Zauberstern – Savage Dragon 1

The Dragon

Story: Erik Larsen
Zeichnungen: 
Erik Larsen

Originaltitel: The Dragon 1 – 5, 1996 USA

Zauberstern Comics

Heft |132 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISBN: 978-3-98953-231-1

Cover Savage Dragon 1

Zauberstern Mastermind Simeon Hrissomallis hatte schon als Mitarbeiter beim damaligen Infinity Verlag währen des ersten deutschen Heftchen-Booms dafür geworben, diese Gründerserie des image-Verlages nach Deutschland zu holen. Nun, es hat ein paar Jahrzehnte gedauert, aber jetzt mögen die Spiele beginnen:

Freaks are bad? Not always!

Savage Dragon ist eine etwas andere Superheldenserie. Typischerweise gibt es ein paar Held*innen die Bösewichte mit oder ohne Superkräfte zur Strecke bringen. Hier sind es eher die guten Jungs, die auf die Mütze bekommen. Einer der Freaks mit Superkräften fragt dann auch ziemlich unverblümt, warum man sich an Regeln halten solle wenn man doch auch so alles haben könne. Der superstarke Mann ohne Namen mit der grünen Haut und der Finne auf dem Kopf kann sich an nichts erinnern was ihn selbst und seine Vergangenheit angeht. Er wird inmitten der Überbleibsel eines Brandes gefunden, gepflegt und überredet, der Polizei Chicagos beizutreten.

Obwohl er das zunächst nicht will, lässt er sich doch überzeugen und kämpft von diesem Moment an gegen eine Vielzahl von Superwesen, die sich dem Bösen zugewandt haben. Als Held erfährt er einerseits Verehrung und Achtung, nicht nur von Kolleg*innen, sondern auch von jungen Frauen. Er erlebt aber auch den alltäglichen Rassismus, der in den USA allgegenwärtig ist. Einem seiner Kollegen der entsprechend auftritt macht er sehr deutlich, dass von einem Polizisten als Vertreter von Recht und Ordnung ein Verhalten erwartet wird, das tadellos ist!

Dieses erste Heft enthält die komplette Miniserie The Dragon. Diese erzählt die Origin des Helden. Geplant ist, in einem zweimonatlichen Rhythmus alle anderen Abenteuer des grünen Muskelberges zu veröffentlichen, dann allerdings wieder mit 100 Seiten.

Teaser Savage Dragon

Creator owned and long lasting!

Erik Larsen hat anders als einige seiner Gründungskollegen bei image nicht auf Nummer Sicher gesetzt, sondern einen Charakter aus der Schublade geholt, den er schon als Jugendlicher entwickelt hatte. Sein Zeichenstil ist explosiv, Splashpages sind nicht nur zu Anfang des jeweiligen Heftes zu finden und die Soundwords sprengen fast den Seitenrahmen. Zwar kann Larsen auch ruhig, die Action ist aber nie weit entfernt.

Da mittlerweile mehr als 260 reguläre Ausgaben der Serie erschienen sind – zu denen noch diverse Miniserien kommen – ist nicht zu erwarten, dass der Stoff in Kürze ausgehen wird.

Endlich!

Die Rückkehr der Helden bringt neben Klassikern wie Flash Gordon und Phantom auch neue Serie auf den deutschen Markt. Zunächst sind das Van Helsing und Savage Dragon. Das Prinzip, alle zwei Monate ein Din-A-4-großes Heft auf den Markt zu bringen, scheint sich einzuspielen. Umso besser!

Cover Savage Dragon 1 VZA
Limitierte Ausgabe

Für Fans enthält die erste Nummer ein Poster in der Heftmitte, das sich entnehmen lässt, ohne die Story zu beschädigen und das Artwork der Originalcover. Für die Zukunft wird wieder eine Seite mit Leser*innenzuschriften geplant! Zudem gibt es eine limitierte Ausgabe.

Dazu passen New Model Army  („I did nothing wrong“) und ein American Porter.

© der Abbildungen 1992 – 2023 Erik Larsen, Image Comics, Inc. / Zauberstern Comics 2023

Hennessey, Smith/McConnell – Bier

Die Graphic Novel

Story: Jonathan Hennessey, Mike Smith
Zeichnungen: 
Aaron McConnell

Originaltitel: The Comic Book Story of Beer

Panini Comics

Hardcover | 176 Seiten | Farbe | 29 €
ISBN: 978-3-7416- 3609-7

Cover Bier - Die Graphic Novel

Ein Spielbein der Graphic Novels ist die Kategorie der lehrreichen und trotzdem unterhaltsamen Sachcomics. Diese müssen aber nicht immer nur komplexe politische oder ökonomische Theorien vorstellen, sie können sich auch mit geschichtlichen Themen befassen. Die Historie der Bier- und Braukultur ist auf jeden Fall ein Thema nicht nur für Nerds; alle, die gerne Bier trinken sind hier angesprochen. Was läge also näher als eine Besprechung dieses Werkes, schließt doch jeder Beitrag auf comix-online mit einer Empfehlung für passende Musik und Getränkeauswahl.

12.000 Jahre Trinkgenuss

Aktuell gibt es eine sehr lebendige Craftbier-Szene, die nicht nur dafür gesorgt hat, dass fast in jeder Stadt wieder mindestens eine (Mikro-)Brauerei anzutreffen ist, sondern auch viele alte, fast vergessene Biersorten neu belebt hat. Für eine lange Zeit stand in Deutschland das Pils fast schon als Synonym für Bier, und auch in anderen Ländern reduzierte sich das Angebot hin zu massenverträglichen Angeboten „ohne Ecken und Kanten“. Das deutsche Reinheitsgebot wurde nicht hinterfragt, sondern zu einem Dogma erhoben. Ausländische Biere, die oft andere Zusätze enthielten, durften hier nicht als Bier verkauft werden.

Wie aber hatte sich das Getränk, dass weltweit in seiner Konsumption nur von Kaffee und Tee übertroffen wird, entwickelt? Genau diese Frage stellen sich die beiden Autoren, Jonathan Hennessey und Mike Smith, und starten ihre Untersuchungen in der Frühzeit der Menschen. Aufgrund von Ausgrabungen wissen wir, dass schon vor rund 12.000 Jahren vergorene Getränke auf Getreidebasis von Menschen genossen wurden. Sie wurden allerdings wahrscheinlich nicht bewusst gebraut! Es war notwendig, dass natürlich vorkommende Hefe-Bakterien ihren „zufälligen“ Anteil leisteten. Auf dieser Stufe blieb die Geschichte des Bieres bzw. seiner Vorläufer über eine lange Zeit.

Bier page 5

Während der folgenden Jahrhunderte sind zwei Entwicklungen in Verbindung miteinander: Einerseits setzen die Hochkultur und das frühe religiöse Establishment eher auf Wein denn auf Bier, das eher für Barbaren und Pöbel geeignet schien, andererseits erkannten (und erkennen) Herrscher immer wieder die Einnahmequellen, die der Verkauf von Bier und der Prozess seiner Herstellung bieten. Ein letztes Aufflammen dieser Auseinandersetzung waren die Prohibitionsbemühungen. Andererseits war es geschichtlich betrachtet lange Zeit wesentlich gesünder, bearbeitete (und dadurch gekochte) Flüssigkeit in Form von Bier zu sich zu nehmen als verunreinigtes Wasser.

Abwechslungsreiches Layout

Sach-Comics haben oft ein sehr abwechslungsreiches Layout, da sie verschiedene Erzählformen zu bedienen haben. Diese reichen von der reinen, textlastigen Informationsvermittlung über die grafische Unterstützung derselben hin zu szenischen Momenten die pars pro toto Geschichten erzählend Inhalte vermitteln. Per se kann man das daher sehr spannend gestalten. Natürlich erfordert das ein sehr spezifisches Können! Aaron McConnell hat schon verschiedene Sachcomics mit Jonathan Hennessey umgesetzt, die beiden sind ein eingespieltes Duo.

Bier page 6

Die angewendeten Zeichenstile variieren und schaffen dadurch mehr Abwechslung. Während prinzipiell ein realistischer Stil bevorzugt benutzt wird, gehen die Zeichnungen teilweise in karikaturenhafte Übertreibung oder einen holzschnittartigen Stil. Sie betonen dadurch auch die unterschiedlichen Wissensvermittlungsarten.

Nicht nur für IPA-Fans!

Über eine lange, lange Zeit verlor Bier immer mehr an unterschiedlichen Facetten und migrierte von lokalen Besonderheiten zu standardisierten, globalen Produkten. Mit der Craft-Beer-Bewegung hat sich das seit einigen Jahrzehnten wieder in das Gegenteil gekehrt; noch nie gab es so viele Brauereien und Spielarten wie heute. Die Geschichte des Bieres als Kulturgut wird hier nachvollziehbar beschrieben. Es mag die eine oder andere Kritik an einzelnen Elementen geben, grundsätzlich bekommt man hier aber einen guten Überblick.

Bier page 8

Aufgrund seiner Professionalität ist das Buch auch nicht nur für Fans und Trinker geeignet, es ist interessant genug, um sowohl reinzublättern als auch um es komplett durchzulesen und kann daher auch eine Funktion als „Mini“-Coffee-Table-Book und Themengenerierer wahrnehmen. Wer will wird eine Sonderedition mit Rudi-Cover erwerben können. Wer über einen kleineren Zeitabschnitt lesen möchte, kann zusätzlich zu Hopfen und Malz greifen.

Dazu passen ein Guinness und The Business mit „Guinness Boys“!

© der Abbildungen 2023 by Jonathan Hennessey and Michael Smith, 2023 by Aaron McConnell / 2023 Panini Verlags GmbH

Ritstier/Oosterveer – Nicky Saxx 1

Der Betrug & Die Vergebung

Story: Willem Ritstier
Zeichnungen: 
Minck Oosterveer
Originaltitel:
Nicky Saxx 1

Kult Comics

Hardcover | 52 Seiten | Farbe | 20,00 € | 
ISBN: 978-3-96430-361-5

Cover Nicky Saxx 1

Zeitungsstrips waren eine lange Zeit ein wesentlicher Werbeträger für Tageszeitungen. Einerseits unterschieden sie sich natürlich durch ihre politische Ausrichtung, andererseits hatten sie ihre möglichst exklusiven Strips. Diese sollten die Leser*innen anhalten, die Zeitung auch am nächsten Tag wieder zu kaufen, um die Fortsetzung zu erfahren. Leider ist diese Tradition ein wenig eingeschlafen. In den Niederlanden war das Duo Ritstier/Oosterveer mit einigen Strips in De Telegraaf vertreten.

Nicky Saxx – eine toughe Ermittlerin

Nicky Saxx leitet Room 666, ein Unternehmen für schwierige Fälle. Wenn es darum geht, fast unmögliche Aufgaben zu lösen, ist dieses eine perfekte Adresse. Neben Nicky ist oft ihre Freundin Elja beteiligt, die mit ihren parapsychologischen Fähigkeiten unterstützen kann. Im Hintergrund werkelt Ben, der die Geschichten lieber von seinem PC verfolgt und technischen Support bietet. Pro Band erscheinen zwei extra kolorierte Geschichten der ursprünglich in schwarz-weiß abgedruckten Serie in Deutscher Erstausgabe. Die Serie ist auf 10 Bände konzipiert.

Nicky Saxx 1 page 3

Der Betrug beginnt damit, dass ein zahlungskräftiger Kunde Nicky bittet, den in Bolivien von Gangstern entführten Sohn zu befreien. Das Lösegeld ist angeblich überwiesen worden, seitdem fehlt jedoch jede Nachricht. Nicky und ihre Freundin Elja machen sich auf den Weg in das südamerikanische Land, müssen aber schnell erkennen, dass es sich um eine Falle handelt. Die Vergebung spielt dagegen in England. Elja wird informiert, dass ihre Tante plötzlich unerwartet verstorben ist und macht sich auf den Weg nach Cheswick. Dort angekommen entdeckt sie, dass nicht alle Indizien zueinander passen. Glücklicherweise bekommt sie spontanen Besuch von Nicky und die Beiden versuchen, den Fall aufzuklären.

Beide Fälle sind sehr spannend, müssen doch die Leser*innen bei der Stange gehalten werden. Mit einer Länge von jeweils 22 Seiten kann Willem Ritstier durchaus einige Details vertiefen, epische Auslassungen sind aber nicht möglich. An die Cliffhanger am Ende jeder Panel-Zeile gewöhnt man sich schnell. Eine gute Bereicherung des Geheimagent*innen-Sektors ohne den Sexismus von James Bond.

Nicky Saxx 1 page 4

Behutsam kolorierte Zeichnungen!

Wie bei Zeitungsstrips vor einigen Jahren üblich waren die Zeichnungen in schwarz-weiß angelegt. Das grobe Papier war für farbliche Details nicht unbedingt geeignet, Licht und Schatten waren einfacher wiederzugeben. Minck Oosterveer war ein Meister darin, mit schwarzen Flächen Tiefe zu erzeugen. Die nachträgliche Kolorierung ist zeitgemäßer, verdeckt aber die ursprüngliche Kunstfertigkeit nicht.

Oosterveer war durchaus dafür bekannt, seine Frauengestalten üppig auszugestalten und eher leichtbekleidet zu zeigen. Eine Vorgabe für diese Serie war daher, dass die Heldin kleinere Brüste haben müsste. Dieses und mehr Details gibt es im Anhang des Bandes in der mitabgedruckten ersten Ausgabe von De Telesaxx.

Nicky Saxx 1 page 5

Spannende Abenteuer mit durchsetzungsfähigen Heldinnen

Wenn man sich überlegt, wieviel Schrott im Laufe der Jahre auch auf Deutsch erschienen ist, ist es immer wieder erstaunlich, dass manche Serien bisher sträflich übersehen worden sind. Kult Comics ist es zu verdanken, dass dieser Klassiker aus unserem westlichen Nachbarland nun endlich den Sprung zu uns geschafft hat. Ein Hinweis sei erlaubt: Der Verfasser dieser Zeilen hat als Übersetzer an der Produktion von Nicky Saxx mitgewirkt.

Das leicht glänzende Papier bringt die Farben und vor allem das satte Schwarz gut zur Geltung, der Hardcovereinband sieht sehr wertig aus. Neben der regulären Ausgabe gibt es auch eine auf 50 Exemplare limitierte Luxusausgabe mit einem sehr schönen signierten Druck.

Cover Nicky Saxx 1 VZA
Cover der Vorzugsausgabe

Dazu passen Pretenders mit „Stob your Sobbing“, und ein Texel Skuumkoppe.

© der Abbildungen 2022 Uitgeverij Reboot Comics / 2023 Comic Combo, Leipzig

Zauberstern – Flash Gordon 3

„Zeitgeist“ und ein paar Klassiker

Story: Eric Trautmann, Archie Goodwin, Larry Ivie, Bill Pearson

Zeichnungen: Daniel Indro, Al Williamson, Reed Crandall

Originaltitel: Flash Gordon 5 & 6, 2011 & 4 – 6, 1967, USA

Zauberstern Comics

Heft |100 Seiten | Farbe | 9,99 € |

ISBN: 978-3-98953-003-4

Die Abenteuer des wohl bekanntesten klassischen amerikanischen Science-Fiction Helden gehen weiter. Der Zauberstern Verlag folgt in seinen Serien zwei unterschiedlichen Konzepten: Flash Gordon und Phantom enthalten Material aus diesem Jahrtausend und gleichzeitig klassische Stoffe, die bisher nicht auf Deutsch erschienen sind, Van Helsing, Mikros und Savage Dragon bringen die jeweiligen Serien fortlaufend.

Cover Flash Gordon 3

Das Böse ist immer und überall …

… war eine nette Textzeile aus einem deutschen Titel der 80-er. Die moderne Story Zeitgeist, die im Original bei Dynamite erschienen ist, kombiniert den klassischen Stoff, der quasi neu erzählt wird, mit dem Bösen, das auf der Erde zumindest im 20. Jahrhundert durch die Nazis und Adolf Hitler verkörpert worden ist. In einer an Computerspiele angelehnten Grafik unterstützen die bekannten Handelnden Menschen jüdischen Glaubens gegen die kombinierten Angriffe von Ming und Nazis, während auf Mongo Flash Gordon, Dale und Zarkov versuchen, den Tyrannen zu bekämpfen.

Der zweite Teil des Heftes bringt fortlaufende Geschichten aus der amerikanischen Heft-Serie aus dem Jahr 1967.

Inhaltlich sind die Geschichten sehr gleichwertig, zeichnerisch stechen die Zeichnungen von Al Williamson heraus! Wer klassische amerikanische Comics liebt, die sich an Zeitungsstrips orientieren, wird hier auf jeden Fall zuschlagen wollen! Für Fans enthält das Heft nicht nur eine Karte von Mongo, sondern auch zwei klassische Heft-Cover als Abbildungen.

Der Klassiker in Serie

Weit bevor Science-Fiction durch Star Trek und Star Wars neu definiert worden war, dominierten Held*innen von Edgar Rice Burroughs oder Hans-Rudi Wäscher den Markt. Ihr Erfolg wurde weltweit nur noch getoppt durch Flash Gordon (und seine Nachahmungen). Dementsprechend schön ist es, dass die Serie jetzt auch endlich wieder auf Deutsch erscheint und viele der noch fehlenden Klassiker erhältlich werden. Die Purist*innen werden sich aufregen, dass „der moderne Krams“ nicht dazu passt, andere werden sich über das „alte Zeugs“ beschweren. Ökonomisch gesehen macht es Sinn, beide Zielgruppen zu vereinen!

Dazu passen Madness („Shut Up“) und ein Mönchshof Kellerbier.

© der Abbildungen 2023 King Features Syndicate, Inc TM Hearst Holdings, Inc King Comics 1967 und Dynamite Entertainment 2011 / Zauberstern Comics 2023

Reding – ZACK Spezial 10: Jari 2

Jari und die große Katastrophe

Story: Raymond Reding
Zeichnungen: 
Raymond Reding
Originaltitel: 
Jari dans la tourmente (Tintin 520 – 559/1958)

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 64 Seiten | Farbe| 18,00 € | nur für ZACK-Abonnent*innen

Limitiert auf 555 + 55 Exemplare

ISBN: n/a

Cover ZACK Spezial 10 - Jari 2

Nur für ZACK-Abonnent*innen gibt es frankobelgische Klassiker in der Reihe ZACK-Spezial. Neben Einzelbänden erscheinen dort auch Serien, die in Deutschland bisher vernachlässigt worden sind. Jari ist eine Sportserie über ein Tennis-Wunderkind und seinen väterlichen Freud, den Paris-Open-Gewinner Jimmy Torrent von Raymond Reding, der in Deutschland hauptsächlich für seinen Fußball-Comic Kai Falke bekannt ist. Er hat aber auch Section R verfasst. Jari ist teilweise zwischen 1958 und 1960 im Pony aus dem Bastei-Verlag erschienen.

Mehr als Tennis und ein Crossover

In der Reihenfolge der fortlaufenden Geschichten ist Jari und die große Katastrophe der zweite Teil. Schon hier zeigt sich, dass Reding weit mehr erzählen möchte als eine Abfolge von sportlichen Herausforderungen und Siegen. Es beginnt damit, dass Jimmy Torrent ein Finale eines großen Turniers nur noch unter Schmerzen zu Ende spielen kann. Ein Tennisarm verlangt eine ReHa. Sportsmann der er ist, spielt er aber ohne Aufgabe zu Ende um den Erfolg des Gegners nicht zu schmälern.

Jari und Torrent beschließen, Jaris Freund zu besuchen, der gerade auf Erholungskur in einem Skiort weilt. Auf dem Weg dorthin entgehen sie nur knapp einer Katastrophe, da die Verletzung Torrent beim Fahren behindert und es fast zu einem Unfall kommt. Sie treffen dabei auf einen alten Freund, der mittlerweile als Arzt und Pilot einer kleinen Propellermaschine Verletzte vor Ort in den Bergen betreut. Er bringt sie in den kleinen Ort Priolans.

Dort kommt es tatsächlich zu einer großen Katastrophe, denn eine Felsnadel stürzt ein und verursacht eine Überschwemmung, die den halben Ort vernichtet. Torrent wird zunächst vermisst. Wurde die Katastrophe künstlich herbeigeführt? Können die Menschen und der Ort gerettet werden? Und können die sportlichen Pläne weiterverfolgt werden? Fragen über Fragen. In der Folge kommt es im Übrigen zu einem Crossover mit Michel Vaillant. Dessen und Jaris Abenteuer überschnitten sich in Tintin während beide „am gleichen Ort“ waren und so tauchten sie jeweils auf den Seiten des anderen auf. Mehr dazu in ZACK 295!

Tintin-Style!

Ende der 50-er Jahre hatte Hergé sein Tintin-Magazin noch fest im Griff und wachte darüber, dass die abgedruckten Serien seinen stilistischen Vorgaben folgten. Natürlich gehörte auch Raymond Reding zu den folgsamen Zeichnern. Ein Crossover zwischen Gratons Vaillant und Redings Jari wurde dadurch vereinfacht, waren sich beide Serien doch sehr ähnlich. Tatsächlich ist der Rennfahrer dem Original aber ferner als derjenige der Zweiten Staffel.

Zeitgemäß ist das vierstreifige Layout vorgegeben und wird strikt eingehalten. Die Zeichnungen sind sehr realistisch und geben etwa die Bergwelt und die kleinen Siedlungen in ihr sehr gut wieder. Obwohl sie ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel haben, sind sie doch immer noch frisch und haben den Charme eines Klassikers, ohne verstaubt zu wirken.

ZACK Spezial - Ex Libris

Wertarbeit

Jari hat, wie auch die anderen ZACK-Spezial Alben, eine so hohe Qualität, dass die Bände auch heute noch nicht nur gelesen werden können, sondern auch noch eine so große Fangemeinde haben, dass sie auch verkauft werden können. In ein Magazin wie das ZACK würden sie aber nicht mehr passen, soll es doch einen aktuellen Überblick geben und auch jüngere Leser*innen erreichen. Es ist daher konsequent, die Klassiker auszugliedern.

Das Konzept der Sub-Reihen unter dem gemeinsamen Titel Spezial folgt der alten Koralle-Idee der ZACK-Boxen und passt daher ebenfalls. Trotz allem ist die Anzahl der Käufer*innen begrenzt. Eine entsprechend kleine Auflage erfordert aber fast zwangsläufig eine Beschränkung auf den Direktvertrieb. Und so sind sechs der bisherigen zehn Titel mittlerweile auch vergriffen. Wer will, kann übrigens auch dazu passende Drucke erwerben!

Dazu passen Lorde mit „Tennis Court“ und ein Jager Tee!

© der Abbildungen Le Fureteur SPRL & Raymond Reding – info@bdmust.be| 2023 Blattgold GmbH

Reddition 78 – Das Spirou-Magazin in den 80-er Jahren

Die „neue“ Marcinelle-Schule

Herausgeber: Volker Hamann
Verlag Volker Hamann, Edition Alfons
Heft Din A 4 | 84 Seiten | Farbe | 12,00 €
ISSN: n/a

Cover und Beilage Reddition 78

Über die „alte“ Marcinelle-Schule und die Stars des Spirou-Magazins wie Franquin, Peyo oder Morris ist schon viel geschrieben worden, auch in der Reddition. Die Künstler prägten den frankobelgischen Comic über Jahrzehnte und hatten einen großen Anteil daran, die Kunstform zu etablieren. Spirou hatte jedoch einen weiteren Höhenflug Ende der 70-er bis Ende der 80-er Jahre, der wesentlich zu der heutigen Wahrnahme von Comics beigetragen hat, denn diese werden nicht mehr (nur noch) als Kinderkram betrachtet.

Die Voraussetzung

Jede lebendige Gemeinschaft von Künstler*innen benötigt ein Umfeld, das Kreativität ermöglicht und fördert und Neues ausprobieren möchte. Zwei Dinge sind dafür essenziell: ein Redaktionsleiter, der junge Talente erkennt, um sich versammelt und ihnen den Rücken stärkt, und ein Medium, das wahrgenommen wird. Das Spirou-Magazin hatte wie alle Comic-Journale an Auflage verloren. Die Kundschaft hatte zwar weiterhin ein großes Budget zur Verfügung, verteilte dieses aber auf eine größere Bandbreite. Trotzdem verkaufte das Magazin noch zwischen 125.000 und 200.000 Exemplaren pro Woche und war damit alles andere als ein Nischenprodukt.

Reddition 78 page 04

Als Herausgeber, der für die inhaltliche Ausrichtung verantwortlich war, fungierte zunächst Alain De Kuyssche, später ein Kollektiv, aus dem dann nur noch Phillipe Vandooren übrigblieb. De Kuyssche war derjenige gewesen, der das Heft für junge Talente geöffnet hatte und auch denen Publikationsfläche bot, die noch keine Stars waren. Diese Zeit wird von Volker Hamann und Roland Mietz ausführlich einführend beschrieben.

Die Stars

Dem folgen – wie langjährigen Leser*innen der Reddition bekannt – sehr ausführliche Artikel zu den einzelnen Künstlern, von denen heute die meisten zu den Stars der aktuellen Szene zählen. Tome & Janry gehören dazu, die nicht nur die namensgebende Serie „Spirou“ revolutioniert haben, sondern mit „Der kleine Spirou“ auch das Thema der leicht anstößigen Gags in die Zeitschrift für Kinder gebracht haben (Michael Hein). Falk Straubs Artikel über Frédéric Jannin würdigt einen hierzulande eher unbekannten Künstler bevor erneut Volker Hamann auf Frank Pé eingeht. Dieser hat nicht nur die Darstellung von Tieren im Comic auf ein neues Niveau gehoben und mit Jonas Valentin einen Bestseller kreiert, sondern auch mit Die Bestie dem Marsupilami eine erwachsene Version an die Seite gestellt.

Reddition 78 page 40

Stefan Schmatz darf dann sowohl Yann & Conrad und ihre Helden ohne Skrupel vorstellen als auch den beiden eigene Artikel widmen, die ihre nicht mehr gemeinsame Zeit beschreiben. Yann ist einer der vielseitigsten und erfolgreichsten Szenaristen, Conrad als der Asterix-Zeichner der kommerziell wohl erfolgreichste aktuelle Zeichner.

Auch Bernard Hislaire, am bekanntesten wohl durch Sambre, erhält einen Artikel von Jan Raidner. Den Abschluss macht erneut Volker Hamann mit einem ausführlichen Artikel über Frank Le Gall, den Schöpfer von Theodor Pussel. Von diesem Zeichner stammt auch die Beilage für Abonnent*innen der Reddition, die die Geschichte „Jahresende“ als Sonderdruck erhalten. Zum festen Repertoire der Zeitschrift gehören die ausführlichen Comicographien, die dieses Mal den Serien Jonas Valentin und Theodor Pussel gewidmet sind.

Ein kompetenter Überblick

Mittlerweile gibt es für Comic-Fans viel mehr Möglichkeiten, sich zu informieren. Das Netz ist immer nur einen Klick entfernt und selbst fremdsprachige Artikel lassen sich schnell zumindest so weit übersetzen, dass man den Sinn erahnen kann. Ein so umfassender Überblick wie in den Dossiers der Reddition erfordert dagegen schon sehr viel mehr Mühe, will man das Ganze selbst erledigen. Insofern ist ein Magazin (mit dieser Ausrichtung) unverzichtbar!

Reddition 78 page 70

Geballte Sachkompetenz, lesbar aufbereitet und ausführlich illustriert zu Themen, die für Comic-Fans immer interessant sind, ist durchaus ein Alleinstellungsmerkmal! Aus diesem Grund taucht die Reddition auch regelmäßig in der Jahresbestenliste von comix-online auf! 24 Euro im Jahr sind für diesen Quell der Information inklusive eines limitierten Goodies absolut angemessen. Ein Abo ist allen zu empfehlen!

Dazu passen Ian Dury and the Blockheads mit „Hit me with your Rhythm Stick” und ein Herrnbräu Tradition.

© der Abbildungen Cover © 1987 Le Gall, Spirou, Fantasio, Marsupilami 2023 Editions Dupuis, sowie bei den jeweiligen Autoren und Verlagen / Verlag Volker Hamann, Edition Alfons 2023

Toussaint/Josse – Von der anderen Seite der Mauer

Ein Stück aus der deutschen Geschichte

Autor: Kid Toussaint

Zeichnungen: Tristan Josse

Originaltitel: De l´autre côté du mur

Blattgold Verlag

Hardcover | 64 Seiten | 20,00 €
ISBN: 978-3-949987-16-8

Cover Von der anderen Seite der Mauer

Mittlerweile ist es fast länger her, dass die DDR aufhörte zu existieren als ihre Existenz gedauert hat. Wesentlicher Stützpfeiler der Gesellschaft war die Mauer, die Bewohner*innen daran hinderte, den östlichen Teil Deutschlands Richtung Westen zu verlassen. Der sog. „Antifaschistische Schutzwall“ diente aber auch als Barriere gegen den Import vom „Westware“, die ideologisch verdächtig war.

Grenzgänger*innen vereinigt euch!

Obwohl die Mauer und der Rest der Grenzen der DDR gut bewacht waren, gab es immer wieder erfolgreiche, teils sehr spektakuläre Fluchten und natürlich auch den kleinen und größeren Schmuggel. Dieser wiederum war entweder sehr persönlich, organisiert von lokalen Strukturen, oder aber groß angelegt und höchst professionell.

Von der anderen Seite der Mauer, die Geschichte des Belgiers Kid Toussaint, beginnt damit, dass eine obskure, scheinbar staatliche westdeutsche Organisation vier Menschen zusammenbringt, die aus unterschiedlichen Gründen die Grenze regelmäßig illegal überqueren. Ihre Motive sind dabei sehr unterschiedlich. Einer versucht, sein Ego und seine Libido zu befriedigen im dem er junge Frauen in den Westen bringt, ein anderer macht Geld mit importierten LPs. Die drei Männer und eine Frau sollen zum Jahrestag des Mauerbaus eine größere Gruppe an Bürger*innen aus der DDR in den Westen schleusen und so den Staat lächerlich machen.

Cover VZA Von der anderen Seite der Mauer
Cover VZA

Während der Vorbereitungen, die Gruppe entschließt sich zu einem Tunnelbau, treten nicht nur Differenzen innerhalb der zusammengewürfelten Truppe auf, die teilweise an „Haus des Geldes“ erinnern, es wird den Held*innen auch klar, dass ihre Auftraggeber möglicherweise ganz andere Ziele verfolgen. Der sonst eher im Jugendsektor tätige Toussaint entwirft eine spannende Story im Umfeld von Abenteuer, Geheimdienst/Verschwörungen und History!

Dynamischer Stil

Tristan Josse setzt das Abenteuer in einem sehr dynamischen Stil um. Seine Bilder sind halbwegs realistisch, die Figuren haben einen karikativen Einschlag und erinnern etwa an „Das Mädchen von der Weltausstellung“. Die computerbasierten Layouts erlauben ein Überlappen der Panel, die ihr Grundraster meistens verlassen. Die Bilder sind sehr dynamisch, haben teilweise Lautwörter und Bewegungslinien, die die Dynamik noch verstärken.

Wer eine typische (und super gelungene) Actionszene begutachten möchte, sollte sich die Seiten 16 und 17 ansehen. Fast aus dem Stand heraus explodiert hier die Handlung förmlich nur um kurze Zeit später mit einem unerwarteten Moment zu enden.

Vorsatz Von der anderen Seite der Mauer

Die neue ZACK-Edition!

Seitdem Georg F. W. Tempel und sein Blattgold-Verlag das ZACK übernommen haben, überraschen sie stetig mit neuen Ideen. Das ZACK wurde dicker, in der Spezial-Reihe werden Klassiker dargeboten, Bob Morane, Michel Vaillant und Johnny Focus haben Gesamtausgaben bekommen und in der neuen Edition werden moderne frankobelgische und niederländische Serien veröffentlicht, die auch in das monatliche Heft gepasst hätten.

Von der anderen Seite der Mauer ist ein solcher Titel: eine spannende Geschichte, grafisch modern und ansprechend umgesetzt, die ein düsteres Kapitel der deutschen Vergangenheit unter einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet und aufzeigt, dass offizielle und inoffizielle Geschichtsschreibung nicht immer identisch sein muss. Tipp! Es gibt auch eine limitierte Vorzugsausgabe mit Variantcover und signiertem Druck.

ExLibris VZA Von der anderen Seite der Mauer
ExLibris der VZA

Dazu passen Propaganda mit „p:Machinery“, und ein Berliner Kindl.

© der Abbildung 2023 Bamboo Édition / 2023 Blattgold Verlag, Bad Dürkheim

Crepax – Dracula

Nach einem Roman von Bram Stoker

Story: Guido Crepax
Zeichnungen: 
Guido Crepax

Originaltitel: Conte Dracula

Splitter Verlag

Hardcover Überformat | 144 Seiten | Farbe | 35,00 € | 
ISBN: 978-3-98721-314-4

Cover Crepax Dracula

Comic_Leser*innen in Deutschland dürften – außerhalb von Walt Disney Titeln – im Wesentlichen drei Zeichner aus Italien bekannt sein: Hugo Pratt, Milo Manara und Guido Crepax. Letzterer ist hauptsächlich durch seine erotischen Werke bekannt. Seine Federzeichnungen sind aber auch geeignet, ganz andere Sujets darzustellen.

Grusel vom Feinsten

Die Geschichte über den mächtigsten Fürsten aller Vampire, Graf Dracula (im Original Conte Dracula) wurde schon oft erzählt. Meistens stehen dabei der Vampir selbst oder seine Jäger im Vordergrund. Crepax stellt dagegen die Opfer in das Zentrum seiner Adaption. Da wäre zunächst ein Mann, der immer mehr in eine Geisteskrankheit abrutscht. Er scheint Befriedigung darin zu finden, zu sehen, wie sich immer größere Tiere von kleineren ernähren und entwickelt eine teils sehr aggressive Verhaltensweise.

Des Weiteren wären da die weiblichen Protagonistinnen. Sie sind gezwungen, zuhause zu bleiben, während ihre Männer in spe in der Weltgeschichte unterwegs sind. Eigentümlicherweise werden sie immer stiller, zurückhaltender, blutärmer. Gleichzeitig haben sie aber erotische Träume und wachen des Morgens wie ausgezehrt auf.

Crepax Dracula page 13

In einer Parallelhandlung wird erzählt, basierend auf dem Tagebuch des jungen Harker, wie Dracula selbst und seine Gespielinnen dem jungen Mann zugesetzt haben. Dem Vampir ist es schließlich gelungen, Transsylvanien zu verlassen und Nester in England zu gründen. Natürlich bleibt die große Frage, ob es gelingen kann, seinem Treiben Einhalt zu gebieten.

Meisterhafte dynamische Strichführung

Die Zeichnungen von Guido Crepax sind außergewöhnlich. Einerseits treibt er die Handlung voran mit Bildern, in denen die Striche wie dahingeworfen erscheinen und eine Hektik ausdrücken. Andererseits kann er aber auch verweilen und scheinbar das tiefste Detail ausloten wollen. Diese Momente sind den orgiastischen Szenen inne, aber auch den Charakterstudien der Hauptfiguren. Die Details kommen dabei aus Schraffuren und dem Spiel zwischen Hell und Dunkel! Das Layout ist dabei an keine Grenzen gebunden.

Crepax Dracula page 14

Diese Optik passt perfekt zur Schauerromantik, die dem Ganzen zu Grunde liegt. Der Vampir, der das Dunkle braucht, dessen Auswirkungen aber das Helle vernichten, ist eine perfekte Aufgabe für eine schwarz-weiße Umsetzung. Der feine Federstrich von Crepax erlaubt es dabei, sowohl Körper als auch Kleidung sehr genau wiederzugeben und doch der Fantasie noch Raum zu lassen.

Atemberaubend

Viele Comics mit dem Label erotisch oder sinnlich sind weder das eine noch das andere und zeigen nur viel nackte Haut. Crepax versteht es jedoch, die sinnliche Komponente der Geschichte von Bram Stoker aus einem anderen Blickwinkel zu zeigen und die Gefahr der Besessenheit bzw. der völligen Hingabe zu verbildlichen. Dabei verlässt er den Bereich des Guten Geschmacks nicht!

Wer Schauerromantik gerne liest, wird sich hier wohlfühlen. Auch Leser*innen von Young Adult Themen sollten einen Blick auf diesen Klassiker werfen. Das Werk von Crepax wird in Deutschland gerade wiederentdeckt, etwa beim avant-Verlag. Auch bei Splitter sind weitere Bände angekündigt. Hingewiesen sei auch noch auf die Einführung von Gianni Guadalupi!

Crepax Dracula page 15

Dazu passen Good Feelins mit ihrem „Shattered“ und ein Elephant Gin!

© der Abbildungen Guido Crepax, 1983 / Archivio Crepax and Guido Crepax, 2012 | Splitter Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld 2023

ZACK 295 (Januar 2024)

ZACK 295

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 92 Seiten | Farbe | 9,00 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 295

Ein neues Jahr, ein neues Glück oder so ähnlich … Comix-online wünscht allen aus der Generation ZACK ein frohes Neues Jahr!

Auf jeden Fall solltet ihr an der Wahl der ZACK-Serie des Jahres 2023 teilnehmen. Das geht entweder über den im Heft abgedruckten Coupon oder online. Ich bin gespannt, wie das Voting ausfällt, habe ich doch meine klaren Favoriten!

Die Fortsetzungen

Felix Sauvage ist ein französischer Hauptmann, der seine Klappe nicht halten kann. Dementsprechend wird er auf ein Himmelfahrtskommando geschickt, zusammen mit seinem Rivalen Hugon. Dieser wird schnell als Spion enttarnt, es droht ihm somit die Exekution. Black Cavalera ist eine sehr spannende Geschichte aus einem eher unüblichen Teilbereich des Western-Comics von Yann, unverwechselbar in Szene gesetzt von Félix Meynet. Die Kolorierung ist allerdings Geschmackssache. Die Serie ziert das Januar-Cover.

ZACK 295 page 5

Die zweite Staffel von Michel Vaillant ist bereits bei Band 11 angekommen, Cannonball ist ein (illegales) Straßenrennen quer durch die USA zu dem Michel von einem bekannten Blogger herausgefordert worden war. Mittlerweile ist klar, was mit den Autos während des nächtlichen Überfalls kurz vor dem Start passiert ist: Der Wagen wurde gehackt und Michel wird gezwungen, sich an einem Anschlag zu beteiligen. Die (von Marc Bourgne & Olivier Marin tadellos umgesetzten) Rennszenen dienen Dennis Lapière erneut nur dazu, einer viel größeren Geschichte einen tollen Rahmen zu geben. Vielleicht mehr Netflix als Jean Graton, aber eine echte Bereicherung!

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Madi ist ein Science-Fiction-Projekt von Alex de Campi & Duncan Jones. Es war einmal in der Zukunft berichtet von Menschen, die ihren Körper optimieren und sich teilweise als Söldner verdingen. Das bedeutet jedoch ständige online-Verfolgbarkeit, die zumindest dann sehr hinderlich ist, wenn man nicht nach fremden Regeln spielen möchte. Durchaus spannende Geschichte, die durch den Stilmix herausfordert. Die aktuellen Teile stammen von Pia Guerra & Matt Wilson sowie Glen Fabry & Adam Brown. Möglicherweise ist das Ganze zu „englisch“ für die frankobelgisch geprägte ZACK-Leser*innenschaft. Ich bin gespannt auf die Jahreswertung!

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Libertalia erzählt die Geschichte von Freiheit und dem Mut zu Veränderungen angesichts von untragbaren Verhältnissen. Der gesuchte Olivier Mission ist der letzte überlebende Offizier auf seinem Schiff und übernimmt das Kommando, die Gefahren für Leib und Leben der Besatzung enden damit aber keinesfalls. Fabienne Pigière & Rudi Miel lassen sich in Triumph oder Tod Zeit, die Seefahrt und ihre Herausforderungen zu beschreiben und gleichzeitig auf die Verfehlungen des Adels einzugehen. Ihre klare Wertung wird von Paolo Grella sehr detailverliebt umgesetzt. Stilistisch liegt Libertalia irgendwo zwischen Sauvage und dem klassischen frankobelgischen Stil.

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Der Abschied

Der erste Teil von Movie Ghosts geht zu Ende. Wird Jerry Fifth es schaffen, seiner Geliebten, einem Geist, die Ruhe zu schenken, die sie braucht, um Hollywood endlich verlassen zu können? Dafür muss er zunächst aber selbst am Leben bleiben was durchaus nicht einfach ist! Stephen Desberg hat mit Sunset … und weiter ein weiteres Mal seine Vielseitigkeit bewiesen! Die Verknüpfung von Krimi und Thriller-Elementen mit dem Mystery-Touch, angesiedelt in Hollywoods Traumwelt ist ein sehr schöner Einfall, der von Attila Futaki sehr passend umgesetzt wurde. Wie gut, dass das ZACK nicht immer nur auf eingefahrenen Pfaden wandelt, sondern Neuentdeckungen wie diese einbringt!

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Und sonst?

Dazu kommen gleich mehrere Gag-Serien: Parker & Badger, Tizombi, Grott & Bott und StarFixion. Letzteres ist eine echte Bereicherung gegenüber den Vorläuferreihen! Die inhaltlichen Beiträge beleuchten das ZACK vor 50 Jahren, stellen Shunas Reise und die neue ZACK-Edition-Serie Rio vor und gehen auf das Jari-Michel-Vaillant-Crossover in ZACK-Spezial 10 (Rezensionen folgen) ein.

Glücklicherweise ändert sich im neuen Jahr nicht alles, das ZACK bleibt. Comix-online hat es gerade zur besten Magazin-Veröffentlichung des Jahres 2023 gekürt. Wenn es so weitermacht, wird es schwierig werden, es von diesem Platz zu verdrängen.

Dazu passen Chelsea (Be What You Want To Be) und ein Vielanker Winterbock.

© der Abbildungen 2024 bei den jeweiligen Autoren und Verlagen c/o Blattgold GmbH

Hommage an Valerian & Veronique

Nach Christin und Mézières

Story: Various

Zeichnungen: Various

Originaltitel: Pilote Spécial Valérian

Carlsen Comics
Hardcover| 96 Seiten | Farbe | 24,00 €
ISBN: 
978-3-551-73633-8

Cover Hommage an Valerian & Veronique

Valerian & Veronique gilt als die bedeutendste Science-Fiction-Serie des europäischen Comics und vereinbarte Raumfahrt, Zeitreise und kritische politische Wertung mit einer Handlung, die sich teilweise über mehrere Alben zog. 1967 wurden die ersten Seiten veröffentlicht, in Deutschland gehörte sie zu den erfolgreichen Serien im Koralle-ZACK und fand danach eine verlegerische Heimat bei Carlsen. Dort sind nicht nur die Original-Bände erschienen, sondern auch begleitendes Material, Kurzgeschichten, die Gesamtausgabe und zuletzt die die Spezial-Reihe.

Die Essenz der Serie auf wenigen Seiten

Das 50-jährige Jubiläum der Serie 2017 wurde in Frankreich groß mit einer Hommage als Sonderausgabe des (schon lange eingestellten) Pilote-Magazins gefeiert. Aktuelle Stars am Comic-Himmel sowie noch lebende Wegbegleiter von Pierre Christin und Jean-Claude Mézières waren gebeten worden, ihre ganz persönliche Sicht auf die Serie in einer Kurzgeschichte oder als One-Pager abzuliefern.

Die deutsche Ausgabe war schon vor längerem angekündigt worden, musste allerdings mehrfach verschoben werden. Das Warten hat sich jedoch gelohnt! So dürfen wir nicht nur die Gedanken von Blutch, Bonhomme oder Munuera genießen, auch deutsche Künstler wie Thilo Krapp, Kim Schmidt oder Ralf Marczinczik sind vertreten.

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Einige Beiträge stellen dabei auf die Heldin ab, die anfangs sicherlich einigen pubertären Jungen den Kopf verdreht hat. In den späteren Nummern wurde sie allerdings zur wahren Chefin, die dafür gesorgt hat, dass der etwas vertrottelte Valerian auch im nächsten Abenteuer noch dabei sein konnte.

Ein Sammelsurium der Stile

Ein sicherlich beeindruckender Fakt dieser Sammlung ist die Breite de vertretenen Künstler*innen. Wer hier mehr oder weniger fixiert ist auf den französischen/frankobelgischen Mainstream, wird sich verwundert umschauen. Karikaturen, Wimmelbildchen, Graphic-Novel-Style und vieles mehr ist vertreten und erlaubt umso mehr, die Essenz der Serie zu begreifen. Es geht weniger um das „Wie“ in der Darstellung, das „Was“ steht im Vordergrund.

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Man muss sich allerdings darauf einlassen wollen, um es genießen zu können. Wie immer treffen nicht alle Beiträge jedermanns Geschmack und dann darf man auch einfach umblättern! Im Ganzen ist der Band aber eine willkommene Ergänzung der Serie und sollte unbedingt dazu gehören!

Eine Ehre!

Ehrungen sind manchmal etwas komisch. Nicht immer versteht man, warum dieser oder jener Aspekt herausgehoben wird. Manchmal ist sogar der Gegenstand der Ehrung höchst fragwürdig. Valerian & Veronique dagegen ist über jeden Zweifel erhaben: Das Sujet wurde erneuert und vor allem um eine politische Komponente erweitert, die über einen Western im Weltraum weit hinausgeht! Die Szenarios und die Zeichnungen haben zurecht Preise eingeheimst und mit der Spezial-Reihe ist auch ein erster Ansatz gemacht, um über die Lebzeiten der Schöpfer hinaus zu existieren.

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Der Hardcover-Band passt in der Aufmachung zu den Integralen und den neu aufgelegten Sonderbänden und sollte in einer V&V-Sammlung keinesfalls fehlen. Sehr positiv ist auch der Artikel von Volker Hamann über die Rezeption der Serie in Deutschland zu werten!

Dazu passen David Bowie mit “Moonage Daydream“ und ein The Cosmonaut Cocktail.

© der Abbildungen Christin, Mézières, Dargaud 2017 | 2023 Carlsen Verlag GmbH, Hamburg

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