Die Schlümpfe 34: Die Schlümpfe und der Flaschengeist
Story: Alain Jost und Thierry Culliford
Zeichnungen: Jeroen De Coninck und Miguel Diaz
Splitter Verlag – Toonfish
Hardcover | 48 Seiten | Farbe | 12.95 €
ISBN: 978-3-95839-905-1
Diese Rezension wartet schon ein wenig auf ihre Veröffentlichung. Mittlerweile ist bereits das 36. Abenteuer der Schlümpfe im Splitter-Imprint toonfish erschienen. Damit bleibt die deutsche Veröffentlichung nahe am Original und der geneigte Leser kann tatsächlich alle Bände auf Deutsch in einheitlicher Ausstattung genießen.
Die Schlümpfe gehören dabei zu den bekanntesten Figuren der Welt. Neben den Comics von Peyo gab es schon sehr früh extrem viel Merchandise der blauen Wichtel, mehrere Zeichentrickserien von Dupuis bzw. dem Studio Hanna-Barbera und mittlerweile immerhin drei „Realfilme“, die zu internationalen Blockbustern geworden sind. Sie haben sich dabei seit ihrem ersten Auftritt 1958 als Nebenfiguren in Johann und Pfiffikus zu absoluten Helden gewandelt. Zudem sind sie auch musikalisch sehr erfolgreich vermarktet worden, wenn auch zugegebenermaßen nicht jeder Geschmack damit getroffen wurde. International findet man sie unter den Trademarks „Smurfs“ oder „Schtroumpfs“.
Die Comics sind glücklicherweise durch diesen ganzen Ruhm nicht wesentlich anders geworden. Noch immer stehen die Alltagsprobleme der 100 Schlümpfe samt der später dazu gestoßenen Schlumpfine mit sich selbst und vor allem mit dem bösen Zauberer Gargamel im Mittelpunkt der Geschichten. Jeder der Schlümpfe hat dabei bestimmte Eigenschaften die sein Verhalten und seine Wünsche bestimmen und die meistens schon durch den Namen ausgedrückt werden. Im Mittelpunkt dieses Abenteuers stehen neben Schlumpfine, die als Archetyp aller positiven wie negativen Klischees die Frauenrolle bedient, Hefty und Schlaubi. Während ersterer ausgestattet mit Herz-Tattoo und Muskelkraft eher für die einfachen Lösungen zuständig ist, stellt der einzige bebrillte Schlumpf den Schlauberger dar, der jede Regel kennt, aber auch nicht eine davon brechen würde.
Beide zusammen entdecken eine Amphore im Bach, bergen und öffnen sie und stellen fest, dass diese scheinbar nur Kiesel enthält. Die zurückgelassene Amphore wird dann später von Gargamel gefunden. Tatsächlich waren in ihr aber auch zwei Dschinns, die nun ihren jeweiligen Befreiern dienen müssen. Was zunächst nach einem außerordentlichen Glücksfall aussieht, entpuppt sich als deutlich komplizierter, denn sosehr sich Agenoir und Adenior, so die Namen der Dschinn-Zwillinge, auch bemühen, ein funktionierendes Ergebnis entsteht nur dann wenn sich Schlaubi, Hefty und Gargamel gleichzeitig und ernsthaft dasselbe wünschen.
Bis die Schlümpfe gemerkt haben, dass eine Kooperation der beiden Antagonisten notwendig ist, hat der Dschinn, der im Schlumpfdorf untergekommen ist, bereits ebenso viel Unruhe gestiftet wie sein Zwilling in Gargamels Hütte. Und ebenso selbstverständlich ist das Spektrum der Wünsche der Schlümpfe vollständig inkompatibel mit dem des bösen Zauberers. Aber es bleibt ihnen allen nichts anderes übrig als zu kooperieren und nebenbei zu versuchen, die jeweils andere Seite auszutricksen. Die beiden Autoren bedienen sich dabei munter der klassischen Sagenwelt so dass der erwachsene und mitteleuropäisch sozialisierte Leser das Ergebnis bereits kennt und umso mehr Freude an der Herleitung hat!
In heutigen Zeiten ist man vielleicht versucht, in die Notwendigkeit zur Kooperation völlig unterschiedlicher kultureller Ansätze etwas hinein zu interpretieren, doch dieser Comic will einfach nur gut unterhalten ohne zu belehren (Naja, vielleicht ein bisschen, denn Eigennutz zahlt sich halt nie aus) oder Statements abzugeben. Genau das entspricht aber auch der Erwartungshaltung des Publikums seit fast 60 Jahren!
In einem zweiten Handlungsstrang geht es ebenfalls um ein Dauerthema, nämlich Eifersucht! Weil Schlumpfine sich um die beiden Dschinns kümmert, befürchten sofort einige Schlümpfe nicht mehr beachtet zu werden und fühlen sich vernachlässigt. Sie schlüpft dabei fast in eine Mutterrolle und steht dadurch Papa Schlumpf in seiner Verantwortung für alle an der Seite. Die anderen geraten dadurch natürlich in eine noch stärkere Kinderrolle, die für einiges Wiedererkennen sorgt :-).
Was man der Reihe absolut zu Gute halten muss, ist, dass sie nicht wie andere ähnliche Konzepte in den 50ern und 60ern stecken geblieben ist, sondern immer wieder neu Themen für sich gefunden hat, die auch die aktuelle Kindergeneration ansprechen. Selbst die allerersten Abenteuer sind dabei so zeitlos, dass sie immer noch funktionieren und nicht wie beispielsweise Jo, Jette und Jocko nur noch dokumentarischen Reiz haben.
Klassische vier Panelreihen als Grundlayout werden immer mal wieder durchbrochen. Obwohl die Figuren und die Farbgebung moderat modernisiert worden sind, unterscheiden sich die aktuellen Schlümpfe immer noch nur wenig von den Originalen und verbreiten den gleichen Charme wie früher. Einzig das Cover ist deutlich moderner und spricht die aktuelle Käufergruppe an ohne die alten Hasen zu verschrecken.
Nebenbei sei erwähnt, dass toonfish nicht nur die Alben der Schlümpfe sondern auch die Kurzgeschichten und verschiedene thematisch orientierte Zusammenstellungen veröffentlich hat. Die ebenfalls von Peyo stammenden und später fortgesetzten „Urväter“ Johann und Pfiffikus liegen in einer vorbildlichen Gesamtausgabe vor und auch Benni Bärenstark wurde mittlerweile in 14 Alben komplett veröffentlicht.
Wie gewohnt nun die Frage, welche Musik und welches Getraänk den Lesegenuss abrundet: Dazu passt „Vader Abraham“? Nein, nicht wirklich. Eher etwas chillige Lounge-Musik und natürlich ein Sarsaparilla-Cocktail! Da dieser etwas schwierig zu bekommen sein dürfte, geht auch etwas mit Himbeeren (eisgekühlt!) und Minze.
Abbildungen © 2016 Splitter