De Meimoorden ist das Album des Jahres 2019 in den Niederlanden. Der Roman von Jacques Post war durch Eric Heuvel in Bilder umgesetzt worden und beschreibt die Ereignisse in Rotterdam kurz vor und zu Beginn der deutschen Besetzung sowie während der Untersuchungen nach Kriegsende. Die deutsche Übersetzung läuft gerade in ZACK.
Wie gewohnt publiziert Personalia viele der in StripGlossy vorveröffentlichten Comics anschließend als Album. Jelmer und die Meimoorden habe ich bereits besprochen, die Fantasy-Serie Saul folgt nun, wenn auch mit dem zweiten Band.
Die Story
Saul ist ein typischer Fantasyheld: muskelbepackt, kampferprobt und freier Oberkörper. Der Planet Boritas auf dem die Geschichte spielt bietet einerseits archaische Krieger, die mit Schwertern oder Pfeil und Bogen ausgerüstet sind, andererseits aber auch Reste einer technischen Zivilisation, die über U-Boote und andere fortschrittliche Maschinen verfügt. Das Wissen darum ist aber den meisten verlorengegangen.
Im ersten Band ist Saul von Lea, einer Schwertkämpferin und Kopfgeldjägerin, gefangengenommen worden. Lea will – und das ist der Start der zweiten Folge – Saul in der Hauptstadt Hyremdahr abliefern um die auf ihn ausgesetzte Belohnung von 80.000 Sem zu kassieren. Auf dem Weg in die Stadt müssen sie ein großes Wasser überqueren, finden allerdings keinen Skipper, der sie übersetzen würde. Sie alle haben Angst da bisher niemand zurückgekehrt ist.
Die beiden machen sich also in einem kleinen Boot selbst auf den Weg und damit beginnt die gefährliche und abenteuerliche Reise die jede*n Rollenspieler*in in hellste Freude versetzen würde! Ungeheuer, tierische Gegner, technische Fallen, der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Die Story von Willem Ritstier folgt natürlich genretypischen Pfaden, macht das aber auf durchaus spannende Weise und weiß daher zu gefallen! Für alle Storm oder Conan Fans und natürlich für die Liebhaber*innen von Flash Gordon empfiehlt sich durchaus ein Blick!
In den Niederlanden ist Ritstier durchaus bekannt da er in fast allen Comic-Magazinen und auch in einigen Tageszeitungen mit seinen Strips vertreten war. In Deutschland ist nur wenig davon veröffentlicht und so dürfte er am ehesten als Szenarist von Ronson und eines Storm-spinn offs in Erinnerung geblieben sein.
Die Zeichnungen
Apri Kusbiantoro zeichnet ganz in der Tradition von Don Lawrence, dem ursprünglichen Zeichner von Trigan und Storm. Die Gesichter sehen zwar nicht immer gleich aus, es gelingt ihm aber überzeugend, Emotionen in ihnen darzustellen! Sein Verständnis des Körpers ist dagegen sehr hoch entwickelt und so sehen die Kampfszenen sehr realistisch aus.
Für dieses Genre ist ebenfalls notwendig, dass der Zeichner fremde Welten glaubwürdig darstellen kann: Flora und Fauna müssen nicht nur furchteinflößend sein, sondern auch so andersartig, dass Leser*innen sich sofort in einer fremden Umgebung wähnen. Auch das gelingt dem in Indonesien geborenen Künstler sowohl bei den technisch geprägten Landschaften als auch unter Wasser perfekt! Die Affen wirken dagegen etwas wie aus einem frühen Science-Fiction Film.
Der Seitenaufbau und die Gestaltung der einzelnen Panels sind sehr flexibel und abwechslungsreich genug. Obwohl Kusbiantoro an dem klassischen Aufbau festhält sprengen einzelne Rahmen immer wieder das Muster und verlassen auch die rechteckige Form und selbst ganzseitige Illustrationen finden ihren Platz.
Ein gelungenes klassisches Fantasyabenteuer mit SF Einschlag braucht etwas härtere Musik als Begleitung; ein Grund mal Tagada Jones zu empfehlen! Dazu passt die „Hopfenanarchie“ vom Brauhaus Thombansen.
European Song Contest – eine Tradition in vielen europäischen Ländern, die für Party, ausgelassene Stimmung, mehr oder weniger gute Musik und das Warten auf 12 Punkte steht. Deutschland hatte in den letzten Jahren durchwachsenen Erfolg, darf als eines von vier (Zahl-)Ländern aber immerhin jedes Mal in der Hauptrund mitmachen. Die Niederlande haben es da schwerer und müssen sich jeweils qualifizieren. Umso größer war die Freude über den Gewinn im letzten Jahr nach 44 Jahren des Wartens.
Margreet de Heer
Jede Ausgabe des StripGlossy wird von einem/einer Künstler*in betreut und hat daher einen besonderen und persönlichen Schwerpunkt. Margreet de Heer hat für „ihre“ Ausgabe den ESC – bzw. auf Niederländisch das „Songfestival“ – gewählt, das im Mai in Rotterdam hätte stattfinden sollen. Wegen Corona musste es allerdings leider abgesagt werden und so bleibt für dieses Jahr nur die Konserve übrig. Das ist besonders Schade, denn man sieht dieser Ausgabe an, mit wie viel Liebe und Sorgfalt sie gestaltet worden ist.
Das Titelbild ist ein Klappcover, das den Sänger des niederländischen Beitrags Jeangu Macrooy und seine Fans zeigt. Er hat auch noch weitere Auftritte im Heft; der schönste ist ein gemeinsamer mit Lucky Luke in einer Art Rätselcomic! Margreet de Heer hat daneben aber auch noch weitere ESC-Iconen verewigt, etwa Lenny Kuhr, die Gewinnerin von 1969 oder Getty Kaspers, die 1975 mit Teach In gewonnen hatte. Neben weiteren kleinen Strips zu diesem Thema gibt es dann noch eine bildgewaltige Umsetzung des letztjährigen Gewinnersongs „Arcade“ von Duncan Laurence und Floor de Goede.
Margreet de Heer ist aber nicht nur ein Songfestival-Fan, sie ist auch die erste „Stripmaker des Vaderlands“ und somit offizielle niederländische Botschafterin für Comics. Als solche bildet sie wie andere Literat*innen oder bildende Künstler*innen bedeutende Ereignisse der Niederlande ab, nur eben in ihrem Medium. Für Deutschland wäre das wohl noch undenkbar! Das lange und ausführliche Interview mit ihr gibt auch darin weitere Einblicke.
Comics
StripGlossy ist aber auch ein Magazin für Comics: Die hier vorpublizierten Meimoorden erscheinen gerade im ZACK in deutscher Übersetzung und auch Spaghetti hatte hier sein Comeback. Aktuell laufen der lesenswerte Historiencomic über die Kreuzzüge Jelmer mit seinem zweiten Teil, der auf Deutsch bereits bei Splitter erschienene Endzeitthriller von Peter Nuyten Metro 2033, der Krimi Scarlet Edge von Anco Dijkman, die neuen Abenteuer von Tom Poes und Co, die in ein Computerspiel versetzt worden sind sowie eine weiter Geschichte des Klassiker De Generaal von Peter de Smet.
StripGlossy hat viel Text und erfordert daher schon ein wenig Kenntnisse der Sprache um es komplett zu genießen. Dadurch, dass Serien aber teilweise bereits auf Deutsch vorliegen oder aber nachträglich in Übersetzung erscheinen, eignet es sich auch als „Lernhilfe“ der besonderen Art. Für alle in Deutschland, die ein wenig Niederländisch können, der Toptipp! Für die Niederlande und Flandern inzwischen unverzichtbar und gut etabliert! Und diese Ausgabe ist natürlich ein Muss für alle Songfestival/ESC-Fans in jedem Land!
Dazu passen ein Duvel Tripel Hop und natürlich Jeangu Macrooy mit „Grow“, dem diesjährigen Song der Niederlande.
Der Leipziger Verlag baut mit diesem Titel seinen
Zeichner Eric Heuvel weiter auf,
handelt es sich doch bereits um die vierte Reihe des sympathischen Amsterdamers.
Der Inhalt
Berlinetta de Carbeau ist die junge, autoverrückte Erbin einer der größten Oldtimersammlungen Europas. Dazu hat sie auch noch den Landsitz der Familie und ein nicht unbeträchtliches Vermögen bekommen. Die junge Baronin, Berli genannt, möchte die Autos allerdings nicht nur betrachten und so kutschiert sie mit den verschiedensten Modellen durch die Gegend.
Ihr Sidekick wird Logan, ein begabter Automechaniker, der auf die falsche Bahn gekommen war und sich als Hooligan bereits vor Gericht verantworten musste. Da seine früheren Kumpels immer mehr in das rechtsradikale Milieu abdriften, löst sich Logan von ihnen. Dieser Prozess ist allerdings nicht einfach und bildet einen der Handlungsstränge über die Alben hinweg.
Die bisherigen drei Geschichten wurden in den Niederlanden in der „AutoWeek“ vorveröffentlicht. Die Zielgruppe ist also klar umrissen: Autofans, die neben den Fahrberichten und Gerüchten rund um Fahrzeuge noch ein wenig thematisch passende Unterhaltung geboten bekommen sollen. Noël Ummels, nicht nur Texter dieser Reihe, sondern auch Chefredakteur des Auto-Magazins erklärt in einem ebenfalls enthaltenen Interview, wie es dazu gekommen war und beantwortet auch Fragen zu den Hintergründen der einzelnen Stories!
Der erste Teil Ferrari 250 GT Berlinetta stellt zunächst einmal die Personen vor und führt in das Setting ein. Das titelgebende Fahrzeug war kurze Zeit vor dem Tod des Vaters der Heldin gestohlen worden. Da es ihrem Vater sehr am Herzen gelegen hatte – schließlich hat er seine Tochter danach benannt – versucht diese es zusammen mit Logan wiederzufinden. Es entwickelt sich eine spannende Krimigeschichte die natürlich nicht an rasanten Fahrten spart.
Shelby
Cobra Dragonsnake hat ein anderes Auto in prominenter Rolle.
Berli lässt sich überreden, an einer Milliardärsrallye teilzunehmen die von
Kabul nach Moskau führen soll. Selbstverständlich dürfen an dieser Rennfahrt
nur Oldtimer teilnehmen und Heuvel
darf wieder beweisen, wieviel Kenntnis er in diesem Metier besitzt! Logan muss
einerseits mit seiner Eifersucht klarkommen, denn der Organisator scheint ihm zu
viel Interesse an seiner Kumpanin und Chefin zu zeigen, andererseits spielt
aber auch die Politik eine Rolle, denn Rebellen und der russische Geheimdienst haben
ihre eigenen Pläne. Die Personen haben sich hier schon etwas entwickelt und
stehen nicht mehr auf so wackeligen Füssen wie am Anfang!
Vollends etabliert hat sich die Reihe dann mit dem bisher
letzten Teil der auch erstmals nicht nur in der AutoWeek sondern auch im Eppo
vorabgedruckt worden ist. Großer
Mercedes 770 K bringt nicht nur bezogen auf das Fahrzeug einen Bezug auf
das Dritte Reich mit; es geht auch um Kollaboration während der Besatzung,
jüdisches Vermögen und um heutige Neonazistrukturen. Begleitet wird das Ganze von
einer klar positionierten Auseinandersetzung mit dem populistischen, rein auf Auflagenhöhe
setzenden Boulevardjournalismus übelster Prägung und seinen Folgen. Inhaltlich
und vom Aufbau her die beste der drei Geschichten.
Die Zeichnungen
Eric Heuvels zählt zu den besten Vertretern der aktuellen Ligne Claire (siehe die Besprechung zu Meimoorden) und hat neben seinen Serien immer auch an politischen Themen, etwa für das Anne-Frank-Haus, gearbeitet. Es ist daher nicht unbedingt erstaunlich, dass eine Serie mit einer attraktiven aber vor allem modernen und selbständigen Heldin, in der alte Autos eine große Rolle spielen, seine begeisterte Zustimmung gefunden hat.
Der Seitenaufbau ist dementsprechend klassisch
angelegt, auch wenn sich die Anzahl der Streifen mal ändert oder einzelne Bilder
über ihren eigentlich zugewiesenen Platz hinauswachsen. Selbst die Personen
scheinen ihren Rahmen sprengen zu wollen und so verlassen Hände oder Füße auch manchmal
ihre Zeichnung. Die flächige Kolorierung und die Strukturierung sind natürlich
ebenfalls wie erwartet. Trotzdem atmet aus keinem einzigen Bild dieses Comics
Nostalgie oder gar Altertümliches! Wer January
Jones, die Fliegerinnen von Salleck
Publications oder Blake und Mortimer
liebt, wird auch hier nicht enttäuscht werden.
Die Ausstattung
Das Integral beinhaltet neben den drei Stories alle Titelbilder, die eine oder andere Illustration und ein paar Fotos zu Originalen. Das bereits angesprochene Interview führt insbesondere den deutschen Leser in einige der zugrundeliegenden niederländischen Gegebenheiten ein und führt daher zu einem viel besseren Verständnis. Das Kult Comics Integral typische Papier ist etwas dicker und daher sehr wertig und satt und auch der Preis ist völlig angemessen! Natürlich gibt es auch wieder eine – bereits verlagsvergriffene – limitierte Vorzugsausgabe.
Detail aus dem ExLibris der Vorzugsausgabe
Dieser Comic bringt die traditionelle Brüsseler Schule
in das aktuelle Jahrzehnt und hat dabei auch noch eine Heldin, was weder im
Motorsport noch im (Comic-)Krimi zu häufig vorkommt! Alles richtig gemacht also
und wir werden hoffentlich weitere Fortsetzungen genießen können!
Dazu empfehle ich– passend zu Berlis Landsitz – einen Cragganmore 21 und das New York Ska Jazz Ensemble, etwa mit Minor Moods!
In der Reihe Klassiker des Quartals soll heute ein Magazin gewürdigt werden, das von 1946 an fast 50 Jahre lang wöchentlich erschienen ist und ursprünglich der niederländisch-sprachige Ableger des Brüsseler Magazin Tintin gewesen ist. Nach der Einstellung dieses Magazins 1988 lief die flämische Ausgabe Kuifje weiter und hatte von 1989 an eine eigene französische Ausgabe unter dem Titel Hello Bédé. 1993 war dann endgültig Schluss! Zwischenzeitlich waren von dem Heft wöchentlich über 600.000 Exemplare verkauft worden.
1981 erschien das Hardcover „35 Jaar Weekblad Kuifje – 35 Jaar Humor“ zur Feier des Jubiläums bei Lombard das antiquarisch noch für rund 10€ in lesbarem Zustand erhältlich sein sollte. Für besonders gut erhaltene Exemplare mit Schutzumschlag muss deutlich mehr angelegt werden.
Die Konkurrenz
Während der gesamten Zeit lieferte sich Tintin/Kuifje ein Wettrennen mit Spirou/Robbedoes. Versammelte das erstere hauptsächlich die Brüsseler Schule mit der Ligne Claire um sich, war das zweitere das Publikationsorgan der Ecole Marcinelle. Trotzdem wechselten Zeichner und Autoren zwischen den Magazinen. Andre Franquin war der einzige, der unter seinem Namen eine Zeitlang gleichzeitig für beide Magazine tätig war. Robbedoes/Spirou war anfangs auch während der deutschen Besetzung Belgiens erschienen und dann von den Deutschen verboten worden. Das Magazin aus dem Hause Dupuis bzw. sein Chefredakteur hatte dabei den Widerstand teilweise aktiv unterstützt. Hergé hatte sich während des Krieges dagegen unter das Dach der von Deutschen gesteuerten Le Soir begeben und sich nach Kriegsende wegen Kollaborationsvorwürfen verteidigen müssen. Der Popularität seiner Figuren tat das keinen Abbruch.
Mitte der 60-er Jahre war die Fortsetzung Kuifjes schon einmal gefährdet; der Inhalt entsprach nicht mehr dem Geschmack des „neuen“ jungen Publikums. Ab dem 1. Oktober 1965 änderte der gerade eingesetzte Chefredakteur Greg das Konzept und brachte längere Fortsetzungen und neue, moderne aber auch Gewalt nicht mehr aussparende Geschichten, etwa Luc Orient, Bruno Brazil oder Comanche. Diese Neuausrichtung war nicht nur ein zweiter Frühling, sondern etablierte eine ganze neue Generation von Serien und Künstlern. Konzeptgemäß sind in dieser auf die humorigen Serien fokussierten Ausgabe keine Beispiele der neuen Reihen enthalten. Obwohl das Blatt mit dem Spruch „von 7 bis 77 Jahren“ warb, waren ab diesem Zeitpunkt sicherlich nicht alle Inhalte auch für alle Altersgruppen gleich geeignet.
Mit der 68-er Bewegung kamen aber auch andere Herausforderungen auf die Macher der „alten“ Magazine hinzu. Das politische Klima liberalisierte sich mehr und mehr und die katholisch-konservative Ausrichtung von Kuifje war nicht mehr en-vogue. Künstler*innen wollten neue Sachen ausprobieren, Rechte an ihren Figuren behalten und gleichzeitig drohte die zunehmende Nutzung von Kino und Fernsehen den Printmedien erstmals die zahlenden Kund*innen wegzunehmen. Neben Fantasy/SF-lastigen Titeln wie Heavy Metal/Schwermetall kamen auch moderne Hefte wie Pilote oder (A Suivre) in die Regale. Im Endeffekt überlebt hat davon aber bis auf Spirou und eher Satire-lastige Magazine wie Charlie Hebdo keines.
Etwas anders sieht es im niederländisch-sprachigen Markt aus: Zwar sind das Suske-en-Wiske-Weekblad und Robbedoes mittlerweile ebenfalls verschwunden, das Eppo (vormals PEP) existiert aber wieder!
Der Inhalt
In diesem Band werden in chronologischer Abfolge Beispiele für die humorigen Comics aus Kuifje abgedruckt. Den Beginn macht dabei (natürlich) ein Zweiseiter von Hergé mit Kwik en Fluppke (dt. Stupps und Steppke) von 1947. Zu Beginn sind übrigens durchaus noch schwarzweiße bzw. schwarz-rote Beiträge dabei, da nicht jede Seite vierfarbig angelegt war.
Die Auszüge geben einen guten Überblick über die Entwicklung des Magazininhalts: Waren anfangs noch Slapstick und Humor in altbackener Weise gefragt, wandelte sich der Inhalt über die Jahre zu auch heute noch lesbaren Klassikern wie Dommel/Cubitus oder Roodoog/Häuptling Feuerauge. Deutschen Leser*innen sind die Serien teilweise aus dem alten Koralle-ZACK bekannt das anfangs einen Teil des Materials in Lizenz abgedruckt, später sogar einige der Zeichner und Szenaristen abgeworben und mit eigenen Verträgen ausgestattet hatte. Ganz zum Schluss kommen dann auch Karrikaturartige Beiträge hinzu.
Viele der Serien zählen noch heute zu den Klassikern! Dazu gehört sicherlich Ton en Tinneke(Mausi und Paul). Diese klassische Familienserie wurde von Greg und Franquin entwickelt als letzterer frustriert von den Zuständen bei Dupuis eine Alternative gesucht hatte. Im Endeffekt hatte das dann zu einer Doppelbelastung geführt die Franquins Gesundheit sicherlich nicht zuträglich war. In dieser Zusammenstellung ist nicht nur die erste Seite überhaupt von 1955 (mit einem Szenario von Peyo) enthalten, sondern auch weitere Versionen durch Attanasio (1966), Mittéï und Cricri (1974) sowie Walli (1981).
Daneben gibt es aber noch weitere Beispiele von aktuell
laufenden Reihen, etwa Dirk-Jan, der
im Eppo Heft für Heft dabei ist. Auch
Olivier Blunder (Albert Enzian) oder Robin Hoed
(Robin aus dem Wald) gehören dazu.
Kooperation mit Willy Vandersteen
Interessant ist auch, dass Suske en Wiske von 1948 bis 1959 ein Gastspiel in Kuifje geben hatte. Die acht Abenteuer, die heute unter der Bezeichnung „Blaue Reihe“ laufen, hatten einen etwas anderen Zuschnitt als die traditionelle („Rote“) Reihe und musste ohne Tante Sidonia und Jerom (auf Deutsch in den Bastei-Zeiten Wastl) auskommen. Nach einem Zerwürfnis zwischen Willy Vandersteen und Hergé wurde die vorgesehene neunte Geschichte nicht mehr veröffentlicht. In diese Zusammenstellung wurden von Vandersteen daher nur zwei Seiten seiner Serie über den kleinen Prinzen ´t Prinske aufgenommen.
Fazit
Heute würden die meisten der abgedruckten Gags nicht mehr
als zeitgerecht empfunden werden. Als Dokument dieser Entwicklung ist die Sammlung
aber gut geeignet. Zudem war das Magazin in seiner Zeit absolut stilprägend
sowohl für die Niederlande und Flandern direkt als auch über die verschiedenen
Publikationen aus dem Kauka-Imperium
und das ZACK in Deutschland.
Dazu passen eigentlich nur der King (selbstverständlich ist in diesem Zusammenhang Elvis damit gemeint, der im Januar 85 Jahre alt geworden wäre), ein Tomaten-Mayonnaise-Pilz und ein klassisches Grolsch.
Ein neuer Comic über die Kreuzzüge? Mit Blut und Schwert gegen die Ungläubigen und Hau-Drauf?
Der Inhalt
Nein, Jelmer ist anders! Eigentlich möchte der Held der Abenteuer gar nicht in den Krieg ziehen, sondern in seinem Friesland für den Unterhalt seiner Familie sorgen. Doch es kommt anders und so sticht eine große Gruppe Friesen in See um für die Befreiung Jerusalems zu streiten.
In verschiedenen Rückblicken wird diese Fahrt geschildert
und auch gezeigt, wie willkommen die Pilger für alle Beutelschneider und
Taugenichtse waren. Schließlich hat der Tross 1218 Damiste, eine Stadt in
Ägypten, erreicht. Die Stadt blockiert durch eine zwischen ihren Stadtmauern
und einem auf einer kleinen Insel in der Mündung gebauten Turm gespannte Eisenkette
die einfahrt in den Fluss und damit den Zugriff auf das Hinterland.
Damiste scheint zunächst einmal uneinnehmbar doch Jelmer scheint vom Herrn ausgewählt und sein Freund und Begleiter ist ein innovativer Baumeister. Werden die beiden das Blatt wenden können? In einem parallelen Strang fragt sich Jelmer immer intensiver, ob seine Vorstellung von religiösen Pilgern, die die Heilige Stadt demütig befreien werden, und die Wirklichkeit zueinander passen.
Das Szenario stammt von Josse
Pietersma, der im Anhang auch näher vorgestellt wird. Eigentlich hatte Josse Geschichte studiert und war damit
weit weg von Comics. Es ergab sich aber ein Erkenntnisgewinn, dass über dieses
Medium Inhalte gut vermittelbar sind. Dem verdanken wir nun diese Serie, die
natürlich eine fiktive Geschichte erzählt, sich dabei aber immer en g an
bekannte Fakten hält.
Das Artwork
Roetof Wijtsma ist
schon etwas bekannter, läuft sein Fußball-Strip über Roel Dijkstra doch schon etwas länger. Hier darf er zeigen, dass er
auch die Vergangenheit darstellen kann: Farbpalette, Dekors, Gebäude, Kleidung
und Frisuren bedürfen einer großen Recherche, wenn sie glaubhaft sein wollen
und dürfen doch nicht steif und lehrbuchartig daherkommen.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: die Mischung aus realistischem Hintergrund und leicht überzeichneten Gesichtern in der Nahaufnahme passt gut zueinander und nimmt uns als Leser*innen von Anfang an mit. Die Sorgen der zurückbleibenden Familien drücken sich genauso glaubhaft aus wie die Horden von Geschäftemachern vor den Sehenswürdigkeiten der Pilgerfahrt und der Luxus der Priester in ihren Zelten!
In Jelmer stehen
nicht die heldenhaften Ritter in ihren Schlachten im Vordergrund, sondern die Mitglieder
des einfachen, gutgläubigen Fußvolks, das zu Tausenden geopfert wurde.
Da der zweite Band schon für Oktober kommenden Jahres
angekündigt ist, würde sich auch eine Übersetzung in das Deutsche anbieten. Natürlich
gibt es einen Bezug zu den niederländischen Friesen, das sollte aber kein Hindernis
darstellen.
Dazu passen ein Abteibier (Karmeliet) eurer Wahl und The Templars aus NYC.
Schwerpunkt der aktuellen StripGlossy ist Asterix, der kleine Gallier, der gerade
seinen 60-sten Geburtstag feiert und mit seinem in Kürze erscheinenden Album
wieder die Buchumsätze retten wird. Zu diesem Jubiläum ist bereits eine
offizielle Hommage erschienen, die mal mehr Strips und Texte (französische Ausgabe)
mal nur Strips (deutsche Ausgabe) enthält. Wer sich diesen Band gekauft hat,
sollte unbedingt auch hier einen Blick riskieren denn das Glossy enthält sechs
weitere Strips!
Schwerpunkt 60 Jahre Asterix
Wie üblich ist der den Iconen der Comic-Welt gewidmete
Bereich vielgestaltig gefüllt und beginnt mit einem großen Artikel über die
Väter von Asterix. Auch andere Künstler, etwa Fred de Heij kommen zu Wort und dürfen ihre Geschichte über Goscinny und Uderzo oder aber Asterix und Umpah-Pah erzählen. Natürlich werden
auch Ferry und Conrad befragt und es wird gerätselt, ob das kommende 38. Album das
letzte sein könnte. Schließlich hat Albert
Uderzo mehr als einmal verlauten lassen, dass seine Figuren ihn nicht
überleben sollen und er die Fäden nicht weggeben möchte. Mal sehen, ob sich der
finanzielle Hunger der Erben oder die letzte Verfügung durchsetzen werden. Zum
Glück lebt der Meister ja noch.
Die Artikel sind ausführlich bebildert aber auch wieder mit reichlich Comic-Material versehen. Von Goscinny und Uderzo gibt es neben Zeichnungen eine Seite des aufgegebenen Versuches mit „Roman de Renart“ und „Hoempa Pa“ (deutsch Umpah-Pah), zwei Vorläufern des Galliers. Auch Ferri und Conrad steuern einen Streifen bei (auf Deutsch), der schon in der WELT zu sehen war. Spannend wird es aber mit den Hommagen: Fred De Heij, Frans Hasselaar/Daan Jippes, Meinte Strickwerda, Willem Ristier/Apriyadi Kusbiantoro und Vick Debergh lassen ihrer Fantasie freien Lauf und liefern hohe Qualität ab! Natürlich kann es bei einigen nicht schaden, die jeweils eigene Figur zu kennen, notwendig ist es aber nicht.
Anmerkung: der Scanner ist gerade nicht funktionsfähig…
Und wem das immer noch nicht genug ist, darf in reichlich Bildmaterial
schwelgen, das den Besuch Supermans im
Gallien des Jahres 53 in Action Comics 579 zeigt. Sollte mich nicht wundern,
wenn dieses Heft in der nahen Zukunft häufiger gesucht werden würde.
Seb und Mirjam van der Kaden haben es sich zum
Prinzip gemacht, Themen wirklich ausführlich darzustellen und so wird zum
Vergleich auch ein anderer „Erbe“ einer großen Serie vorgestellt: Achdé!
Neben dem lesenswerten Bericht und vielen Fotos gibt es zwei Strips von Kid
Lucky und eine schon etwas ältere Zeichnung mit Asterix und Lucky Luke von dem
sympathischen Franzosen.
Comics
Auch sonst bietet die 14. Folge der Glossy wieder eine Menge
an Comics von Cartoons oder Streifen (Madelfried),
Einseitern wie Z-Man hin zu Kurzgeschichten
und albenlangen Stories.
Zu Ende gehen die Vorabdrucke von Saul, einer Science-Fiction in Storm-Tradition von Willem Ristier und Apriyadi Kusbiantoro sowie von Jelmer, einer Kreuzfahrergeschichte von Josse Pietersma & Roelof Wijtsma. Eine Rezension des gerade erschienenen Softcover-Bandes von Jelmer folgt in Kürze. Es gibt aber auch Neues von Spaghetti (siehe StripGlossy 13), dem General, dem kleinen General und Sjors & Sjimmie, diverse andere Kurzgeschichten unter dem groben Thema Halloween, eine Fortsetzung der neuen Abenteuer von Tom Poes (siehe StripGlossy 10) und eine neue Ausgabe des Strip-Battles! In der neuen Runde treten Ralph Dikmans und Wouter Winter gegeneinander an. Die Gewinner*innen der Battles der letzten Jahre sind natürlich auch wieder mit Arbeiten vertreten!
Tatsächlich gibt es noch mehr in diesem Heft aber ein wenig Überraschendes
soll ja noch verbleiben! StripGlossy ist eine perfekte Mischung aus
Information, die nicht trocken daherkommt, sondern immer versucht, den Menschen
hinter dem/der Künstler*in zu präsentieren, modernen Comics aus dem
niederländischen Sprachraum und News! Da der Comic-Anteil rund 50% ausmacht helfen
die Bilder auf der Hälfte aller Seiten dem Verständnis. Für die übrigen 50% ist
es sinnvoll, niederländisch lesen zu können. Trotzdem volle Punktzahl!
Dazu passen erst ein Chocomel
und dann ein Weizen der Brouwerij
Groninger und The Pioneers.
Karikaturen oder Cartoons sind ein schwieriges Unterfangen: sie müssen mit einem, maximal zwei Bildern und minimalem Text Betrachter*innen unterschiedlicher Herkunft, Bildung und Alter ansprechen und etwas auslösen. Ziel muss es also sein, mit Symbolen und (grafischen) Allgemeinplätzen eine spezifische Aussage zu treffen. Was im schnelllebigen Alltag wegen der Platzierung einer Karikatur in der Zeitung neben einer tagesaktuellen Meldung noch einigermaßen funktioniert, wird in Sammelbänden schon schwieriger, denn der Kontext fehlt vollkommen.
Noch schwieriger wird es, wenn anstelle eines gemeinsamen Erfahrungshorizontes plötzlich die internationale Bühne gesucht wird. Was im nahen Umfeld vielleicht noch vorausgesetzt werden kann, ist in diesem Rahmen nicht mehr zu beeinflussen und so müssen noch plakativere Bilder gefunden werden.
Cartooning Syria versucht, politische Karikaturen zum Thema Krieg in Syrien zusammenzustellen und für Frieden (und Freiheit) zu werben. Sie richten sich daher gegen Assad, aber auch gegen den IS/DAESH und andere streng religiöse Gruppen, gegen die kriegsbeteiligten Mächte USA und Russland, vor allem aber sind sie FÜR etwas, nämlich das Recht auf Leben, auf Meinungsfreiheit und auf Zukunft.
Sie benutzen dabei Bilder, die auch von Nicht-Syrern
verstanden werden: Bomben und andere Waffen, Blut und immer wieder die Umrisse Syriens.
Themen sind die tägliche Gewalt und natürlich die Flucht mit all ihren Lebensgefahren.
Die Zusammenstellung beschränkt sich dabei nicht auf 39 Künstler*innen aus Syrien bzw. anderen arabischen Staaten, sondern enthält in ihrer zweiten Auflage auch Werke von europäischen Cartoonist*innen. Sie reflektiert damit die Ausstellungen in Europa und bietet uns als Rezipient*innen der Bilder die Möglichkeit, den fremden und den eigenen Blick zu vergleichen.
Abgerundet wird die Ausgabe von 156 Bildern mit Portraits und Essays über bekannte und zum Teil im Konflikt getötete Cartoonisten und über die Stellung der Karikaturen in der syrischen Revolution. Dabei wird im Übrigen nicht nur auf „revolutionäre“ Künstler verwiesen, sondern auch auf regierungstreue, denn die Auseinandersetzung um die Meinungsherrschaft wird natürlich von beiden Seiten geführt. Obwohl es sich um einen Verlag aus Amsterdam handelt, ist der Text komplett in Englisch. Es sollte also keine Verständigungsschwierigkeiten geben.
Die Sammlung wird niemanden überzeugen, die eine oder andere Seite zu vertreten. Sie ist aber ein gutes Beispiel dafür, dass fast überall und immer die Leidtragenden einer kriegerischen Auseinandersetzung eigentlich das gleiche wollen: Das Recht auf ein – nämlich ihr – Leben und auf eine angstfreie Zukunft für sich und ihre Kinder!
Dazu passen weder ein Getränk noch Musik irgendwelcher Art.
De zwarte Madam
ist zurück! Allein diese Aussage machte schon neugierig auf den vierten Teil
des Spin-offs der alternativen, für ein erwachsenes Publikum gedachten
Abenteuer von Suske und Wiske im Amoras-Kosmos. Die Kronieken konzentrieren sich dabei auf einzelne Personen, sollen
aber trotzdem den Kosmos weiter aus- und aufeinander aufbauen.
Die ursprüngliche Reihe unter dem Titel Amoras erzählte in sechs Bänden auf dystopische Weise ein Zukunftsszenario mit viel Gewalt, großer Kluft zwischen Arm und Reich und führte Androiden in die ansonsten eher beschauliche Welt des Longsellers von Willy Vandersteen ein. Die ersten drei Bände der folgenden Kronieken hatten sich unter dem Titel de Zaak Krimson auf die Beziehung zwischen Lambik und dem Psychopathen Krimson konzentriert.
Die Geschichte
Die schwarze Madam
gehört zu den beliebteren Nebenfiguren der Originalserie und ist immer ein
wenig tragisch. Einerseits ist sie irgendwie böse, andererseits viel zu
theatralisch, um es wirklich zu sein. So nimmt sie eher die Rolle eines Quälgeistes
ein. Nun taucht sie also wieder auf und möchte mit ihrer neuen Theaterrevue Gardavu! den Sprung nach Amerika
schaffen. Ihr Programm ist aber – natürlich – viel zu ernst und so sucht sie
nach einer Möglichkeit, Humor hinzuzufügen.
Lambik und Jerom scheinen gerade Recht zu kommen, um mit
ihrer unfreiwilligen Komik das Programm aufzupeppen. Währenddessen muss sich Sidonia
in einer nicht wirklich passenden Parallelhandlung mit dem Vorwurf
auseinandersetzen, ein Luxuskleid geklaut zu haben. Der spannendere Teil dreht
sich aber um den Androiden Diez. Sie ist im letzten Teil beschädigt worden und
liegt nun im Müll wo sie von Theofiel Boemerang gefunden wird, der sie als
Putzroboter und für andere Dinge aufpeppen möchte. Natürlich ist Diez damit
nicht einverstanden und es entwickelt sich eine muntere Verfolgungsjagd mit
verschiedenen Beteiligten zu denen neben Suske und Wiske, Jerom und Teofil auch
die geheimnisvolle Academie gehört. Letzteres möchte sein Eigentum zurückhaben
und scheut vor Gewaltanwendung nicht zurück…
Die Umsetzung
Über die Qualität der Zeichnungen von Charel Cambré noch ein Wort zu verlieren, hieße fast schon Eulen nach Athen zu tragen! Seine Bilder sind so voller Dynamik, dass man beim Lesen fast schon erwartet, dass die Figuren aus dem Rahmen springen und anfangen, sich zu bewegen. Im gelingen dabei Dekors genauso gut wie Menschen und auch die Mischung aus Technik und humanem Aussehen der Androiden gelingt ihm ausgesprochen gut (ohne dabei in das niedliche Aussehen abzugleiten, dass etwa beim ersten Robbedoes Spezial-Abenteuer zum Tragen kam).
Die Bilder sind dabei viel heller und freundlicher als in
den anderen Bänden und spielen auch mehr mit Ironie. Während sich sonst der
dystopische Charakter fast in jeder Kolorierung zeigte, könnte das aktuelle
Abenteuer heute spielen. Der alternative, erwachsene Touch ist immer noch im
Zeichenstil deutlich, die Stimmungen gleichen sich aber an.
In gewisser Weise gilt das auch für die Storyline von Marc Legendre. Obwohl die Geschichte in sich stimmig ist und spannend erzählt wird, trägt sie wenig zu einem alternativen Kosmos bei. Vielleicht brauchten die Beiden auch einfach ein wenig Ruhe im Umfeld um die Geschichte mit Diez ein wenig voranzutreiben um dann im nächsten Teil wieder Fahrt aufzunehmen.
Von den Zeichnungen her ist auch dieser Teil ein absoluter
Kauf Tipp, die Story spricht dagegen eher Komplett-Sammler an.
Dazu gehört „Bohemian Rhapsody“ von The Queen, denn nichts anderes würde wirklich zu der Revue Gardavu! passen. Heutzutage für solche Shows fast schon üblich wäre ein spezielles Craft Bier. Es würde stark gehopft sein und eher dunkel!
Auch 2019 gibt es wieder eine Übersicht mit ausgewählten Comicawards aus diesem Jahr. Natürlich gibt es noch viel mehr. Wenn ihr einen bestimmten Preis in dieser Übersicht vermissen solltet, nutzt doch bitte die Kommentarfunktion.