Vernes/Forton – Bob Morane Classic 7

Das Geheimnis der Zone „Z“

Story: Henri Vernes
Zeichnungen: 
Gérald Forton
Originaltitel: 
Le mystère de la Zone « Z »

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover | 64 Seiten | Farbe | 20,00 €

ISBN: 978-3-949987-49-6

Cover Bob Morane classic 7

Fast alle Bände der Bob Morane ClassicReihe sind deutsche Erstausgaben, dieser Band ist eine Ausnahme. Als einziger von Gerald Forton gezeichneter Band erschien er 1989 im Feest-Verlag während der Ägide von … genau: Georg F. W. Tempel! Er wurde aber für diese Ausgabe neu übersetzt und layoutet.

Ein außerirdischer Besuch

Wie so oft, wird auch bei Das Geheimnis der Zone „Z“ eine Krimihandlung mit Science-Fiction Elementen vermischt. Mitte des letzten Jahrhunderts ist die Welt zwar noch nicht komplett erforscht, große, überraschende Entdeckungen wie sie Jules Verne, Henry Rider Haggard und andere noch beschreiben konnten, sind aber nicht mehr zu erwarten. Das „Neue“ und möglicherweise „Gefährliche“ muss also entweder eine wissenschaftliche Neuigkeit sein, oder aus den Tiefen des Alls kommen.

Hier verwendet Vernes eine Kombination: Eine unbekannte Legierung ist aus dem Weltall kommend aufgefunden worden. Sie wurde für die Raumfahrt benutzt und weckt nun die Aufmerksamkeit von Kriminellen und Geheimdiensten, um Profit daraus schlagen zu können. Bob Morane und Bill Ballantime wollen mal wieder einer hübschen jungen Frau beistehen und werden dadurch in diese Geschichte verwickelt.

Bob Morane classic 7 page 3

Es geht darum, den Vater der jungen Frau möglichst rechtzeitig zu warnen bevor die Bösen, ein nur durch das gemeinsame Ziel verbundener Haufen, ihn erreicht haben. Dabei ist es fast schon egal, ob der Wissenschaftler wirklich harmlos ist, oder aber im Regierungsauftrag handelt. Es ist wieder eine spannende Story, die den Helden als Retter beschreibt, die Bösen als manchmal witzige, manchmal nur doofe Menschen, und die Technik als etwas, das nur ansatzweise beherrschbar ist.

Strenges Layout, bunte Farben

Der Band verlässt sein strenges, vierstreifiges Layout kein einziges Mal, kommt also sehr klassisch daher. Obwohl das für heutige Lesegenerationen sehr ungewöhnlich ist, schadet es aber nicht, denn die Zeichnungen selbst sind sehr realistisch und dynamisch. Die Bewegung kommt aus den Panels und bedarf keiner „Unordnung“ auf der Seite. Wer einen Blick in den Anhang wirft, wird feststellen, dass Morane auch als Zeitungsstrip funktioniert hat. Genau diese Strenge bei gleichzeitiger Ausdrucksstärke ist auch in den regulären Seiten zu bemerken.

Bob Morane classic 7 page 4

Forton ist ein Meister der Linie und des Kontrastes. Die darauf aufgetragene Kolorierung überdeckt seine Meisterschaft nicht, fügt aber mit den teilweise extremen Farbgebungen eine spannende Komponente hinzu. Teilweise wechseln dabei auch die Farben der Haut und/oder Kleidung zwischen den einzelnen Panel. Für mich ist das aber eher ein nostalgischer Faktor, der dazugehört!

Ein Klassiker in angemessener Aufmachung

Bob Morane ist eine der ZACK-Serien, die dort tatsächlich gar keine großen Fußspuren hinterlassen hat. Tatsächlich gibt es sogar viel mehr Auftritte im aktuellen ZACK als in der Koralle-Zeitschrift. Die Serie hat allerdings aus sich heraus trotzdem genügend Aufmerksamkeit verdient. Ihre Anfänge mit den Zeichnungen von Dino Attanasio und Gérald Forton werden nach und nach komplett in der auf 750 Exemplare limitierten Classic-Reihe, wie gesagt meistens als deutsche Erstveröffentlichung, in der ZACK-Edition erscheinen.

Der Anhang gibt dabei weiterführende Einblicke und präsentiert „Schätze“, die ansonsten hier nirgendwo zu finden sind. Dazu gehören natürlich auch die Cover der verschiedenen französischen Originalausgaben. Vorbesteller der Reihe erhalten vom Verlag Beigaben, eine Anfrage lohnt sich daher unbedingt.

Dazu passen The Courettes etwa mit „Shake!“ und ein Old Pulteney.

© der Abbildungen Vernes – Bob Morane Inc / Forton – Ed. Hibou | 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

Lapière/Bourgne, Benéteau – Michel Vaillant Staffel 2 Band 12

Das Ziel

Story:  Denis Lapière
Zeichnungen: 
Marc Bourgne, Benjamin Benéteau
Originaltitel: 
Michel Vaillant Saison 2 12 – La Cible

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 56 Seiten | Farbe | 16,00 €

ISBN: 978-3-949987-34-2

Cover Michel Vaillant Staffel 2 12

Fans der aktuellen zweiten Staffel der Abenteuer rund um den Rennfahrer Michel Vaillant haben mehrere Möglichkeiten: Zunächst wäre da natürlich das französische Original, gefolgt von einer zeitnahen niederländischen Albumausgabe. Ungefähr ein Jahr später erfolgt der Vorabdruck auf Deutsch im ZACK und wiederum ein Jahr später die deutsche Albumausgabe. Wer es nicht eilig hat, komplettieren möchte oder aber einfach auf die bessere Ästhetik und die Beigaben nicht verzichten möchte, kann wiederum, allerdings deutlich später, auf das Integral zugreifen.

Die nächste Eskalationsstufe

Wow, was für eine sich steigernde Dramatik in dieser Serie! Anfangs ging es um die wirtschaftliche Seite des Rennsports als Jean-Pierre in eine ihm clever gestellte Falle tapste und die Kontrolle über Vaillante verlor. Wir alle wissen, welche tiefgreifenden Folgen dieser Fehler hatte. Nun müssen die Held*innen mit einer anderen großen Bedrohung fertigwerden. Eine rechtsradikale amerikanische Organisation, die Atomwaffen-Division, hat sowohl die unamerikanische, europäische Firma als Gegner auserkoren als auch den Senator Steve Warson. Und so ist er Das Ziel.

Michel Vaillant Staffel 2 12 page 3

In Pikes Peak waren schon die ersten Ansätze zu bemerken, hier tauchten auch die alten Bekannten um Bob Cramer wieder auf. In Cannonball wurden Michel und sein Kontrahent POG zu unfreiwilligen Teilnehmern eines geplanten Anschlags und endeten sogar im Gefängnis, nun plant die Organisation einen Anschlag mit einer Scharfschützin.

Letzteres ist nicht wirklich ein Spoiler, ziert die Gute doch sogar das extra für diesen Band gezeichnete Cover. Doch der Reihe nach: Steve muss sich entscheiden, ob er dem Wunsch seiner Partei folgt und in das Rennen um die amerikanische Präsidentschaft einsteigt. Michel und sein Team wollen die 24 Stunden von Le Mans gewinnen, müssen dabei aber nicht nur technische Schwierigkeiten überwinden, sondern auch mit der Gefahr eines Anschlags fertig werden. Und dann gibt es schließlich auch noch eine böse Krankheit, die ebenfalls zu Entscheidungen zwingt. Denis Lapière vermengt wieder Rennsportelemente, Thrillerbestandteile und die gute alte Soap-Tradition zu einer perfekten Melange!

Schnelle Autos, scharfe Waffen

Schon oft waren Bedrohungen Teil der Story und auch Schusswaffen waren durchaus im Spiel. Der Einsatz einer Profikillerin, speziell dafür angeheuert, Steve Warson während eines Rennes zu erschießen, ist aber doch etwas Neues. Diese Dramatik, einerseits die Vorbereitung des Anschlages mit dem Suchen einer perfekten Tarnung in Verbindung mit einer guten Schussposition und andererseits die Trainingsläufe sowie die ersten Wechsel in einem 24-Stunden-Rennen zu kombinieren, ist gut gelungen.

Michel Vaillant Staffel 2 12 page 4

Die Zeichnungen strahlen die Konzentration der Beteiligten, die langsam steigende Spannung und die schlussendliche Entladung aus. Wie immer gibt es leichte Abzüge in der Bewertung der Gesichter. Während die Bewegungen, die Kolorierung und das abwechslungsreiche Layout den Ansprüchen einer sehr erfolgreichen Serie genügen, fällt der Wiedererkennungswert der Kopfpartien etwas ab. Trotzdem eine sehr gelungene Darbietung von Bourgne und Benéteau, die mittlerweile eine große Routine ausstrahlen.

Eine Serie mit langen Handlungsbögen

Der Neustart der Serie hat nicht nur das Setting der Figuren modernisiert: es gibt eine Chefin, Jean-Pierre ist tot, die nächste Generation spielt eine tragende Rolle, sie hat auch eine Änderung des Konzeptes mit sich gebracht. Waren während der ersten Staffel Alben kaum miteinander verknüpft, gibt es nun lange Handlungsbögen über mehrere Alben. Dabei werden mehrere Stränge verfolgt, die das Umfeld, die technische Entwicklung, aber auch den Familienanteil zum Inhalt haben. Auch dieser Zyklus ist noch nicht zu Ende!

Michel Vaillant Staffel 2 12 page 7

Für die Fans der klassischen Serie waren die Änderungen im Zeichenstil anfangs ein großes Thema, mittlerweile ist die Kritik aber deutlich geringer geworden. Ich vermute, dass die meisten sich von der inhaltlichen Qualität haben überzeugen lassen. Michel Vaillant Staffel 2 hat es aber geschafft, auch neue Leser*innen zu begeistern und insofern würde ich mal sagen: Alles richtig gemacht!

Dazu passen Buster Shuffle, etwa mit „Take a Pill“, und ein alkoholfreier „Aperol“ Sprizz.

© der Abbildungen Dupuis 2023 / Lapière, Bourgne, Benéteau / 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

ZACK 316 (Oktober 2025)

ZACK 316

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 316

Der goldene Herbst steht vor der Tür, aber auch schöne Herbsttage verhindern nicht, dass es abends früher dunkel wird. Sollte noch ein wenig Regen dazukommen, hat man sogar noch mehr Zeit zum Lesen. Einen guten Teil davon sollte das ZACK füllen können! Im Übrigen wird die Reihe der Heldinnen auf dem Titelbild mit Wiske und Jerusalem fortgesetzt.

Der Neustart

Die Covergirls gehören zum in diesem Heft startenden fünften Teil der Saga Amoras. Diese auf mehreren Zeitebenen spielende dystopische Science-Fiction Serie spielt mit Gegensätzen ganz unterschiedlicher Art. Menschen – wie der titelgebende Lambik – sind sehr selten nur gut oder böse, sondern (leider) oft ambivalent. Und so mag der erste Anschein der Wirklichkeit widersprechen. Es gibt aber auch echte Rivalitäten wie zwischen den Bewohnern von Amoras im Jahre 2047. Hier scheint es so, als ob die Fatties gewonnen hätten. Der Gegensatz Arm gegen Reich wird ebenfalls sehr deutlich, sind die einen doch allen Unbillen schutzlos ausgesetzt während andere sich in ihren Luxusbehausungen ein schönes Leben gönnen. Mehr dazu in den nächsten Ausgaben. Für mich, inklusive der Ableger Chroniken von Amoras und dem neuen „Helden van Amoras“, eine der besten aktuellen Serien mit Zeichnungen von Charel Cambré nach einem Szenario von Marc Legendre.

ZACK 316 page 5

Die Fortsetzungen

Julie Wood hat ihr erstes Ziel erreicht, sie darf ein Rennen bei den AFT Singles fahren. Neben den auch in dieser Folge enthaltenen eher krimiartigen Abschnitten steht in diesem Monat das Renngeschehen im Vordergrund. Claudio Stassi wechselt die Perspektiven und zeigt sowohl von vorne, aus der Vogelperspektive und mit den Augen der Fahrerin das Geschehen. Diese Seiten sind wirklich dynamisch und versöhnen zumindest mich mit den Schwierigkeiten des Zeichners mit den Gesichtern. Storytechnisch bewegt sich Philippe Pelaez in Tödliches Rodeo in sicherem Fahrwasser. Mal sehen, wie der Abschluss von Teil 1 im nächsten Heft aussehen wird.

ZACK 316 page 21

Ein wenig erinnert Alte Versprechen an die Gespräche alter Männer, dass es früher doch einfach besser war. Es gab nicht so viel Geld, dass schon Jugendlichen bündelweise hinterhergeschmissen wird, die Spieler waren ehrgeiziger, die Unterhaltung besser und der Respekt erst … Natürlich ist die Geschichte von Álvaro Velasco & Iñaki San Román nicht so einfach, sie spielt aber mit allen möglichen Referenzen und dazu gehören eben auch diese. Die Zeichnungen von Pedro Rodríguez bewegen sich im Grenzbereich von Realismus und überzeichneter Karikatur und bebildern die Story oft filmtypisch. Wer Ted Lasso mag, wird hier seine Freude haben. Wer am Fußball nur den Gewinn der eigenen Mannschaft gut findet, sollte allerdings die Finger davon lassen.

ZACK 316 page 38

Das Leben meint es nicht gut mit (der späteren) Rani. Jolanne wird von ihrem eigenen Bruder, ihrem antagonistischen Widersacher, erneut festgesetzt und in einen Kerker geworfen. Wie der Zufall es will, ist aber auch ihr alter Freund und Liebhaber Craig in der Nähe und greift ein. Auch in Verurteilt! reiht sich eine Katastrophe für die junge Frau an die nächste. Die ursprünglich als TV-Serie konzipierte Idee von Jean Van Hamme & Alcante funktioniert aber auch im Comic, vor allem, da Francis Vallès sie gekonnt und routiniert in Panels umsetzt. Sicher wieder ein Kandidat für vordere Plätze im Jahresranking.

ZACK 316 page 51

Ein heruntergekommener Anwalt soll einem zum Tode verurteilten Rebellen zur Freiheit, zumindest aber zum Überleben verhelfen. Um dieses zu erreichen hat Wynona ihn in seinem Büro aufgesucht und fährt ihn jetzt quer durch das Land zu dem Ort der erhofften Hilfe. Während der Fahrt entwickelt der fertig aussehende Mann ungeahnte Fähigkeiten und wir Leser*innen erfahren mehr über die Hintergründe. Doch dann geraten die Beiden in eine Straßensperre … Das Erwachen des Bären ist eine spannende Geschichte im Grenzbereich von Dystopie, Thriller und Anwaltsserie von VanO und macht Lust auf mehr.

ZACK 316 page 67

Der Abschied

Leider ist eine sehr spannende Geschichte mit diesem Heft abgeschlossen. Erectus – mit sieben Teilen eine ziemlich lange Story – erzählt von einer Pandemie und der Unfähigkeit der Menschheit, in Krisensituationen ihre Menschlichkeit zu bewahren. Ausgrenzung statt Hilfe, Gewalt statt Sicherheit und Manipulation anstelle von Fakten – wir kennen diese Reaktionen leider nur allzu gut. Erik Juszezak hat sich einen spannenden (etwas unrealistischen) Virus ausgedacht der Evolutionsschritte zurückdreht. Infizierte Menschen entwickeln sich zum Homo Erectus zurück. Der Umgang mit ihnen, aber auch der veränderten Flora und Fauna wird das zukünftige Leben der Menschheit beeinflussen. Besonders gut gefallen hat mir, dass diese Serie am Ende mit einigen Überraschungen aufwartet. Hoffentlich findet diese zudem gut gezeichnete Serie den verdienten Beifall.

ZACK 316 page 82

Und sonst?

Wie immer tummeln sich Parker & Badger sowie Tizombi auf diesen Seiten. Dazu kommt eine nette Seite über träumende Katzen. Der redaktionelle Teil enthält wie immer den Rückblick auf das ZACK vor 50 Jahren, ein Interview von Frank Neubauer mit Chris Noeth und einen Beitrag über die Gesamtausgabe des Mädchens von der Weltausstellung vom Verfasser dieser Zeilen. Wirklich genug also, um dunkle Herbstabende damit zu füllen!

Dazu Bad Cop Bad Cop, etwa mit „Disbelief“ und ein Old Fashioned.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2025

Frenz/Pedrazzini, Bade – Phantom 2

Tödliche Dinosaurier

Story:  Bernd Frenz
Zeichnungen: 
Carlos Pedrazzini, Heiner Bade
Originaltitel: 
Fantomen

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 56 Seiten | Farbe | 16,00 € ISBN: 978-3-949987-67-0

Cover Frenz Phantom 2

Glückliche Zeiten für Phans! Wer befürchtet hatte, dass der deutsche Markt unter der plötzlichen Vielzahl von Titeln mit und über den Wandelnden Geist zusammenbrechen würde, darf sich mittlerweile entspannen. Noch immer erscheinen die gestarteten Reihen und somit auch der zweite Band der Albenreihe mit Phantom-Stories aus deutscher Feder!

Nicht so bekannte Schmuggelware

Wenn von grenzüberschreitendem Schmuggel die Rede ist, stehen ein paar Güter ganz oben auf der Liste der typischen Verdächtigen: Menschen, Alkohol und Drogen, Industriegüter sowie Artefakte wie etwa Elfenbein, Nashorn etc. Beide Geschichten von Bernd Frenz haben internationalen Schmuggel zum Thema, werfen aber ein Schlaglicht auf eher unbekanntere Spielarten.

Tödliche Dinosaurier spielt in einem musealen Umfeld. Ein Mann wird getötet, ohne dass sich dahinter zunächst irgendein Sinn verbergen zu scheint. Schon bald wird aber klar, dass hier während Ausgrabungen gestohlene Skelette versteigert werden sollen. Wie auch der Kunstsammlermarkt nicht nur aus gesetzestreuen Menschen besteht, ist auch dieses Teilsegment in einen legalen Markt, der hauptsächlich von Museen bestritten wird, und einen illegalen geteilt. Das 21. Phantom und seine Frau Diana geraten mitten in einen spannenden Fall.

Frenz Phantom 2 page 25

In Dunkler Rauch über Bangalla muss der Wandelnde Geist alleine ermitteln. Er entdeckt im Urwald große frisch gerodete Flächen auf denen zuvor geschützte Teak-Bäume standen. Während der Export von solchen Edel-Hölzern streng verboten ist und auch relativ gut überwacht wird, sind die Kontrollen für einige verarbeitete Produkte wesentlich unschärfer. Es kommt zum bewaffneten Konflikt mit der Holzkohlemafia.

Nah an der Realität

Beide Stories sind (leider) sehr nah an der Realität und verdeutlichen den großen Anteil, den Umweltschutz in und an dieser Serie hat. Während andere einfach den nächsten Superschurken präsentieren, geht es beim Phantom oft genug um echte Missstände bei denen die sog. „Erste Welt“ die sog. „Dritte“ immer noch ausbeutet. Der aus Argentinien stammende Carlos Pedrazzini setzt die erste Story routiniert um: flexibles Layout, markante Posen, filmische Posen.

Frenz Phantom 2 page 26

Die Zeichnungen der zweiten stammen von dem Deutschen Heiner Bade der über Jahrzehnte Zeichnungen für das schwedische Fantomen-Magazin angefertigt hatte. Die Geschichte der Kontaktanbahnung erzählt Bernd Frenz im Anhang dieses Albums. Seine Seiten sind detaillierter und konturierter als Pedrazzinis. Beiden sieht man allerdings an, dass sie ursprünglich für ein schwarz-weiß Magazin konzipiert wurden.

Ein weiteres Mosaik-Steinchen

Es ist kaum möglich, ein Sammelgebiet wie Phantom komplett abdecken zu wollen. Im Laufe der Jahrzehnte sind so viele Beiträge mit unterschiedlichen Traditionen entstanden, dass alleine der Überblick schon schwierig genug ist. Vor rund drei Jahren hat Christian Blees den damaligen Stand abgebildet. Diese Reihe in der ZACK-Edition bietet immerhin den Überblick über die von dem Deutschen Bernd Frenz verfassten schwedischen Geschichten, kombiniert mit ein paar Hintergründen und zusätzlichen Abbildungen.

Frenz Phantom 2 page 28

Für Phans daher ein Must-Have. Die Reihe enthält die Original-Cover-Zeichnungen in guter Größe, die gezeigten Originale der Seiten-Entwicklungen vom Sketch zum Layout sind vielleicht etwas zu klein, um sie wirklich lesen zu können, erlauben aber dennoch einen guten Eindruck!

Dazu passen die UK Subs, etwa mit „Warhead“und ein lokal gebrautes Bio-Bier.

© der Abbildungen 2024 Kings Features Syndicate ™Hearst Holding, Inc/Distr. Bulls / 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

ZACK 315 (September 2025)

ZACK 315

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK 315

Und weiter geht’s mit den Heldinnen auf den Titelbildern – es gibt genügend Serien mit weiblichen Protagonistinnen und es ist gut, das auch mal offensiv zu zeigen. Das September-Motiv des ZACK stammt aus der neuen Serie Wynona von Hans van Oudenaarden (VanO), der bereits mit Rhonda im Magazin vertreten war.

Der Neustart

Erde – Nordamerika – USA, in nicht allzu ferner Zukunft: Ein Mann rennt durch ein Labyrinth aus Gassen, stolpert und sieht sich einem gewaltigen Bären hilflos ausgeliefert. In diesem Moment betritt eine junge Frau das Büro eines abgehalfterten Anwalts, der gerade noch rechtzeitig aus seinem Traum aufschreckt… Es geht darum, einen Native American vor der ihn erwartenden Todesstrafe zu bewahren, in einem sehr polarisierten politischen Klima das fatal an reale Situationen erinnert. VanO eröffnet Das Erwachen des Bären, den ersten Teil der neuen Serie Wynona, grandios: Spannend, aktuell und mit Zeichnungen, die damit spielen, ein wenig skizzenhaft zu wirken.

ZACK 315 page 5

Die Fortsetzungen

Danach geht es noch ein kleines Stück weiter in die Zukunft: ein Virus führt zu einer Rückbildung von Evolutionsschritten da es ähnlich wie CRISPR funktioniert. Die Menschheit reagiert mit Furcht, Ausgrenzung und Gewalt auf die Folgen der Krankheit, doch die Heldin, die Paläontologin Anna Meunier, will sich nicht damit abfinden, dass es weder Hilfe noch Akzeptanz gibt, besonders, da ihr Freund selbst zum Erectus mutiert ist. Sie versucht, den in einem Zoogehege Untergebrachten zu helfen und verlässt den Weg der Legalität. Erik Juszezak hat klassische SF-Motive und die Erfahrungen der COVID-Pandemie verknüpft und eine gut lesbare, realistisch gezeichnete Geschichte daraus gemacht. Für mich ein Kandidat für vordere Plätze in der Jahreswertung!

ZACK 315 page 23

Bereits das dritte Mal dabei ist der Relaunch von Julie WoodTödliches Rodeo. Es geht um eine junge Amerikanerin, die den Traum hat, professionelle Fahrerin zu werden. Allerdings gefallen ihrem Bruder nicht alle Mittel, die sie dafür anwenden will. Ein zweiter Strang dreht sich um kriminelle Machenschaften, die bereits ganz zu Anfang ein Todesopfer gefordert hatten. Mittlerweile haben die Gangster die Verbindung zu dem Onkel der Woods gefunden. Eine solide Story von Philippe Pelaez mit für Fans des Originals enttäuschenden Bildern von Claudio Stassi. Zwar werden die Panels von Seite zu Seite besser und aussagekräftiger, kranken aber immer noch ein wenig an mangelnder Dynamik.

ZACK 315 page 49

Der Deadline-Day hat gerade wieder bewiesen, wie verrückt der Markt für den Austausch von Fußballprofis zwischen Vereinen mittlerweile geworden ist. Alte Versprechen geht zwar zeitlich in die Vergangenheit, in die vermeintlich Goldenen Zeiten von 1995, zeigt aber, dass auch damals schon nicht alles „gut“ war. Benito Castanera ist ein Spielervermittler. Sein einziges Juwel ist zum Sportinvaliden geworden, bevor er zum Star werden konnte. Seitdem versucht er verzweifelt, ein neues, williges Opfer zu finden. Seiner aktuellen Hoffnung scheinen allerdings ein paar Qualitäten zu fehlen. Bitterböse Satire von Álvaro Velasco & Iñaki San Román, kongenial in einem leicht verfremdeten Realismus von Pedro Rodríguez umgesetzt.

ZACK 315 page 64

Was hat Jolanne nicht schon alles mitgemacht: Betrogen, geschlagen, zum Tode verurteilt, geflüchtet, gefangen genommen, deportiert nach Indien, dort zur Bordellleiterin aufgestiegen und von ihrem Peiniger wiedergefunden, erneut geflohen, das Gedächtnis verloren, aufgenommen von der Frau des Gouverneurs von Pondicherry und erneut wiedergefunden … Die aktuelle Folge von Rani erlaubt eine kleine Verschnaufpause, droht der Heldin aber ständig mit der Vernichtung, ist sie doch schließlich von einem Gericht Verurteilt! Eine spannende Story mit großer indischer Kulisse von Jean Van Hamme & Alcante mit Zeichnungen von Francis Vallès. Bisher definitiv ein Liebling der Leser*innen.

ZACK 315 page 83

Der Abschied

Herr Romanov ist die letzte Kurzgeschichte mit Harry & Platte aus der Feder von Dennis Lapière mit Zeichnungen von Sikorski. Wo die Liebe hinfällt geschehen seltsame Dinge und die bekannten Maßstäbe von richtig und falsch beginnen zu verschwimmen. Aber darf Liebe alles?

ZACK 315 page 42

Und sonst?

In den Anfängen des neuen ZACK tauchten zwei Helden auf, die komplett gegen den Strich gebürstet waren: Spoon & White. Auch sie erleben gerade einen Relaunch. Erste Einblicke gibt es in diesem Heft – Bei Gefallen sicherlich mehr davon in diesem Theater …

Dazu Der Ritter, Tizombi und Parker & Badger mit ihren Erlebnissen, die den Leser*innen den Wechsel zwischen den Serien versüßen, und einige redaktionelle Beiträge: Michael Klein über das ZACK vor 50 Jahren, ein Interview mit Isabell Kreitz über ihre neue Graphic Novel und die Verstrickungen während der NS-Zeit sowie eine Einführung in Gunung Darah vom Verfasser dieser Zeilen.

Dazu The Sweet, etwa mit Ballroom Blitz und ein Guinness.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2025

Manini/Willem – Das Mädchen von der Weltausstellung

Gesamtausgabe

Autor: Jack Manini

Zeichnungen: Étienne Willem

Originaltitel: La fille de l´exposition universelle

Blattgold Verlag

Hardcover | 156 Seiten | 39,00 €
ISBN: 978-3-949987-73-1

Cover Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe

Obwohl das ZACK-Magazin sich ausdrücklich nicht als VORveröffentlichungsmagazin versteht, gibt es doch mittlerweile ein paar Inhalte, die danach auch als Album produziert werden. Dazu gehören natürlich die Klassiker wie Michel Vaillant oder Tanguy & Laverdure, aber auch Gesamtausgaben von Serien, die bei der Leser*innenwahl sehr gut abgeschnitten haben. Neben den Flintenweibern ist hier der Zeichner Étienne Willem das zweite Mal vertreten.

Eine Stadt in Aufruhr

Die erste Weltausstellung in Paris fand bereits 1855 statt. Nur wenige Jahre nach der ersten überhaupt in London wollte sich das Frankreich unter Napoleon III als moderne Nation präsentieren, als Zentrum der Welt und als Platz für Handel und Innovation. Inmitten dieser Ideen steht ein Wohnwagen einer Roma-Familie: Eine Mutter, die mit ihren Kindern in ihrem Arbeitsplatz wohnt, bietet sie doch Hellseherei an. Sie steht mit ihrem Wagen dort, wo aufgrund der Ausstellung mit Massenandrang gerechnet werden kann. Eigentliche Heldin ist aber ihre Tochter Julie Kleinnagel, das titelgebende Mädchen von der Weltausstellung.

Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe page 5

Als 12-jährige ist sie mit ihren hellseherischen Fähigkeiten bereits die wirkliche Ernährerin der Familie, die Mutter bietet nur den Rahmen. Sie „sieht“ ein Verbrechen und wird in eine verrückte Intrige verstrickt, die mit dem Tod des Kaisers enden soll. Nur wenige Jahre später, 1867, findet die zweite „EXPO“ in Paris statt. Wieder steht Julie mit ihren Fähigkeiten im Mittelpunkt. Während sich einerseits die männliche Kundschaft nach ihr verzehrt, will ein Teil der radikalen polnischen Opposition den Besuch des Zaren nutzen, um ihn zu ermorden.

1878 ist Julie mittlerweile eine stattliche Frau von 35 Jahren aber immer noch solo. Wieder beginnt die Geschichte mit einem von ihr geträumten Verbrechen, dass so auch in der Realität passiert. Ein brutaler Mörder entkommt. Gleichzeitig ist Paris nicht nur begeistert von dem begehbaren Kopf der Freiheitsstatue, die kurze Zeit später nach New York verbracht werden soll, sondern auch von der Phrenologie, einer angeblichen Wissenschaft, die eine Korrelation aus Kopfform und Kriminalität herstellen möchte.  Wieder schafft Jack Manini eine Verbindung aus den geschichtlichen Attraktionen und einer spannenden Kriminalgeschichte mit wohligen Grusel-Elementen!

Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe page 6

Witz und Action

Nicht allzu viele Zeichner schaffen es, eine witzige, teils übertriebene Umsetzung eines doch recht harten Krimistoffes glaubwürdig umzusetzen. Die Emotion der Beteiligten, vor allem derjenigen, die sich vollkommen im Recht glauben, ist sichtbar und wirkt zweifelsfrei. Aber auch die Slapstick-Elemente sitzen und die Romantik, bzw. die oftmals eben doch fehlende Romantik wirkt ebenfalls genau richtig dosiert. Seit Bastos und Zakuski habe ich keinen historischen Krimi dieser Art mehr so gut ausgeführt gesehen!

Étienne Willems Zeichnungen sind sehr dynamisch, viele Speedlines treiben die Handlung voran. Gleichzeitig ist das Layout extrem variabel. Obwohl es sich an einem traditionellen vierstreifigen Schema orientiert, wird es oftmals durch abgerundete Formen gesprengt. Diese wiederum nehmen ihrerseits architektonische Referenzen an die für die Weltausstellung errichteten Bauten auf. Ein sehr stimmiges Gesamtkonzept!

Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe page 7

Ein Top-Tipp!

Inhaltlich gibt es an dieser Gesamtausgabe nichts auszusetzen. In Ergänzung der vorabgedruckten Comics gibt es zu den drei Weltausstellungen jeweils einen Anhang in dem Julie durch die Exposition führt und auf Besonderheiten und geschichtliche Hintergründe aufmerksam macht. Wegen dieses „Mehr“ gegenüber dem ZACK-Abdruck ist sie dementsprechend auch für alle Leser*innen des Vorabdrucks zu empfehlen.

Mädchen von der Weltausstellung Gesamtausgabe page 8

Die Qualität der Stories und der Zeichnungen ist am oberen Ende des Spektrums angesiedelt und sollte auch Gelegenheitskäufer*innen mit einem Faible für historische Krimis und für starke Frauen ansprechen. Es ist nur anzumerken, dass das Konzept ursprünglich auf alle fünf Pariser Weltausstellungen angelegt war. Der Freitod des Zeichners hat diese Pläne vorzeitig beendet. Wer will kann wieder auf die limitierte Vorzugsausgabe setzen, die ein Variantcover hat und mit einem von Manini signiertem Druck ausgeliefert wird.

Dazu passen Molodoï etwa mit „Dragon libre“, und ein Pastis auf Eis oder mit Wasser.

© der Abbildung 2018 BAMBOO ÉDITION par Manini et Willem / 2025 Blattgold Verlag, Bad Dürkheim

Lapière/Dutreuil – Michel Vaillant Legenden 3

Eine furchtbare Saison

Story:  Denis Lapière
Zeichnungen: 
Vincent Dutreuil
Originaltitel: 
Michel Vaillant Légendes tome 3 – Effroyable saison

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Softcover | 80 Seiten | Farbe | 24,00 €

ISBN: 978-3-949987-13-7

Cover Michel Vaillant Legenden 3

Neben der aktuellen, zweiten Staffel mit Geschichten über die Rennsportlegende und die dazu gehörige Familie hat man sich entschieden, auch „im alten Stil“ weiterzuarbeiten. Die Legenden-Reihe ist eine Art Hommage an Werke von Jean Graton, sie nimmt Geschichten oder Fragmente davon erneut auf und präsentiert Rennen aus den 60-er und 70-er Jahren im Stil des Altmeisters.

Die Saison 1970 – Ein Wendepunkt

Nachträglich betrachtet gibt es immer wieder Jahre, die für eine bleibende Veränderung in der Formel 1 und im Motorrennsport überhaupt gesorgt haben. Während es manchmal technische Veränderungen waren, die alles auf den Kopf gestellt haben, sind es oftmals auch Unfälle gewesen, insbesondere, wenn sie tödlich verlaufen sind. 1970 war so ein Jahr: Bruce McLaren, Piers Courage und Jochen Rindt kamen auf den Rennstrecken ums Leben …

Michel Vaillant Legenden 3 page 3

Während die Fahrer sich damals uneins waren, wie damit in der laufenden Saison umgegangen werden sollte, war klar, dass für die kommende ein neues Sicherheitskonzept implementiert werden musste. 1970 war noch nicht einmal sichergestellt, dass brennende Fahrzeuge schnell genug gelöscht werden könnten.  Eine furchtbare Saison beschreibt nicht nur die Ereignisse auf der Strecke (natürlich in einer etwas fiktiven Weise da in der Realität Michel Vaillant nicht mit von der Partie war), sondern auch die Diskussion unter den Fahrern und ihre jeweiligen Auffassungen von Gefahr, Adrenalin und Angst.

Dabei kommen der Geschichte auch die unterschiedlichen Typen Vaillant und Warson zu Hilfe, können doch anhand der beiden fiktiven Charaktere die Extreme visualisiert werden. Abgerundet wird der Band durch eine Kurzgeschichte von Jean Graton, Die Tore zur Hölle, die den Feuerunfall von Jacky Ickx aus eben diesem Jahr zum Thema hat. Dieser Unfall ist auch Thema des ebenfalls abgedruckten Interviews mit Jacky Ickx das Denis Lapière zur Vorbereitung auf diesen Band geführt hat.

Michel Vaillant Legenden 3 page 5

Mehr Dramatik als üblich

Während in sonstigen Bänden der Serie ein Fahrzeug nach einer Kollision schon mal durch die Luft fliegt oder spektakulär crasht, sind Todesopfer doch eher selten. Zwar gehören sie zur Geschichte der Formel 1, der Anstand gebietet es aber üblicherweise, sie nicht zum Gegenstand eines Comics zu machen. Hier liegt die Sache anders, denn es geht gerade darum, die Ignoranz der Veranstalter zu zeigen, die Sicherheitsvorkehrungen und präventive Maßnahmen oft aus Kostengründen ignoriert haben.

Und so ist diese Saison, für die ein Weltmeister nur posthum ausgezeichnet werden konnte, auch ein Anlass um über Selbstorganisation, Verantwortungsübernahme auf der einen, Risikobereitschaft auf der anderen zu schreiben. Dieser Spagat ist gelungen! Sowohl die „neue“, als auch die „alte“ Story sind getragen von der Berichterstattung und weit entfernt von Sensationsgier und Verachtung.

Detail Michel Vaillant Legenden 3 page 6

Ein trauriges Kapitel mit positiven Auswirkungen

Die Saison war schrecklich, aber sowohl Fahrer als auch Veranstalter haben daraus gelernt. Das Spektakel, die Show müssen weitergehen, aber nicht mehr wir vorher. Diese Entwicklung wird deutlich und sie führt auch den heutigen Leser*innen noch einmal vor Augen, wie die Anfänge ausgesehen haben. Man kann dem Ganzen aber auch entnehmen, welcher psychologische Druck auf den Fahrern und ihren Beziehungen liegt. Können sich erstere noch aussuchen, ob sie dabei sein wollen oder nicht, sind Familie und Freund*innen dieser Chance beraubt.

Gerade das im Anhang abgedruckte Interview mit einem der Unfallopfer schafft die Verbindung zwischen Fiktion und Realität. Insofern vielen Dank für die Wahl dieser Ausgabe für die deutsche Fassung! Im Übrigen gibt es auch dieses Mal wieder eine limitierte Vorzugsausgabe mit Variantcover und signiertem Druck.

ExLibris VZA Michel Vaillant Legenden 3

Dazu passen ein Hit aus den 70-er Charts: Desmond Dekker mit „You can get it if you really want“ und ein Asti Spumante.

© der Abbildungen 2024 Graton Editeur, by Lapière, Dutruil | 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

Apikian/Rossi – Die Ballade vom Soldaten Odawaa

Der Horror im Horror des Krieges

Story: Cédric Apikian

Zeichnungen: Christian Rossi
Originaltitel: 
La ballade du soldat Odawaa

Blattgold Verlag – ZACK Edition

Hardcover | 88 Seiten | Farbe | 26,00 €

ISBN: 978-3-949987-68-7

Cover Ballade vom Soldaten Odawaa

Wer hätte nicht gehofft, dass nach zwei Weltkriegen im letzten Jahrhundert die Gefahr eines neuen Weltenbrandes eher eine theoretische geworden wäre. Der Kalte Krieg und unzählige Stellvertreterkriege haben zwar bewiesen, dass die Menschheit sich weiterhin gerne in Blöcke einteilt und zwischen „denen“ und „uns“ unterscheidet. Die aktuellen Ereignisse und die immer häufiger anzutreffenden Warnungen vor einer weiteren Eskalation in wenigen Jahren lassen aber befürchten, dass das ein Trugschluss war.

Ein schmutziger Krieg

Die Geschichte spielt während des Ersten Weltkrieges in Frankreich. Bereits 1915 stehen sich die französischen Truppen, verstärkt unter anderem durch Kanadier, und die deutschen Einheiten in einem gnadenlosen Stellungskrieg gegenüber. Schützengräben, verlaust, kalt, nass und unsicher, werden verteidigt, teilweise verloren und wieder zurückgewonnen. Im Wesentlichen werden aber unzählige Menschenleben vernichtet.

Ballade vom Soldaten Odawaa page 3

Kriege werden allerdings nicht nur auf dem Felde gewonnen, es kommt auch darauf an, die emotionale Seite zu managen. Einerseits ist es wichtig, dass die Unterstützung von zu Hause erfolgt. Es sollten daher möglichst keine eigenen Grausamkeiten bekannt werden. Andererseits ist es wichtig, dass „der Feind“ Angst vor der eigenen Übermacht bekommt. Dazu sind archaische Stärkebeweise, Übertreibungen, Mythen, kurzum, alles, was Horror verbreitet, sehr willkommen.

Cédric Apikian erschafft eine sehr düstere Story, die mit diesen Elementen spielt und eine Art Super-Soldat, Odawaa, in den Mittelpunkt stellt. Dieser, durchaus auf gewissen historischen Persönlichkeiten aufbauend, ist ein Scharfschütze indianischer Herkunft, der nicht zu fassen ist. Sein Bodycount ist unfassbar hoch und scheinbar skalpiert er teilweise seine Opfer…

Ballade vom Soldaten Odawaa page 4

Der blanke Horror

Christian Rossi ist kein Unbekannter – seine Western sind zwar teilweise brutal, trotzdem aber extrem realistisch. Dabei geht er wie etwa in W.E.S.T. auch durchaus in des Phantastische. Die Ballade vom Soldaten Odawaa ist ebenfalls im Grunde ein Western, der viele der grundsätzlichen Narrative enthält. Daneben ist es aber auch ein Horror-Comic und – vor allem anderen – ein grandioses Anti-Kriegs-Epos. Neben der guten Story tragen die Bilder von Rossi dazu bei: selten habe ich in einem Band mit Überlänge so wenige Panels gesehen, die nicht komplett düster sind!

Dabei stehen das Leben im Schützengraben, die Aktion des Tötens und die feindliche Umwelt im Vordergrund. „Umwelt“ ist dabei übrigens etwas weiter definiert als üblich; ich zähle das wabernde Giftgas durchaus dazu. Und selbst das letzte Panel, dass sich auf die zweite Handlungslinie bezieht, lässt keinen Grund zur Hoffnung!

Ballade vom Soldaten Odawaa page 5

Nicht für Jede*n

Die Ballade vom Soldaten Odawaa ist starker Tobak und nichts für schwache Nerven. Der Band ist meilenweit davon entfernt, in Richtung Splatter zu gehen, aber er ist eben doch aus einer pessimistischen Haltung heraus geschrieben. Der Mensch wird es nicht lernen, seinen eigenen Egoismus unterzuordnen und in einer freien, gemeinsam definierten Welt ohne Schranken, Vorurteile und Hass leben zu wollen. Diesen Ansatz muss man nicht teilen, er liegt aber dieser Geschichte zu Grunde!

Basierend darauf sind sowohl Text als auch Zeichnungen extrem gut geraten und vermitteln genau den gewollten Eindruck. Auf Grund der grafischen Komplexität empfiehlt es sich sogar, den Band innerhalb kurzer Zeit mehrfach zu lesen. Wer möchte, kann zur Vorzugsausgabe greifen: Sie ist auf 99 Exemplare limitiert, hat ein Variantcover und kommt mit einem signierten Druck.

Cover Ballade vom Soldaten Odawaa Vorzugsausgabe

Dazu passen Stiff Little Fingers, etwa mit „Alternative Ulster“, und ein Trooper von Crew Republic.

© der Abbildungen Casterman, 2019 / 2025 Blattgold GmbH, Bad Dürkheim

ZACK 314 (August 2025)

ZACK 314

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Wegen der Sommerferien erfolgt die Besprechung des aktuellen ZACK ein wenig später als gewohnt. Das Titelbild passt in die heutige Zeit: Katastrophen überall! Kriegsparteien lassen einen glauben, dass Tucholski möglicherweise doch Recht hatte, das Klima spielt weiterhin verrückt und Fake News erscheinen vielen Leuten als Wahrheit. Auch Rani ist im Grunde nichts anderes als ein Opfer von entstellten Wahrheiten.

Der Neustart

Die eben bereits angesprochene Rani ist nicht nur das Covergirl dieser Ausgabe, es startet auch bereits Teil 6 dieser von Jean Van Hamme und Alcante ursprünglich als TV-Serie konzipierten Reihe: Verurteilt! Mehr zur Vorgeschichte im Serienkompass (Achtung, Spoiler). Die in Pondichéry vom französischen Gouverneur aufgenommene Jolanne findet aufgrund der Konfrontation mit ihrem Peiniger zwar ihr Gedächtnis wieder, verliert aber die Unterstützung ihrer Gönnerin. Prachtvolles Historienspektakel vor indischer Kulisse von Francis Vallès.

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Die Fortsetzungen

Der überlange Science-Fiction-Thriller Erectus von Erik Juszezak stellt einige essenzielle Fragen: Wie sollen und wie wollen wir mit einer Bedrohung der Menschheit umgehen? Wie definieren wir menschliches Leben und seine Schutzwürdigkeit? Während aktuell die deutsche innenpolitische Debatte von der Frage nach dem Beginn der Menschenwürde geprägt wird (allerdings oft mit gefälschten angeblichen Belegen) geht es hier darum, ob die von einem Virus befallenen Menschen, die sich zu Urahnen zurückentwickelt haben, noch als solche anzusehen sind oder ob man sie als krankhafte „Störer“ besser interniert und gegebenenfalls sogar tötet.

Die 2. und 3. Liga sind bereits wieder gestartet, die Bundesliga folgt bald. Alte Versprechen von Álvaro Velasco & Iñaki San Román hilft, die (mittlerweile viel zu kurze) Fußballlose Zeit zu überbrücken. Der kommende Star wird wegen seiner Verletzung nie wieder im Rampenlicht stehen, aber es gibt ja noch weitere Talente, denen man eine grandiose Karriere versprechen kann. Und dann gibt es da noch die Tochter, die eben leider kein Mann ist…

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Wieder dabei sind Harry und Platte: die vorletzte der Kurzgeschichten von Dennis Lapière und Sikorski erzählt die Geschichte einer Geiselnahme. Natürlich wissen wir alle, dass solche Sachen niemals gut ausgehen und dieses Wissen haben auch alle Beteiligten. Trotzdem versuchen alle mehr oder weniger erfolgreich, dieses eine Ereignis doch irgendwie anders ausgehen zu lassen. Großes Kino!

Die zweite Motorsportikone aus Jean Gratons Feder, Julie Wood, erlebt eine Wiedergeburt. Nicht nur Michel Vaillant wurde runderneuert, auch die junge amerikanische Bikerin darf sich wieder präsentieren. Während die Story von Philippe Pelaez durchaus spannend erzählt wird, sind die Zeichnungen von Claudio Stassi für meinen Geschmack ein wenig zu digital und zu weit weg vom Original aus den Siebzigern. Das wäre vollkommen okay, wenn nicht Florent Daniel viel zu flächig koloriert hätte. So wirken vor allem die Gesichter in Tödliches Rodeo etwas zu „billig“.

Der Abschied

Mit dem letzten Teil des letzten Bandes Die Zeit der Kolonien geht die Familiensaga Die Bank zu Ende! Pierre Boisserie & Philippe Guillaume präsentierten uns eine Familienfehde die Dallas in den Schatten stellte, die Entwicklung der Finanzinstitute, der Stadt Paris und der Kolonien nahebrachte und immer wieder die gesellschaftliche Rolle der Frau thematisierte. Stéphane Brangier durfte Kostüme zeichnen, Dekors unterbringen, Massenszenen aufs Papier bringen und immer wieder Emotionen. Das ist ihm trotz des etwas sperrigen Themas gut gelungen. Das war eine Bereicherung!

Und sonst?

Der Ritter muss den Alltag überstehen, Tizombi definiert Heimweh neu und Parker & Badger zeigen weiterhin, wie viele Situationen sie nicht beherrschen! Dazu Michael Klein über das ZACK vor 50 Jahren, ein Artikel über die Romane mit Caro Morane und der dritte Teil der Serie über Erotik und Comics vom Verfasser dieser Zeilen. Diesmal geht es um das Verlagshaus Schreiber & Leser.

Dazu The Jam und später freue ich mich auf einen Aperol Spritz.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2025

ZACK Sonderheft 2 (2025)

Kurzgeschichten und Onepager

Herausgeber/Chefredaktion: Georg F. W. Tempel

Blattgold Verlag

Heft Din A 4 | 100 Seiten | Farbe | 9,70 €
ISSN: 1438-2792

Cover ZACK Sonderheft 2

Seit Jahren gibt es eine Diskussion darüber, ob das ZACK häufiger erscheinen sollte oder nicht. Neben reinen finanziellen Erwägungen (nicht jede*r kann/will es sich leisten, alle 14 Tage 10 € auszugeben) ist auch die „Standzeit“ in den Zeitschriftenauslagen wichtig. Verdoppelung der Frequenz bedeutet Halbierung der Sicht- und Kaufbarkeit einer Ausgabe. Der sehr lobenswerte Kompromiss aus dieser Diskussion ist das ZACK Sonderheft, das zunächst im Probelauf ungefähr alle sechs Monate zusätzlich erscheint!

Schwerpunkt Dany

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Daniel Henrotin, so der bürgerliche Name des Belgiers der als Dany arbeitet, ist eines der Schwergewichte des frankobelgischen Comics. Bekannt wegen seiner Arbeiten an Oliver Rameau (und Columbine), auch in dieser Ausgabe vertreten, Andy Morgan oder Abenteuer ohne Helden, wechselte er später in das Soft-Erotik-Genre. Spätestens seit dem Skandal um den zurückgezogenen Spirou-Band ist klar, wie sehr sich der Markt und seine Grenzen geändert haben. Über den Künstler gibt es einen sehr ausführlichen Artikel von Volker Hamann.

Natürlich gibt es auch Comics von Dany: die realistische, leicht melancholische Episode Der Traum von Istanbul, Kurzgeschichten mit Oliver Rameau und den aufrüttelnden Western Der Beste. Die Auswahl zeigt sehr gut die Vielseitigkeit des Zeichners und Autoren!

ZACK Sonderheft 2 page 25

Klassiker und erste Eindrücke

Daneben gibt es weitere Highlights mit Klassikern wie Vasco, Corentin und Simon vom Fluss. Alle diese Serien haben über lange Jahre den frankobelgischen Comic mitgeprägt und zeigen die vielfältigen Facetten des Genres. Sehr gut passt auch Wounded Knee in diese Reihe, ein Lehrstück über den immer noch andauernden Umgang mit Mitgliedern der First Nations in Amerika von Yves Duval, Christian Denayer und Franz.

Dazu kommen erste Einblicke in zwei neue Serien im ZACK-Universum: Während Der Ritter hier seinen Einstand gefeiert hat (und mittlerweile in ZACK 313 auch seinen ersten regulären Auftritt hatte), handelt es sich bei Tybalt um einen echten Test. Sollte diese Serie genug Zuspruch bekommen, steht genügend Material für eine spätere Veröffentlichung bereit.

ZACK Sonderheft 2 page 48

Gute Ergänzung zum Monatsmagazin

Das ZACK Sonderheft ist natürlich eine gute Ergänzung für die Leser*innen des regulären Heftes, enthält es doch Material für das sonst kein Platz wäre. Es eignet sich aber auch „solo“ für Fans von Comic-Kurzgeschichten im Stil des Tintin-Magazins und stammt ja auch zum Teil aus dem Jubiläumsband für ebenjenes Heft. Der einzige Kritikpunkt meinerseits sind die fehlenden Angaben zum Erstabdruck der Geschichten, erlauben diese doch eine bessere Einordnung in Epochen oder Serienchronologien. Heft 3 wird im Übrigen keine Kurzgeschichten, sondern eine komplette Langstory enthalten.

Detail ZACK Sonderheft 2 page 98

Dazu passen The Distillers, etwa mit „City of Angels“ und eine selbstgemachte Zitronenlimonade.

© der Abbildungen bei den jeweiligen Künstlern und Verlagen / Blattgold GmbH, Bad Dürkheim 2025

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