Toussaint/Josse – Von der anderen Seite der Mauer

Ein Stück aus der deutschen Geschichte

Autor: Kid Toussaint

Zeichnungen: Tristan Josse

Originaltitel: De l´autre côté du mur

Blattgold Verlag

Hardcover | 64 Seiten | 20,00 €
ISBN: 978-3-949987-16-8

Cover Von der anderen Seite der Mauer

Mittlerweile ist es fast länger her, dass die DDR aufhörte zu existieren als ihre Existenz gedauert hat. Wesentlicher Stützpfeiler der Gesellschaft war die Mauer, die Bewohner*innen daran hinderte, den östlichen Teil Deutschlands Richtung Westen zu verlassen. Der sog. „Antifaschistische Schutzwall“ diente aber auch als Barriere gegen den Import vom „Westware“, die ideologisch verdächtig war.

Grenzgänger*innen vereinigt euch!

Obwohl die Mauer und der Rest der Grenzen der DDR gut bewacht waren, gab es immer wieder erfolgreiche, teils sehr spektakuläre Fluchten und natürlich auch den kleinen und größeren Schmuggel. Dieser wiederum war entweder sehr persönlich, organisiert von lokalen Strukturen, oder aber groß angelegt und höchst professionell.

Von der anderen Seite der Mauer, die Geschichte des Belgiers Kid Toussaint, beginnt damit, dass eine obskure, scheinbar staatliche westdeutsche Organisation vier Menschen zusammenbringt, die aus unterschiedlichen Gründen die Grenze regelmäßig illegal überqueren. Ihre Motive sind dabei sehr unterschiedlich. Einer versucht, sein Ego und seine Libido zu befriedigen im dem er junge Frauen in den Westen bringt, ein anderer macht Geld mit importierten LPs. Die drei Männer und eine Frau sollen zum Jahrestag des Mauerbaus eine größere Gruppe an Bürger*innen aus der DDR in den Westen schleusen und so den Staat lächerlich machen.

Cover VZA Von der anderen Seite der Mauer
Cover VZA

Während der Vorbereitungen, die Gruppe entschließt sich zu einem Tunnelbau, treten nicht nur Differenzen innerhalb der zusammengewürfelten Truppe auf, die teilweise an „Haus des Geldes“ erinnern, es wird den Held*innen auch klar, dass ihre Auftraggeber möglicherweise ganz andere Ziele verfolgen. Der sonst eher im Jugendsektor tätige Toussaint entwirft eine spannende Story im Umfeld von Abenteuer, Geheimdienst/Verschwörungen und History!

Dynamischer Stil

Tristan Josse setzt das Abenteuer in einem sehr dynamischen Stil um. Seine Bilder sind halbwegs realistisch, die Figuren haben einen karikativen Einschlag und erinnern etwa an „Das Mädchen von der Weltausstellung“. Die computerbasierten Layouts erlauben ein Überlappen der Panel, die ihr Grundraster meistens verlassen. Die Bilder sind sehr dynamisch, haben teilweise Lautwörter und Bewegungslinien, die die Dynamik noch verstärken.

Wer eine typische (und super gelungene) Actionszene begutachten möchte, sollte sich die Seiten 16 und 17 ansehen. Fast aus dem Stand heraus explodiert hier die Handlung förmlich nur um kurze Zeit später mit einem unerwarteten Moment zu enden.

Vorsatz Von der anderen Seite der Mauer

Die neue ZACK-Edition!

Seitdem Georg F. W. Tempel und sein Blattgold-Verlag das ZACK übernommen haben, überraschen sie stetig mit neuen Ideen. Das ZACK wurde dicker, in der Spezial-Reihe werden Klassiker dargeboten, Bob Morane, Michel Vaillant und Johnny Focus haben Gesamtausgaben bekommen und in der neuen Edition werden moderne frankobelgische und niederländische Serien veröffentlicht, die auch in das monatliche Heft gepasst hätten.

Von der anderen Seite der Mauer ist ein solcher Titel: eine spannende Geschichte, grafisch modern und ansprechend umgesetzt, die ein düsteres Kapitel der deutschen Vergangenheit unter einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet und aufzeigt, dass offizielle und inoffizielle Geschichtsschreibung nicht immer identisch sein muss. Tipp! Es gibt auch eine limitierte Vorzugsausgabe mit Variantcover und signiertem Druck.

ExLibris VZA Von der anderen Seite der Mauer
ExLibris der VZA

Dazu passen Propaganda mit „p:Machinery“, und ein Berliner Kindl.

© der Abbildung 2023 Bamboo Édition / 2023 Blattgold Verlag, Bad Dürkheim

Ein Gedanke zu „Toussaint/Josse – Von der anderen Seite der Mauer“

  1. Ich kann dem Beitrag nur voll und ganz zustimmen Inklusive der Musik, das Album läuft bei mir seit Erschienen immer wieder „im Stück“. Nur beim Bier bin ich etwas anders unterwegs

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