Die Meisterdiebin hat sowohl die geplatzte Hochzeit mit Batman überlebt als auch ihr selbstgewähltes Exil in Villa Hermosa. Selbst der Joker War ist vorüber. Es wird also Zeit, sich wieder auf ihre Ursprünge zu konzentrieren.
Revierkampf in Gotham
Gotham ist ein Moloch. Die Stadt besteht aus den unterschiedlichsten Vierteln, die alle ihre eigene Geschichte haben und mit unterschiedlichen Problemstellungen konfrontiert sind. Catwomans Geschichte startete in Alleytown. Hier entwickelte sie sich von der kleinen Straßendiebin zu der Ikone, die sie heute ist, und hierhin will sie zurückkehren. Ihre alte Basis, das Nest, existiert noch, zu sagen haben aber andere. Waffen und Drogen haben das Revier überschwemmt und verändert und Selina hat gleich mehrere Schachten zu schlagen.
Zunächst einmal geht es darum, die jugendlichen Kleinkriminellen auf Linie zu bringen. Wollen sie plumpe Gangmitglieder und Räuber werden oder bleiben, die nur darauf warten, erschossen zu werden? Oder wird es ihr gelingen, aus ihnen ein Team von Dieb*innen zu formen, die füreinander einstehen, zusammen agieren und sich gegenseitig schützen?
Außerdem muss sie sich natürlich auch gegen die etablierten Platzhirsche durchsetzen. Niemand gibt seine eroberten Gebiete kampflos ab und die heutigen Methoden sind wesentlich brutaler und endgültiger als zu früheren Zeiten. Die Waffen einer Katze basieren dabei meistens auf List, Finten und Täuschungen und lesen sich daher sehr spannend. Ach ja, es gibt neben den üblichen Gegnern auch noch einen unheimlichen Auftragsmörder, Peter Valley, und einen altbekannten Cop, der seine Niederlage nicht ertragen kann und deshalb ebenfalls nach Gotham gewechselt ist. Gute Storyline von Ram V.
Action und Eleganz
Wie immer bei Catwoman-Stories haben die Zeichner*innen neben den Action-Szenen die Aufgabe, katzenhafte Eleganz der Bewegungen umzusetzen. Die Heldin ist keine Bewegungslegasthenikerin, sondern drückt perfekte Körperspannnung, Eleganz und fast ein wenig Hochmut aus. Insbesondere Blanco gelingen diese fließenden Bewegungen gut. Seine Selina sieht auch in einem Sessel sitzend so aus, als ob sie alles unter Kontrolle hat. Natürlich funktioniert diese Seite nur dadurch, dass die anderen zwar durchaus kräftig sein können, auch machtbewusst. Ihnen allen fehlt aber die Haltung, die erkennen lässt, dass sie gewinnen werden.
Eine Ausnahme dazu bildet der fanatische Killer Pater Valley. Er glaubt an seinen Sieg und daran, dass er Ort und Zeit bestimmen kann. Gelungen! Ebenfalls gut gemacht ist die Darstellung der Alleytown-Kids: anfangs noch ruppig und auf die Waffe vertrauend, im Grunde aber überängstlich, werden die Jugendlichen immer sicherer, stabiler und selbstbewusster.
Nicht nur für Superheld*innenfans
Oft sind die traditionellen Serien von Marvel und DC sehr eingefahren in ihrem Genre. Catwoman ist eine der wenigen Ausnahmen. Einerseits passt sie in die Kategorie „starke Frau“, Crime-Fans finden hier ihre Themen adressiert und schließlich ist auch die Mafia-Story nicht weit entfernt. Daneben werden natürlich auch die traditionellen Batman und Catwoman- Leser*innen bestens bedient. Gute und für dieses Genre sehr vielseitige Unterhaltung eben.
Die deutsche Ausgabe bei Panini bietet wieder ein paar einführende Worte und Kurzbios der beteiligten Künstler, die regulären Cover von Joëlle Jones und ein paar Variant-Abbildungen.
Dazu passen Bite Me Bambi mit “Our Lips Are Sealed” und ein Scavi & Ray Secco auf Eis.
Es ist noch gar nicht so lange her, dass in der regulären Batman-Serie die Hochzeit der Fledermaus mit Catwoman angekündigt worden war. Selina hatte diese allerdings dann doch abgesagt um Gotham weiterhin die ungeteilte Aufmerksamkeit ihres Beschützers zu lassen und sich aus Gotham verzogen. Unter dem Black Label ermöglicht DC alternative Geschehnisse und so haben hier die beiden tatsächlich geheiratet und Tom King darf erzählen, was er vorher nur angedeutet hatte.
Auch Helden sterben
Die Geschichte springt dabei über mehrere Zeitebenen. Einerseits sind der Detektiv und die geläuterte Diebin ein glückliches Ehepaar und gönnen sich ein paar Extrasekunden bevor sie sich wieder ihrem Alltag widmen. Vornehmlich geht es dabei um das verschwundene Kind einer früheren Verehrerin von Bruce Wayne. Es scheint entführt worden zu sein und irgendwie ist – natürlich – der Joker darin verwickelt.
Auf einer zweiten Ebene werden Kleinkriminelle brutal hingerichtet. Ein neuer Killer scheint in der Stadt zu sein; er hinterlässt aber weder Spuren noch bekennt er sich öffentlich zu den Taten oder einem Motiv.
Und schließlich macht sich eine gealterte Frau mit einer Katze als Begleitung auf, einen alten Mann in seiner Residenz aufzusuchen. Beide scheinen eine gemeinsame Vergangenheit zu haben, doch Bruce Wayne ist es nicht. Dieser ist nämlich bereits seit einiger Zeit verstorben.
Tom King spielt auf allen Ebenen geschickt mit (seinem eigenen) Batman-Mythos und den nur hier erlaubten Veränderungen. Und das ist es, was das Black Label so interessant macht: kleine Veränderungen können ein komplett anderes Licht auf Ereignisse werfen, lassen Charaktere plötzlich interessant oder banal werden und erlauben Twists, wo es sonst immer nur weiter geht. Früher gab es in länger laufenden TV-Serien immer die eine „Weihnachtsfolge“, die anders war. Genau so kann man sich das hier auch vorstellen. Irgendwie ist alles bekannt aber eben doch anders. Nur darf sich King hier 9 Folgen Zeit nehmen.
High Quality in XL
Clay Mann darf hier einerseits großflächig die Liebe und die Vertrautheit zwischen zwei Kämpfer*innen darstellen und damit etwas untypisches abliefern. Er braucht aber weder auf die Kampfszenen und die teils idealisierte Brutalität noch auf die ruhigen, investigativen Momente zu verzichten, denn durch die ineinander verwobenen Zeitstränge hat alles seinen Platz. Dabei stimmt vom Dekor über die Architektur der Gebäude und Stadtschluchten bis zu den figürlichen Darstellungen alles.
Das XL-Format (21 x 32 cm) erlaubt einzelnen Seiten fast, als Illustration hinter Glas präsentiert zu werden. Das würde allerdings erfordern, sich den Titel doppelt zuzulegen. Das Tempo der Geschichte wechselt von sehr ruhig hin zu Bildfolgen, die Szenen quasi in Zeitlupe zeigen. Ebenfalls gelungen ist das Altern der Figuren: Es werden glaubwürdige Prozesse gezeigt, schließlich handelt es sich bei diesen Protagonist*innen nicht um Superwesen.
Hohe Erwartungen erfüllt
Die gegenseitige Anziehung zwischen Batman und Catwoman ist schon seit Jahrzehnten ein Thema dieser Serie. Fast hätten sie es bis zur Hochzeit geschafft, die aus dramaturgischen Effekten eigentlich nur zur Scheidung oder zum tragischen Tod hätte führen können. In dieser Alternativwelt durften die beiden ein Leben miteinander verbringen, das spannend genug für eine Miniserie ist, nicht aber weitere Jahrzehnte tragen muss. King und Mann liefern einen spannenden Einstieg in eine Dreiecksgeschichte, die das hohe Niveau des Hochzeitsalbums aufnimmt. Zudem ist die Mischung aus Spannung und Romance vielleicht auch ein Weg, verloren gegangene Leser*innen wieder zu begeistern.
Neben der regulären Ausgabe, die bereits im XL-Format und als Hardcover daherkommt, gibt es auch noch eine auf 555 Exemplare limitierte Variant-Ausgabe mit einem anderen Cover für Sammler*innen.
limitiertes Variant
Dazu passen Lollypop Lorry (I won’t let you go) und ein gut gekühlter Chardonnay.
Filmische Adaptionen von Comic-Romanen gibt es wie Sand am Meer, Comicausgaben von erfolgreichen Filmen oder Serien ebenfalls. Früher war es durchaus üblich, auch erfolgreiche Radio-Hörspiele als Comic umzusetzen bzw. vice versa. Nun, die Zeiten des Radios gehen vorbei und Podcasts besetzen immer öfter die Leerstellen. Was läge also näher als einen erfolgreichen Podcast als Comic zweitzuverwerten? Genau das ist hier passiert und gleich der allererste Marvel-Fiction-Podcast hat seinen Weg zwischen zwei Buchdeckel gefunden.
Tod am Polar
Die Story von Benjamin Percy spielt außerhalb der normalen Comic– oder Film-Kontinuität von Marvel. Wolverine darf daher das sein, was er früher war: Geheimnisumgeben, voll von Schmerz und in Sorge, aber auch brutal. Hier gibt es keine anderen Superhelden, nur die Jäger von Waffe X. Diese gehen über Leichen um ihr Produkt, den fast unbezwingbaren Wolverine, wieder in ihre Fänge zu bekommen. Der Gejagte versteckt sich in Alaska, vor allem, um diejenigen, die er liebt zu schützen.
In dem kleinen Städtchen Burns passieren im Dunkel der Nacht seltsame Dinge und zwei Agent*innen werden geschickt, um bei der Aufklärung zu helfen. Übel zugerichtete Leichen wurden gefunden und natürlich könnte ein Bär dafür verantwortlich sein. Er müsste sich aber einerseits dem Leben in der Zivilisation sehr angepasst haben und z.B. die Funktionsweise von Türen kennen, andererseits ein Meister darin sein, sich unauffindbar zu machen. Oder aber es geht um ein anderes Geschöpf mit langen und scharfen Krallen.
Percy, von dem sowohl der Podcast als auch das Comic-Szenario stammen, spielt mit falschen Fährten, Rückblicken und fast schon Horror-artigen Erwartungen und Überraschungen. Dabei fließt eine Menge Blut, es ist aber kein Splatter, der hier abläuft. Für alle, die Wolverine alleine toll finden, mit ihm als Bestandteil der X- oder Avengers-Familien nicht viel anfangen können! Und auch Akte-X-Fans werden auf ihre Kosten kommen.
Das Artwork
Im Gegensatz zu der innovativen Story ist das Artwork „nur“ guter Durchschnitt. Auch das wäre natürlich für viele Comics schon eine Auszeichnung und so solltet ihr das auch verstehen! Marcio Takara zeichnet die Einsamkeit Alaskas, den Frust der Holzfäller aber auch die Trauer einer Mutter um ihr einziges Kind in der gebotenen Sorgfalt und Erkennbarkeit. Sowohl Menschen als auch Monster sind glaubwürdig dargestellt und selbst der gefürchtete Rechteck-Mund taucht nur ganz selten einmal auf.
Das Layout ist für amerikanische Verhältnisse sehr ruhig. Meistens dominieren Streifen und nur selten springen einzelnen Zeichnungen aus ihrem Rahmen. Image-geprägte Leser*innen werden hier vielleicht das eine oder andere Splash vermissen. Der gewählte Stil passt aber zur Handlung: Hier reiht sich nicht Action-Szene an Action-Szene und es geht weniger um die Ausstattung als um den Inhalt. Und dieser steht im Vordergrund und wird durch die Zeichnungen unterstützt.
Tipp!
Der zehnteilige Podcast war 2018 sehr erfolgreich und wurde auch mit einigen Preisen bedacht. Die Reihe an sich durfte weitergeführt und auch Wolverine von Percy wird fortgesetzt werden. Die grafische Umsetzung ist sehr gut gelungen und bringt genau den Outsider zurück, bei dem wir nicht wissen, ob er gut, böse oder irgendetwas dazwischen ist. Genau diese Spannung ist heute im allzu korrekten, austarierten Superheld*innenbereich fast verloren gegangen und kommt nur noch in „unabhängigen“ Linien wie etwa bei DC im Black Label zum Tragen.
Im Dunkel der Nacht ist für alle – älteren – Fans, für die Popcorn etwas Essbares aber keine Wunschvorstellung für Abenteuer ist! Gerne mehr davon! Percy entwickelt dabei Wolverine, seine Bezugspersonen aber auch Einwohner*innen und Special Agents gleichermaßen und schafft dadurch eine runde und spannende Geschichte. Panini packt wie immer ein wenig Infotexte und Originalcoverabbildungen dazu.
Lang, lang ist es her, dass Alan Moore und Dave Gibbons mit den Watchmen einen ganz besonderen Meilenstein schufen. Eine ganze Generation von Leser*innen amerikanischer Comics wurde dadurch beeinflusst. Seitdem gibt es immer wieder Sequels, Adaptionen mit bewegten Bildern und Crossover mit anderen Universen bei DC. Nun also auch eine Watchmen-Serie unter dem Black Label, dem Platz für eigenständige Werke, losgelöst vom Zwang, Kontinuitäten zwanghaft zu bewahren.
Ein Maskenmann kehrt zurück
Der eine oder die andere mag sich erinnern, Rorschach, der Superheld mit Trenchcoat und sich ständig ändernder Gesichtsmaske, ist tot! Zwar gibt es einen neuen Rorschach, aber der hat ein anderes Alter und eine andere DNA als sein Vorgänger. In dieser Miniserie wird ein Anschlag auf einen Präsidentschaftsbewerber verübt und es scheint so, dass einer der Attentäter der bereits tote originale Rorschach ist. Und dann gibt es da noch eine weitere Attentäterin.
Während Täter*innen Rätsel aufgeben und Motive unklar scheinen streut Tom King in seine Geschichte immer wieder Rückblicke ein. Langsam scheinen sich Stränge anzudeuten und wir, die wir gleich den Sammelband der ersten drei Hefte vorgelegt bekommen, haben es natürlich viel einfacher, diese auch zu verstehen.
Natürlich ist die Welt der Watchmen der Hintergrund; politische Richtungen und Verhaltensweisen der Bevölkerung sind natürlich geprägt durch das Tintenfischmonster. Nichts davon ist aber notwendig, um den ersten Teil dieses Krimis zu verstehen. Es ist einfach Bestandteil der düsteren Stimmung die aber genauso auch in einem Trump-setting hätte passieren können.
Größer gezogene Bilder
Panini hat sich entscheiden, dass Format vom kleinen US-Heft auf 21 x 32 cm zu vergrößern. Nicht jeder amerikanische Comic verträgt das, hier ist es aber angenehm da der Band im Wesentlichen Panelstreifen hat. Zwischen 3 und 5 Reihen schaffen die Anmutung, die wir von Alben gewohnt sind und die Zeichnungen sind detailreich genug, um die Vergrößerung mitzumachen.
Fornés wechselt zwischen den Stilen um Vergangenes von der Gegenwart zu trennen und erleichtert dadurch die Orientierung. Mir gefallen die nostalgischen, sepia-getönten Bilder gut und auch die Action ist nicht so popkornkinoartig wie sonst teilweise. Ein gelungener Versuch, das Meisterwerk weiterzuspinnen!
Die Empfehlung
Hier geht es nicht um Außerirdische, nicht um Superhelden und -schurken, die ganze Städte zerlegen und auch Göttinnen spielen keine Rolle. Das mag vermissen wer will, es erlaubt dadurch aber eine Konzentration auf die handelnden Figuren ohne Ablenkung durch das Drumherum und das ist es doch, was einen psychologischen Krimi ausmacht. In diesem Sinne eine klare Empfehlung!
Format und Darreichung als Hardcover sind ebenfalls gut gewählt, um eine Unterscheidung im Regal zwischen einzelnem Werk und Massenware deutlich zu machen! Wer will kann sich auch eine limitierte Variantausgabe zulegen.
Dazu passen die guten alten The Clash und ein Witbier.
Das Black Label ist bei DC das Sammelbecken für innovative Geschichten, die sich an Erwachsene Leser*innen richten, bewusst keine Rücksicht auf irgendwelche Kontinuitäten nehmen müssen und graphisch oder inhaltliche neue Wege ausprobieren wollen. Sehr schnell hat die Reihe sich als Vorzeigeobjekt etabliert das Grenzen hinterfragt und Gedankenspiele ermöglicht. Auch bezüglich der Formate ist man offen und so ist die Reihe um Joker und Harley größer als ein typische Splitter-Titel!
Im Angesicht des Mörders
Band 1 erzählte die (alternative) Geschichte von Dr. Harley Quinn. Sie arbeitet für das GCPD als Psychologin und musste vor Jahren miterleben, dass ihre Mitbewohnerin von einem Serienkiller namens Joker getötet worden war. Seitdem ist sie auf der Jagd nach ihm.
Die Geschichte von Kami Garcia springt immer wieder zwischen verschiedenen Zeiten hin und her und verknüpft somit Werdegang und aktuelles Geschehen. Ein Mörder geht um in Gotham und seine Taten scheinen sich gegen misshandelnde Eltern zu richten. Aber es gab auch noch eine andere Serie, früher, und auch dort gab es Anzeichen für eine Steigerung.
Und schließlich ist es soweit: Der Joker dringt in das Apartment seiner Jägerin ein und liest seine Akte, das Psychogramm des Grauens. Diese wird im Übrigen in dem inkludierten Sonderheft ausführlich ausgebreitet!
Backcover VZA
Realismus in Schwarzweiß und Farbe
Die Zeichnungen sind von verschiedenen Künstler*innen, allerdings nicht wie so oft über die einzelnen Hefte verteilt sondern ineinander verschränkt. Das Gesamtkonzept bestimmt, wer wann welche Beiträge liefert und macht daraus einen stimmigen Fluss, in dem auch die Wechsel ihre Bedeutung haben.
Dementsprechend reden wir hier auch eher von einem Gesamtkunstwerk als von einem Sammelband einzelner Hefte einer Miniserie. Wer Kabuki von David Mack kennt, wird hier einiges wiedererkennen: Seine Details sind bis auf das Kleinste ausgefeilt und stimmig, nichts ist überflüssig. Dadurch schafft er einerseits einen starken Realismus und wirkt fast wie ein angehaltener Film, insbesondere Dank des Überformates, andererseits springt beim Seitenwechsel dann wieder ein anderer Stil in das Blickfeld und die Collage ist wieder das treibende Element.
Unbedingtes Must-Have
Der erste Band hat im letzten Jahr zurecht die Jahresbestenliste von comix-online angeführt! Auch der zweite Teil ist ein unbedingtes Must-Have für Thriller-Fans! Natürlich spielen hier die Figuren des Bat-Kosmos mit. Die Kenntnis ihrer dortigen Funktion ist aber nicht notwendig, ja, teilweise werden sie hier sogar anders interpretiert. Der Band ist somit natürlich allen Freund*innen der Fledermausgeschichten wärmstens ans Herz zu legen, die Zielgruppe geht aber darüber hinaus! Hier dürfen gerne auch diejenigen einen Blick riskieren die sonst eher nach Schreiber & Leser- Titeln greifen würden.
Für ein paar Euro mehr gibt es auch eine limitierte Ausgabe des Titels mit einem Variantcover. Beide Ausgaben sind aber formattechnisch sehr hochwertig als Hardcover im Überformat mit leicht glänzenden Farben auf grifffestem Papier.
Cover der Vorzugsausgabe
Dazu passen ein Juicy Joker aus Den Haag und die guten alten The Adicts.
Wer alle Stories aus dem Bat-Universum in der richtigen Reihenfolge lesen möchte wird hier vor eine gewisse Herausforderung gestellt. Der aktuelle vierte Band präsentiert nämlich zunächst ein paar ältere Geschichten, die vorher ausgelassen worden waren.
Die Katze lässt das Mausen nicht
Wir alle erinnern uns, Catwoman war drauf und dran, Batman zu ehelichen. Da sie ihm aber vor allem die Möglichkeit lassen wollte, den Dunklen Ritter zu geben, hatte sie einen Rückzieher gemacht und war in das selbstgewählte Exil nach Villa Hermosa gegangen. Der Start der dortigen Erlebnisse ist in Band 1 nachzulesen. Die erste Story liefert ein kleines Scharmützel mit einem speziellen Hehler und führt vor allem tiefer in die Beziehung von Selina mit der örtlichen Polizei ein. Ränke und Täuschungen waren schon immer das Vergnüglichste an den Erzählungen über die Meisterdiebin.
Eine weitere Episode erzählt von den Versuchen der lokalen Gangster*innen, den ungeliebten Neuzugang wieder loszuwerden. Was zunächst einfach nach einem guten Coup aussah ist tatsächlich nur die Tarnung für die Jagd auf Catwoman selbst. Ram V. zeigt hier, dass er die Figur verstanden hat und in der Lage ist, sie weiter zu entwickeln. Tatsächlich hat er dazu nun auch Gelegenheit bekommen.
Den Abschluss bilden nämlich aktuellere Teile: Catwoman erlebt ein phantastisches Abenteuer auf Isla Nevada mit einer etwas größeren Katze. Diese Geschichte fällt durchaus positiv aus dem Rahmen und der Superschurke hat zwar Superkräfte, allerdings mit Drogen erzeugte. Für die Fans der Mega-Events gibt es auch noch ein Tie-In mit Joker War und erstmals seit langer Zeit wieder eine Verbindung zu Bruce Wayne!
Die Zeichnungen
Nicht nur die Storylines sind nicht von der damaligen Stammautorin, auch der visuelle Teil ist von wechselnden Akteur*innen gezeichnet. Allen gemeinsam ist die Darstellung der Heldin als wandelbarer, selbstbewusster und starker Frau, auch wenn sie teilweise ein wenig bulimisch wirkt. Ansonsten dürfen sich hier Künstler*innen beweisen die alle bereits ihre Sporen verdient haben. Die Qualität ist daher durchaus im oberen amerikanischen Mainstream anzusiedeln. Besonders hervorheben muss man allerdings das Heft 25 und Fernando Blanco! Seine eingestreuten rötlichen Zeichnungen sind herausragend!
Die Wertung
Für Fans der DC-Antiheldin natürlich ein Muss! Moderne Stories fast ohne Supergegner*innen, basierend auf Witz und Täuschung. Und auch die Geschichten, die Teil einer übergreifenden Storyline sind erfordern kein Vorwissen, lassen sich also auch ohne alles andere genießen. Für die Komplettsammler*innen dieser übergreifenden Events aber sicherlich auch interessant. Wie immer begleitet Panini die Veröffentlichung der Hefte mit ein wenig begleitenden Artikeln über die handelnden Personen und die beteiligten Künstler*innen und druckt ein paar Variantcover mit ab.
Dazu passen relaxter Nothern Soul und ein wetterangemessener Aperol Spritz.
Dr. Alexander Braun ist einer der renommiertesten Autor*innen über Comics, Sammler und aktuell von der Stadt Dortmund engagiert um den dortigen schauraum comic + cartoon für drei Jahre mit Ausstellungen zu bestücken. Zu den Präsentationen, die kostenfrei (!) besichtigt werden können, gehört jeweils auch ein Katalog. Bisher wurden diese von den Kulturbetrieben der Stadt verlegt. Die aktuelle Ausstellung ist allerdings gleich für mehrere Orte konzipiert und wird nach Dortmund auch (hoffentlich so denn die Mutationen und Impfungen mitspielen) 2022 in Erlangen, im Cartoonmuseum Basel und in Schleswig zu sehen sein. Der Begleitband durfte also etwas schwergewichtiger ausfallen. Aktuell bleibt ein virtueller Besuch möglich.
Die Person Will Eisner
Der Band über den Graphic Novel Godfather beginnt gar nicht mit ihm selbst sondern mit einer Nebenfigur und der bis dahin unbekannten Art der Einbeziehung der Leser*innen in die präsentierte Geschichte. Will Eisner hatte schon früh begonnen, die Grenzen der (damals angesagten) maskierten Superhelden-Comics zu überschreiten und auszudehnen. Nicht nur, dass der Spirit, sein Held, keine echte Maske trug, er brach auch mit fast allen anderen Konventionen: kein Serienlogo, sondern anspruchsvolle Splashpanels als Opener mit in die Komposition integriertem Schriftzug; der „Held“ war öfters kaum in der Geschichte präsent, ja wird sogar zusammen mit seinem Zeichner in einer Metaebene karikiert und es standen die „kleinen Leute“ im Vordergrund.
Auffällig ist die Eigenart Eisners, die Leser*innen einzubeziehen, in dem Teile der Handlung sich direkt an sie richten, ihr Wissen dem der „Handelnden“ überlegen ist und doch die Katastrophe nicht abgewendet werden kann. Die dazu notwendigen Bildausschnitte und sonstigen Techniken werden von Braun mit vielen kleinen Beispielen dargestellt und erläutert. Dabei verlieren die Ausführungen nie die Leichtigkeit einer Plauderei obwohl sie mit genau geplanten Sätzen auch das kleinste Detail sezieren und präsentieren.
Die beiden ersten Karrieren
Abgesehen von dem Appetithäppchen gleich zu Beginn, dass natürlich dazu verleiten soll, am Ball zu bleiben, folgt der weitaus größte Teil des Buches der Lebenschronologie von Eisner. Angefangen mit der Auswanderung seines Vaters aus Österreich (als Alternative zur Selbstverstümmelung um dem Kriegsdienst zu entgehen) und der späteren Heirat über die ersten Anfänge des jungen Will wird zunächst die Basis gelegt. Die Eisners waren arm, aber doch bessergestellt als aus Osteuropa eingewanderte Juden und auch assimilierter. Eisner gründete zusammen mit Bob Iger ihr erstes Studio, um Zeitungen mit einem kompletten Comic-Supplement zu versorgen, von dem dann wiederum der Spirit die Hauptgeschichte war.
Anders als der Vater war Will durchaus bereit, gegen die Faschisten in den Krieg zu ziehen, auch wenn er tatsächlich den Kriegsdienst an der Heimatfront mit dem Zeichnen von „educational comics“ verbringen sollte. Während dieser Zeit war der Spirit ohne ihn fortgeführt, nach Kriegsende aber wieder von Eisner übernommen worden. 1952 war diese Phase zu Ende und der Künstler konzentrierte sich mit einer neuen Firma komplett erneut auf Sachcomics, hauptsächlich wieder für die US Army. Die Einheit von Text und Bild, die er immer angestrebt hatte, war hier wieder gefragt, denn es ging darum Nutzer*innen von technischem Gerät mit Informationen zu versorgen die im Gegensatz zu den existierenden langwierigen Erläuterungen auch gelesen (und befolgt) würden.
Restart und etwas ganz Neues
1969 musste die Familie Eisner einen schweren Schicksalsschlag, den krankheitsbedingten Tod der Tochter, verdauen. Während das Will und seiner Frau Ann noch halbwegs gelang wurde der Sohn nie wirklich damit fertig und selbst zum Problemfall. Alexander Braun beschreibt diese Zeit eindringlich und auch die damit zeitlich einhergehenden Veränderungen: Eisner beendete die Arbeit für die US Army, verkaufte seine entsprechende Firma und nahm erstmals an einer der neuen Comic Conventions teil. Schlussendlich führte das zu einer für den Rest seines Lebens andauernden Freundschaft und Geschäftsbeziehung zu Dennis Kitchen.
Diese führte nicht nur zu neuen Arbeiten von Eisner, sondern zu einer Neuausgabe des Spirit und zu neuentfachtem Feuer für neue Darstellungsformen. Das erste greifbare Ergebnis davon war die Graphic Novel „Vertrag mit Gott“ der dann weitere folgten. Erstmals hatte Eisner es geschafft und eine Erzählung mit Bildern in einem Literaturverlag platzieren können und nebenbei auch den richtigen Zeitpunkt für dieses neue Genre getroffen. Und wieder leitet Alexander Braun an vielen Beispielen her was dieses Neue eigentlich ist, wie es konstruiert ist und warum es wirkt. Dabei geht es auch um die Verarbeitung der eigenen Trauer über den Tod der Tochter.
Die Themen der folgenden Graphic Novels drehen sich um die eigene Familie (in schonungsloser Offenheit!), jüdische Lebensverhältnisse in den Staaten, die Geschichte einer Straße, sind aber immer auch basiert in der Eisnerschen Lebenswelt und damit auch auf dem erlebten Antisemitismus, Armut und Ausbeutung. Eines der bekanntesten Werke dürfte wahrscheinlich „Ich bin Fagin“ sein. Hier baut Eisner auf Charles Dickens auf und setzt dem dort vorhandenen antisemitischen Konstrukt des „Juden“ eine andere Sichtweise entgegen, um eine bessere Auseinandersetzung mit dem Thema zu ermöglichen. In die gleiche Richtung zieht seine Schrift gegen die Hetzschrift der angeblichen Protokolle der Weisen von Zion.
Der Output war aber nicht nur Comics und Graphic Novels sondern auch Interviews, Analysen und vor allem zwei Sekundärwerke über die Kunst der grafischen Erzählens mit den Mitteln der „Sequential Art“.
Eine ganz persönliche Auseinandersetzung
Ich habe schon einiges, ausgezeichnetes von Alexander Braun gelesen. Ich bewundere seine Fähigkeit, komplexe Sachverhalte einfach darzustellen, aufzubröseln und dadurch nachvollziehbar zu machen. Hier gibt es kein Geschwafel über künstlerisches Ziel, sondern eine auf das handwerkliche heruntergebrochene Erklärung warum etwas wirkt und was es auslöst. Durch die schiere Menge der Illustrationen kann das auch nachvollzogen werden und das Überformat des Buches hilft dabei natürlich auch: Die Zeichnungen sind so groß, dass auch Details gut erkennbar sind.
Der Text ist aber gleichzeitig sehr persönlich geschrieben. Braun versucht sich in die Rolle Eisners zu versetzen, um ihn zu verstehen und ist dabei weder unkritisch, fanboy-haft noch bewertend. Er scheut sich auch nicht, eigene Theorien aufzustellen und diese im Interview mit Dennis Kitchen zu überprüfen. Dadurch wird das Werk spannend wie ein Krimi und lädt dazu ein, die (durch Corona eh häuslichen) Abende mit diesem Buch zu verbringen.
Das wiederum ist fast schon ein coffeetable-book, 25 x 32 cm groß und 4 cm dick! Da sich der Avant-Verlag entschieden hat, sehr stabiles, hochwertiges Papier zu verwenden, ist es auch nicht gerade leicht. Es lohnt sich aber uneingeschränkt (und ist nebenbei bemerkt für diesen Preis ein echtes Schnäppchen)! Für mich ein ernstzunehmender Kandidat für das Sachbuch des Jahres und eigentlich ein Must-Have für alle, die Comics nicht nur lesen wollen. Und wer kann sollte nach dem Genuss des Titels (erneut) die Ausstellung besuchen und die Werke im Original betrachten.
Dazu passen das Joe Alterman Trio (mit Jon Liebman und Nick Johnson) und ein Bier von He’Brew.
Jetzt auch noch ein Comic über eine Pandemie? Haben wir nicht genug Probleme vor der Haustür? Aber Moment, der Comic ist ja von kurz VOR COVID-19… Also: Vorurteile wieder zurück in die Schublade. Was bleibt, sind die hohen Erwartungen denn bereits mit Babylon 5 hat JMS die Messlatte extrem hoch gelegt und auch im Folgenden immer wieder sein Talent bewiesen. Nach vielen Betätigungen in fremden Universen erfolgt nun die Genesis eines komplett neuen. Es soll die Basis für viele weitere Geschichten einer unbekannten Vielzahl von Kreativen werden.
Ein neues Zeitalter nach der Pandemie
Die Geschichte spielt in der Jetzt-Zeit; alles geht seinen gewohnten Gang und die Menschen reisen Kreuz und Quer durch die Welt. Doch eines Tages passiert es, dass ein Erreger (und seine Herkunft wird hier nicht verraten) den ersten Wirt findet und von diesem Zeitpunkt an geht es ganz schnell. Wir alle kennen heute die animierten Grafiken aus hunderten von Sondersendungen und insofern vergisst man beim Lesen schnell, dass diese Fiktion nur kurz nach ihrer Veröffentlichung tatsächlich Realität geworden ist.
Glücklicherweise haben wir aber nicht den von Straczynski erdachten Virus abbekommen denn bereits in der ersten Welle sterben 400 Millionen Menschen auf der Erde und eine Impfung ist nicht in Sicht. Doch dann ist es vorbei und von einem Tag auf den anderen scheint die Seuche beendet. Einige Überlebende haben jedoch besondere Kräfte entwickelt, Superkräfte. Dabei wurden keine unterschiede gemacht und so sind jetzt Arbeitslose wie Milliardär*innen, Süchtige wie Spitzensportler*innen, gute und Böse mit diesen Kräften ausgestattet.
Es entwickelt sich eine neue Industrie, die versucht der Superwesen Herr zu werden und Held*innen wie Schurk*innen ausstattet und mit Verträgen knebelt. Daneben gibt es aber auch einige, die das nicht mit sich machen lassen wollen und so ist das Grundsetting gelegt. Ach ja, und es gibt natürlich Politik! Einige Staaten versuchen, ihre Territorien zu vergrößern, Diktaturen gehen unter und entstehen und die Großen fallen in den Kalten Krieg zurück.
Innovative Zeichnungen
Der Ruf, der Mike Deodato Jr. vorauseilt, ist fast noch größer, hat er doch fast alles bei Marvel schon gezeichnet und auch Serien wie Wonder Woman oder Xena zu Erfolgen geführt. Nun sind der bekannte Mainstream-Zeichner und JMS zu AWA (Artists, Writers & Artisans) gewechselt, um ihre eigenen Figuren zu erschaffen. Das Universum soll für viele Projekt offenstehen, die Figuren der Resistance allerdings gehören den beiden.
Das Layout folgt oft einem festen Raster, das über die Seitenbegrenzungen hinaus geht und die Zeichnungen in den unendlichen Raum ausfasern lässt. Um dabei nicht eintönig zu werden sind immer wieder auch ganzseitige Illustrationen, klassische Streifenfolgen oder verschränkte Layouts eingestreut und bieten in ihrer Mischung eine perfekte Fläche für die realistischen Zeichnungen Deodatos. Er wechselt das Erzähltempo häufig und variiert dann auch die Panelgröße entsprechend. Dazu kommen Rückblicke in opaken Farben und Medien wiederspiegelnde Facetten. Dabei zitiert er durchaus den einen oder anderen Klassiker wie etwa Watchmen. Und dankenswerte Weise legt er wenig Wert auf die Ergebnisse von Gewalt!
Erwartungen erfüllt?
Ich denke schon, dass The Resistance die Erwartungen der meisten Leser*innen erfüllt! Die Post- (oder vielleicht auch in-between-) Pandemie-Erfahrungen decken sich mit dem hier Beschriebenen und die beste Science-Fiction war schon immer die, die von der Wirklichkeit nicht so einfach unterscheidbar war. Die Zeichnungen sind auf hohem amerikanischem Niveau und die Geschichte ist keineswegs ein langweiliger erster Band, der die Umgebung und die Figuren zwar einführt, sonst aber wenig zu bieten hat.
Straczynski hat eine ganze Menge Elemente verknüpft und kann damit witzige Begebenheiten genauso gut erzählen wie dramatische, traumatische, politische oder zynische. Kurzum: Er beschreibt tatsächlich eine Welt und erzählt nicht nur eine Geschichte in einer existierenden. Natürlich ermöglicht die Nähe zur Realität aber den Leser*innen das unbewusste Füllen von Lücken durch das alltägliche. Insgesamt also ein gelungener Neustart und eine Empfehlung für alle, die mal neue Superheld*innen kennenlernen wollen und nicht mit Lemiere schon genug davon haben.
Neben den bereits üblichen Covern enthält der Band auch noch Auszüge aus dem Szenario inklusive der Vorentwürfe und eine längere Erklärung von JMS zur Vorgeschichte der Serie.
Dazu passen Los Fastidios mit ihrem Corona-Album „From Lockdown to the World“ und ein typisches Stay at Home-Getränk: selbst gebrautes Bier.
Der zweite Teil der kompletten Miniserie hat einen etwas anderen Fokus als der erste Teil. Die beiden Superstars Ellis und Hitch präsentieren eine Geschichte außerhalb der Kontinuität und dürfen sich daher alle Freiheiten nehmen. Sicherlich eine der größten ist, dass Alfred Pennyworth, Butler und Freund der Familie Wayne, am Leben ist!
Der Krieg hat begonnen
Teil 1 zog einen großen Teil seines Charmes daraus, dass Batman sich in die Opfer eines Verbrechens hineinversetzen und so ein Verständnis für die Taten und ihre Verflechtungen entwickeln konnte. Mittlerweile ist klar, dass alle Taten Teil eines Plans sind, und dass sein Gelingen das Überleben der Stadt Gotham als solches gefährden würde. Dabei zieht Warren Ellis alle Register und kreiert einen Superschurken mit psychologischem Trauma als Hintergrund.
Allerdings beeinflusste möglicherweise eine mögliche Verfilmung das Story-Writing meines Erachtens etwas zu sehr. In bester Popkornkinomanier geben sich technische Gadgets die Hand, explodieren immer größere Mengen und hauen Menschen auf einander ein. Hier hätte ein wenig mehr Psychologie und etwas weniger Action gutgetan.
Die Story an sich gefällt aber trotzdem: Die Traumata stehen im Vordergrund und bestimmen die Emotionen. Der Verstand versucht das zu verstehen und trotzdem eine logische Entscheidung zu ermöglichen, wird aber immer wieder durch Reize in Frage gestellt. Dabei fungiert Alfred oft genug als Gewissen und Verstand gleichzeitig wenn er Bruce wenigstens bei der Wundversorgung am Weglaufen hindern kann.
Bombastische Zeichnungen
Von den lauten Tönen getrieben kann Bryan Hitch natürlich ebenfalls aus dem Vollen schöpfen. Übertriebene Kampfmaschinen, gallige Drohnen und Kampfanzüge in oft seitenfüllenden Panels und dazu ohrenbetäubende Explosionen, zerreißendes Metall und ineinander krachende Fahrzeuge sind so realistisch dargestellt, dass der Soundtrack fast schon zu hören ist.
Daneben kann er aber auch im zweiten Teil leise Szenen einfühlsam zu Papier bringen. Der Regen, die Tränen, der um das üble Ende wissende Blick von Alfred sind für mich die wahren Highlights der Zeichenkunst!
One for the record!
Seien wir mal ehrlich: Viele der Batman-Geschichten aus den letzten Jahrzehnten taugen nur zum einmaligen Lesen. Sie dienen der monatlichen Unterhaltung aber haben keinen nachhaltigen Wert in der Batman-Historie. Dieser wird entweder durch das Einführen von Charakteren geschaffen oder aber durch (oftmals psychologische) Herausforderungen, die Held*innen oder Schurk*innen weiterentwickeln. Daneben gibt es natürlich auch extrem gut konstruierte, spannende Geschichten.
Hier bringen Ellis und Hitch nicht nur Batman und Alfred weiter, sondern definieren auch einen ernstzunehmenden Gegenspieler ohne dabei übersinnliche, göttliche oder extraterrestrische Kräfte bemühen zu müssen. Lesenswert! Für Sammler*innen gibt es auch vom zweiten Teil eine limitierte Hardcoverausgabe mit Variantcover und selbstverständlich fehlt auch der Abdruck von Variantcovern nicht.
Cover des limitierten Hardcover
Dazu passen ein „Lemmy“-Cocktail und “You can`t bring me down” von Suicidal Tendencies!
Was hätte es in den letzten Monaten für schöne Ausstellungen gegeben, wenn man sie denn hätte besuchen können. Einige wurden gar nicht erst eröffnet, andere fanden fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt oder werden in ein paar Monaten wiederholt. Und ein paar haben den Weg der digitalen Transformation beschritten und sind wenigstens virtuell zu besichtigen.
Der schauraum
Glücklicherweise gehört dazu auch die neue von Dr. Alexander Braun, dem Kurator des schauraums in Dortmund. Der Raum, gleich gegenüber dem Dortmunder Hauptbahnhof zentral gelegen, lädt zu kostenlosen Besuchen ein und zeigt an ein paar Wänden und in Schaukästen seltenes Material zu ausgewählten Themen. Vertiefend bietet jeweils ein Katalog vertiefte Informationen. Der Autor schafft es dabei, die neunte Kunst ohne verschwurbelte Worte zu erklären, bisher Unbekanntes herauszuarbeiten und Beziehungen herzustellen. Zudem ist es unglaublich, welche Schätzchen Alexander Braun jeweils herbeizaubern kann.
Dortmund hat sich mit den bisherigen Ausstellungen zu Carl Barks, dem zweiten Weltkrieg im Comic und über Animes in Deutschland einen führenden Ruf in Deutschland erarbeitet und der wird durch die jetzt gerade gestartete Schau über den Godfather der Graphic Novel, Will Eisner, bestimmt nicht geschmälert werden. Alles könnte also so schön sein, wenn nicht das bereits anfangs erwähnte Virus dem einen Strich durch die Rechnung machen würde.
Der großartige Will Eisner
Als einzige Lösung bleibt daher die Ausstellung digital zugänglich zu machen: Mit dem virtuellen Rundgang kann jede*r ab sofort die Ausstellung coronagerecht von zuhause erkunden. Noch besser: Niemand steht zwischen den Betrachter*innen und dem Kunstwerk oder drängelt von hinten. Und man darf sogar mit einem Getränk oder einem Snack vor dem eigenen Rechner sitzen. Gezeigt werden dabei Originale, Druckplatten, Originalausgaben und Devotionalien.
Die Ausstellung ist in mehrere Bereiche gegliedert und orientiert sich an Graphic Novels von Will Eisner. Es gibt in dem Rundgang jeweils Punkte auf die sich virtuelle Betracher*innen stellen können. Texte, die mit einem i gekennzeichnet sind, können geöffnet werden und geben thematische Einordnungen, an die Bilder selbst kann man mit der Maus heranscrollen. Mehr geht nicht!
Zunächst war Eisner ein Comic-Zeichner wie viele andere auch. Schon sein Spirit setzte aber neue Maßstäbe und veränderte unter anderem die Beziehung zwischen Leser*in und betrachtetem Comic indem es Leser*innen in den Kontext einbezog, ihnen mehr Wissen erlaubte als den Handelnden Personen des Strips und dadurch Spannung aufbaute. Zudem waren die eröffnenden Splash-Panels Meisterleistungen. Später verlegte sich Eisner mehr und mehr auf graphische Erzählungen über das Leben, den Antisemitismus und Religiosität. Damit nicht genug war Eisner auch einer der Ersten, der eine Theorie entwickelt hatte, wie man Bilder aufbauen müsste, um damit zu lehren, wie Bildfolgen, um damit grafisch erzählen zu können.
Der Katalog
Natürlich wird auch diese Ausstellung von einem Katalog begleitet, er wird in Kürze beim avant-Verlag erscheinen. Ich konnte bereits einen ersten Blick hineinwerfen und bin mir jetzt schon sicher, dass er den Weg in die comix-online-Jahresbestenliste 2021 schaffen wird! Eine Fülle von Illustrationen, eingebettet in einen Text von Dr. Alexander Braun der einordnet, erklärt und die Relevanz hervorhebt. Ich bin mir sicher, dass selbst eingefleischte Eisner-Fans hier Neues entdecken werden. Eine ausführliche Besprechung erfolgt hier in Kürze.
Vielen Dank also an das Team vom Dortmunder schauraum comic + cartoon für die Möglichkeit, die Ausstellung trotzdem besuchen zu können und in der Hoffnung, das virtuelle Vergnügen dann auch vor Ort vertiefen zu können!