Enrico Marini hat seine klassischen Serien, in denen er unter anderem leicht erotisch angehaucht die glorreichen Zeiten Roms heraufbeschwört, Vampire begleitet oder in das Mantel-und-Degen-Genre entführt. Er war aber auch einer der ersten explizit in europäischer Tradition zeichnenden Künstler, der dazu eingeladen wurde, eine Batman-Story zu erzählen. Nun also entführt er uns in die Zeit der harten Detektive, der verführerischen Schönheiten und der Verluste.
Harte Männer unter sich
Das Leben ist manchmal ganz einfach. Es gibt Sachen, die tut man, und andere eben nicht. Zum Bespiel ist es völlig in Ordnung, wenn Terry nach langer Abwesenheit erstmal einen Juwelier ausraubt und der Angestellten nicht nur einen Kuss abringt sondern ihr auch noch ein besonders schönes Schmuckstück dafür schenkt. Nicht in Ordnung scheint dagegen zu sein, dass Caprice, die Burlesque-Tänzerin, nicht auf ihn gewartet hat.
Da es im Wesentlichen um harte Kerle geht, stecken diese ihre Enttäuschungen natürlich genauso mannhaft weg wie den einen oder anderen Kinnhaken. Es ist aber auch schon die Zeit der automatischen Waffen und so gibt es durchaus Gangster, die nicht wieder aufstehen werden.
Alles läuft auf die Konfrontation des alten Liebhabers mit dem Neuen hinaus! Diese gestaltet sich allerdings anders als erwartet und bildet den Spannungsbogen zu Teil 2. Gut gemachte hard-boiled Gangsterklamotte mit Gentlemen und Fäusten. Sowohl das Frauen- als auch das Männerbild sind allerdings zurecht völlig aus der Mode und nur unter historischen Aspekten zu ertragen.
Schwarz und Weiß und Rot
Graphisch nutzt Enrico Marini nur drei Farben: Während eigentlich alles aus Schwarz und Weiß gemischt ist, hat Caprice rote Haare, Lippen und Brustaureolen. Sie ist nicht der einzige Farbfleck, vereinzelte Accessoires tragen die Farbe ebenfalls und werden damit allesamt überbetont. Sie sind die „Sachen“, die das Leben „begehrenswert“ machen.
Das Layout ist grundsätzlich in Streifen angelegt, hat aber das eine oder andere seitenfüllende Splash-Panel. Die Illustrationen sind gepinselt und wirken daher ebenfalls etwas nostalgisch und sehr stimmig. Wie immer sind die Personen allesamt „hübsch“ aber nicht makellos.
Für Noir-Fans
Marini beweist erneut, wie wandlungsfähig er ist. Auf Facebook postet er regelmäßig Zeichnungen aus allen möglichen Genres und auch seine Stories sind dem jeweiligen Sujet immer gerecht geworden. So auch hier! Wer Parker mag, kann hier unbedenklich zugreifen. Wer dagegen eher auf Stumptown steht, wird vermutlich über die Rollenbilder stolpern. Zeichnerisch und bezüglich der Aufmachung im dicken Hardcover gibt es aber nichts zu meckern!
Dazu passen ein leicht torfiger Islay-Whisky und Dean Martin!
Im frankobelgischen Raum haben erfolgreiche Comics eine Startauflage von mehreren 100.000 Exemplaren. Auch Largo Winch gehört seit Jahren in diese Riege. Die ersten 20 Bände wurden dabei von Jean Van Hamme getextet. Dieser hatte ursprünglich sechs Romane über den Erben eines Milliardenvermögens geschrieben, voll von Sex und Gewalt. Der große Erfolg blieb den Büchern allerdings versagt, bis die Reihe ab 1990 mit Zeichnungen von Philippe Francq als Comic veröffentlicht wurde.
Die Anfänge
Nerio Winch ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der die Gruppe W aufgebaut hat: Ein Konzern mit 44 Milliarden Dollar Umsatz und fast 400.000 Mitarbeitenden weltweit, verstreut über viele einzelne Gesellschaften. Die einzige Verbindung zwischen diesen ist das persönliche Eigentum der Anteile in der Hand des Gründers. Er ist unverheiratet und ohne eigene Kinder. Als er eines vermeintlichen Selbstmordes stirbt, macht sich das Board der Direktoren Hoffnungen auf eine freiere Zukunft mit glänzenden finanziellen Auswirkungen. Sie müssen jedoch erfahren, dass Nerio einen heimlichen Adoptivsohn hatte und dass der Erbe das gesamte Vermögen bekommen wird.
Bis es so weit ist muss dieser allerdings erstmal ein Komplott gegen ihn überstehen. Er gerät in der Türkei in eine Falle und wird des Mordes verdächtigt. Im Gefängnis trifft er auf einen Berufsverbrecher, den Dieb Simon Ovronnaz. Die Beiden beschließen zu fliehen.
Der zweite Band, Gruppe W, zeigt die Auseinandersetzung in dem Board mit dem neuen Eigentümer. Niemand ist wirklich davon begeistert, einen Unbekannten als neuen Chef präsentiert zu bekommen, der nicht nur aus dem Nichts kommt, sondern auch noch mit einem Messer herumspielt und zu lange Haare hat. Aber nur ein Vertreter scheint auch kriminelle Methoden anwenden zu wollen.
Spannendes, actiongeladenes Szenario des wohl erfolgreichsten Szenaristen für realistisch gezeichnete Stoffe, etwa Hopfen & Malz oder Rani. Van Hamme hatte nach einem Sujet gesucht und (damals) die Finanzwelt als freies Gebiet entdeckt. Die Romane waren nur leidlich erfolgreich und wurden für die Comicadaption angepasst, indem die Gewalt reduziert und der Sex entfernt wurde. Diese beiden ersten Bände bieten einen guten Einstieg.
Action, Landschaften und gehobenes Management
Die Mischung verspricht tatsächlich viel: Der reiche Erbe kann sich mit seinen Mitteln überall auf der Welt herumtreiben. Außerdem stehen van Hammes Szenarios für Action und nebenbei gibt es Luxus und Partys der Oberklasse. Philippe Francq darf wirklich aus dem Vollen schöpfen. Ursprünglich hatte er für die Studios Hergé und Bob de Moor gearbeitet, ist seit 1990 aber mit Largo Winch ausgelastet.
Seine Zeichnungen sind routinierte Kost: Keine Extravaganzen im Layout, keine Schnörkel oder Karikaturen bei den Personen, dagegen gute Vorbereitung im Hinblick auf Örtlichkeiten und Technik! Die Männer sind vielleicht etwas zu kantig, die Frauen zu schön, und beide etwas zu schematisch. Das ist aber schon ein Jammern auf hohem Niveau, denn bei vielen Zeichner*innen wäre man als Leser*in heilfroh über eine vergleichbare Qualität!
Der Start in die Gesamtausgabe
Während der neuste Band 23 gerade bei den Hamburger*innen von schreiber & leser erschienen ist werden nun auch die Anfänge wieder zugänglich gemacht. Dieser Doppelband beinhaltet zusätzliche Seiten mit Skizzen und Hintergründen zu der Serie und schon in wenigen Wochen erscheint der nächste Teil mit den Folgen drei und vier. Superreiche sind heutzutage gar nicht mehr so unbekannt und in der Presse sowohl auf den Wirtschaftsseiten als auch im Panorama präsent. Damals war das noch etwas anders und so hat sich auch die Serie im Laufe der Zeit modernisiert.
Das Grundprinzip ist aber geblieben und bietet spannende Unterhaltung! Die Aufmachung im großen Format, stabilem Hardcover und redaktionellen Extras bietet viel für einen fairen Preis. Auch wenn bei uns in Deutschland die Millionengrenze für einen Band sicherlich noch in weiter Ferne liegt, kann der Neustart dieser Serie vielleicht doch verdientermaßen neue Leser*innen bescheren!
Dazu passen die etwas aus der Zeit gefallenen Elephant Stone mit so ziemlich allen Songs und ein Cragganmore Sherry Cask.
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 € ISSN: 1438-2792
Der fünfzigste Geburtstag im April naht mit großen Schritten, das normale Programm aber geht natürlich weiter. Wer etwas detailliertere Informationen über die Planungen für dieses Jahr haben möchte, sei auf das Interview mit Georg F.W. Tempel verwiesen. Für dieses Heft war die Wahl „ZACK-Held*in des Jahres“ etwas zu spät. Der Stimmzettel folgt daher im nächsten Heft. Im Netz kann aber schon fleißig abgestimmt werden.
Die Fortsetzungen
Im Januar waren gleich zwei Serien mit neuen Folgen gestartet. Im Februar gibt es dagegen keine Neustarts.
Das Cover zeigt Harmony. Mathieu Reynès zeigt die Kinder in Omen in ihrer neuen Umgebung. Obwohl die Drei dort anscheinend gut untergebracht sind, müssen sie doch ein gezieltes Training durchführen und ihre Kräfte schärfen. Insbesondere bei Eden, der kleinsten, ist ihr Einsatz aber noch nicht immer steuerbar. Mit vielen Mystery-Elementen gespickte Story aus der nahen Zukunft über den gezielten Einsatz von Psy-Kräften. Man möchte nicht in der Haut der Kinder stecken. Graphisch wechselnd zwischen klassischem streifigem Layout und seitenfüllenden Bildern mit Einsprängseln.
Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist haben in der Millenium Saga ihren Gegner Sparta fast gestellt und sind dabei, den Aufenthaltsort der entführten Freund*innen von der Hacker Republic herauszufinden. Während einerseits der schwedische Staat ein Interesse daran hat, sowohl das Schweigegeld zurückzubekommen, als auch sein Überwachungsprogram „Hugin“ weiterhin verschweigen zu können, möchten Erika, das Team von Millenium und Dragan die Machenschaften von Sparta und der Schweden Demokraten aufdecken, bevor letztere die anstehende Wahl gewinnen. Dunkle, harte Bilder im Polit-Thriller Versuchung von Sylvain Runberg und Belén Ortega.
Und auch die Rückkehr zu den Störchen geht in die nächste Runde. Während Michel Tanguy nach dem Abschuss seines amokfliegenden Kameraden vom Dienst befreit ist, versucht Ernest Laverdue unter den Kolleg*innen eine Erklärung für dessen Verhalten zu finden. Endlich scheint es eine Spur zu geben, die zu einem Zahnarzt führt. Sehr detaillierte, realistische Zeichnungen von Sébastien Philippe erfüllen die Erwartungen der Fans an diese Serie, die den Alltag vom Kampfpiloten mit politisch gefärbten Krimielementen kombiniert. Die Serie ist quasi eine Dauerwerbesendung des französischen Militärs, wird von Patrice Buendia und Frédéric Zumbiehl aber mit einer starken humoristischen Note und persönlichen Themen angereichert. Spannend sind die Geschichten allemal!
Die Abschiede
Leider müssen wir uns von den aus verschmähter Liebe begangenen Mordfällen wieder verabschieden. Während Nadine noch glaubt, den Mörder gefasst zu haben, tischt dieser Rick Master und Kommissar Griot eine wilde Geschichte über seine Besessenheit auf. Währenddessen beweist der im Senegal weilende Austauschkommissar Bourdon seine magischen Qualitäten. Sehr spannende und mit einem Finale Grande aufwartende Story von Zidrou, der seine Figuren mittlerweile sehr gut im Griff hat und an die heutigen Lesegewohnheiten anpasst. Simon Van Liemt sorgt dafür, dass auch die heutigen Sehgewohnheiten abgedeckt werden.
Und schließlich ist auch die Nachspeise aus der Serie Haute Cuisine fertig angerichtet. Nachdem die Sterne vergeben sind, stehen viele Entscheidungen an. Delphine Lehericey & Fanny Desmarés stellen die Frage nach dem Sinn des Lebens, die jede*r für sich selbst beantworten muss. Kinder, Ruhm, Luxus, Stress, … Es sind ganz unterschiedliche Antworten und nicht alle sind erwartbar. Die Zeichnungen von Luc Brahy schwanken zwischen Realismus und einem kleinen Hauch von dreckigem Zynismus und würzen das Gericht daher angemessen. Ein gut erzähltes Drama mit einem ungewohnten und daher erfrischend neuem Grundton – gerne mehr in dieser Richtung.
Und sonst?
Parker & Badger sind weiterhin mit den Tücken der Jobsuche überfordert und in Tizombi nähert sich die Strecke über vegetarische Kost für Zombies einem Ende. Daneben gibt es den letzten Teil der Serie über Zensur in belgischen Comics; es geht um Sexualität und Rassismus, insbesondere bei der Darbietung über das Internet. Neben den News und Kurzrezensionen bietet Christian Endres einen Einblick in die bei Splitter erschienene Geschichte der Science-Fiction.
Wie bei einem guten Buffett sollte jede*r etwas finden, das besonders gut ist! Alles andere mag nicht 100-prozentig dem eigenen Geschmack entsprechen, ist aber wiederum so gut, dass es gefallen sollte. Erneut eine prima Mischung von Klassikern und Moderne aus verschiedenen Themengebieten und Stilrichtungen. Viel Spaß damit!
Dazu passen der sich immer wieder neu erfindende Bruce Springsteen mit einem seiner unzähligen energiegeladenen Liveauftritte und ein kühles Kellerbier.
Softcover | 64 Seiten | Schwarz-Weiß| 17,00 € | nur für ZACK-Abonnent*innen
Limitiert auf 555 + 55 Exemplare
ISBN: n/a
Bob Morane zählt als eine der großen klassischen ZACK-Serien obwohl nur zwei Abenteuer auch ihren Weg in das Magazin selbst gefunden haben. Es gab allerdings noch ein paar Geschichten in der ZACK-Parade. Wie dem auch sei, Henri Vernes, der Erfinder der Figur, ist nach Georges Simenon der zweiterfolgreichste belgische Schriftsteller und hat in seinen 102 Jahren mehr als 200 Romane über Bob Morane verfasst. Die erste Umsetzung als Comic fand dann in einem Frauenmagazin statt: Femmes d’Aujourd’hui war in den 50-ern teilweise das auflagenstärkste Wochenmagazin Europas und begann 1959 mit dem ersten Abenteuer.
Eine deutsche Erstveröffentlichung
Im Laufe der Zeit haben sich mehrere Künstler an der Umsetzung der Geschichten in Bilder beteiligt. Aktuell laufen gerade die von William Vance gezeichneten Bände beim All Verlag, Bob Morane Reloaded von Luc Brunschwig, Aurélien Ducoudray und Dimitri Armand liefen im ZACK und bei Splitter wie auch die neue, kommende Serie von Éric Corbeyran, Christophe Bec und Paolo Grella. Zusätzlich dazu nun also auch eine Geschichte von Gérald Forton, ursprünglich 2003 als Kurzgeschichte für das Comicfestival in Angers zum 50. Geburtstag des Helden geschrieben. Ein paar Jahre später wurde diese 62-seitige Story daraus, Operation Equus.
Der Held genießt einen freien Abend mit einer Freundin in einem Club als dort ein Mann unter Waffengewalt entführt wird. Natürlich nehmen der Kommandant und seine Begleitung sofort die Verfolgung auf und können den Mann nach einem Verkehrsunfall tatsächlich befreien. Er kann Morane noch zuflüstern, dass er Langlois in Angers suchen soll. Tatsächlich kennt der Held einen ehemaligen Kollegen dieses Namens in ebenjener Stadt und sie machen sich zusammen mit dem ewigen Begleiter, Bill Ballantine, und seinem flotten Mundwerk am nächsten Tag auf den Weg.
Noch nicht einmal angekommen, geraten sie in eine wüste Schlägerei mit Maskierten, die gerade versuchen, einen Pferdeanhänger zu überfallen. Weitere Nachforschungen lassen vermuten, dass die Tat etwas mit der Aufdeckung von verstecktem Doping zu tun haben könnte. Und aufgrund des Covers wird es niemanden überraschen, dass auch die Lieblingsfeindin des Engländers, Miss Ylang-Ylang, eine Rolle spielt. Es entwickelt sich eine spannende Geschichte im typischen Stil der damaligen Zeit: verrückte wissenschaftliche Ideen, die eine Rolle bei einer möglichen Weltherrschaft spielen könnten, flapsige Sprüche, nicht immer political correct, und viele Menschen, die Wert auf edle Kleidung legen.
Die Zeichnungen – nostalgisch, aber schön
Gérald Forton setzt die von Rémy Gallart adaptierte Story von Vernes ohne Farben um. Schon dadurch wird ein nostalgisches Flair erzeugt. Die technologischen Komponenten sind dagegen gar nicht soo veraltet; Sicherheitsmaßnahmen gegen Datenklau und Schadsoftware würden auch heute noch zu einem aktuellen Setting gehören und Optimierung von Körperfähigkeiten ist nicht nur ein Problem im aktuellen Hochleistungssport.
Die Seiten selbst sind wieder sehr klassisch. Das konsequent eingehaltene drei-streifige Layout erlaubt Dynamik, vor allem aber Details, die in dem an Zeitungsstrips erinnernden Stil auch reichlich dargeboten werden. Viele Schraffuren und gute Schwarzraumbeherrschung machen das Lesen zu einem Vergnügen. Mehr zu der Serie auch in dem informativen Editorial des Herausgebers.
Ein limitiertes Schmuckstück
Operation Equus ist der dritte Band in der Reihe der ZACK-Spezial Alben. Hier gibt es keine Massenware, sondern ausgefallene Sachen für Fans der Hochzeit des europäischen Comics als die Bilder noch ohne Unterstützung von digitalen Geräten erzeugt wurden. Manchmal fällt das auf, wenn eine kleine Bewegungslinie etwas weniger kontrastreich ist als andere. Gerade durch die schwarz-weißen Originale ist man als Leser*in dem Künstler viel näher, als wenn man jeweils herausfinden müsste, was Zeichnung und was Kolorierung war.
Die doppelte Beschränkung der limitierten Stückzahl und der Verfügbarkeit nur für Abonennt*innen des ZACK garantiert eine gewisse Exklusivität und ermöglicht eine Kalkulation, die keine Händler*innenmargen einrechnen muss. Eine gelungene Sache, nicht nur für die „Generation ZACK“, sondern auch für Fans des Comicspiegel. Wer mehr zu zukünftigen Ausgaben wissen möchte, sollte unbedingt das Interview mit Georg F. W. Tempel, dem Herausgeber lesen.
Dazu passen Musik von Anfang der 80-er – Fischer Z aus Sandhurst – und ein Kaffee, wahlweise mit oder ohne einen Asbach Uralt.
Auch die schönste Geschichte hat manchmal ein Ende! Und so ist der 19. Band der letzte in der Reihe Caroline Baldwin! Aber, um es gleich vorneweg zu sagen, es ist nicht der letzte mit der Heldin! Natürlich fehlt in der aktuellen Gesamtausgabe noch der Sammelband 4. Zusätzlich hat André Taymans festgestellt, dass einige Sachen noch nicht auserzählt sind. Es werden daher noch einige Spezialausgaben erscheinen.
Lose Fäden werden zusammengeführt
Einige Serien hören irgendwann einfach auf. Falken führt dagegen viele lose Enden zusammen, schafft Verbindungen und verlockt dazu, die Reihe mit dem nun vorhandenen Wissen nochmal zu lesen! Wie jeder gute Abschluss lässt der Autor das weiterhin mögliche Geschehen halbwegs offen. Im Traum wird der Kreis aber geschlossen und der Astronaut aus Band 1, der „eigentliche Held“ aus Moon River, hat einen Kurzauftritt.
Caroline scheint komplett gescheitert zu sein. Sie konnte ihren tödlich erkrankten Chef nicht retten da der als Spender vorgesehene, drogensüchtige Sohn verstorben ist. Wie so oft ist die Heldin kurz davor, ihren Frust in Whiskey zu ertränken. Dann allerdings eröffnet Gary die Möglichkeit, in die Vergangenheit einzutauchen. Während des Indochinakrieges waren Carolines Vater, ihr Chef und zwei weitere Kameraden, eben die Falken, in der Gegend eingesetzt worden. Ihre damaligen Taten haben Auswirkungen bis heute.
Nun muss die Heldin feststellen, dass bisherige Gewissheiten teilweise revidiert werden müssen! Dazu kommen der Drogenbaron Teo Pak und die undurchsichtige Madame Jow mit ihren Aktionen, die das Leben der Heldin gefährden.
Traum und Trauma
André Taymans verknüpft in diesem Band die Traumwelt der Heldin mit realen Handlungen und wechselt immer wieder aus dem gewohnten Stil in sepia-getönte Bildfolgen. Diese kommen teilweise ohne Sprechblasen aus, werden dann aber wieder realer und textueller. Stilistisch bietet dieser Band daher etwas ganz Neues!
Wie schon bei den Vorgängern sind wieder zwei Seiten hinzugefügt, die den Entstehungsprozess erschließen. Fotos werden zu Vorzeichnungen und schließlich zu Panels. Da die Bilder teilweise nur drei- oder sogar zweireihig angeordnet werden, haben einige Szenen weniger Dynamik als andere. Sie können dadurch aber mit einer vertieften Atmosphäre aufwarten (im Film würde in diesen Momenten die Musik um einige Stufen dramatischer) und natürlich viel detaillierter ausgeführt werden.
Ein großartiger Abschluss für eine feine Serie
Caroline Baldwin ist eine Serie, die etwas außerhalb der gängigen Klischees liegt. Die Heldin ist tough, kann und muss durchaus einiges einstecken. Immer wieder wird sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert die Stück für Stück detaillierter wird und sich doch als falsch entpuppt. Die Privatermittlerin darf viel reisen und Taymans kann so seine Fähigkeiten in der Naturdarstellung gleichberechtigt mit den körperbetonenden Zeichnungen der Heldin und Abbildungen der unterschiedlichen Architekturen präsentieren.
Für Fans von Heldinnen, von Krimis, Agent*innenstories und dem klassischen Abenteuer wie etwa bei Andy Morgan eine sehr zu empfehlende Serie! Die Hardcover-Ausstattung und das gute Papier tun ihr Übriges und auch der Preis ist angemessen.
Dazu passen Letters to Cleo und ein leicht salziger Old Pulteney.
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 7,90 € ISSN: 1438-2792
Obwohl Weihnachten noch vor der Tür steht, tragen die Zeitschriftencover schon ein 2022-er Datum. Natürlich stellt auch das ZACK keine Ausnahme dar. Mit diesem Heft beginnt ein ganz besonderer Jahrgang, denn bald vor genau 50 Jahren erschien das erste ZACK im Koralle-Verlag und eröffnete für Deutschland eine neue Ära. Die Vorbereitungen laufen und wir dürfen gespannt sein. Für Abonnent*innen gibt es aber schon jetzt eine neue Gelegenheit für ein exklusives Album: Operation Equus von Gérald Forton ist ein Bob Morane in Deutscher Erstveröffentlichung!
Die Rückkehrer
Gleich zwei Serien sind mit neuen Folgen zurück. Den Platz auf dem Januar-Titelblatt nehmen Tanguy & Laverdue ein. Rückkehr zu den Störchen ist bereits ihr 8. Abenteuer in der neuen Serie. Die beiden Kampfpiloten kehren nach ihrem Aufenthalt in Afrika zu ihrer Einheit zurück und müssen zunächst einmal die Begrüßung durch ihre Kamerad*innen überstehen. Es beginnt aber auch gleich der Dienst in der Dauernden Einsatzbereitschaft und der Begleitung von russischen Kampfjets. Patrice Buendia und Frédéric Zumbiehl haben erneut politisch heiße Eisen angepackt und Sébastien Philippe setzt das sowohl sehr humorvoll als auch drastisch um – viel spannender kann man den Einstieg nicht gestalten.
Während in Frankreich gerade die letzte Folge von Harmony veröffentlicht wird, starten wir hier in Deutschland mit der vierten: Omen! Der dramatische Kampf um Befreiung hatte Opfer gefordert und es ist keineswegs bereits klar, ob die Befreier nicht einfach nur andere Einschränker sind. Mathieu Reynès führt mit grandiosen Wüstenbildern ein und blickt dann schnell zurück. Kinder mit besonderen Fähigkeiten als Gegenstände eines Machtkampfs in einer nicht unvorstellbaren Zukunft.
Die Fortsetzungen
Rick Master, Nadine und Kommissar Griot kommen der Aufklärung des Mordfalls immer näher und das Motiv scheint enttäuschte Liebe zu sein. Welche Rolle aber spielen die entnommenen Herzen? Knifflige Rätsel und rasante Action von Zidrou mit Zeichnungen von Simon Van Liemt in der gelungen Reinterpretation des Klassikers! Alles steuert auf das große Finale zu!
Die Nachspeise ist ein manchmal unterschätzter Bestandteil jeden Menus aus der Haute Cuisine. Richtig gewählt und zubereitet rundet sie das Erlebnis ab. Ist sie aber nicht gut kann sie das gesamte Ensemble zerstören! Nicole entdeckt nach den Jahren der Trennung wie wichtig ihr ihre Tochter ist und zweifelt an der Entscheidung für den Beruf. Außerdem steht die Verleihung der Sterne an: Nicole und Paula wollen ihren ersten Stern, Samuel seinen zweiten. Delphine Lehericey & Fanny Desmarés thematisieren die Vereinbarung von Familie und stressigem Beruf, gepaart mit Seitenhieben auf das Koch-Business, Luc Brahy setzt das wie gewohnt um.
Und auch die Millenium Saga geht weiter. Zunächst müssen sich Lisbeth und Mikael mit ihrem Zeugen unter hohen Verlusten aus der Belagerung befreien lassen. Viel wichtiger ist aber, dass sie dahinterkommen, was Sparta eigentlich will, um nicht sofort wieder ins Hintertreffen zu geraten. Welche Kontakte könnten dabei hilfreich sein? Viel Action, staatlicher Machtmissbrauch und politische Intrigen im Thriller Versuchung von Sylvain Runberg und Belén Ortega.
Und sonst?
Die Januarausgabe bringt die One-Pager zurück: Sowohl Parker & Badger als auch Tizombi dürfen gleich zwei Mal ran und werden vom Leben auf harte Proben gestellt. Die unerträgliche Leichtigkeit des Slip zeigt dagegen, dass Zeiten sich sehr wohl geändert haben. Außerdem gibt es den dritten Teil der Serie über Zensur in belgischen Comics, News und Rezensionen sowie einen Artikel über die Léo Malet-Adaptionen von Jacques Tardi.
Wenn man sich der 50 nähert, ist oft eine Midlife-Crisis nicht weit. Noch macht das ZACK dazu keine Anstalten, im Gegenteil, so innovativ mit ZACK-Spezial, Blechschildern und vor allem aber guten Serien und Artikeln war man schon lange nicht mehr! Das Jahr lässt noch einiges erwarten!
Dazu passen der Mix aus Independent und Grunge von Skating Polly und ein Spree Coast von Lemke.
Ansgar Lüttgenau zum Programm des All Verlag für das erste Halbjahr 2022
Der All Verlag hat mehr und mehr Serien im Programm, die früher im ZACK gelaufen sind. Man darf aber keinesfalls den Fehler machen, den Verlag auf die Titel für die Generation ZACK zu reduzieren. Im kommenden Jahr wird Ansgar Lüttgenau den Ausstoß seines Verlages noch einmal signifikant erhöhen. Wie mittlerweile üblich habe ich mit dem Verleger ein Gespräch geführt und ihm ein paar Aussagen zu den dreiundzwanzig neuen Titeln entlockt!
Neues für die Fans des alten ZACK
c-o: Hallo Ansgar! Wie immer um die Weihnachtszeit unterhalten wir uns über das Programm für die nächsten 6 Monate. Der All Verlag steht für eine Titelauswahl, die ZACK-Aficionados glücklich macht. Auch 2022 baust Du mit Kasimir und der ZACK-Chronik dieses Segment sogar noch aus. Ich gehe davon aus, dass Du eine gute Vorstellung davon hast, was der Markt bzw. das Budget deiner Kund*innen hergibt.
AL: Also wir machen keine Marktforschung, wenn du das meinst. Ich gehe da erstmal nach meinem persönlichen Geschmack und überlege mir dann im zweiten Schritt, ob man das dann auch verkaufen kann. Meistens passt das, aber manchmal liege ich natürlich auch daneben. Das darf allerdings nicht zu oft passieren, sonst hat der Verlag irgendwann ein Problem. Bisher haben die ausgewählten Titel aber fast immer zumindest die Kosten wieder eingespielt. Wobei meine Arbeitskraft nicht mit in die Berechnung eingeht.
Die Chronik
c-o: Was genau wird die ZACK-Chronik beinhalten?
AL: Bernd Weckwert, der als Herausgeber für das Buch verantwortlich ist, hat unter anderem zu jedem Heft einen kleinen Text zu Besonderheiten und Wissenswertem verfasst. Natürlich werden alle Cover der Hefte (auch Auslandsversionen), Alben und Taschenbücher abgedruckt. Aber auch (fast) alle Zack Clubartikel, der Zack Dummy von Gigi Spina, Cover von geplanten aber nicht mehr realisierten Alben usw. usw.
Hier schonmal eine grobe Inhaltsübersicht:
Vorgeschichte Der frankobelgische Comic in Deutschland bis 1972
Die Zeit der Vorbereitungen 1971/Anfang 1972
Cover Zack Magazin Für jeden Jahrgang eine kurze zweiseitige Einführung und ein Text zu jedem Heft
Cover Zack Alben
Zack Taschenbücher
Zack Zeitung/Zack Club
Zack-Merchandise
Galerie der Zack Poster
Die Zeit nach Einstellung von Zack in Deutschland
Die Zeit danach in Frankreich/Belgien und anderen Ländern
Verlagspolitik
Zack in der Außenwahrnehmung
Eigenproduktionen
Serienindex und Texter-/Zeichnerindex
c-o: Bruno Brazil, Dani Futuro, Luc Orient, Bob Morane und Pharao werden fortgesetzt – sind alle Titel bereits auf Deutsch erschienen oder sind auch hier wieder Erstausgaben dabei?
AL: Bei Bruno Brazil sind zum einen die Skriptseiten der abgebrochenen Story „Die rote Kette“ in deutscher Übersetzung enthalten und zum anderen 1 Seite aus einem Jam-Comic die eine deutsche Erstveröffentlichung ist. Ansonsten ist der Inhalt bis auf den redaktionellen Teil identisch mit der Egmont Ausgabe. Bei Bob Morane ist Band 10 eine deutsche Erstveröffentlichung und Dani Futuro auch, aber ich bin mir nicht 100 % sicher.
Die Funny-Offensive
c-o: Mit Spaghetti und Kasimir geht es in Richtung Humor und auch Hägar passt dazu. Schon Valentin bediente diese Richtung ja. Sind diese Titel eher für den Comic-Markt oder für den regulären Buchhandel? Vor allem mit Hägar hast Du ja auch eine neue Langzeitserie gestartet. Das spricht immerhin dafür, dass du noch viel vor hast.
AL: Ich höre ja immer, dass es Funny-Titel in Deutschland so schwer haben. Ich habe diese Erfahrung bisher nicht gemacht. Allerdings mag das auch daran liegen, welche Namen auf dem Cover stehen. Bei Valentin und den neuen Serien Spaghetti und Kasimir ist ja Goscinny der Texter und das garantiert natürlich für eine gewisse Qualität.
Hägar erscheint in mehr als 2000 Zeitungen weltweit. Da ist natürlich auch bei Nicht-Comiclesern eine große Bekanntheit vorhanden. Deshalb wollen wir damit auch in den Buchhandel. Auch Hägar wird es übrigens mit signiertem Exlibris geben. Das ist ja dann vielleicht auch wieder was für den gemeinen Comicliebhaber. Übrigens veröffentlichen wir mit dem Jahrgang 2017 auch das erste Jahr das in der Gesamtausgabe von Egmont nicht mehr erschienen ist.
Für Erwachsene …
c-o: Mit Messalina wird dein Programm für Erwachsene fortgesetzt. Wie sind denn die bisherigen Titel gelaufen? Gibt es dafür neben dem Internet überhaupt noch einen Markt?
AL: Ich habe die Lizenz schon einige Jahre und hab sie immer vor mir hergeschoben, weil ich dafür auch keinen wirklichen Markt mehr gesehen habe. Aber weit gefehlt. Beide Bände sind bis auf eine Handvoll Exemplare vergriffen. Das hat mich dann doch auch selbst überrascht. Deshalb werden wir im zweiten Halbjahr mit einem Sechsteiler eines sehr bekannten spanischen Zeichners nachlegen.
c-o: Mit Gil St. Andre und Malefosse setzt Du konsequent deine Integral-Reihen fort und bietest weiterhin jeweils eine limitierte Vorzugsausgabe an. Andere Verlage beschränken sich hier auf einige Bände der Serie. Gibt es bei langlaufenden Serien tatsächlich genug Käufer*innen für diese Schätzchen?
AL: Das kommt immer auf die Serie an. Mittlerweile gibt es aber einen festen Kundenstamm für diese Ausgaben. Natürlich ist es manchmal nicht so einfach das durchzuziehen, weil es kein geeignetes Bildmaterial gibt oder weil der Künstler vorsichtig gesagt etwas kompliziert ist. Aktuell hatten wir einigen Aufwand mit Loisel, der im Umgang etwas schwierig war und nicht so recht auf unsere Anforderungen eingehen wollte. Schlussendlich hat es dann doch alles funktioniert. Eigentlich wie immer.
Tops’n‘Flops
c-o: Da sich die Anzahl der angekündigten Titel deutlich erhöht hat, gehe ich mal davon aus, dass das letzte Jahr trotz COVID erfolgreich gelaufen ist. Magst du den Leser*innen von comix-online verraten, welche Titel besonders gut oder schlecht gelaufen sind?
AL: Die bestverkauften Titel der letzten 12 Monate waren Hombre 3, Lady S 3, Die erotische Kunst des Wally Wood, Wunderwaffen 10 und Die Erzählungen von Lederstrumpf 2.
c-o: Ich persönlich freue mich vor allem auf Jerry Spring in Farbe. Hast du einen Lieblingstitel im Programm?
AL: Jerry Spring ist für mich ja schon wieder Vergangenheit. Und selbst das kommende Programm ist eigentlich schon abgehakt. Aber da freue ich mich besonders auf Franka mit 32 Seiten redaktionellem Text in jedem Buch. Ich habe in letzter Zeit häufig mit Henk (Kuijpers, dem Zeichner von Franka) telefoniert und ihn als sehr angenehmen Gesprächspartner kennengelernt, was die Zusammenarbeit nochmal angenehmer macht. Und nicht zu vergessen, er spricht deutsch.
c-o: Vielen Dank für das Gespräch, Ansgar. Bis in sechs Monaten und viel Erfolg!
Das Programm im Überblick
Wie gehabt erscheint zu jedem Titel eine limitierte Vorzugsausgabe. Diese haben teilweise ein anderes Coverbild, immer einen Schutzumschlag und ein limitiertes ExLibris, das teilweise signiert ist. Sie sind auf 111 Exemplare beschränkt. Natürlich wird comix-online das Programm wie gehabt mit Rezensionen begleiten.
Das Black Label ist die Spielwiese bei DC für Titel, die aus dem normalen Rahmen fallen. Sei es, dass ein*e Autor*in mehr Freiheiten bei der Ausarbeitung der Figuren benötigt und nicht an die jahrzehntelange Kontinuität gebunden sein möchte, sei es, dass eine Miniserie mehr Aufmerksamkeit bekommen soll. The Watchmen war vor rund 35 Jahren ein Meilenstein für amerikanische Comics. Die Menschheit war drauf und dran, sich selbst zu vernichten und Dr. Manhattan hatte eine imaginäre Bedrohung durch Tintenfischmonster geschaffen, um sie gegen die äußere Bedrohung zu vereinen. Dabei waren nicht nur unzählige Menschen gestorben, Manhattan hatte auch einige Superheld*innen, darunter Rorschach, getötet, um seinen Plan nicht zu gefährden.
Verschwörungstheoretiker und die Planung für einen Mord
In Band 1 war ein Mordanschlag auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten gerade noch verhindert worden. Die zwei Attentäter*innen waren erschossen worden. In Band 2 war derjenige mit der Maske des vor 35 Jahren getöteten Rorschach als Comiczeichner William Myerson identifiziert worden. Seine Komplizin hatte ihn überzeugt, dass er eine Wiedergeburt des Helden sei und mit ihr gegen die Tintenfischmonster kämpfen müsse, die eine erneute Invasion planen würden.
Gleichzeitig versucht das überlebende Anschlagsopfer beweisen zu lassen, dass Präsident Robert Redford auf dem Weg zu seiner fünften Amtszeit für das Attentat verantwortlich ist. Der von ihm eingesetzte Ermittler befragt nun sowohl die Zeichnerkollegen Frank Miller und Otto Binder, als auch andere, die den beiden geholfen haben.
Tom King vermischt dabei auf grandiose Weise Realität, etwa wenn Frank Miller verantwortlich ist für die Rückkehr eines alten Piratencomichelden, der das Genre revolutioniert hat, und Fiktion, in der Myerson ein total verschrobener Mensch war, der sich kaum zum Einkaufen aus dem Haus getraut hat, gleichzeitig aber ein gefeierter Comiczeichner und Szenarist war. Leider vermischen sich Realität und Fiktion auch bei der Gewaltbereitschaft der Verschwörungstheoretiker*innen. Sind es Tintenfische im Comic, bietet die Realität stattdessen angebliche Mikrochips in Impfungen oder satanistische Rituale in Kellern von Pizzerien.
Die vielschichtige Story zeigt einerseits das vollkommen abgedrehte, selbstbezogene Denken der Aktivist*innen, aber auch die Details ausblendende Unterstützung von Anderen. Warnsignale wie Schießübungen, Verkleidungen, psychotische Verhaltensweisen werden ignoriert, umgedeutet oder sogar geleugnet. Das passiert „in echt“ leider auch.
Kulturpessimismus und Gewalt
Die Zeichnungen von Jorge Fornés unterstützen diese pessimistische Sichtweise. Der Ermittler prügelt die Informationen aus seinen Verdächtigen heraus, sieht aber seinerseits die Idiotie nicht, sondern versucht sichtbar immer verkrampfter die gewünschte Wahrheit der Beauftragung zu finden.
Die Vernehmungen laufen über einen Großteil in drei parallelen Reihen über die Doppelseite und ergeben ein Mosaik aus Farben, Szenen und Inhalten, die unterschiedlich gelesen werden können. Sehr nette Idee! Neben den kleinen verschachtelten Details sind aber auch immer wieder größere Abbildungen eingestreut. Und natürlich gibt es immer mal wieder eine Sequenz aus einem Piratencomic.
Großartige Miniserie mit aktuellem Inhalt
Rorschach ist aus mehreren Gründen absolut empfehlenswert: Zunächst ist es eine moderne, gelungene Interpretation des Watchmen-Stils. In amerikanischen Mainstream-Comics ist zudem die aktuelle Tagespolitik mit allen ihren Verschwörungstheorien, der Möglichkeit, an angeordnete Anschläge im (US)-Wahlkampf zu denken und der Radikalisierung der Spinner nicht gerade häufig.
Zuletzt ist Rorschach aber auch davon völlig losgelöst eine spannende Krimi-Serie, die die Frage stellt, warum die Täter*innen etwas gemacht haben. Das übergroße Format überfordert die Zeichnungen nicht und die Aufmachung als Hardcover unterstreicht die Besonderheit. Das Black Label ist nichts für Kleinere; teilweise ist die Gewalt zu explizit, hier sind die Bezüge zur Realität vielleicht nicht nachzuvollziehen. Für alle anderen aber der Beweis, dass US-Mainstream innovativ sein kann.
Cover der limitierten Vorzugsausgabe
Dazu passen The Angelic Upstarts (R.I.P.!) und ein Lagavulin.
Die Geschichten unter dem Black Label versprechen immer einen Genuss. Weder müssen sie sich einreihen in eine jahrzehntelange Tradition und Zielgruppendefinition und können es sich dementsprechend nicht mit Traditionalist*innen verderben. Noch müssen sie ein Erfolgsmodell auf eine unbestimmte Zeit in der Zukunft ausdehnen. Nein, sie dürfen frech, fokussiert, innovativ erzählen ohne Rücksicht auf alles Andere. Nicht einmal zeitlich sind sie gebunden. Und manchmal bekommen sie sogar ein Überformat spendiert. Zu Band 1.
Sozusagen ein Generationenroman
Der Joker ist ein verkannter Künstler, der zum Kriminellen und Massenmörder geworden ist. Batman war zwar sein Erzfeind, hat es aber nie wirklich geschafft, den Joker auszuschalten. Er war immer nur zeitweise im Arkham Asylum und konnte dann seine Schandtaten fortsetzen.
Phantom war eine Freundin von Bruce Wayne/Batman, wurde aber zu seiner Gegnerin, weil Batman sich weigerte, den Joker endgültig zu vernichten. Ihr Kampf forderte allerdings die falschen Todesopfer.
Catwoman war eine Kriminelle, die gut wurde und schließlich sogar Bruce ehelichte. Trotzdem gab es immer auch eine Beziehung zwischen ihr und dem Joker. Schließlich tötete sie ihn sogar.
Harley Quinn vergötterte ihren Mistah J und möchte nun Rache für dessen Tod.
Und dann gibt es auch noch Helena, die Tochter von Bruce Wayne und Selina Kyle, die nun das Bat-Kostüm trägt.
Spannende Figuren, die in diesem 12-Teiler miteinander agieren und in den sich an Weihnachtsliedern orientierenden Kapiteln über drei verschiedene Zeitebenen hinweg umeinander her tanzen.
Cover des limitierten Variant
Held*innen in allen Altersstufen
Tom King vermag es wie kaum ein anderer die Stimmungen von Catwoman einzufangen und zu beschreiben: verspielt, schmusig oder kratzbürstig! Clay Mann ist genau der richtige, um diese Stimmungen zu visualisieren.
Selten sehen wir gealterte Held*innen. Hier spielen sie die Hauptrolle und geben damit ein ganz anderes Flair als die Hauptserie in der die Figuren seit Jahrzehnten, mal abgesehen von den Origin-Stories, das gleiche Alter haben. Actiongetriebene und eher ruhige Szenen wechseln sich ab und lassen von Zeit zu Zeit Raum für eine ganzseitige Illu. Sehr gut gelingt auch die Integration der Songtexte in die jeweiligen Kapitel.
Bekannte Motive, ganz anders verknüpft
Der Reiz des Black Labels ist das Ungewohnte. Alle Bestandteile sind bekannt, die Zusammensetzung aber völlig neu und teilweise eben auch unerwartet. Dass Bats und Cat tatsächlich geheiratet haben ist nur eine Traumrealität und somit enthält sie glückliche Momente wie alpartige Sequenzen. In Batman/Catwoman wirbeln die beiden beliebtesten DC-Figuren umeinander und schaffen selbst oder aber reflektiert durch ihre Fremdwahrnehmung dramatische Konstellationen.
Die Entscheidung, diese Reihe als überformatige Hardcover zu präsentieren, war richtig! Einerseits ist damit der Abstand zur regulären Erzählung noch größer, andererseits wirken die Zeichnungen so besser. Ich glaube nicht, dass viele Leser*innen dieser Geschichte in die normale Serie wechseln werden. Andererseits sollten aber alle, die nur noch manchmal zu Batman greifen, hier einen wohlwollenden Blick riskieren!
In den 80-er Jahren prägte neben James-Bond-Filmen und Science-Fiction-Epen besonders Indiana Jones die Kinolandschaft. Was lag also näher als die Heldentypen genreübergreifend miteinander zu verbinden? Gleichzeitig musste der Comic-Mainstream selbst in „Spirou“ erwachsener werden um sich gegenüber der Konkurrenz behaupten zu können. Das ist der Hintergrund für 421.
Britisches Understatement und Action
Die aus dem Kino bekannte dreistellige Bezeichnung für Agenten hat Desberg für den eigenen Helden und seine Kolleg*innen übernommen: 421 und auch 428 sind im Auftrag ihrer Majestät unterwegs. Diese im französischen Raum durchaus erfolgreiche Serie hatte bisher den Sprung nach Deutschland nicht wirklich geschafft und so sind alle 4 Abenteuer dieser Gesamtausgabe Deutsche Erstveröffentlichungen.
Selbstmorde sind oft nicht ganz einfach. Es scheint, als hätte sich eine Organisation darauf spezialisiert, diese Dienstleistung für Reiche anzubieten. Es existiert ein Katalog mit einer Vielzahl von buchbaren Leistungen, die nicht nur den Tod garantieren, sondern auch noch angenehme letzte Stunden versprechen. Irgendetwas daran scheint aber faul zu sein und so beauftragt 421 zum Schein seinen eigenen Tod. Eine spannende Geschichte beginnt mit Laboratorien, skrupellosen Geschäftemachern und einer Vielzahl von Killern.
Danach geht es nach China! Eine wundersame Maschine die das gegnerische Atomwaffenpotential vernichten könnte ist verschwunden. Natürlich wollen die westlichen Geheimdienste verhindern, dass diese den Russen in die Hände fällt. Die Übergabe scheint während einer Rallye durch China stattfinden zu sollen und so muss 421 kurzfristig in ein existierendes Team eingeschleust werden. Nicht nur ist die dadurch verdrängte Pilotin sauer, auch die verbleibende fürchtet um ihre Chancen. 421 beweist im Reich der Mitte nicht nur seine Alleskönner-Fähigkeiten, sondern bemüht auch seinen Charme für amouröse Kontakte und folgt damit seinen Vorbildern.
Das folgende Abenteuer erstreckt sich über zwei Bände und vollzieht den Wandel in der Zielgruppe. Die Geschichten werden mit Scotch Malaria härter, die Anspielungen expliziter. Eine britische Archäologin wird in Kamerun entführt und 421 wird mit ihrer Befreiung beauftragt. Er schließt sich dafür einer Söldnertruppe an und muss sich zunächst einmal in einem brutalen Umfeld beweisen. Schließlich kann er die Zielperson sogar befreien, wird allerdings gefangengenommen bevor er sie in Sicherheit bringen kann. Die Kinder der Pforte beginnt damit, dass 421 als Sklave verkauft wird. Zwar gelingt ihm die Flucht, er stellt aber fest, dass die Welt um ihn herum plötzlich anders ist. Das im ersten Teil gefundene Artefakt ermöglicht Zeitreisen und die Aufgabe besteht nun darin, alles wieder „auf Normal“ zu setzen.
Ein Held entwickelt sich
Auch an den Zeichnungen von Eric Maltaite lässt sich die Entwicklung ablesen. Was als eine der vielen Serien im typischen Spirou-Stil begonnen hat, wird im Laufe der Zeit viel realistischer und moderner. Die Figuren gewinnen an Detail, Körper an Proportionen und Kampf-Szenen werden detailreicher. Der als Sklave gehaltene Held ist zwar muskulös, zeigt aber deutliche Spuren der Strapazen und wirkt schon fast verwahrlost.
Nicht zuletzt werden die Frauen im Laufe der Zeit verführerischer und körperlicher. Ein Auftritt einer verheirateten Frau im Negligé mit dem Ziel, jemand anderen ins Bett zu bekommen, wäre einige Jahre vorher noch an allen möglichen Zensurstellen gescheitert (vgl. den Artikel im ZACK 269 – 271). Sehr gut gelungen sind die alternativen Zukunftsentwürfe und das teilweise sehr innovative Seitenlayout.
Ein empfehlenswertes Kleinod
Es ist nicht wirklich zu erklären, warum diese Serie bisher in Deutschland so wenig Beachtung gefunden hat. Sowohl Eric Maltaite (Schock) als auch Stephen Desberg (Empire USA) sind hierzulande nicht nur nicht unbekannt, sondern durchaus geschätzt und die Serie 421 hat zwar ein wenig altmodisches Flair und erinnert mehr an Sean Connery und Roger Moore als an Daniel Craig. Die Geschichten sind spannend und stimmig erzählt sowie handwerklich prima illustriert!
Für alle, die einerseits klassische Abenteuerstories, auch aus dem Geheimdienstmillieu, mögen, ein klarer Tipp! Wieder hat es Eckart Schott geschafft, eine Perle aufzutreiben und zu verlegen und wie immer in perfekter handwerklicher Ausstattung. Auch die einführenden Worte und Illustrationen zusammengestellt von Didier Pasamonik sind gut zu lesen und extrem informativ!
Dazu passen die Bananafishbones und ein Schwarzriesling, etwa von Kallstadt.