Crepax – Dracula

Nach einem Roman von Bram Stoker

Story: Guido Crepax
Zeichnungen: 
Guido Crepax

Originaltitel: Conte Dracula

Splitter Verlag

Hardcover Überformat | 144 Seiten | Farbe | 35,00 € | 
ISBN: 978-3-98721-314-4

Cover Crepax Dracula

Comic_Leser*innen in Deutschland dürften – außerhalb von Walt Disney Titeln – im Wesentlichen drei Zeichner aus Italien bekannt sein: Hugo Pratt, Milo Manara und Guido Crepax. Letzterer ist hauptsächlich durch seine erotischen Werke bekannt. Seine Federzeichnungen sind aber auch geeignet, ganz andere Sujets darzustellen.

Grusel vom Feinsten

Die Geschichte über den mächtigsten Fürsten aller Vampire, Graf Dracula (im Original Conte Dracula) wurde schon oft erzählt. Meistens stehen dabei der Vampir selbst oder seine Jäger im Vordergrund. Crepax stellt dagegen die Opfer in das Zentrum seiner Adaption. Da wäre zunächst ein Mann, der immer mehr in eine Geisteskrankheit abrutscht. Er scheint Befriedigung darin zu finden, zu sehen, wie sich immer größere Tiere von kleineren ernähren und entwickelt eine teils sehr aggressive Verhaltensweise.

Des Weiteren wären da die weiblichen Protagonistinnen. Sie sind gezwungen, zuhause zu bleiben, während ihre Männer in spe in der Weltgeschichte unterwegs sind. Eigentümlicherweise werden sie immer stiller, zurückhaltender, blutärmer. Gleichzeitig haben sie aber erotische Träume und wachen des Morgens wie ausgezehrt auf.

Crepax Dracula page 13

In einer Parallelhandlung wird erzählt, basierend auf dem Tagebuch des jungen Harker, wie Dracula selbst und seine Gespielinnen dem jungen Mann zugesetzt haben. Dem Vampir ist es schließlich gelungen, Transsylvanien zu verlassen und Nester in England zu gründen. Natürlich bleibt die große Frage, ob es gelingen kann, seinem Treiben Einhalt zu gebieten.

Meisterhafte dynamische Strichführung

Die Zeichnungen von Guido Crepax sind außergewöhnlich. Einerseits treibt er die Handlung voran mit Bildern, in denen die Striche wie dahingeworfen erscheinen und eine Hektik ausdrücken. Andererseits kann er aber auch verweilen und scheinbar das tiefste Detail ausloten wollen. Diese Momente sind den orgiastischen Szenen inne, aber auch den Charakterstudien der Hauptfiguren. Die Details kommen dabei aus Schraffuren und dem Spiel zwischen Hell und Dunkel! Das Layout ist dabei an keine Grenzen gebunden.

Crepax Dracula page 14

Diese Optik passt perfekt zur Schauerromantik, die dem Ganzen zu Grunde liegt. Der Vampir, der das Dunkle braucht, dessen Auswirkungen aber das Helle vernichten, ist eine perfekte Aufgabe für eine schwarz-weiße Umsetzung. Der feine Federstrich von Crepax erlaubt es dabei, sowohl Körper als auch Kleidung sehr genau wiederzugeben und doch der Fantasie noch Raum zu lassen.

Atemberaubend

Viele Comics mit dem Label erotisch oder sinnlich sind weder das eine noch das andere und zeigen nur viel nackte Haut. Crepax versteht es jedoch, die sinnliche Komponente der Geschichte von Bram Stoker aus einem anderen Blickwinkel zu zeigen und die Gefahr der Besessenheit bzw. der völligen Hingabe zu verbildlichen. Dabei verlässt er den Bereich des Guten Geschmacks nicht!

Wer Schauerromantik gerne liest, wird sich hier wohlfühlen. Auch Leser*innen von Young Adult Themen sollten einen Blick auf diesen Klassiker werfen. Das Werk von Crepax wird in Deutschland gerade wiederentdeckt, etwa beim avant-Verlag. Auch bei Splitter sind weitere Bände angekündigt. Hingewiesen sei auch noch auf die Einführung von Gianni Guadalupi!

Crepax Dracula page 15

Dazu passen Good Feelins mit ihrem „Shattered“ und ein Elephant Gin!

© der Abbildungen Guido Crepax, 1983 / Archivio Crepax and Guido Crepax, 2012 | Splitter Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld 2023

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