UPDATE: Hier geht es zu der Besprechung der Ausstellung
Das Max Ernst Museum Brühl des LVR zeigt eine Ausstellung mit visionären Bildwelten des bedeutenden französischen Comiczeichners und Szenaristen Jean Giraud (1938-2012), der unter dem Namen »Mœbius« international bekannt geworden ist. Mœbius erforschte die Sphären der Träume und der Science-Fiction. Mit seiner immensen Imaginationskraft schuf er in präziser Strichführung surreale Welten im ständigen Fluss. In seinen Geschichten treffen utopische Architekturen und futuristische, menschenüberfüllte Megametropolen auf Wüstenlandschaften und schamanistische Reisen durch Raum und Zeit.
Bei Mœbius verschwimmen die Genregrenzen zwischen Comicstrip und Kunst. Seine fantastischen Erzählungen werden für den Betrachter dabei zur Seelenreise in das Ich des großen Meisters der Linie und damit in unbekannte Bereiche der Fantasie, die überraschend detailgenau und suggestiv Form annehmen.
Die Ausstellung widmet sich dem umfangreichen Werk von Mœbius und seinen komplexen Bildgeschichten: Ausgehend von seinen Notizbüchern (»Carnets«), in denen er grundlegende Ideen seiner Bildproduktion konzentriert hat, über skizzenhafte Zeichnungen, szenisch gegliederte Comicfolgen, abstrakte Gemälde bis hin zu populären Druckgrafiken wird das Spektrum seiner faszinierenden Zeichenkunst ausgebreitet.
Der Koralle-Verlag verlegte nicht nur das
„alte“ ZACK sondern auch einige Sonderreihen wie die Zack (Comic) Box, die in
Albenform Abenteuer der Zack-Helden präsentierte oder die Zack Parade, die im
Taschenbuchformat entsprechendes Material enthielt. Insgesamt erschienen
zwischen 1972 und 1981 43 Ausgaben. Anfang dieses Jahrtausends wurde der Brand
kurzfristig für zwei Ausgaben (Dan Cooper und Luc Orient) von Salleck Publications fortgeführt.
Als Beispiel für diese Reihe soll hier der 1974
erschienene Band 9 näher vorgestellt werden, enthält er doch gleich drei
Geschichten von klassischen Helden.
Dan Cooper von Albert Weinberg deckt dabei die Techniksparte ab, die in anderen Bänden von Mick Tangy (sic!) oder Michel Vaillant vertreten wird. Für die Zielgruppe der Jungen, technikbegeistert und motorenlärmaffin, wurde im Zack einiges geboten: Neben den Comics gab es Berichte über neue Motoren, Flugzeuge oder Rennberichte und Dan Cooper war als Testpilot, der auch Science-Fiction oder Krimi Elemente in seinen Geschichten zu durchleben hatte, einer der beliebtesten Charaktere dieser Ära. Mittlerweile gibt es im Splitter-Verlag eine 15-bändige Gesamtausgabe aller Dan Cooper Stories.
Die hier abgedruckte Geschichte „Die Männer mit den goldenen Flügeln“ ist der 16. Band der Originalreihe. Dan Cooper ist einer Kunstflugstaffel zugeteilt und so werden atemberaubende Kunststücke eingeübt und vorgeführt und nebenbei noch in einem Artikel erläutert. Natürlich ist Mut dafür von Nöten der allerdings nicht in Leichtsinn ausarten darf. Insgesamt sicher spannend, im Vergleich zu anderen Geschichten um Cooper allerdings eher Durchschnitt.
„Die Wölfe von Wyoming“, der dritte Band der Westernreihe „Comanche“ von Hermann (Huppen) und Greg (Michel Regnier) steht für das Thema Western, das im realistischen Bereich vor allem von Leutnant Blueberry und eben Comanche, aber auch durch Caine abdeckt worden ist. Im Funny-Bereich kamen mit Lucky Luke von Morris und Umpah-Pah von Goscinny und Uderzo aber auch Häuptling Feuerauge von Gordon Bess weitere Schwergewichte hinzu. Auch Comanche liegt mittlerweile in einer mustergültigen Fassung im Splitter-Verlag vor.
Die Serie Comanche spiegelt nicht den typischen sauberen Westernhelden; Red Dust ist ein ehemaliger Revolverheld der auf einer kleinen Ranch, die von einer Frau geleitet wird, angeheuert hat. Im Umfeld der Konflikte mit Indianern, großen Ranchern und Verbrechern müssen sich die Protagonisten, zu denen auch noch ein weißes Greenhorn, ein junger Farbiger und ein alter Mann gehören, immer wieder neu zusammenraufen und beweisen. Hier geht es um eine mörderische Bande und das alte Thema der Gerechtigkeit, das Hermann allerdings etwas brachialer angeht als andere. Das Artwork ist dabei allerdings grandios!
Vervollständigt wird die Zack Comic Box 9 mit dem „Krater des Verderbens“ von Luc Orient, getextet ebenfalls von Greg und gezeichnet von Eddy Paape. Neben den Fernsehadaptionen von Enterprise und Mondbasis Alpha 1 sowie den im Zack publizierten Geschichten um Valerian und Veronique wird damit der Bereich der Science-Fiction abgedeckt. Auch dieses Thema passte perfekt für die jugendlichen, männlichen Leser des Zack und war durch eine Vielzahl von Romanen etwa bei Heyne, Goldmann und Pabel/Moewig ein Topseller der damaligen Zeit. Luc Orient erschien vor einigen Jahren als fünfbändige Gesamtausgabe bei Egmont EHAPA und in neuen Hardcover Einzelbänden ab Februar dieses Jahres beim All-Verlag.
In diesem, im Original siebten Band geht es um seltsame Vorkommnisse in der Nähe eines durch einen Meteoriteneinschlag verursachten Kraters. Das Team von Eurocristal wird in die Untersuchungen eingeschaltet und muss nebenbei noch einen Mord aufklären. Dieses Abenteuer gehört nicht in die Reihe der Geschichten auf Terango, die im Magazin veröffentlicht wurden. Spannende Kost, die verschiedene Genres gut verknüpft und zeichnerisch ansprechend darbietet.
Die Comic Boxen boten den damaligen
Leser*innen zu einem erschwinglichen Preis lange Geschichten ihrer Lieblingshelden
und dienten teilweise auch dem Test neuer Inhalte. Nicht immer handelte es sich
um Erstveröffentlichungen und teilweise wurde der gleiche Inhalt mehrfach
verwertet. Trotzdem ist der Versuch, Comics aus dem frankobelgischen oder
amerikanischen Raum auch in Deutschland einem breiten Publikum zugänglich zu
machen und aus der Schmuddelecke zu befreien, im Nachhinein nicht hoch genug zu
würdigen. Viele der damaligen Jugendlichen hatten so einen – im Gegensatz zu
den teilweise kruden Übersetzungen durch Kauka – unverfälschten Zugang zu den
Highlights der aktuellen Comics und wurden dadurch so stark geprägt, dass die Serien
sich heute noch gut verkaufen und die „Generation Lehning“ durch die
„Generation Zack“ abgelöst worden ist. Das Maschinen-Lettering, die
Papierqualität und der Druck sind allerdings nicht mehr zeitgemäß und wurden
mittlerweile optimiert und auch die Übersetzungen sind angepasst worden.
Der Zack Comic Box Superband 9 sollte auf
einschlägigen Plattformen oder im Comichandel noch gut erhältlich sein. In
Super-Sammler-Qualität werden dafür in etwa 18 € fällig, „lesefähige“ Ausgaben
sollten für unter 5 € gefunden werden können.
Dazu passt Nostalgisches: KiBa und Glam-Rock, etwa von den Anfängen von
The Slade oder The Sweet.
ISBN:Band 1– 978-3-96219-015-6 | Band 2 – 978-3-96219-016-3
Der abschließende zweite Teil
dieses Science-Fiction-comics ist zwar schon im Oktober 2018 erschienen, soll
aber trotzdem noch gewürdigt werden.
Robert Silverberg, Autor der von Phillippe Thirault adaptierten Story, war in den 50-er Jahren einer der produktivsten SF-Autoren der USA. In den 60-ern wandelte er sich vom Massenschreiber zum literarisch mehr ambitionierten und modernen Autoren und Herausgeber. Daher rührt auch sein Einfluss auf die New-Wave der 70-er. Silverberg legte Wert auf die Entwicklung seiner Charaktere und ihre sozialen Hintergründe und folgte somit der Wandelung vom Outer Space orientierten Plot zum Inner Space basierten. Er gewann einige Hugo, Nebula und Locus-Awards und ist sowohl in die SF and Fantasy Hall of Fame aufgenommen worden als auch seit 2005 Grand Master der SF und Fantasy Writers of America. Die dem Comic zugrunde liegende Erzählung von 1969 war selbst für den Locus-Award nominiert, gewann aber nicht. Sie referenziert Joseph Conrads „Herz der Finsternis“, eine Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus als Gegensatz zur Zivilisation.
Thirault gelingt es
beeindruckend, das klassische Sujet in der Bearbeitung durch Silverberg so aufzubereiten, dass es als
Comic funktioniert. Die Handlung verläuft in zwei verschiedenen Zeitsträngen.
In der Vergangenheit war Eddie Gundersen ein junger, vielversprechender und
karrierebewusster Leutnant, der auf seiner ersten Mission auf Terra Holman
eingesetzt worden war. Dort hatte er mit Kommandant Kurtz zusammenzuarbeiten,
einem typischen Vertreter derjenigen, die sich nicht unbedingt um Gesetze
scheren, wenn es darum geht Eingeborene oder lokale Ressourcen zum eigenen Vorteil
einzusetzen. Gundersen hatte für eine Bestrafung Kurtz gesorgt, musste wegen
eines eigenen Fehlverhaltens aber den Planeten verlassen.
Jetzt, 18 Jahre später, ist der Planet seinen intelligenten Bewohnern, Nildoror und Sulidoror, zurückgegeben worden und heißt wieder Belzagor. Gunderson wird von zwei Forschern, einem Pärchen, angeheuert um eine Expedition nach Belzagor zu organisieren die eine eigentlich illegale Aktion enthält. Während der Durchführung dieser Expedition kommt es einerseits zu der Auseinandersetzung von Gunderson mit seiner Vergangenheit und seinen Fehlern, insbesondere ausgelöst durch das Wiedersehen mit seiner damaligen Partnerin sowie mit Kurtz und Kollegen, aber genauso durch Gespräche mit einem Nildoror über das Ritual der Wiedergeburt und das alles umfassende Karma, das auf dieser Welt G’Rahk heißt.
Auch das alles auslösende Forscherpärchen
muss erst einmal wieder zu sich selbst
finden, Arbeit und Privatleben in Einklang bringen und Prioritäten richtig
setzen. Die Unterscheidung zwischen Gut und Böse, notwendig und überflüssig
wird hier zwar unter einem anderen Blickwinkel präsentiert, ist aber genauso
elementar.
Die Handlung selbst führt zu einem Höhepunkt im letzten Viertel, der so nicht erwartet werden konnte und neue Fragen aufwirft. Auch das Ende lädt zu unterschiedlichen Interpretationen ein.
In diese äußere Handlung integriert wird der Planet und seine Flora und Fauna beschrieben und von Laura Zuccheri kongenial in Bilder umgesetzt präsentiert. Wer schon einmal Geschichten von Leo oder Mézières gelesen hat, weiß, wie anders Bewohner fremder Planeten aussehen können. Zuccheri steht den beiden in keiner Weise nach, denn nicht nur die intelligenten Bewohner Belzagors sind graphisch gelungen umgesetzt. Auch die nicht so genau beschriebenen und damit vorgegebenen Bewohner und Pflanzen sehen gut aus und versprechen Überraschungen wie etwa das fleischfressende Moos. Zudem beherrscht die junge Künstlerin die Darstellung von menschlichen Körpern, ihrer Mimiken und Details so gut, dass auch Nahaufnahmen Spaß machen. Der Seitenaufbau ist dabei meist klassisch in drei oder vier Reihen von Panelen verteilt. Geschwindigkeit wird durch rasanten Perspektivenwechsel oder Zoomen auf Details vermittelt. Auch die Hintergründe sind sehr detailliert ausgeführt.
EC-Comics war der Verlag in dem zwei der bekanntesten klassischen Science-Fiction Comicreihen erschienen sind: Weird Science und Weird Fantasy und Wallace Wood ist derjenige, der am häufigsten als bester Zeichner dieser Reihen genannt wird. Lange Zeit war es sehr schwierig, überhaupt an Geschichten von Wally Wood auf Deutsch zu kommen, nun bringt der All-Verlag eine dreibändige Gesamtausgabe aller Wood-Geschichten aus diesen beiden Comics in chronologischer Reihenfolge heraus.
Neben dem regulären Band ist auch eine auf 111
Exemplare limitierte Vorzugsausgabe
mit nummeriertem Ex-Libris und Variantcover zum Preis von 49,80 € erschienen.
Die erste Geschichte wurde im Mai 1950 veröffentlicht und von den damaligen Studiokollegen Wood und Harry Harrison gezeichnet. Beide hatten bereits andere Arbeiten vornehmlich im Romance- und Western-Bereich veröffentlicht, sahen aber ihre Zukunft im Bereich Science Fiction. Glücklicherweise konnten sie den EC-Herausgeber Bill Gaines von dieser Idee überzeugen und durften loslegen. Harrison sollte allerdings nur noch für vier Geschichten zur Verfügung stehen und sich dann komplett auf SF-Stories verlegen. Er wurde später zu einem Hauptvertreter der „neuen“ SF, vor allem mit seinen Romanen über die „stainless steel rat“. Wood dagegen konnte sein Talent in der graphischen Umsetzung der „klassischen“ SF perfekt umsetzen.
Die 50-er Jahre waren einerseits noch geprägt von den
Schrecken des Zweiten Weltkrieges und den weiter andauernden kriegerischen
Verstrickungen der US-Streitkräfte und damit sehr empfänglich für Geschichten
über böse Invasoren und „fremde“ Fieslinge. Andererseits war der Glaube in die
Technologie noch ungebrochen; die Folgen der atomaren Strahlung und der
chemischen Verseuchung waren unbekannt und jeder ging davon aus, dass überall,
also auch in Raumschiffen, selbstverständlich geraucht werden würde. An den
Kiosken gab es eine unzählbare Anzahl von Comic-Magazinen und die Selbstzensur
durch den Comics Code war noch nicht abzusehen. In den Pulp-Magazinen waren SF,
Fantasy und Mistery/Horror weit verbreitet und Frauen waren zwar nicht mehr nur
schmückendes Beiwerk sondern hatten während der Kriegsjahre beweisen können, dass
auch sie fähig und kompetent waren, hatten aber immer noch dem Schönheitsideal
zu entsprechen.
Dieser erste Band bringt 19 Geschichten aus den Jahren 1950 und 51; sie thematisieren Tierversuche, Angst vor dem Fremden, Kolonialisierung des Weltraums und Zeitreisen. Die Stärken von Wally Wood liegen in den Dekors der Raumschiffe und den Landschaften, seien es natürliche oder kosmische. Seine Frauen sind groß, langbeinig und vollbusig, dabei aber handelnde Personen und kein Beiwerk. Seine Außerirdischen sind Monster, oft zu schrecklich anzusehen um einen gesunden Verstand behalten zu können und deshalb in der Wiedergabe entschärft. Trotzdem ist der größte Horror teilweise der einheimische Umgang mit dem Fremden. Wood ist kein Optimist und so holt er aus den Stories von Gaines und Feldstein alles heraus, was positiv und zukunftsgewandt beginnt und im Schrecken endet.
Das Monster muss dabei nicht einmal außerirdisch sein, denn durch den außerirdischen Einfluss von Schimmel oder Sporen mögen sich auch Menschen in fremd aussehende aber ungefährliche bzw. in bekannt aussehende aber gefährliche Wesen verwandeln.
Die Story „Gerettet“ aus Weird Fantasy 6/51 ist auf den Seiten des All-Verlages als Leseprobe zugänglich. Mein absoluter Favorit aber ist die Geschichte „die Ausserirdischen“ aus Weird Science 7/51 da Wood hier meisterhaft mit Ängsten spielt und Taktik über Herz entscheiden lässt.
Der All-Verlag hat sich dankenswerterweise der Aufgabe verschrieben, das EC-Archiv mit den Werken von Wallace Wood in drei Bänden wieder zugänglich zu machen. Zu jeder Geschichte gibt es neben den editorischen Notizen den Abdruck des entsprechenden Covers der Ausgabe, meistens von Feldstein gezeichnet, und oft ein paar Bemerkungen von Jörg Winner der auch den Artikel über die ersten Jahre von Wood mit ergänzendem Bildmaterial sowie die Comic-Zeit von Harrison geschrieben hat.
Das Papier ist den Comics angemessen: Das Hardcover
umschließt dickeres, etwas mattes Papier, das den Eindruck der Pulps
unterstützt, trotzdem aber ein sehr gutes Druckergebnis ermöglicht.
Der erste Band der SF- und Fantasy-Geschichten von Wood ist gleichzeitig auch der Klassiker des Monats Dezember. Mehr
Klassik als diese Gesamtausgabe geht nicht!
Dazu passen Tom
Collins oder Pink Squirrel als
typische Cocktails dieser Zeit und Elvis Presley!
Mit den „Kronieken van Amoras“ wird der nach sechs Bänden abgeschlossenen Zyklus über die Neufassung von Suske en Wiske fortgesetzt. Der erste dreibändige Zyklus über „De zaak Krimson“ ist nun abgeschlossen.
Suske en Wiske ist eine klassische Serie von dem in Belgien geborenen und 1990 verstorbenen Willy Vandersteen und ein Dauerbrenner auf dem niederländisch-sprachigen Comicmarkt. Die mittlerweile vom Studio Vandersteen erstellte Serie hat es seit 1945 auf über 344 Bände gebracht. Im Original handelt es sich dabei um eine familienfreundliche Geschichte über zwei Jugendliche und verschiedene erwachsene Begleitfiguren. Der Handlungsrahmen wird dabei durch eine Zeitmaschine erweitert. Auch in Deutschland sind immer mal wieder Versuche gestartet worden, die Geschichten hier zu einem Erfolg zu führen – aktuell erscheinen die Originalabenteuer von Suske und Wiske bei Salleck Publications. Am bekanntesten waren allerdings die Abenteuer des Spin-Offs Wastl (Jerom im Original) bei Bastei.
Um die Serie an die Lesegewohnheiten der aktuellen Comicleser*innen anzupassen und den doch stark altbackenen Charakter abzuschütteln wurde versucht, sowohl Jerom als auch Suske und Wiske zu modernisieren. 2013 erschien der erste Band einer neuen, realistischer gezeichneten und actiongeladenen Serie mit Titel „Amoras“, die 2047, also 100 Jahre nach der ersten Originalgeschichte über die Insel Amoras von 1947, spielt. Es handelt sich um eine Dystopie; auf Amoras stehen sich die Fetten und die Mageren gegenüber und das Szenario könnte aus der „Klapperschlange“ übernommen worden sein. Neben der Personage der ursprünglichen Serie wird Jerusalem, eine junge und starke Frau, neu eingeführt. Die Serie endete 2015 mit dem sechsten Band und war ein so großer Erfolg, dass beschlossen wurde, Stories über einzelne Aspekte und Figuren nachzuliefern. Zu Amoras ist bereits ein Artikel von mir erschienen, der hier zu finden ist.
Der nun abgeschlossene Zyklus über Krimson und vor allem über die Beteiligung von Lambik an dessen Werdegang beantwortet viele Fragen über die altbekannten Figuren. Im Mittelpunkt steht der Psychopath Krimson und seine Entwicklung. In mehreren Rückblicken wird die erste Begegnung von dem schon immer etwas undurchsichtigen und in der Bewertung uneindeutigen Lambik mit eben jenem inzwischen superreichen und drogenabhängigen Schurken beleuchtet. Zwar wird die Frage nach Prägung oder Prädisposition nicht geklärt, Lambik und auch Professor Barabas scheinen aber durchaus eigenen Anteil am Werdegang zu haben. Die Rolle des Butlers Achiel lässt dagegen viel Raum für weitere Kronieken!
Ohne zu viel vom Inhalt zu verraten: Während in der aktuellen Zeitlinie islamistischer Terror, Armut und heftige Wirtschaftskrisen herrschen geht es in der Vergangenheit um einen verlassenen und unter einer Kapelle versteckten Zug mit Nazigold. Außerdem spielt ein Koffer eine große Rolle! In verschiedenen Handlungssträngen agieren die Akteure in eigenen Settings, kommen aber zum finale furioso im dritten Band zusammen.
Die Serie wirft viele Fragen über eine zukünftige Weltordnung auf. Wird Gewalt und Terrorismus tatsächlich tagtäglicher Bestandteil unserer Zukunft, vor allem, wenn sie nicht nur von Randgruppen oder religiös verbrämten Einzeltätern, sondern auch von Wirtschaftsunternehmen eingesetzt wird? Werden sich innerhalb der kommenden 30 Jahre Androiden und Künstliche Intelligenzen tatsächlich so menschenähnlich weiterentwickeln wie hier beschrieben? Problematisch ist sicherlich auch heute schon anzumerken, dass die Forschung in diesem Bereich zu einem nicht unerheblichen Teil von militärischen Interessen befördert wird und dass die wesentlichen Entwicklungen in den USA und China stattfinden.
Stilistisch handelt es sich um eine moderne Serie mit ausgearbeiteten Details, klaren Figuren und einem TV-Serien orientierten Schnitt. Eine Netflix-Adaption wäre durchaus möglich. Die handelnden Charaktere durchleben alle Emotionen und die Autoren scheuen nicht davor zurück, Fehlschläge und Verzweiflung zu zeigen. Nichts könnte weiter entfernt sein von der heilen Welt der Originalserie. Trotzdem verzichten die Autoren auf Splatter oder übertriebene Gewaltszenen wie sie oft in den amerikanischen vom Erfolg der image-Reihen geprägten Comic zu finden sind. Auch von den belgisch/französischen Fantasy-Titeln sind sie leicht zu unterscheiden, da die weiblichen Akteurinnen „echte“ Kleidung tragen und keine überdimensionierten Körbchengrößen benötigen. Der Seitenaufbau folgt grundsätzlich einem drei- oder vierreihigen Aufbau, ist aber trotzdem sehr flexibel. Seitenfüllende Abbildungen finden sich nicht, Tempo wird aber durch überlappende oder integrierte Panels statt.
Etwas unverständlich für mich ist die Tatsache, dass sich bisher kein deutscher Verlag für eine Veröffentlichung gefunden hat. Natürlich ist in Deutschland der positive Bezug auf die Kindheitserfahrungen mit dieser Serie nicht gegeben und dementsprechend wird auch keine Neugier auf eine Neuinterpretation geweckt. Die Serie(n) ist/sind aber so gut, spannend und anregend, dass ein Vergleich mit vielen hierzulande veröffentlichten Titeln problemlos gewonnen werden könnte. Da schon 9 Bände im Original vorliegen und die Veröffentlichungspraxis gezeigt hat, dass im Schnitt mehr als ein neuer Band pro Jahr erstellt wird, sollte einer Vermarktung hier eigentlich nichts im Wege stehen! Für alle, die nicht warten können, lohnt sich ein Kauf der Bände im Original auf jeden Fall – unbedingte Empfehlung!
Seit 2013 gibt es bei unseren Nachbarn eine modernisierte Fassung des Klassikers „Suske en Wiske“. Die erste, mittlerweile komplette Hauptserie hatte 6 Bände, im darauf folgenden Spin-Off ist gerade der dritte Band erschienen. Für eine deutsche Veröffentlichung hat sich leider noch kein Verlag gefunden.
Der erste Band der neuen Gesamtausgabe des Helden der Lüfte wurde hier besprochen. Die Lektüre des Klassikers bringt die Jugend nicht zurück, macht aber Spaß.