichen, er hat auch eine Gesamtausgabe mit den Abenteuern „der kleinen Schwester“ begonnen. Der erste Teil der Gesamtausgabe beinhaltet die ersten drei Alben, die ursprünglich noch unter dem Serientitel „Die Woods“ bei Dargaud erschienen sind. In Deutschland erschienen alle drei Bände bereits 1977 bzw. 1978 im alten ZACK, die ersten beiden später dann ebenfalls als Alben im Koralle-Verlag. Auf eine Neuveröffentlichung mussten die Fans also 40 Jahre warten!

Das Warten hat sich allerdings gelohnt: Man merkt den Zeichnungen an, wieviel Spaß Jean Graton dabei hatte, rasante Rennszenen mit Motorrädern zu erstellen! Die Geschichten sind auf dem Höhepunkt seines Schaffens entstanden und atmen den Geruch von Motoröl und die Lautstärke der aufheulenden Motoren förmlich aus.

Julie Wood Gesamtausgabe page 121

Julie Wood und ihr Bruder Indy sind mit Autos aufgewachsen. Beide verbindet der Wunsch, Rennen zu fahren und an ihren Fahrzeugen zu basteln. Während Indy als Mann zwar gewisse Widerstände zu überwinden hat, letztendlich aber relativ einfach seinen Berufswunsch umsetzen kann, hat es Julie als junge Frau deutlich schwieriger. Trotzdem schafft sie es, ihren Vormund zu überzeugen, und darf eine Lizenz als Fahrerin beantragen. Während ihres ersten Rennens muss sie sofort erfahren, dass Fahrkünste allein nicht ausreichen um sich auf der von Machos dominierten Piste durchzusetzen. Ihrem Status als zukünftige Heldin geschuldet kann sie aber trotzdem beweisen, dass sie eine gute Fahrerin ist.

Für die damalige Zeit äußerst selten ist, dass die Geschichten einen längeren Handlungsbogen transportieren. Zwar ließen sich alle Bände aufgrund der Einführungen auch alleine konsumieren, der Bogen um die Beziehungen zwischen Julie und ihren Kontrahenten, die Entwicklung im Verhältnis der beiden Geschwister und der Krimiplot im Hintergrund wird aber erst in der Kombination der Bände ersichtlich und spannend.

Eingeleitet wird die Gesamtausgabe mit einem Artikel über die „echte“ Julie, also die Frau, die für die den Zeichnungen zugrundeliegenden Fotos auf einem Motorrad posierte, und ihre Beziehung zu Jean Graton. Um das Gefühl der Siebziger besser verstehen zu können werden in der Einleitung des Weiteren DIE Motorräder der Zeit, prägende Schallplatten und wichtige politische Ereignisse beschrieben. Für alle, die die damalige Zeit nicht miterlebt haben, sicherlich eine sehr gute Hilfestellung um sich einzugrooven. Alles schien möglich, alles war neu und doch gab es schon Anzeichen, dass nicht alles toll sein würde. Definitiv war es aber die richtige Zeit um den Kerlen eine toughe Heldin an die Seite zu stellen, die nicht nur ihren eigenen Kopf hat, sondern aus eigenen Fähigkeiten heraus der männerdominierten Welt zeigen konnte, wo es langgehen wird.

Die Tatsache, dass es sich dabei um eine Blondine handelt, hat in einem Magazin, das hauptsächlich Jungs als Zielgruppe hatte, sicher nicht geschadet.

Julie Wood Gesamtausgabe page 38

Erwähnt werden sollte dabei, dass Graton mit diesem Thema durchaus offensiv umgeht. So muss sich die Heldin nicht nur damit herumschlagen, dass eine Fotoserie mit ihr nicht nur die Sportlerin zeigen soll sondern sie auch zu anzüglichen Posen aufgefordert wird. Zudem ist Julie sehr schlagkräftig und die von ihr verteilten Ohrfeigen entwickeln sich fast schon zum Running Gag!

Über die Handlung selbst möchte ich gar nicht allzu viel verraten. Neben den zu erwartenden Rennen gibt es eine Liebesgeschichte, den bereits erwähnten Krimiplot, der so auch von Greg in einem Andy Morgan Abenteuer hätte verwendet werden können, sehr schöne Wüstenlandschaften und das, was neudeutsch comig-of-age heißen würde: Das Erwachsenwerden ist nicht leicht und Träume sind in der Realität nicht immer so einfach umsetzbar.

Ist Julie Wood ein Comic für ältere Männer, die mit dem ZACK groß geworden sind? Sicherlich! Ein großer Schuss Nostalgie und die damit transportierten Erinnerungen an die eigene Jugend gehört für die Käufer dieser Gesamtausgabe bestimmt dazu! Trotzdem wird hier eine moderne Heldin dargestellt, die sich in einer Männerwelt zu behaupten weiß und ständig reflektiert, ob sie das richtige macht, sich letztendlich aber immer dafür entscheidet, keinen Rollenbildern zu gehorchen, sondern ihren eigenen Träumen zu folgen. Mag das Setting etwas veraltet wirken, das Thema ist es nicht.

Den Zeichnungen von Jean Graton ist anzumerken, dass sie zu seiner besten Zeit entstanden sind: kraftvoll, dynamisch und trotzdem voller Details. Wie für dieses Genre üblich sind oft Details über Maschinen oder Rennstrecken eingestreut, so dass der Textanteil manchmal etwas zu hoch wirkt. Er entspricht aber den Erwartungen der Leser*innen, dabei und informiert sein zu wollen. Die Übersetzung beinhaltet teilweise Sprechblasen mit englischem Content, insbesondere bei Ausrufen oder anderen emotionalen Inhalten, was teilweise etwas deplatziert wirkt.
Insgesamt hat Uwe Löhmann bei der Übersetzung aber einen guten Job gemacht!

Julie Wood Gesamtausgabe page 39

Da auch die Cover der deutschen und französischen Originale sowie einige Titelbilder des ZACK abgebildet sind und in der Einführung die oben bereits beschriebenen weiterführenden Informationen vorhanden sind, erfüllt die Ausgabe alle Anforderungen an eine moderne Gesamtausgabe und ist allen Freund*innen des klassischen Rennsportcomics wärmstens zu empfehlen!

Wer die Zeit bis zum Erscheinen des zweiten Bandes nicht abwarten kann, sollte einen Blick in die aktuellen Veröffentlichungen der Hauptserie Michel Vaillant werfen: im gerade erschienenen Band „Die Bugatti-Affäre“ spielt Julie Wood ebenfalls mit.

Da der Comic in den USA spielt, passt dazu ein klassisches Budweiser und nichts anderes als Joan Jetts „I love Rock’n’Roll“!

Abbildungen ©  2017 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

Klassiker des Monats August 2018 – Gaston – Galerie der Katastrophen & Guust – 60 Jaar

Cover Gaston - Galerie der Katstrophen

Gaston – Galerie der Katastrophen

Originaltitel: Gaston – La Galerie des Gaffes

Carlsen Verlag

Hardcover | 68 Seiten | Farbe | 14,99 €

ISBN:978-3-551-72970-5

Cover Guust 60 jaar

Guust – 60 Jaar

Herausgeber: Alexis Dragonetti

Dupuis
Hardcover | 56 Seiten | Farbe | 15,00 €
ISBN: 978-90-314-3585-2

In der Rubrik „Klassiker des Monats“ sollen Comics vorgestellt werden, die nicht mehr taufrisch sind. Sie können schon Jahrzehnte auf dem Buckel haben oder wie in diesem Fall erst ein Jahr. Ihnen allen ist aber gemein, dass Sie es nicht verdient haben unter der Flut der Neuerscheinungen begraben und vergessen zu werden!

Wenn man fragen würde, ob das Marsupilami oder Gaston die wichtigere Erfindung des Altmeisters André Franquin wären, würden die Antworten wohl in etwa gleichverteilt ausfallen. Der sympathische und chaotische Redaktionsbote war Franquins Möglichkeit, den Serienzwängen von Spirou zu entgehen und – auf seine Art und Weise – Kritik am Arbeitsablauf und den Verhältnissen bei Dupuis und in der Spirou-Redaktion zu äußern, und gehört zu den absoluten Klassikern der neunten Kunst.

Kalender Spirou 2014

Während in Frankreich schon 2014 die Rückkehr des Chaoten auf die Seiten des Spirou-Magazins mit einem Kalender gefeiert wurde und immer neue Texter*innen und Zeichner*innen um ihre Interpretation geboten wurden, mussten deutsche Leser*innen dagegen auf den „neuen“ Gaston warten.  Der deutsche Hausverlag Carlsen konzentrierte sich zunächst auf die vorbildliche Edition des „ganzen Gaston“ in einem fünf Hardcover vereinenden Schuber. Nicht enthalten sind darin allerdings verständlicherweise die Neukreationen mit dem vertrottelten Jo-Jo zu Kauka-Zeiten. Von 1968 bis 1978 veröffentlichte Kauka mit allen bekannten „Anpassungen“ die Abenteuer des Redaktionsboten Gaston Lagaffe erstmals in deutscher Sprache und bereitete damit die Basis für alles Weitere.

Die Tatsache, dass es überhaupt wieder neue Comics mit Gaston gibt, ist durchaus zu hinterfragen, hatte Franquin doch verfügt, dass die Figur von keinem anderen gezeichnet werden dürfe. Die Bewertung möge allerdings jede*r selbst vornehmen.

Im Februar 1957 hatte eine noch namenlose Figur ihren ersten Auftritt; anfangs stand sie einfach nur im Weg doch schon nach kurzer Zeit wurde Gaston der Star einer zunächst halb- und später ganzseitigen Geschichte. Während Gaston durchaus mit anderen Figuren aus dem Spirou-Universum interagierte entwickelte sich eine ganze Gemeinschaft aus speziell für diesen Strip kreierter Personen und Tiere mit zum Teil ikonographischen Auftritten.

2017 konnte nun also das 60-jährige Jubiläum gefeiert werden. Schon zu früheren Zeiten war es bei Spirou üblich, Jubiläen mit Hommagen anderer Künstler*innen zu feiern und so geschah es auch jetzt.

Gaston - Galerie Seite 34

Im Carlsen Verlag ist die deutsche Übersetzung des französischen Originals erschienen die XXX Beiträge ganz unterschiedlicher Stilrichtungen präsentiert. Von der Form her handelt es sich dabei um einzelne, ganzseitige Illustrationen, One-Pager aber auch mehrere Seiten umfassende Werke. Sie sind teilweise an den Stil der jeweiligen Hauptserie angelehnt, teilweise wird versucht, den Stil Franquins zu treffen oder zu karikieren und entwickeln die beliebten Hauptmotive der Originalserie weiter. Der/die Leser*in darf sich also nicht nur über neue technische Meistererfindungen oder Auftritte des Gastophons freuen, auch die unendliche Geschichte der gescheiterten Vertragsunterzeichnung wird fortgeführt.

Der Band ist vorbildlich als Hardcover ausgeführt. Leider vermisse ich eine Überblicksseite mit der Auflistung aller Beiträge, gemeinhin als Inhaltsverzeichnis tituliert. Das Auffinden eines speziellen Beitrages würde dadurch sicherlich erleichtert… Schön ist dagegen das einheitliche Layout das sowohl Akteure und Titel benennt, andererseits teilweise das von Franquin zur Meisterschaft veredelte Spiel mit der Signatur aufnimmt.

Gaston - Galerie Seite 46

Bereits im letzten Jahr ist in den Niederlanden ein Band erschienen, der 47 Beiträge von niederländisch-sprachigen Künstlern aus Holland und Belgien vereint. Die zwei erhältlichen Ausgaben unterscheiden sich neben dem Preis in der Bindung (Hard- bzw. Softcover) und im Motiv des Umschlags.

In zwei Vorworten des Herausgebers und von Marc Legendre werden noch einmal sehr persönlich die Bedeutung von Franquin und vor allem Gaston für den europäischen Comic und sein Einfluss auf viele der heute aktiven Künstler herausgestellt. Die Kombination aus menschlichem Slapstick, Alltag und tierischen Akteuren waren damals einzigartig.

Die beteiligten Künstler*innen versuchen jeweils mit ihrem Stil das Wesen von Gaston oder Guust, wie er bei unseren Nachbarn heißt, zu erfassen. Die Resultate bewegen sich daher zwischen einer seitenfüllenden Zeichnung und 24 Panelen auf einer Seite. Die Figurendarstellung ist von Franquin-ähnlich über karikierend bis zu grahic-novel-artig ebenfalls sehr unterschiedlich. Allen Beiträgen ist aber anzumerken, dass sie sich liebevoll und achtungsvoll dem Thema nähern.

Thematisch haben einige versucht, Gaston in eine andere Lebenszeit (sei es Jugend oder Rente) zu versetzen, um nicht zu nah am Original zu sein. Andere spielen dagegen mit den bekannten Szenarios der verhinderten Vertragsunterschrift, der Liebesbeziehung mit Fräulein Trudel oder der sagenhaften Faulheit.

Einige der beteiligten Künstler wie Marc Legendre, Daan Jippes, Eric Heuvel, Griffo oder Romano Molenaar sind auch teilweise auf Deutsch erhältlich, die meisten sind aber eine Neuentdeckung wert!

Eindeutig eine ideale Ergänzung zu der deutschen Ausgabe, zumal es keine Überschneidungen gibt.

Guust - 60 jaar - Seite 43

Gerade in ihrer Kombination beweisen die beiden Bände mit über 100 Beiträgen die Wichtigkeit von Gaston für den aktuellen europäischen Comic. Beide sind auf den üblichen Bezugswegen noch erhältlich.

Dazu passt nichts Anderes als Jazz und Cocktails! Wer es noch authentischer mag möge doch bitte das Geschrei einer Lachmöwe im Hintergrund laufen lassen.

PS: Sollte jemand von euch Leser*innen einen Wunsch für folgende Beiträge dieser Reihe haben oder gar selbst einen Klassiker vorstellen wollen: Es gibt eine Kommentarfunktion unter dem Beitrag!

Gaston - Galerie - Tanz

Abbildungen © 2014 Dupuis (Kalender); © 2017 Dupuis (Guust), © 2018 Carlsen Verlag GmbH (Gaston)

Michel Vaillant 54: Die Bugatti-Affäre

Cover Michel Vaillant 54

Story: Jean Graton
Zeichnungen: Jean Graton, Studio Graton

ZACK-Edition – MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Softcover | 48 Seiten | Farbe | 13,00 €
ISBN: 978-3-86462-148-2

Michel Vaillant ist wohl DIE bekannteste Rennfahrerserie überhaupt weltweit und ihr Erfinder und anfangs auch alleiniger Szenarist und Zeichner Jean Graton war ein ständiger Gast auf allen Rennstrecken dieser Erde um das Flair der Piste und der Boxen, den Geruch und das Adrenalin hautnah einzufangen. So spielen in dieser Serie nicht nur die erfundenen Personen des Clans Vailant und ihrer Hauptgegner mit, sondern auch unzählige echte Rennfahrer. Noch heute besteht diese enge Verbindung: So nahmen beispielsweise am 24 Stunden Rennen von Le Mans im letzten Jahr (2017) zwei Oreca 07 für das Team Vaillante Rebellion unter anderem gesteuert von Nelson Piquet junior, Nicolas Prost und Bruno Senna teil. Damit wurde ein Vaillante aus der zweiten Staffel von der neuen Generation vormaliger Weltmeister gefahren.

Die allererste Geschichte wurde bereits 1957 in Tintin veröffentlicht und war von Graton noch in der klaren Linie Herges angelegt. Später wurden die Zeichnungen aufgelockerter und moderner und Graton erhielt die Unterstützung seines Sohnes Phillippe bei den Szenarien und des Studios Graton bei den Zeichnungen. Bis 2007 sind 70 Alben in der nun sogenannten ersten Staffel erschienen von denen aktuell 61 Bände in der ZACK-Edition erhältlich sind!

Michel Vaillant 54 page 18

Nach den ersten Anfängen als Michael Voss noch in der Mickyvsision 1965 und den grandiosen Zeiten im alten ZACK hatte Michel Vaillant in Deutschland eine Verlags-Odyssee durchzustehen, ehe der jetzige Verlag vor 12 Jahren begann, nach und nach zunächst alle unveröffentlichten und dann alle vergriffenen Publikationen einheitlich neu herauszubringen. Auch die lesenswerte zweite Staffel mit neuen Kreativen und einer modernisierten Handlung läuft bereits seit 2012 und ist ebenfalls im MOSAIK Verlag auf Deutsch erschienen. Den Vorabdruck bietet der Tradition folgend das „neue“ ZACK!

Der aktuelle Band (Nummer 54) erschien erstmalig vor 20 Jahren auf Deutsch und ist jetzt um redaktionelle Inhalte ergänzt und in guter Druckqualität wieder aufgelegt worden. Da es sich bei „Die Bugatti-Affäre“ eigentlich eher um einen Krimi handelt, ist dieser Band sehr zeitlos! Steve Warson – zu dieser Zeit noch mit Julie Wood liiert, die daher ebenfalls kurze Auftritte hat – wird von einem ehemaligen Schulkameraden gebeten, an einer Geburtstagsüberraschung für dessen todkranken Vater mitzuwirken. Er möchte ihm ein Rennen in Zandvoort mit klassischen Bugatti-Autos und aktuellen erfolgreichen Fahren schenken und wer wäre besser für eine solche Aufgabe geeignet als Steve, der immer schnell zu begeistern ist. Da es für ein solches Unterfangen einiger Bugattis bedarf, kommt die Cité de l’Automobile – Musée National – Collection Schlumpf zu einem großen Auftritt, denn Steve besucht dieses größte Automobilmuseum der Welt in Mühlhausen. Alleine diese Bilder sind es schon wert, den Comic zu lesen!

Michel Vaillant 54, page 10

Wie für Serien aus dieser Zeit typisch, steht nicht alleine die Handlung im Vordergrund: Immer wieder werden Rennstrecken und Autos – wie auch hier – detailliert vorgestellt und beschrieben. Die Zielgruppe sind halt technikbegeisterte Jungen und männliche Erwachsene. Dass dieses Konzept auch heute noch funktioniert lässt sich immer wieder beobachten, wenn Jungen oder Jugendliche bei Messen am Stand von Michel Vaillant die Alben durchblättern! Ein wesentliches Erfolgsmerkmal von Michel Vaillant ist dabei die Akribie der Vorbereitungen und die Genauigkeit der Darstellungen. So ließe sich dieses Album durchaus als Museumsführer für einige Bugattis aus der Automobilstadt verwenden.

Zurück zum Ablauf: Nachdem Steve es unter großen Schwierigkeiten tatsächlich geschafft hat, alle Beteiligten zur Mitwirkung zu überreden und ein phantastisches Rennen in Zandvoort stattgefunden hat, soll dem todkranken, im Rollstuhl sitzenden und vor Rührung überwältigtem Mann eine Nacht im Kreise der Oldtimer ermöglicht werden.

ACHTUNG SPOILER: Am folgenden Tag beginnt dann die Krimihandlung, die auf sehr offensive Weise mit den guten und schlechten Charaktereigenschaften von Steve Warson aber auch von Michel Vaillant spielt. Der sonst so strahlende Held muss sich tatsächlich am Ende entschuldigen.

Die Zeichnungen bewegen sich hauptsächlich im strengen 4×2 Layout mit teilweisen Verbindungen innerhalb der Zeile oder von zwei Zeilen. Selten wird auch einmal ein dreizeiliger Aufbau verwendet. Die ganzseitigen Illustrationen dienen entweder der katalogartigen Darstellung vieler unterschiedlicher Modelle oder dienen der Dramatik und der Geschwindigkeit im Rennverlauf und sind daher bewusst eingesetztes und für die jeweilige Aufgabe optimales Stilmittel gerade wegen ihrer Exklusivität!

Michael Vaillant 54, page 46

Klare Kaufempfehlung für diesen Titel der trotz seines Alters auch heute noch nichts von seinem Reiz verloren hat: Klassische Autos, Lautstärke der Motoren und ein ehrlicher Betrug J

Dazu passen ein guter und starker Kaffee und der Sound dröhnender Motoren.

Abbildungen © 2018 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

Reddition 68 – Mai 2018

Reddition 68 – Mai 2018

Herausgeber: Volker Hamann
Verlag Volker Hamann, Edition Alfons
Heft Din A 4 | 76 Seiten | Farbe | 10,00 €
ISSN: n/a

 

Schon im 34. Jahrgang und mit einer hohen Verlässlichkeit zweimal im Jahr erscheint die Zeitschrift für Graphische Literatur REDDITION aus dem hohen Norden. Sie stellt damit eine der wenigen Konstanten im Sekundärbereich über die Neunte Kunst dar. Wie immer ist die Ausgabe Schwerpunktthema-zentriert. Während es in der letzten Ausgabe noch um eine Ikone der Popkultur, nämlich Batman, ging, ist das Dossier dieser Ausgabe der argentinischen Comicliteratur mit einem besonderen Fokus auf Hector German Oesterheld gewidmet. Der Einblick wäre aber nicht komplett ohne Beiträge zu Alberto Breccia und Hugo Pratt sowie zu weiteren Vertretern dieser Zeit und Provenienz.

Während die Zeitschrift als solche auch im Laden und im Bahnhofsbuchhandel erworben werden kann, erhalten Abonnenten jeweils eine Zugabe: in diesem Fall ist es die kleinformatige deutsche Erstausgabe von „Guardia Nocturna“ von Oesterheld und Pratt aus Cero Extra 39 vom April 1961. Eine Leseprobe der Reddition findet sich auf den Seiten der Edition Alfons.

Diese Ausgabe ist bereits die dritte, die sich mit Comics aus Argentinien befasst. In den 25 Jahren seit den letzten beiden Nummern hat sich aber vieles getan und es sind neue Quellen aufgetaucht, so dass es sich keinesfalls um einen Aufguss handelt. Zudem ist Deutschland gerade dabei, Oesterheld und insbesondere den auf dem Titel abgebildeten Helden Eternauta zu entdecken.

Es ist schwierig, den argentinischen Comicmarkt ohne die politische Entwicklung dieses Landes zu betrachten. Waren Comics in den 50-er Jahren ein Massenprodukt und der Markt somit auch ein Magnet für ausländische, insbesondere italienische Autoren und Zeichner, änderte sich mit dem Militärputsch gegen Allende und der Diktatur alles. So zählt auch Oesterheld neben seinen vier Töchtern zu den ermordeten Opfern und seine Witwe war eine der Madres de Plaza de Mayo, eines Zusammenschlusses von Müttern der verschwundenen Kinder. Dankenswerter Weise wird dieser Bereich weder verschwiegen noch in ideologischer Weise benutzt und mit Dokumenten (u.a. einem Brief von Hergé an den Präsidenten Argentiniens) und Interviews der eigenen Bewertung der Unmenschlichkeiten zugeführt.

Daneben stehen aber gerade auch die Kunst und das Vorgehen Oesterhelds im Vordergrund. In einem Interview und einem von ihm verfassten Beitrag wird deutlich, wie seiner Meinung nach eine Geschichte entstehen muss und welche Schritte, welches Engagement und welche Begeisterung dafür notwendig sind, einen guten Comic zu erschaffen. Selten wird den Gedanken eines Künstlers so viel Raum gegeben! Und Oesterheld hat bewiesen, dass seine Herangehensweise erfolgreich ist: Sgt. Kirk, Ernie Pike und nicht zuletzt der bereits genannte Eternauta sind dafür leuchtende Beispiele.

 

In weiteren Artikeln werden Zeitgenossen vorgestellt: Der schwierige Alberto Breccia, Lopez, Munoz, Del Castilla, Pratt und nicht zuletzt Enrique Breccia. Dabei wird Wert darauf gelegt, nicht nur die 50-er und 60-er darzustellen sondern auch die Arbeiten für den englischen und amerikanischen Markt mit der gewohnt sorgfältigen und vielfältigen Dokumentation des Bildwerkes einzubeziehen.

Ich möchte jetzt nicht weiter auf die einzelnen Artikel eingehen um den Lesespaß nicht zu gefährden! Unbedingte Kaufempfehlung!

 

Dazu passt natürlich argentinischer Tango und Rotwein. Da der ganze Text aber nicht so schnell verdaut werden kann sollte es zwischendurch vielleicht auch das eine oder andere Glas Wasser tun.

© Verlag Volker Hamann, Edition Alfons 2018 und die jeweiligen Künstler bzw. Agenturen

ZACK 230 (08/2018)

ZACK 230 – August 2018

Herausgeber: Klaus D. Schleiter

Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
Verlag MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 €
ISSN: 1438-2792

Schon seit 1999 erscheint das neue ZACK im Mosaik-Verlag und bringt regelmäßig alle 4 Wochen Comics, Artikel und Besprechungen an die Leser*innen.

Für die Kontinuität sorgt dabei der Chefredakteur der seit Jahren unverändert Georg Tempel heißt! Mit seiner Erfahrung und seinem eigenwilligen aber nie abseitigem Geschmack hat er das ZACK zu einem spannenden Heft gemacht. Er bedient dabei sowohl die Liebhaber des „klassischen ZACK“ mit den modernisierten Klassikern Bob Morane, Michel Vaillant oder aber in diesem Heft Rick Master und Tanguy & Laverdue genauso wie aktuelle Spirou-Klientel mit der in diesem Heft startenden Coming-of-Age-Serie Harmony. Western, Seefahrer, History/Sandalen-Comics fehlen im Repertoire genau sowenig wie anspruchsvollere Themen über das Schicksal der „jüdischen Brigade“ im zweiten Weltkrieg, die Kollaboration „Es war einmal in Frankreich“ oder das Schicksal der „SOS Lusitania“ das im Original bei Bamboo in Frankreich erschienen ist. Von unseren niederländischen Kollegen wurde Rhonda von VanO. veröffentlicht. Tempel scheut sich aber auch nicht, schwarz-weiß Comics oder solche über politische Zustände in Lateinamerika zu veröffentlichen. Dazu kommen immer einige One-Pager und zwei längere Artikel. Besonders hinweisen möchte ich darauf, dass der Verlag Bernd Glasstetter die Gelegenheit gibt, sich auch kritisch und sehr persönlich zu politischen Themen zu äußern.  Auch wenn es sicherlich nicht immer eine Maistreammeinung ist, die hier vertreten wird, regt sie doch zumindest hoffentlich ein wenig dazu an, über den Tellerrand hinauszuschauen.

Das aktuelle Heft bringt die ersten Seiten von Harmony, einem Comic von Mathieu Reynès, der stilistisch den klassischen frankobelgischen Stil mit Mangaeinflüssen vermischt. Die oft beschworenen Einflüsse aus dem Animationsfilm sind dagegen meines Erachtens nicht mehr so besonders als das sie eine Abgrenzung darstellen würden. Der Einstieg präsentiert die neue Heldin erstmal als seltsam und macht daher definitiv Lust auf mehr.

Rick Master ist im dritten Teil einer Geschichte über eine unheimliche Mordserie die scheinbar von einem kleinen Ratgeber ausgelöst worden ist. Man merkt den neuen Teilen dieser klassischen Serie an, dass sie deutlich spritziger und moderner sind, das Augenzwinkern auf die eigenen Geschichte aber nicht verleugnen möchten. So hängt z. B. im Büro des Verlegers ein Bild mit Michel Vaillant. Viel Spaß beim Entdecken der weiteren Verweise. Sowohl die aktuelle Variante von Tanguy & Laverdue als auch die Abenteuer um Cassio und die langsame Auflösung von verschiedenen Verbindungen aus dem klassischen in das moderne Rom über die Jahrtausende hinweg sind routiniert und handwerklich korrekt. Stephan Desberg beendet mit diesem nunmehr 8-ten Teil einen weiteren Zyklus und schafft es Vorfreude auf die weiteren Bände zu entfachen.

Die Abenteuer von Solo in der Kannibalenwelt sind früher schon einmal limitiert als Hardcover erschienen und werden nun einem breiteren Publikum koloriert dargeboten.

Die Artikel dieses Heftes beschäftigen sich mit Oblivian Song, der neuen Serie von Robert Kirkman und der Comic-Biographie über Joe Shuster.

Dazu passt bei diesem Wetter am Besten ein selbstgemachter Smoothie mit ganz viel Eis und vielen gemischten Früchten sowie – dem alten ZACK angemessen – natürlich ein Mix-Tape!

Abbildungen © 2018 MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag und den jeweiligen Zeichnern und Verlagen

Knax – Das Comic-Magazin für junge Sparkassenkunden

KNAX 4/2018

Story: Götz Bachmann, Holger Fath, Barbara Behrendt
Zeichnungen: Roberto Freire, Boris Zatko, Franz Gerg

Deutscher Sparkassen Verlag
Heft | 24 Seiten | Farbe | gratis
ISSN: n/a

Mit dem Erscheinen des Heftes 4/2018 möchte ich auf das Comic-Magazin für junge Sparkassenkunden KNAX aufmerksam machen.

Schon seit 1974 erleben die KNAXianer und die mit ihnen im Clinch liegenden Felsensteiner alle zwei Monate ihre Abenteuer auf einer Insel ohne Einflüsse von außen. Damit handelt es sich um eine der am längsten laufenden Werbecomicserien in Deutschland und kann eine beachtliche Liste von kreativen Mitwirkenden verzeichnen. Den Anfang machte Peter Wiechmann und der Kauka-Verlag produzierte die ersten Ausgaben. Ein paar Jahre durfte dann Comicon ran bevor Kipkacomics im Jahr 1988 übernahmen. Fred Kipka hat sicherlich den längsten Run in dieser Sache, da er 20 Jahre lang alle Geschichten verfasste. Seit Sommer 2004 werden die Texte von einem Team um Götz Bachmann und das Artwork vom Studio R. (Roberto) Freire verfasst. Dabei hat sich der Coverschriftzug im Laufe der Jahre immer wieder verändert wie die folgenden Beispiele belegen:

    

Neben dem regulären Heft gibt es einen jährlichen Kalender, der teilweise einen Bastelbogen für einen Jahressammler enthält, und diverse Sonderausgaben. Die Hefte enthalten neben drei Comics auch redaktionelle Inhalte, eine Leserbriefseite und Gewinnspiele. Um die Figuren herum gibt es eine Internetseite und viele regionale KNAX-clubs der Sparkassen. Die Sparkassen benutzen das Figurenensemble auch zu Werbezwecken auf Hüpfburgen und zu besonderen Anlässen wie den Weltspartagen.

Thematisch relativ simpel versuchen die faulen Felsensteiner den KNAXianern Geld, Essen oder andere Errungenschaften abzunehmen, scheitern dabei aber immer wieder an ihrem eigenen Unvermögen. Wurde anfangs noch versucht, den jungen potentiellen Kunden den Geldkreislauf nahezubringen, sind die aktuellen Geschichten frei von erklärenden Ansprüchen. Nur die Botschaft, dass sich Arbeit immer lohnt und die Trickserei nie, ist ständig vorhanden.

Zeichnerisch sind die Geschichten auf einem für Werbecomics relativ hohen Niveau.

 

Die aktuelle Ausgabe ist thematisch jahreszeitenbedingt urlaubsorientiert. Cover, Hauptgeschichte und Gewinnspiel handeln von Ferien am Meer und zur Stärkung des Brandings bietet das KNAX-Heft zwei Motive in Postkartengröße, die ausgeschnitten und auf Postkarten geklebt werden können (old school :-)).

In der ersten Geschichte müssen Didi und Dodo einen Sandburgenwettbewerb gegen die Felsensteiner bestehen. Zielgruppengerecht wir wieder einmal bewiesen, dass Übereifer, Überheblichkeit und vor allem der Einsatz von unfairen Mitteln sich nicht auszahlt.

Die zweite Geschichte erzählt sehr liebevoll von einem typischen Männerplan eines Tages in der „Wildnis“ der etwas anders verläuft als geplant. Im Gegensatz zu Geschichten aus dem Land des neuen Weltmeisters überleben hier zwar alle Wildschweine. Sie müssen allerdings trotzdem unfreiwillig ihre Position räumen. Ihre Mimik vermag dabei zu überzeugen und ist sehr detailliert dargestellt.

Der One-pager, der traditionell das Heft beschließt, ist die eintausendste Wiederholung eines klassischen Gags, aber ebenfalls nett dargestellt.

Die Zeichnungen, insbesondere die Mundpartien, sind natürlich keine Super-Leistung. Angesichts der Laufzeit dieser Serie und des eingegrenzten Settings ist es aber trotzdem beachtenswert, dass dem Kreativteam immer neue Wendungen einfallen und allzu offensichtliche Wiederholungen unterbleiben.

Das Heft gibt es nur in Sparkassenfilialen für junge Kund*inn*en.

Dazu passt eigentlich nur ein Getränk: Capri-Sonne! Und der Soundtrack dazu? „Pack die Badehose ein…“

Ich wünsche allen einen schönen Urlaub!

Abbildungen © 2018 Deutscher Sparkassen Verlag

Jost, Culliford / De Coninck, Diaz: Die Schlümpfe 34: Die Schlümpfe und der Flaschengeist

Die Schlümpfe 34: Die Schlümpfe und der Flaschengeist

Story: Alain Jost und Thierry Culliford
Zeichnungen: Jeroen De Coninck und Miguel Diaz

Splitter Verlag – Toonfish
Hardcover | 48 Seiten | Farbe | 12.95 €
ISBN: 978-3-95839-905-1

Diese Rezension wartet schon ein wenig auf ihre Veröffentlichung. Mittlerweile ist bereits das 36. Abenteuer der Schlümpfe im Splitter-Imprint toonfish erschienen. Damit bleibt die deutsche Veröffentlichung nahe am Original und der geneigte Leser kann tatsächlich alle Bände auf Deutsch in einheitlicher Ausstattung genießen.

Die Schlümpfe gehören dabei zu den bekanntesten Figuren der Welt. Neben den Comics von Peyo gab es schon sehr früh extrem viel Merchandise der blauen Wichtel, mehrere Zeichentrickserien von Dupuis bzw. dem Studio Hanna-Barbera und mittlerweile immerhin drei „Realfilme“, die zu internationalen Blockbustern geworden sind. Sie haben sich dabei seit ihrem ersten Auftritt 1958 als Nebenfiguren in Johann und Pfiffikus zu absoluten Helden gewandelt. Zudem sind sie auch musikalisch sehr erfolgreich vermarktet worden, wenn auch zugegebenermaßen nicht jeder Geschmack damit getroffen wurde. International findet man sie unter den Trademarks „Smurfs“ oder „Schtroumpfs“.

Die Comics sind glücklicherweise durch diesen ganzen Ruhm nicht wesentlich anders geworden. Noch immer stehen die Alltagsprobleme der 100 Schlümpfe samt der später dazu gestoßenen Schlumpfine mit sich selbst und vor allem mit dem bösen Zauberer Gargamel im Mittelpunkt der Geschichten. Jeder der Schlümpfe hat dabei bestimmte Eigenschaften die sein Verhalten und seine Wünsche bestimmen und die meistens schon durch den Namen ausgedrückt werden. Im Mittelpunkt dieses Abenteuers stehen neben Schlumpfine, die als Archetyp aller positiven wie negativen Klischees die Frauenrolle bedient, Hefty und Schlaubi. Während ersterer ausgestattet mit Herz-Tattoo und Muskelkraft eher für die einfachen Lösungen zuständig ist, stellt der einzige bebrillte Schlumpf den Schlauberger dar, der jede Regel kennt, aber auch nicht eine davon brechen würde.

Beide zusammen entdecken eine Amphore im Bach, bergen und öffnen sie und stellen fest, dass diese scheinbar nur Kiesel enthält. Die zurückgelassene Amphore wird dann später von Gargamel gefunden. Tatsächlich waren in ihr aber auch zwei Dschinns, die nun ihren jeweiligen Befreiern dienen müssen. Was zunächst nach einem außerordentlichen Glücksfall aussieht, entpuppt sich als deutlich komplizierter, denn sosehr sich Agenoir und Adenior, so die Namen der Dschinn-Zwillinge, auch bemühen, ein funktionierendes Ergebnis entsteht nur dann wenn sich Schlaubi, Hefty und Gargamel gleichzeitig und ernsthaft dasselbe wünschen.

Bis die Schlümpfe gemerkt haben, dass eine Kooperation der beiden Antagonisten notwendig ist, hat der Dschinn, der im Schlumpfdorf untergekommen ist, bereits ebenso viel Unruhe gestiftet wie sein Zwilling in Gargamels Hütte. Und ebenso selbstverständlich ist das Spektrum der Wünsche der Schlümpfe vollständig inkompatibel mit dem des bösen Zauberers. Aber es bleibt ihnen allen nichts anderes übrig als zu kooperieren und nebenbei zu versuchen, die jeweils andere Seite auszutricksen. Die beiden Autoren bedienen sich dabei munter der klassischen Sagenwelt so dass der erwachsene und mitteleuropäisch sozialisierte Leser das Ergebnis bereits kennt und umso mehr Freude an der Herleitung hat!

In heutigen Zeiten ist man vielleicht versucht, in die Notwendigkeit zur Kooperation völlig unterschiedlicher kultureller Ansätze etwas hinein zu interpretieren, doch dieser Comic will einfach nur gut unterhalten ohne zu belehren (Naja, vielleicht ein bisschen, denn Eigennutz zahlt sich halt nie aus) oder Statements abzugeben. Genau das entspricht aber auch der Erwartungshaltung des Publikums seit fast 60 Jahren!

In einem zweiten Handlungsstrang geht es ebenfalls um ein Dauerthema, nämlich Eifersucht! Weil Schlumpfine sich um die beiden Dschinns kümmert, befürchten sofort einige Schlümpfe nicht mehr beachtet zu werden und fühlen sich vernachlässigt. Sie schlüpft dabei fast in eine Mutterrolle und steht dadurch Papa Schlumpf in seiner Verantwortung für alle an der Seite. Die anderen geraten dadurch natürlich in eine noch stärkere Kinderrolle, die für einiges Wiedererkennen sorgt :-).

Was man der Reihe absolut zu Gute halten muss, ist, dass sie nicht wie andere ähnliche Konzepte in den 50ern und 60ern stecken geblieben ist, sondern immer wieder neu Themen für sich gefunden hat, die auch die aktuelle Kindergeneration ansprechen. Selbst die allerersten Abenteuer sind dabei so zeitlos, dass sie immer noch funktionieren und nicht wie beispielsweise Jo, Jette und Jocko nur noch dokumentarischen Reiz haben.

Klassische vier Panelreihen als Grundlayout werden immer mal wieder durchbrochen. Obwohl die Figuren und die Farbgebung moderat modernisiert worden sind, unterscheiden sich die aktuellen Schlümpfe immer noch nur wenig von den Originalen und verbreiten den gleichen Charme wie früher. Einzig das Cover ist deutlich moderner und spricht die aktuelle Käufergruppe an ohne die alten Hasen zu verschrecken.

Nebenbei sei erwähnt, dass toonfish nicht nur die Alben der Schlümpfe sondern auch die Kurzgeschichten und verschiedene thematisch orientierte Zusammenstellungen veröffentlich hat. Die ebenfalls von Peyo stammenden und später fortgesetzten „Urväter“ Johann und Pfiffikus liegen in einer vorbildlichen Gesamtausgabe vor und auch Benni Bärenstark wurde mittlerweile in 14 Alben komplett veröffentlicht.

Wie gewohnt nun die Frage, welche Musik und welches Getraänk den Lesegenuss abrundet: Dazu passt „Vader Abraham“? Nein, nicht wirklich. Eher etwas chillige Lounge-Musik und natürlich ein Sarsaparilla-Cocktail! Da dieser etwas schwierig zu bekommen sein dürfte, geht auch etwas mit Himbeeren (eisgekühlt!) und Minze.

Abbildungen © 2016 Splitter

Rolf Kauka, der deutsche Walt Disney, und seine Kultfüchse

In der Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen läuft seit dem 10.Juni und noch bis zum 9. September eine Ausstellung über Rolf Kauka und „Fix und Foxy“ mit einer Vielzahl bisher nicht gezeigter Exponate. Dazu gibt es einen neuen Comic von dem letzten Fix & Foxi-Chefzeichner Bone Buddrus!

Parallel dazu läuft ebenfalls bis zum 9. September die Ausstellung „Kunst & Kohle – Ein Ausstellungsprojekt der RuhrKunstMuseen | GLÜCK AUF! Comics und Cartoons von Kumpel Anton über Jamiri bis Walter Moers“ im Kleinen Schloss.

https://www.ludwiggalerie.de/de/ausstellungen/aktuell/

Ein Bericht folgt in Kürze.

Suske und Wiske neu erzählt: Amoras

Seit 2013 gibt es bei unseren Nachbarn eine modernisierte Fassung des Klassikers „Suske en Wiske“. Die erste, mittlerweile komplette Hauptserie hatte 6 Bände, im darauf folgenden Spin-Off ist gerade der dritte Band erschienen. Für eine deutsche Veröffentlichung hat sich leider noch kein Verlag gefunden.

Einen ersten Überblick bietet dieser Artikel.

error: Content is protected !!