Im letzten Band hatte Sidonia ihren Gewinn noch dafür verwendet, einen Wohnwagen zu kaufen um allen einen Sommerurlaub zu ermöglichen. Nun ist das Geld bereits wieder Mangelware und Sus und Wiske versuchen, ihren Beitrag zu leisten. Wiske war beim Straßensport angegriffen worden und Suske ihr beigesprungen. Den viel größeren Gegner hatte er mit der Faust niedergestreckt und so die Aufmerksamkeit eines komischen Typen erlangt.
Viel Geld wäre im Kampfsport zu verdienen, besonders für ein so junges, unbekanntes Talent, dass auch noch so unscheinbar aussehe, ein Underdog eben. Tatsächlich lassen sich die beiden darauf ein, doch dann begreifen sie langsam, dass der Sinn der Auseinandersetzung nicht der sportliche Wettkampf, sondern die Wetten am Rande sind und der Ausgang der Kämpfe manchmal geplant ist.
Ab dann überschlagen sich die Ereignisse: Wiske wird entführt, Jerom und Lambiek wandeln auf komischen Pfaden und Sidonia verabschiedet sich auf ein geheimnisvolles Wochenende.
Die Umsetzung
Das Tempo, in dem Legendre und Cambré neue Abenteuer vorlegen, ist schon beachtlich, ist es doch erst sieben Monate her, das Band 5 erschienen war. Der Qualität der Zeichnungen oder der Story ist das nicht anzumerken, denn beide sind auf hohem Niveau. Der Zeichenstil erinnert manchmal an den von Michel Vaillant, lässt aber den altbekannten Vandersteen-Stil noch erkennen.
Die Story ist sauber aufgebaut und steigt mitten in das Kampfgeschehen ein; der Werdegang wird dann als Rückblick erzählt. Ständig wird zwischen actionbetonten und ruhigen Abschnitten gewechselt. Dialoge und Situationsbeschreibungen wie etwa das fehlende Geld werden genauso sorgfältig präsentiert wie Reaktionen auf verlorene Wetten oder andere Halbweltthemen.
Für mich definitiv eine der besten aktuellen europäischen Serien – spannend, modern, actionorientiert aber nicht gewaltverherrlichend, schnell erzählt und trotzdem mit nachvollziehbaren Charakteren gefüllt!
Es gibt im Übrigen ein Ex Libris für alle Käufer*innen mit Bezug zu Corona.
Dazu passen The Younghearts und ein Kompaan Vrijbuiter.
Ansgar Lüttgenau stellt das Programm für das zweite Halbjahr 2020 vor und beantwortet die Fragen von comix-online
Wie den meisten bekannt sein dürfte, ist der All Verlag unter der Leitung von Ansgar Lüttgenau sehr darauf erpicht, Perlen und bisher ungehobene Schätze aufzuspüren. Während andere Verlage älteres Material fast nur noch als Gesamtausgabe veröffentlichen, wird hier Serie für Serie entschieden, welcher Weg der Beste ist. Daher erscheinen einige Titel wie etwa Wayne Shelton als Integral, andere wie Bruno Brazil oder Luc Orient erstmals in ihrer Geschichte komplett als einzelne Hardcoverbände mit umfangreichem Bonusmaterial.
Für das zweite Halbjahr dieses Jahres hat der Herausgeberwieder zwei neue Serien ins Programm genommen. Darüber, über die Folgen von Corona und vieles mehr gibt das folgende Interview Auskunft, das wir Ende Mai geführt haben. Natürlich darf hier der Hinweis auf die Vorzugsausgaben nicht fehlen: limitiert auf 111 Exemplare gibt es entweder ein Variantcover oder einen Schutzumschlag und ein limitiertes Ex Libris obendrauf!
Das Interview
c-o: Hallo Ansgar, dies ist bereits das zweite Mal, dass Du Dein neues Programm auf comix-online vorstellst. Das erste Halbjahr 2020 ist ja nun ganz anders verlaufen als wir alle uns das gedacht hätten. Welchen Einfluss hatte Corona auf den All Verlag?
Ich denke das war überall ähnlich. Die Umsätze im stationären Handel sind ziemlich eingebrochen, dafür haben die Bestellungen in unserem Onlineshop deutlich angezogen. Wobei das den Ausfall des stationären Handels natürlich nicht ausgeglichen hat. Da der Verlag aber eh nur ein Hobby ist und wir nicht davon leben (müssen), ist der Umsatzrückgang ärgerlich aber kein wirkliches Problem.
c-o: Auch im kommenden Halbjahr bleibst du Deinem Versprechen treu, fast vergessene Schätze zu präsentieren: Dani Futuro ist ein Knaller nicht nur für die „Generation ZACK“. Kannst Du ein wenig darüber erzählen, wie Du zu der Serie gekommen bist und wie die Abstimmung mit dem Zeichner Carlos Giménez aussieht?
Ich hatte von verschiedenen Seiten gehört, dass Carlos nur an einer Veröffentlichung von Dani Futuro in schwarz/weiß interessiert wäre. Da bei dieser Serie aber gerade die Farben den besonderen Reiz ausmachen, war es bisher zu keiner Veröffentlichung in Deutschland gekommen. Auch in Spanien liegt die Serie aktuell übrigens nur in schwarz/weiß vor. Nachdem ich den Zeichner kontaktiert hatte, wurde recht schnell klar, dass es sich wohl um ein Missverständnis gehandelt hatte. Carlos war begeistert, dass jemand die Arbeit auf sich nehmen wollte, digitale Druckdaten zu erstellen und die Serie in Farbe zu veröffentlichen. Er hatte wohl nur deshalb auf einer schwarz/weiß Ausgabe bestanden, weil es keine Druckdaten der farbigen Seiten gab. Carlos, übrigens ein sehr höflicher älterer Herr, hat uns dann mit einer großen Menge von Illustrationen, (teilweise unveröffentlichten) Covern und anderem Bildmaterial versorgt, so dass wir auch für diese Serie wieder einen interessanten Bonusteil anfertigen können. Vielleicht ist auch noch interessant, dass wir beim einscannen der französischen Farbalben festgestellt haben, dass dort Bildstreifen und auch mal eine ganze Seiten gekürzt wurden. Anselm Blocher, der für die Übersetzung und den Bonusteil verantwortlich ist, ist es aber gelungen alte farbige spanische Magazinveröffentlichungen der fehlenden Teile zu finden, so dass wir die Geschichten nach 40 Jahren erstmals wieder komplett präsentieren können.
c-o: Einen ganz anderen Bestseller im Programm des All Verlags stellen die Wunderwaffen dar. Dabei handelt es sich um eine Alternativ-Welt Science-Fiction, die den Zweiten Weltkrieg anders ausgehen lässt und gleichzeitig Aliens in die Handlung einführt. Neben einem neuen Band startet jetzt auch der Ableger Wunderwaffen – Geheime Missionen. Was ist die Zielgruppe für diese Geschichten? Gibt es Überschneidungen zwischen den Leser*innen der SF-Titel von den klassischen Wally Wood-Bänden, den ZACK-Helden Luc Orient und Dani Futuro, dem eher harten Hombre und den Wunderwaffen?
Die Frage nach der Zielgruppe dieser Serie kann ich dir leider nicht wirklich beantworten. Ich nehme an, es sind Menschen die sich für Flieger- bzw. Kriegscomics interessieren. Und davon gibt es scheinbar eine ganze Menge. Wuderwaffen war lange Zeit unsere am besten laufende Serie. Natürlich gibt es auch bei dieser Serie Überschneidungen mit unserem sonstigen Programm. Das sehe ich ja an den Bestellungen in unserem Shop. Allerdings weniger mit 50er-Jahre SF à la Wally Wood oder den Zack-Helden. Eher mit Titeln wie Bärenzahn.
c-o: Aber auch die Freunde des Abenteuers kommen mit Bruno Brazil, Wayne Shelton und dem Abschluss von Hel´Blar auf ihre Kosten, oder?
Ich denke auch. Mit Bruno sind wir ja bald durch und auch bei Wayne Shelton werden wir bis auf ein Album das letzte verfügbare Material präsentieren. Neben einem exklusiv für die deutsche Ausgabe erstellten Cover wird der Band mit Album 12 auch eine bisher auf Deutsch unveröffentlichte Geschichte beinhalten. Besonders schön finde ich auch, dass wir Hel’Blar jetzt doch noch abschließen können. Eine Zeit sah es nach der Insolvenz des französischen Partners nicht so gut dafür aus.
c-o: Bei zwei Serienneustarts und nur einem Serienabschluss besteht die Gefahr, in der Zukunft zu festgelegt zu sein. Dürfen wir auch in naher Zukunft noch Überraschungen erwarten oder geht es erstmal darum, Sachen zu Ende zu bringen?
Serien zu Ende zu bringen ist sehr wichtig, auch für das Vertrauen der Käufer in den Verlag. Deshalb ziehen wir auch schon mal Reihen durch, die man bei kaufmännischen Betrachtungsweise sofort einstellen müsste. Spannender sind für mich aber natürlich neue Reihen. Wenn man langlaufende Serien im Programm hat, ist man normalerweise natürlich festgelegt. Da hast Du Recht. Die Alternative ist, das Programm auszuweiten, damit neue Programmplätze entstehen. Das haben wir in den letzten Jahren ja auch kontinuierlich gemacht. Außerdem werden wir im übernächsten Programm, das auch schon zu 99 % feststeht, 3 Serien beenden und nur eine neu starten. Damit relativiert sich diese Problematik dann wieder etwas.
c-o: Zu guter Letzt die Frage, ob Du unseren Leser*innen mitteilen möchtest, welcher Comic im ersten Halbjahr überraschend gut gelaufen ist und auf welche Veröffentlichung Du dich am meisten freust?
Mit Abstand am besten gelaufen ist Hombre. Trotz (oder gerade wegen) der heftigen Kritik im Comicforum wegen der Entscheidung erst einmal nur die verfügbaren Farbseiten zu bringen, war die erste Auflage bereits nach wenigen Monaten vergriffen. Parallel zur Veröffentlichung des 2. Bandes haben wir den 1. nachgedruckt um die Serie komplett verfügbar zu halten. Im 2. Band ist übrigens, neben den noch vorhandenen Farb- und schwarz/weiß-Geschichten die wir von dem spanischen Lizenzgeber bekommen haben, auch die erste von 12 Farbgeschichten die wir aus einer französischen Albenreihe entnommen und selbst aufbereitet haben. Diese 12 Geschichten sind exklusiv nur in unserer Ausgabe in Farbe. Selbst in der aktuellen spanischen Gesamtausgabe sind die nur in s/w. Nochmal zurück zur Kritik im Comicforum. Natürlich haben wir die Geschichten nicht wild durcheinander in den Büchern platziert, sondern bis auf eine Ausnahme in der umgekehrten Reihenfolge ihrer Erstveröffentlichung. Wenn man sich die Bücher in umgekehrter Reihenfolge ins Regal stellt, also 3, 2, 1, sind die Geschichten wieder (fast) in der richtigen Reihenfolge. Im kommenden Programm freue ich mich am meisten auf Dani Futuro. Wie gesagt, Neues ist immer am spannendsten.
Aber auch jeder neue Band von Wally Wood ist für mich etwas Besonderes. Das sieht man schon daran, dass das in der Regel das einzigste Buch ist, das ich nach der Anlieferung aus der Druckerei nochmal komplett lese. Normalerweise habe ich mich im Herstellungsprozess so intensiv mit den Büchern beschäftigt, dass ich die Bücher in- und auswendig kenne. Das ist natürlich auch bei Wally Wood der Fall aber die Geschichten mit ihrem speziellen Twist faszinieren mich bei jedem lesen erneut.
c-o: Danke Ansgar für die Beantwortung der Fragen! Wie gut, dass es Menschen gibt von deren Hobbies alle anderen profitieren!
Der Story-Arch „Life & Death of Conan“ lief über die ersten 12 Ausgaben der aktuellen Hauptserie des Barbaren. Der Cimmerier ist nicht nur mit dieser Reihe zu Marvel zurückgekehrt, sondern hat auch noch eine weitere, in der seine kriegerischen Begebenheiten im Vordergrund stehen (Savage Sword) und einen Ableger, in dem die Nebenfiguren im Fokus stehen (Age of Conan). Dazu gibt es eine ganze Menge an Crossovern und eine Reihe von hochpreisigen Klassikerausgaben. Eine Herausforderung also für Komplettsammler*innen.
Kümmert sich Crom um Conan?
Conan hat schon einiges erlebt, viele Schlachten geschlagen und sogar seine große Liebe verloren. Immer wieder hat er aber betont, dass er nicht zu seinem Gott Crom bete, da diesen das Leben der Menschen nicht interessiere. In der Storyline von Jason Aaron muss sich Conan nun seinen schlimmsten Albträumen stellen. Zur Erinnerung: die Rote Hexe hatte Conan opfern wollen um den Gott Razazel zurückzubringen. Ihr war er zwar entkommen, ihre Kinder scheinen aber Jahre später Erfolg gehabt zu haben, denn Conan liegt mit einem Dolch im Herzen auf dem Boden.
Möglicherweise haben die beiden Anhänger des alten Gottes aber die Rechnung ohne den Krieger gemacht. In seinem Todeskampf muss er sich mit den brutalsten Gegnern seiner bisherigen Geschichte erneut messen und so haben zum Beispiel Thak, der monströse Affe oder die beiden Frostriesen einen Auftritt auf diesen Seiten.
Viel wichtiger scheint mir aber die Rückkehr des Nordmannes in seine Heimat zur Zeit seiner Jugend zu sein. Er muss sich erneut gegenüber seinen Eltern beweisen und tritt schließlich vor seinen Gott Crom. Wird dieser wie erwartet seinen Gläubigen ignorieren?
Aaron schafft es, die Geschichte Revue passieren zu lassen und fast schon anekdotenhaft die Highlights sowohl von Robert E. Howard als auch seiner Adepten zu präsentieren. Dabei steigert sich sowohl die Intensität als auch das Verständnis des Handelnden von Heft zu Heft. Eindeutig gelungen würde ich sagen!
Das Artwork
Die meisten Hefte wurden von Mahmud Asrar umgesetzt. Ich bin ein wenig unentschieden mit meiner Bewertung der Qualität. Während ich die Bilder teil- und zeitweise ausgesprochen gut und angemessen finde, glaube ich manchmal, dass sie das Ergebnis von zu wenig Zeit sind. Wenn der Produktionsdruck der monatlichen Erscheinungsweise nicht gewesen wäre, hätte noch mehr daraus werden können.
Tatsächlich wird die Wahrheit in der Mitte liegen; die Seiten sind abwechslungsreich aufgebaut und schaffen es, den Blick beim flüchtigen Durchblättern zu fangen! Die Zeichnungen sind nicht fotorealistisch, Schraffuren und Blöcke bilden in ihrem Zusammenspiel ein Gebilde, das teilweise eher erahnen lässt, was es sein soll, sind dadurch aber auch gut geeignet, den Schrecken darzustellen.
Besonders gut sind allerdings die Zeichnungen von Band 8, also von Garry Brown und Gerardo Zaffino, die den Kampf mit den Frostriesen so auf das Papier bringen, das man beim Lesen den kalten Wind zu verspüren scheint!
Die Wertung
Gerade wegen der ganzen Reminiszenzen an die anderen Stories ein Muss für alte Fans! Für alle anderen ein guter Einstieg in die Geschichte. Man sollte allerdings das Artwork mögen. Zugänglicher ist sicherlich die Parallelserie Savage Sword of Conan! Ein Punkt ist allerdings wirklich selten im Conan-Universum: Eine Geschichte über ein ganzes Jahr könnte ich nicht erinnern.
Dazu passen die Seaside Rebels mit ihrem nettem Krach und ein Rotbier!
Ob man hier an einen bekannten Westernhelden denken sollte?
Aria ist eine Fantasyserie von Michel Weyland, die anders ist! Im Vordergrund steht die junge, blonde Kämpferin, die ihr Schwert zu gebrauchen weiß. Sie ist aber keine weitere Inkarnation von Red Sonja oder Xenia, sondern versucht ihre Aufgaben intelligent zu lösen, die Natur und alle ihre Geschöpfe ernst zu nehmen, und auf der Seite der Freiheit zu stehen. Mehr dazu auch in der Besprechung des zweiten Bandes.
Die Geschichten
Die weiteren Teile der Gesamtausgaben werden chronologisch erscheinen, die ersten vier wurden aber von Michel Weyland speziell kuratiert um inhaltlich zueinander passende Geschichten präsentieren zu können. Dieser Band enthält daher zunächst eine Einleitung von Peter Nover mit vielen Abbildungen und drei Kurzgeschichten aus den frühen Tagen rund um Aria bzw. ihre „Vorläuferin“ Adeline sowie eine grafische Einführung des Autors selbst in die Bände 11, 14, 15 und 24.
Den Anfang macht Die Unzähmbaren, eine sehr vielschichtige Story über die Achtung vor dem Leben der Tiere, die Unterdrückung von Frauen im Namen der Religion, skrupellose Geschäftemacherei und nicht zuletzt die Liebe. Aria kann nicht verhindern, dass Jäger ein Tier fangen um es in der Arena töten zu lassen, während die beiden Jungtiere mutterlos zurückgelassen werden. Die Heldin kann wie üblich diese Ungerechtigkeit nicht hinnehmen und findet sich plötzlich in der Rolle einer Priesterin und Geheimnisträgerin wieder. Spielt sie nicht mit, droht ihr der Tod!
Der Räuber des Lichts und Venderic sind deutsche Erstveröffentlichungen. Es stellt sich heraus, dass auf Aria ein Erbe wartet. In einer alten Schatulle warten sieben alte, magisch leuchtende Zepter auf sie doch schon nach kurzer Zeit werden sie von einem grausamen Herrscher gestohlen. In dem ersten Teil geht es darum, sie zurückzubekommen und dabei unzählige Gefahren zu überstehen. Im zweiten Teil klärt sich dann auch eine wenig der Hintergrund des Ganzen, denn Aria erfährt, dass sie von einem uralten Geschlecht mystischer Dichter abstammt. Erneut muss Aria Todesgefahren überstehen und sich der Macht und Gewalt der Männer erwehren. Ihr Witz und ihr Einfallsreichtum sind dabei nicht weniger wichtig als die Beherrschung des Schwertes.
Die letzte Geschichte geht noch mehr als die vorherigen eine esoterische Richtung: Was ist die Seele eines Menschen und was geschieht mit ihr im Falle des Todes? Unzählige Geschichten drehen sich um unglückliche Seelen, die aus verschiedensten Gründen diese Welt nicht verlassen können und als Geist/Gespenst ihre Runden drehen müssen. Die gefangene Seele fügt diesem Schatz einen weiteren Aspekt hinzu und nutzt ein weiteres Mal die Phantasie von Michel Weyland in Bezug auf neue Kreaturen, ihre Fähigkeiten und ihr Aussehen.
Die Umsetzung
Die Geschichten um die Kriegerin Aria zählen sicherlich zu den Meilensteinen unter den Fantasy-Epen und passen damit genau zu dem Label des Verlages: Kult! Michel Weyland hat seit dem Ende der Siebziger Jahre an dieser Serie gearbeitet (und die hier abgebildete Spanne umfasst immerhin 15 Jahre!) und sich kontinuierlich weiterentwickelt. Im Gegensatz zu vielen anderen Autoren schafft er es dabei, aus alltäglichen Elementen eine spannende und konsistente Geschichte zu entwickeln, die nicht dem schneller-höher-weiter Prinzip folgt.
Ex Libris der Vorzugsausgabe
Aria hat sicherlich keine alltäglichen Erlebnisse, sie interagiert aber immer wieder mit normalen Leuten und verhilft ihnen zu einer stimme oder auch einem Schwert gegen Unterdrückung, Fremdbestimmung oder Gewalt. Oftmals steht dabei typische Männergewalt gegen Frauen im Vordergrund und auch das ist untypisch für eine Mainstream-Serie.
Die Heldin ist dabei durchaus sexy, hat scheinbar auch einen unerschöpflichen magischen Kleiderschrank versteckt aus dem sie immer neue Kleider, Tuniken und Nachtkleidern zieht, darf sich im Normalfall aber natürlich bewegen. Die zurecht kritisierte unnatürliche Broken-Back-Pose wird nur sehr selten gewählt.
4 Bände verbunden mit dem zusätzlichen Material und der jeweiligen Einführung durch den Künstler in die Hintergründe der Entstehung sind zu diesem Preis ein Super-Deal! Das Papier ist dick, wertig und bringt die Farben sehr gut rüber, der Einband ist stabil! Da die Serie nur sehr kursorisch und dann auch noch unter verschiedenen Namen auf Deutsch erschienen ist, gibt es keinen Grund nach alten Exemplaren zu suchen. Die Empfehlung für klassische frankobelgische Fantasy! Es gibt im Übrigen auch wieder eine limitierte Vorzugsausgabe mit Variantcover und signiertem Ex Libris.
Vorzugsausgabe
Dazu passen ein gekühltes Weizen mit Grapefruitsaftzusatz und Chip Taylor & The New Ukrainians.
Millenium kehrt zurück in das ZACK und startet mit Teil 2 Versuchung. Plague, einer der versiertesten Hacker Schwedens, hat die Hacker Republic verlassen. Seine Funkstille macht Lisbeth Salander misstrauisch und so versucht sie zusammen mit dem Journalisten Mikael Blomkvist herauszufinden, wo er sich aufhält. Dieser schreibt an einer Story über Schwedens Rechte und die SÄPO. Schon bald müssen sich die beiden eines Angriffs von Maskierten erwehren. Sylvain Rumberg trifft den Ton der originalen Geschichten weiterhin sehr gut und liefert einen tollen Thriller ab, der von Belén Ortega düster und hart umgesetzt wird. Hohes Niveau und eine Bereicherung des Spektrums.
Ebenfalls erstmals dabei ist Spaghetti, eine ursprünglich aus der Feder von Dino Attanasio und René Goscinny stammende Serie. Im StripGlossy sind bereits einige neue Geschichten von Frans Hasselaar erschienen, die von Daan Jippes umgesetzt worden sind. Funnyspass garantiert. Der heutige Dreiseiter zwingt den Helden der Serie, Pizza auszufahren und stellt ihn vor einige Prüfungen.
Die Fortsetzungen
Yann lässt in seinem Western Sauvage die kleine Esmeralda in eine ungewünschte Umgebung verfrachten: Sie hat zu viel genervt und wird dem Orden der Karmeliterinnen übergeben. Felix lässt dieses geschehen und bittet darum, an die Front versetzt zu werden. Meynet liefert routinierte Zeichnungen ab, die weiterhin in der Kolorierung nicht meinem Geschmack entsprechen.
Auch die Morde im Mai nehmen Fahrt auf: Während in der Story von Jacques Post in Rotterdam klarer wird, welche Verbindungen zwischen dem Agenten und der Polizei bestehen und der Held eine Verbündete gewinnt, planen die Deutschen den Einmarsch. Eric Heuvel beweist, dass er einer der bekanntesten niederländischen Comic-Zeichner ist und einer der führenden Vertreter der Ligne Claire! Zur Spannung trägt IMHO wesentlich bei, dass die Geschichte zwei Zeitebenen hat: Die der Untersuchungskommission von 1948 und die der untersuchten Handlung 1940.
Natürlich haben Parker & Badger, Tizombi und der Vater der Sterne wieder ihren Auftritt. Dazu kommt der schon siebte Teil der Serie über Verfilmungen frankobelgischer Comics von Bernd Hinrichs und eine Einführung in Locke & Key, eine Horror-Serie von IDW.
Die Abschiede
Gleich zwei Serien verabschieden sich erstmal wieder: Den Anfang macht Rani, die Serie über eine junge Französin, die von ihrem Halbbruder um ihr Erbe gebracht werden soll. Der adelige Scharlatan spielt ein mehrfach falsches Spiel, das zu einem echten Cliffhanger führt. Gute Unterhaltung des Altmeisters Jean van Hamme in der Umsetzung von Francis Vallès. Da die Folgebände im Original schon erschienen sind, ist auf eine baldige Fortsetzung zu hoffen.
Rick Master ist nicht nur einer der ältesten ZACK-Helden, sondern auch einer derjenigen, die stark modernisiert worden sind. In seinen neuen Abenteuern von Zidrou spielt seine Freundin Nadine eine deutlich größere und aktivere Rolle als in der klassischen Serie. In Für Frankreich gefallen ermitteln sie und Rick eigentlich parallel. Simon van Liemt setzt das in seinem eigenen Stil um, der genügend Referenzen an Tibet enthält um alte Fans zufriedenzustellen, der Serie aber trotzdem ein modernes, jugendliches Flair verpasst hat.
Das alte ZACK hatte sich mal den Untertitel „Das europäische Comic-Magazin“ verpasst. Mir würde immer noch keine treffendere Kurzbezeichnung einfallen. Dazu empfehle ich die sehr kurzweiligen Klänge von The Muffs und ¾ trockenen Prosecco mit ¼ Rhabarbersaft.
Jedes vernünftige Comic-Universum benötigt eine Heldin, die den Grenzbereich des Legalen und des Illegalen abdeckt, zwar mit den anderen Held*innen gegen das absolut Böse kämpft, andererseits aber auch für ihren eigenen Luxus Eigentumsrechte missachtet. Bei Marvel ist das Black Cat, die vor Jahren fast Spidey geheiratet hätte und nun wieder ihre eigene Serie füllen darf!
Die Serie
Felicia Hardy ist ein Poster Girl mit schlohweißen Haaren und einer Maskierung, die auch nur im Comic als solche durchgehen kann. Sie hat sich in der jüngeren Vergangenheit hauptsächlich in den Veröffentlichungen des Wandkrabblers betätigt und sich im Zuge der Auseinandersetzungen mit der Diebesgilde auf die Seite der „Guten“ gestellt. Infolgedessen liegt sie mit der von Odessa Drake geführten Organisation im Clinch!
Die Katze kann aber auch ansonsten das Mausen nicht sein lassen und bricht daher in das Anwesen von Dr. Strange ein. Natürlich verläuft dieser Raubzug nicht wie geplant und Freund*innen magischer Einschübe kommen voll auf ihre Kosten. Ähnlich turbulent aber auf ganz andere Weise verläuft auch der zweite größere Diebeszug: Das Objekt der Begierde befindet sich im Hauptquartier der Fantastischen Vier und Johnny Storm erlebt ein Rendezvous der unerwarteten Art.
Die Variant-Ausgaben
Zusätzlich gibt es noch ein wenig Rahmenhandlung um auch für die weiteren Abenteuer den Grund zu legen. Sehr positiv dabei ist der Bezug auf die schon lange Geschichte der maskierten Diebin: alte Gefährten kehren zurück und die Fähigkeit, ihren Gegner*innen Pech zu bringen ist immer für einen Lacher gut!
Die Umsetzung
Jed MacKay hat das Storytelling übernommen und trifft den ironischen, leicht amüsierten Grundton der Serie sehr gut. Black Cat ist kein weiblicher Deadpool, die ihre Gegner totquatscht, aber auch kein bierernster Charakter. Spaß und ein gewisse Hedonismus sind gepaart mit Abenteuerlust und Adrenalinsucht; eine gute Ausgangsposition für witzige Dialoge und irrsinnige Twists.
Travel Foreman und Michael Dowling setzen das ganz gefällig in Bilder um. Der Seitenaufbau ist klassisch genug um nicht mit Image verwechselt zu werden, aber abwechslungsreich genug. Die Gesichter gerade der Nebenfiguren könnten manchmal etwas ausdrucksstärker sein und die körperbegrenzenden Linien etwas feiner, aber grundsätzlich ist das eine völlig zufriedenstellende Arbeit der Beiden!
Wie immer gibt es einige Cover (und den Rest in einen separaten Miniheft!) und ein paar weiterführende Informationen in einem angemessenen Paperback! Gerade in Zeiten des auf die eigenen vier Wände begrenzten Lebens ein netter Sonnenstrahl oder etwas weniger poetisch: Gute Unterhaltung aus dem Haus der Ideen! Natürlich sind auch wieder Variantausgaben am Start!
Das Extra-Heft!
Dazu passen die fröhlichen The Busters und ein Nojito!
Das mosaik ist eines der wenigen Printmagazine im (auch) Jugendbereich, das seine Auflagenhöhe über die Jahre hinweg nicht nur halten, sondern sogar ein wenig ausbauen konnte. In der relevanten Verkaufsstatistik liegt es damit mittlerweile hinter dem Lustigen Taschenbuch auf dem zweiten Platz. Das Konzept ist seit Jahren gleich: die drei Abrafaxe Abrax, Brabax und Califax werden per Zeitsprung in eine bestimmte Region zu einer bestimmten Zeit transportiert und erleben dort ihre Abenteuer. Begleitet werden die Comics dabei von Wissensschnipseln, Versuchen, Museumshinweisen etc. um den Leser*innen nicht nur historische Hintergründe zu erklären, sondern auch zu spielend erlerntem neuen Wissen zu verhelfen.
In diesem Monat startet die 20. Zeitreise, die die jungen
Helden in die Südsee gegen Ende des 19. Jahrhunderts verschlägt. Ein Paradies
mögen jetzt viele denken und für die atemberaubende Natur stimmt das sicherlich
auch. Die Veränderungen durch die Zunahme des weltweiten Handels und der
Kolonialisierung unter anderem durch das Deutsche Kaiserreich waren aber nicht
immer einfach.
Das erste Heft
Die drei Kobolde fallen der Besatzung der „Heiderose“ buchstäblich vor den Bug und dürfen das Schiff entern. Die Besatzung ist in Aufregung, denn ein Geist scheint sich auf dem Handelsschiff eingenistet zu haben, und es gelingt den dreien, einen Deal auszuhandeln: Bringen Sie die verschwundene Mütze des Kapitäns zurück, werden sie nicht an Land gesetzt…
Mit dieser stimmungsvollen Einführung der Gegend und der
Grundlagen des Kopra-Handels werden die Leser*innen auf die kommenden
Geschichten eingestimmt: es gibt eine große Konkurrenz unter den Schifffahrtsnationen
um Kopra, das getrocknete Fruchtfleisch von Kokosnüssen. Wie immer steht zu
befürchten, dass es bei diesem Wettbewerb nicht immer fair zugeht und dass
sowohl Einheimische als auch Handeltreibende darunter zu leiden haben werden.
Daneben gibt es aber natürlich auch die spaßige Seite: Der Ursprung der mysteriösen Vorgänge – so viel sei verraten – ist natürlich keinesfalls übernatürlich und wird noch für viele beinahe Nervenzusammenbrüche sorgen.
Die Beilage
Mittlerweile fast schon traditionell wird der Start in eine
neue Welt von einer Beilage begleitet: Die Karte zeigt die Inselwelten der
Südsee und führt in Tierwelt aber auch in geografische Besonderheiten ein. Und:
Wer von euch könnte aus dem Stehgreif den Unterschied zwischen Melanesien,
Polynesien und Mikronesien erklären und dann auch noch Neuseeland richtig
verorten?
Die Möglichkeit für einen Neueinstieg! Tipp: Im Heft sind
Hinweise für magische Momente versteckt! Mit Hilfe einer App können so weiterführenden
Infos und Beiträge abgerufen werden.
Dazu passen „What a wonderful world“ von Israel Kamakawiwoʻole und ein Maracuja-Kokosnuss-Shake!
Ich möchte mit einem Gratulationstusch starten: mittlerweile hat das „neue“ ZACK 250 Ausgaben geschafft und das Startpublikum der Koralle-ZACK-Aficionados deutlich erweitert! Viele neue Serien haben Eingang gefunden und aktuell scheint sich eine – aus meiner Sicht sehr erfreuliche – Kooperation mit dem niederländischen StripGlossy anzudeuten, werden die Morde im Mai doch mindestens von Spaghetti, vielleicht auch von den Macaronis begleitet.
Gefeiert wird das Jubiläum übrigens mit einem Variantcover
für Abonnenten mit einer erotischen Szene aus Empire USA.
Der Neustart
Keine Landschaft auf einem fernen Planeten sondern in Mexiko!
Sauvage hat gerade den dritten Platz in der Wahl des ZACK-Helden 2019 belegt und die neue Episode Esmeralda wurde von vielen erwartet. Der Text von Yann ist dabei sicherlich spannend, verknüpft er doch die Ereignisse Mitte der 60-er Jahre des 19. Jahrhunderts in Mexiko mit den persönlichen Schicksalen der handelnden Personen und spielt dabei sehr geschickt mit persönlichen „Skills“ wie Naivität oder Skrupellosigkeit. Gleichzeitig wird die Kritik an der politischen Führung, etwa wegen des Befehls, keine Gefangenen mehr zu machen, sondern die Gegner noch auf dem Schlachtfeld zu erschießen, deutlich! Die Zeichnungen von Meynet sind aber zumindest in dieser von ihm selbst erledigten Kolorierung einfach nicht mein Favorit.
Die Fortsetzungen
Bisher fehlte die Leiche in dem aktuellen Abenteuer von Rick Master, nun ist sie da und auch bereits identifiziert. Das Motiv bleibt aber noch rätselhaft. Gleichzeitig wird in Für Frankreich gefallen aber auch deutlich, dass Rick beim Militär wenig Freunde hat und so hat Simon Van Liemt die ungewohnte Verpflichtung, den Helden seitenlang mit einem Veilchen darzustellen. Zidrou hat aus dem etwas altbackenen Liebling aller Schwiegermütter und noch mehr aus seiner Geliebten Nadine moderne Held*innen gemacht, denen man die kriminalistische Ader abnimmt.
Die History-Serie Rani von Van Hamme & Alcante nimmt Fahrt auf. Ging es bisher eher darum, dass die Heldin zeitbegingt ihrem ekligen Halbbruder hoffnungslos ausgeliefert ist, kommen nun politische Bezüge hinzu. Wie so oft gilt, dass der Böse nicht nur seine Familienangehörigen verrät, sondern auch kein ungetrübtes Verhältnis zu seinem Land hat. Francis Vallès darf dabei zeigen, wie gut er neben Kompositionen auch Landschaften und Gebäude zeichnen kann. Wie gut, dass es von dieser Serie bereits mehrere Folgen gibt.
Henk Maalbeck muss den ersten der Morde im Mai, nämlich den an seinem Vater, mitansehen. Trotzdem ist noch nicht wirklich klar, wie groß die Sache eigentlich ist. Auf jeden Fall ist schon mal deutlich, dass Deutsche die Verteidigung Rotterdams ausspioniert haben und wichtige Dokumente den Besitzer hätten wechseln sollen. Eric Heuvel hat den Roman von Jaques Post sehr stimmig in Bilder übertragen und so ist dieser Comic nicht umsonst bei unseren westlichen Nachbarn sehr erfolgreich gewesen.
Dazu kommen die witzigen Parker & Badger und Tizombi sowie neben dem Schlussstrip auch eine ganzseitige Episode des Vaters der Sterne. Zumindest für letzteren täte Abwechslung gut. Die Artikel featuren eine neue Netflix-Serie von DreamWorks und bringen ein interview mit Phillipe Aymond zu den neuen Abenteuern von Bruno Brazil – lesenswerte Abwechslung!
Der Abschied
In Empire USA wird der Teil 2.2 beendet und Jared ist mit seinen Untersuchungen zum Tod seines Freundes noch nicht wesentlich weiter. Immerhin ist deutlich geworden, dass die russischen Oligarchen keine einheitliche Gruppe darstellen, sondern sich verschiedenen Nachfolgegruppen der alten Nomenklatura angeschlossen haben. Spannender Thriller von Stephen Desberg mit realistischen Zeichnungen von Alain Queireix in anspruchsvollem Layout.
Variantcover mit Szene aus Empire USA
Sollte das ZACK dieses hohe Niveau halten können, dürfte der nächste Meilenstein (Ausgabe 293 und damit mehr Ausgaben als das „alte“ ZACK) leicht zu schaffen sein!
Dazu passen natürlich zum Anstoßen ein Glas Champagner und
die alten No Doubt!
Diese Graphic Novel könnte so vieles sein: eine
Rachegeschichte, eine Erzählung über die Urgewalten der Natur, über das
Entstehen von Respekt aber auch eine vom rauen Leben in den Bergen. Definitiv
ist sie aber ein Beitrag zur aktuellen Debatte über die Neuansiedlung von Wölfen
in Europa.
Die Story
Gaspard lebt als Schäfer ganz alleine mit seinem Hund in den Bergen. Von Zeit zu Zeit kommt die Post und einmal im Jahr treibt er seine Herde in das Tal wenn der Winter kommt und die Tiere für den Schlachthof verladen werden. Er ist sich selbst genug und lebt im Einklang mit der Natur. Er jagt und versorgt sich selbst und behütet seine Schafe.
Sein natürlicher Gegner ist – neben den Unbillen der Natur –
der Wolf, denn dieser versorgt sich ebenfalls selbst und jagt, allerdings eben
auch die Schafe, die Gaspards Lebensunterhalt dienen. Sie stehen aber auch
unter dem Schutz der Ranger. Eines Tages erlegt Gaspard eine alte Wölfin, ihr
kleiner Welpe überlebt zunächst unbemerkt. Im Laufe der kommenden Zeit bemerkt
Gaspard ihn, will ihn aber noch nicht töten, da er aktuell keine Gefahr
darstellt.
Gaspard hat durchaus Verständnis für seine „Mitbewohner“ der Bergregion; einem Adler überlässt er die Eingeweide eines gerade geschossenen Rehs und auch dem kleinen Welpen helfen diese Gaben groß und stark zu werden bis eines Tages wieder Tiere aus Gaspards Herde getötet werden. Es entwickelt sich ein dramatischer Kampf auf Leben und Tod in den tief verschneiten Bergen und als auch noch ein tagelang wütender Sturm aufzieht, müssen beide um ihr reines Überleben kämpfen. Es kommt zum „Show down“ als sich die beiden Antagonisten verletzt gegenüberstehen.
Die Zeichnungen
Jean-Marc Rochette hat nicht nur ein grandioses Szenario geschrieben, sondern auch überragend illustriert! Seine Berge und Landschaften lassen die Leser*innen die Schönheit der Natur fast riechen, allerdings auch die unpersönliche Gefahr. Ein Fehler und die Felsspalte hat dich verschluckt! In der echten Natur gibt es keine Bambi-Romantik, die dem Kitz hilft, wenn die Ricke nicht mehr da ist. Und genau diese atemberaubende Urgewalt ist in den Bildern zu spüren! Dazu passt dann auch, dass viele Seiten ohne Text auskommen!
Rochette hat Ehrfurcht vor der Natur, den Jägern und den Opfern aber gleichermaßen auch vor dem Mensch, der sie annimmt, um mit der Herde und dem Hund dort draußen zu leben. Er verzichtet auf ein moralisch wertendes Gut-Böse-Schema und er beschreibt, dass es in der Natur keinen Platz gibt für die menschengemachten Freund/Feind-Schemata, sondern nur für eine Schicksalsgemeinschaft, die keinen Herrscher kennt, kein Gewinnstreben und keine Profitmaximierung.
Das Nachwort von Baptiste Morizot weist darauf hin, dass es (auch in Frankreich) immer schwieriger wird, Nachfolger für die in den Ruhestand gehenden Schäfer zu finden, dass die wieder angesiedelten Wölfe weder verklärt werden dürfen noch verteufelt, und dass der spätindustrielle Mensch seine Mitte möglicherweise verloren hat. Alle diese Gedanken finden ihren Ursprung in der vorliegenden Graphic Novel!
Die Empfehlung
Der Wolf gehört für mich zum Besten, was bisher in diesem Jahr erschienen ist! Eine mehrschichtig zu lesende Story, erfreulich entschleunigt in dieser hektischen Zeit, grandiose Zeichnungen in einer sehr stimmigen Hardcoverausgabe! Erfreulich finde ich auch den Mut zu kritischen Fragen, die ohne vorgefertigte mit Sendungsbewusstsein verbreitete Antworten daher kommen und die Leser*innen zum Denken auffordern. Must have gerade in diesen Zeiten, in denen wir uns wieder auf uns besinnen müssen und nicht mehr dem lauten Verdrängen föhnen können.
Dazu passen ein Obstbrand und die Peer-Gynt-Suite von Edvard Grieg.
Der Leipziger Verlag baut mit diesem Titel seinen
Zeichner Eric Heuvel weiter auf,
handelt es sich doch bereits um die vierte Reihe des sympathischen Amsterdamers.
Der Inhalt
Berlinetta de Carbeau ist die junge, autoverrückte Erbin einer der größten Oldtimersammlungen Europas. Dazu hat sie auch noch den Landsitz der Familie und ein nicht unbeträchtliches Vermögen bekommen. Die junge Baronin, Berli genannt, möchte die Autos allerdings nicht nur betrachten und so kutschiert sie mit den verschiedensten Modellen durch die Gegend.
Ihr Sidekick wird Logan, ein begabter Automechaniker, der auf die falsche Bahn gekommen war und sich als Hooligan bereits vor Gericht verantworten musste. Da seine früheren Kumpels immer mehr in das rechtsradikale Milieu abdriften, löst sich Logan von ihnen. Dieser Prozess ist allerdings nicht einfach und bildet einen der Handlungsstränge über die Alben hinweg.
Die bisherigen drei Geschichten wurden in den Niederlanden in der „AutoWeek“ vorveröffentlicht. Die Zielgruppe ist also klar umrissen: Autofans, die neben den Fahrberichten und Gerüchten rund um Fahrzeuge noch ein wenig thematisch passende Unterhaltung geboten bekommen sollen. Noël Ummels, nicht nur Texter dieser Reihe, sondern auch Chefredakteur des Auto-Magazins erklärt in einem ebenfalls enthaltenen Interview, wie es dazu gekommen war und beantwortet auch Fragen zu den Hintergründen der einzelnen Stories!
Der erste Teil Ferrari 250 GT Berlinetta stellt zunächst einmal die Personen vor und führt in das Setting ein. Das titelgebende Fahrzeug war kurze Zeit vor dem Tod des Vaters der Heldin gestohlen worden. Da es ihrem Vater sehr am Herzen gelegen hatte – schließlich hat er seine Tochter danach benannt – versucht diese es zusammen mit Logan wiederzufinden. Es entwickelt sich eine spannende Krimigeschichte die natürlich nicht an rasanten Fahrten spart.
Shelby
Cobra Dragonsnake hat ein anderes Auto in prominenter Rolle.
Berli lässt sich überreden, an einer Milliardärsrallye teilzunehmen die von
Kabul nach Moskau führen soll. Selbstverständlich dürfen an dieser Rennfahrt
nur Oldtimer teilnehmen und Heuvel
darf wieder beweisen, wieviel Kenntnis er in diesem Metier besitzt! Logan muss
einerseits mit seiner Eifersucht klarkommen, denn der Organisator scheint ihm zu
viel Interesse an seiner Kumpanin und Chefin zu zeigen, andererseits spielt
aber auch die Politik eine Rolle, denn Rebellen und der russische Geheimdienst haben
ihre eigenen Pläne. Die Personen haben sich hier schon etwas entwickelt und
stehen nicht mehr auf so wackeligen Füssen wie am Anfang!
Vollends etabliert hat sich die Reihe dann mit dem bisher
letzten Teil der auch erstmals nicht nur in der AutoWeek sondern auch im Eppo
vorabgedruckt worden ist. Großer
Mercedes 770 K bringt nicht nur bezogen auf das Fahrzeug einen Bezug auf
das Dritte Reich mit; es geht auch um Kollaboration während der Besatzung,
jüdisches Vermögen und um heutige Neonazistrukturen. Begleitet wird das Ganze von
einer klar positionierten Auseinandersetzung mit dem populistischen, rein auf Auflagenhöhe
setzenden Boulevardjournalismus übelster Prägung und seinen Folgen. Inhaltlich
und vom Aufbau her die beste der drei Geschichten.
Die Zeichnungen
Eric Heuvels zählt zu den besten Vertretern der aktuellen Ligne Claire (siehe die Besprechung zu Meimoorden) und hat neben seinen Serien immer auch an politischen Themen, etwa für das Anne-Frank-Haus, gearbeitet. Es ist daher nicht unbedingt erstaunlich, dass eine Serie mit einer attraktiven aber vor allem modernen und selbständigen Heldin, in der alte Autos eine große Rolle spielen, seine begeisterte Zustimmung gefunden hat.
Der Seitenaufbau ist dementsprechend klassisch
angelegt, auch wenn sich die Anzahl der Streifen mal ändert oder einzelne Bilder
über ihren eigentlich zugewiesenen Platz hinauswachsen. Selbst die Personen
scheinen ihren Rahmen sprengen zu wollen und so verlassen Hände oder Füße auch manchmal
ihre Zeichnung. Die flächige Kolorierung und die Strukturierung sind natürlich
ebenfalls wie erwartet. Trotzdem atmet aus keinem einzigen Bild dieses Comics
Nostalgie oder gar Altertümliches! Wer January
Jones, die Fliegerinnen von Salleck
Publications oder Blake und Mortimer
liebt, wird auch hier nicht enttäuscht werden.
Die Ausstattung
Das Integral beinhaltet neben den drei Stories alle Titelbilder, die eine oder andere Illustration und ein paar Fotos zu Originalen. Das bereits angesprochene Interview führt insbesondere den deutschen Leser in einige der zugrundeliegenden niederländischen Gegebenheiten ein und führt daher zu einem viel besseren Verständnis. Das Kult Comics Integral typische Papier ist etwas dicker und daher sehr wertig und satt und auch der Preis ist völlig angemessen! Natürlich gibt es auch wieder eine – bereits verlagsvergriffene – limitierte Vorzugsausgabe.
Detail aus dem ExLibris der Vorzugsausgabe
Dieser Comic bringt die traditionelle Brüsseler Schule
in das aktuelle Jahrzehnt und hat dabei auch noch eine Heldin, was weder im
Motorsport noch im (Comic-)Krimi zu häufig vorkommt! Alles richtig gemacht also
und wir werden hoffentlich weitere Fortsetzungen genießen können!
Dazu empfehle ich– passend zu Berlis Landsitz – einen Cragganmore 21 und das New York Ska Jazz Ensemble, etwa mit Minor Moods!