Reding – ZACK Spezial 16: Jari 3

Jimmy Torrents Geheimnis

Story und Zeichnungen: Raymond Reding

Originaltitel: Le secret de Jimmy Torrent

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 64 Seiten | Farbe | 18,00 € |

Limitiert auf 555 + 55 Exemplare

ISBN: n/a

Cover ZACK-Spezial 16 - Jari 3

Raymond Reding ist den ZACK-Leser*innen der ersten Stunde natürlich ein Begriff mit Comics aus der Welt des Sports: Section R und Kai Falke waren beliebte Serien und haben auch den Weg in aktuelle Albenausgaben gefunden. Jari ist ein wenig älter und erscheint nun komplett in der ZACK-Spezial-Reihe.

Ist Torrent ein Verräter an seinem Land?

Während heutzutage individuelle Erfolge den größten Wert haben (Grand Slam, Weltrangliste) und selbst olympische Erfolge in Sportarten wie Tennis eher persönlich erinnert werden als national, war die Lage früher anders. Die größte Auszeichnung war es, sein Land im Davis Cup vertreten zu dürfen. Diese Möglichkeit gab es allerdings nur für Amateure, ein Profivertrag war damit nicht vereinbar.

Die Spannung in Jimmy Torrents Geheimnis wird zunächst dadurch geschaffen, dass die Nominierung für dieses Ereignis bevorsteht. Zwar wird das Tennis-Ass auch tatsächlich ausgewählt, sagt auch zu, tritt allerdings kurze Zeit darauf wieder zurück und unterschreibt einen Vertrag als Jugendtrainer für den französischen Verband. Niemand kennt die Gründe für diesen Schritt und selbst Jari, der jugendliche Freund, kann sich keinen Reim auf die Geschehnisse machen.

Währenddessen verstarben Frau und Tochter des Arztes und Wissenschaftlers, der Jaris Auge operiert und ihm damit die Sehfähigkeit erhalten hatte.  Kann der Mann, der kurz vor einem bahnbrechenden Forschungserfolg zur Bekämpfung der Leukämie stand, mit dem Schicksalsschlag fertig werden? So viel sei verraten: die beiden Begebenheiten hängen zusammen!

Druck ZACK-Spezial 16 - Jari 3
Limitierter Druck zu Jari 3

Routinierter Realismus

Reding ist nicht nur ein ausgezeichneter Geschichtenerzähler, der es immer wieder aufs Neue schafft, seine sportgetriebenen Erzählungen mit krimiartigen Elementen anzureichern, er kann das auch geschickt umsetzen. So wird in diesem Band etwa eine Person über Seiten hinweg so gezeigt, dass zumindest das Gesicht so beschattet ist, dass es nicht erkannt werden kann. Es sind diese Kleinigkeiten, die den Unterschied zwischen Massenware und auch nach Jahrzehnten noch lesbaren Geschichten ausmachen!

Das Layout ist dabei für damalige Verhältnisse sehr flexibel. Während es ein vierstreifiges Grundmuster gibt, werden durch Zusammenfassungen und Teilungen oftmals drei oder fünf Streifen daraus. Und auch die starre Anforderung an rechte Winkel wird ein ums andere Mal aufgebrochen. Die Zeichnungen sind realistisch und beinhalten nicht nur bei den sportlichen Szenen eine hohe Dynamik.

Nostalgie mit Qualität

Manchmal hat man das Gefühl, dass Wiederholungen oder Neuauflagen einfach nur deswegen gemacht werden, weil man nichts Besseres gefunden hat und irgendjemand schon wegen des „Früher war alles besser“-Faktors zuschlagen wird. Jari (und auch die anderen Bände in der ZACK-Spezial-Reihe) haben dagegen eine echte Qualität (in Text und Bild!) und sind deswegen auch heute noch gut lesbar. Sie werden nicht veröffentlicht, WEIL sie alt sind, sondern OBWOHL.

In diesem Sinne ist die Sammlung von Einzelbänden und Reihen als solche sicherlich immer einen Blick wert. Jari verdient aber schon eine besondere Empfehlung, liegt doch ein Jahrzehnte alter Comic über einen Tennis-spielenden Jungen nicht unbedingt im Beuteschema der Meisten! Alle Titel der Reihe sind limitiert, in diesem Fall auf 555 plus 55 Exemplare.

Dazu passen Brògeal mit „Tuesday Paper Club“ und ein französischer Weißburgunder!

© der Abbildungen Le Fureteur SPRL & Raymond Reding – info@bdmust.be | 2025 Blattgold GmbH

Vernes/Forton – Bob Morane Classic 7

Das Geheimnis der Zone „Z“

Story: Henri Vernes
Zeichnungen: 
Gérald Forton
Originaltitel: 
Le mystère de la Zone « Z »

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 20,00 €

ISBN: 978-3-949987-49-6

Cover Bob Morane classic 7

Fast alle Bände der Bob Morane ClassicReihe sind deutsche Erstausgaben, dieser Band ist eine Ausnahme. Als einziger von Gerald Forton gezeichneter Band erschien er 1989 im Feest-Verlag während der Ägide von … genau: Georg F. W. Tempel! Er wurde aber für diese Ausgabe neu übersetzt und layoutet.

Ein außerirdischer Besuch

Wie so oft, wird auch bei Das Geheimnis der Zone „Z“ eine Krimihandlung mit Science-Fiction Elementen vermischt. Mitte des letzten Jahrhunderts ist die Welt zwar noch nicht komplett erforscht, große, überraschende Entdeckungen wie sie Jules Verne, Henry Rider Haggard und andere noch beschreiben konnten, sind aber nicht mehr zu erwarten. Das „Neue“ und möglicherweise „Gefährliche“ muss also entweder eine wissenschaftliche Neuigkeit sein, oder aus den Tiefen des Alls kommen.

Hier verwendet Vernes eine Kombination: Eine unbekannte Legierung ist aus dem Weltall kommend aufgefunden worden. Sie wurde für die Raumfahrt benutzt und weckt nun die Aufmerksamkeit von Kriminellen und Geheimdiensten, um Profit daraus schlagen zu können. Bob Morane und Bill Ballantime wollen mal wieder einer hübschen jungen Frau beistehen und werden dadurch in diese Geschichte verwickelt.

Bob Morane classic 7 page 3

Es geht darum, den Vater der jungen Frau möglichst rechtzeitig zu warnen bevor die Bösen, ein nur durch das gemeinsame Ziel verbundener Haufen, ihn erreicht haben. Dabei ist es fast schon egal, ob der Wissenschaftler wirklich harmlos ist, oder aber im Regierungsauftrag handelt. Es ist wieder eine spannende Story, die den Helden als Retter beschreibt, die Bösen als manchmal witzige, manchmal nur doofe Menschen, und die Technik als etwas, das nur ansatzweise beherrschbar ist.

Strenges Layout, bunte Farben

Der Band verlässt sein strenges, vierstreifiges Layout kein einziges Mal, kommt also sehr klassisch daher. Obwohl das für heutige Lesegenerationen sehr ungewöhnlich ist, schadet es aber nicht, denn die Zeichnungen selbst sind sehr realistisch und dynamisch. Die Bewegung kommt aus den Panels und bedarf keiner „Unordnung“ auf der Seite. Wer einen Blick in den Anhang wirft, wird feststellen, dass Morane auch als Zeitungsstrip funktioniert hat. Genau diese Strenge bei gleichzeitiger Ausdrucksstärke ist auch in den regulären Seiten zu bemerken.

Bob Morane classic 7 page 4

Forton ist ein Meister der Linie und des Kontrastes. Die darauf aufgetragene Kolorierung überdeckt seine Meisterschaft nicht, fügt aber mit den teilweise extremen Farbgebungen eine spannende Komponente hinzu. Teilweise wechseln dabei auch die Farben der Haut und/oder Kleidung zwischen den einzelnen Panel. Für mich ist das aber eher ein nostalgischer Faktor, der dazugehört!

Ein Klassiker in angemessener Aufmachung

Bob Morane ist eine der ZACK-Serien, die dort tatsächlich gar keine großen Fußspuren hinterlassen hat. Tatsächlich gibt es sogar viel mehr Auftritte im aktuellen ZACK als in der Koralle-Zeitschrift. Die Serie hat allerdings aus sich heraus trotzdem genügend Aufmerksamkeit verdient. Ihre Anfänge mit den Zeichnungen von Dino Attanasio und Gérald Forton werden nach und nach komplett in der auf 750 Exemplare limitierten Classic-Reihe, wie gesagt meistens als deutsche Erstveröffentlichung, in der ZACK-Edition erscheinen.

Der Anhang gibt dabei weiterführende Einblicke und präsentiert „Schätze“, die ansonsten hier nirgendwo zu finden sind. Dazu gehören natürlich auch die Cover der verschiedenen französischen Originalausgaben. Vorbesteller der Reihe erhalten vom Verlag Beigaben, eine Anfrage lohnt sich daher unbedingt.

Dazu passen The Courettes etwa mit „Shake!“ und ein Old Pulteney.

© der Abbildungen Vernes – Bob Morane Inc / Forton – Ed. Hibou | 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

Lapière/Bourgne, Benéteau – Michel Vaillant Staffel 2 Band 12

Das Ziel

Story:  Denis Lapière
Zeichnungen: 
Marc Bourgne, Benjamin Benéteau
Originaltitel: 
Michel Vaillant Saison 2 12 – La Cible

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 56 Seiten | Farbe | 16,00 €

ISBN: 978-3-949987-34-2

Cover Michel Vaillant Staffel 2 12

Fans der aktuellen zweiten Staffel der Abenteuer rund um den Rennfahrer Michel Vaillant haben mehrere Möglichkeiten: Zunächst wäre da natürlich das französische Original, gefolgt von einer zeitnahen niederländischen Albumausgabe. Ungefähr ein Jahr später erfolgt der Vorabdruck auf Deutsch im ZACK und wiederum ein Jahr später die deutsche Albumausgabe. Wer es nicht eilig hat, komplettieren möchte oder aber einfach auf die bessere Ästhetik und die Beigaben nicht verzichten möchte, kann wiederum, allerdings deutlich später, auf das Integral zugreifen.

Die nächste Eskalationsstufe

Wow, was für eine sich steigernde Dramatik in dieser Serie! Anfangs ging es um die wirtschaftliche Seite des Rennsports als Jean-Pierre in eine ihm clever gestellte Falle tapste und die Kontrolle über Vaillante verlor. Wir alle wissen, welche tiefgreifenden Folgen dieser Fehler hatte. Nun müssen die Held*innen mit einer anderen großen Bedrohung fertigwerden. Eine rechtsradikale amerikanische Organisation, die Atomwaffen-Division, hat sowohl die unamerikanische, europäische Firma als Gegner auserkoren als auch den Senator Steve Warson. Und so ist er Das Ziel.

Michel Vaillant Staffel 2 12 page 3

In Pikes Peak waren schon die ersten Ansätze zu bemerken, hier tauchten auch die alten Bekannten um Bob Cramer wieder auf. In Cannonball wurden Michel und sein Kontrahent POG zu unfreiwilligen Teilnehmern eines geplanten Anschlags und endeten sogar im Gefängnis, nun plant die Organisation einen Anschlag mit einer Scharfschützin.

Letzteres ist nicht wirklich ein Spoiler, ziert die Gute doch sogar das extra für diesen Band gezeichnete Cover. Doch der Reihe nach: Steve muss sich entscheiden, ob er dem Wunsch seiner Partei folgt und in das Rennen um die amerikanische Präsidentschaft einsteigt. Michel und sein Team wollen die 24 Stunden von Le Mans gewinnen, müssen dabei aber nicht nur technische Schwierigkeiten überwinden, sondern auch mit der Gefahr eines Anschlags fertig werden. Und dann gibt es schließlich auch noch eine böse Krankheit, die ebenfalls zu Entscheidungen zwingt. Denis Lapière vermengt wieder Rennsportelemente, Thrillerbestandteile und die gute alte Soap-Tradition zu einer perfekten Melange!

Schnelle Autos, scharfe Waffen

Schon oft waren Bedrohungen Teil der Story und auch Schusswaffen waren durchaus im Spiel. Der Einsatz einer Profikillerin, speziell dafür angeheuert, Steve Warson während eines Rennes zu erschießen, ist aber doch etwas Neues. Diese Dramatik, einerseits die Vorbereitung des Anschlages mit dem Suchen einer perfekten Tarnung in Verbindung mit einer guten Schussposition und andererseits die Trainingsläufe sowie die ersten Wechsel in einem 24-Stunden-Rennen zu kombinieren, ist gut gelungen.

Michel Vaillant Staffel 2 12 page 4

Die Zeichnungen strahlen die Konzentration der Beteiligten, die langsam steigende Spannung und die schlussendliche Entladung aus. Wie immer gibt es leichte Abzüge in der Bewertung der Gesichter. Während die Bewegungen, die Kolorierung und das abwechslungsreiche Layout den Ansprüchen einer sehr erfolgreichen Serie genügen, fällt der Wiedererkennungswert der Kopfpartien etwas ab. Trotzdem eine sehr gelungene Darbietung von Bourgne und Benéteau, die mittlerweile eine große Routine ausstrahlen.

Eine Serie mit langen Handlungsbögen

Der Neustart der Serie hat nicht nur das Setting der Figuren modernisiert: es gibt eine Chefin, Jean-Pierre ist tot, die nächste Generation spielt eine tragende Rolle, sie hat auch eine Änderung des Konzeptes mit sich gebracht. Waren während der ersten Staffel Alben kaum miteinander verknüpft, gibt es nun lange Handlungsbögen über mehrere Alben. Dabei werden mehrere Stränge verfolgt, die das Umfeld, die technische Entwicklung, aber auch den Familienanteil zum Inhalt haben. Auch dieser Zyklus ist noch nicht zu Ende!

Michel Vaillant Staffel 2 12 page 7

Für die Fans der klassischen Serie waren die Änderungen im Zeichenstil anfangs ein großes Thema, mittlerweile ist die Kritik aber deutlich geringer geworden. Ich vermute, dass die meisten sich von der inhaltlichen Qualität haben überzeugen lassen. Michel Vaillant Staffel 2 hat es aber geschafft, auch neue Leser*innen zu begeistern und insofern würde ich mal sagen: Alles richtig gemacht!

Dazu passen Buster Shuffle, etwa mit „Take a Pill“, und ein alkoholfreier „Aperol“ Sprizz.

© der Abbildungen Dupuis 2023 / Lapière, Bourgne, Benéteau / 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

ZACK 315 (September 2025)

ZACK 315

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 315

Und weiter geht’s mit den Heldinnen auf den Titelbildern – es gibt genügend Serien mit weiblichen Protagonistinnen und es ist gut, das auch mal offensiv zu zeigen. Das September-Motiv des ZACK stammt aus der neuen Serie Wynona von Hans van Oudenaarden (VanO), der bereits mit Rhonda im Magazin vertreten war.

Der Neustart

Erde – Nordamerika – USA, in nicht allzu ferner Zukunft: Ein Mann rennt durch ein Labyrinth aus Gassen, stolpert und sieht sich einem gewaltigen Bären hilflos ausgeliefert. In diesem Moment betritt eine junge Frau das Büro eines abgehalfterten Anwalts, der gerade noch rechtzeitig aus seinem Traum aufschreckt… Es geht darum, einen Native American vor der ihn erwartenden Todesstrafe zu bewahren, in einem sehr polarisierten politischen Klima das fatal an reale Situationen erinnert. VanO eröffnet Das Erwachen des Bären, den ersten Teil der neuen Serie Wynona, grandios: Spannend, aktuell und mit Zeichnungen, die damit spielen, ein wenig skizzenhaft zu wirken.

ZACK 315 page 5

Die Fortsetzungen

Danach geht es noch ein kleines Stück weiter in die Zukunft: ein Virus führt zu einer Rückbildung von Evolutionsschritten da es ähnlich wie CRISPR funktioniert. Die Menschheit reagiert mit Furcht, Ausgrenzung und Gewalt auf die Folgen der Krankheit, doch die Heldin, die Paläontologin Anna Meunier, will sich nicht damit abfinden, dass es weder Hilfe noch Akzeptanz gibt, besonders, da ihr Freund selbst zum Erectus mutiert ist. Sie versucht, den in einem Zoogehege Untergebrachten zu helfen und verlässt den Weg der Legalität. Erik Juszezak hat klassische SF-Motive und die Erfahrungen der COVID-Pandemie verknüpft und eine gut lesbare, realistisch gezeichnete Geschichte daraus gemacht. Für mich ein Kandidat für vordere Plätze in der Jahreswertung!

ZACK 315 page 23

Bereits das dritte Mal dabei ist der Relaunch von Julie WoodTödliches Rodeo. Es geht um eine junge Amerikanerin, die den Traum hat, professionelle Fahrerin zu werden. Allerdings gefallen ihrem Bruder nicht alle Mittel, die sie dafür anwenden will. Ein zweiter Strang dreht sich um kriminelle Machenschaften, die bereits ganz zu Anfang ein Todesopfer gefordert hatten. Mittlerweile haben die Gangster die Verbindung zu dem Onkel der Woods gefunden. Eine solide Story von Philippe Pelaez mit für Fans des Originals enttäuschenden Bildern von Claudio Stassi. Zwar werden die Panels von Seite zu Seite besser und aussagekräftiger, kranken aber immer noch ein wenig an mangelnder Dynamik.

ZACK 315 page 49

Der Deadline-Day hat gerade wieder bewiesen, wie verrückt der Markt für den Austausch von Fußballprofis zwischen Vereinen mittlerweile geworden ist. Alte Versprechen geht zwar zeitlich in die Vergangenheit, in die vermeintlich Goldenen Zeiten von 1995, zeigt aber, dass auch damals schon nicht alles „gut“ war. Benito Castanera ist ein Spielervermittler. Sein einziges Juwel ist zum Sportinvaliden geworden, bevor er zum Star werden konnte. Seitdem versucht er verzweifelt, ein neues, williges Opfer zu finden. Seiner aktuellen Hoffnung scheinen allerdings ein paar Qualitäten zu fehlen. Bitterböse Satire von Álvaro Velasco & Iñaki San Román, kongenial in einem leicht verfremdeten Realismus von Pedro Rodríguez umgesetzt.

ZACK 315 page 64

Was hat Jolanne nicht schon alles mitgemacht: Betrogen, geschlagen, zum Tode verurteilt, geflüchtet, gefangen genommen, deportiert nach Indien, dort zur Bordellleiterin aufgestiegen und von ihrem Peiniger wiedergefunden, erneut geflohen, das Gedächtnis verloren, aufgenommen von der Frau des Gouverneurs von Pondicherry und erneut wiedergefunden … Die aktuelle Folge von Rani erlaubt eine kleine Verschnaufpause, droht der Heldin aber ständig mit der Vernichtung, ist sie doch schließlich von einem Gericht Verurteilt! Eine spannende Story mit großer indischer Kulisse von Jean Van Hamme & Alcante mit Zeichnungen von Francis Vallès. Bisher definitiv ein Liebling der Leser*innen.

ZACK 315 page 83

Der Abschied

Herr Romanov ist die letzte Kurzgeschichte mit Harry & Platte aus der Feder von Dennis Lapière mit Zeichnungen von Sikorski. Wo die Liebe hinfällt geschehen seltsame Dinge und die bekannten Maßstäbe von richtig und falsch beginnen zu verschwimmen. Aber darf Liebe alles?

ZACK 315 page 42

Und sonst?

In den Anfängen des neuen ZACK tauchten zwei Helden auf, die komplett gegen den Strich gebürstet waren: Spoon & White. Auch sie erleben gerade einen Relaunch. Erste Einblicke gibt es in diesem Heft – Bei Gefallen sicherlich mehr davon in diesem Theater …

Dazu Der Ritter, Tizombi und Parker & Badger mit ihren Erlebnissen, die den Leser*innen den Wechsel zwischen den Serien versüßen, und einige redaktionelle Beiträge: Michael Klein über das ZACK vor 50 Jahren, ein Interview mit Isabell Kreitz über ihre neue Graphic Novel und die Verstrickungen während der NS-Zeit sowie eine Einführung in Gunung Darah vom Verfasser dieser Zeilen.

Dazu The Sweet, etwa mit Ballroom Blitz und ein Guinness.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2025

Manini/Willem – Das Mädchen von der Weltausstellung

Gesamtausgabe

Autor: Jack Manini

Zeichnungen: Étienne Willem

Originaltitel: La fille de l´exposition universelle

Blattgold Verlag

Hardcover | 156 Seiten | 39,00 €
ISBN: 978-3-949987-73-1

Cover Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe

Obwohl das ZACK-Magazin sich ausdrücklich nicht als VORveröffentlichungsmagazin versteht, gibt es doch mittlerweile ein paar Inhalte, die danach auch als Album produziert werden. Dazu gehören natürlich die Klassiker wie Michel Vaillant oder Tanguy & Laverdure, aber auch Gesamtausgaben von Serien, die bei der Leser*innenwahl sehr gut abgeschnitten haben. Neben den Flintenweibern ist hier der Zeichner Étienne Willem das zweite Mal vertreten.

Eine Stadt in Aufruhr

Die erste Weltausstellung in Paris fand bereits 1855 statt. Nur wenige Jahre nach der ersten überhaupt in London wollte sich das Frankreich unter Napoleon III als moderne Nation präsentieren, als Zentrum der Welt und als Platz für Handel und Innovation. Inmitten dieser Ideen steht ein Wohnwagen einer Roma-Familie: Eine Mutter, die mit ihren Kindern in ihrem Arbeitsplatz wohnt, bietet sie doch Hellseherei an. Sie steht mit ihrem Wagen dort, wo aufgrund der Ausstellung mit Massenandrang gerechnet werden kann. Eigentliche Heldin ist aber ihre Tochter Julie Kleinnagel, das titelgebende Mädchen von der Weltausstellung.

Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe page 5

Als 12-jährige ist sie mit ihren hellseherischen Fähigkeiten bereits die wirkliche Ernährerin der Familie, die Mutter bietet nur den Rahmen. Sie „sieht“ ein Verbrechen und wird in eine verrückte Intrige verstrickt, die mit dem Tod des Kaisers enden soll. Nur wenige Jahre später, 1867, findet die zweite „EXPO“ in Paris statt. Wieder steht Julie mit ihren Fähigkeiten im Mittelpunkt. Während sich einerseits die männliche Kundschaft nach ihr verzehrt, will ein Teil der radikalen polnischen Opposition den Besuch des Zaren nutzen, um ihn zu ermorden.

1878 ist Julie mittlerweile eine stattliche Frau von 35 Jahren aber immer noch solo. Wieder beginnt die Geschichte mit einem von ihr geträumten Verbrechen, dass so auch in der Realität passiert. Ein brutaler Mörder entkommt. Gleichzeitig ist Paris nicht nur begeistert von dem begehbaren Kopf der Freiheitsstatue, die kurze Zeit später nach New York verbracht werden soll, sondern auch von der Phrenologie, einer angeblichen Wissenschaft, die eine Korrelation aus Kopfform und Kriminalität herstellen möchte.  Wieder schafft Jack Manini eine Verbindung aus den geschichtlichen Attraktionen und einer spannenden Kriminalgeschichte mit wohligen Grusel-Elementen!

Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe page 6

Witz und Action

Nicht allzu viele Zeichner schaffen es, eine witzige, teils übertriebene Umsetzung eines doch recht harten Krimistoffes glaubwürdig umzusetzen. Die Emotion der Beteiligten, vor allem derjenigen, die sich vollkommen im Recht glauben, ist sichtbar und wirkt zweifelsfrei. Aber auch die Slapstick-Elemente sitzen und die Romantik, bzw. die oftmals eben doch fehlende Romantik wirkt ebenfalls genau richtig dosiert. Seit Bastos und Zakuski habe ich keinen historischen Krimi dieser Art mehr so gut ausgeführt gesehen!

Étienne Willems Zeichnungen sind sehr dynamisch, viele Speedlines treiben die Handlung voran. Gleichzeitig ist das Layout extrem variabel. Obwohl es sich an einem traditionellen vierstreifigen Schema orientiert, wird es oftmals durch abgerundete Formen gesprengt. Diese wiederum nehmen ihrerseits architektonische Referenzen an die für die Weltausstellung errichteten Bauten auf. Ein sehr stimmiges Gesamtkonzept!

Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe page 7

Ein Top-Tipp!

Inhaltlich gibt es an dieser Gesamtausgabe nichts auszusetzen. In Ergänzung der vorabgedruckten Comics gibt es zu den drei Weltausstellungen jeweils einen Anhang in dem Julie durch die Exposition führt und auf Besonderheiten und geschichtliche Hintergründe aufmerksam macht. Wegen dieses „Mehr“ gegenüber dem ZACK-Abdruck ist sie dementsprechend auch für alle Leser*innen des Vorabdrucks zu empfehlen.

Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe page 8

Die Qualität der Stories und der Zeichnungen ist am oberen Ende des Spektrums angesiedelt und sollte auch Gelegenheitskäufer*innen mit einem Faible für historische Krimis und für starke Frauen ansprechen. Es ist nur anzumerken, dass das Konzept ursprünglich auf alle fünf Pariser Weltausstellungen angelegt war. Der Freitod des Zeichners hat diese Pläne vorzeitig beendet. Wer will kann wieder auf die limitierte Vorzugsausgabe setzen, die ein Variantcover hat und mit einem von Manini signiertem Druck ausgeliefert wird.

Dazu passen Molodoï etwa mit „Dragon libre“, und ein Pastis auf Eis oder mit Wasser.

© der Abbildung 2018 BAMBOO ÉDITION par Manini et Willem / 2025 Blattgold Verlag, Bad Dürkheim

ZACK 314 (August 2025)

ZACK 314

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Wegen der Sommerferien erfolgt die Besprechung des aktuellen ZACK ein wenig später als gewohnt. Das Titelbild passt in die heutige Zeit: Katastrophen überall! Kriegsparteien lassen einen glauben, dass Tucholski möglicherweise doch Recht hatte, das Klima spielt weiterhin verrückt und Fake News erscheinen vielen Leuten als Wahrheit. Auch Rani ist im Grunde nichts anderes als ein Opfer von entstellten Wahrheiten.

Der Neustart

Die eben bereits angesprochene Rani ist nicht nur das Covergirl dieser Ausgabe, es startet auch bereits Teil 6 dieser von Jean Van Hamme und Alcante ursprünglich als TV-Serie konzipierten Reihe: Verurteilt! Mehr zur Vorgeschichte im Serienkompass (Achtung, Spoiler). Die in Pondichéry vom französischen Gouverneur aufgenommene Jolanne findet aufgrund der Konfrontation mit ihrem Peiniger zwar ihr Gedächtnis wieder, verliert aber die Unterstützung ihrer Gönnerin. Prachtvolles Historienspektakel vor indischer Kulisse von Francis Vallès.

ZACK 314 page 5

Die Fortsetzungen

Der überlange Science-Fiction-Thriller Erectus von Erik Juszezak stellt einige essenzielle Fragen: Wie sollen und wie wollen wir mit einer Bedrohung der Menschheit umgehen? Wie definieren wir menschliches Leben und seine Schutzwürdigkeit? Während aktuell die deutsche innenpolitische Debatte von der Frage nach dem Beginn der Menschenwürde geprägt wird (allerdings oft mit gefälschten angeblichen Belegen) geht es hier darum, ob die von einem Virus befallenen Menschen, die sich zu Urahnen zurückentwickelt haben, noch als solche anzusehen sind oder ob man sie als krankhafte „Störer“ besser interniert und gegebenenfalls sogar tötet.

Die 2. und 3. Liga sind bereits wieder gestartet, die Bundesliga folgt bald. Alte Versprechen von Álvaro Velasco & Iñaki San Román hilft, die (mittlerweile viel zu kurze) Fußballlose Zeit zu überbrücken. Der kommende Star wird wegen seiner Verletzung nie wieder im Rampenlicht stehen, aber es gibt ja noch weitere Talente, denen man eine grandiose Karriere versprechen kann. Und dann gibt es da noch die Tochter, die eben leider kein Mann ist…

ZACK 314 page 38

Wieder dabei sind Harry und Platte: die vorletzte der Kurzgeschichten von Dennis Lapière und Sikorski erzählt die Geschichte einer Geiselnahme. Natürlich wissen wir alle, dass solche Sachen niemals gut ausgehen und dieses Wissen haben auch alle Beteiligten. Trotzdem versuchen alle mehr oder weniger erfolgreich, dieses eine Ereignis doch irgendwie anders ausgehen zu lassen. Großes Kino!

Die zweite Motorsportikone aus Jean Gratons Feder, Julie Wood, erlebt eine Wiedergeburt. Nicht nur Michel Vaillant wurde runderneuert, auch die junge amerikanische Bikerin darf sich wieder präsentieren. Während die Story von Philippe Pelaez durchaus spannend erzählt wird, sind die Zeichnungen von Claudio Stassi für meinen Geschmack ein wenig zu digital und zu weit weg vom Original aus den Siebzigern. Das wäre vollkommen okay, wenn nicht Florent Daniel viel zu flächig koloriert hätte. So wirken vor allem die Gesichter in Tödliches Rodeo etwas zu „billig“.

Der Abschied

Mit dem letzten Teil des letzten Bandes Die Zeit der Kolonien geht die Familiensaga Die Bank zu Ende! Pierre Boisserie & Philippe Guillaume präsentierten uns eine Familienfehde die Dallas in den Schatten stellte, die Entwicklung der Finanzinstitute, der Stadt Paris und der Kolonien nahebrachte und immer wieder die gesellschaftliche Rolle der Frau thematisierte. Stéphane Brangier durfte Kostüme zeichnen, Dekors unterbringen, Massenszenen aufs Papier bringen und immer wieder Emotionen. Das ist ihm trotz des etwas sperrigen Themas gut gelungen. Das war eine Bereicherung!

Und sonst?

Der Ritter muss den Alltag überstehen, Tizombi definiert Heimweh neu und Parker & Badger zeigen weiterhin, wie viele Situationen sie nicht beherrschen! Dazu Michael Klein über das ZACK vor 50 Jahren, ein Artikel über die Romane mit Caro Morane und der dritte Teil der Serie über Erotik und Comics vom Verfasser dieser Zeilen. Diesmal geht es um das Verlagshaus Schreiber & Leser.

Dazu The Jam und später freue ich mich auf einen Aperol Spritz.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2025

Buendia, Zumbiehl/Philippe – Die Abenteuer von Tanguy und Laverdure 26

Rückkehr zu den Störchen

Story: Patrice Buendia, Frédéric Zumbiehl
Zeichnungen: 
Sébastien Philippe
Originaltitel: 
Les Chevaliers du ciel Tanguy et Laverdure 8 – Retour aux cigognes

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover |56 Seiten | Farbe | 18,00 €

ISBN: 978-3-949987-43-4

Cover Tanguy und Laverdure 26

Zu den Zeiten des Koralle-ZACK wechselten sich mehrere Serien im Bereich der Jagd- und Kampfliegerei ab. Den Sprung in die Jetzt-Zeit haben nur Buck Danny (im ZACK unter dem Namen Rex Danny) und eben die beiden Franzosen Mick Tanguy und Rene Laverdure geschafft. Ihre (neuen) Abenteuer beziehen sich immer noch auf den klassischen Entwurf der Serien, sind aber deutlich moderner und haben die nie alternden Helden in die Jetztzeit versetzt.

Kriege der neuen Art

Wir können aktuell live beobachten, dass es (leider) immer noch Kriege der alten Art gibt, in der sich Soldat*innen in Schützengräbern gegenüberstehen, Missionen ausführen und in großer Zahl sterben oder verletzt werden. Daneben gibt es aber mittlerweile zwei weitere Arten: den Krieg mit unbemannten Drohnen und den der Sabotage weit hinter den Linien oder mit elektronischen Mitteln. Gerade letztere ist nur sehr schwer zu entdecken, läuft sie doch viel versteckter ab.

Es gibt keine formelle Kriegserklärung, die Beteiligten sind nicht als Kriegspartei erkenntlich, sondern verstecken sich hinter zivilen Tarnungen, und selbst die Aktionen und ihre Folgen sind teilweise erst viel später zufällig erkennbar. In Rückkehr zu den Störchen werden Tanguy und Laverdure aus der Wüste zurück zu ihrer alten Stammeinheit versetzt und müssen an Routinemissionen zum Schutz des NATO-Raums teilnehmen.

Tanguy und Laverdure 26 page 3

Während eines Einsatzes beginnt ein französischer Kampfpilot plötzlich wirr zu reden und greift unvermittelt Autofahrer*innen auf einer Autobahn an. Tanguy bleibt keine andere Wahl, als den Kollegen abzuschießen bevor noch mehr Unbeteiligte sterben. Die beiden Helden wollen aber nicht an eine Depression glauben, sondern den wahren Grund dafür aufdecken. Da sie keine offizielle Unterstützung erhalten, müssen sie überlegen, mit hohem persönlichem Risiko unerlaubterweise und heimlich tätig zu werden.

Technik und Drama

Wer die Serie im ZACK verfolgt, kennt natürlich nicht nur die dort schon vorabgedruckte Folge, sondern auch den Stil und die Fähigkeiten von Sébastien Philippe. Spezialität des Franzosen sind die Luftszenen. Sowohl die Kampfaktionen als auch die regulären Manöver der Maschinen und ihrer Piloten sind detailgetreu und lebensecht dargestellt und erlaube den Leser*innen fast das Gefühl, dabei zu sein. Diese Unmittelbarkeit macht den Reiz dieser Serie (und etwa auch von Michel Vaillant) aus.

Tanguy und Laverdure 26 page 4

Daneben hat Philippe es aber auch geschafft, die originalen Charakterzüge der Helden zu übernehmen. Und so sieht sein Tanguy genauso „staatstragend“ aus wie gewohnt und der Spaß- und Pechvogel Laverdure zeigt nicht nur in der Gesichtsmimik seine Gefühle, auch das etwas Unbeholfene wird in jeder Körpereinstellung deutlich. Obwohl die Geschichte in einem regelmäßigen vierstreifigen Layout daherkommt, wird dieses oft genug aufgebrochen, um nicht langweilig zu wirken. Zudem sind die einzelnen Panels oft so voll, dass man ihnen beim Lesen die volle Aufmerksamkeit widmen sollte.

Für die altgewordenen Junggebliebenen

Von Anfang an haben sich Serien dieser Art an technikbegeisterte Jungen gerichtet. Deren Altersspanne muss man allerdings mit von 7 bis 77 angeben! Wer Spaß daran hat, Herausforderungen an Körper und Geist in bebilderten Geschichten zu lesen, ist hier definitiv richtig. Man muss allerdings in Kauf nehmen, dass die Serie quasi eine Dauerwerbesendung für die französische Luftwaffe ist. Dementsprechend gibt es auch wieder einen Anhang mit einem Text und vielen Bildern zu den echten Störchen!

Detail Tanguy und Laverdure 26 page 6

Die Hardcoverserie passt sowohl zu den bei Salleck erschienenen Bänden als auch zu den anderen Titeln der ZACK-Edition und liegt preislich im Rahmen des heute Üblichen. Fortsetzung und Ende dieses Zweiteilers in Band 27: Tanguy gegen Laverdure.

Dazu passen Les Garçons Bouchers die sich ebenfalls nicht unterkriegen lassen und ein Telenn Du.

© der Abbildungen Dargaud 2019, by Buendia, Zumbiehl, Philippe / 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

ZACK 313 (Juli 2025)

ZACK 313

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 313

Und erneut taucht ein ZACK-Held, nun ja, in diesem Fall eine der wenigen ZACK-Heldinnen runderneuert aus der Versenkung auf. Julie Wood ist zurück und darf auch gleich als Cover-Girl posieren. Und erneut keimt die Hoffnung auf, dass das „verlorene“ 4. Abenteuer von ihr doch den Weg nach Deutschland finden möge. Das Editorial von Georg F.W. Tempel verheißt jedoch nichts Überraschendes.

Die Neustarts

Lange erwartet, mit Befürchtungen auf der einen, Hoffnungen auf der anderen Seite, ist sie wieder da: Julie Wood ist mittlerweile 18 Jahre alt, hat sich ihren Charme bewahrt und ist gleichzeitig immer noch naiv aufgeschlossen. Sie lebt in der Nähe von LA, so dass Philippe Pelaez in seiner Story Tödliches Rodeo das amerikanische Landleben mit Großstadtmotiven anreichern kann. Und so beginnt die Story auch rasant mit ein paar Bikern, die mit ihren Wheelies das LAPD ärgern wollen. Einer von ihnen kommt dabei ums Leben und die Ermittlungen bilden einen Hauptstrang der Story. Auf der anderen Seite möchte die blonde Fahrerin sich für AFT-Rennen qualifizieren. Es bleibt also beim alten Erfolgsrezept. Die Zeichnungen sind von Claudio Stassi, der auch den bald bei uns erscheinenden Henri Vaillant verantwortet hat. Die Gesichter könnten etwas mehr Sorgfalt vertragen, die Kolorierung ebenfalls und Julie sieht anders aus, als wir es von Jean Graton gewohnt waren. Ist es also „Das Gleiche“ wie damals? Nein, natürlich nicht. Aber man muss der Reihe etwas mehr Zeit geben, um zu sehen, wie sie sich entwickeln wird.

ZACK 313 page 5

Außerdem hat Der Ritter seine ersten Auftritte (nachdem er schon das ZACK Sonderheft 2 besucht hatte). Frodo de Decker hat mit der Figur eine Art tragische Gestalt geschaffen, die immer wieder als Kulminationspunkt für Ereignisse dient und zunächst Grott & Bott ersetzen wird.

Die Fortsetzungen

Wenn es eine Familienserie gibt, in der Katastrophen vorprogrammiert sind, dann ist es Die Bank von Pierre Boisserie & Philippe Guillaume. Auch in Die Zeit der Kolonien beweisen wieder Mitglieder der Familie Saint Hubert, dass sie ein „echt gutes Gespür“ für Risiken besitzen und man ihnen keinesfalls unbesorgt Vermögen anvertrauen kann…Wie immer gibt es aber auch toughe Frauen, denen die Gesellschaft keinesfalls Rechte zugesteht. In diesem Teil muss Stéphane Brangiers sogar eine Vergewaltigung zeigen. Der darauf aufbauende Cliffhanger hat es dann aber auch in sich!

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Gulia Gwinn, Jamal Musiala: Das Wochenende meinte es nicht gut mit deutschen Fußballer*innen. Ob der durch den Helden von Alte Versprechen vertretene Spieler mehr Glück hat, wird sich noch herausstellen müssen. Zunächst aber scheint seine Karriere Fahrt aufzunehmen. Pedro Rodríguez darf sogar Doppelseiten layouten und liefert einen rasanten, sehr gut zu lesenden Sportcomic ab. Dieser wurde von Álvaro Velasco & Iñaki San Román im Grenzbereich zwischen Bewunderung und Zirkuskritik geschrieben – Genau das richtige Futter für die mittlerweile viel zu kurze Sommerpause.

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Der Science-Fiction-Part wird aktuell von Erectus übernommen. Ein Virus, das sich unaufhaltsam auf der Welt ausbreitet, führt zu einer Rückentwicklung der infizierten Träger, beim Menschen scheint die (Rück-)Entwicklung beim Homo Erectus haltzumachen. Erik Juszezak wirft viele Probleme auf: die Ethik der Medikamentenherstellung, die „richtige“ Behandlung von Infizierten und die Frage nach der Schutzwürdigkeit der Kranken im Gegensatz zu der der Gesunden und die menschliche Ignoranz. Wer behaupten würde, dass alle diese Frage nur eine richtige Antwort verdienen würden, mag philosophisch Recht haben. Im echten Leben sind die Problemstellungen aber vielfältig. Spannend und hoffentlich auch im Jahrespoll gut platziert!

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Der Abschied

In Harmony kommt es zum finalen Geschwisterkampf. Während die körperliche Stärke für Azhel spricht, kann Harmony versuchen, einen letzten, moralischen Trumpf zu ziehen. Wird in Letztendlich … doch noch alles gut? Die Zeichnungen schwanken zwischen Manga-orientierten Kampf- und Explosionsszenen und europäisch beeinflussten Bildern. Dieser von Anfang an vorhandene Mix macht für mich einen großen Reiz aus, lässt er doch die üblichen Grenzen zwischen den Genres einfach verschwinden. Mal sehen, was Mathieu Reynès als Nächstes machen wird.

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Und sonst?

Grott & Bott sind immer noch mit Datings beschäftigt, in Tizombi werden typische Freizeitvergnügen neu definiert und Parker & Badger sind, was sie sind: Looser! Dazu Christian Endres über das mittlerweile große TMNT-Universum, Frank Neubauer im Gespräch mit Skrollan Kannengießer über die Edition 52 und Michael Klein über das ZACK vor 50 Jahren.

Bevor in Kürze der Patriarch der Vaillants seine eigene Bio bekommt (zumindest in deutscher Übersetzung, im Original liegt das großartige Werk bereits vor) ein erster Vorgeschmack auf den Strich von Claudio Stassi. Allen Frohe Ferien.

Im Hintergrund laufen Dexys Midnight Runners – „Searching for the young soul rebels“. Nachher freue ich mich auf ein Kapuziner Kellerweizen.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2025

Schwartzmann/Vallée – Habeamus Bastard 1

Das notwendige Übel

Story: Jacky Schwartzmann, Sylvain Vallée
Zeichnungen: 
Sylvain Vallée

Originaltitel: Habeamus Bastard – Tome 1 : L´Etre nécessaire

Splitter Verlag

Hardcover Überformat |88 Seiten | Farbe | 22,00 € | 
ISBN: 978-3-96792-078-9

Cover Habeamus Bastard 1

Manchmal sind Zufälle überwältigend. Natürlich nimmt der Titel Bezug auf die Aussage des weißen Rauches als Ergebnis des Konklaves. Niemand hätte bei der Programmplanung wissen können, wie dicht dieses nicht alltägliche Ereignis und die Veröffentlichung der deutschen Ausgabe beieinander liegen würden. Vielleicht sei vorausgeschickt, dass sehr gläubige Menschen diesen Titel nicht mögen werden.

Eine falsche Identität

Was tun, wenn man Mist gebaut hat? Insbesondere dann, wenn man als Folge davon ernsthafte Konsequenzen befürchten muss? Nun ja, untertauchen wäre nicht schlecht, in eine fremde Identität schlüpfen, Zeit gewinnen und in Ruhe einen vernünftigen Plan entwickeln. Lucien ist ein Vollstrecker. Er führt Aufträge aus und kümmert sich dabei nicht um irgendwelche Moral. Aber auch ihm können Zufälle dazwischenfunken.

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Seine Tarnung wird die Soutane. Die Gläubigen in Saint-Claude erhalten die Chance, einen neuen Priester begrüßen zu dürfen. Viele Bezirke finden keine Nachfolger, zumindest keine, die von der Gemeinde einfach akzeptiert werden. Das ermöglicht Geschichten wie diese: ein „Seiteneinsteiger“ wird mit der Aufgabe betreut, niemand nimmt es mit der Überprüfung der Referenzen ernst, da man froh ist, überhaupt jemanden zu haben. Allerdings sollte der „Neue“ wenigstens ein rudimentäres Verständnis über die zukünftigen Aufgaben mitbringen.

Lucien hat weder die richtige Tonalität in der Sprache, die von der Straße geprägt ist, noch hat er das geringste Verständnis für Seelsorgerei. Aber er hat ein natürliches Verständnis von Fairness und er hat ein großes Bedürfnis nicht entdeckt zu werden. Und so muss er sich schon sehr schnell mit Korruption, Handwerkern, Drogen beschäftigen und lernen, eine Messe halbwegs unfallfrei über die Zeit zu bringen. Und dann wäre da noch der enttäuschte Gangster auf der Suche nach einer Person.

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Dynamisch und voll von Satire

Sylvain Vallée, in Deutschland bekannt durch viele realistische Serien, etwa Gil St. André und Es war einmal in Frankreich, hat nicht nur zusammen mit Jacky Schwartzmann am Szenario gebastelt, sondern auch die entsprechenden Zeichnungen erstellt. Seine Figuren sehen oftmals aus wie von einem Karikaturisten gezeichnet: Sie tragen Emotionen im Gesicht und drücken Erfolg, Gemüt und Lebensphilosophie aus. Dadurch wird die Geschichte stark unterstützt.

Das Erzähltempo des Bandes ist sehr hoch, schnelle Sequenzen in einem filmischen Stil bringen Geschwindigkeit, und Soundwords entwickeln eine eigene Bewegung. Vor allem trifft das auf das wiederholte Geräusch des Presslufthammers zu der die Funktion des running gags übernimmt. Selten hat man einen so sympathischen Unsympathen gesehen: Verzweifelt und trotzdem zur aktiven Teilnahme gezwungen.

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Erfrischend!

Ich hatte mich schon gefragt, warum Splitter das Wagnis eingeht, eine Luxusausgabe des Titels mit Variantcover und Kunstdruck herauszubringen. Zwar ist Vallée hierzulande bekannt, aber auch kein Superstar, Schwartzman dagegen ist in Deutschland ein unbeschriebenes Blatt. Nachdem ich Habeamus Bastard gelesen habe, weiß ich warum: erfrischend komisch, schnell erzählt, komplex geschrieben mit einer Menge an verflochtenen Handlungssträngen und modern gezeichnet!

Cover Habeamus Bastard 1 VZA

Schon in diesem Herbst wird der zweite, abschließende Band der Satire herauskommen, die Wartezeit ist also überschaubar. Wer etwas Neues anfangen möchte – hier ist der Tipp dazu!

Dazu passen Bob’s not dead! etwa mit „Chanteur de Bars“ und ein roter Tafelwein!

© der Abbildungen Dargaud, 2024, by Silvain Vallée & Jacky Schwartzmann | Splitter Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld 2025

Sente/Juillard – Blake & Mortimer 27

Gezeichnet: Olrik

Story: Yves Sente nach E.P.Jacobs

Zeichnungen: André Juillard nach E.P.Jacobs

Originaltitel: Signé : Olrik

Carlsen Comics
Softcover | 64 Seiten | Farbe | 12,00 €
ISBN: 
978-3-551-80584-3

Cover Blake und Mortimer 27

Die Abenteuer von Blake und Mortimer liefen ursprünglich im Magazin Tintin. Autor und Zeichner war Edgar P. Jacobs, ein begnadeter Comickünstler und Opernsänger, bekannt für seine ausführlichen Texte und die langen Bearbeitungszeiten. Aufgrund ihres Erfolges wurden die Geschichten nach seinem Tod von anderen Künstler*innen fortgesetzt. Alle Geschichten in dieser Hauptreihe beziehen sich aber aufeinander, obwohl sie mittlerweile von zehn unterschiedlichen Teams stammen.

Freiheitsbewegung oder Schatzräuber?

Großbritannien wird zwar oft mit England gleichgesetzt, ist aber tatsächlich ein Staatenverbund mit einem König aber unterschiedlichen Staaten wie Schottland oder Wales. Zusätzlich gab es aber immer wieder in der Geschichte des Gebildes Versuche unterschiedlicher Regionen ebenfalls eine gewisse Eigenständigkeit zu erreichen. In Gezeichnet: Olrik macht die Free Cornwall Group von sich reden.

Die FCG wehrt sich einerseits gegen den Zuzug von ausländischen Arbeitskräften und Wirtschaftsflüchtlingen. Diese sorgen zwar einerseits dafür, dass der Arbeitskräftebedarf der Region erfüllt werden kann, werden aber andererseits aus rassistischen Motiven abgelehnt und häufig genug sogar körperlich angegriffen. Hinter der Fassade sucht die Gruppe unter der Führung des „Großen Druiden“ aber nach dem Schatz von König Artus.

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Während Blake damit beauftragt wird, die Anschläge zu beenden und der FCG ein Ende zu bereiten, soll die neuste Erfindung von Professor Mortimer in Cornwall eingesetzt werden, um den Bergbau zu revolutionieren. Laut Pressemeldung funktioniert die Steuerung wie die des Tigerhais. Parallel dazu werden zwei gefasste Aktivisten ausgerechnet zu Olrik in eine Zelle gesperrt…

Im gewohnten Stil

Wo Blake & Mortimer draufsteht, sollte auch das Erwartete drin sein. Daher sind die grafischen Mittel dieser Serie seit 75 Jahren nicht wesentlich geändert worden. Auch André Juillard folgt in seinem mittlerweile achten Band dieser Reihe diesem Prinzip: Klare Linie, eckige Sprechblasen und viel Text. Natürlich passt das zu dem gewählten Zeitabschnitt perfekt. Der nostalgische Eindruck ist also aus einem Guss.

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Die englische Gelassenheit wird bei Explosionen, Anschlägen und Einstürzen besonders deutlich: Es gibt keinen Grund, in Hektik zu verfallen. Wer in diesen unruhigen Zeiten etwas Ruhe braucht, liegt hier richtig! Dass es auch etwas dynamischer geht, beweist Juillard etwa in den Sieben Leben des Falken.

Der letzte B&M von Juillard

Die Rezension wäre nicht komplett würde sie nicht darauf verweisen, dass Gezeichnet: Olrik das letzte Zeichenwerk von Andre Juillard für diese Serie gewesen ist, denn leider ist der Künstler kurz nach der Beendigung verstorben.

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Das Blake & Mortimer Universum aber wächst kontinuierlich. Während andere Serien sich neu erfunden haben, ist hier der Markenkern im Wesentlichen unverändert. Vielleicht ist gerade das Erfolgsgeheimnis! Für (die vielen) Fans sicherlich wieder ein Muss, aber auch für Neulinge geeignet da es nur wenige Hinweise auf andere Bände gibt.

Dazu passen The Smiths mit „How soon is now?“ und ein London Pride.

© der Abbildungen 2024 Éditions Blake & Mortimer / Studio Jacobs (Dargaud – Lombard S.A.) |2025 Carlsen Verlag GmbH, Hamburg

Corrigendum: Leider war zunächst eine unkorrigierte Version mit fälschlichen Informationen online – der Fehler wurde behoben.

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