ZACK 301
Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel
Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792
Im letzten Heft, der 300. Ausgabe des „neuen“ ZACK, gab es außerhalb der Fortsetzungen nur Kurzgeschichten aus der Jubelnummer zu 77 Jahren Tintin-Magazin. Nicht nur comix-online fand das gut und so wird Ende des Jahres ein ZACK-Sonderheft erscheinen, das weitere Kurzgeschichten daraus präsentiert. Zu vermelden ist leider auch, dass Étienne Willem, Zeichner von Paris der Wunder, Die Flintenweiber, Das Mädchen von der Weltausstellung und vieler weiterer Titel aus dem Leben geschieden ist. R.I.P.
Die Neustarts
Coverboy dieser Ausgabe ist Al Chrysler, einer derjenigen, die sich als Bootblack im New York der 30-er Jahre das Geld verdienen. Al ist gerade aus dem Knast entlassen worden als er feststellen muss, dass die alten Sünden keineswegs vergeben sind. Der Mafiaboss hat ein gutes Gedächtnis und vermisst eine ganze Menge an Geld… Mikaël vermengt auch im zweiten Teil dieser Geschichte wieder Rückblicke des WWII-Teilnehmers auf seine Jugend in dem Moloch New York mit der Gegenwart. Der Vorgänger, Giant, wird in Kürze in der ZACK-Edition als Gesamtausgabe erscheinen.
Ebenfalls neu ist Die Bank. Band 5, Die Scheckhefte von Panama, setzt die Familiengeschichte aus der Welt der Kredite und Finanzspekulationen fort. Joseph de Saint-Hubert landet in New York, um die neue Welt zu erobern. Wie wir alle bereits wissen, wird das allerdings nicht einfach sein, besteht die Familie doch fast nur aus Intriganten! Das Team Pierre Boisserie & Philippe Guillaume (Szenario) sowie Stéphane Brangier (Zeichnungen) hat auch das Gold der Belgier verantwortet.
Die Fortsetzungen
Die Geschichte um Mata Hari, die mit ihrer Erschießung begonnen hatte und nun den Weg dorthin beschreibt, geht mit einer Episode in Paris weiter. Margaretha Zelle tanzt sich in die gehobene Gesellschaft, muss sich aber erstmals mit ihrer eigenen Geschichte und den darum sorgfältig konstruierten Lügen befassen. Sehr einfühlsame Erzählung von Esther Gil mit realistischen Zeichnungen von Laurant Paturaud. Ein Beweis dafür, dass Biographien sehr spannend aufbereitet werden können, obwohl der Inhalt eigentlich bekannt ist.
Metamorphosis ist der sechste Band von Harmony. Der Mystery-Thriller von Mathieu Reynès verbindet gesellschaftspolitische Themen (das Ausnutzen von Kindern für Geschäftsinteressen und Brutalität) mit paranormalen Topics wie Psy-Fähigkeiten und übernatürlichen Kulten. Die Spannung steigt tatsächlich von Folge zu Folge und obwohl immer mehr Fäden verknüpft werden, ist ein Ende nicht wirklich zu hoffen. Die Zeichnungen kombinieren dabei moderne Elemente der Tablet-Kunst, des Manga und der klassischen frankobelgischen Linie.
Aleksis Strogonov ist weiterhin im Umfeld der stupiden lila Hemden unterwegs. Die Geschichte Kino von Jean Regnaud verknüpft klassische Elemente des Rechtsradikalismus wie Rassismus und nationale Überhöhungen mit einem Drama über einen Menschen, der alles will, aber nicht bereit ist, dafür auch wirklich etwas zu leisten. Dadurch wird mir leider nicht klar, was der Autor eigentlich erreichen will. Émile Bravo versucht mit seinen Zeichnungen, das Beste daraus zu machen.
Die klassische Fliegerserie Tanguy & Laverdure entwickelt sich immer mehr zu einem Politthriller in der Schnittstelle zwischen Politik, Wirtschaft, Verschwörung auf der einen und Drama auf der anderen Seite. Auch Die unsichtbare Grenze ist wieder ein solcher Fall. Während Laverdure lernen muss, eine ihm unbekannte Maschine zu fliegen (und zu stehlen) entdeckt Tanguy, dass wesentlich mehr Player involviert sind als zunächst angenommen. Spannende Geschichte von Patrice Buendia & Frédéric Zumbiehl mit Zeichnungen von Sébastien Philippe, die den ursprünglichen Spirit gekonnt modernisiert haben.
Und sonst?
100 Seiten bedeuten, dass es jetzt monatlich sechs Geschichten in Fortsetzungen geben wird. Georg F.W. Tempel kann also zum Glück mehr Stories unterbringen. Parallel dazu werden immer mehr Ankündigungen für die ZACK-Edition bekanntgegeben. Neben den Tanguy & Laverdure-Bänden kehrt mit den Minimenschen auch die Hauptserie von Pierre Seron zurück: zum Label „ZACK“, aber auch zum Verleger, der die Serie im Feest-Verlag vor Jahrzehnten das erste Mal in adäquater Form in Deutschland präsentiert hatte.
Im Heft gibt es auch noch Parker & Badger, Grott & Bott sowie Tizombi als Onepager, die Seite über das ZACK vor 50 Jahren von Michael Klein sowie Artikel über ein Manga-Road-Movie und ein Interview mit Baru, einem französischen Graphic Novel Künstler.
Dazu passen die ebenfalls nicht älter werdenden AC/DC, etwa mit „Riff Raff“ und passend zum Wetter eine Weisweinschorle.
© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2024
2 Gedanken zu „ZACK 301 (Juli 2024)“