Comixene 145

Winter 2022 (Jan – Mrz 2023)

Hrsg: Rene Lehner
Comixene erscheint alle drei Monate

Verlag Rätselfactory – comixene.com

A4 Klebebindung | 100 Seiten | Farbe | 10,00 €
ISSN: 
0948-4523

Cover comixene 145

Comixene ist eines der ältesten deutschsprachigen Blätter mit Beiträgen über Comics und wurde von Rene Lehner, Andreas C. Knigge, Hartmut Becker sowie dem mittlerweile verstorbenen Thilo Rex geründet und herausgegeben. Mittlerweile ist Rene Lehner der alleinige Chefredakteur und Herausgeber in Personalunion. Das vollfarbige Magazin erscheint mit schöner Regelmäßigkeit vier Mal im Jahr! Genügend Gründe, um einen vertieften Blick darauf zu werfen:

Ein breites Spektrum an Beiträgen

Schon ein Blick auf das Cover mit einer sehr schönen Illustration von Jean Graton aus der Pre-Michel-Vaillant-Ära verdeutlicht, dass die Comixene ein breites Spektrum abdeckt. Neben Comic-Klassikern aus der frankobelgischen Hochzeit finden sich dort auch Themen aus dem Horror-Spektrum, Superhelden, Musik-Comics und, nicht zuletzt, deutscher Satire. Anders formuliert: Das Spektrum ist nicht eingeschränkt auf eine bestimmte Altersgruppe, Fan-base oder sonstige Schublade!

Detail comixene 145 page 6

Die einzelnen Artikel sind sorgfältig recherchiert und bieten in lockerem, leicht verständlichem Ton Informationen zu Künstler*innen, Serien oder aber Themen wie den Auftritten von Vaillante im echten (Renn-)Leben. Die Artikel werden dabei in vielen Fällen mit Interviews angereichert und gewinnen durch den Originalton an Verbindlichkeit. Ist es doch nicht die Meinung einer*s Autor*in, sondern authentisch. Besonders deutlich wird das am Beispiel von „Doom Patrol“: Hier steht weniger der Inhalt des Comics im Vordergrund als die persönliche Freude des queeren Übersetzers Josef Rother nicht nur darüber, ausgewählt worden zu sein, sondern auch vom Coming-Out Grant Morrisons gehört zu haben. Es geht auch darum, welchen Einfluss das auf die Übersetzung des Titels und darüber hinaus für das Werkverständnis hat.

Auch Comics über Musik werden mehrfach thematisiert. Peter Osteried führt in die Abenteuer von Eddie the Head, dem Maskottchen von Iron Maiden, ein und findet durchaus positive Worte. Ganz anders Ralf Hutter und Marcus Kirzynowski die an unterschiedlichen Stellen im Heft den Song-Comic zu Keine Macht für Niemand auseinandernehmen. Abgerundet wird das Thema mit zwei weiteren Besprechungen zu den Comics über The Doors und Karlheinz Stockhausen.

Detail comixene 145 page 34

Details und Überblick für Comic-Fans

Während einige Beiträge sich einzelnen Aspekten widmen, sind andere eher geeignet, einen Überblick zu verschaffen. Dazu zählen etwa die Beiträge über das Ende der Jonathan-Reihe und die Neuausgabe der Suche nach Peter Pan von Cosey (auch hier mit Interview-Passagen), die Rubrik mit Neuem von Mäusen und Enten oder die Science-Fiction Welten von Leo.

Bei dem Bericht über die Ausstellung im Frankfurter Caricatura-Museum zum 60. Geburtstag des deutschen Satiremagazins Pardon hatte ich damit gerechnet, dass es sich um ein ergänzendes Feld (Cartoon und Karikatur) handeln würde. Tatsächlich weist Heiner Lünstedt aber darauf hin, dass das Blatt auch mit Comics und Beiträgen von etwa Brösel oder Volker Reiche aufgewartet hat. Ebenfalls etwas für die eher ältere Generation ist der Beitrag über einen neuen Katalog zu Werken von Klaus Dill.

Detail comixene 145 page 41/42

Empfehlung!

Neben diesen ausgewählten Beispielen finden sich viele weitere Artikel sowie News und Rezensionen in dem Heft. Im Gegensatz etwa zur Reddition stehen die Beiträge aber nebeneinander und bilden kein Dossier zu einem Thema. Aufgrund der breiten Streuung vermeidet die Comixene eine Festlegung auf eine Szene und erfordert weder eine jahrelange Zugehörigkeit mit einem fundierten Vorwissen noch hat sie die gewisse Arroganz von manch anderer Publikation.

Das Heft ist damit der perfekte Begleiter für längere Zugfahrten oder gemütliche Abende zu Hause! Sehr professionelle Gestaltung, viele Illustrationen und O-Töne und ein mehr als angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis machen Spaß auf mehr! Wie gut, dass es bis zur nächsten Ausgabe immer nur 3 Monate sind.

Dazu passen Nik Kershaw mit „Wouldn’t it be good“ – etwa in der Aufnahme vom Live Aid – und je nach Location ein Wasser oder ein Bordeaux.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Verlagen und Künstlerinnen | Verlag Rätselfactory Lehner, Zürich 2022

ZACK 284

ZACK 284 (Februar 2023)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 284

Noch läuft die Abstimmung der besten ZACK-Serie 2022, wer möchte kann im Januar seine/ihre Stimme noch abgeben. Zur Wahl stehen Klassiker, „runderneuerte Serien“ wie Michel Vaillant oder Rick Master, die den Sprung in die Jetztzeit geschafft haben, aber auch ganz moderne Serien, die ihre eigene grafische Handschrift haben. Ich habe meine persönlichen Favoriten, warte aber gespannt auf eure Wahl! Kaum ist ZACK-Spezial 6 – Jari – erschienen, werden schon wieder neue Bände angekündigt. Weiter geht es mit Bob Morane!

Der Neustart

Einige klassische Helden aus der Blütezeit der frankobelgischen Comics haben es geschafft, sich quasi „neu“ zu erfinden. Dazu gehört auch Rick Master, der immer noch in seinem Fischgräten-Sakko als Reporter auf der Suche nach der nächsten großen Story ist. Der mittlerweile sechste Band der neuen Abenteuer, Dreierwette auf den Tod, beginnt im Frühling 1970. Der Held wird von einer jungen Frau, die plötzlich in der Redaktion auftaucht, gesucht. Parallel sehen wir einen Mann, der seine Ersparnisse auf ein Pferd gesetzt hat und nun zuschauen muss, wie „sein“ Pferd nach einem Knall plötzlich stürzt. Zidrou hat erneut den Charme des Siebziger-Jahre Frankreichs mit modernen Figuren gemixt und Simon van Liemt setzt das detailliert und gekonnt um – das Cover deutet Rasanz und Spannung an!

ZACK 284 Detail page 4

Die Fortsetzungen

Dusty und Kate Marsh stehen im Mittelpunkt der aktuellen Episode der Frau mit dem Silberstern von Martin Frei. Silver Creek befürchtet, einem Angriff der Wolfskrieger nicht gewachsen zu sein, sie trauen sich bereits sehr dicht an das Städtchen heran. Dusty bietet an, Hilfe zu holen und den lebensgefährlichen Ritt durch die Belagerung zu wagen. Eine spannende, gleichzeitig sehr emotionale Story, die geschickt mit Klischees gängiger Western spielt, immer wieder an die klassische Episode mit dem Leutnant aus dem Fort Navajo erinnert, und doch komplett eigenständig ist. Der Tod des Leutnants beweist, dass auch ein Western „made in Germany“ funktionieren kann!

ZACK 284 page 21

In Aleksis Strogonov zeichnen Émile Bravo und Jean Regnaud ein düsteres Bild von kleinen Wichtigtuern. Solange sie sich selbst nicht in Gefahr sehen, haben sie eine große Klappe und wenig Mitleid. Sollte aber der Wind drehen, sind sie klein und hilfsbereit. Diese „Tugenden“ besitzen glücklicherweise nicht alle Held*innen der Geschichte Belarus.  Bevor es in die Schlacht geht, versucht Bulkin aber erneut, der ehemals herrschenden Klasse seine neue, bitterböse Macht zu beweisen. Im Zuge der aktuellen Ereignisse in der Ukraine doppelt finstere Geschichte!

ZACK 284 Detail page 39

Die Abschiede

Michel Vaillant nimmt erstmals am Rennen am Pikes Peak in den USA teil und sein schärfster Konkurrent ist ausgerechnet Bob Cramer von den Texas Drivers, die dem Rennfahrer schon so oft übel mitgespielt haben. Waren es früher oftmals Allgemeinplätze, verbindet Denis Lapière die Drohungen jetzt mit tagespolitischen Ereignissen und spielt auf die erstarkende rechtsradikale Bewegung und den Sturm auf das Capitol an. Der zweite Teil dieses Doppelbandes wird zeigen, ob das gelingen kann. Die Zeichnungen von Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil, einer modernen klaren Linie verpflichtet, werden dagegen Motorsportenthusiast*innen begeistern. Ihre Zeichnungen der Hauptpersonen übernehmen von den Figuren, die Jean Graton entwickelt hat, zwar Bestandteile, geben ihnen aber einen neuen Look.

Auch Aida Nur verabschiedet sich mit dieser Ausgabe. Sussi Bech hatte uns Im Schatten von Anubis mitgenommen in ein Ägypten, in dem verschiedenste Gruppen von Antiquitäten profitieren wollten. Sogenannte Entdecker, die Presse, Einheimische und nicht zuletzt Kriminelle versuchen sich gegenseitig auszustechen und den Profit einzustecken. Aus heutiger Sicht sind dabei keine „Guten“ zu entdecken. Diese Story steckt voller Verwicklungen, nicht alles ist, was es zu sein scheint, und am Ende siegt tatsächlich ein wenig die Gewitztheit! Bravo, solche Geschichten sind keine Wiederholungen von Altbekanntem, machen Spaß und beweisen nebenbei, dass klassische Form nicht unbedingt klassische Inhalte transportieren muss.

ZACK 284 Detail page 73

Und sonst?

Parker & Badger haben Probleme mit der Mietzahlung, während das kleine Steak Tizombi beeindrucken möchte.  Dazu gibt es einen Artikel von Christian Endres über den Besuch von Herrn Hase bei den Galliern und einen Beitrag vom Verfasser dieser Zeilen über die Rückkehr der Marvel-Helden in XXL. Michael Klein erinnert daran, dass vor 50 Jahren die Sammelabenteuer im ZACK starteten, und News sowie Rezensionen runden das Heft ab.

Wie immer eine bunte Mischung aus aktuellen europäischen Comics und Hintergrundwissen!

Dazu passen The Byrds (R.I.P. David Crosby) und ein (Miller) Lite!

© der Abbildungen 2023 bei den jeweiligen Autoren und Verlage c/o Blattgold GmbH

ZACK 283

ZACK 283 (Januar 2023)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 283

Bildung ist der Schlüssel zu allem, kein Fortschritt, keine Emanzipation ist denkbar ohne! Und Bildung ist traditionellerweise Frauensache. Die Hüterinnen des Wissens werden verkannt, missachtet, verfolgt und doch sind sie es, denen wir es zu verdanken haben, dass jede Generation auf dem Wissen der vorhergehenden aufbauen kann. Insofern ist das Cover des aktuellen ZACK vielleicht auch ein wenig ein frommer Wunsch für das neue Jahr 2023. Comix-online wünscht auf jeden Fall allen Leser*innen ein ebensolches.

Der Neustart

Der zweite Teil der Frau mit dem Silberstern von Martin Frei startet in diesem Heft. Die Geschichte spielt in dem kleinen Städtchen Silver Creek. Ein gewisser Leutnant hatte dort dafür gesorgt, dass Ruhe und Ordnung wieder eingezogen waren und dafür eine ungewöhnliche Truppe zusammengestellt. Teil davon war auch die Lehrerin des Ortes, Kate Marsh, gewesen, die nun keinesfalls bereit ist, wieder in eine passive Rolle zu schlüpfen. Der Tod des Leutnants beginnt damit, das Kate auf dem Rücken eines Pferdes mit einer Schlinge um den Hals auf ihren Tod wartet. Spannende Hommage an Leutnant Blueberry aus deutschen Landen mit größtenteils sehr ansprechenden Zeichnungen. Ganz selten gelingen die Gesichter zu karikaturesk für meinen Geschmack, aber das ist ein Jammern auf sehr hohem Niveau. Wer möchte kann einen dazu passenden limitierten Druck erwerben! Dazu passend auch der Rückblick von Michael Klein auf das ZACK vor fünfzig Jahren.

ZACK 283 Die Frau mit dem Silberstern

Die Fortsetzungen

Das Rennen am Pikes Peak ist mit den Qualifikationsläufen endlich gestartet und die Franzosen um Michel Vaillant müssen feststellen, dass es starke protektionistische Kräfte gibt. Profiteure scheinen ausgerechnet die Texas Drivers um Bob Cramer zu sein. Die zweite Staffel vermengt aber immer Renngeschehen und Soap-Anteile und so steht zu erwarten, dass der Politiker Steve Warson seinen Besuch beim Team bitter bereuen wird. Mir gefällt die Art der Szenarios von Denis Lapière mit diesen Verknüpfungen und auch die Zeichnungen von Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil.

ZACK 283 Michel Vaillant

In die zweite Runde geht Belarus aus der Serie Aleksis Strogonov. Émile Bravo und Jean Regnaud zeichnen kein gutes Bild des Volkskommissars, der mit zwei Soldaten die Errungenschaften der glorreichen Revolution auf den Dörfern verbreiten soll. Er ist feige, rachsüchtig, sexistisch und verfressen. Zum Glück sind aber nicht alle von diesem Schlag. Bitterböse Satire auf die Gräuel, die im Zuge und im Namen einer an sich positiven Idee verübt werden. Die Menschlichkeit, die auch in Bravos Spirou-Geschichte im Vordergrund steht, wird hier ebenfalls eingefordert.

ZACK 283 Aleksis Strogonov

Aida Nur steckt in Schwierigkeiten. Aufgrund eines sehr seltenen Ereignisses ist Alistair in der Lage, eine begründete Vermutung über den Fundort der Antiquitäten aufzustellen.  Die Hilfe der tapferen Frau wäre dann nicht mehr nötig. Im Schatten von Anubis hoffen aber mehrere Parteien darauf, reich zu werden und so ist noch nichts entschieden. Sussi Bech schafft es, die Story so spannend aufzubauen, dass immer wieder neue Verwirrungen auftauchen, und bleibt damit nicht nur zeichnerisch im Duktus der großen Abenteuer im Stil der Klaren Linie.

Die Abschiede

Zum Ende des ersten Teils von Madi wird es noch einmal blutig: Simon Bisley liefert ein paar sehr typische Seiten ab, bevor André Araújo wieder in ruhigere Fahrwasser lenkt. Eine faszinierende Science-Fiction-Story über selbstoptimierte Söldner*innen von Duncan Jones und Alex de Campi, die gar nicht so unvorstellbar ist. Es lohnt sich, auf die Rückkehr von Es war einmal in der Zukunft zu warten!

ZACK 283 Madi

Das Versteck der Flintenweiber ist aufgeflogen und die drei Damen stehen unter heftigem Beschuss. Wird es ihnen noch einmal gelingen, sich daraus zu befreien oder kann der deutsche Geheimdienst endlich den Ring des Antiquitätenhändlers erobern? Ètienne Willem und Pierre Pevel erzählen rasant, spannend und trotzdem sehr witzig. Der Humor kommt allerdings im Gegensatz zu seinen klassischen Vorbildern etwa bei Die Zwei ohne sexistische Sprüche aus!

ZACK 283 Die Flintenweiber

Und sonst?

Parker & Badger gehen ins Stadion und Christian Endres beleuchtet die Historie sowie die aktuelle Serie von She-Hulk. Außerdem sind erneut alle Leser*innen aufgerufen, die ZACK-Serie des Jahres zu wählen. Nutzt diese Möglichkeit, wenn ihr bestimmte Richtungen auf jeden Fall oder gar nicht im ZACK sehen wollt. Zu gewinnen gibt es die sehr lesenswerte Gesamtausgabe von Johnny Focus. ZACK und ZACK-Spezial haben sich übrigens in der Jahresbestenliste 2022 von comix-online gut platzieren können!

„Enjoy yourself“(The Specials) and have a winter-Bock!.

© der Abbildungen 2023 bei den jeweiligen Autoren und Verlage c/o Blattgold GmbH

ZACK 282

ZACK 282 (Dezember 2022)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 282

Neben dem Winter naht auch Weihnachten mit großen Schritten und damit auch die Suche nach Weihnachtsgeschenken. Während das ZACK früher ein relativ großes Albenprogramm gepflegt hatte, war dieses zwischenzeitlich auf Null reduziert worden. Seitdem der Blattgold Verlag übernommen hat, gibt es neben Alben, die nur von Abonnent*innen zu erwerben sind, auch Inhalte für alle. Aktuell sind das eine Grafik von Martin Frei zum Start des zweiten Teils der Frau mit dem Silberstern und Band 1 der Johnny Focus Gesamtausgabe. Nur mit Abo ist gerade Jari erhältlich. Details folgen hier in Kürze.

Der Neustart

Émile Bravo ist einer der aktuell gefeierten Comicschaffenden. Nicht nur hat er in der Schnittmenge aus Kinderbuch und Comic für Kinder sehr erfolgreich abgeliefert, seine Bände über die Jugend von Spirou während des Zweiten Weltkrieges haben zurecht Preise en masse abgeräumt. Eines seiner Frühwerke ist die zusammen mit Jean Regnaud entstandene Serie Aleksis Strogonov. Sie spielt 1919 in Russland. Nach dem Sieg der bolschewistischen Revolution geht es nun darum, die „Errungenschaften“ auch den ländlichen Gebieten zu überbringen. Dabei stehen einerseits Kämpfe gegen die Weißen an, andererseits geht es um Umverteilung. Mit bissigem Humor kommentieren die Künstler die Aktionen eines Kommissars, der von zwei Soldaten unterstützt wird. Sehr schöne Bereicherung in klassischem Stil!

ZACK 282 page 5

Die Fortsetzungen

In seiner Vorbereitung auf das Rennen am Pikes Peak müssen Michel Vaillant und sein Team zunächst einmal mit seit Langem unbekannten Schwierigkeiten kämpfen: Es gibt keine freien Hotelzimmer! Wird Steve Warson, der auf einen Besuch hereinschneit, helfen können? Erneut sehr schöne Zeichnungen im Spannungsfeld von Technik und Natur von Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil. Denis Lapière schreibt ein eher klassisches, an einem Rennen orientiertes Szenario, das die MV-Soap trotzdem weiterbringt!

ZACK 282 page 23

Im Schatten von Anubis, das neue Abenteuer von Aida Nur, beginnt mit einem Deja Vu. Der Layouter scheint hier ein wenig geschlafen zu haben, aber jede*r Sammler*in weiß, dass Doppelte besser sind als Lücken! Zwar gelingt es in dem spannenden Ligne claire-Krimi von Sussi Bech der Heldin, den bisher geheimen Fundort der Artefakte zu finden, es ist aber noch nicht klar, ob sie denjenigen entkommen kann, die für die Tode der bisherigen Wissenden verantwortlich sind.  Sehr schön sind die versteckten Hinweise auf Streitigkeiten zwischen den archäologischen Schulen!

Detail ZACK 282 page 39

MADI von Duncan Jones und Alex de Campi geht bereits in die vierte Runde und die gut gemachte Übersicht von Christian Endres über die beteiligten Zeichner*innen zeigt, dass noch einiges zu erwarten ist.  Die aktuellen Teile sind gezeichnet von Ed Ocana & Raúl Arnáiz sowie André Araújo & Chris O`Halloran, die eine AR-Vision einer zukünftigen Mega-City zeigen. Inhaltlich muss Madi feststellen, dass ihre Security-Maßnahmen nicht ausreichend waren. Es war einmal in der Zukunft ist eine intelligente Science-Fiction-Story, die sich wohltuend von dem Popcorn-Einerlei der letzten Jahre absetzt.

ZACK 282 page 55

Auch Die Flintenweiber starten mit einem wilden Auto-Rennen. Hier geht es allerdings nicht um einen sportlichen Wettkampf, die Heldinnen müssen um ihr Leben fürchten. Mittlerweile wird klar, dass die verschiedenen Geheimdienste sehr unterschiedliche Interessen haben und der Siegelring in den falschen Händen eine Katastrophe auslösen könnte! Ètienne Willem und Pierre Pevel erzählen Das Porträt des Antiquitätenhändlers sehr rasant und witzig und füllen das humorige Abenteuerspektrum.

ZACK 282 page 74

Und sonst?

Parker & Badger sowie zwei Tizombi Seiten liefern den schnellen Humor und Bernd Hinrichs ergänzt den aktuellen Re-Start der Phantom-Titel durch ein Interview mit Bernd Frenzen, der angefangen hat, Stories für die schwedische Ausgabe zu schreiben. Michael Klein erinnert an Section R im ZACK von vor 50 Jahren und Frank Neubauer grantelt vor sich hin.

Detail ZACK 282 page 88

Die Weihnachtsausgabe kommt mit einer Art Geschenk, nämlich einem umlaufenden Cover mit einem Motiv aus MADI, und die Ankündigung lässt die Vorfreude auf den zweiten Teil der Blueberry-Hommage von Martin Frei wachsen. Trotz aller Krisen wird Weihnachtsstimmung auch dieses Jahr aufkommen.

Zu diesem Heft passen daher wahlweise ein Glühpunsch oder -Wein und Frankie Flame and another Man’s Poison mit „Santa Claus just burgle my house“.

© der Abbildungen 2022 bei den jeweiligen Autoren und Verlagen c/o Blattgold GmbH

ZACK 281

ZACK 281 (November 2022)

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 €
ISSN: 1438-2792

Bisher ist der Oktober alles andere als kalt und erlaubt, die Heizung noch ausgeschaltet zu lassen. Des einen Freud ist des anderen Leid und so erfahren wir gleichzeitig von Klimaaktivist*innen, die Gemälde attackieren, um auf die Zerstörung der Umwelt hinzuweisen. Dass die Gemälde dabei wegen einer Glasscheibe gar nicht beschädigt werden, wird in der Berichterstattung übrigens gerne verschwiegen. Das aktuelle ZACK berichtet von vielen alternativen Welten, ein Bezug zum Klima ist dabei allerdings nicht so deutlich.

Die bereits angekündigte Gesamtausgabe von Johnny Focus startet übrigens in Kürze.

Cover ZACK 281

Die Neustarts

Cover-Boy dieser Ausgabe ist Michel Vaillant. Der klassische ZACK-Held wird mittlerweile von Denis Lapière getextet, der Band fügt sich aber nahtlos in die zweite Staffel ein. Vaillante wird ja seit dem letzten Band von einer Frau geleitet. Nun, da das Überleben der Firma gesichert erscheint, geht es ihr auch darum, die eigenen Stärken durch Zukäufe zu unterstützen. Währenddessen soll Michel erstmals eines der berühmtesten Rennen der USA fahren: Pikes Peak! Benjamin Benéteau und Vincent Dutreuil bringen die Rennszenen sowie die Natur sehr schön auf das Papier, die Figuren wirken moderner und daher manchmal etwas ungewohnt. Für Langzeitfans gibt es übrigens schon auf dem Cover eine Reminiszenz an den Vailante Mystére!

ZACK 281 page 5

Und auch Aida Nur kehrt zurück. Im Schatten von Anubis müssen die Protagonist*innen des ersten Teils feststellen, dass es möglicherweise doch nicht so klug war, den Handel mit Antiquitäten auf eigene Faust durchführen zu wollen. Sussi Bech präsentiert eine Geschichte mit einer starken Heldin und interessanten Nebenfiguren in Stile der klassischen Klaren Linie. Trotzdem wirkt die Geschichte in keinster Weise altmodisch!

ZACK 281 page 43

Die Fortsetzungen

Die Flintenweiber hätten nach der wilden Schießerei eine Ruhepause eigentlich dringend nötig. Da sie aber herausfinden wollen, warum so viele Parteien an dem Siegelring interessiert sind, machen sie sich erneut nach Paris auf. Dort ist allerdings der deutsche Geheimdienst mit einem großen Aufgebot hinter ihnen her. Das Porträt des Antiquitätenhändlers ist eine Mischung aus witziger Alternativwelt, die Fabelwesen und Menschen in Alltagskonflikte stürzt, einem spannenden Krimi und einer Actionkomödie mit drei toughen Heldinnen von Ètienne Willem.  Pierre Pevel ist dagegen dafür verantwortlich, dass die Teile auch nahtlos ineinandergreifen und Spaß während des Lesens aufkommt. Viele der Szenen zwingen einen dazu, zunächst die Story zu erfassen, und dann später wiederzukommen, um die Details zu genießen. Bravo!

ZACK 281 Detail page 26

Auch MADI von Duncan Jones und Alex de Campi geht in die dritte Runde. Die Zeichnungen stammen dieses Mal von LRNZ, der den Platz der Seite komplett ausnutzt. Die Farben kennen wenig Nuancen und so wirkt das Ganze flächig, obwohl sehr viele Details vorhanden sind. Eher ungewöhnlich im ZACK, durch die Vielfalt der Stiele in diesem Comic aber jedes Mal überraschend! Es war einmal in der Zukunft ist in jeder Hinsicht anders: filmisch erzählte Science-Fiction mit unverkennbar britischem Einfluss. Durch die Episodenstruktur eignet sich die Geschichte aber perfekt für ein Magazin und die düstere Vision von zukünftigen (Wirtschafts-)Kriegen und Söldner*innen ist spannend!

ZACK 281 Detail page 60

Der Abschied

In einer Fantasy-Story muss nicht unbedingt alles ganz logisch sein. Insofern ist es vielleicht akzeptabel, dass Saul zunächst mal in einer nicht näher beschriebenen „Wächter“-Situation gefangen scheint, um sich dann in eine völlig andere Lage zu begeben. Immerhin hat Willem Ritstier damit die Ausgangslage in Endstation wieder hergestellt. Wer muskelbepackte Männer mag, wird an den Zeichnungen von Apri Kusbiantoro seine Freude haben. Ich persönlich würde einer Conan-der-Cimmerier-Story den Vorzug geben.

ZACK 281 Detail page 77

Und sonst?

Gleich zwei Parker & Badger sowie zwei Tizombi Seiten präsentieren Szenen aus dem Alltag der notorisch klammen Schwerenöter und zeigen die Auswirkungen des Hörig-Seins. Willkommene Abwechslung zwischen den Serien. Das gilt natürlich auch für die News und die Kurzberichte. Die Jubiläumsseite erinnert an den ersten Auftritt von Rick Master im ZACK, Christian Endres berichtet über Sandman von Neil Gaiman sowie die Netflix-Adaption und Michael Hüster gratuliert zu 15 Jahren Finix!

Die Mischung machts: Michel Vaillant ist einer der ganz Alten, der allerdings jung geblieben ist. Aida Nur und MADI stehen an unterschiedlichen Enden der Breite der Stilrichtungen und Saul und die Flintenweiber zeigen, wie unterschiedlich man Fantasy-Einflüsse aufnehmen kann. Jede*r mag etwas nicht so gerne mögen, freut sich hoffentlich aber doch über die Horizonterweiterung, die nur in einem breit gefächerten Magazin möglich ist.

Dazu passen The Style Council mit „Walls come tumbling down“und ein Rotes Urtyp aus der Ostermann Braumanufaktur.

© der Abbildungen 2022 bei den jeweiligen Autoren und Verlage c/o Blattgold GmbH

Jean Graton – Michel Vaillant Collector’s Edition 4

Gesamtausgabe Teil 1: 1964 – 1967

Story: Jean Graton
Zeichnungen: 
Jean Graton

Originaltitel: Michel Vaillant L’Intégrale 4

Egmont Comic Collection

Hardcover | 224 Seiten | Farbe | 39,00 € |

ISBN: 978-3-7704-0296-0

Cover Michel Vaillant Collector's Edition 4

Es gibt eigentlich zwei Comic-Helden, die die Generation ZACK im Wesentlichen repräsentieren: Rick Master und Michel Vaillant. Während der erstere seine Gesamtausgabe auf Deutsch schon komplettiert hat, ist für zweiteren die Collector’s Edition gerade angelaufen und nun bei Band 4 angekommen. Und bevor jetzt ein Shitstorm anläuft: Natürlich gibt es noch eine ganze Reihe von erstklassigen Held*innen, die Tintin, Spirou und ZACK zu dem gemacht haben, was sie waren bzw. noch sind. Die Jahreswertungen wurden aber mehrheitlich von eben diesen beiden angeführt. Und nicht zuletzt haben auch beide den Sprung in eine modernisierte Version geschafft.

Der Visionär

Jean Graton war nicht nur ein Meister seines Faches was die Zeichnungen betraf. Er hatte schon früh die Werbewirksamkeit von etablierten Comicfiguren erkannt und zunächst mit PubliArt, später mit seinem eigenen Studio unter anderem Michel Vaillant vermarktet. Daneben war er aber auch ein Fan von größtmöglicher Authentizität und Genauigkeit. Am liebsten war er vor Ort, schnupperte Benzin und genoss das Dröhnen in den Ohren. Sollte das nicht möglich sein, nutze er ein Netzwerk von Kontakten, um sich über Fotos und Literatur in die Rennstrecken und die verschiedenen Wettbewerbe einzufühlen.

Detail from Michel Vaillant Gesamtausgabe 4

So war es auch kein Wunder, dass er 1964 in Die Ehre des Samurai den Einstieg einer japanischen Firma in die Formel 1 vorwegnahm. Der tatsächliche Start von Honda folgte dann 1965. Sehr geschickt werden in diesem Band japanische Ehrvorstellungen, altväterliche Flapsigkeit und Gefahren risikobereiten Fahrens miteinander vermischt. Die Geschichte enthält aber auch eines der humoristischen Glanzlichter der frühen Jahre, wenn der Patriarch auf seinem Fahrrad mit der Fahrweise der jungen Wilden in Konflikt gerät. Diese Situation wird noch über Jahre immer wieder auftauchen. Zudem zeigt Graton, dass er durchaus gewillt ist, der Emanzipation Raum zu geben und die Familie offener zu gestalten als Traditionalisten es wünschen würden.

Spannung in Indianapolis ist eines der vielen Abenteuer, das Geschehen auf den Rennstrecken mit kriminellen Aktionen gegnerischer Rennställe verknüpft. Absolute Lieblingsgegner sind dabei sicherlich die Schurken, die hier für die Texas Driver’s fahren. Und in Die Ritter von Königsfeld beweist der Künstler, dass er nicht nur Rennstrecken auf das Papier bringen kann, sondern auch altertümliche Schlösser samt allen Voraussetzungen für eine Mystery-Geschichte. Rennfahrer verschwinden spurlos während Michel und Steve auf dem Schloss Königsfeld die Bekanntschaft von Vater und Tochter Spangenberg machen. Auch diese Geschichte wird sich fortsetzen.

Detail Graton Michel Vaillant 12

Der Reiz der Serie

Natürlich besticht Michel Vaillant vor allem dadurch, dass niemand sonst das Renngeschehen so glaubwürdig auf das Papier bekommt. Das Renngeschehen spielt sich vor den Leser*innen fast wie bei einer TV-Übertragung ab und lässt ein Mitfiebern zu. Dabei bleibt es aber nicht: Soap-Effekte lassen die Familie Vaillant wachsen, an Konflikten reifen und – vor allem – von Band zu Band langfristige Rahmenhandlungen erleben. Dabei werden die Figuren zwar kaum älter, heiraten aber, werden Eltern, …

Zusätzlich hat Jean Graton ein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Studiomitarbeiter. Christian Denayer etwa wird später Alain Chevallier auf den Markt bringen. Bei den hier abgedruckten Bänden ist er noch als Zeichner für die Autos verantwortlich und unterstützt somit die Produktion der neuen MV Geschichten. Die Collector’s Edition bringt dabei nicht nur die Alben in ungekürzter Version, sondern auch Kurzgeschichten und so rundet Der Autosalon 1946 die Comic-Sammlung ab.

Detail Graton Michel Vaillant 10

Zusätzliches Material

Eine ordentliche Gesamtausgabe muss heutzutage mehr liefern als eine angemessene Präsentation der Bildgeschichten und so ist es auch hier. Die einzelnen Abenteuer werden von Details zur Veröffentlichungshistorie begleitet und zeigen Magazintitelbilder und sonstige Illustrationen. Zusätzlich gibt es zu den einzelnen Bänden Hintergrundinfos und Volker Haman führt durch die Rezeption von Jean Graton in Deutschland.  

Selbst diejenigen, die schon alle Einzelbände im Regal haben, könnten durchaus auf die Idee kommen, sich die Collector‘s Edition zusätzlich anzuschaffen. Für alle anderen die Gelegenheit, die Serie in überschaubaren zeitlichen Abständen zu komplettieren!

Detail from Michel Vaillant Gesamtausgabe 4

Dazu passen ein Bölkstoff (auch wenn es von der zwei-rädrigen Variante des Rennsports kommt) und Noir Désir mit „Le Vent Nous Portera“.

© der Abbildungen Graton Editeur / 1964, 1965, 2008 / By Jean Graton – All Rights Reserved | 2022, Egmont Ehapa Media

All Verlag – Das Programm 2022 Teil 2

Ansgar Lüttgenau zum Programm des All Verlag für das zweite Halbjahr 2022

c-o: Hallo Ansgar, schon wieder ein halbes Jahr rum. Aktuell sieht es so aus, als ob ein wenig Normalität in das alltägliche Leben zurückkehren würde: Veranstaltungen dürfen wieder stattfinden und der direkte Kontakt mit den Leser*innen wird für Euch wieder möglich. Auf der anderen Seite führt der Krieg mitten in Europa natürlich allen vor Augen, wie labil und gefährdet Sicherheit und Frieden sind. Was erwartest du von den kommenden Monaten?

AL: Ich freue mich erstmal auf Erlangen. An unserem Stand im Hauptzelt auf dem Schlossplatz wird am Freitag und Samstag Philippe Aymond seine Serien Lady S. und Bruno Brazil signieren.

Was die nächsten Monate ansonsten für den Verlag bringen wird man sehen. Trotz den exorbitanten Papierpreiserhöhungen werden wir im 2. Halbjahr einige notwendige Nachdrucke z.B. von Lederstrumpf, Messalina und Wunderwaffen in Auftrag geben.

Cover Hägar 2018

Die Klassiker

c-o: Dein neues Programm setzt die Schwerpunkte der vergangenen Jahre fort. Beginnen wir mit den Klassikern: Du hast die Cartoon-Reihe Hägar gestartet. Hast du schon eine Ahnung über den Erfolg der ersten beiden Teile?

AL: Die Jahrgänge bis 2016 gab es ja bereits einmal von Egmont, sind aber teilweise auch antiquarisch kaum noch zu finden. Deshalb verkaufen sich auch die alten Bände nochmal und die neuen Jahrgänge braucht man auf jeden Fall, um die Egmont Ausgabe zu komplettieren.

Natürlich haben wir nicht die Vertriebspower von Egmont aber die Bücher verkaufen sich zumindest so gut, dass wir schon eine weitere Cartoonserie in Vorbereitung haben.

Cover Hägar 1974

Zum 50. Jubiläum von Hägar soll es ja nächstes Jahr auch noch eine große Ausstellung geben, was sicherlich auch nochmal einen Schub bringt.

c-o: Mit Yalek und Alain Chevallier werden zwei ZACK-Serien fortgesetzt, mit Spaghetti ein alter Klassiker aus dem Tintin-Magazin. Gibt es eigentlich noch ungehobene Schätze in den Archiven?

AL: Da gibt es noch eine ganze Menge toller Sachen. Leider liegen die Rechte dann in der Regel bei den Erben der Künstler und die sind zerstritten oder möchten aus irgendwelchen Gründen keine Veröffentlichung oder man findet sie einfach nicht. Damit ist so ein Projekt dann in der Regel gestorben. Mit genügend Zeit und detektivischem Spürsinn kann man aber manchmal doch einen Erfolg erzielen, wie z.B. bei Jerry Spring, Pharao und Lederstrumpf.

Graphic Novel im All Verlag

c-o: Mit Nur noch Stille gehst du in das Segment Graphic Novel, richtig? Wird das im Zweifel noch ausgebaut werden?

AL: Ein Stern aus schwarzer Baumwolle würde ich auch dort verorten und obwohl ich denke, dass das das beste Buch in unserem gesamten Programm ist, hat es sich nicht gut verkauft. Trotzdem machen wir einen weiteren Versuch mit Nur noch Stille. Die Serienmörderthematik ist vielleicht auch noch interessanter als Rassendiskriminierung. Und außerdem ist der Zeichner durch seine Serie „Der Gesang der Strygen“ auch noch vielen Lesern in positiver Erinnerung.

Cover Nur noch Stille

c-o: Lederstrumpf, die Wunderwaffen und auch die Sechste Waffe sind Serien, die der All Verlag in Deutschland etabliert hat. Man konnte in den letzten Monaten überall lesen, dass das Comicsegment einer der wenigen Bereiche mit Zuwächsen im Print war. Kannst du das bestätigen?

Cover Lederstrumpf 3

AL: In der Coronazeit wurde mehr gelesen, was sich auch in den Verkaufszahlen niedergeschlagen hat. Nicht umsonst haben wir unser Programm deutlich ausgebaut, obwohl das eigentlich erst in ein paar Jahren geplant war.

Nur für Erwachsene

c-o: Nach dem Erfolg von Messalina legst du jetzt im Bereich der Comics für Erwachsene deutlich nach. Gibt es schon Reaktionen darauf?

AL: Der Erfolg von Messalina hat mich ehrlich überrascht. Wir hatten die Lizenz ja schon einige Jahre und ich habe die Veröffentlichung immer wieder verschoben, weil ich dachte, dass das Thema Pornografie im Comic eigentlich durch ist. Aber da beide Bände kurzum vergriffen waren und weiterhin Nachfrage besteht, habe ich mich wohl getäuscht. Wir drucken jetzt bald nach und veröffentlichen mit Bang Bang von Jordi Bernet eine weitere Reihe mit ähnlicher Thematik. Man könnte sagen, „Torpedo“ für Erwachsene.

Tops’n‘Flops

c-o: Wie immer zum Abschluss die Frage nach deinem Lieblingstitel für die kommenden Monate und nach den Tops und Flops der Vergangenheit.

AL: Eigentlich waren für dieses Programm noch zwei weitere Titel geplant, und zwar ein weiterer EC Archiv-Band von Wally Wood, für den wir aber bis heute auf die Druckdaten aus den USA warten und ein Moebius-Titel, dessen Bonusmaterial bisher von Frau Giraud nicht freigegeben wurde und den wir deshalb ins nächste Programm verschoben haben. Der Moebius-Band hätte eigentlich der Toptitel in diesem Programm werden sollen. Nun fällt diese Ehre Nur noch Stille zu, der mit perfekter Zeichentechnik und konstanter Spannung in der Schnittmenge von Southern Gothic und spannungsgeladenem Thriller angesiedelt ist.

Cover Wunderwaffen 11

Am besten verkauft haben sich in den letzten 12 Monaten: Lady S., Die erotische Kunst von Wally Wood, Messalina, Wunderwaffen, Gil St. Andre, Lederstrumpf.

c-o: Vielen Dank, Ansgar für das Interview! Viel Spaß auf Messen und natürlich weiterhin viel Erfolg!

Das Programm im Einzelnen

Wie immer gibt es beim All Verlag zu jedem Titel auch eine auf 111 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe mit Ex Libris und teilweise Variantcover. Zu Teil 1/2022.

August 2022 
Bang Bang 1Die Geliebte von Al Capone
Bang Bang 2Viva Mexico
Die sechste Waffe 7Nicht die Kugel, sondern der Fall
Nur noch Stille 
Cover Die sechste Waffe 7
September 2022 
Lederstrumpf 3Der Pfadfinder
Lederstrumpf 4Die Pioniere
Alain Chevallier 3Turnier für 500 ccm
Alain Chevallier 10Das Monster im Schnee
November 2022 
Yalek 3Das Reich der Angst
Yalek 4Die Gefangenen von Yacomac
Wunderwaffen 11Der Schatten der Wewelsburg
Wunderwaffen 12Die Zeitfalle
Dezember 2022 
Messalina 5Der Palast der Qualen
Messalina 6Der letzte Orgasmus
SarvanGesamtausgabe
SpaghettiGesamtausgabe Teil 2
Hägar1974
Hägar2018

© aller Abbildungen 2022 All Verlag und jeweilige Lizenzgeber

Duchâteau/Denayer – Patrick Leman

ZACK-Spezial 4: Überfall auf den Fulgura

Story: André-Paul Duchâteu
Zeichnungen: 
Christian Denayer
Originaltitel: 
Patrick Leman – Orange sur la route, La peur mène la course & Razzia sur la Fulgura

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 72 Seiten | Farbe| 19,00 € | nur für ZACK-Abonnent*innen

Limitiert auf 555 + 55 Exemplare

ISBN: n/a

Cover ZACK Spezial 4

Seitdem das ZACK aus dem Mosaik Verlag zu Georg F.W. Tempels Blattgold gewandert ist, gibt es auch wieder ein Albenprogramm. Nur für Abonnent*innen erscheinen ausgewählte, limitierte Produktionen. Bisher ging es dabei mit Michel Vaillant, Johnny Focus und Bob Morane um Serien, die auch im ZACK erschienen sind. Mit Patrick Leman gesellt sich ein Titel dazu, der im ZACK hätte erscheinen können. Die drei hier abgedruckten Geschichten bringen den Spirou-Helden von Anfang der 70-er Jahre komplett in deutscher Erstveröffentlichung!

Heiße Autos, eiskalte Verbrecher

André-Paul Duchâteu ist nicht nur ein vielseitiger, sondern auch ein begabter Szenarist, der einige Klassiker des frankobelgischen Comics geschrieben hat. Im ZACK sind davon Rick Master, Yalek, Pharaon und Alain Chevalier erschienen. Ihnen ist gemeinsam, dass actiongeladene Stories oft mit einer Krimi-Note verknüpft sind. Gerne bringt er auch Auto-Verfolgungsjagden unter.

ZACK Spezial 4 page 3

Bei Patrick Leman darf er beides verbinden. Der junge Held ist ein Motorsportler und hinter dem Lenkrad zuhause. Sturm auf der Strecke thematisiert einen gefährlichen Eingriff in den Ablauf einer Rallye und in die Angst fährt mit muss man befürchten, dass ein Pilot die Rennserie mit allen Mitteln gewinnen möchte. Jedenfalls häufen sich die Unfälle.

Überfall auf den Fulgura ist erneut eher Krimi als Renngeschichte. Es geht um ein komplett neu entwickeltes Auto für die neue Saison. Natürlich soll es der Konkurrenz erst so spät wie möglich präsentiert werden, doch Industriespionage ist in diesem Gebiet leider weit verbreitet. Mehr zu dem Autor demnächst in der Reddition.

50 Jahre ZACK - Detail Patrick Leman

Realismus und Rasanz

Die Zeichnungen erlauben das Mitfiebern der Leser*innen. Bei den Rennszenen glaubt man, in unmittelbarer Nähe zu sein. Das ist natürlich kein Wunder, denn Christian Denayer hat sein Handwerk zunächst bei Jean Graton gelernt und dort für Michel Vaillant unter anderem die Rennwagen gezeichnet. Später erledigte er den gleichen Job für Tibet bei Rick Master. Bei Alain Chevallier war er für die Zeichnungen allein verantwortlich, für High School Generation hat er sogar Text und Bilder beigesteuert.

Seine Hintergründe sind detailverliebt: kleine Äste, einzelne Steine im Mauerwerk oder aufspritzender Kies gelingen perfekt, und die Autos könnten fast als Werbeprospekt-geeignet durchgehen. Insbesondere die Szenen im Dreck und bei Regen lassen die Gefahr des zu schnellen Fahrens deutlich werden. Mehr Dramatik geht nicht!

ZACK Spezial 4 page 30

Ein neuentdecktes Kleinod!

Eigentlich erstaunlich, dass trotz der Vielzahl an Verlagen noch niemand auf die Idee gekommen war, dieses Kleinod zu heben! Allen Fans von Michel Vaillant (1. Staffel) sei dieser Band ans Herz gelegt! Auch wer Rick Master liebt, kann hier nichts falsch machen, und die Leser*innen des zu Rolf Thomsen eingedeutschten Alain C. werden hier auch komplettieren wollen.

Der Band ist allerdings nur für die Abonennt*innen des ZACK bestimmt. Wer ein solches besitzt, kann sich eines der 555 + 55 Exemplare sichern. Patrick Leman ist aber auch Bestandteil der limitierten Box zum Erscheinen des ersten ZACK vor 50 Jahren. Dann ist sogar noch ein passendes Ex Libris dabei.

50 Jahre ZACK - kommendes Ex Libris
ExLibris aus der Box zum 50. ZACK Jubiläum

Dazu passen Brody Dalle mit „Rat Race“ und ein energieliefernder Smoothie!

© der Abbildungen Denayer | 2022 Blattgold GmbH

ZACK wird 50 – Fragen an Georg F. W. Tempel

Das Jubiläum wirft seine Schatten voraus

Im April jährt sich die erste Ausgabe des damals neuen Comicmagazins ZACK zum 50sten mal. Der zum Springerkonzern gehörende Koralle-Verlag bot frankobelgische Kunst nicht als erster, auch Kauka, Semrau und die Mickyvision hatten das schon getan. Das ZACK brachte aber erstmals nur frankobelgische Ware, verstand es, seine Leser*innen mit Aktionen, Club-Geschehen und redaktionellen Seiten zu binden und erhielt schließlich sogar einen europäischen Award dafür.

50 Jahre ZACK - Cover ZACK 274
Das Jubiläumscover

Zu Hochzeiten hatte das Heft Ableger in mehreren Ländern und Künstler, die ihre Serien nicht mehr bei Tintin, Spirou oder Pilote ablieferten sondern hier. Man war also vom Lizenznehmer zum Lizenzgeber geworden. Das Heft wurde von ZACK-Alben und ZACK-Paraden im Taschenbuch begleitet und schaffte es, den Markt nachhaltig zu prägen („Generation ZACK“). Trotzdem war irgendwann die Luft raus und das Konzept und die Marke verschwanden 1980 vom Markt.

Die Jahre vergingen und verschiedene Magazine versuchten immer mal wieder vergeblich, an die alten Erfolge anzuknüpfen. 1999 schließlich war es soweit, im Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag erschien eine neue Nummer 1 und unterschiedliche Chefredakteure entwickelten das Konzept des „neuen“ ZACK weiter. Nach 255 Ausgaben schließlich wechselte das ZACK in den Blattgold Verlag. Der Chefredakteur Georg F.W. Tempel ist seitdem auch Herausgeber und Verleger.

Comix-online hat das ZACK schon immer begleitet und so war es nur logisch, nachzufragen, wie das Jubiläumsprogramm aussehen wird und was die Leser*innen in 2022 sonst noch erwarten wird. Wie schon in den 70-ern gibt es neben dem Heft auch wieder zusätzliche Aktivitäten: Ein Album-Programm exklusiv für Abonennt*innen, Blechschilder und Pins und bald sogar eine Comic-Reihe für alle. Vorhang auf!

Cover ZACK 01
Das erste „neue“ ZACK

Das Interview

c-o: Hallo Georg, 2022 ist für das ZACK ein ganz besonderes Jahr, ist es doch 50 Jahre her, dass die erste Ausgabe im damaligen Koralle-Verlag erschien. Du hast schon mehrfach angedeutet, dass besonderes geplant ist. Kannst du hier den aktuellen Planungsstand nochmal zusammenfassen?

GT: Genau, im April 1972 ist das erste ZACK-Heft im Koralle Verlag erschienen. Ich denke, es ist nicht übertrieben, wenn man sagt,  dass die Nachbeben dieses Starts auch heute noch in der deutschen Comic-Szene zu spüren sind. Deshalb planen wir für die April-Ausgabe von ZACK eine Umfangserweiterung auf 100 Seiten, die wir vor allem mit Comics füllen wollen und weniger mit Selbstbeweihräucherungen. Über die Historie von ZACK ist schon so viel geschrieben worden, dass man das nicht noch einmal wiederkäuen muss. Wir haben uns für die Jubiläumsausgabe einen Mix aus Alt und Neu einfallen lassen. Neben den Fortsetzungen von „Harmony“, „Die Bank“, „Rani“ und dem alten ZACK-Helden Mick Tanguy, wird es den Neustart eines weiteren ZACK-Veteranen geben. Mit „Bob Morane – Die 100 Dämonen des Gelben Schatten“ kommt das brandneue Abenteuer aus der Feder von Christophe Bec, Éric Corbeyran (beide Autoren) und Paolo Grella (Zeichnungen) zum Abdruck. Dazu gesellen sich dann noch Dan Cooper in einer frühen Kurzgeschichte, die es bisher nur im Taschenbuch gab, sowie Johnny Focus, dessen Abenteuer im Goldenen Dreieck nicht nur eine deutsche Erstveröffentlichung ist, sondern auch das letzte, das Attilio Micheluzzi gezeichnet hat. Außerdem werden wir das Cover der Ausgabe am Layout des ersten Heftes von 1972 anlehnen.

50 Jahre ZACK - Detail Johnny focus

c-o: Wow, das bedeutet also, dass sowohl die „Generation ZACK“ auf ihre Kosten kommt wie auch die Fans des aktuellen europäischen Comics!

GT: Ich denke, dass wir hier eine ganz gute Mischung gefunden haben. Allerdings werden am Ende die Käufer entscheiden, ob sie damit zufrieden sind. Aber die leicht steigenden Absatzzahlen scheinen auf eine gewisse Zufriedenheit der Leser hinzudeuten.

Besondere Ausgaben, aber ohne Zwang

c-o: Wir hatten schon mal die Diskussion über Leser*innenbindung. Ist es wirklich sinnvoll und gewünscht, einzelne Lieferungen an alle oder nur an Abonnent*innen mit Goodies zu versehen? Oder ist es nicht vielmehr besser, nicht alle mit diesen versteckten Kosten zu belasten, sondern Angebote zu schaffen, die z.B. nur Leute mit einem Abo wahrnehmen können, wenn sie denn wollen. Das ist ja der Weg, den ihr mit dem Blechschild von Martin Frei und ZACK-Spezial geht bzw. dem ZACK-Pin für alle.

GT: Ja, da gebe ich dir Recht. Auch Abonnenten sollten frei in ihren Entscheidungen sein und Dinge dann erwerben können, wenn sie es wollen. Deshalb werden wir auf Goodies, die nur den Heften für Abonnenten beigelegt sind, oder Variant-Cover nur für Abonnenten in Zukunft nicht mehr produzieren, sondern weiterhin den Weg gehen, den Abonnenten ein Angebot – wie etwa die Spezial Alben  – zu unterbreiten, das sie annehmen können oder eben auch nicht. Parallel dazu werden wir aber auch Produkte produzieren, die alle Leser erwerben können wie etwa das Silberstern-Blechschild.

50 Jahre ZACK -Cover Bob Morane 100 Démons

ZACK-Held*in des Jahres

c-o: Wie auch im letzten Jahr die Frage nach dem/der „Zack-Held*in“ des Jahres. Ist das nicht ein liebgewonnenes Feature für einige? Und die Möglichkeit, Zustimmung oder Ablehnung relativ einfach kundzutun?

GT: In der Tat ist das so. Dementsprechend groß war auch die Empörung, als ich die Wahl absagen wollte. Dafür habe ich sie in diesem Jahr vergessen, weshalb es in der Februar-Ausgabe noch nicht zur Wahl kommen wird. Das holen wir dann in der März-Ausgabe nach. Ich schätze, dass es dieses Jahr spannend werden kann, da wir im Jahr 2021 relativ viele neue Serien gestartet haben.

ZACK-Spezial geht weiter

c-o: Ich habe das Gefühl, dass der Wagemut, ausgefallene Sachen im ZACK-Spezial anzubieten, ganz gut funktioniert: schwarz-weiße Ausgaben von Micheluzzi und Forton, eine sehr unbekannte Serie wie Patrick Leman. Wie sehen das Feedback und die Absatzzahlen aus? Kannst du evtl. schon einen Tipp auf weitere Schmankerln geben?

50 Jahre ZACK - Detail Patrick Leman

GT: Die Rückmeldungen, die wir auf die Reihe erhalten, sind eigentlich alle begeistert. Wie ich in einem Editorial mal geschrieben habe, war ich aber ursprünglich zu euphorisch. Die anfangs angenommene Zahl von 999 Exemplaren für den ersten Band – die Michel-Vaillant-Werbecomics – ist zu hoch gegriffen gewesen. Deshalb haben wir die Limitierung auf 555 Exemplare zurückgefahren, was auch ziemlich gut funktioniert. Und es kommen immer noch neue Käufer für die Backlist hinzu. Ich bin also guten Mutes, dass wir irgendwann „vergriffen“ melden können.

Neben dem „Patrick Leman“-Band von Christian Denayer, der im April oder Mai erscheinen wird, stehen immer noch zwei Bände mit Dan Cooper-Kurzgeschichten auf meiner Liste, die nicht in der Splitter Gesamtausgabe zum Abdruck gekommen sind. Die Alben sind kompiliert, der Übersetzer hat den Auftrag, die Druckdaten liegen auf dem Server, aber die Rechtslage ist unklar. Das ist sehr unglücklich gelaufen. Nachdem mir Mediatoon signalisiert hatte, dass es keine Probleme mit den Rechten gäbe, habe ich alles in die Wege geleitet, nur um kurz darauf von Mediatoon zu erfahren, dass sie just für diese Storys die Rechte gar nicht hätten, sondern diese bei Weinberg bzw. seinen Erben liegen. Dumm nur, dass mein Kontakt zu Weinbergs Witwe nicht mehr funktioniert, da die alte Dame entweder irgendwo im Heim lebt oder sogar verstorben ist. Und Weinbergs Tochter, die in Kanada lebt, scheint daran nicht interessiert zu sein, da sie sich nicht zurückmeldet. Mal schauen, wie sich das weiter entwickelt.

50 Jahre ZACK - Cover Alain Cardan

Geplant als Spezial Album – wenn es mit „Dan Cooper“ nicht klappt – ist nach „Patrick Leman“ die Science-Fiction-Serie „Alain Cardan“ von Yvan Delporte und Gérald Forton. Die Geschichten sind in Frankreich in den Magazinen „Risque-Tout“ und „Spirou“ erschienen und atmen den Flair der frühen „Dan Cooper“-Storys.

Das ZACK im Jubiläumsjahr

50 Jahre ZACK - verworfenes Cover
Dieser Entwurf wurde verworfen

c-o: Du hast vor kurzem ankündigen müssen, dass der Preis pro Ausgabe steigen wird. Gleichzeitig soll aber auch der Seitenumfang erhöht werden. Auch hier bin ich gespannt auf die ersten Reaktionen.

GT: Tja, leider lassen sich fast 20% Prozent Druckpreiserhöhung nicht einfach wegstecken. Und da der Coverpreis von ZACK zum letzten Mal von über 13 Jahren von € 5,90 auf € 7,90 erhöht wurde, haben wir uns dafür entschieden, den Preis auf  9,- hochzusetzen, gleichzeitig aber den Umfang auch von 80 auf 88 Seiten zu erhöhen. Ich hoffe, dass wir damit alle irgendwie glücklich machen können.

c-o: Zurück zum wichtigsten, den Comics: Was dürfen die Leser*innen dieses Jahr erwarten?

50 Jahre ZACK - Vorschau MADI

GT: Vor allem werden wir alle angefangenen Serien fortsetzen. Dann starten wir mit „MADI“ das große Science-Fiction-Epos von Duncan Jones – David Bowies Sohn … also quasi unser Beitrag zu Bowies 75. Geburtstag … hahaha … – und Alex di Campi, das von verschiedenen englischen Zeichnern wie Glen Fabry oder Simon Bisley grafisch umgesetzt wurde. Und es wird ein weiteres Bob-Morane-Abenteuer von Gérald Forton in ZACK geben. Außerdem habe ich gerade die Zusage bekommen, dass wir die „Johnny Focus“-Gesamtausgabe veröffentlichen können. Da ich selbst ein großer Fan von Attilio Micheluzzi bin, freue ich mich sehr darüber. im Moment plane ich drei bis vier HC-Bände für die weit über 400 Seiten. Unsere ersten Comic-Bücher, die wir über den regulären Comic-Fachhandel vertreiben werden. Außerdem plane ich zum Jubiläum eine auf 122 Exemplare – 50 Jahre Zack und ‘72 erscheinen = 122 😉 – limitierte ZACK-Box. Eine wirkliche Box, in der sich alle vier Spezial Alben, ein von Christian Denayer signierter Druck zu „Patrick Leman“, die Jubiläumsausgabe sowie ein ZACK-Pocket befinden sollen. Über den Inhalt des Taschenbuchs bin ich noch am Verhandeln. Ich hoffe, dass das alles klappt. So wollen wir auch Nicht-Abonnenten die Möglichkeit geben, an die Spezial Alben heranzukommen.

Vielen Dank für dieses Gespräch! Ich glaube, dass für jede*n etwas dabei sein wird. Das „alte“ ZACK hat zwischen 1972 und 1980 291 Ausgaben geschafft, das aktuelle geht im April mit der Nummer 274 an den Start. Der nächste Meilenstein ist also gar nicht mehr so lange hin. Keep the Faith!

© der Abbildungen bei den jeweiligen Verlagen und Autor*innen c/o Blattgold Verlag

Jean Graton – Michel Vaillant Collector’s Edition 1

Gesamtausgabe Teil 1: 1957 – 1959

Story: Jean Graton
Zeichnungen: 
Jean Graton

Originaltitel: Michel Vaillant L’Intégrale 1

Egmont Comic Collection

Hardcover | 256 Seiten | Farbe | 39,00 € |

ISBN:  978-3-7704-0188-8

Cover Michel Vaillant Collector's Edition 1

Es gibt wohl kaum einen bekannteren Sportler aus dem Bereich der Comics als den Rennfahrer Michel Vaillant. Der Franzose hatte seine Karriere in Deutschland in der Mickyvision, später MV Comix noch als Michael Voss begonnen, startete unter seinem richtigen Namen dann allerdings im Koralle-ZACK durch. Die Reihe umfasst 70 Alben sowie viele Kurzgeschichten. In Deutschland haben schon viele Verlage den Rennfahrer im Programm gehabt. Zuletzt schaffte es der MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag alle 70 Alben einheitlich zu veröffentlichen. Die über viele Jahre erschienen Bände werden allerdings nicht nachgedruckt. Nun besteht die Möglichkeit, neu einzusteigen in die Welt des Motorsports und dem sympathischen Helden, seiner Familie und Freund*innen zu folgen und dabei so ziemlich allen „echten“ Held*innen dieses Sports zu begegnen!

Die Anfänge enthalten schon fast alle Ingredienzien!

Im Vorwort zu diesem Band schreibt Alain Prost, dass er in der Achtung seines Sohnes um Einiges gestiegen sei als dieser ihn in einem Comic Michel Vaillant die Hand geschüttelt habe. Bis zu dieser Begegnung dauert es allerdings noch etwas. Den Anfang machen Kurzgeschichten, die die Reaktion der Tintin-Leser*innen auf einen potentiellen neuen Charakter testen sollten. Das Ergebnis muss gut gewesen sein, Michel Vaillant ging in Serie.

Alle Geschichten in diesem Band sind eine Art Zeitreise. Die Formel 1 von heute lässt sich mit der Ende der 50-er Jahre kaum vergleichen. Zwar gab es auch damals schon Regeln deren Nichteinhaltung zur Disqualifikation geführt hätte. Sie waren aber weniger technifiziert als heute. Und noch ein Unterschied: Ein Unfall war damals immer mit einer Todesgefahr verbunden während heute so viel für die Sicherheit der Fahrer getan wird, dass Unfälle nur noch selten tödlich enden.

Vaillant Collector's Edition page NN

Die große Herausforderung, die erste lange Geschichte, präsentiert einen Wettkampf der Kontinente! Ein amerikanisches Team um Steve Warson und ein französisches aus Michel Vaillant und seinem Bruder Jean-Pierre werden in fünf Rennen auf drei Kontinenten gegeneinander antreten und um den Titel „Bester Fahrer der Welt“ kämpfen. Hier wird bereits deutlich, dass es nicht nur um die Perspektive der Fahrer geht, sondern auch um die der Unternahmen. Henri Vaillant wird auch in Zukunft immer um sein Unternehmen oder für die europäischen Autohersteller kämpfen und welche Werbung wäre besser als der Sieg in bekannten Rennen? Ebenfalls kennzeichnend ist, dass Michel und Steve nicht nur „in Aktion“ gezeigt werden, sondern als Menschen mit Sorgen, Freuden und einer Passion für das Fahren. Dadurch wird aus der Serie nicht nur eine nach wenigen Geschichten auserzählte Geschichte sondern die Möglichkeit für eine „unendliche“ Soap!

Bevor der Fahrer ohne Gesicht startet, heiratet Jean-Pierre seine Agnes in einer Extra-Seite, die in der Albenveröffentlichung oftmals unterschlagen wurde. Die Geschichte eröffnet mit dem Test eines Vaillante-Motors für Außenborder. Erneut wird schon sehr früh deutlich, dass weder Firma noch Pilot sich auf die Formel 1 reduzieren werden. Die redaktionelle Begleitung weist darauf hin, dass es sich bei dieser Geschichte um ein neudeutsch Crossover zweier Serien in Tintin handelt. Die zweite Reihe ist heutzutage allerdings bereits so gut wie vergessen. Zurück auf den Rennstrecken müssen Michel und die Sportpresse feststellen, dass der Vaillante des letzten Jahres von einem unbekannten neuen Fahrzeug herausgefordert werden wird. Noch geheimnisvoller aber ist der Fahrer, der wegen eines verspiegelten Helmvisiers nicht zu erkennen ist. Was ist der Grund für diese unheimliche Herausforderung?

Angst auf der Strecke bringt schließlich Steve Warson zurück. Die sowjetischen, amerikanischen und europäischen Automobilhersteller haben sich geeinigt, mit jeweils fünf Teams eine Serie von Rennen gemeinsam zu fahren. Dabei sollen einerseits die besten Fahrer gekürt werden, es geht aber auch um die Frage, welche Maschinen überlegen sind und um daraus resultierende Marktchancen. Die Teams müssen daher Rennen auf Kursen fahren, die ihnen total unbekannt sind. Jede einzelne Rennserie hat ihre Spezialitäten, die in ihrer Kombination nun die Fahrer vor höchste Ansprüche stellen. Parallel dazu gibt es eine Art Krimi-Plot: Bei der Vorbereitung scheint nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen. Insbesondere das europäische Team muss sogar um das Leben seiner Piloten fürchten.

Klassische Klare Linie

Jean Graton hat sich seine ersten Sporen mit den typischen Einführungsaufgaben bei Tintin verdient und so verwundert es natürlich nicht, dass auch seine große Chance auf eine eigene Serie dem stilistischen Konzept des Magazins folgt. Details, wo nötig, Schraffuren nur im Notfall, klare Linien strukturieren. Schon sehr früh hält sich Graton aber wegen der dadurch gewonnenen Dynamik nicht mehr an ein klassisches drei- oder vierstreifiges Layout, sondern lässt Überlappungen zu und verzichtet teilweise sogar auf Panel-Einfassungen.

Vaillant Collector's Edition page 26

Viele Serien aus dieser Zeit in Tintin waren sehr textlastig. Auch hier sind einige Panels komplett als Textfeld gestaltet, Sprechblasen können auch schon mal mehr als 50% des zur Verfügung stehenden Platzes einnehmen. Gleichzeitig gibt es aber auch Passagen, die ganz ohne Text auskommen und  – unterstützt durch Speedlines – ganz der Action gewidmet sind. Man muss dazu wissen, dass Graton sich sehr genau vorbereitet hat und nicht nur viele real existierende Rennfahrer und sonstigen Persönlichkeiten des Motorsports in seine Geschichten integriert hat, sondern auch die Rennwagen sehr detailgetreu gezeichnet hat.

Im Laufe der folgenden 19 Sammelbände wird der Stil noch viel dynamischer werden. Die Liebe zum Sport und die tiefe Integration in den ganzen Rennzirkus wird auf jeder Seite deutlich und auch wenn Jeans Sohn Philippe die Szenarios übernehmen wird, wird sich an der Konzeption der Serie nichts ändern. Zu Recht eine der ganz großen europäischen Comicserien!

Top-Tipp

Für Freund*innen des klassischen europäischen Comics wie er durch Tintin und Spirou aber auch Pilote geprägt worden ist, ist Michel Vaillant mit Sicherheit ein Muss im Regal. Auch, wenn es nicht schaden kann, Motorsport wirklich zu mögen, sind die Geschichten durch die Verknüpfung von Soap-, Krimi, und Abenteuerelementen spannend für alle und sind für lange Zeit auf sehr hohem handwerklichem Niveau produziert worden!

Freisteller Michel Vaillant

Die Integrale-Reihe bringt zusätzlich Informationen, ergänzt für den deutschen Markt von Volker Hamann, um die Geschichten, den Sport und die Hintergründe und integriert einzelne Illustrationen und Kurzgeschichten. Durch den Formel-1-Look der Bände macht sie sich auch im Regal gut und wer mit Rick Master gerade fertig geworden ist, kann hier gleich weiter machen.

Dazu passen Blyth Power mit „Out from under the King“ und ein Getränk für die Zuschauer*innen von Rennen: Bier vom Fass, leicht zu warm.

© der Abbildungen Graton Editeur / 2008 / By Jean Graton – All Rights Reserved | 2021, Egmont Comic Collection – für den Freisteller: © Jean Graton / Graton Editeur

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